Havanna José Martí und 2020

flughafen havanna

Aeropuerto Internacional José Martí, Havanna, Kuba, fotografiert 1984. Ich würde jetzt auch gern in ein Flugzeug steigen….

Ich wünsche allen geneigten Leserinnen und wohlwollenden Lesern ein gesundes und gutes neues Jahr 2020. Ich werde heute Nacht im Krankenhaus sein, aber zum Glück nicht als Patient.

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Dschungelfieber, revisited

Serranía de la MacarenaSerranía de la MacarenaSerranía de la MacarenaSerranía de la MacarenaSerranía de la MacarenaSerranía de la Macarena

Über die Serranía de la Macarena im Osten Kolumbiens hatte ich hier schon mehrfach geschrieben (zum Beispiel auf meinem alten Blog „Dschungelfieber“, 27.01.2004, „Das Cucaracha-Massaker“, 28.01.2004).

Das oberste Bild ist ungefähr nördlich von Caño Amarillo gemacht worden. Wir haben in der Hütte eine Nacht verbracht.

Wir sind damals 1982 von Vistahermosa nach Westen durch den Dschungel marschiert und haben drei Tage lang keine Ortschaft gesehen. Wichtigste Frage: die Orientierung. In den Kneipen des Weilers sagte man uns, es gebe am Rand der Berge ein paar bewohnte Häuser und mehrere kleine Fincas. Wir würden nicht verlorengehen. Nach rund zwölf Stunden hätten wir den Rand des Gebirges erreicht. Wir sollten uns unbedingt den riesigen Wasserfall ansehen, irgendwo da oben in den Bergen. Ein campesino, der dort arbeitete, würde in ein paar Tagen per Pferd dort hinreiten. Es gebe auch einen Weg, der an manchen Stellen schwer zu finden sei… Der Bauer – wohl eher ein schlichter Landarbeiter – war schnell aufgespürt. Er würde uns auf halber Strecke einholen, sagte er. Und dann sähe man weiter…

So geschah es. Damals operierte in exakt dieser Region schon die Guerilla FARC. Ich war damals jung und naiv; heute schlage ich die Hände über dem Kopf zusammen, was ich mich getraut habe. Ob der campesino nur ein Landarbeiter war oder ein Guerilla inkognito? Ich weiß es nicht.

Endlich eine Lichtung – wir sind dreizehn Stunden unterwegs. Ein paar offenbar verlassene Häuser; der campesino und sein Pferd warten schon auf uns. Im Hintergrund ragen die Bergzinnen der Sierra in den Abendhimmel – unser morgiges Ziel. Und wieder tut der Coleman-Ofen seine Pflicht. Die heisse Suppe und das Brot schmecken wir ein Festmahl in einem Fünf-Sterne-Restaurant. Apropos Brot: Wie schützt man Brot vor Ameisen und Cucarachas? Ameisen sind süchtig nach Eiweiß, sterben aber sofort, wenn sie davon kosten – Eiweißvergiftung mit Ansage: man muss nur ein Ei in der Nähe des Brotes aufschlagen. Schaben sind widerstandsfähiger und schlauer. Sie essen schlicht alles. Einige von ihnen können auch fliegen und sind äusserst hartnäckig. Eine wohl verpackte Plastiktüte, an einem Bindfaden aufgehängt, ist für sie kein Problem. Die Tüte wird gleich mit verspeist und ist morgens so löchrig wie ein Käse. Da hilft nur, den Faden mit Benzin zu tränken (auch gut gegen Ameisen) und die Tüte von aussen ebenfalls. Das Brot riecht dann nicht so gut, aber es ist wenigstens morgens noch da.

Am Abend das übliche romantische Ritual: ein kleines Lagerfeuer, Hängematte, Zigarette für die Raucher, man erzählt sich Geschichten. Die Grillen lärmen noch. Millionen von Glühwürmchen schwärmen umher, und Milliarden von Moskitos ärgern sich über das Feuer und belagern das Moskitonetz – vergeblich, wenn es richtig aufgehängt und befestigt ist. Eine Nacht im Dschungel – schöner als jede Kneipentour in Berlin oder vor der Glotze…

Ameisen, Ameisen, Ameisen – die wahren Herren des Urwaldes. Vor allem die Blattschneiderameisen (Atta colombica): die lieben Tierchen verputzen die Blätter eines ganzen Baumes in kurzer Zeit. Futter für ihre Pilzzuchten. Kaum ein Blatt, das dem nicht Stücke fehlen, säuberlich herausgeschnitten. Die strahlend schönen Orchideen und anderen Blumen lassen sie offenbar in Ruhe.

Immer wieder Flussläufe, die die Ebene durchziehen wie ein Spinnennetz. In der Regenzeit wäre vermutlich die gesamte Gegend für Fußgänger unpassierbar. Gegen Mittag: wieder eine Hütte. Eine Frau beäugt uns misstrauisch, als tauchte ein Otavaleno aus Ecuador im bayerischen Wald auf. Was wir denn in Gottes Namen suchten? Wasser zuallererst – es sind mindestens vierzig Grad im Schatten. Das ist eine einfach zu lösendes Problem: wir sollten zum baño gehen. Das „Bad“ sei nicht weit entfernt. Sie zeigt mit der Hand den Weg entlang.

Zuerst hören, dann sehen wir den Wasserfall [Cascadas de Caño union]. Er stürzt sich rund fünfzig Meter in die Tiefe, quer über das Tal. Ein sehr schönes Badezimmer haben die Leute hier. Man kann nur sitzen und staunen und sich erfrischen. Das Rauschen übertönt die Stimmen. Ein Paradies mitten im Dschungel. Eine Art Badezimmertür gibt es auch – ein umgestürzter Baumriese versperrt den Weg. Man muss klettern oder sich unten hindurchquetschen. Ein ungutes Gefühl ist garantiert: wenn der Stamm plötzlich verrutschte, wäre jeder platt wie eine Flunder.

Wovon die Siedler leben, ist unklar. In der Sierra de la Macarena sind Drogenlabore versteckt. Und die Herren narcotraficantes stören Gesetze ökologischer Art wenig. Robert Mykle schreibt: „Why is the Sierra de la Macarena so important? The Macarena is the convergence point of six major ecological and geological forces, each exerting its own unique pressure on the local flora and fauna. The end result is a high rate of mutation. The Sierra de la Macarena has Kolumbienbeen called a biological hothouse. And this biological hothouse is on fire. The Sierra de la Macarena is in danger of being burnt away. This singular world with a huge warehouse of biodiversity waiting to be unlocked is about to be lost forever.“

Wer den Dschungel nicht kennt, für den ist alles nur grün, gesprenkelt mit den bunten Farbtupfern der Orchideen und anderer Blumen. Der Urwald ist jedoch von unendlicher Vielfalt. Manchmal wird es dunkel, fast wie in der Nacht, wenn die Bäume eng zusammenrücken, den Pfad zwischen ihren mächtigen Wurzeln zusammenpressen, dass er fast unsichtbar wird. Das Laubdach wölbt sich über den Wanderern und hält die Sonne auf wohltuender Distanz. Undurchdringlicher Bambus, so dick wie ein Oberschenkel, versperrt den Weg. Eine Machete kann nichts ausrichten, oder man schuftete sich zu Tode.

Dann ist der Pfad verschwunden. Haben wir uns verlaufen? Es ist nicht jedermanns Sache, sich mit einem Haumesser in brütender Hitze den Weg freizuschlagen. Zwischen den Blättern erblicken wir nach einer halben Stunde das Tal – dort soll eine Finca sein. Und dann kommt auch der Trampelpfad wieder zum Vorschein, wo auch immer er in de Zwischenzeit gewesen sein mag. Es ist nichts Aufregendes geschehen – kein Puma oder andere unhöfliche Tiere haben den Weg gekreuzt. Um im Urwald einer Schlange Auge und Auge zu begegnen, muss man schon großes Glück haben – oder Pech, je nach Art der Schlange. Schlangen „hören“ den Tritt des Menschen und gehen ihm normalerweiser aus dem Weg. In Kolumbien gibt es Regenwürmer, die größer sind als die Schlangen in Deutschland…

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Grotesco fenomeno social [Update]

habanna babilonia

Ich las gerade wieder einmal und wie immer mit großem Vergnügen Eine Nacht in Havanna von Martin Cruz Smith und wurde neugierig, ob es über Jineterismo ein Sachbuch gebe. Ja, von Amir Valle: Habana Babilonia.

Ich muss gleich warnen: Wer ein romantisches revolutionär-verklärtes Bild vom „revolutionären“ Kuba hat, sollte das gar nicht erst lesen. Das Buch ist grandios – eine Mischung aus Selbstzeugnissen kubanischer Prostituierter (weiblich und männlich) und journalistischen Fakten über die Geschichte des Phänomens schon vor der Revolution. Ein Standardwerk – nur leider mit den Folgen, dass die KP Kubas die Realität lieber unter den Tisch kehrt und Amir Valle nicht mehr einreisen lässt. Unfassbar, wie unsouverän und kleinkariert die sind. Das müsste nicht so sein.

Amir Valle hat das Buch auf Youtube erläutert (Spanisch, Teil 1, Teil 2).

Rezension: Considerado el mayor best-seller clandestino de las letras cubanas, Habana Babilonia es un serio acercamiento periodistico y testimonial a la actualidad de la prostitucion en Cuba, a traves de las historias reales de jineteras, proxenetas, vendedores de productos en el mercado negro, dueños de casas de prostitucion, promotres de espectaculos de travestismo, policias y funcionarios corruptos, trabajadores de turismo, y otras figuras de la vida cotidiana y el poder politico vinculadas a este grotesco fenomeno social.

Recostruyendo la vida intima de una de las mas reconocidas jineteras de La Habana, Amir Valle revela testimonios, entrevistas y papeles personales de jineteras cubanas, junto a un enjudioso ensayo historico sobre la prostitucion en la isla, todo ello con un altisimo nivel literario que convierte a este libro en un clasico vivo de la literatura latinoamericana.

granma

Gestern diskutierten wir im Freundeskreis. Meine These: Jeder hat das Recht, seinen Körper zu verkaufen. Selbstbestimmte Prostitution ist moralisch nicht zu verurteilen. Aber gibt es das?

Mir wurde entgegengehalten, dass der Jineterismo nur existiere, weil Touristen reich seien und Kubaner im Vergleich arm (obwohl die Kubaner, was die Gesundheit angeht, vermutlich besser versorgt sind als der durchschnittliche Deutsche).

Das Problem ist IMHO komplizierter. Prostitution, also Sex gegen Geld, wird es immer geben, solange die Ehe existiert – und für Alleinstehende sowieso. Dazu gibt es einen interessanten Artikel Clara Zetkins:
Die veränderte Einstellung der Jugend zu den Fragen des sexuellen Lebens ist natürlich ›grundsätzlich‹ und beruft sich auf eine Theorie. Manche nennen ihre Einstellung ›revolutionär‹ und ›kommunistisch‹. Sie glauben ehrlich, daß dem so sei. Mir Altem imponiert das nicht. Obgleich ich nichts weniger als finsterer Asket bin, erscheint mir das sogenannte ›neue sexuelle Leben‹ der Jugend – manchmal auch des Alters – oft genug als rein bürgerlich, als eine Erweiterung des gutbürgerlichen Bordells. Das alles hat mit der Freiheit der Liebe gar nichts gemein, wie wir Kommunisten sie verstehen. Sie kennen gewiß die famose Theorie, daß in der kommunistischen Gesellschaft die Befriedigung des sexuellen Trieblebens, des Liebesbedürfnisses, so einfach und belanglos sei wie ›das Trinken eines Glases Wasser‹. Diese Glas-Wasser-Theorie hat einen Teil unserer Jugend toll gemacht, ganz toll. Sie ist vielen jungen Burschen und Mädchen zum Verhängnis geworden. Ihre Anhänger behaupten, daß sie marxistisch sei. Ich danke für einen solchen Marxismus, der alle Erscheinungen und Umwandlungen im ideologischen Überbau der Gesellschaft unmittelbar und gradlinig aus deren wirtschaftlicher Basis ableitet. Gar so einfach liegen denn doch die Dinge nicht. (…)

Im sexuellen Leben wirkt sich nicht bloß das Naturgegebene aus, sondern auch das Kulturgewordene, mag es nun hoch oder niedrig sein. Engels hat in seinem ›Ursprung der Familie‹ darauf hingewiesen, wie bedeutsam es ist, daß sich der allgemeine Geschlechtstrieb zur individuellen Geschlechtsliebe entwickelt und verfeinert hat. Die Beziehungen der Geschlechter zueinander sind doch nicht einfach ein Ausdruck des Wechselspiels zwischen der Wirtschaft der Gesellschaft und einem physischen Bedürfnis, das durch die physiologische Betrachtung gedanklich isoliert wird. (…)

Die Zügellosigkeit des sexuellen Lebens ist bürgerlich, ist Verfallserscheinung.

Das halte ich, mit Verlaub, Genossin Zetkin, für gehobenen Blödsinn.

habanna babilonia
Altstadt von Havanna, fotografiert 1984

Die Ehe auch im Kapitalismus und auch in anderen Gesellschaften, die sich „sozialistisch“ nennen, ist eine ökonomische Einheit zur Aufzucht des Nachwuchses, der evolutionär erwünscht ist, und wird „veredelt“ durch Gefühle, die man gemeinhin Liebe nennt. Aber nichts Genaues weiß man nicht. Die alten Griechen waren da schon viel weiter und differenzierten zwischen agápe, éros, philía, philautia, storgē, und xenia. Wenn Éros irgendwann nicht mehr da sein sollte, warum sollte man sich gegenseitig in Geiselhaft nehmen, wenn die Ehe nicht in Frage steht, und dem oder der anderen Sex aka „Seitensprünge“ verbieten? Das habe ich noch nie verstanden.

Da kommt dann Sex gegen Geld ins Spiel. In Kuba müsste es keine Zuhälter und keine illegalen Bordelle geben, wenn nicht offiziell geheuchelt würde, wenn nicht die Polizei teilweise mitspielte oder sogar korrupt ist. Verbieten kann man das Phänomen ohnehin nicht.

PS Auf Facebook wurde ich gleich für eine Woche gesperrt – weil ich den Buchtitel gepostet hatte. :-)

[Update] Ein sehr schönes Posting zum Thema: How to handle Jineteros and Jineteras.

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XFCE, hurra!

xtce

Vor fast fünf Jahren hatte ich mir ein Acer Aspire Netbook (ohne Windows) gekauft. Ich brauche das selten, und es nervte total, dass Ubuntu das Gerät oft einfrieren ließ.

Nach der Lektüre von gefühlt 874623 Foren-Einträgen hatte ich die Nase voll und probierte es vor einigen Monaten mit Linux Mint. Aber auch das löste das Problem nicht.

Erst jetzt habe ich es hingekriegt – XFCE scheint das richtige – „ressourcenschonende“ – Betriebssystem für das mittlerweile schon ältere Rechnerchen zu sein. Kein Einfrieren, keine unerklärlichen Abstürze, und so schön aufgeräut wie Mint es es auch.

Oppa erzählt aussem Kriech. Ich hatte das schon 2006 ausprobiert. By the way: Kennt jemand Damn Small Linux?

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Remote Communication Interception Software, reloaded [Update]

bundestrojaner

„Online-Durchsuchung bei Tätern, die nicht übers Internet kommunizieren“- großartige Zwischenüberschrift von Heise. Passt zum Niveau und zu den üblichen Textbausteinen, die seit 1993 zum Thema abgesondert werden.

In den Verhandlungen mit den Grünen zur anstehenden Verschärfung des Polizeigesetzes in dem südlichen Bundesland hatte Strobl bei der Online-Durchsuchung nachgeben müssen. Bei dem Instrument geht es um das heimliche Durchsuchen von Festplatten von Computern, um beispielsweise Terrorpläne zu vereiteln.

Immer diese Festplatten! 2006 ging es um die berüchtigten „Internet-Festplatten, wahlweise auch ohne Internet.

Man kann natürlich auch ersatzweise Harry Potter lesen. Magie ist bei beiden Themen im Spiel. Ceterum censeo: Wie wollt ihr das anstellen, wenn das auszuspähende Objekt die Minimalstandards des sicherheitsbewussten Online-Verhaltens einhält? (Mal abgesehen davon, dass man zuerst die IP-Adresse des Zielrechners kennen müsste.)

Die so genannte Remote Communication Interception Software gibt es auch für Linux?! Und vermutlich funktioniert sie ohne physischen Zugriff (USB! USB!) auf den Zielrechner? Das will ich sehen. Bisher hat noch niemand etwas darüber gesagt, auch wenn der CCC manchmal geheimnisvoll herumraunte:
Zu den konkreten Methoden macht das Bundeskriminalamt keine Angaben – ‚aus kriminaltaktischen Gründen‘, wie ein Sprecher sagte. Zwar gebe es keine speziell geschulten ‚Online-Durchsucher‘, jedoch Spezialisten, die herangezogen würden. Es handele sich um Beamte, die ‚versiert auf dem Gebiet‘ seien. (…) Berichten zufolge haben die Sicherheitsdienste inzwischen auch Spionageprogramme entwickelt, die über das Trojaner-Prinzip hinausgehen. (…) Trojaner nutzen Sicherheitslücken, die nur mit großer Sachkenntnis gestopft werden können. ‚Der Privatnutzer kann sich dagegen kaum schützen‘, sagt Constanze Kurz, Sprecherin des Chaos Computer Clubs, einer Lobby-Organisation, die für möglichst wenig staatliche Überwachung im Internet eintritt.(FAZ.net, 05.02.2007)

Man kann sich nicht schützen? Das sagt der CCC? Was rauchen die da? Ich bin auch versiert, gefragt hat man mich aber noch nicht.

Jaja. Phishing E-Mails im Behördenauftrag?! Da kann Netzpolitik.org gern den Vertrag mit FinFisher veröffentlichen. Ich halte das für höheren volksverdummenden Blödsinn.

„Man könnte von ‚Durchsuchungssoftware‘ sprechen; bei bei Software für die Quellen-TKÜ von Remote Communication Interception Software (RCIS). De Facto ist es aber nichts anderes als Schadsoftware, die das Rechnersystem infiltriert und seine Funktion manipuliert.“

Wie? Wie? Wie? Der Kaiser ist nackt! De facto ist das ein Meme.

Legendär immer noch Annette Ramelsberger (Süddeutsche, 07.12.2006): „Den meisten Computernutzern ist es nicht klar: Aber wenn sie im Internet surfen, können Verfassungsschützer oder Polizei online bei ihnen zu Hause auf die Festplatte zugreifen und nachschauen, ob sie strafbare Inhalte dort lagern – zum Beispiel Kinderpornographie oder auch Anleitungen zum Bombenbau.“

Nein, das war mir bisher nicht klar, und wenn ich ehrlich sein soll, wurde es auch seitdem nicht klarer. Alle schreiben voneinander ab. Fakten werden sowieso überschätzt.

[Update] Ich habe nie behauptet, dass man keine Mal- oder Spionagesoftware auf fremden Rechnern installieren könne. Es funktioniert aber nicht so, wie sich das fast alle vorstellen: Von fern und weil irgendjemand das so will. Man braucht a) mindestens den (physikalischen) Zugriff auf den Zielrechner (um z.B. einen Keylogger oder per USB etwas aufspielen zu können) und b) muss sich der Nutzer selten dämlich anstellen (leider ist das wohl eher die Regel als die Ausnahme). Alles andere ist Humbug.

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Point of View

krippe

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Frohe Festtage!

cabanaconde

Cabanaconde, damals noch ein winziges Bauerndorf, eine Tagesreise nördlich von Arequipa, in den peruanischen Anden (1984). Der Bräutigam (links, neben ihm seine Braut) hieß Huaman Huamani, sein Name soll hier als Dank für die Einladung und das unvergessliche Erlebnis verewigt werden. [Reprint vom 11.01.2011]

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Der größte Journalist des Landes [Update]

Pellworm

„Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage, und ich sage nicht, was sie hören möchte.“ (Karl Kraus)

Hermann L. Gremliza ist gestorben. Er begriff sich selbst als Kommunist. Und sich mit allen anzulegen, die es verdient haben, ist ein guter Plan. Chapeau!

[Update] Clemens Heni: „Das Ende einer linksradikalen Ära: Zum Tode von Hermann L. Gremliza“ (20.11.1940–20.12.2019)

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Nichts gelernt und nichts vergessen

„Ob vor über 30 jahren eine von der DKP importierte KPDSU-Broschüre mit dem Titel „Zionismusmuslüge von A bisZ“ erklärte, „die Gründung eines Judenstaates war den zionistischen Führern lediglich ein Mittel zur größtmöglichen Bereicherung um der Macht und des parasitären Wohlergehens Willen“, ob die junge Welt von vorgestern und übermorgen Israel als ein Staatswesen denunziert, das „sich nicht auf die Gesamtheit seiner Bürger, sondern auf das gesamte jüdische Volk, wo immer sich das auch befmden mag, bezieht“, das heißt: als Staatsungetüm, als Staatsunwesen schlechthin denunziert, ob aber auch die obskure Gruppe Arbeitermacht – das ist die euch bestimmt bekannte Liga für die Fünfte Internationale – den Zionismus selbst für „ein Hindernis auf dem Weg zur Befreiung“ hält – jedenfalls harmoniert diese materialismusvergessene Propaganda von links so innig mit der Agitation von rechts, dass man darüber fast zum Parteigänger des Liberalismus und seiner totalitarismustheoretischen Projektionen werden könnte.“ (Joachim Bruhn: „Nichts gelernt und nichts vergessen“, 2010)

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Buntscheckig

„Ein Teil der Bourgeoisie wünscht den sozialen Missständen abzuhelfen, um den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu sichern. Es gehören hierher Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre, Verbesserer der Lage der arbeitenden Klassen, Wohltätigkeitsorganisierer, Abschaffer der Tierquälerei, Mäßigkeitsvereinsstifter, Winkelreformer der buntscheckigsten Art.“ (Karl Marx: Das Manifest der kommunistischen Partei)

Vergessen hat er Veganer, Gendersprecher und Klimaverbesserer.

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Deutschlandhalle (?) et al [Update]

deutschandhalle

Aufgenommen vom Funkturm in Richtung Deutschlandhalle (2011 abgerissen – ist die das? Ich bin mir gar nicht mehr sicher.) und Teufelsberg mit US-amerikanischen Abhörgebäuden, fotografiert ca. 1981.

[Update] Das ist der Fernsehgarten und Teil der Messehallen.

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Jagd auf Meerestiere

la ceiba

Ein Nachtrag zu La Ceiba an der Atlantikküste von Honduras (1981).

Damit habe ich jetzt alle ehemaligen Dias von Honduras online, es sei denn, ich finde noch in irgendeinem Verzeichnis eines, das dort nicht hingehört. Ich staune immer noch, dass ich bei den rund 2.000 Fotos aus Lateinamerika, die zum Teil schon vor vierzig Jahren gemacht wurden, genau weiß, was zu sehen ist und wo.

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Mit einem Satz

„Sigmar Gabriel schloss sich auf seinem Zimmer im King David Hotel ein, obwohl im Foyer eine Delegation israelischer Sozialisten wartete. Heiko Maas flog mit der schönsten rechten israelischen Politikerin im Helikopter über die besetzten Gebiete, und wenn sie ihn darum gebeten hätte, wäre er dort wohl auch mit dem Fallschirm abgesprungen. Gregor Gysi erklärte einem Mönch in Jerusalem, wie man die Welt rettet. Eine Gruppe Anzugträger der Jungen Union pflanzte einen Baum in der Wüste. Sie sahen aus wie Entführungsopfer. (…)“

Lehrstunde von Alexander Osang im „Spiegel“ zum Thema: „Wie man Menschen mit nur einem Satz hinreichend beschreibt.“

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La Ceiba, revisited

la ceiba

Passagiere an den Docks von La Ceiba an der Atlantikküste von Honduras (1981, vgl. die Küste der Garifuna, 20.08.2012).

Aus meinem Reisetagebuch, 25.11.1981:
Wir lernen einen Cariben kennen, mit dem wir ein nettes Gespräch führen. Er erzählt von einem Freund, der in Afrika nach den Ursprüngen der Garifuna-Sprache gesucht hat, sie aber nicht fand. Am Hafen treffen wir einen Miskito-Pastor, der uns erzählt, er sei schon in Berlin gewesen, im Hotel Hamburg.

Abends reichlich Krach. Die Stadt ist interessant und quirlig, besonders das Hafenviertel, wo es viel Absteigen gibt, und die umliegenden Slums. Der Rest bedeutungslos.

Mich überraschen die reichlich ausgestatteten Supermärkte und Läden mit US-amerikanischen und Produkten aus Mittelamerika. Wir kaufen Blechgeschirr und Kleinkram. Der Markt ist voller Gemüse, aber nicht ganz billig. (…)

Unser „Höllenschiff“: Viel zu viel Passagiere, sie sitzen auf Brettern, die auf die seitwärts an der Reling stehenden Fässern gelegt wurden. Versuche mit der Hängematte schlagen fehl, es schaukelt zu sehr. Ein kleiner nerviger Junge kotzt irgendwo hin, interessiert niemanden; der Rest der Passagiere kotzt spätestens am frühen Morgen. Bei mir kommt der Kaffee wieder raus.

Die Besatzung: Der Kapitän und die Mannschaft sind Miskito, der „Stauer“, ist Garifuna, dumm, stark wie ein Ochse, aber gutmütig, schielt ein bisschen. Der Koch mit zerrissener Hose. Ein paar fette Frauen, die herumsauen und die jungen Männer anmachen. Das Essen ist schlecht, täglich Kochbananen, Reis, sonst nichts.

Das Schlimmste ist die Schaukelei. Sie fahren ohne Rücksicht auf Verluste seitwärts der Wellen, der Steuermann muss keinen Magen mehr haben.

Das Schiff ist voll mit Mehl, Zucker, Reis, Coca, die Fässer fast alle leer. (…)

Am 20.08.2012 schrieb ich:

Übrigens hatten wir uns nachts, da wir nicht auf den Decksplanken schliefen, sondern auf den Ölfässern, die alles blockierten und die genau so hoch waren wie die hölzerne Reling, mit Seilen angeschnallt, um nicht schlafend ins Meer zu fallen.

Wer denkt, dass Palmen, türkisblaues Meer, Sonne und braungebrannte Menschen automatisch romantisch sind, der sollte sich mal überlegen, wie man auf einem Schiffs-Plumpsklo sein Geschäft verrichtet, während die gesamte „Toilette“ sich abwechselnd in beide Richtungen um rund 50 oder mehr Grad neigt – und zwar mit Caracho und das eine Woche lang ohne Pause.

Seit dieser Reise habe ich eine Abneigung gegen Kokusnuss-Geschmack – die ersten vier Tage bekamen wir nur eine Art Fraß vorgesetzt, zermatschten Reis mit ein Paar Bohnen – alles von der Schiffsbesatzung aus den Kisten geklaut, die sie befördern sollten. Und wir lebten von den Kokusnüssen, die wir dabei hatten. Kokusnuss-Diät ist aber scheusslich. Das änderte sich erst, als ich einige der Mitreisenden beiläufig fragte, wem das Schiff eigentlich gehöre. Da die guten Leute nicht wirklich einschätzen konnten, welchen Einfluss ein Ausländer haben konnte, sprach sich das schnell zum Kapitän herum, der uns plötzlich eigenhändig eine akzeptable Mahlzeit servierte. Als ich ihm dann noch eine Karte der Küste von Honduras schenkte (offenbar fuhr er nur auf Sicht), nannte er mich „hermano“ („Bruder“) und behandelte mich wie den Pascha von Dingsda.

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Larson is back!

Gary Larson

Caution: reading this website may result in hyperventilation from uncontrollable laughter.

„Andrews McMeel described The Far Side as “an unparalleled comic masterpiece”, which it said had “revolutionised conventional considerations of humour in general, and of comics in particular”. According to the publisher, more than 40m books and 77m Far Side calendars have been sold, and it has been translated into more than 17 languages. Terms dreamed up by Larson – as in his cartoon of a caveman pointing to the tail of a stegosaurus and telling his audience that it is named “the thagomizer, after the late Thag Simmonds”, led paleontologists to adopt the invented word, while Larson himself has a species of chewing louse named after him: Strigiphilus garylarsoni.“

The Far Side kommt hier in die Blogroll. Ich lach mich noch jeden Tag kaputt.

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Was sonst noch geschah

cat

– Good News: Die Franzosen werfen einen Folterer aus Argentinien raus. Vorbildlich. Hoffentlich schicken die ihn nicht nach Deutschland. So ein ekelhaftes Pack könnte aber auch hier angeklagt werden.

– Was ist nur mit der so genannten „Linken“ los? Ekelhafte Feiglinge! Immerhin hatte eine Abgeordnete – EvrinSommer – den Mumm, für den Antrag der Regierungsparteien zu stimmen, die Terrororganisation Hisbollah zu verbieten. Von den Grünen erwarte ich nichts, aber was ist daran so schwer zu begreifen, dass eine Gruppe, die die Juden ins Meer werfen und Israel zerstören will, hier nicht erlaubt sein sollte? Warum muss man sich da enthalten?

– Ein Zitat von aus dem Guardian von Nesrine Malik: „We must learn to talk to leave voters without falling into the Clinton trap“.

I could be argued that the September 2016 speech in which Hillary Clinton said “you could put half of Trump’s supporters into what I call the basket of deplorables” was the moment she lost the White House. The phrase was rapidly deployed to define her – and liberals more generally – as out-of-touch elitists who dismissed voters as „racist, sexist, homophobic, xenophobic, Islamophobic – you name it,“ in Clinton’s own phrase.
What was easy to miss was the second half of the quote, which posed a more difficult question for liberals: what about the “other basket” of Trump voters – “people who feel that the government has let them down, the economy has let them down, nobody cares about them, nobody worries about what happens to their lives and their futures; and they’re just desperate for change. It doesn’t really even matter where it comes from.

Das sollte man der Partei „Die Linke“ und anderen Lichterkettenträger*/&_innen mal unter die Nase reiben: out-of-touch elitists who dismissed voters as „racist, sexist, homophobic, xenophobic, Islamophobic“. Die werden es aber noch nicht mal merken, wenn sie nur noch vier Prozent kriegen.

– Warum sind russische Hacker so gut? Weil sie Windows XP benutzen!

Russian Beyond (Facebook): In Yakutsk sind es 44 Grad minus. Die Chinesen heizen hingegen allen ein.

– Zum Schluss: Nextshark: „Some of The Deadliest Samurai Were Women, But History Forgot.“ Großartig.

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Wissenschaft, kurz gefasst

string theory

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Methylated Spirit

methylated spirit

Wer sich nicht selbst liebt, kann auch andere nicht lieben. Deswegen schenke ich mir manchmal etwas. Die Warnung auf der Tasse ist aber nicht nötig, Methylalkohol trinke ich fast nie. (Ausstattung: Stratonaut)

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The Expanse, revisited

the Expanse

Heise über The Expanse, Staffel 4: „Nicht so gut wie das Buch, trotzdem beste Sci-Fi im TV“. Das gilt auch für alle anderen Staffeln – ich bin gerade beim Ende der Staffel 3. Dem Artikel bei Heise kann ich kaum noch etwas hinzufügen – außer einigen kulturpessimistischen Meckereien (siehe unten).

the Expanse

Meine Favoriten der Staffel 3 sind Klaes Ashford (David Strathairn – ein erfahrender alter Kerl bringt die Truppe auf Vordermann und zeigt den jungen Leuten, wo Gott wohnt – eine Rolle, die ich gern spielen würde, aber alles zugunsten einer jungen Frau, die er gefördert hat:) und Drummer (Cara Gee), die nicht nur umwerfend aussieht, sondern auch gnadenlos überzeugend spielt und eine Stimme hat, die einen Mann wie mich dumm wirkende Sachen tun lassen würde, dürfte ich sie aus der Nähe anhimmeln. Wer sich die synchronisiert anhört, sollte in den nächsten See mit einem Gewicht an den Füßen.

In vielen Hollywood-Filmen halten irgendwelche „Führer“ mit und ohne Ausstrahlung irgendwelche Reden, um die Zuhörer zu Heldentaten aufzustacheln. Auf mich wirkt das fast immer lächerlich – Billy Graham lässt grüßen. Nicht wegen der ohnehin blöden Inhalte, sondern der unprofessionellen Rhetorik. Rudi Dutschke, den ich einmal live erlebt habe, redete oft dummes Zeug und niemand verstand, was er wollte, aber er war hinreißend charismatisch.

Auch Drummer hält eine Rede, aber das macht sie aus der Sicht eines Sektenpredigersohns richtig gut – gebraucht einfache dynamische Wörter wie Trump, appelliert an das Wesentliche und die Gruppendynamik (die Zuhörer sind toll) und definiert den Feind außen. Mehr braucht eine gute Rede nicht.

Cara Gee stammt von den Ojibwa (Chippewa) aka Anishinabe ab. (Wieder was gelernt – hat Karl May die erwähnt?). Kein Wunder, dass deutsche Schauspielerinnen dagegen oft langweilig wirken (kann aber auch an meinem kosmopolitischen Geschmack liegen.)

the Expanse

Und nun zu uns, Religioten! Dr. Annushka „Anna“ Volovodov (Elizabeth Mitchell, eine Methodisten-Pfäffin – was hat so jemand in einem Science-Fiction-Film zu suchen? Ihr sanfter Tonfall und dass sie immer nur helfen will, geht mir total auf den Keks. Das ist so absurd wie die Tatsache, dass in Stanislaw Lems Rauschschiffen keine Frauen, aber manchmal Pfaffen mitfliegen. Polen und die USA – zwei Länder, in denen die Religion komplett die Hirne vernebelt, dass sogar die ferne Zukunft nicht ohne die Verehrung höherer Wesen denkbar ist. Da war die Sowjetunion 1917 schon weiter (und weiter als die heutige deutsche Linke). Immerhin bringt sich ein weiterer Methodist in „The Expanse“ um – nur konsequent angesichts des großartigen Weltraumspektakels und der unendlichen Weiten.

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