Plan G
Ich wollte das Publikum eigentlich nicht schon wieder mit diesem Thema belästigen. Aber ich versteh’s nicht: Warum nimmt nicht jemand mal die Genossin Wagenknecht zur Brust und erklärt ihr, was für einen völkischen Quark sie da verzapft, wenn nicht sogar antisemitischen Bullshit?
Was würde passieren, wenn Israel keine Waffen mehr kaufen könnte? Das kann man sich doch angesichts des Geisteszustands der meisten dortigen Araber vorstellen. Das nimmt die Wagenknecht also billigend in Kauf. Ich fass es nicht….
Der Autor im „Neuen Deutschland“ Raul Zelik ist ausnahmsweise, wie bei diesem Thema sonst üblich, kein Quotenjude, beruft sich aber auf Jüdische Diaspora-Organisationen, womit das geklärt ist. „Und zweitens sind in dieser Frage auch Palästinenser Betroffene. (…) Worüber nicht gesprochen werden soll, sind die völkerrechtswidrigen Vertreibungspläne in Gaza und die Urteile der internationalen Justiz. Die nämlich schreiben verpflichtend vor, jede Kooperation mit israelischen Institutionen einzustellen, die an der Besatzungspolitik beteiligt sind“. Mehr muss man gar nicht wissen.
Natürlich darf jeder Israel kritisieren. Das mache ich auch, wenn mir jemand erzählen will, irgendwelche „Rechte“ gäbe es, weil das in frommen Büchern stehe. Da zitiere ich dann ganz schnell Israel Finkelstein: Alles Fake News.
Ich begrüße den Plan der „US-Aministration“ (was nur aus dem Englischen rückübersetzt ist, weil man das deutsche Work „Verwaltung“ nicht mehr kennt). Es gibt nur ein Problem – laut Israel heute: „Ausländische Organisationen haben kürzlich im Gazastreifen eine umfassende Umfrage durchgeführt, in der es um die Frage ging, ob die Bewohner des Gebiets bereit wären, den Gazastreifen zu verlassen, so N12. (…)
Laut der Umfrage wollen 50 % der Palästinenser des Gazastreifens nach dem Ende des Krieges verlassen. 80 % von ihnen gaben an, dass sie tatsächlich aktiv Schritte unternehmen wollen, um den Gazastreifen zu verlassen. 66 % der Befragten glauben, dass der sogenannte „Trump-Plan“, der einen Wegzug von Bewohnern aus dem Gazastreifen vorsieht, tatsächlich umgesetzt werden wird.
57 % derjenigen, die ausreisen möchten, nannten als Hauptgrund mangelnde persönliche Sicherheit.
36 % begründeten ihren Wunsch mit Arbeits- und Wirtschaftsgründen, und nur 4 % gaben Flucht vor Armut und Hunger als Hauptmotiv an. (…)
Bevorzugtes Auswanderungsziel der Gaza-Bewohner ist Europa, 73 % der Ausreisewilligen möchten in ein europäisches Land auswandern.“
Welches könnte das wohl sein? Wir schaffen das!
Credits: The Times und The Sunday Times via Telegram-Kanal „Israel Syrien Jemen Iran“
Pharia [Update]
Man ist für Lob empfänglich. Ein Rollenspieler war von der „griechischen Insel“ Pharia, die ich für einen bestimmten Plot in Secondlife gebaut habe, so begeistert, dass er (oder sie) gleich sehr hübsche Fotos gemacht und hochgeladen hat. Ich muss noch herausfinden, wie man Screenshots macht, die nur den Fokus scharf zeigen und den Rest unschärfer. Das geht mit guten Kameras ja auch. #gamedesigner
[Update] [07:24] XXX: great pix
[07:25] XXX: question: How do I get only the focus to be sharp in screenshots and the background to be blurred? For me, everything is always equally sharp.
[07:30] Ganima: it’s the depth of field, if you are using firestorm you can find it in the Dof/Glow tab of the phototools [Menu: World / Photo and Video / Photo Tools / Doc/Glow / enable Dept of field / Dept of Field focus follows pointer]
[07:32] Ganima: also, using the „center focus“ filter sharpen only the center of the screenshot
[07:33] Ganima: with this filter you get the center sharp and the border blurry without even activating the depth of field
[07:47] Ganima: good, this filter is nice when you don’t wanna spent hours to tweak the camera focus with the depth of field ^^
Exodus
Telegram-Kanal „Israel Syrien Jemen Iran“: „Trump beschließt, Araber aus Gaza nach Libyen zu schicken“.
„Die Vereinigten Staaten verhandeln über die dauerhafte Umsiedlung einer Million palästinensischer Araber aus dem Gazastreifen nach Libyen, berichtet NBC unter Berufung auf informierte Quellen. Es wird behauptet, dass die libysche Regierung im Austausch für die Aufnahme der Palästinenser Zugriff auf Milliarden von Dollar erhält, die in amerikanischen Banken eingefroren sind.
Aus dem Bericht geht allerdings nicht hervor, mit welcher libyschen Regierung verhandelt wird. Libyen ist seit dem Sturz des Regimes von Muammar Gaddafi im Jahr 2011 instabil. Das Land ist weiterhin zweigeteilt: Im Westen steht die Regierung unter Abdul Hamid Dbeibah, im Osten regiert Marschall Khalifa Haftar.
Libyen erstreckt sich über ein riesiges Gebiet von etwa 1,8 Millionen Quadratkilometern und hat etwas mehr als sieben Millionen Einwohner. Zum Vergleich: Das benachbarte Ägypten hat eine Fläche von 1 Million Quadratkilometern und dort leben mehr als 100 Millionen Menschen.“
Niña Tojolabal
San Christobal [Cristóbal de las Casas], 29.10.81
Ihr Lieben,
Nach 5 Wochen Mexico sind wir jetzt im Süden angelangt, werden aber durch schwere Regenfälle aufgehalten. Dafür haben wir aber auch ein extrem billiges Hotel mit türkischem Bad. Gestern hat es 7 Stunden gegossen, sodaß man nicht mehr über die Straße gehen konnte, weil das Wasser ca. 40cm hoch in Bächen durch die Stadt floß. Aber wir haben auch schon viel Sonne gehabt. In ein paar Tagen werden wir, wenn die Straße noch existiert, wieder auf Meereshöhe sein, wo das Wetter wieder ganz anders ist. Christobal [Cristóbal] liegt über 2000m hoch. Hier im Bundesstaat Chiapas leben über 150000 Indianer, die teilweise noch ihre alten Sprachen sprechen. Herzliche Grüße
Das Foto auf der Postkarte ist von José Ángel Rodríguez, gedruckt von Litográfica Turmex, S.A. de C.V.
„Niña [Mädchen] Tojolabal“
(Die Briefmarke fehlt, weil ich die Postkarte in einem Briefumschlag verschickt hatte.)
What can we do now
Manche Avatare haben schon einen schrägen Geschmack…
Nachtschicht
Ich muss mich erst einmal von den vier 12-Stunden-Nachtschichten erholen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich jetzt bis Anfang Juni Urlaub habe?
Ich musste heute zudem ein wenig stundenlang herumfummeln und -konfigurieren, weil mir der älteste und unwichtigste Rechner verreckt ist. Man hat ja auch sonst nichts zu tun.
Hermannplatz, revisited
Berlin, Hermannplatz, zur gleichen Zeit wie das Foto von vor ein paar Tagen. Das fachkundige Publikum meinte, es seien eher die 70-er als die 80-er. Da man mein eigenes Taxischild im Rückspiegel sehen kann und ich erst seit 1977 Taxi gefahren bin, ist das Foto Ende der 70-er oder Anfang der 80-er entstanden: Das Bild ist ein eingescanntes Dia, und die Kamera hatte ich mir – falls ich mich richtig erinnere – erst vor der Südamerika-Reise 1979/80 gekauft.
Bulf oder die Kunst, E-Mails nicht zu lesen
A stunning blonde woman in short pants in an office, facing a computer. Seen from behind the monitor, her face is tense and focused as she intently reads the screen. [Ursprünglich hatte ich „swim suit“ geschrieben, aber das wollte die AI nicht akzeptieren. Complaint ist raus.]
Das „asynchone Kommunikationsmedium“ E-Mail gibt es schon länger. Um so mehr muss man sich wundern, dass viele Leute in Organisationen und Firmen elektronisch herumkasematuckeln, als wären sie im zweiten Schuljahr und hart an der Grenze zum Analphabetismus.
Was da alles hereingeschwemmt wird! Obwohl mein Provider (er sei gelobt und gepriesen) schon so ultraharte Spam-Filter hat wie eine Domina im BDSM-Milieu, ist 95 Prozent dessen, was ich lesen soll, Spam oder unverlangter Müll oder beides.
Qualität in der IT? (Ich habe die iX noch nie gelesen, ist also Spam und unerwünscht sowieso.) Qualität ist, wenn fremde Leute, die etwas von mir wollen, in mein Impressum schauen, sich meinen öffentlichen Schlüssel besorgen und mir dann eine verschlüsselte E-Mail schreiben. Alles andere ist dumm, dreist und unhöflich.
Und dann sollte natürlich im Text der Ten-Standard eingehalten werden. Wait a minute. (Gunter schüttelt den Kopf.) Das ist wieder für die, die eiskalt duschen, nur veganes Knäckebrot essen und beim Sex auf dem Kopf balancieren. Aber man kann doch wohl verlangen, dass jemand, der E-Mails schreibt, sich ein paar Gedanken macht, ob die Nachricht auch lesbar ankommt und nicht etwa zu altakkadischen Hieroglyphen zerhauen wird?
Wenn eure Scheiß-HTML-E-Mails unleserlich sind, dann liegt das nicht an mir, sondern daran, dass meine E-Mail-Programme so etwas nicht anzeigen sollen. Ich gebiete es so. Das ist kein Bug, sondern ein Feature.
Screenshot oben: Fast nichts ist erwünscht außer den Google Alerts, die ich selbst eingerichtet habe, alles um mein Heise-Abo, das Abo der Jerusalem Post oder um Vereinsmeierei. Und dass alles trudelt bei mir ein und ist nur ein schmaler Ausschnitt. Da kann man auch nichts herausfiltern.
Ganz besonders bescheuerte E-Mails sendet Xing, das ich so gut wie nie nutze, sondern nur, wenn ich über jemanden sonst nichts finde in den sozialen Medien. Die „gesponsorten“ Beiträge sind fast ausschließlich inhaltlich irrelevant – wie meine Beiträge auf meinen Telegram-, Bluesky- oder Mastodon-Kanälen, die ich nur als Propagandaschleuder für meine Blog-Beiträge gebrauche. Ich wüsste nicht, für was sonst. Ist pure Zeitverschwendung.
Jetzt kommen wir also zu MILF BULF. Ich habe den Verdacht, dass die gar nichts BULF meinen, obwohl ich kurz in das „Lehrvideo“ hineingeschaut und das Gestammel angehört habe, sondern BLUF (nicht das extrem Hässliche):
„Bottom line up front, or BLUF, is the practice of beginning a message with its key information. This provides the reader with the most important information first. By extension, that information is also called a BLUF.“ (Schön dazu: How to Write Email with Military Precision.)
Vermutlich hat da jemand in der AgitProp-Abteilung von Xing irgendwelche unanständigen Assoziationen gehabt und deshalb die Reihenfolge der Buchstaben durcheinandergekegelt…
Geleakt
NIUS hat das Schlechtachten „Gutachten“ des Verfassungsschutzes über die AfD geleakt.
Noch einmal zum Mitschreiben: „Verfassungsfeindliche Bestrebungen“ sind kein juristisches Argument für ein Parteiverbot (vgl. Leitsätze zum Urteil des Zweiten Senats vom 17. Januar 2017). Das BVerfG wird das einfach in die Tonne treten.
„Eine gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtete Zielsetzung einer Partei reicht für die Anordnung eines Parteiverbots nicht aus. Vielmehr muss die Partei auf die Beeinträchtigung oder Beseitigung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung „ausgehen“.“
Keine Zukunft für die so genannte Linke
Interview mit Andrej Hermlin, Pianist und Ex-Mitglied der so genannten „Linken“:
„Die Kritiker Israels haben in der deutschen Öffentlichkeit sehr viel Raum: in den Universitäten, in der Presse, auf den Bühnen der Theater, bei fast jeder Preisverleihung. Dagegen haben die Verteidiger Israels kaum noch Raum in der Öffentlichkeit. Kritik an Israels Regierung oder seiner Kriegsführung ist legitim, aber hier passiert etwas ganz anderes: Israel wird als Staat delegitimiert. Die Antisemitismus-Definition, auf die sich die Linke nun beruft, ist ja keine wissenschaftliche, sondern eine politische. Wenn darin behauptet wird, die Israel-Boykottbewegung BDS sei nicht antisemitisch oder wenn darin eine Ein-Staat-Lösung im Nahen Osten als akzeptabel angesehen wird, dann rüttelt man wissentlich am Existenzrecht Israels. Das ist so schwerwiegend, dass die Partei damit den Kanon der anständigen Parteien verlassen hat. (…)
Aufgrund meiner Herkunft fühle ich mich nicht nur bedroht von der AfD, sondern ebenso von arabischen Schreihälsen auf der Sonnenallee oder von Studenten, die Bluthände an die Wände unserer Universitäten schmieren und damit das Leben jüdischer Menschen in unserem Land gefährden. Mir dreht sich der Magen um bei dem Gedanken, dass die Linke dies nun offensichtlich toleriert und allen Bekenntnissen zum Trotz der Propaganda der Hamas nachläuft. (…)
Dass sich in Deutschland angeblich progressive Kräfte mit islamofaschistischen Kräften im Nahen Osten zusammentun, anstatt ihnen entgegenzutreten, ist eine der niederschmetterndsten und ekelhaftesten Entwicklungen der jüngsten Vergangenheit. So hat die Linke keine Zukunft.“ (Quelle: Tagesspiegel Checkpoint Kurzstrecke, 13.5.25), von Andrej Hermlin auf Facebook)
Unter Fädenziehenden
Ich vermute, dass auch die der Geschichte des Nahen Ostens kundigen Leser das dumpfe Gefühl haben, nicht vollständig über die Geschehnisse informiert zu werden. Nein, ich rede meine nicht die völlig indiskutablen deutschen Medien, sondern alle. Welche Deals werden da hinter den Kulissen abgeschlossen?
Ich habe mir zum Thema einen interessanten Kommentar in der Jerusalem Post von Peled Arbeli übersetzen lassen. (Auch die Jerusalem Post kann keine vernünftigen Links setzen.)
„US-Präsident Donald Trumps geplantes Treffen mit dem syrischen Präsidenten Ahmed al-Sharaa und dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmoud Abbas in Saudi-Arabien sei ein strategischer Schachzug gewesen, der von Trump selbst initiiert wurde – und nicht eine Falle, die ihm von arabischen Führern gestellt wurde, erklärte Dr. Edy Cohen, Mitarbeiter des Israel Center for Grand Strategy und Nahost-Experte, am Dienstag gegenüber Maariv.
Die Amerikaner schützen die Golfstaaten vor dem Iran. Also ist Trump der Boss.
„Wenn es eine geplante Falle gibt, dann müssen wir verstehen, dass derjenige, der sie geplant hat, Trump ist – und nicht umgekehrt“, sagte Cohen. „Die Golfstaaten erhalten Schutz von den Vereinigten Staaten. Es gibt amerikanische Stützpunkte – vor allem in Katar – und die Amerikaner schützen die Golfstaaten vor dem Iran. Also ist Trump der Boss.“
Cohen warnte zudem vor weit verbreiteter Desinformation im Zusammenhang mit den Berichten über den Besuch.
„Es gibt viel Desinformation über diesen Besuch, viele Lügen und Illusionen“, sagte er. „Einerseits behaupten Araber in den sozialen Medien, dass Trump sich abwendet – wegen des Deals, den er mit den Huthis gemacht hat und bei dem Israel außen vor blieb – und deshalb kommen sie zu dem Schluss, dass er gegen Israel ist. Diese Vorstellung ist online so verbreitet, dass einige sogar behaupten, Trump werde einen palästinensischen Staat ausrufen. Das weise ich entschieden zurück.“
Cohen beschrieb eine Atmosphäre der Hoffnung auf arabische Einheit, enthüllte jedoch auch einige der Dynamiken hinter den Kulissen.
„Eine weitere Erzählung, die sich online verbreitet, spricht von einem Treffen ähnlich den Abraham-Abkommen – nur ohne Israel – unter Beteiligung des Präsidenten des Libanon, des Präsidenten Syriens und einem Schritt in Richtung arabischer Versöhnung“, sagte er. „Ich habe keine Antworten darauf, ob so etwas tatsächlich passieren wird, aber das ist derzeit die Stimmung. Es wird behauptet, Trump werde die arabische Versöhnung sicherstellen.“
Cohen fügte hinzu, dass Trumps Beweggründe wahrscheinlich nicht ideologischer Natur seien.
„Meiner Meinung nach macht Trump das nicht umsonst. Niemand liebt die Kataris einfach so. Sie kaufen sich alles mit ihrem Geld“, sagte er. „Wenn Trump sich entscheidet, so etwas zu tun, dann deshalb, weil er hineingezogen wurde. Katar will überall mitmischen. Es ist klar, dass sie dominieren und die Führung in der arabischen Welt anstelle von Ägypten übernehmen wollen. Die Kataris haben den Ägyptern bereits die Führungsrolle abgenommen. Die Weltmeisterschaft war in Katar, und Al Jazeera dominiert die arabische Welt.“
Israel muss Katars Einfluss auf Trump und die arabische Welt verringern
Cohen rief Israel dazu auf, entschlossene diplomatische Schritte als Reaktion auf Katars wachsenden Einfluss zu unternehmen.
„Israel muss jetzt entschieden auf Katars wachsende Macht reagieren“, sagte er. „Beziehungen abbrechen, Katar als Terrorstaat oder Terrorunterstützer einstufen – dann ist es möglich, ihr ganzes Prestige zu zerstören. Ihr Ansehen in der arabischen Welt ist nur deshalb gestiegen, weil sie für uns vermittelt haben. Wir haben ihnen das gegeben.“
Cohen schloss mit einer Warnung und einer hoffnungsvollen Botschaft:
„Die israelische Diplomatie muss aktiver werden. Wir müssen keinen Streit mit Trump anfangen, aber wir müssen ihm die ganze Wahrheit sagen“, sagte er. „Und ich hoffe, dass das den Plan gegen den Iran nicht beeinträchtigt. Ich glaube, Israel und die USA haben gute Beziehungen, und wir greifen effektiv im Jemen an – aber trotzdem bleibt das Gefühl, dass er uns diesmal übergangen hat.““
Pallywood, reloaded
Screenshot der SRF-Tagesschau mit Rami Abu Taima.
„In der SRF-Tagesschau vom 25. April 2025 wurde ein Interviewpartner aus dem Gazastreifen als einfacher „Bewohner von Gaza“ vorgestellt. Nach Recherchen von Audiatur-Online handelt es sich bei dem Mann jedoch um einen bekannten Korrespondenten des katarischen Pro-Hamas-Senders Al Jazeera.“ (AchGut.com)
Unter Doxxenden
Ich muss das Publikum leider mit einem Thema behelligen, mit dem ich mich rein gar nicht auskenne – „Rechtsextremismus“. Bei so etwas muss ich immer Experten fragen, am besten solche, die oft im Fernsehen sind und die das aus dem Bauch heraus schon alles wissen.
Angeblich reden alle zur Zeit über ein angebliches Doxxing, das ein Insasse der öffentlich-rechtlichen Anstalten mit Namen Böhmermann mit einem „großen rechten Influencer“ (taz), der unter dem Pseudonym „Clownswelt“ agiert und angeblich mehr als 300.000 Follower bzw. Abonnenten hat, abzog. Ich benutze das Wort „Doxxing“ nicht, eher „Social Engineering„. Das ist bekanntlich nichts Neues, sondern seit jeher ein Mittel und Instrument investigativer Recherche. Nur dient die, falls sie eine solche ist, der staatsbürgerlichen Aufklärung.
Da ich auch kein Fernsehen schaue, sondern mich auf die Streaming-Dienste beschränke, kann ich auch über den Böhmermann nichts sagen. Diskussionen innerhalb der Medienbubble gehen mir am Gesäß vorbei. Ich habe mir jedoch die Sendung ausnahmeweise angesehen, unter Qualen und permanentem Drücken der Vorlauftaste. Wie kann man sich so etwas antun? Findet der Kerl sich lustig? Ich finde ihn zum Fremdschämen.
Man weiß bei dem Thema schon vorher, was wer schreibt. Es ist also zum Gähnen langweilig. Die Rechten oder wer auch immer sind empört; die Gefühlslinken und Lichterkettenträger finden das Outing mit Namen großartig. Warum um eines nicht existierenden höheren Wesens willen betreibt jemand, der politisch sein will, seinen Youtube-Kanal anonym? Jede popelige Website in Deutschland ist zu einem Impressum verpflichtet. Mit Ansage: Wer den Klarnamen herauskriegen will, schafft das auch. Also kann man das geheime Getue auch gleich lassen.
Der Böhmermann ist fast so peinlich wie der DJV, wenn der sich über Israel äußert. Er wendet sich ausschließlich an ein Publikum, vom dem er meint, dass es ohnehin seiner Meinung ist. Alle anderen sind vermutlich rrrrächts. Alle Nazis außer Mutti und Böhmermann. Dazu passt die Meute im Studio, die auf Bestellung hirnlos klatscht (ich war selbst oft genug in Studios und weiß, wovon ich rede). So überzeugt man niemanden.
Aber ich glaube auch gar nicht, dass das Böhmermanns Absicht ist. Es geht nur darum, dass sich die üblichen Verdächtigen als bessere und gute Menschen fühlen und anschließend die SPD oder die Grünen oder die Linke wählen. Ein Zirkus sondergleichen!
Bei ganz einfachen Fragen sind solche Leute glatt intellektuell überfordert. Was sagen sie zum ehemaligen marxistischen Präsidenten von Peru? „…Gesellschaftspolitisch befürwortet er die Todesstrafe, den Austritt Perus aus der Amerikanischen Menschenrechtskonvention, ist gegen die Einführung der Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften und gegen die Legalisierung von Abtreibung…“ Ist das also ein rechter Marxist?
Oder wenn man nach Deutschland einwandern will? „Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Zustimmung der deutschen Regierung, da die Vergabe der Staatsbürgerschaft in Deutschland stark reguliert ist. Die deutsche Staatsbürgerschaft wird in der Regel nur an Personen vergeben, die einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des Landes geleistet haben oder die aus besonderen Gründen wie familiären Bindungen die Staatsbürgerschaft erhalten möchten.“
Haaaalt! Wait a minute. Ich habe mich vertan – es geht um China! Wer so strikt wie die Volksrepublik China mit der Staatsbürgerschaft umgeht, ist natürlich rechts. Wer die deutsche Staatsbürgerschaft verramscht, ist links. Oder nicht?
Es ist alles so kompliziert heute. Ich blicke gar nicht mehr durch. Ich dachte immer, lechts und rinks könne man nicht velwechsern?
Hermannplatz
Berlin, Hermannplatz, vermutlich Ende 80-er oder frühe 90-er Jahre. Das Kaufhaus im Hintergrund gehört noch zu Kreuzberg, der Rest ist Neukölln.
Max & Moritz und die Völlerei
Ich hatte schon am 21.01.2024 erwähnt, warum das erste Stockwerk des Kreuzberger Wirtshauses Max und Moritz mit Erinnerungen behaftet ist. Ich durfte gestern noch einmal hochsteigen.
Wie das Publikum schon errät, befleißigte ich mich wieder der Todsünde der Völlerei, kombiniert mit der Aufnahme dazu passender Getränke, in Gesellschaft von Aakshay Raghaveendra. Wir besprachen die Weltläufte, Software, Indien, China und alles andere.
Der Flammkuchen war der beste, den ich jemals gegessen habe. Den Apfelstrudel könnte ich auch selbst machen, was auf meiner To-Do-Liste steht.
Anschließend besuchten wir die ebenfalls zu empfehlende Misfit Bar am Leuschnerdamm und nahmen dieses und jenes Getränk zu uns.
Kreuzberg hat sich total verändert, vor allem die Oranienstrasse. An einem Samstag kommt man kaum über den Bürgersteig, weil der überfüllt ist – von der Stiege, die es schon in dern 70-er Jahren gab, bis zum Görlitzer Bahnhof. Ich mag es da nicht mehr – zu viele Hipster und anderes Kroppzeug. Und auf de Straße die üblichen Verdächtigen mit schwanzverlängernden Fahrzeugen.
Ich beschloss, ein wenig zu Fuß heimwärts zu laufen, um den Mangel an Bewegung auszugleichen, und musste bestürzt feststellen, dass der hier schon mehrfach erwähnte Drogendealer meines Vertrauens das Geschäft offenbar aufgeben hat. Es bleibt also zukünftig nur noch der Klick auf das Angebot der Großbourgeoisie…
Macht und Herrschaft im Strandkorb
Meine damalige Freundin und ich irgendwo an der Nordsee (1972). Das Original-Foto ist zu klein, aber auf der digitalen Version kann man erkennen, was ich gerade lese – Urs Jaeggi: Macht und Herrschaft in der Bundesrepublik Taschenbuch (1969). Ich habe das schon etwas fleckige Buch gleich in einem meiner Bücherregale wiedergefunden. Vermutlich habe ich es seit 1972 nicht mehr angefasst – außer bei Umzügen.
Unter Frustrierten
– Jerusalem Post: „Trump remains frustrated at being unable to end Gaza, Ukraine-Russia wars“. Wer hätte das gedacht.
– Middle East Monitor: „Trump cuts off communication with Netanyahu, Israel media says“ – „…due to concerns that Netanyahu has been manipulating him.“ Ach. Ach was.
Museum in Neu Magdeburg 2.0
Nur falls jemand anfinge zu googeln: Das Kulturhistorisches Museum Neumagdeburg [Sim: Koozebane] gibt es in der Realität nicht. Auch ich bin drauf zunächst reingefallen, weil ich, da zur Eröffnung eingeladen, flüchtig „Neubrandenburg“ gelesen hatte. (Neumagdeburg gibt es auch nicht; das Museuem für Naturkunde dortselbst sehr wohl.)
Ich frage mich immer, warum jemand die Realität virtuell abbildet, wenn man doch alles das tun könnte, was in der Realität aus physikalischen Gründen nicht funktionierte: Fliegende Häuser mangels Schwerkraft, Reiten auf Drachen, Fliegen in Steampunk-Raumschiffen, in den hängenden Gärten von Babylon herumfläzen, das Tannhauser Gate ansteuern und allerlei sonstigen Unsinn.
Hier hat sich jemand die Mühe gemacht, ein Museum einzurichten, das bis ins kleinste Detail einem realen Museum ähnelt. Man muss schmunzeln. Diese hässlichen Absperrseile und pseudogoldenen Pfosten, ein typisch deutsches Schild „wegen Baumaßnahmen vorübergehend geschlossen“, genormte Lampen, die Gemälde beleuchten. (Sorry Leute, mein Avatar ist zu groß und passt nicht durch die Eingangstür – ich musste hineincheaten.) Das Niveau des „Bauens“ ist hier eher Mittelmaß und nicht so professionell wie das der wenigen Leute, die damit Geld verdienen können, aber als Gamedesigner auch eine Klasse für sich sind.
Natürlich hat ein virtuelles Museum große Vorteile – man denke an den virtuellen Dresdner Zwinger in Secondlife oder die Georgskirche. Oder an Çatalhöyük“ – leider alles schon wieder verschwunden, obwohl pädagogisch lehrreich.
Wenn ich nie die Chance hätte, etwa arm wäre und gleichzeitig in Port Moresby wohnte, könnte ich als Avatar in den Museen herumwandern, die mich interessieren, gesetzt den Fall, ich hätte schnelles Internet. Und ich müsste noch nicht einmal Eintritt zahlen.
Ich habe nie verstanden, warum deutsche Museen die Chance nie ergriffen haben – vermutlich weil man niemandem schmackhaft machen kann, 200 Dollar im Monat auszugeben (für die Miete einer Sim) und nur zweistellige Besucherzahlen vorweisen zu können.
Man bleibt natürlich auch virtuell nicht von den üblichen Idioten verschont. Das virtuelle Museum erinnert an Auschwitz und an den 80. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager und auf „Nie wieder ist jetzt“. Und schon faselte jemand etwas von „Gaza“ und „Kindermord“.
Mein Avatar war ausnahmsweise unbewaffnet und auch für ein Museum völlig unpassend gekleidet (der Neg Dunkelhäutige mit roten Shorts), aber ich habe mich dennoch nicht zurückhalten können und geantwortet – nach dem Motto: Heute schon einen Antisemiten verdroschen beleidigt?
Der Nachteil virtueller Museen, die nicht so riesig sind wie weiland der Zwinger in Secondlife, dass man nach einer halben Stunde alles gesehen hat. Warum sollte man also wiederkommen?
High-Quality Content
Danke, Fratzenbuch! Natürlich sind alle Beiträge von mir allüberall von hoher Qualität!
Abstrahierte ökonomische Universale, revisited
The image depicts humanity’s historical progression: from communal hunter-gatherers in the Primitive Communism era, to chained laborers under monumental construction in Slavery, to peasants working under armed nobility in Feudalism, and finally to industrial workers and striking laborers in a cityscape dominated by factories and skyscrapers in Capitalism. –ar 3:2
Fortsetzung von Mongolen, Ming und Moguln (Die Kinder des Prometheus Teil III).
Wir können jetzt eine vorläufige Arbeitshypothese aufstellen: Die marxistisch geprägte Geschichtswissenschaft irrte, wenn sie die Abfolge der Gesellschaftsformationen, wie sie in Europa zu beobachten ist, auf den Rest der Welt übertragen wollte. Es gab weder überall eine Sklavenhaltergesellschaft, wie in der Antike, vor allem im römischen Reich, noch ist sie eine notwendige Entwicklungsstufe zum Feudalismus.
Das Problem wurde schon früh erkannt, aber weniger von Wissenschaftlern der sogenannten „sozialistischen“ Ländern, sondern eher von den – nicht sehr zahlreichen – Historikern im „Westen“, die ihren Marx gelesen hatten. Ich erwähnte vor fünf Jahren schon Wilhelm Backhaus: „Marx, Engels und die Sklaverei. Zur ökonomischen Problematik der Unfreiheit„, der immer noch das Standardwerk ist, wenn es darum geht, die Diskussion seit den 70-er Jahren zusammenzufassen.
Backhaus schreibt: „Kurioserweise wurden bis vor wenigen Jahren [das Buch erschien 1974] auch die altorientalischen Gesellschaften als Skalvenhalterordnungen bezeichnet, obwohl dort die „Zahl der Sklaven verhältnismäßig gering“ war und „die Sklaverei noch nicht die gesamte Produktion erfaßt“ hatte. (1) Man habe stattdessen wieder „auf die Marxsche Kategorie der asiatischen Produktionsweise [APW] zurückgegriffen, die ja von Anfang an einen einfachen Weg geboten hätte, alle sonst nicht eindeutig klassifizierbaren, despotisch geführten Gesellschaften systemimmanent zusammenzufassen. Aber gerade der Fall China scheint jetzt Anlaß zu geben, aus leicht erahnbaren Motiven (2) die kaum vollständig wiedererweckte Theorie der asiatischen Produktionsweise zum zweiten Mal zu „liquidieren“.“
Übersetzt heißt das: Wenn statt der Sklavenhaltergesellschaft die „asiatischen Produktionsweise“ die Vorstufe zum Feudalismus gewesen wäre, vor allem in China, bedeutete das damals für die Diskussion unter marxistischen Historikern, dass es einen chinesischen Sonderweg zum Kapitalismus und zum „Sozialismus“ gegeben hätte. Das durfte aber nicht sein.
Dagegen nahmen Marx und Engels die Formen der Produktion als Kriterien zur Strukturierung des historischen Prozesses, der zur Bildung der kapitalistischen oder bürgerlichen Produktionsform führte. Nirgends aber stellten sie ein festes Periodisierungsschema auf, gar mit dem Anspruch auf zeitlich universale und räumlich lückenlose Geltung. Vielmehr beschränkten sie sich bewußt auf den europäisch-mediterranen Bereich, mit nur gelegentlichem Seitenblick auf Asien. (Imanuel Geiss: Zwischen Marx und Stalin Kritische Anmerkungen zur marxistischen Periodisierung der Weltgeschichte, in: APuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte), 41/1974) |

Man muss sich also verabschieden von der Idee, man könne weltweit die Geschichte nach einem festen Schema periodisieren. Gegen diese These gibt es aber ein gewichtiges Argument: Die ökonomische Entwicklung verlief bisher nie „rückwärts“. Feudale Gesellschaften im weiteren Sinn münden immer und ausschließlich im Kapitalismus, nie aber in Sklavenhaltergesellschaften oder in einer Art vorfeudaler Despotie.
Man könnte auch entgegen, der „Sozialismus“ in Osteuropa habe sich bekanntlich wieder in Kapitalismus verwandelt, außer in China – also gebe es doch ein „Zurück“ im Schema. Das halte ich aber nicht für überzeugend, da man durchaus meinen kann, der sowjetische „Sozialismus“ und der seiner Vasallenstaaten sein zwar ein „gültiger“ Versuch, wie die Herrschaft Ciompi in Italien ein „gültiger“ Versuche gewesen sei, den Kapitalismus einzuführen oder die Pariser Kommune für den Sozialismus, nur eben völlig verfrüht, weil die Produktivkräfte noch nicht weit genug entwickelt gewesen seien. (Ich kann mich daran erinnern, ein Interview mit Jack Ma gelesen zu haben, der sinngemäß sagte, Sozialismus könne man erst dann planen (zu etablieren), wenn alle Daten über die Produktion und den Konsum vorlägen, was erst jetzt zu ersten Mal der Fall sei – und nur in China.)
Wenn das aber stimmt, wie steht es dann mit dem berühmten Satz aus dem „Kommunistischen Manifest“, der Anlass für unzähligen Revolutionstheorien war?
„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigner, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zu einander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete, oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen.“ (Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, 1848, in: MEW 4, S. 462) |
CahtGPT: Eine metaphorische Bildbeschreibung, die die marxistische Periodisierung der Weltgeschichte (Urgesellschaft → Sklavenhaltergesellschaft → Feudalismus → Kapitalismus) veranschaulicht, könnte wie folgt aussehen…
Dahinter versteckt sich die noch wichtigere Frage: Wo wird das alles enden – oder auch nicht? Und kann man Prognosen treffen? Bevor wir das angehen und bevor wir das Needham-Rätsel lösen, sollten wir die „abstrahierte ökonomische Universale“ diskutieren. Was bedeutet das genau?
Und wieder mal: It’s the Produktionsverhältnisse, stupid. Der idealtypische Arbeiter im Kapitalismus hat nichts weiter mehr als seine Arbeitskraft, die er verkauft, auch wenn er mehrere unser Oma ihr klein Häuschen besitzt. Das Gegenteil wäre eine – auch idealtypische – „Urgesellschaft“, in der alle Produktionsmittel dem Kollektiv gehören. (Ein Warlord oder Stammesführer eignet sich nicht die Produktionsmittel an wie etwa Jarl Haraldson in „Vikings“, sondern schöpft nur den Überfluss ab – wie der germanischen Stämme bei ihren Raubzügen ins römische Reich. Reichtum allein schafft keine Klassengesellschaft.
Ein idealtypischer Bauer betreibt Subsistenzwirtschaft, muss niemandem etwas abgeben und besitzt alle Produktionsmittel, die er braucht.
Man kann alle genannten Formationen (in Klassengesellschaften) hinreichend beschreiben, wenn man sich die Position des jeweiligen Arbeiters, also desjenigen, der Werte schafft, zu den Produktionsmitteln ansieht. Sklaven besitzen nichts, für ihren Unterhalt und ihre Nahrung muss aber der Besitzer aufkommen. Bauern im Feudalismus besitzen ihre Produktionsmittel, müssen diese aber auch für den Feudalherrn einsetzen. Dieser besaß aber nicht unbedingt ihr Land: bis zur frühen Neuzeit gab es auch vielfältige Formen gemeinsamen bäuerlichen Grundbesitzes wie etwa die Allmende. Für andere Arbeiten (Mühlen, Wassermühlen, Handwerk) hat sich die „Grundherrschaft“ etabliert, die nicht nur Werte abschöpft, sondern auch das Gewaltmonopol durchsetzt und „gemeinschaftliche“ Arbeit organisiert. Im Unterschied etwa zur so genannten „asiatischen Produktionsweise“ herrscht der Feudalherr über die Bauern, nicht etwa ein „gemeinsamer“ Despot oder König, zu größeren kollektiven Arbeiten (etwa Pyramidenbau) kommt es nicht.
Eine sich auflösende „Urgesellschaft“ entwickelt sich also im Weltmaßstab zu feudalen Formen, idealtypisch in Japan. Die antike Sklavenhaltergesellschaft war ein „Sonderweg“ und eine Ausnahme, die aber durch ihre Spätformen wie das Kolonat den Weg zum Feudalismus in Nordwesteuropa beschleunigte.
Der Feudalismus bringt immer und überall den Kapitalismus hervor – aber nicht überall gleich schnell. Wer das Rennen zum Kapitalismus gewinnt, kann die ganze Welt erobern und seine Wirtschaftsform allen anderen aufzwingen, wie teilweise im Britischen Weltreich geschehen. Es heißt aber nicht, dass diese Ökonomie dort auch automatisch etwas schafft, was über die kapitalistischen Produktionsverhältnisse hinaus weist. Wir müssen uns also China zuwenden…
To be continued.
Dieser Bäuerin wurden alle Produktionsmittel weggenommen, und sie muss jetzt in die Stadt ziehen und dort ihre Arbeitskraft einem Kapitalisten verkaufen, falls sie anständig bleiben will.
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(1) Backhaus verweist auf W.I. Awdijew: Geschichte des alten Orients, dt. Berlin 1953, A.W. Mischulin: Geschichte des Altertums, Dt. Berlin/Leipzig 1948, Wolfgang Helck: Die soziale Schichtung des ägyptischen Volkes im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., JESHO (Journal of the Economic and Social History of the Orient) 1 (1959), 1-36, Abd El-Mohsen Bakir: Slavery in Pharaonic Egypt, Kairo 1952. Die erwähnten sowjetischen Historiker, deren Büchern ins Deutsche übersetzt wurden, waren an den Stalinschen Unsinn zum Thema gebunden und konnten nicht frei forschen.
(2) Karl August Wittfogel hatte den Begriff der „orientalischen Despotie“ (Oriental Despotism, 1957) geprägt, galt aber, obwohl er sich auf Marx berief, als „bürgerlicher“ Wissenschaftler und durfte deshalb im Ostblock nicht recht haben.
Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II 15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)
– Mongolen, Ming und Moguln (Die Kinder des Prometheus Teil III) (09.03.2025)
– Abstrahierte ökonomische Universale, revisited (08.05.2025)
Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) (05.11.2020)
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) (27.12.2020)