Imperialismus und Unilateralismus
Straßenszene in Kolumbiens Hauptstadt Bogotá 1982
Der Präsident Kolumbiens ist offensichtlich ein Antisemit und dumm dazu. „Kolumbien stoppt Kohleexport nach Israel, Petro erhält palästinensischen Orden“, schreibt amerika21 (gendersprachenverseucht). „Israel bezieht etwa 50 Prozent seiner Kohle aus Kolumbien. Die Vereinigung kolumbianischer Bergbauunternehmen ACM äußerte Bedenken über die Entscheidung Petros, da das Vertrauen ausländischer Investoren beeinträchtigt werden könnte. Außerdem würde die Maßnahme gegen das seit 2020 existierende Freihandelsabkommen verstoßen, das Beschränkungen für die Ein- und Ausfuhr von Waren zwischen den beiden Ländern verbiete. Im Februar hatte Petro bereits die Aussetzung von Waffenimporten aus Israel veranlasst. Das Land ist einer der Hauptlieferanten für die Ausrüstung der kolumbianischen Streitkräfte (amerika21 berichtete).“
Auch die Kubaner haben einen an der Waffel. „Die Regierungen Kubas und des Irans haben nach der dreitägigen offiziellen Visite des Premierministers Manuel Marrero Cruz ein positives Fazit gezogen. (…) Darüber hinaus stellte der neu gewählte iranische Präsident Pezeshkian „den langen Kampf des kubanischen Volkes gegen den Imperialismus und Unilateralismus“ heraus.“
Übrigens: In Lateinamerika leben etwa 393.000 Juden. Außer in Argentinien sind sie als Wähler nicht relevant.
ChatGPT: Aktuell leben in Kolumbien schätzungsweise etwa 4.000 Juden. Die jüdische Gemeinschaft ist vor allem in den Städten Bogotá, Barranquilla, Cali und Medellín konzentriert. Bogotá hat die größte jüdische Gemeinde mit rund 2.000 Mitgliedern. Insgesamt gibt es im Land neun offizielle Synagogen und mehrere jüdische Schulen, die von der israelischen Regierung anerkannt sind.
Die jüdische Gemeinschaft in Kolumbien hat eine lange Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, als sephardische Juden vor der Verfolgung in Europa flohen und sich in der Region niederließen. Im 20. Jahrhundert erlebte die jüdische Bevölkerung einen weiteren Anstieg durch Einwanderung aus Europa, insbesondere während und nach dem Zweiten Weltkrieg. In den letzten Jahrzehnten hat die jüdische Bevölkerung jedoch aufgrund wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Herausforderungen abgenommen, da viele Mitglieder der Gemeinschaft ausgewandert sind (Aurora Israel) (Destatis).
[Ich muss schon sagen: Quellenangaben von ChatGPT sind für mich neu. Außerdem kam das überprüfbare Ergebnis schneller als ich händisch recherchieren konnte.]
Grantley Adams International Airport
Wie ich schon schrieb: 1982 saß ich ein paar Tage auf dem Grantley Adams International Airport in Barbados fest, weil Laker Airways bankrott war. Zum Glück übernahm British Midland Airways aka Derby Airways die gestrandeten Passagiere. Wir flogen dann am 31. März um 3.30 Uhr morgens endlich ab.
Oben scheint eine Maschine der Wardair zu stehen: „Wardair Canada was a privately run Canadian airline, founded by Max Ward in 1952 under the name Wardair Ltd, before formally changing its name to „Wardair Canada“ in 1976. The airline was acquired by and merged into Canadian Airlines in 1989.“ Das geht immer so weiter: „Canadian Airlines International Ltd. (stylized as Canadi›n Airlines or Canadi‹n Airlines, or simply Canadian) was a major Canadian airline that operated from 1987 until 2001. (…) The airline and its aircraft were acquired by Air Canada in 2000, and the merger was officially completed on January 1, 2001. “ Immerhin gibt es die Air Canada noch.
Auf dem unteren Foto könnte eine Maschine der Blue Wing Airlines aus Surinam stehen. Wenn ich mit denen fliegen müsste, würde ich das vielleicht überdenken. Die Blue Wings scheinen aber nicht so große Maschinen zu besitzen, also ist es vermutlich die British World Airlines.
Die anderen Flugzeuge kann ich nicht erkennen.
Vgl. „Alle pleite [Update]“ (27.12.2018) und „Gelobt und gepriesen sei British Midland“ (03.02.2024).
Trinidad, Nordküste revisited
Sieh mal an. Beim Aussortieren diverser digitaler Archiv-Ordner habe ich noch ein bisher unveröffentliches Foto gefunden. Wie ich am 21.05.2020 schrieb:
Das Foto habe ich 1982 gemacht auf einem Schiff von Port of Spain (Republic of Trinidad and Tobago) nach Scarborough/Tobago, nördlich von Filette. Dieses Foto muss ich kurz vor dem anderen geschossen haben, weil das Haus links an der Steilküste (Wer kann so etwas bezahlen? Und wie kommt man dahin?) auf dem anderen klein über dem Felsen noch zu sehen ist.
Das erste Foto aus der Serie erschien am 30.01.2018 („Caribbean Sunset“).
Und jetzt habe ich noch gleich ein zweites gefunden, was hier noch nicht erschien.
Also im Reisetagebuch nachgeschaut; die Bilder stammen vom 01.03.1981.
„Die Fähre fährt unter dänischer Flagge und wohl auch teilweise dänischer Besatzung, ein Riesenschiff mit Postern aus Dänemark und ADAC-Werbung, aber es schaukelt doch ganz schön.
Die meisten Leute pennen, und ein paar Möchtegern-Rasta gucken die ganz Zeit auf [US-]amerikanische Bikini-Frauen. Die Nordküste gebirgig; ein paar Häuser an die Felsen geklebt. Abends Ankunft in Scarborough. Wir finden sofort Jacobs Guesthouse“.
Das gibt es ja noch! Ist direkt am Hafen.
Nach der Rückkehr aus Charlotteville im Norden Tobagos kamen wir dann in Scarborough im abenteuerlichen „Z“ Mohammed’s Guesthouse unter.
Unter Überfliegenden
Ich habe alle Fotos meiner vier Reisen nach Lateinamerika zwischen 1979 und 1998 jetzt online. Drei oder vier fehlen noch; die sind aber wenig aussagekräftig und nicht zuzuordnen. Hier ist das letzte, womit ich eventuell etwas anfangen kann. Ich hatte es als „irgendwo in Mexiko“ eingeordnet, aber das stimmt vermutlich nicht.
Ich habe einen Verdacht, wo es sein könnte: Ich habe 1979 beim Flug von Guatemala City über Tegucigalpa in Honduras nach San Andrés in Kolumbien (die Insel liegt auf der Höhe von Nicaragua) ein Foto gemacht, das ich aber nicht finde. Es könnte dieses sein, zumal ich weder 1979 noch 1982 in Mexiko geflogen bin.
Aus meinem Reisetagebuch, 04.11.1979: „Wecken um 5.30 Uhr. Ohne Frühstück zum Flughafen. 5 $ Ausreisetax. 8.30 Uhr Start nach Tegucigalpa. In Honduras Maschinenwechsel. Exzellentes Mittagessen [im Flugzeug], Wein und Wodka. Hochebene von Nicaragua bis zur Küste fast menschenleer. [Vielleicht zeigt das Foto Nicaragua – auf der ersten Reise habe ich das Land nur überflogen.] Von Tegucigalpa bis San Andrés 1 1/2 Stunden. Das Meer ist knallblau. Einreiseformalitäten in San Andrés ohne Schwierigkeiten. Brüllende Hitze. Banken und Fluggesellschaften alle geschlossen. Fragen uns durch zum „Restrepo“ oder so ähnlich. (Flughafen links, noch mal links, gegenüber eine Fischbraterei auf der linken Seite.) 70 Pesos pro Person. Essen 50 Pesos. Treffen zwei Deutsche, geben uns Adressen und Empfehlungsschreiben für Ecuador. [Ich weiß nicht mehr, was ich damit meinte.] Wunderschöne Mädchen.“
Warum habe ich das damals alles notiert? Vermutlich, weil ich es nicht besser wusste bzw. konnte. Meine Tagebücher von 1981/82 und 1984 lesen sich ganz anders.
Als ich die ersten Fotos aus Lateinamerika (ich weiß nicht, wann das war) hier online stellte, habe ich nur selten in meine Reisetagebücher geschaut. Ich überlege, ob ich deshlab noch mal ganz von vorn anfangen sollte, und auch in der zeitlichen Reihenfolge, in der ich real gereist bin. Ich will das alles auch den Nachgeborenen hinterlassen, ganz gleich, ob die daran interessiert sind oder nicht. Man hat sich bemüht.
Was sagt das Publikum? Oder habt ihr genug davon gesehen?
Internationales
Die Salzwüste Boliviens, fotografiert im April 1984, vgl. 26.06.2020.
Es gab wieder einen Putschversuch in Bolivien.
Ich schrieb am 20.10.2020: Zum Erinnern: Die größten Lithium-Vorkommen sind im sogenannten “Lithium-Dreieck” zwischen Bolivien, Argentinien und Chile. Mal sehen, ob die Nachfolger des Präsidenten Morales das bolivianisch-deutsche Joint Venture zur Lithium-Gewinnung wiederaufnehmen. Das deutsche Kapital bekäme damit einen Zugang zu dem Rohstoff, der u.a. für Batterien gebraucht wird.
Ein Jahr später berichtete die Tagesschau: „Unter dem Uyuni-Salzsee in Bolivien werden die größten Lithium-Vorkommen der Erde vermutet.“
Dazu muss man noch folgende Schlagzeile berücksichtigen: „Bolivien und China vereinbaren Handel direkt in Yuan“.
Den Rest kann man sich denken. Die Bolivianer sind aber auch darin geübt, gegen Putsche dieser Art massenhaft und erfolgreich Widerstand zu leisten.
Blick vom Mount Arbel nach Norden und zum See Kinnereth, Israel, im Hintergrund die Golan-Höhen, fotografiert am 18.10.2023, vgl. auch 29.11.2023.
Israel
In Israel müssen Ultraorthodoxe künftig in der Armee dienen. Das hat der Oberste Gerichtshof entschieden.
Zu den Haredim und ihrer Entwicklung hatte ich schon etwas geschrieben: Block der Gläubigen I und Block der Gläubigen II sowie Prohibitions strenghten Communities: „Der Knackpunkt: Nach wie vor fehle ein Gesetz für die Wehrpflicht von Ultra-Orthodoxen. Ein neues Gesetz, das schrittweise steigende Rekrutierungszahlen und wirtschaftliche Sanktionen für Toraschulen beinhalte, würde die Bereitschaft zum Armeedienst erhöhen. Das oberste Gericht Israels hatte 2017 einen Zusatz zum Wehrpflichtsgesetz für verfassungswidrig erklärt. Darin wurde den Haredim ein längerer Aufschub für ihren Militärdienst gewährt. Die ultra-orthodoxen Parteien reagierten damals „empört“ auf den Beschluss des Gerichts.“
Ein Kommentar der Jerusalem Post von David M. Weinberg (übersetzt): „Als Reaktion auf die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, die diese Woche ihre Einberufung anordnet, werden in Zeitungen und Gemeindeblättern zig Millionen Wörter für und gegen die Wehrpflicht ultraorthodoxer Männer (Haredi-Jeschiwa-Jungen) veröffentlicht.
Ich werde nichts zu dem Gerede beitragen, denn ich habe mich über drei Jahrzehnte damit abgemüht, über Lösungen (moderate Lösungen, glaube ich) für eine geduldige Integration der Haredi-Gemeinde in die israelischen Hochschulen und die Wirtschaft und für eine sanfte, langsame Einberufung von Haredi-Männern in die israelischen Streitkräfte und/oder in die Heimatverteidigungs- und Rettungseinheiten und/oder den Wehrdienst in zivilen, speziell auf ihre religiösen/sozialen Sitten abgestimmten Strukturen zu schreiben.
Leider bin ich zu dem Schluss gekommen, dass keine Lösung in Sicht ist. Trotz des 7. Oktobers, trotz der nahezu existenziellen Bedrohungslage, in der sich Israel an sieben Fronten befindet, und trotz der damit einhergehenden akuten militärischen Personalkrise – die Haredi-Führung gibt nicht nach.“
Lassen wir Tuvia Tenenbom reden: Haredi-Juden sind nicht die einzigen mit dieser Schwäche. Es gibt Hunderttausende von chassidischen Menschen, die dem Rebbe folgen, aber gleichzeitig gibt es Hunderttausende, die dieser Idiotin namens Greta Thunberg folgen. Sie ist ihr Gott. Sie ist ihre größte Expertin. Sie ist ihre größte Wissensquelle, obwohl sie nichts über Wissenschaft weiß, keinen Abschluss in Klimawandel und keinen Abschluss in irgendeinem relevanten Bereich hat. Und doch wird sie verehrt. Eines Tages war sie in London, und es waren Hunderttausende von Menschen da. Man konnte nirgendwo laufen, weil GRETA kam. GRETA. Alle wollten GRETA sehen. Hunderttausende von Menschen wollten etwas von GRETA abbekommen. Es ist dasselbe mit den Chassidim und ihrem Rebbe. Wenigstens weiß der Rebbe etwas. Sind die Chassidim normaler als andere Menschen? Nein. Wir sind alle ein bisschen meschugge.
Das Bankenviertel von Panama, fotografiert im Januar 1982, vgl. 16.09.2020.
Panama
Alle Angeklagten im Finanzskandel um die Panama papers sind freigesprochen worden.
Tja. Wer hätte das gedacht.
„Wie aus den Panama Papers hervorgeht, half [die Anwaltskanzlei] Mossack Fonseca mehr als 14.000 Klienten bei der Gründung von 214.488 Briefkastenfirmen in 21 Steueroasen rund um den Globus.“ Sogar die herrschende Klasse der Volksrepublik China war dabei.
Linkes Schrumpfland
Dann haben wir noch (von der russischen Propaganda geklaut, also automatisch voll gelogen): „BSW auf Rekordhoch – Linke fällt auf zwei Prozent“. – „Je stärker das BSW, desto schwächer Die Linke. 17 Jahre nach ihrer Gründung (Juni 2007) steht die Linkspartei vor dem parlamentarischen Aus.“ Übrigens: Auch 56,6 Prozent sind machbar.
Mercado
Marktszene in… jetzt wird es schwierig. Ich vermute, dass ich das Foto im November 1979 in Huancayo in Peru gemacht habe. Weitere Möglichkeiten: Pátzcuaro in Mexiko (1981) oder sogar San Cristóbal de las Casas, Chiapas, Mexiko, (1981, aber unwahrscheinlich).
Valle de Colca, revisited
Das Publikum sei auf das heutige und sehr ausführliche Update zu meinem Posting „Kolonial“ vom 05.05.2024 hingewiesen.
Das Foto oben hatte ich schon 2011 veröffentlicht, aber damals nicht erwähnt, dass es die Brücke „El Inca“ (Puente Inca) in Chivay zeigt.
Kolonial [Update]
Irgendwo in Peru, 1984. Ursprünglich dachte ich, das sei in Cusco, aber so nah an die Berge reicht die Kolonialarchitektur dort eigentlich nicht. Vermutlich ist das Gebäude ohnehin schon abgerissen worden.
[Update] Das alleswissende Publikum in Gestalt des Lesers Bex hat tatsächlich etwas sehr Exotisches herausgefunden. Genau dieses Foto gibt es online – meines war nur seitenverkehrt (habe ich korrigiert).
Noch schöner: Es ist in Chivay im Colca-Tal, fotografiert am 9. Dezember 1984. Wir waren von Cabanaconde mit dem Bus gekommen und in einer lustigen Herberge untergebracht.
Es kommt sogar noch besser: Per Google kann man das Haus auch ansehen. Es ist auf der Plaza de Armas Ecke Arequipa.
Ich habe dann in meinem Reisetagebuch nachgeschaut:
[Wir fahren] durch das Colcatal mit atemberaubenden Ausblicken in die Schlucht und auf die Berge und kommen nach ein paar Stunden in Chivay an. Dort ist alles total anders: Strom und Licht, Straßenanschluss, Restaurants, ein extrem sauberes alojamiento, ein Markt mit Essen, eine Plaza mit Spielautomaten, Läden, mehrere oficinas und ein großes Polizeirevier mit Knast.
Auf der anderen Seite des Flusses heißt der Ort seltsamerweise Sacsayhuaman [dafür habe ich keinen Beleg gefunden]. Wir entdecken auch einen kleinen runden Platz in den Hügeln; aber ob er alt ist, weiß ich nicht. Zumindest heißt die Brücke „El Inca“. Die Terrassen im Colcatal sind bestimmt auch schon älter. (Das „amerikanische Dorf“ im Colcatal versetzt mich in Staunen.) [Ich weiß nicht mehr, was ich damit meinte.]
Im Grunde genommen ist in Chivay genau so wenig los wie in Cabanaconde, ja als Gringo kriegt man noch weniger mit, weil man sich in Kneipen aufhält, wo die Einheimischen nur essen. Sitzen, reden und trinken scheint bis auf die alleinstehenden Männer nicht üblich. Außer den Marktfrauen und einigen ärmeren Leuten trägt hier keiner traditionelle Kleidung. Der Unterschied und die Symbolik, die die Kleidung – ob sie praktisch ist oder nicht – ausdrückt, scheint für die Leute extrem wichtig zu sein, vielleicht noch wichtiger als für uns. Nur der Hut hält sich am längsten. Vielleicht ist der soziale Aufstieg durch Sprache und Kleidung so am besten zu signalisieren. [Ich meinte: Damals waren die traditionelle Kleidung und Quechua ein Zeichen für „Bäuerliches“ und arme Leute; wer nach „oben“ strebte, kleidete sich „westlich“ und sprach Spanisch. Heute ist das offenbar nicht mehr so.] Die Frau des Bullen [Polizisten] trägt hochhackige Schuhe, Hosen und raucht.
Wir spazieren noch das Flusstal aufwärts und baden in den heißen Quellen. Der höchste Genuss! Es gibt drei Becken! Das Wasser ist so heiss wie in der Badewanne, und nach ein wenig Schwimmen geht einem schnell die Puste aus. Das Wasser kommt heiss als kleiner Bach den Beg hinunter und wird oben ohne Zusatz direkt in die Becken geleitet.
Wir reden lange darüber, warum in den Andendörfern, jedenfalls in denen, die wir gesehen haben, alles so kaputt ist. Das Problem kenne ich ja, weil auf den anderen beiden Reisen [1979/80 und 1981/82] ähnliche Fragen auftauchten. Man sagte uns, es gebe nur noch Privateigentum an Land [also kein Kollektiveigentum mehr]. Das heisst, das keine reale Basis für eine Gemeinsamkeit oder Solidarität da ist außer der gemeinsamen Armut. Einige schließen sich daher halb-chiliastischen Bewegungen an wie der IU [Izquierda Unida]. Der Opa izquierdista in Cabanaconda sagte: Wir wählen die IU, weil die für die Armen sind, und wir sind arm. Aber warum ist es dann in Bolivien anders? Vielleicht weil die Peru die „linken“ Militärs das Experiment mit den Kooperativen eingerichtet haben und damit die traditionelle Dorfgemeinde zerstört haben? Vielleicht auch ein Problem der Ungleichzeitigkeit?
Dann beginnt unser Tag der Strapazen oder die „noche triste“. Erst warten wir vergeblich auf den Bus, und wir vermuten schon, dass wegen des Streiks erst gar keiner von Arequipa losgefahren ist. Endlich kommt er, und wir bekommen erst nach langem Rangieren einen Sitzplatz. Der Bus fährt mindestens zwei Stunden ständig Serpentinen bergauf, und Chivay ist immer zu sehen. [Gemeint ist die von oben schon extrem abenteuerlich aussehende 109 nach Süden am Huarancante (5,426m) vorbei.] Auf 4800 Metern liegt rechts und links Schnee. Einmal sehen wir einen in die Schlucht gefallenen LKW. Es ist mir ein Rätsel, warum die Busfahrer entweder hart am Abgrund entlangschlittern oder auf freier Strecke links fahren, wo doch die Straße rechts genau so schlecht ist.
Endlose Altiplano-Landschaft mit spärlichem Grasbewuchs und riesigen Llama- oder Alpacaherden. Ich frage mich, ob die Leute auf den Höfen nur von Wasser und Vieh leben, weil weit und breit kein Pflänzchen, das man essen könnte, zu sehen ist… [Ende Tagebucheintrag]
Von Chivay ging es dann weiter über eine 5000 Meter hohe Straße in Richtung der Bahnstrecke nach Julilaca, wo wir in Sumbay eine noche triste verbrachten, in anderen Worten: eine total beschissene Nacht.
San Cristóbal, revisitado
Hotel Baños Mercederos, San Cristóbal de las Casas, Mexiko, fotografiert in der ersten Novemberwoche 1981. Aus meinem Reisetagebuch:
Auf der Fahrt nach Cristóbal sprechen wir mit einem der beiden Busfahrer, der die Andersartigkeit der europäischen Männer aus dem Temperament (Spontaneität) herleitet. Wir sehen leider den letzten Teil zwischen Tuxtla Gutiérrez und an Cristóbal nicht [weil es Nacht war]. Dafür ist das Hotel Baños Mercederos billig (50 Pesos), und es gibt ein türkisches Ban inklusive Dampfbad, was wir am Morgen ausnutzen. Dafür schüttet es den ganzen Tag, und wir kriegen die nassen Sachen schlecht trocken.
Im Hotel jede Menge Truthähne und -hühner, die morgens mit einem unbeschreiblichen Glucksen die Gäste wecken. Zwei Kanadier sind schon Wochen hier, ein Engländer und noch drei Deutsche und jede Menge Schweizer.
Der Markt übertrifft an Farben und Trachten noch den von Oaxaca. [Notiz: Mir fällt gerade auf, dass ich gar keine Fotos vom Markt in Oaxaca habe. Vermutlich stammen einige, die ich weder Pátzcuaro noch Cristóbal eindeutig zuordnen kann, von dort, also auch das Foro der Carniceria. Es gibt fpünf oder sechs verschiedene [Trachten], von einem ganz schwarzen Kleid mit buntem Gürtel über weiße, bunt bestickte Blusen bis rotbunten Röcken. Die unverheirateten Männer einer Gruppe tragen keine Bänder am Hut. Die Leute sind viel schöner und freundlicher als die Mestizen. [Dürfte man heute nicht mehr schreiben.]
Alle Straßen rund um den Markt sind voller Indianer [sic], die aber Gringos offenbar schon gewohnt sind, jedenfalls achten sie weniger auf uns als in Oaxaca. [Man sollte der Tatsache eingedenk sein, dass es damals sehr viel weniger Touristen in Mexiko gab.] Die Häuser haben oft einen ähnlichen Anstrich wie in Pátzcuaro, mit überhängenden Holzdächern.
Wir hören viele Gerüchte [no hubo Internet!]: In Palenque soll es schütten, und die Straße nach Chetumal soll unpassierbar sein…
South America Handbook, 60th edition 1983, Seite 1059. Das Hotel gibt es offenbar nicht mehr.
Was könnte der Hotelname Mercederos im Spanischen bedeuten?
ChatGPT: Der Hotelname „Mercederos“ im Spanischen könnte sich auf „Mercedarios“ beziehen, was „Mercedarians“ auf Englisch bedeutet. Die Mercedarios oder Mercedarier sind Mitglieder des katholischen Ordens von der Barmherzigkeit der Jungfrau Maria, der im 13. Jahrhundert gegründet wurde. Der Name „Mercederos“ könnte auch eine Variation oder eine abgeleitete Form des Wortes sein, die auf andere Aspekte oder Bedeutungen verweist. Ohne weitere Kontextinformationen ist es jedoch schwer, die genaue Bedeutung zu bestimmen.
Schlichtwohnungen
Schlichtwohnungen irgendwo in Südamerika, Peru oder Bolivien, fotografiert 1984. Im Hintergrund sieht man ein größeres Gebäude, das eine Kirche sein könnte, aber es wäre eine Sisyphusarbeit herauszufinden, wo genau das ist.
Am Rio Mira, revisited
November 1979, am Rio Mira, Kolumbien. Wir sind mit Benzinschmugglern in einem Einbaum von Tumaco nach Süden, quer durch die Mangrovensümpfe, bis zum Rio Mira und dann nach Westen bis zum Pazifischen Ozean. Das Foto habe ich in der Nähe des „Punto más Occidental de Colombia continental“ gemacht.
Die ausführliche Story hatte ich am 24.01.2025 24.01.2015 veröffentlicht („Am Rio Mira“).
Die „Küstenwache“ – auch nur ein kleines Motorboot – stoppte uns mit Warnschüssen. Das war schon ein grenzwertiges Gefühl, ähnlich wie die Raketen in Tel Aviv über meinem Kopf. Danach wurden wir nach San Lorenzo in Ecuador gebracht. Der Schmuggler wurde gezwungen wieder umkehren. Später mussten wir die saftige Strafe von 80 Dollar wegen „illegalen Grenzübertritts“ zahlen.
Unter Pyramidenanschauenden
Uxmal, Mexiko, fotografiert am 17.10.1979. Das Dia/Foto war ziemlich ramponiert; vermutlich sähe es in Schwarz-Weiß auch annehmbar aus. Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, warum ich diesen komischen Hut trug.
Fotógrafo, revisited
Fotografiert irgendwo in Peru. Die Rundbögen im Hintergrund wären ein erster Hinweis, wo es sein könnte, aber ich habe sie auf den anderen Fotos nicht wiedergefunden. Vielleicht war es in Lima, Ende Juli 1984.
Carniceria
Ich bin mir nicht sicher, wo ich dieses Motiv fotografiert habe, aber vermutlich war es in Pátzcuaro in Mexiko. (Eine weitere Option wäre Oaxaca.) Das Dach des Marktes würde zu Pátzcuaro passen. „Carniceria“ heißt Fleischerei. Die Ecke finde ich aber per Google nicht wieder. Wenn, dann ist es der Mercado Municipal.
Aus meinem Reisetagebuch, 17.10.1981, über Pátzcuaro: Alle Häuser aus Lehmziegeln, deswegen gibt es vermutlich auch Probleme, die elektrischen Leitungen zu verlegen. Auf eineinhalb Meter Höhe sind alle ockerbraun angestrichen. Am Freitag besteht die ganze Stadt aus Markt.
Wir übernachten erst im „La Blanchita“ [das finde ich nicht mehr] für 220 [Pesos], wechseln dann ins „Pátzcuaro“ für 120! [Ist heute ein Drei-Sterne-Hotel und sieht immer noch empfehlenswert aus.]
Museum für Artes Populares empfehlenswert [das heißt die Pyramiden von Tzintzuntzan – Überreste des Purépecha-Reiches (Tarasken). Ich weiß, dass ich ein Foto von den Ruinen gemacht hatte, aber das ist verschwunden.] Auffallend die runten Türme.
Kirche von der Jungfrau usw. [Basílica de Nuestra Señora de la Salud]. Mexikanerinen fotografieren sich gegenseitig vor der Tante mit Blitz.
Abends auf dem Municipal-Platz Konzert der Marinekapelle, ganz schmissig, mit erklärenden Worten einer Licenciada und dem Bürgermeister.
Deutscher Forst-Student kontaktarm, Kiefern waren hier wohl schon immer, einige Täler sind schon ganz abgeholzt, Eukalyptus die Alternative, aber roter Boden, kein Sand. Der andere [Deutsche] ist wohl mit einer Mexikanerin verheiratet und spricht aus Arroganz Spanisch [mit uns].
Wir essen spartanisch Brot mit Knoblauch und Zwiebeln und Käse. (…)
Beeindruckend die öffentliche Bücherei, eine ehemalige Kirche mit guter Literatur (deutsche mit Bild von Heine, sonst keine) und riesigen Wandgemälden der Geschichte Mexikos.
Iglesia de Guadalupe
Iglesia de Guadalupe, Calle de la Calzada, Granada, Nicaragua, fotografiert Mitte Dezember 1981.
Die Kirche, eine der ältesten in Nicaragua, hat eine bewegte Geschichte.
Am 22. November 1856 begann die die Zerstörung Granadas („quema de Granada“). Piraten unter dem Anführer Charles Frederick Henningsen, einem Söldner, brannten auf Befehl William Walkers die Stadt vollständig nieder.
Nachdem wir die Kirche von Guadalupe betreten und eingeschlossen hatten, fanden wir zwanzig Leichen der hessischen Pioniere und Green’s-Schützen, unbegraben; einer war verkohlt und hatte die Hände auf dem Rücken gefesselt, was die von Kapitän Hesse zu sein schien; zehn oder zwölf unbegrabene Leichen und etwa dreißig Gräber des Feindes, nur wenige Zentimeter Erde bedeckt, alle bei dem Angriff vom Vortag getötet. Mehrere unserer Kranken und Verwundeten starben. Unsere Grabwerkzeuge, das heißt vier Spitzhacken und zwölf Hacken, wurden verwendet, um letztere zu begraben und die Gräben von Fort Henry zu bauen, so dass uns etwa sechzig verwesende Leichen neben uns in einem äußerst giftigen und abstoßenden Gestank einhüllten. Wir hatten Mehl für mehrere Tage und reichlich Kaffee, und ich hatte sofort das Bedürfnis, unsere Maultiere und Pferde zu zerlegen, um sie zu verzehren. Heute (Samstag) verteilen wir die ersten Rationen Pferdefleisch. (Henningsen laut Alejandro Bolaños Geyer)
Mehr Fotos aus und ein ausführlicher Text über Granada: Granada – die fette Rosine (15.09.2012).
Gelobt und gepriesen sei British Midland
Wie ich schon schrieb: 1982 saß ich ein paar Tage auf dem Flughafen von Barbados fest, weil Laker Airways bankrott war. Zum Glück übernahm British Midland Airways aka Derby Airways die gestrandeten Passagiere. Die Fluggesellschaft ist auch schon pleite. Ich bin ihnen aber immer noch dankbar.
Hier die Ankunft in Luxemburg, 01.04.1982, 18:00 Uhr. Wir waren alle erleichtert.
Unter Schwarzbetücherten
Das Foto habe ich am 18.10.1981 auf dem Markt von Pátzcuaro im mexikanischen Bundesstaat Michoacán aufgenommen. Ich war mir zuerst nicht sicher, weil das eine Weile her ist, aber ich habe es mit anderen verglichen. So lange, fast schwarze Tücher auf dem Kopf trugen die Frauen nur dort. Das Foto hatte ich vergessen zu publizieren.
Irgendwo in Mexiko
Das bin ich, irgendwo in Mexiko, vielleicht Guanajuato, fotografiert im Oktober 1979.
Zweitausend Fotos und noch mehr
Am 25. Dezember 2010 (!) kündigte ich an: „Natürlich weiß nicht ich nicht, ob das jemanden interessiert: Ich habe jetzt einen Dia-Scanner und werde meine Südamerika-Fotos online stellen. Das wird eine Weile dauern, es sind mehr als 2000 – von den Reisen 1979/80, 1982, 1984 und 1998.“
Jetzt fehlen nur noch rund zwei Dutzend. Das hat lange gedauert. Vielen Dank an das Publikum für das Anschauen und Kommentieren seit 15 Jahren…
Altstadt
Das letzte unveröffentlichte Foto aus Bolivien (1984), irgendwo in der Altstadt. Das ist auf keinen Fall die Socabaya in der Nähe des Hotels Torino, obwohl es offenbar aus einem Fenster gemacht worden ist. Vielleicht ist es seitenverkehrt. Ich war drei Mal in La Paz und kann mich nicht erinnern, wo das war.
Beim Betrachten kam es mir vor, dass es auch in Quito, Ecuador, sein könnte, da dort die Altstadt so aussieht und es viele schmale Gasen gibt, aber ich hatte das Foto im Bolivien-Ordner eingetütet. In Quito war ich aber fünf Jahre vorher.