Nimm dies, Leonardo!

blide

Da habe ich mir ja was eingebrockt.

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Nimm dies, Winnetou! [Update]

grüne

„Hinterfragen“ – ein Wort, das „aus dem Anus der deutschen Sprache ausgeschieden“ wurde (Wolf Schneider: Deutsch für Profis). Fehlenden Kommata lassen wir außer acht.

diversity

[Update] Wir lesen dazu aus der Rubrik „Unterhaltung“: War Beethoven ein Neger? Beethoven was black.

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Hier kein Wartebereich

schnelltest

Merke: Trotz Termins in aller Herrgött[Glottisschlag]Innensfrühe gibt es eine lange Schlange. Wo „hier kein Wartebereich“ steht, ist der Wartebereich. Als ich an der Reihe war, streikte die Software, und ich sollte noch einmal alles per Hand eingeben. Das funktionierte nicht, also machte das der junge Mann noch einmal. Ergebnis: Ich heiße jetzt Burckart Schröder und wohne in der Zwistätterstraße (die es in Berlin nicht gibt).

schnelltest

Man kann nicht alles haben. Die E-Mail mit sensiblen Daten war natürlich unverschlüsselt und – gegen alle Ratschläge des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik – in einem Format, das mein E-Mail-Programm nicht anzeigt.

schnelltest

Immerhin war das Ergebnis akzeptabel. Warum hat man das nicht schon vor einem Jahr so gemacht? Weil der Markt das regelt – es gab keine Schnelltests.

Ceterum censeo: Ich würde lieber geimpft statt getestet werden.

schnelltest

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Tahari, again

TahariTahariTahariTahariTahari

In einem Anfall geistiger Umnachtung und aus Flucht vor dem Unsinn, der einen hier umgibt, habe ich mich entschlossen, wieder ein wenig nach Second Life zurückzukehren. Natürlich habe ich mir eine Wüsten-Sim in der tiefsten Tahari ausgesucht.

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Rosinen, Käse, Obst

Kuchen

Das Resultat des heutigen Nachmittags. Ich mache noch Anfängerfehler, aber ich werde besser. Leider hat alles länger gedauert als ich dachte. Ich konnte nicht alle gleichzeitig in den Backofen schieben.

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Angst und Hass

das Gerücht
„Das Gerücht“ – Lithographie von A. Paul Weber (1943). Foto: Webermuseum Ratzeburg

„Jemand auf Twitter sagt, ein Freund eines Verwandten habe folgende Geschichte so gut wie selbst erlebt.“ Wenn das Publikum etwas über Stallmann wissen will: Fefe hat jetzt hinreichend genug dazu gesagt.

Interessant auch ein Interview (2017) mit Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Hans-Joachim Neubauer: „Gerüchte nähren sich von kollektiven Gefühlen, von Angst und von Hass. Manchmal, ganz selten, auch von Hoffnung. Wenig Sicherheit = viel Sorge = viele Gerüchte.“

„Gegengerücht streuen“ – das gefällt mir. Wer mobbt, was ich oft genug erlebt habe, sollte noch schlimmer zurückgemobbt werden. Gefangene werden nicht gemacht.

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Noche triste in Sumbay, reloaded

sumbay

Über den peruanischen Ort Sumbay heisst es irgendwo im Internet: „The village of Sumbay, at an altitude of 4,127 m, is located 88 km from Arequipa, behind the Misti volcano, on the road to Cailloma. It is known mainly for its caves decorated with magnificent cave paintings dating from the Paleolithic period. 6,000 or 8,000 years old, they represent human figures, camelids and pumas.“

Leider habe ich von den Wandmalereien und anderen Relikten aus der Altsteinzeit nichts mitbekommen, ich wusste damals auch gar nicht, dass es sie gab.

Ich schrieb hier am 18.07.2013: …die besch…eidenste Nacht (…), die ich auf meinen vielen Riesen je durchlebt habe. Sumbay ist eine winzige Bahnstation auf der Strecke zwischen Arequipa im Südwesten Perus und Juliaca, das fast am Titicacasee im Osten liegt. In Sumbay ist rein gar nichts, außer ein paar Werkstätten und Häusern für Bahnarbeiter, ein gottverlassenes Nest, das man noch nicht einmal per Google Earth findet, außer man weiß, wo man suchen muss.

Wir kamen (1984) mit einem klapprigen Bus aus Chivay nördlich von Arequipa – am östlichen Ende des Valle de Colca – in den Anden und hatten lange mit dem Busfahrer diskutiert, wo man uns absetzen sollte, damit wir den Zug nach Juliaca abpassten. Es reichte ja nicht, die Bahnstrecke zu finden, sondern der Zug sollte dort auch halten. Man muss wissen, dass die Straße, wenn man sie so nennen will, manchmal über 5000 Meter hoch liegt (vgl. Foto). Der Bus keuchte und spotzte vor sich hin. Dementsprechend kann es dort schweinekalt werden, und man sollte dort überhaupt nur reisen, wenn man die Höhe gewohnt ist und genügend Zeit hatte, um sich zu akklimatisieren. (Das ist eine ernst gemeinte Warnung! Mit der Soroche ist nicht zu spaßen, und es gibt dort auch keinen Rettungshubschauber des ADAC.)

Wenn man auf der Karte ein wenig nach links (nach Westen) schwenkt, erkennt man eine Straße und eine scharfe Kurve: Das war die Stelle, an der man uns aus dem Bus komplimentiert hat, nicht ohne uns zu erklären, dass der „Weg“ nach Sumbay nicht lang und auch leicht zu finden sei. (Vgl. obiges Foto – wir mussten dort hinunter) Meine damalige Begleiterin und ich trugen übrigens beide Rücksäcke, die um die 15 bzw. 20 Kilo wogen.

Dummerweise war es grad schweinekalt, aber nicht so kalt, dass es geschneit hätte. Dafür fing es an zu schütten dergestalt, dass wir nicht nur bis auf die Knochen nass wurden, sondern auch rechts und links von uns schlammige Sturzbäche ins Tal strömten, sodass wir knöcheltief durch Wasser, Geröll und Schlamm stapfen mussten. Wer die Regenzeit in den Anden kennt, der weiß, dass das richtig gefährlich werden kann. Der Weg war ohnehin nicht mehr zu sehen, es ging nur steil hinab ins Tal. Vermutlich sahen wir aus wie Höhlenforscher, die in ein Schlammloch gefallen waren, als wir endlich unten ankamen.

Wir hatten gehofft, Sumbay sei eine Ortschaft, womöglich mit einer Art Restaurant. Pustekuchen. Da war rein gar nichts, und die Bahnarbeiter sagten uns, der Zug käme mitten in der Nacht – wir hatten also noch sieben oder acht Stunden Zeit. Und das in unserem Zustand.

Ich habe fast jedes Gebäude in Sumbay betreten. In der Gasse auf dem Foto war ein Haus (links, die blaue Tür) mit einem trockenen Raum, und eine alte Frau versprach uns, eine Suppe zu kochen, die aber nur lauwarm war, so dass sie uns nicht wärmte. Noch nicht mal Kaffee hatten sie. Immerhin durften wir dort bibbernd im Trockenen sitzen.

Traurig war auch, dass ich Durchfall bekam und in der Dunkelheit im Regen alle 15 Minuten einen Platz suchen musste, um das zu verrichten, was bei Durchfall angesagt ist. Eine Toilette oder fließendes Wasser gab es im ganzen Ort nicht. Das war nicht wirklich lustig.

Ich glaube, ich habe mich nie im Leben so auf die Ankunft eines Zuges gefreut wie in Sumbay. Der kam nach Mitternacht und war für peruanische Verhältnisse luxuriös. Man konnte sich sogar waschen und hinlegen. Der Schaffner, der uns freundlich hineinbat, grinste sich eins. Vermutlich dachte er: Wer so bescheuert ist, nach Sumbay zu reisen, der sollte auch nicht jammern.

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Imaginäre Visualisierung

schreiben auf papier

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Vermischtes

würste

Vor mehr als einem Jahrzehnt ging es mir finanziell erheblich schlechter als heute. Es ist ein Privileg, dass ich mir heute jede Wurst kaufen kann und Haushaltsgeräte, die man nicht wirklich braucht. Und noch Blumen dazu. Wer das nicht nachvollziehen kann, sollte sich die Klassenfrage stellen.

Ich wollte mich heute an Leberknödelsuppe versuchen, aber es gab beim Metzger meines Vertrauens keine Leber mehr.

Die Leserschaft sollte das Küchengerät im Sinn behalten, davon sollte heute noch mehr kommen, mehr der theoretischen Art.

Ich muss aber noch nach einem Jahr Pause in Second Life/Gor vorbeischauen, weil ich einer bekannten Spielerin, die im realen Leben verstorben ist und deren Avatar mehr als fünf Jahre Kolumnistin meiner Zeitung (nur in Second Life) war, meinen Respekt erweisen möchte – ihr realer Witwer, der lange Krieger auf meinen Sims gespielt hat, hat ein virtuelles Gedenken organisiert.

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Qualitätspresse

qualitätspresse

Das wundert mich nicht bei den bürgerlichen Medien der Qualitätspresse, die einem aus den Ladenregalen entgegenschwallt. „Hass“ ist ein starkes Gefühl und oft enttäuschte Liebe. Vielleicht haben die (ehemaligen) Rezipienten nur Anspruch und Wirklichkeit verglichen….

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True Heroism

suez kanal

Shiv Ramdas: „If you think youre having a bad day, spare a thought for the helmsman who somehow managed to stick his giantass ship sideways into the goddamn Suez Canal & blocked it into literal gridlock & is currently costing every seafaring nation of Earth like millions of dollars every hour.“

Die Kommentare des Tweets zum obigen Foto sind manchmal zum Kringeln: „I wonder if they told the operator what to expect when he got there, or just left it a surprise.“ Die Quelle des Fotos (und noch anderen) ist übrigens BBC: „Owner of cargo ship blocking waterway apologises“.

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Qualitätsjournalismus, reloaded

corona ansteckungsrisiko
Grafik: TU Berlin

Die Tagesschau verfälscht Grafiken zum Corona-Infektionsrisiko. Wie war das noch mal mit dem Erkennen von fake news? Und wir müssen unbedingt Theater und Supermärkte geschlossen lassen oder schließen und alle Schulen öffnen. (Via Fefe und Herr Naumann – ganzen Thread lesen).

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A few alarms to view [Update]

alarmanlage
Alarmanlage (Symbolbild)

Ich musste gestern folgende Sätze in Englisch sagen, was mir ohne Google nicht spontan gelang:
„Um das herauszufinden, brauchten wir eine Rohrzange. Die habe ich leider nicht dabei.“
„Ich habe den Klempner, der hier ist, um die Heizung zu reparieren, off the record gefragt, ob er eine Idee habe, warum das Wasser nicht läuft. Er war hilfsbereit und hat den Hauptwasserhahn gesucht, gefunden und angestellt. Der Geschirrspüler sei übrigens an die Warmwasserleitung angeschlossen. Das ist keine gute Idee.“
„Der Ingenieur hat die Alarmanlage repariert. Einer der Bewegungsmelder war kaputt. Der hatte die zahlreichen Fehlalarme ausgelöst und bewirkt, dass die ganze Anlage herumspinnt.“
#neubau #handwerk #security #einmalmitprofisarbeiten

Ich mochte immer an der journalistischen Recherche, dass man ständig vor neuen und herausfordernden Situationen steht, für die es keine „Dienstanweisung“ gibt. Ein sesselfurzender Job war nie mein Ding. In dem Beruf, der meinen Lebensunterhalt zuverlässig sichert, was vom ersteren nicht gesagt werden kann, ist es ähnlich. Hier spricht niemand Deutsch, und alle kennen sich mit Datenverarbeitung aus. Aber eben nicht mit Rohrzangen und wie man deutsche Klempner dazu bringt, dass sie etwas tun, was nicht im Auftragsbuch steht.

Die Chefin hier spricht fünf Sprachen fließend, aber Englisch ist auch nicht ihre Muttersprache. Mit einem Stromkonzern zu telefonieren, warum der Formschreiben in unverständlichem Bürokratendeutsch schickt, statt eine konkrete Anfrage zu beantworten, übersteigt ihr (gutes) Deutsch. Also muss ich plötzlich dolmetschen. Oder mit deutschen Handwerkern ausdiskutieren, warum es für anspruchsvolle elektronische Anlagen, die ich auch noch bedienen soll, gar kein Handbuch in irgendeiner Sprache gibt. Oder die Tipps eines superhilfsbereiten britischen Ingenieurs kapieren, der kein Wort Deutsch kann, aber dafür mit starkem walisischen Akzent über komplizierte elektronische devices plaudert, den ich so verstehe wie ein Deutsch lernender Pakistani Niederbayrisch.

Ich mag den neuen Job. Er ist nicht ganz so herausfordernd wie die Aufgabe, randalierende psychiatrische Patienten daran zu hindern, das medizinische Personal zu attackieren, oder Großfamilien der südländischen Art davon abzuhalten, gewaltsam in die Rettungsstelle einzudringen, oder Türkisch sprechende männliche Jugendliche zu ermahnen, nicht mit einer Fernbedienung erotische Filme auf den Fernseher im Warteraum zu „zaubern“, oder weibliche Insassen der geschlossenen Abteilungen, die – für mich nicht nachvollziehbar – Ausgang bekommen haben, wieder einzufangen, weil sie sich – für mich nachvollziehbar – weigern zurückzukommen, ober polnische Bürger, die nur noch „kurwa“ sagen können, zu bitten, nachdem sie ihren Rausch ausgeschlafen haben und der Promillepegel unter zwei gefallen ist, die Notaufnahme zu verlassen, mit dem glaubwürdigen Hinweis, dass ich gewaltsam nachhelfen würde, falls sie sich weigerten.

Man muss eben improvisieren mögen.

[Update] Geschirrspüler an die Warmwasserleitung anzuschließen ist möglich. Also irrte der Plumber.

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Girlfriends

girlfriends

Jugendfreundinnen meiner Mutter, mit Schallplattenspieler, fotografiert 1943.

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Schaffen wir das

borgen

Aus „Borgen„, 3. Staffel. Ich finde es lustig, wie das Drehbuch versucht, immer schön politisch korrekt zu sein, wie auch die Partei der Hautdarstellerin so agiert, wie sich Mädchen, die was mit Tieren und Klima machen wollen, Politik vorstellen. Es geht hier um „Integration“, was immer das sein soll, und man sucht eine Frau, die was Nettes dazu sagt, und diese, die eine Pakistani spielt, passt nicht.

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Staatsfeindlich [Update]

„Der Staat muss kleiner werden. Es müssen ihm Mittel entzogen werden. Die Steuersätze müssen sinken, Bürgerämter ebenso privatisiert werden wie das Gesundheitssystem.“ (Ulf Poschardt, Chefredakteur der „Welt“, Paywall).

Das nenne ich „hate speech“. Dummdreist ist es auch. Aber so sind sie, die volkswirtschaftlichen Esoteriker, die an die „Märkte“ glauben wie Verehrer höherer Wesen an eben dasselbige. „Die Märkte“ haben also auch genügend Impfstoff bereitgestellt, Kollege Poschardt?

[Update] So muss man es machen. „Palmer: Ich glaube, wir haben in Deutschland Probleme, dass wir uns selber im Weg stehen mit der Bürokratie. Wir sind überbürokratisiert und unterdigitalisiert. Das haben wir gerade besprochen. Wir wollen alles planen. Das macht das Virus aber nicht mit. Und dann haben wir natürlich auch noch einen Hang, würde ich mal sagen, zum Verbieten und Gebieten.“

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Ligna in silvam oder: Vandalisierung des Internets

project gutenberg

Die Leserschaft möge mir verzeihen, dass ich offene Türen einrenne, mit dem eigenen Samowar nach Tula fahre, Eulen nach Athen trage und etwas aufwärme, das schon einige Jahre alt ist, aber offenbar noch immer aktuell – den Rechtsstreit des US-amerikanischen Project Gutenberg Literary Archive Foundation mit dem deutschen S. Fischer Verlag. Heise schrieb 2018:
Dem beigelegten Urteil des Landgerichts Frankfurt am Main (AZ: 2-03 O 494/14) zufolge hat das Portal die Rechte des S. Fischer Verlags verletzt, als digitalisierte Werke Heinrich Manns, Thomas Manns und Alfred Döblin online gestellt wurden. Als Konsequenz hat Gutenberg.org nicht etwa die beanstandeten Werke offline genommen, sondern ausnahmslos alle Seiten und Unterseiten für Nutzer mit einer deutschen IP gesperrt.

Der Verlag hatte offenbar neuländisch argumentiert, mittels Geoblocking sei es den Machern möglich, deutsche Nutzer daran zu hindern, hierzulande urheberrechtlich geschützte Werke herunterzuladen.

Ach ja? Ist es das? Die damaligen Kommentare bei Heise sprechen für sich. Das mag das Publikum daran erinnern, dass das deutsche Urheberrecht – und nicht nur das – kapitalistischen Ursprungs ist und in dieser Form abgeschafft gehört. Urheberrechte künstlerischer Art sollten nicht vererbt oder verkauft werden können. Fordert das eine Partei in Deutschland? (Nein, die Piraten sind nicht wählbar aus vielen Gründen, unter anderem wegen ihrer Positionen zu „Migration“, was für die offenbar wichtiger ist als Ökonomie. Wer „Ausdehnung der Eierkennzeichnung auch auf verarbeitete Eiprodukte“ in einem Parteiprogramm (!) hat und über „Arbeitnehmer“ und „Staatstrojaner“ faselt, hat einen an der Waffel. Just saying.)

Ich project gutenbergfrischte gerade meine (nur rudimentär vorhandenen) Kenntnisse über die Vandalen auf, die – das war der Anlass – die römische Stadt Timgad (Thamugadi) im heutigen Algerien im 5. nachchristlichen Jahrhundert zerstört hatten. Eine wichtige Quelle zu diesem Ereignis ist Prokopius von Caesarea. Seine „Geheimgeschichte“ (Historia Arcana) und andere Texte wie den über die Vandalenkriege gibt es digital beim Project Gutenberg.

Ich weiß nicht, ob die Anwälte des Verlags Tor kennen oder VPN. Vermutlich nicht. Aber das würde nichts ändern. Was den Juristenhirnen nicht passt, wird passend gemacht. Vielleicht würden sie versuchen, das Lesen bestimmter Werke für strafbar erklären zu lassen.

Der S. Fischer Verlag schreibt auf seiner Website „Autor*innen“. Man sollte ihn boykottieren. Ich würde, selbst wenn ich die Chance hätte, dort nichts veröffentlichen.

project gutenberg

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Siam-Nico, Buzzwords und der chinesische Imperialismus

myanmar
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Bei manchen Buzzwords (früher sagte man frankophil Slogan) schlägt mein Bullshit-Detektor sofort an, bei einigen Themen auch. Ich bedauere, die des Politischen kundigen Lesern und die an Medienkompetenz interessierten Leserinnen mit einer kleinen und vorläufigen Etüde in Recherche behelligen zu müssen.

Klassenkampf. Chinesischer Imperialismus. Mahnwache. Kommt alle. Fehlen nur noch die Fackeln Lichterketten, aber die sind mittlerweile sowas von out. Wer steckt dahinter? Aufmerksamkeitshuren, Marketing-Agenturen, etwas getarnt Politisches oder alles?

Setzen wir das Puzzle zusammen. Man sollte vermuten, dass bei a) Klassenkampf irgendwas „Linkes“ mitmacht, in Kombination mit b) chinesischer Imperialismus ergibt das aber zunächst wenig Sinn. „Die Linke“ lässt sich zwar von der pro-uigurischen Propaganda einlullen, aber sie würde nicht so weit gehen, eine „Volksrepublik“ als imperialistisch zu benennen. Die Grünen wiederum kriegen beim Begriff Klassenkampf sofort die Krätze. Beides – so unserer Arbeitshypothese nach 30 Sekunden – scheidet aus. Im Sinn haben wir den Namen „Nico Buchmüller“, der als Organisator der Mahnwache genannt ist.

myanmar

Die „Süddeutsche“ (Paywall) zitiert die (virtuelle) Gruppe German Solidarity with Myanmar Democracy. Man könnte irrig vermuten, dass die „Süddeutsche“ recherchiert hat, ob es diese Gruppe gibt. Dass sie das nicht getan hat, beweist die Zeichenkette „setzt sich nach eigenen Worten [bitte selbst ausfüllen] für ein freies Myanmar ein.“ Ohne drei unabhängige Quellen zu haben, durfte man früher, in den goldenen Zeiten des Journalismus, noch nicht mal furzen gehen. Heute reicht eine abhängige.

myanmar

Wait a minute. Warum sollte sich überhaupt jemand hierzulande ausgerechnet für Myanmar einsetzen, und was ist „frei“? Kapitalismus unter der Schirmherrschaft der NATO und faschistischer Banden wie in der Ukraine? Warum nicht Freiheit für Äquatorialguinea? Robbenbabys Negerkinder auf Fotos werden doch von jeder Werbeagentur mit Kusshand angenommen, weil sie immer in die Kamera lachen, außer wenn sie kurz vor dem Hungertod stehen (Amnesty, Brot für die Welt usw.). Kann man also für praktisch alles vermarkten.

myanmar

Doch halt, wie haben ein Motiv, sagt jetzt der Kommissar (wir sind erst bei Minute fünf der Recherche). Hier spricht Nico Buchmüller, man sieht ihn die Hände ringen und tränenkullernd schluchzen: Brutalität! Gewalt! Die ist nicht geil, sondern pöhse. Wir werden alle störben. Da muss man doch was tun!

Merke: Der Herr schreibt schlechtes Deutsch, und auch die Kommata fehlen oder stehen an der falschen Stelle. (Er hat also kein Abitur. Leider kann man heutzutage bei der Recherche aus diesem Tatbestand nichts folgern, weil das Kriterium sogar für die meisten Journalisten zutrifft.)

Wir merken uns in Rechercheminute fünf: Kein Profi, vermutlich keine der vorhandenen Parteien im Hintergrund (Arbeitshypothese, es fehlen die vorgestanzten Textbausteine), die Volksmassen jubeln noch nicht (was bei Myanmar auch extrem unwahrscheinlich ist, da vermutlich 90 Prozent der Bevölkerung das Land nicht auf einer Karte lokalisieren könnten). Appell an Gefühle, wie schon beim Kampf gegen „Hass“. Gefühle entpolitisieren sofort jedes Thema, lassen sich aber natürlich bei den intellektuell Schmalbrüstigen geistig Armen gezielt mobilisieren. Wer „gegen Gewalt“ ist, redet zur Mittelschicht. Man appelliert, sich zu benehmen: Man möchte bei denen da oben nicht unangenehm auffallen und sich gleichzeitig von denen da unten absetzen. „Klassenkampf“ und „gegen Gewalt“ – das passt nicht und spricht bei mir sofort für einen geistig verwirrten Einzeltäter oder Drogenmissbrauch.

myanmar

In Minute zehn der Recherche müssen wir nur noch die falschen Nico Buchmüllers aussortieren. Der richtige ist Klima-Nico von der Klimaliste Baden-Württemberg. Einw der Abspaltungen von der Befreiungsfront Judäas den Grünen, die sich auf nur ein Thema focussieren und den Kapitalismus reformieren wollen, aber selbstredend weiterhin zum GlottisschlagStimmritzenverschlusslaut-Milieu gehören. Ergo: Schon wieder nur Winkelreformer der buntscheckigsten Art.

Unser Klima- und Siam-Nico drückt mit Karacho auf alle Tränendrüsen: Er sammelt Spenden für Waisenkinder in Mayanmar. Das volle Programm also. Ich frage immer noch: Warum ausgerechnet Birma? (Ich hatte ein Kinderbuch über die KatzenTigerjagd in Siam – so hieß das früher.) Er hat dort eine Zeit verbracht. Das muss uns reichen. Man muss nicht alles runtermachen, auch wenn man „Entwicklungshilfe“ als eine Art Embryo des Imperialismus ansieht und „helfen“ durchweg als ein niedriges Motiv, um sich selbst besser zu fühlen.

Man kann natürlich noch weitermachen und den beruflichen Werdegang recherchieren, Bildersuche und -vergleich eingeschlossen). Wir haben Nico unrasiert, auf Linkedin rasiert. Bei krauth technology im Schwarzwald wurde er offenbar ausgebildet (7. von links). Bei highQ war er auch oder ist er noch.

Der „Klassenkampf“ war also nur ein Versehen und wird in die Rubrik attention whore eingetütet. Wenn man unseren Siam-Nico fragte, was Imperialismus sei, würde er garantiert ins Stottern kommen oder „die Uiguren, die Uiguren“ murmeln.

Übrigens: Die so genannte Opposition in Myanmar würde ich auch nur mit der Kneifzange anfassen.

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Viel wenig Impfstoff [Update]

Der Tagesspiegel schreibt: „Bei Fortsetzung des derzeitigen Impftempos würden Mitte April knapp 15 Prozent der Bevölkerung mindestens eine Erstimpfung haben.“

In besserem und logischem Deutsch: Wenn der Impfstoff weiterhin so knapp ist, haben Mitte April mehr als 85 Prozent der Bevölkerung noch nicht einmal eine Erstimpfung.

Merke: Ist etwas negativ („nicht geimpft“), sollte man es nicht positiv formulieren. („mindestens eine Erstimpfung“). Man sagt auch nicht: Von wenig Impfstoff ist viel vorhanden.

Teilsätze ohne Verben verschleiern, dass jemand verantwortlich ist (wer gibt das „Tempo“ vor und warum?). Außerdem sind Wörter mit -ung (Nominalstil) lang und hässlich.

Postscriptum: Korrektes Deutsch ist das alles natürlich auch nicht. Man muss sich aber entscheiden, was man prognostizieren will: „Wäre der Impfstoff weiterhin so knapp“ suggeriert, dass die zuständigen Pappnasen es schafften, mehr davon zu besorgen. Das bezweifle ich, obwohl der Tagesspiegel das offenbar glaubt. Also kein Irrealis, sondern schlicht Futur im Konditionalsatz: Wenn der Impfstoff weiterhin so knapp sein wird, werden Mitte April mehr als 85 Prozent der Bevölkerung noch nicht einmal eine Erstimpfung haben.

Postscriptum II: Journalisten, die, wie im Tagesspiegel, Doppelpunkte mitten in Wörter pressen, können oft gar kein korrektes und gutes Deutsch.

[Update zum Postscriptum II]
tagesspiegel

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Hồ Chí Minh, Data Security etc.

visitenkarten

Nach mehr als einem Jahrzehnt endlich neue Visitenkarten – in der Farbe meiner Website. Ich habe die E-Mail und den [sic!] Uniform Resource Locator der Website mit Absicht nicht drucken lassen. Wer den QR-Code einscannt, muss erst den Hinweis im Impressum lesen, dass unverschlüsselte E-Mails nicht erwünscht sind. Ich nutze für Android übrigens den werbefreien QR-code & Barcode-Scanner (jaja, von Quang Trung, Go Vap, HCM city, Vietnam. Ho-Ho-Ho-Chi-Minh!).

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