Beleidigung, Pornografie, Kinderpornografie, Verstoss gegen das Waffengesetz, Computerbetrug

personenbezogene Daten

Die Gefahren des Journalistenlebens und des Bloggens: Wenn ein Staatsanwalt gegen mich ermittelte, würde er das da oben sehen und einen „passenden“, aber falschen Eindruck bekommen. Natürlich sind alle Verfahren erst gar nicht eröffnet oder eingestellt worden. Sie beruhen alle auf Denunziationen (auch anderer Journalisten) oder Verleumdungen oder aus hysterischem Übereifer der Behörden – wie der angebliche Verstoß gegen das Waffengesetz, der mit Freispruch endete. Aber nicht alle Leute würden diesen permanenten Shitstorm des gesunden Volksempfindens, der wie in meinem Fall in zahllosen Anzeigen mündet(e), aushalten.

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Zschäpe: Spur ins Ministerium

Neues Deutschland: „Erneut Erklärungsbedarf: Als das Nazi-Mörder-Netzwerk aufflog, riefen Sachsens Sicherheitsbehörden pausenlos bei Beate Zschäpe an.“

Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen, un dich gehe jede Wette ein, dass die Geschichte von den Mainstream-Medien weitgehen ignoriert wird (weil das Neue Deutschland und der Berliner Kurier sie zuerst hatten):

„Unmittelbar bevor Zschäpe die Wohnung zerstörte, rief sie auf einem Handy an… (…) Eine knappe Stunde später versuchte jemand per Handyanruf Kontakt mit Beate Zschäpe aufzunehmen. Die Nummer des Anrufers ist auf das Sächsische Staatsministerium des Innern, Wilhelm-Buck-Straße 2 registriert. Um 17.50 Uhr versuchte die Polizeidirektion Südwestsachsen aus Zwickau das von Zschäpe benutzte Handy zu erreichen. Ab 18.12 Uhr versuchte wieder jemand mit einer Nummer aus dem sächsischen Innenministerium zu Zschäpe durchzudringen, die da bereits auf der Flucht war. 18 (erfolglose) Anrufe in rascher Folge sind registriert. 18.13 Uhr wählte wieder jemand aus dem Lagezentrum der Polizeidirektion Südwestsachsen die Zschäpe-Nummer.“

Und: „Nach KURIER-Informationen wurde Zschäpe kurz nach der Explosion in Zwickau angerufen – von einem Handy, das im sächsischen Innenministerium gemeldet ist.“

Noch einmal das Neue Deutschland: „Sachsens Innenbehörden müssen erklären, wieso die Polizei am 4. November bereits um 12. 11 Uhr auf Zschäpes Handy anrief und vermutlich der Mobilbox etwas erzählte. Die offizielle Version von Böhnhardts und Mundlos‘ ‚Selbsttötung‘ besagt, dass sich zwei Polizisten gegen 11:30 Uhr dem verdächtigen Wohnmobil näherten, zwei knallartige Geräusche vernahmen und in Deckung gingen. Die Eisenacher Feuerwehr musste kommen, das brennende Fahrzeug löschen. Erst danach wurden die zwei Toten aufgefunden. Das passt so gar nicht mit dem Anruf um 12.11 Uhr zusammen.“

Noch Fragen? Ich habe keine Fragen mehr. Aber der Fall wird selbstredend nie aufgeklärt werden.

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Sturm im Wasserglas [Update]

Meedia über den Sturm im Wasserglas zwischen FAZ und Süddeutsche:
„FAS-Literaturkritiker Volker Weidermann hatte am Pfingstsonntag der Agentur dpa über seine als ‚Nachricht‘ getarnte Satire gesagt: ‚Fiktion und Wahrheit sind ja nicht mehr wirklich zu unterscheiden…Ob sich das jetzt die Titanic oder Günter Grass ausdenkt, ist für mich kein großer Unterschied.'“

Der Mann hat doch vollkommen recht. Die Satire war so gut gemacht, dass man sich auch nicht ärgern sollte, darauf hereingefallen zu sein.

Die Titanic hat natürlich reagiert:
„Mit Sorge und Unverständnis beobachten wir die Auseinandersetzungen zwischen den Feuilletons von SZ und FAZ auf dem für sie fremden humoristischen Gebiet. Insbesondere die wiederholte, nicht autorisierte Inanspruchnahme der Bezeichnung TITANIC zur Steigerung der eigenen Auflage verstößt gegen Bestimmungen internationalen Presserechts, darunter die Schnatterquotierung, das Hybriskontrollgesetz und den Gockeleisperrvertrag. (…) Wir fordern die Konfliktparteien auf, sich wieder auf ihr Kerngeschäft zu besinnen: stumpfe Glossen, verstaubte Karikaturen, tantige Aprilscherze, antisemitische Gedichte und mittelguten Journalismus“.

[Update] Don Alphonso irrt (was er selten tut, wenn es um Medien geht):
„Ich glaube, das ist ein Strukturfehler bei Twitter: 140 Zeichen Unsinn sind schnell abgeschäumt, beim Bloggen muss man auch formulieren und nachdenken, und damit ist die Gefahr, auf so etwas hereinzufallen, doch etwas geringer.“

Daran liegt es nicht – man sollte eben nie etwas glauben, wenn man es nicht überprüft hat. Mindestens zwei unabhängige Quellen. Das ist sollte der Unterschied sein zwischen seriösem Journalismus und Bloggern/Twittern.

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Das Geschäft mit der Angst

Ein Kommentar von mir in der taz: „Das Geschäft mit der Angst (…) Eine Firma, die Anti-Virenprogramme programmiert und verkauft, entdeckt einen neuen Virus? Ach. Wer hätte das gedacht?“

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Ludwig lesen oder: Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?

Bücher

Es gibt keine Glückseligkeit ohne Tugend, ihr habt Recht, ihr Moralisten […] aber merkt es euch, es gibt auch keine Tugend ohne Glückseligkeit – und damit fällt die Moral ins Gebiet der Privatökonomie oder Nationalökonomie. (Ludwig Feuerbach)

Wir machen gleich kurzen Prozess, damit es die Leser nicht allzusehr schmerzt:
Wer wissen will, wie die kapitalistische Wirtschaft funktioniert, sollte zunächst die „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“ von Karl Marx lesen (1100 Seiten), weil darin die Werttheorie entwickelt wird. Dann die drei Bände des „Kapital“ (rund 3000 Seiten, gefühlt 30.000), nicht zu vergessen Ludwig Feuerbachs „Das Wesen den Christentums sowie alles über „Herrschaft und Knechtschaft in der Hegelschen „Phänomenologie des Geistes“ (rund 600 Seiten). Ich erwarte auch fundiertes Wissen in altgriechischer, römischer und mittelalterlicher Geschichte, Grundkenntnisse der Wahrnehmungspsychologie und die Lektüre der Standardwerke der Ethnologie über Fetischismus – wahlweise 500 Seiten Marcel Mauss oder – wer es ganz exotisch haben will – eine antiquierte Scharteke von Maurice Godelier, zum Beispiel „Oekonomische Anthropologie. Untersuchungen zum Begriff der sozialen Struktur primitiver Gesellschaften“.

Jetzt wackeln die geneigten Leserinnen und wohlwollenden Leser mit den Köpfen, fragend, was dieser Burks wohl geraucht haben möge, und beschließen, sofort weiterzuzappen auf etwas Leichtes, Beschwingtes und auch für den durchschnittlichen deutschen Fernsehzuschauer verständliches Wortgebräu, das zu verdauen man das Gehirn nicht über Gebühr anstrengen muss, etwa das tägliche Horoskop, den Wirtschaftsteil deutscher Zeitungen die Börsennachrichten der Tagesschau.

Halt! So einfach ist das eben nicht mit der Wirtschaft. Wer Metzger lernen will, braucht ein paar Monate Lehrzeit, um ein Schwein sauber zerlegen zu können. Und ihr wollte mir weismachen, die Prinzipien, wie Ökonomie im Kapitalismus funktioniere, könne man so mal eben aus dem Bauch heraus, per gesundem Volksempfinden, lernen und verstehen – wie das FDP-Funktionäre Volontäre und Journalisten in Deutschland täglich tun? Habt ihr noch alle Tassen im Schrank?

In Wahrheit ist es mit Karl Marx und seinen Ideen noch viel vertrackter. Das ökonomische Hauptwerk „Das Kapital“, dessen Basis schon in den „Grundrissen“ beschrieben wurde, fußt auf dem, was Philosophie und Wirtschaftswissensschaft im frühen 19. Jahrhundert entwickelt hatten. Marx hat das nur neu und anders interpretiert. Ganz nebenbei nahm er auch heutige Theorien der Wahrnehmungspsychologie vorweg – damals beschäftigte sich die Philosophie mit der Frage: Ist die Welt wirklich so, wie wir sie glauben zu sehen, oder ist sie vielmehr nicht ganz anders? Und wenn die Welt anders ist als wir meinen, wie könnten wir das jemals erfahren?

Ich schrieb über den Warenfetisch: „Im Kapitalismus würden den Waren, dem Geld und schließlich dem Kapital Eigenschaften zugeschrieben, die diese in Wahrheit nicht haben, steht bei Wikidings. Das, was über Wirtschaft gedacht wird, ähnelt dem Abergauben der Religionen, ist also nicht wahr, sondern Unfug. Und das ist zwangsweise so: Die Mehrheit der Leute kann gar nicht anders, aus historischen Gründen, genausowenig wie ein Bauer im alten Ägypten verstanden hätte, dass sich die Erde um die Sonne dreht.“

Das kriegen wir aber erst später.

Stellen wir uns also ganz dumm. Wozu, zum Teufel [sic!], sollte heute noch jemand Ludwig Feuerbach über das Christentum lesen? Der Kerl ist doch schon seit rund 140 Jahren mausetot? Ganz einfach: „Die Religion ist nicht einfach ‚Unsinn‘ oder ‚Aberglaube‘, sie ist die bildhafte Äußerung von Eigenschaften und Impulsen, von ‚Kräften‘, die der Mensch als so wichtig und wesentlich empfindet“. Feuerbach spricht es zwar nicht aus, aber er definierte als erster Philosoph Religion als eine Projektion – im heutigen wissenschaftichen Sinn.

Daraus folgt genau das, was Marx in seinen berühmten Thesen über Feuerbach schreibt: „Feuerbach sieht daher nicht, daß das ‚religiöse Gemüt‘ selbst ein gesellschaftliches Produkt ist und daß das abstrakte Individuum, das er analysiert, einer bestimmten Gesellschaftsform angehört.“

Wer das heute sagt, wird immer noch scheel angesehen. Wie? Der religiöse Aberglaube lässt sich aus der jeweiligen Gesellschaft erklären? Wo kämen wir denn da hin? Dann gäbe es doch keine absoluten Wahrheiten mehr und die heiligen Bücher hätten Unrecht? Ja, liebe christlichen Salafisten, so ist es, und das wusste schon Feuerbach – und Marx sowieso.

Die Menschen haben also ein „falsches Bewusstsein“ (Ideologie), sie machen sich Illusionen über sich und das, was die Welt zusammenhält. Diese Projektion ist ja nach Gesellschaftsform unterschiedlich – man könnte modern sagen: In Papua-Neuguinea glaubt man, das Tänze das Wetter beeinflussten, und in deutsche Medien glaubt man daran, dass die Wirtschaft immer weiter wachsen könne und dass es eine „Konjunktur“ gebe wie die Konjunktion in der Astronomie. Der Singehalt beider Thesen ist ähnlich. Alles hängt irgendwie mit allem zusammen und bewegt sich. Da kann man nix machen.

Marx hat in der „Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie die Sache mit dem „falschen Bewusstsein“ noch weiter ausgesponnen:
…die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik. (…) Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.

Das sind doch höchst aktuelle Sätze! Religion, Esoterik und andere Formen des Aberglaubens sind nicht ausgestorben, wie man vorschnell annehmen könnte, sondern sind äußerst beliebt – und um so mehr, wie der Kapitalismus kriselt und immer mehr Menschen in die Armut und ins gesellschaftliche Aus drängt. Mein Hausphilosoph Lichtenberg schrieb schon vor einem Vierteljahrhundert rund 250 Jahren: „Unsere Welt wird noch so fein werden, daß es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster.“ Leider irrte er, wenn man sich ansieht, wie viele Jugendliche dem Oberpfaffen Benedikt hinterherlaufen oder wie viele Journalisten höhere Wesen verehren und sich auch noch trauen, das öffentlich zuzugeben.

Das Publikum ahnt schon, worauf das hier hinausläuft: Im „Kapital“ wird schon ganz zu Anfang (das erste Kapitel hat rund 100 Seiten) analysiert, dass der Kapitalismus den Menschen zwangläufig eine Art Irrglauben aufzwingt: Sie meinen etwa anderes zu tun und zu haben, als in Wahrheit der Fall ist. Es heisst also nicht „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ (was es gibt), sondern: Apologeten des Systems Wirtschafts“wissenschaftler“, die „Arbeitgeber“ mit „Arbeitnehmer“ verwechseln (was genau so ein Unfug ist, aber leider gang und gäbe).

Friedrich Engels schreibt über das übliche affirmative Neusprech:
Es konnte mir nicht in den Sinn kommen, in das „Kapital“ den landläufigen Jargon einzuführen, in welchem deutsche Ökonomen sich auszudrücken pflegen, jenes Kauderwelsch, worin z.B. derjenige, der sich für bare Zahlung von andern ihre Arbeit geben läßt, der Arbeitgeber heißt, und Arbeitnehmer derjenige, dessen Arbeit ihm für Lohn abgenommen wird. Auch im Französischen wird travail im gewöhnlichen Leben im Sinn von ‚Beschäftigung‘ gebraucht. Mit Recht aber würden die Franzosen den Ökonomen für verrückt halten, der den Kapitalisten donneur de travail, und den Arbeiter receveur de travail nennen wollte.

„Kauderwelsch“ ist noch ein harmloser Begriff für den Quatsch, der schon damals in den Medien über Ökonomie stand – und unverändert auch heute noch.

Übrigens – hier mitlesende Sozialdemokraten, aufgemerkt! Nicht vergessen, was euer Parteigenosse Eduard Bernstein sehr richtig bemerkte: „Die wichtigsten Stellen sind von Marx so klar und verständlich geschrieben, dass es eigentlich Sünde ist, sie in mein versozialdemokrateltes Deutsch zu übertragen“.

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Der wahre Henker ist die Masse

„Ein gewichtiger Grund für das rapide Anwachsen der Hetzmasse ist die Gefahrlosigkeit des Unternehmens. Es ist gefahrlos, denn die Überlegenheit der Masse ist enorm. Das Opfer kann ihnen nichts anhaben. (…)

Die Hetzmasse ist sehr alt, sie geht auf die ursprünglichste dynamische Einzelheit zurück, die unter Menschen bekannt ist, die Jagdmeute. (…) Alle Formen der öffentlichen Hinrichtung hängen an der alten Übung des Zusammen-Tötens. Der wahre Henker ist die Masse….(…)

Auch heute nimmt jeder an öffentlichen Hinrichtungen teil, durch die Zeitung. Man hat es nur, wie alles, viel bequemer. Man sitzt in Ruhe bei sich und kann unter hundert Einzelheiten bei denen verweilen, die einen besonders erregen. Man akklamiert erst, wenn alles vorüber ist, nicht die leiseste Spur von Mitschuld trübt den Genuß. Man ist für nichts verantwortlich, nicht fürs Urteil, nicht für den Augenzeugen, nicht für seinen Bericht und auch nicht für die Zeitung, die den Bericht gedruckt hat. (…)

Im Publikum der Zeitungsleser hat sich eine gemilderte, aber durch ihre Distanz von den Ereignissen um so verantwortungslosere Hetzmasse am Leben erhalten, man wäre versucht zu sagen, ihre verächtlichste und stabilste Form.“

Was würde Elias Canetti (1905-1994) wohl zum Internet sagen? Die obigen Zitate stammen aus seinem Werk „Masse und Macht“ (erschienen 1960), das zur Pflichtlektüre mündiger Bürger gehören sollte und das für mich eines der intelligentesten und wichtigsten Bücher ist, das jemals geschrieben wurde.

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Gänseblümchenflowerpower

alexanderplatz

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Europas Schande …äh…

FAZ: „Dem Satiremagazin ‚Titanic‘ ist es gelungen, ein Gedicht unter dem Namen ‚Günter Grass‘ im Feuilleton der ‚Süddeutschen Zeitung‘ zu platzieren.“

Ich krieg mich nicht mehr ein…. Bruhahahahaha.

Dazu passt das hier:
2014: Unglaubliche Enthüllung! Aufgrund löchriger Wettbewerbsstatuten nimmt Israel, das gar nicht in Europa liegt, seit Jahrzehnten nahezu unbemerkt am Song Contest teil. Daraufhin schickt Deutschland den Nobelpreisträger Günter Grass mit seinem Beitrag „Was gesungen werden muß“ ins Rennen. Ergebnis: „German Reich, zero points.“

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Fünf mal Gratis-Unsicherheit im Netz à la Spiegel Online

An ole_reissmann@spiegel.de
Sorry, lieber Kollege, aber ich hab selten so einen Quatsch gelesen.

„Absolute Sicherheit gibt es nicht. Manche Hacker nutzen zur Übermittlung sensibelster Informationen vorsichtshalber gar keine Onlinedienste, sondern lieber die herkömmliche Post.“

Mit Verlaub, das ist einfach nur lächerlich. Wo sind denn die mindestens zwei unabhängigen Quellen? Der Artikel ist voll sachlicher Fehler und empfiehlt Dinge, die man keineswegs tun sollte. Ich frag mich, was das soll…

Kein Wunder, dass Truecrypt nicht erwähnt wird und man dem Autor keine verschlüsselten Mails schicken kann. Typisch Spiegel online.
Sorry, aber ich bin richtig sauer.
BurkS

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Piraten im Kriegsministerium

Eine sehr hübsche Verschwörungstheorie habe ich in einer Mailingliste der Piraten gelesen:

„Frage: Warum wählt man jemand zum Bundesvorsitzenden der offenbar weder ein Problem damit hat fürs Kriegsministerium zu arbeiten, noch es in irgendeiner Weise unangebracht findet sich mit einem der größten Kriegsverbrecher der vergangenen Jahrzenhnte zum Plausch zu treffen?“

Laut Spiegel-Artikel scheint Schlömer ja für das CDU geführte Kriegsministerium zu arbeiten. „Der 41-Jährige arbeitet als Regierungsdirektor in Vollzeit im Verteidigungsministerium von Thomas de Maizière (CDU).“

Wo das Kriegsministerium ist, ist die NATO und deren international und geopolitische Interessensphäre nicht weit.

[Hypothese]
Das führt mich mal locker zur Hypothese, ob der Aufbau der „Piratenpartei“ nicht aus diesen Kreisen originär betrieben wurde und wird.

Der von der Merkel-de Maizière-NATO-CDU geschaffen Skandal um die Vorratsdatenspeicherung lieferte das Gründungsmoment für die „Piraten-Story“.

Datenschutz, Transparenz und Offenheit waren anscheinend immer leere Slogans. :-)

Mit Liquid-Feedback haben die Piraten eine eigene Piraten-Vorratsdatenspeicherung für politische Meinungen und Beschäftigungsspielzeug geschaffen, die Spackeria sitzt im im Bundesvorstand (Peukert und Julia Schramm). SPON, 10.03.2011: Internet-Exhibitionisten „Spackeria“ – „Privatsphäre ist sowas von Eighties“.

Wer profitiert und wem schadet der Aufstieg der Piraten mit Bezug auf das deutsche Parteiensystem?

Ich versuche mich mal an einer Antwort: Der Aufstieg der Piraten nützt der CDU und schadet und bedroht das Wählerpotential der „linken“ und dem Namen nach „liberalen“ Parteien – GRÜNE, LINKE, FDP.
… geführt durch eigen Beamte der deutschen Außenstelle des globalen NATO-Kriegsministeriums …[/Hypothese]

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Miszellen zum Überwachungsstaat Deutschland

stil

Die Medien in Deutschland stecken immer noch voller Vodoo, sobald es um Computer und Internet geht. Das macht manchmal selbst vor IT-affinen Portalen wie Heise oder Golem nicht halt. Die Nutzer tun ihr Übriges, um den jeweiligen Quatsch zu perpetuieren. „Regret the Error“ ist ohnehin kaum vorgesehen.

Man lese die folgenden Sätze: „Deutsche Geheimdienste können PGP entschlüsseln“ (Golem). Ein Nutzer hat im Golem-Forum gleich kommentiert: „Vermutlich eine Ente“.

Genau so ist es. Es geht um eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage mehrere Abgeordneter der Linken, ob die Technik deutscher Übewachungsbehörden in der Lage sei, „verschlüsselte Kommunikation (etwa per SSH oder PGP) zumindest teilweise zu entschlüsseln und/oder auszuwerten?“

So fragt man natürlich nicht: Man kann nicht SSH oder PGP in einem Atemzug nennen. Das sind Äpfel und Gummibärchen. Dementsprechend dämlich und missverständlich ist die Antwort der Bundesregierung: „Ja, die eingesetzte Technik ist grundsätzlich hierzu in der Lage, je nach Art und Qualität der Verschlüsselung.“

Das kriegen natürlich Leute mit einem geplegten IT-Halb- und Viertelwissen gleich in den falschen Hals. Fefe schreibt dazu: „Weil mir hier gerade vermehrt gemailt wird, die Geheimdienste könnten PGP entschlüsseln: nein, können sie nicht. Was sie tun können ist Passwörter durchprobieren. Die sind direkt gefragt worden, ob sie PGP entschlüsseln können, und die Antwort war „im Prinzip haben wir die nötige Software dafür“. Die nötige Software kann man kaufen, die probiert Passwörter durch. Bessere Angriffe auf PGP sind nicht bekannt. Insofern haltet mal bitte alle die Füße still.“

Quod erat demonstrandum. Genau das Gegenteil der Überschrift von Golem ist richtig: Deutsche Geheimdienste können PGP nicht entschlüsseln. Golem hat mittlerweile einen klärenden Artikel nachgeschoben: „Symantec hat sich zu den Aussagen der Bundesregierung geäußert, nach denen Geheimdienste in der Lage seien, SSH oder PGP zu knacken oder zu umgehen. Mathematisch gesehen sei kein wirksamer Angriff bekannt.“

Hemker: „Wir hatten in der Vergangenheit ja schon oft Meldungen, laut denen PGP angeblich geknackt wurde. Das waren aber meistens Brute-Force-Attacken, bei denen schwache Passphrases für den Schlüsselzugriff geknackt wurden. Es war niemals ein mathematischer Angriff auf die Kryptografie selbst.“

Auch der Heise-Artikel zum Thema war zunächst missverständlich; dort aber bekommen die Autoren meistens gleich jeden falschen Punkt von den Lesern um die Ohren gehauen.

Man kann dem von Golem befragten Mathematiker Thomas Hemken nur zustimmen: „Unklar bleibe, was sie [die Bundesregierung] genau meinten.“ Die Bundesregierung wirft in diesem Fall genauso Nebelkerzen wie im Fall der sogenannten „Online-Durchsuchung“ oder hat einfach keine Ahnung. Vermutlich sogar beides.

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Die majestätische Gleichheit des Gesetzes und die Pressefreiheit

„… unter der majestätischen Gleichheit des Gesetzes, das Reichen wie Armen verbietet, unter Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen.“ (Anatole France, Die rote Lilie, München 1925)

Guckst du auch bei Thomas Stadler – wie das Landgericht Hamburg die Meinungsfreiheit aushöhlt.

„Die Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“ (Paul Sethe, Journalist)

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Wir nehmen euer Gift doch gern

„Nach Angaben der indischen Regierung hat die Bundesrepublik angeboten, 350 Tonnen toxische Stoffe zu entsorgen. Eine Gefahr für die Umwelt bestehe nicht, versichern die Behörden.“ (Quelle)

Schon klar.

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Gedankengut der grossen Geister

stil

Neulich habe ich mir auf dem Trödel ein schon etwas älteres Buch gekauft – eine Lehre guten deutschen Stils. Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser werden anhand des obigen Namensverzeichnisses sicher sofort einordnen können, wann ungefähr das Buch erschienen ist – und wo. Es beginnt so:

„Unsere gemeinsame Heimat nennen wir unser Vaterland, unsere gemeinsame Sprache unsere Muttersprache. sie sind uns das Nächste und Teuerste: Vater und Mutter. wir lieben unser Vaterland in guten und schlechten Tagen, am meinsten aber wohl in Zeiten der Gefahr wie der heutigen, da die Politik (…) die weitere Vertiefung der Spaltung Deutschlands, neuen Krieg und unvorstellbares Elend in drohende Nähe rückt. Wir wollen um die Einheit unseres Volkes ringen, sie schützen und wahren und dabei auch die Pflege der Muttersprache nicht vergessen, damit wir in ihr das Gedankengut der großen Geister unseres Volkes lebendig erhalten, mit ihr bewegend und überzeugend zu unsren Brüdern sprechen können.“

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Liquid Feedback – Dunning Kruger gefällt das

Ein Artikel von mir in Telepolis über Liquid Feedback: „Die Piratenpartei Berlin veranstaltete am Wochenende den 2. Liquid-Feedback-Thementag. Die Software LQFB ist die corporate identity und der Unique selling point der Partei.“

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Tempelhofer „Freiheit“ und Neukölln

Indymedia über die Tempelhofer Freiheit aka Flughafen Tempelhof: „Das Feld wird in den nächsten Jahren einer ‚behutsamen Umgestaltung‘ in eine Parklandschaft unterzogen, mit Luxuswohnblocks bebaut und als Ausstellungsgelände genutzt. Das heißt im Klartext: Das Gelände wird nicht mehr frei nutzbar sein, die ohnehin rasant steigenden Mieten im angrenzenden Schillerkiez werden in die Höhe schießen und Sanierungen und Zwangsumzüge werden auf die Tagesordnung rücken. Denn: Luxuswohnungen gehören in einen Luxusbezirk. Jetzt schon stehen viele Häuser im Schillerkiez leer und warten auf einen lukrativen Verkauf, während Familien, die seit Jahren im Kiez wohnen, wegziehen müssen, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen können.“

Neu in der Blogroll: Nachrichten aus Nord-Neukölln.

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Die Schönheit der Städte

alexanderplatz

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Flughafen Berlin: Wie Politiker unser Geld verzocken

Guckst du hier: „…gibt es beim Bau des neuen Hauptstadt-Airports „Willy Brandt“ offenbar auch erhebliche Finanzierungsrisiken. Schuld sind riskante Finanzwetten der Flughafengesellschaft. (…) Die riskanten Finanzprodukte schlugen nach den Geschäftsberichten der Flughafengesellschaft im Jahr 2010 mit einem Minus in Höhe von 106 Millionen Euro zu Buche; ein Jahr später lag der „negative Marktwert“ bereits bei 214,5 Millionen Euro. (…) Bei den Finanzwetten handelte es sich nach Informationen des SPIEGEL um sogenannte Rollercoaster Swaps. Ein Swap bezeichnet meist generell eine Wette, bei der die Vertragspartner miteinander meist auf sinkende oder steigende Zinsen wetten.“

Die Flughafengesellschaft, die den Ländern Berlin und Brandenburg sowie dem Bund gehört, wollte sich zu Details des Vorgangs nicht äußern. Wozu auch? Was die Wirtschaft kann, können Politiker mit Steuergeldern schon lange!

Es gibt eben genug Volltrottel in Berlin, die Wowereit immer noch wählen würden.

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Isle of Landa

Landa

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Ware, Wert, Preis und Profit, revisited

Das Kapital

„Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen“, sagte mein Hausphilosoph Lichtenberg. Das gilt insbesondere im öffentlichen Diskurs in Deutschland, der stark tabuisiert ist, oder auch – um kühn zu metaphern: der so reagiert wie der Pawlowsche Hund – also nach einem vorhersehbaren Reiz-Reaktionsmuster. Wenn ich bestimmte Worte benutze, erzeuge ich hysterische Emotionen, die so standardisiert sind wie eine katholische Messe. Beispiel: Kommunismus oder auch „Karl Marx“.

Frank Rieger vom CCC hat jüngst im gefühlten Zentralorgan der Bourgeoisie, der FAZ, und vermutlich ohne es zu wissen und wollen ein zentrales Theorem des Marxismus für wahr und selbstverständlich gefunden:
Technologische Revolutionen befördern den Gang der Geschichte. (…) …frühe Beispiele eines Prozesses, den unsere Gesellschaften immer wieder durchleben: Die etablierte ökonomische, politische und soziale Struktur wurde inkompatibel mit dem Stand der Technologie.“

Ach. Man möchte das Ministerium für Wahrheit bemühen: „Produktionsverhältnisse“ im Marxschen Sinn heißen jetzt: „die etablierte ökonomische, politische und soziale Struktur“, und „Produktivkräfte“ heißen jetzt „Stand der Technologie“. Man darf Wahrheiten also doch aussprechen, aber man darf nicht die richtigen und bekannten Worte dafür benutzen, sonst stehen gleich alle Bärte in Flammen aka Shitstorm.

Im Kommunistischen Manifest heißt es:
Unter unsren Augen geht eine ähnliche Bewegung vor. Die bürgerlichen Produktions- und Verkehrs-Verhältnisse, die bürgerlichen Eigenthums-Verhältnisse, die moderne bürgerliche Gesellschaft, die so gewaltige Produktions- und Verkehrsmittel hervorgezaubert hat, gleicht dem Hexenmeister, der die unterirdischen Gewalten nicht mehr zu beherrschen vermag, die er herauf beschwor. Seit Dezennien ist die Geschichte der Industrie und des Handels nur noch die Geschichte der Empörung der modernen Produktivkräfte gegen die modernen Produktions-Verhältnisse, gegen die Eigenthums-Verhältnisse, welche die Lebens-Bedingungen der Bourgeoisie und ihrer Herrschaft sind. Es genügt die Handelskrisen zu nennen, welche in ihrer periodischen Wiederkehr immer drohenden die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen. In den Handelskrisen wird ein großer Theil nicht nur der erzeugten Produkte, sondern sogar der bereits geschaffenen Produktivkräfte regelmäßig vernichtet.

Das Kommunistische Manifest wurde 1848 geschrieben, die obige Aussage beschreibt die gegenwärtige Ökonomie immer noch zutreffend. Die Apologeten des Kapitals, zu denen auch die dümmlichen Glaskugel-Gucker, Kaffeesatzleser und die Lohnschreiberlinge in den Wirtschaftsredaktionen gehören, sagen nur „Finanzkrise“ statt „Handelskrise“.

Bei Rieger geht es jetzt aber weiter mit dem gesunden Nerdempfinden:
Nach solchen technisch beförderten Umbrüchen entstanden neue ökonomische und soziale Strukturen. Jede Technologiewelle sorgte für einen Produktivitätsüberschuss.

Nun wären wir beim Thema: Was zum Henker ist ein „Produktivitätsüberschuss“, wissenschaftlich ausgedrückt, also nicht aus dem Bauch heraus? Die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser ahnen, burksisch vorgebildet, dass es auf das ökononomische Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate hinausläuft, das exakt beschreibt, was dem Auf und Ab im Kapitalismus (in affirmativem Neusprech: „Konjunktur“) eigentümlich ist.

Ich rege mich über Dummheit schnell auf, besonders wenn sie vermeidbar ist – wenn es Bücher gibt, in denen man klare Anworten findet, die Leute aber zu faul und zu ignorant sind, ihren Kopf ein bisschen anzustrengen und das zur Kenntnis zu nehmen, was schon längst analysiert ist.

Ich werde also in Zukunft in loser Folge einen volkstümlichen Kurs über „Wirtschaft“ – aka Ökonomie – hier anbieten, und das Publikum kann das gleich auf mir herumhacken. Wir beginnen mit einem Crashkurs der drei Bände des Marxschen „Kapital„.

In den 70-er Jahren war ich mehrere Semester Tutor der Kapital-Kurse von Wolfgang Fritz Haug, und weil das sozusagen die Bundesliga der Marx-Exegese und ein Ritterschlag war, zudem auch noch privat kostenlose Kurse gegeben. Meine „Kapital“-Ausgabe sieht dementsprechend aus (vgl. oben), Hey, Leute, manche Dinge muss man lerneN: Ein Schwein zu zerteilen, ein Schwert zu schmieden oder auch zu verstehen, was „Wert“, „Ware“, „Preis“ und „Profit“ wirklich sind.

Diese Lesekreise gibt es offenbar heute auch noch; aber es graut mir vor denjenigen, die sie anbieten: Das reicht ein bisschen streng nach Politsekten. Da burks.de garantiert sektenfrei ist, sei dem Publikum versichert, dass es hier um Ökonomie gehen soll und nicht um Ideen des 19. Jahrhundert („Diktatur des Proletariat“), die aus der damaligen Zeit zu verstehen sind und in die Tonne getreten gehören.

Ausblick: Was war noch mal gleich der „Fetischcharakter“ der Ware? „Im Kapitalismus würden den Waren, dem Geld und schließlich dem Kapital Eigenschaften zugeschrieben, die diese in Wahrheit nicht haben,“ steht bei Wikidings. Das, was über Wirtschaft gedacht wird, ähnelt dem Abergauben der Religionen, ist also nicht wahr, sondern Unfug. Und das ist zwangsweise so: Die Mehrheit der Leute kann gar nicht anders, aus historischen Gründen, genausowenig wie ein Bauer im alten Ägypten verstanden hätte, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Die Menschen waren damals nicht blöder, aber der Stand der Produktivkräfte machte es ihnen unmöglich… undsoweiter: Fernrohr, Mikroskop, Mathematik, Physik, ihr wisst, was ich meine. Demnächst mehr in diesem Theater.

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