Päuschen

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Tiberias, Busbahnhof

Ich habe mir einen Männerschnupfen geholt und bleibe nach der Lohnschinderei im Bett. Ein Tag Päuschen sei mir gegönnt.

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Block der Gläubigen (I)

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Tel Aviv, Allenby Road Yona Hanavi – das Cafe heisst Nabi Yuna

Nein, das Thema Israel ist nicht durch. Übrigens habe ich rund 700 Fotos gemacht; der Vorrat reicht noch eine Weile.

Ich wollte mir noch einmal meine Notizen ansehen zu Gilles Kepel: Die Rache Gottes – Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch“. insbesondere Kapitel 4: „Die Erlösung Israels“ (S. 203-267). Ich hatte das Standardwerk zur Religiotisierung zum Vormarsch der „Orthodoxen“ in allen monotheistischen Weltreligionen hier schon erwähnt. Kepels Buch ist 1994 erschienen, erklärt aber eigentlich alles, was in den letzten Jahrzehnten in Israel „innenpolitisch“ geschehen ist. Statt das noch einmal zu lesen, kann ich meine Stichpunkte auch hier verbreiten. Was man daraus schließt, bleibt jedem selbst überlassen.

tel aviv carmel markettel aviv carmel market
Carmel-Markt, Tel Aviv

1. Nach dem Krieg 1973 war die Gush-Emunim-Bewegung („Block der Gläubigen“) gegründet worden. Gegen einen Staat und eine Gesellschaft, die bis dahin kulturell von einem laizistischen und zum Sozialismus tendierenden Zionismus geprägt waren, machte sie sich zu Vorkämpferin der Rejudaisierung Israels. Mitglieder dieser Bewegung wurden 1984 verhaftet, weil sie verdächtigt wurden, arabische Studenten der Hebron-Universität ermordet und Attentate auf arabische Bürgermeister verübt zu haben. Sie hatten auch Pläne geschmiedet, den Felsendom und die AL-Aqsa-Moschee in die Luft zu sprengen.

Gush Emonim war eine religiös-zionistische Erneuerungsbewegung. „Religiös“ will offenbar die „sozialistische“ Idee, vor allem der Kibbuzim, beerben. (Das kann man vergleichen mit der Rolle der Muslimbrüdern in Ägypten unter Nasser.) Menachem Begin wurde von den Gush Emunim unterstützt. „Zionistisch“ meint also nicht mehr nur, einen Staat für Juden zu gründen, sondern dessen Grenzen nach den „Heiligen Schriften“ ausrichten zu wollen – also nach irrationalen Kriterien. In der Bibel gehört auch das Land Gosen zu Israel – also ein großer Teil des Nil-Deltas.

jerusalem panorama
Jerusalem – links (südlich) vom Felsendom ist die al-Aqsa-Moschee (dunkle Kuppel)

2. Neben der Gush Emunim fanden auch andere „ultraorthodoxe“ Gruppen – die so genannten Haredim – wieder neue Anhänger, vor allem unter den jüdischen Einwanderern aus arabischen Ländern.
Allgemein betrachtet, kann man sagen, daß die ganze jüdısche Welt in den siebziger Jahren eine Bewegung der Teschuwa (was soviel bedeutet wie »Rückkehr zum Judentum« und „Reue, das heißt Rückkehr zur strikten Einhaltung des jüdischen Gesetzes, der Halacha) erlebte. Die »Reumütig Zurückgekehrten« (Baalei Teschuwa) verschließen sich den Versuchungen der säkularen Gesellschaft, um ihr Dasein ausschließlich auf die Gebote und Verbote zu gründen, die sie heiligen jüdischen Texten entnehmen. Dieser Bruch fordert eine strenge Trennung von Juden und Gojim (Nichtjuden, Heiden), um so die größte Gefahr für den Fortbestand des auserwählten Volkes, die Assimilation, zu bekämpfen.

Ergo: Klassischer Klassenkampf in religiösem Kostüm, samt kompensatorischer Gratifikation. Wir wiederholen: Wer den sozialen Aufstieg plant, durch Ausbildung und das dazu passende internalisierte Verhalten, aber durch die real existierenden Klassenschranken (die sich auch als Rassismus äußern können) einer Gesellschaft daran gehindert wird, also scheitert, wird versuchen, diesen „Aufstieg“ dennoch zu erreichen, indem er sich einer Gruppe anschließt, die vielleicht sozial geächtet ist (ob eine religiöse oder eine politische Sekte macht keinen Unterschied), aber innerhalb der Gruppe einen „Aufstieg“ ermöglicht oder zumindest verspricht. Die Religiotisierung Religion verspricht den unteren Klassen (hier u.a.: die in Israel damals diskriminierten Sephardim, heute etwa die Juden aus Äthiopien) etwas, was die säkulare Gesellschaft ihnen nicht geben kann.

Die Trennung der Gruppe nach „Innen“ und „Außen“ ist eine Methode, Kontinuität zu erzeugen – bei Sekten funkioniert das bekanntlich sehr gut.

4. Die Teschuwa ist also eine Rektion auf und das Gegenteil der jüdischen Aufklärung, der Haskalah im 19. Jahrhundert. Die Teschuwa setzt die Wiederherstellung geschlossener Gemeinschaftsstrukturen voraus, die vor der materialistischen und korrupten Gesellschaft schützen..

Schon wieder: reaktionäre Rebellion gegen den Kapitalismus, der das Individuum auf dessen isolierte Existenz als Warenproduzent zurückwirft und alle anderen sozialen „Bande“ zweitrangig werden lässt.
In dieser Gesellschaft der freien Konkurrenz erscheint der Einzelne losgelöst von den Naturbanden usw., die ihn in früheren Geschichtsepochen zum Zubehör einer bestimmten, begrenzten menschlichen Gruppierung machen. (Karl Marx, Kritik der politischen Ökonomie, MEW 13, 615)

siedler Oelberg
Ein Haus jüdischer Siedler auf dem Ölberg, der zu Ostjerusalem gehört.

5. Vor einem halben Jahrhundert waren die meisten Juden, vor allem in den USA, so genannte Reformjuden, die sich um rituelle Gesetze wenig scherten.
Diese Bewegung der »reuevollen Rückkehr« hat mit dazu beigetragen, dass sich das Erscheinungsbild des Judentums in der ganzen Welt nach 1975 verändert hat. Bis dahin hatten sich die orthodoxen und ultraorthodoxen Strömungen – die Haredim – nur noch in wenigen Familien halten können, die sich gegenüber dem gesellschaftlichen Umfeld weitgehend abschotteten. Die Jugendlichen befreiten sich immer mehr aus diesen Fesseln und praktizierten einen zwangloseren Glauben, der die verschiedensten Gestalten annehmen konnte.

In einer Gesellschaft ohne Religion ist es aber schwierig, eine wie auch immer geartete „jüdische“ Identität aufrechtzuerhalten. In Frankreich waren sehr viele säkulare Juden Teil der Studentenbewegung im Mai 1968, oder, wie Kepel es ausdrückt: Es war ein offenes Geheimnis, dass zahlreiche führende Linksradikale Juden waren.

Für diese Linken war der Staat Israel nur der Brückenkopf des Imperialismus im Nahen Osten, den man zerstören musste, um an seiner Stelle ein weltanschaulich neutrales Palästina zu errichten, in dem Juden und Araber in bestem sozialistischem Einvernehmen leben sollten.(…) skandierten die jüdischen Linken im Chor mit ihren »heidnischen« Gesinnungsgenossen: »Palästina wird siegen« – bis das Blutbad, das Palästinenser bei der Olympiade in München 1972 unter israelischen Sportlern anrichten, eine tiefe Verstörung auslöst. Das ist der Anstoß für eine Distanzierung vom linken Aktivismus und, für viele, für eine Wiederentdeckung ihrer jüdischen Identität. Dieses Ereignis war eine der Ursachen für die Selbstauflösung der proletarischen Linken, die die »Sponti«-Fraktion der französischen Maoisten darstellten. Ihr wichtigster Führer sollte einige Jahre später mit der gleichen Intensität, mit der er sich für den Marxismus-Leninismus engagiert hatte, seine Rückkehr zum Judentum vollziehen und in Straßburg eine ultraorthodoxe Jeschiwa gründen, in der sich neben einigen jüdischen Konvertiten zahlreiche seiner ehemaligen politischen Weggefährten einfanden.

6. Nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973, der ähnlich traumatisch war wie der 7. Oktober diesen Jahres, wurde Israel von den Großmächten dazu gezwungen, sich aus vielen eroberten Gebieten zurückzuziehen und die US-amerikanische Idee „Land für Frieden“ zu akzeptieren. Die innere Krise, die dem Krieg folgte, ließ die bis dahin unangefochten regierende Arbeiterpartei erodieren. Die „Orthodoxen“ reagieren, indem sie fordern, den Begriff Staat Israel durch das biblischen „Land Israel“ (Eretz Israel) zu ersetzen.
Das bedeutet zunächst einmal, sich jedem israelischen Rückzug aus den besetzen Gebieten zu widersetzen und dort Siedlungen zu errichten, um den Fortbestand der jüdischen Herrschaft über das Gelobte Land zu sichern. Die „Gush-Emunim“ betritt die politische Bühne in einem Augenblick, wo die israelische Gesellschaft in einer tiefen Orientierungskrise steckt. Die Führer der regierenden Arbeiterpartei wurden von der arabischen Offensive völlig überrascht und verloren dadurch ihre Legitimität (…) Sie können sich nicht mehr damit brüsten, die unfehlbaren Wegbereiter der Zukunft Israels zu sein.

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Frontbericht allüberall oder: Hit and run

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Sahra Wagenknecht 2018 (Facebook)

Wer die arabischen Mörderbanden nicht als Todfeinde der sozialistischen Idee brandmarkt, hat jedes Recht verwirkt, sich auf Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu berufen. (Andrej Hermlin)

Die Genossin Wagenknecht macht sich beim Thema Israel sofort – quod erat demonstrandum – total lächerlich. Sie möchte keine Bodenoffensive (was die Israelis natürlich gleich auf ihre To-Do-Liste gesetzt haben, weil es ja die Wagenknecht so will). Es gebe nur eine Lösung, nämlich die Zwei-Staaten-Lösung. Ach ja? Nur will das in Israel niemand mehr. Die Idee „Land für Frieden“ ist kläglich gescheitert – an den Arabern.

Frage: Warum muss es noch einen arabischen Staat in Palästina geben? Gibt es irgendwo einen funktionierenden arabischen Staat auf der Welt? Dieses neue Gebilde wäre nur eine Art Swasiland, ausgelutscht von den korrupten Warlords und künstlich am Leben gehalten von der EU. Und dieser Staat soll auch eine eigene Armee haben, womöglich von meinen Steuergeldern mit finanziert?

Die so genannten Palästinenser wollen auch halb Jerusalem zurück. Mit weniger würden sie sich nicht zufriedengeben. Wer aber denkt, dass Israel auch nur einen Quadratmeter Jerusalems abgeben [wem eigentlich?] aufgeben würde, der sollte zum Psychiater gehen. In welcher Traumwelt leben diese „Zwei-Staaten“-Befürworter eigentlich?

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Israelische Panzer im Gaza-Streifen (gestern)

Die deutsche Linke ist und bleibt völkisch. Da war Rosa Luxemburg schon viel weiter.
Auch die feine Trennlinie zwischen Antizionismus, Israelkritik und Antisemitismus, auf der die Kritiker hierzulande vehement bestehen, ist weggewischt. Ebenso wie die edle Gesinnung, den Palästinensern eine staatliche Heimat zu verschaffen, sich von offener Terrorunterstützung nicht einmal mehr oberflächlich unterscheidet. Es sind Pro-Hamas-Demos, die stattfinden, nicht Pro-Palästina-Demos. (…)
„Für die neue rassistische Heilslehre CRT (Critical Race Theory) und die wesensverwandte Klimaideologie ist es in erster Linie der „weiße Mann“, der als Quelle von Kolonialverbrechen, Rassismus und Kapitalismus und CO2 die Schuld der Welt trägt, während eine genderqueere schwarze Frau mit Dyskalkulie gleich durch mehrere Gruppenzugehörigkeiten „empowert“ werden muss und stets Opfer von Unterdrückung ist. Ein weißer Amerikaner, der im orangefarbenen Overall, gefesselt und mit verbundenen Augen, vor seinem IS-Henker kniet, der ihm gleich den Kopf abschlagen wird, ist nach der Theorie des Intersektionalismus immer noch Täter und sein islamistischer Henker das Opfer.“ (Roger Letsch)

panzer
Israelische Panzer im Gaza-Streifen (gestern)

Die Israelis machen das jetzt ganz richtig: Hit and run, nachts und sogar zu Wasser.
If the IDF applies the tactic properly, it will start making multiple targeted short incursions at the same time with a high enough frequency that Hamas will become more and more confused about what will happen next, about when an incursion might be larger, from where it will come – and then strike at that moment when Hamas’ guard has suddenly gone down.

This will enable the IDF to get an initial foothold in Gaza with larger troops before Hamas can fully adjust and mount a counter-offensive.

Das kann aber noch Monate dauern…

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Unter Globetrotterschließfächerreisenden

bushaltestelle
Selfie an einer Bushaltestelle in Tel Aviv

Das war auch für mich ganz neu. Am vorletzten Tag in Israel fuhr ich von Haifa nach Tel Aviv und suchte mir den richtigen Bus zum Strand. Dort hatte ich das Wom Beach Hotel gebucht. Das war aber, wie mir der Pförtner mitteilte, wegen des Kriegs geschlossen. Die hatten mir noch nicht einmal Bescheid gegeben – daher kann ich nur dringend abraten, bei denen etwas zu buchen. Ich erhielt den Tipp, „weiter oben“ im Haus sei noch so eine „Art“ Hotel.

o podo pod
Das O Pod Hotel ist im vierten Stock, man sieht rechts die hohen Fenster, hinter denen ich gesessen und gebloggt habe.

Ich empfehle vorbehaltlos das O Pod Hotel. Ich wusste gar nicht, dass mich ein Schließfach für mich selbst erwartete. Ich war nur an der Rezeption erstaut, dass alles supermodern und sauber aussah und erwartete einen Drei-Sterne-Hotel-Preis, den ich auch bezahlt hätte. Die Sache kostete aber weniger als 50 Euro, und das war noch nicht einmal die billigste Variante.

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Wenn man nicht die sargähnlichen Schließfächer genommen hat, ist es sogar geräumig. Man kann sitzen und sich mühelos umdrehen und hat noch viel Staufläche.

o podo pod
Zum Vergleich: Links die „große“ Version der Einzel“zimmer“, rechts die kleine.

Man braucht als Backpacker gar nicht mehr. Die Alternative wäre, was die Kosten angeht, ein Vier- oder sogar Acht-Bett-Zimmer in einem Hostel, in dem man das Schnarchen und andere Geräusche der Zimmernachbarn ertragen muss und dass diese das Klo einsauen. Dann doch lieber Schließfach: Dort gibt es einen riesigen „Workspace“ nebenan mit genug Steckdosen und helle und luftige Plätze zum Ausruhen. Wenn das Hotel jedoch proppevoll gewesen wäre, hätten nicht alle am Fenster Platz gehabt.

o podo pod

Nachteil: Es gibt keine Bar oder Küche, dafür aber genug Getränkeautomaten und unten im Haus das Café Aroma; in dem ich ein ganz wunderbares Frühstück mit dunklem (!) Brot serviert bekam (dort: schukran statt toda – aber Araber, die in Tel Aviv ein Café betreiben, sprechen natürlich auch Hebräisch).

o pod

Da mein Rückflug am Nachmittag sein sollte, der Flug am Vortag jedoch wegen der zahlreichen Raketenalarme gecancelt worden war, ging ich kein Risiko ein, sondern stand sehr zeitig auf und fuhr zum Flughafen, um die frühe Maschine zu bekommen, was mir auch nach einigem Hin und Her gelang. (Ich kann El Al nur loben: Einer der Chefs kümmerte sich persönlich um mich, als ich ein paar Mal von einem Schalter zum anderen geschickt worden war – ein vorbildlicher Service!)

o pod
Die Kaufmann Street morgens um kurz nach sieben Uhr. Die Bushaltestelle zum Tel Aviv HaSchalom-Bahnhof ist in Sichtweite des Hotels.

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Freie Zeit

heimwerker

Ich habe noch drei Tage Urlaub aka Freizeit und tue das, was man im Urlaub macht. Das ist vermutlich unschwer zu erkennen.

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Unter kreuzfahrenden Reitenden

Zitadelle Akko
Große Halle der Kreuzritter, Zitadelle Akkon

Am Montag habe ich mir noch die Zitadelle in Akkon angesehen. Ich konnte leider nicht auf’s Dach, aber dafür war der Eintritt ins Museum frei, weil ich der einzige Tourist war. Von allen Museen, die ich in Israel angesehen habe, war ich beeindruckt. So etwas können die.

Zitadelle Akko

Die gesamte Anlage ist ein verwirrendes Sammelsurium von Bauten, die seit dem 12. Jahrhundert entstanden sind. Wenn man bedenkt, dass die Stadt 5.000 Jahre alt ist und die Kreuzritter schon etwas vorgefunden habe, was sie dann überbaut haben, ahnt man schon, dass man hier lange buddeln kann und immer noch etwas finden kann.

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Römische Gefäße, die man in Akkon gefunden hat: Die würde ich auch benutzen. Jedenfalls sehen sie besser aus als Pappbecher, die man heute überall sieht.

Zitadelle Akko

Wie schon in Jerusalem laufen auch dort lustige Filmchen über die Wände (vgl. auf Instagram, die die Geschichte kind- und jugendgerecht erklären.

Zitadelle Akko

Die Überreste dessen, was die Kreuzritter haben bauen lassen, sind oft unter der heutigen „Oberfläche“, weil alles in osmanischer Zeit mehrfach überbaut wurde.

Zitadelle AkkoZitadelle AkkoZitadelle Akko

Es ist zwar alles schön ausgeschildert, aber das Gelände ist so groß, dass man sich sehr gut trotzdem verlaufen kann. Irgendwann geriet ich in einen Fluchttunnel der Kreuzritter, der lang und länger wurde und auch nicht geradeaus verlief.

Zitadelle Akko

Wenn man groß und dick ist, passt man da gar nicht hinein. Zum Glück bin ich nur groß. Ich kann mir kaum vorstellen, wie die sich da mit Rüstungen hindurchgequetscht haben. Zwei geharnischte Leute kommen nicht aneinander vorbei, und ich musste ständig den Kopf einziehen. Wenn das Licht ausgefallen wäre, wäre mir recht mulmig geworden.

Zitadelle Akko

Spannend fand ich auch die Informationen zur Ökonomie. Ich wusste gar nicht, dass es damals eine „Zuckerindustrie“ in Palästina gab.

Zitadelle Akko

Das Gefängnis war auch geschlossen. Hier wurden viele jüdische Widerstandskämpfer gegen die britische Besatzung erschossen oder gehängt. Auch Mosche Dajan war hier Gefangener.
Die benachbarte Zitadelle, die auf dem damals noch nicht freigelegten Grand Manoir aufsetzt, wandelte die Mandatsmacht komplett in ein Gefängnis um. Das Gefängnis im Norden des Landes war die zentrale Haftanstalt Mandatspalästinas, wo außer unpolitischen Kriminellen auch solche einsaßen, die für ihre Verbrechen politische Motive beanspruchten, und je nach Standpunkt als Terroristen bzw. Freiheitskämpfer angesehen werden, sowie solche, die die Ermittlungsbehörden für Gegner der britischen Mandatsmacht hielten.

Zitadelle Akko

Anmerkung: Im benachbarten Orchideengarten habe ich keine Orchideen gefunden. Vielleicht gibt es die nur im Winter?

Zitadelle AkkoZitadelle Akko

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Akklimatisierungsbedingt

avivdrei flaschen

Back home. Ich musste mich akklimatisieren: Zuerst Shakshuka im Aviv 030 und dann zwei edle Getränke im Drei Flaschen. Morgen mehr.

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Kiss the Rocks of Akko

Akkon
Akkon Altstadt

Während ich das hier in Tel Aviv schrieb, gab es einen Raketenalarm, und wir mussten alle in einen Schutzraum rennen. Man hörte einen dumpfen Knall, dann war es vorbei. #FucktheHamas .

Akkon

This gate was built in the 13th century, and was te only point of entry on dry land during the Ottoman period. The wooden doors are coate with a layer of iron, and the gate is built on a right handle turn, which forces any attacker so slow before entry, and south of the gate is a large watchtower.

AkkonAkkonAkkon

Gestern habe ich mir Akkon angesehen. Die Stadt ist fünf Jahrtausende alt. Just saying.

„Während die Neustadt eine mehrheitlich jüdische Bevölkerung aufweist, wird die Altstadt fast ausschließlich von israelischen Arabern bewohnt und ist eine der orientalischsten Städte Israels.“ Das sieht man sofort. Die Altstadt ist aber kleiner als die von Jerusalem und unterscheidet sich gar nicht groß davon. Ein Gewusel von gewundenen engen Gassen, oft so schmal, dass nur ein Auto durchpasst, aber kein Fußgänger zusätzlich (wie bei dem Tor oben).

Ich habe in ganz Israel noch kein Lastenfahrrad gesehen. Dafür brettern hier fast alle mit fetten E-Bikes oder Rollern herum. Auch ist die Altstadt voller Autos. Fußgängerzone ist nur dort, wo keine Autos mehr hinpassen.

al Fanaral Fanar

Ich hatte noch kein Frühstück gehabt und ging daher zum Araber zum Al Fanar, wo man mir leckere süße Waffeln auftischte. Als ich versuchsweise „schukran“ sagte, war der Kellner sehr erfreut.

Ich bin dann nach Norden an der Stadtmauer entlang.

Zwischendurch: Die Welt leider hinter Paywall „Ganze Familien sind im selben Leichensack“. Der ist so schrecklich, dass ich ihn nicht zu Ende lesen konnte. Ähnliches auch auf Bild.de. Man kann auch Orit Arfa lesen: „Deutschland, weine nicht um uns Juden!“

AkkonAkkonAkkon

Akko and he rocks in it sea were considered in certain situations as the northern border of the Land of Israel. The Jewish Sages would kiss the the rocks of Akko upon entering the land of Israel.

Akkon

Obwohl Akkon ein touristisches Vorzeigeprojekt zu sein scheint, ist die Altstadt ziemlich heruntergekommen, auch ist vieles im Bau.

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Man kann Häuser auch renovieren. Aber dann sähe alles wie in Griechenland oder Disneyland aus.

AkkonAkkonAkkon

Der „moderne“ Teil Akkos unterscheidet sich nicht von den Städten Israels, die ich bisher gesehen habe. Alles gerade und geplant. Die Palmen steh’n in Reih‘ und Glied, ein Anblick, den man gerne sieht. Ich vermute mal, dass die Israelis es lieber so haben als winzige renovierungsbedürftige Räume in der Altstadt mit einem Gewimmel von außen verlaufenden Stromleitungen, bei deren Anblick jeder deutsche Elektriker einen Herzinfarkt bekäme.

AkkonAkkon

Ich empfehle Akkon als Tagesausflug von Haifa aus. (Die Zitadelle wird ein eigenes Kapitel.)

Akkon
Auf einem Bahnsteig von Akkon

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Fattoush und Shtroudl

The FattoushThe Fattoush
Libanesisches Kebab in „The Fattoush“ – Anspruch und Wirklichkeit

Ich habe in Haifa zwei Restaurants getestet, die auf der Sderot Ben Gurion fast gegenüberliegen: The Fattoush und Shtroudl. Die Straße ist so etwas wie der Kudamm der German Colony, man darf also Touristennepp erwarten. Aber zu schlecht darf es auch nicht sein, weil es hier Dutzende von Restaurants gibt, und das spräche sich herum.

„Shtroudl“ ist eindeutig besser. Im „Fattoush“ haben sie zwar eine High-Tech-Speisekarte – ein Tablet, auf dem man die Speisen anklicken und das in Hebräisch, Englisch, Arabisch und Russisch verfügbar ist. Aber das Ergebnis ist nicht so wie die Menukarte verspricht. Man wird satt, und es schmeckt gut. Für ein Viertel des Preises bekomme ich aber auf der Straße eine Falafel, die genauso gut mundet und den Magen hinreichend füllt. Muss also nicht sein.

Im „Shtroudl“ schmeckt es außerordentlich gut, obwohl das Hauptgericht wie Fast Food aussieht. Das war eher für zwei Personen, aber ich habe alles aufgegessen. Vorspeise: Tabun bread – so leckeres „Brot“ habe ich noch nie gegessen. (Außerdem war die Kellnerin noch bildhübsch und sprach Englisch.) Gerne wieder.

ShtroudlShtroudl

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Haifa, Deutsche Kolonie und mehr

Haifa
Haifa Aerial Cable Car

Gestern kam ich in Haifa an – mit dem Zug ist das ein Katzensprung. Ein niedliches Zimmer für mich allein, was gut tut nach all den Vier-Bett-Zimmern. Ich komme aber mit dem Bloggen nicht hinterher: Ich hatte Haifa gewählt, weil es mitten zwischen den Touristen-Magneten Akkon und Caesarea liegt (letzeres fällt aus). Das Haifa Hostel liegt extrem zentral, aber auch so, dass man den Straßenlärm gefühlt aller Straßen Haifas hört, dazu noch die Bahnlinien in Sichtweite hat – nicht zu vergessen, dass der Hafen nur hundert Meter weit entfernt ist. (Dennoch: Uneingeschränkte Empfehlung, was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht!) Mittlerweile bin ich von der Stadt sehr eingenommen. Ich finde sie sogar interessanter als Akkon (dazu in den nächsten Tagen mehr).

Nach dem Einchecken bin ich sofort los und mit dem Lokalbus zur Station der Seilbahn (davon gibt es mehrere, und für die Carmelit hatte ich leider keine Zeit). Die Dame am Schalter wollte mir erklären, dass sie schon geschlossen sei (um 16 Uhr), aber ich habe wohl so ein ungläubiges Gesicht gemacht, dass sie mich dann doch fahren ließ – „one way“. Ich hatte alle drei Kabinen für mich allein (Video auf Instagram).

Haifa
Panoramafoto

Die Bergstation ist beim Karmelitenkloster Stella Maris. Die Aussicht ist atemberaubend. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich so ein Panorama zum letzten Mal gehabt habe. (In Guadalajara und bei der Barranca del Cobre gibt es kein Meer. New York hat keine Berge.)

Leider hatte ich kein Fernglas, aber ich gehe davon aus, dass man Akkon erkennen kann, das rund 15 Kilometer im Norden liegt, vermutlich auch Naharija, wenn nicht sogar die Küste des Libanon.

security

An dem Karmelitenkloster, von dem ich gar nichts wusste, habe ich erst mit dem Kollegen herumgealbert. (Hier ist nichts ohne Security, kein Supermarkt, keine Bahnstation, kein Busbahnhof, und meistens mehrere.)

stella Marisstella Maris

Dann tauchte ein Mönch auf, der Italiener war – wir sprachen dann eine wilde Mischung aus Italienisch, Spanisch, Englisch und Hebräisch und übersetzten gemeinsam einen lateinischen Satz auf einer Stele.

Während der osmanischen Herrschaft wurde den Karmelitern die Rückkehr in das Heilige Land verboten. Letztendlich wurde eine Vereinbarung zwischen einem Vertreter des Vatikans und Emir Turbai (lokaler Herrscher der Carmel Region) getroffen, bei welcher den Karmelitern die Höhle des Propheten Elijah und der heilige Gipfel des Berges zugesprochen wurde. Diese Vereinbarung führte zu einem starken Protest der in der Höhle lebenden Derwische und orthodoxen und griechischen Mönche, welche zu diesem Zeitpunkt verantwortlich für den heiligen Gipfel waren.

Es war also schon immer so wie heute im so genannten „Heiligen Land“. Hier sollen auch gleich zwei Grotten sein, in denen der biblische Prophet Elias gebetet haben soll. Man weiß, was dann kommt: Die Äthiopier kriegen wieder nichts ab.

Besonders rätselhaft war mir aber die Säule mit einer Maria außerhalb des Klosters, in Spanisch, „Gewidmet den Chilenen, denen sie erschienen ist“. Die ist wohl von der chilenischen Regierung gestiftet worden. Der Mönch erklärte mir die religiösen Theorien dazu, aber das muss jetzt nicht sein…

Ich machte mich dann zu Fuß auf den Weg nach unten und sammelte Eindrücke.

HaifaHaifaHaifaHaifaHaifaHaifaHaifaHaifa

Haifa ist voller Russisch sprechender Juden. In den guten Restaurants sind die Speisekarten manchmal viersprachig – Hebräisch, Arabisch, Englisch und Russisch. Und die Ausgänge der Supermärkte werden von aufgedonnerten „Russinnen“ blockiert, die unendlich langsam ihre Utensilien einpacken und dabei quatschen und auch noch telefonieren.

Haifa

Die weltberühmten Bahai-Gärten sind bis auf weiteres geschlossen. Die Bahai verehren wie alle Religioten die Gräber ihrer Gründer, hier den Schrein des Bab. (Haben wir eine Religion vergessen?)

Haifa

Ich bin hier mitten in der Deutschen Kolonie:
Ein weiterer Impuls war 1869 die Gründung eines Dorfes, der Deutschen Kolonie, durch christliche Siedler der Tempelgesellschaft aus dem Königreich Württemberg – damals etwas außerhalb der Stadt, unterhalb des heutigen Schrein des Bab. Sie gaben Modernisierungsimpulse durch modernes Handwerk, Landwirtschaft, Industrie, Gesundheits- und Transportwesen und veranlassten den Bau der ersten Mole. Haifa wurde zu einem wichtigen Knotenpunkt für christliche Pilgerreisende.

Wie die Deutschen so sind – sie geben Modernisierungsimpulse. Nur heute nicht mehr. Jeder Lokalbus ist hier moderner als deutsche Busse, was das Management der „Fahrscheine“ angeht oder die Anzeige, wo der Bus gerade ist.

Haifa

Post Scriptum. Geschieht in Deutschland irgendetwas, was erwähnenswert wäre? Hier wird es bald losgehen, der öffentliche Druck steigt. Auch die Soldatinnen sind bereit. Ach ja, der Iran gibt sich wieder großmäulig. Das muss man nicht ernst nehmen. Solche Parolen sind Innenpolitik. By the way: Gab es dort nicht neulich eine Revolution? Nein?

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Getränkeabteilung

Haifa

Im Supermarkt Keshet Teamin, Haifa (extra ein Beitrag für den Trittbrettschreiber): Deutsche Biere, aber viele Getränke mit kyrillischer Beschriftung, auch Griechisch.

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On the road again

Tel Aviv
Familiärer Einheitslook ab Schabbat in Tel Aviv

Was haben wir heute in der Ferne? Harald Martenstein schreibt hinter der Paywall der „Welt“ bürgerlichen Presse:
Was steckt hinter der auf Demos zu beobachtenden Antijuden-Allianz zwischen dem Islamismus und Teilen der extremen, meist woken Linken? Die Islamisten verabscheuen doch aus tiefster Seele alles, was mit Queer oder Feminismus zu tun hat. In Gaza wären ihre deutschen Helferlein ihres Lebens nicht sicher, in Israel dürften sie Party machen. (…) Juden werden als weiß gelistet und Israel als, politisch gesehen, westliches Land.

Dazu kommt aber die gemeinsame Ablehnung des modernen Universalismus, der davon ausgeht, dass alle Menschen gleiche Rechte besitzen und für alle Kulturen die gleichen moralischen Regeln gelten. Seine woken und islamistischen Gegner sind geistig wieder in der Vormoderne angekommen. Sie denken in Stämmen, die durch Hautfarbe, Gender, sexuelle Orientierung oder ethnisch definiert sind. Jeder darf sich nehmen, was er kriegen kann. Menschenrechte gibt’s nur für die eigene Gruppe. Es ist eine Kultur der Plünderer.

Tel Aviv

Wg. Bund deutscher Wagenknechte (BSW). Ich glaube nicht, dass diese Partei langfristig Erfolg haben wird. Führerinnenparteien wie auch die ÖkoLinX bestehen immer aus einem harten Kern der Gefolgsleute, wie schon bei den Germanen, und saugen dann wie ein Staubsauger den politischen Abschaum auf, der nirgendwo eine Heimat findet und von Partei zu Partei zieht. Woher soll das Personal bei Wagenknecht kommen? Die werden alles vermasseln, was zu vermasseln ist.

Tel AvivTel Aviv

Tel Aviv: unzählige Parks und Grünflächen, hervorragende farblich abgehobene Fahrradwege, die von unzähligen Scootern und E-Bikes nur so wimmeln, erstaunlich viele Hunde, vor allem Kampfhunde, mit unfähigen Haltern. Höfliche Autofahrer, die immer (!) halten, wenn ein Fußgänger sich dem Zebrastreifen nähern. Extrem freundliche und hilfsbereite Menschen (das schrieb ich schon). Ich muss mal wieder hier hinfahren, wenn Scheißwetter ist. Heute in Haifa durchgehend 31 Grad, um 21 Uhr noch 28 Grad. Da ist es schwer, schlechte Laune zu kriegen.

Tel Aviv

Heute zum ersten Mal die U-Bahn hier benutzt. Man bekommt den Eindruck, dass die Israelis immer die beste Lösung für alles finden. Das mag auch daran liegen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel bei uns älter sind, aber das allein erklärt es nicht. Man kommt nur rein, wenn man eine gültige Rav-Kav-Karte hat. Es gibt keinen (in Worten: keinen) Müll, keine Graffiti, niemand lungert herum, überall Security. Es gilt das Prinzip doppelter Türen. Niemand kann auf die Gleise fallen, weil die mit durchsichtigen Plastikwänden abgesperrt sind, deren Türen sich erst dann automatisch öffnen, wenn ein Zug kommt. Jeder Bahnhof hat freies Internet. Wenn man aber gar kein Hebräisch kann, ist es schwierig, den Namen der Station zu entziffern, weil man zwischen den Stationen meistens ohne Netz ist. Ich bin auch eine Station zu weitgefahren, mitten ins Diamantenhändlerviertel, wo es fast aussieht wie in Manhattan.

Tel Aviv
Ich habe das Gesicht des rechten Mädels verpixelt, weil ich sie nicht gefragt habe.

Noch einmal: Ich habe noch nie so viele Frauen mit sehr langen und sehr schönen Haaren gesehen. Das kann nur an dem hier nicht existierenden Protestantismus liegen. Es ist aber ein Irrglaube, dass man hier mit Englisch so einfach durchkäme. Die Soldaten sprechen es fast alle, aber meine private Statistik mag nicht repräsentativ sein. Aber die meisten Leute auf der Straße sagen, sie sprächen nur ein bisschen Englisch.

Burks

On the road again – mit Gruß an alle Backpacker!

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Under the Iron Dome

JaffaJaffa

Man geht so friedlich am Strand vor sich hin, hier am Midron Yaffo Park. Plötzlich gehen die Sirenen los. Das ist nicht zu überhören. Was ist zu tun? In einiger Entfernung liefen Leute weg, aber wohin?

Nicht weit von mir ging ein Vater mit seiner kleinen Tochter spazieren, sie warfen sich auf den Boden. Ich machte das auch. Nach einigen Sekunden hörte man es fürchterlich krachen. (Video auf Instagram).

JaffaJaffa

Dann stoppten die Sirenen und alle standen wieder auf. Der Mann sagte mir, es seien drei Raketen gewesen, ich habe nur zwei gesehen, die abgeschossen wurden.

Jaffa

Ich weiß zwar nicht, wie genau der Iron Dome funktioniert, aber was ich fotografiert habe, gehört bestimmt dazu.

Jaffa

Zur Beruhigung gibt es Katzenfotos.

Jaffa

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Kalamata Yaffo, mediterran

Tel Aviv
Panoramafoto, Tel Aviv – Jaffa aka Yaffo

Zunächst eine Restaurant-Empfehlung, obwohl die vermutlich keine mehr brauchen: Kalamata in der Altstadt von Jaffa. Ich aß Ceviche und Moussaka. (Das Lokal hat eine total bescheidene Website, bei der nicht viel funktioniert.)

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Mit Mineralwasser kostete die Sache 140 Schekel inklusive Trinkgeld (knapp 33 Euronen). Das war es wert. Bedienung superfreundlich und aufmerksam, die Gerichte kamen schnell und schmeckten sehr lecker, und der Ausblick ist sowieso sagenhaft. Das Restaurant ist blitzblank und angenehm dekoriert. Was will man mehr? Gerne wieder.

Tel Aviv

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Von Kindergarten bis Bunker

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Gestern bin ich auf dem Weg zum Strand durch einige ruhige Seitenstraßen gelaufen, von der HaRakevet Street nach Norden zum Meir-Garden und dann zurück über die Allenby Road (die zur Zeit eine Großbaustelle ist). Ich wollte jemanden aufsuchen, der aber umgezogen war und der morgen auf meinem Programm steht. Deshalb die Diashow zum Teil nur architektonischen Ansichten.

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Die älteren Häuser gleichen den gutbürgerlichen Bauten in Charlottenburg und Wilmersdorf, auch die Traufhöhe (die es hier natürlich nicht gibt). Die meisten Seitenstraßen sind ei bisschen enger. Dieser Eindruck wird noch durch die wuchernden Bäume verstärkt. Mir hat es gefallen.

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Meir Garden

Man merkt sofort, dass man in Israel ist, wenn man plötzlich ein einem öffentlichen Bunker vorbeikommt.

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Was auch auffällt: Es gibt kaum Frauen mit kurzen Haaren, aber durchaus einige Männer mit langen Haaren. Und, was den Temperaturen geschuldet ist, sehr viele Frauen in kurzen Hosen, was meistens – aber nicht immer – das alte, weiße, heterosexuelle Auge erfreut.

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Heute sitze ich tagsüber nur herum, wasche die Wäsche und versuche, ein paar Interviews zu machen. Gestern auf dem Dachgarten wurde ich eingeladen, mich der geselligen Runde, die Englisch sprach, anzuschließen – ein US-amerikanischer und ein Jude mit kanadischem Pass, die Neuseeländerin, die endlich den Mund aufmachte, was sie aber besser hätte bleiben sollen, und einige Israelis aus den Orte, im Süden, die evakuiert worden waren.

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Morgen fahre ich am Nachmittag nach Haifa.

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Tel Aviv-Yafo, revisited

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Bin also jetzt für zwei Tage im Abraham Hostel in Tel Aviv gelandet. Das Publikum ist aber anders als auf den Fotos: Nur Flüchtlinge aus den Städten im Süden und Norden. Also normale Leute mit vielen Kinder, von denen nur wenige gut Englisch sprechen.

Ich rede gerade mit einem Ehepaar aus Netivot, er spricht Amharisch als Muttersprache, sie ein bisschen Englisch und ein bisschen Spanisch. Wir radebrechen uns etwas zusammen. Aber sehr cosmopolitan. (Jetzt ist gerade eine weißhaarige Neuseeländerin aufgetaucht, die Merlot trinkt, aber mit niemandem redet.)

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Restaurantempfehlung: Israel Grill („since 1990“) – Falafel vom Feinsten.

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Ich bin bis zum Sonnenuntergang den Strand entlanggelaufen. Es war alles total entspannt, aber ziemlich leer. Wir werden durch den Iron Dome beschützt.

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Das ist hier nicht so gemütlich wie in Jerusalem. Vier Männer auf einem Zimmer, und einer ist sogar älter als ich, und die Klobrille war oben – man weiß, was geschah. Hier sind einige Kneipen und Restaurants auch am Schabbat (morgen) geöffnet. Tel Aviv ist eben nicht Jerusalem.

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Alles römisches Theater

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Gestern besuchte ich noch die römischen Ruinen in Tiberias und das Gelände rundherum. Es ist alles heruntergekommen, aber trotzdem beeindruckend. (Ich habe nicht alles fotografiert hier nur die Reste des öffentlichen Bades.) In das Theater passten 7000 Leute rein, funktional also in etwa eine Mischung aus einem Fußballspiel und einer Talkshow.

Es gab damals kaum eine andere Möglichkeit, „Öffentlichkeit“ (Chor im Hintergrund: Habermas!) herzustellen und Politik zu „imitieren“ (vgl. Egon Flaig). Und so etwas gab es überall, von Britannien bis zum Roten Meer, vom Kaspischen Meer bis zum heutigen Marokko.

Es ist schon irgendwie komisch, wenn man mit den Füßen auf einem Mosaik steht, das zwei Jahrtausende alt ist…

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Tiberias, Miszellen

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The Scots Hotel, Tiberias

Ich bin froh, nicht in Neukölln zu sein. Wieso, Tagesschau, sind die Krawalle „pro-palästinensisch“? Die Israelis sind auch Palästinenser. Aber das kapiert ihr einfach nicht. Ich habe das nicht anders erwartet. Wenn man sich die Kommentarspalten der bürgerlichen Presse anschaut, hört man die so genannte Volksseele kochen. Aber: die Randalierer werden zu einem großen Teil Deutsche sein. Und die deutsche Staatsbürgerschaft kann nicht entzogen werden. Harte Strafen müssen sich im Rahmen der Gesetze halten, und schrecken nicht ab.

Wenn jemand meinen Rat hören will: Es müssten andere Strafen sein, etwa Steinbruch gemeinnützige Arbeit, dort, wo es eklig ist und der Psyche wehtut. Ich kann mich noch daran erinnern, dass wir Kriegsdienstverweigerer fürchteten, den Zivildienst in bestimmten Einrichtungen leisten zu müssen, wo geistig schwer Behinderte leben. Dort musste man Ärsche abwischen und die Kacke vom Boden. Wenn sich jemand nicht benähme, könnte man den Arbeitsdienst das verlängern, solange, bis der Straftäter die betreffende Person ein Einsehen hat.

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Ich habe meine Pflanzenbestimm-App nicht drangehalten, weil der Akku meines Smartphones nicht den ganzen Tag durchhält, wenn ich Google Maps, Moovit usw. ständig benutzen muss. (Dank an den edlen Spender, der etwas für meine geschredderte Powerbank überwiesen hat.)

Durch meine eigene Schuld verpasste ich den Bus nach Kapernaum und weiter zum Jordan – ich war auch zu spät aufgestanden, weil noch groggy von gestern. Ich aber beschloss nun, Politiker den Tag entspannt zu verbringen.

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Blick von den Thermal Hot Springs nach Norden. Die Anlage war geschlossen. Aber ich komme ohnehin wieder.

Ich hatte auch meine Sandalen nicht dabei, und konnte nur kurz ins Wasser. Auf den Steinen zu laufen schmerzt höllisch, als müsste man durch einen Haufen Legosteine waten.

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Das ganze Ufer südlich von Tiberias ist vollgeknallt mit Wassersportspielen für das Volk, das es liebt, auf Rutschen zu rutschen oder mit dem Jetski das Klima zu verbessern oder sich in grölenden Gruppen zu amüsieren. Zur Zeit findet nichts statt, und alles sieht aus wie ein Rummelplatz nach Feierabend.

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„Das Land Berlin muss dafür sorgen, dass man mit Kippa, Davidstern und Pejes über die fucking Sonnenallee gehen kann, ohne dass jemand auch nur einen Spruch drücken kann.“

Was mich am meisten aufregt, sind die verstrahlten Pseudo-Linken, die sich unter den arabisch-türkischen Muslimen-Mob mischen. Ich kenne solche Leute nicht, vermutlich gibt es die nur im Gendersprecher&_*Innenmilieu, unter Veganisten oder auf X. Vielleicht hülfe es, wenn man die einfach irgendwo festklebte.

Du weißt doch ebenso wie ich, was ich alles mit ihr erreicht habe! Sie macht den Ungehorsamen gehorsam, den Stolzen demütig, den Untreuen treu, den Zweifler gläubig, den Geizigen wohltätig, den Groben höflich, den Langsamen schnell, den Zornigen sanft und, wenn es sein muss, sogar den Toten lebendig! Sihdi, sag, darf ich sie mit auspacken? (Hadschi Halef Omar über die Ereignisse in Neukölln und das dazu passende Werkzeug)

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Straßenbegleitgrün auf israelisch

Auf dem Schild unten steht: The wall was erected by the Beduin Governor of the Tiberias Region, Daher El-Omer, in the 18th century on the basis of the ruins of an earlier wall built by the crusaders.

The wall was destroyed in the 1838 earthquake and since then only partially rebuilt. In the beginning of the 20th century, new settlements were established for the first time, outside the walls. The remaining ruins were once again struck by the great flood of 1934.

Für die Araber ist Zahir al-Umar al-Zaydani so eine Art Hermann der Cherusker, der mit den heutigen Deutschen so viel zu tun hatte wie jener mit den heutigen „Palästinensern“.

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ChatGPT: Erdbeben von 1834: Dieses Erdbeben ereignete sich am 2. Juni 1834 und hatte Auswirkungen auf verschiedene Teile der Levante, einschließlich Palästina und Syrien. Es hatte eine geschätzte Stärke von etwa 7,6 auf der Richter-Skala. Das Erdbeben führte zu erheblichen Zerstörungen, bei denen Städte wie Safed und Tiberias schwer betroffen waren.

Ich stutzte bei great flood. Aber: Tiberias liegt 200 Meter unter dem Meeresspiegel!

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HaGalil Street, Tiberias

By the way – sehr gut in der bürgerlichen Presse von Franziska Zimmerer:
So auch am Dienstagabend. Die großen internationalen Medien wie CNN, „Guardian“, die „New York Times“, BBC und das „Wall Street Journal“ meldeten den Tod „mehrerer hundert“ Menschen nach einem „israelischen Angriff“ auf ein Krankenhaus in Gaza. Der Deutschlandfunk schrieb auf Twitter: „Bei einem israelischen Luftangriff auf den Gazastreifen sind in einem Krankenhaus nach Angaben der Hamas hunderte Menschen getötet worden.“

Als Quelle dienten wahlweise das von der Hamas kontrollierte „Gesundheitsministerium in Gaza“ oder die islamistische Terrororganisation Hamas selbst.

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Wieder: Die Leute hier sind unglaublich freundlich, bis jetzt ohne Ausnahme. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich versuche, Hebräisch zu sprechen und immer kläglich scheitere oder unzählige Fehler mache. Aber meistens verstehen sie, was ich will. Die Lokalbusfahrer verstehen selten Englisch, aber als ich heute auf Hebräisch sagte „fünf Haltestellen“, hatte ich Erfolg.

In dem Getränkeladen bestellt ich „Orangenwasser“ (יש לך מים כתומים? statt יש לך מיץ תפוזים?), und der Verkäufer korrigierte mich lachend. Das Getränk war handgepresst und kostete so viel wie eine ganz Falafel, also gut fünf Euro.

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Morgen reise ich weiter nach Tel Aviv und am Sonntag nach Haifa.

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Dachterrasse, Tiberias Hostel. Hier unten fährt ein Autokorse mit zahllosen Israel-Fahnen vorbei, inklusive Musik. Das müsste man mal auf der Sonnenallee machen, aber mit Merkavas.

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Mount Arbel am Wadi Hamam, an den Hörnern von Hittin gepackt

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Der Mount Arbel, von Migdal aus (in römischer Zeit Tarichaeae) gesehen

Ich muss das Publikum mit einem Diavortrag mit einer ungeplanten Bergtour belästigen (die Fotos sind nur eine Auswahl). Ich wandelte auf den Spuren des Flavius Josephus (was für ein Leben!) Jeder Stein hier ist geschichtsträchtig. Der Berg und das Wadi (das Wort „Wadi“ kenne ich von Karl May) Hamam haben viel Blut und Tränen gesehen, und das schon seit zwei Jahrtausenden.

Das Wandeln begann nicht so gut. Erst ging der Lokalbus irgendwie kaputt (vielleicht, weil ich mitfuhr) und wurde von einem herbeigeeilten Service-Techniker per Laptop repariert. Dann fuhr ich eine Haltestelle zu weit bis nach Migdal und musste wieder zurücklaufen bis Magdala, wo die Straße zum arabischen Hamaam abzweigt. Ich bin recht früh los, aber es waren schon 29 Grad.

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Blick auf Hamaam mit der modernen Moschee. Der Ort ist ein ehemaliges Beduinendorf, der Name bedeutet „Tal der Tauben“.

Nach Hamaam zweigt der Mount Arbel Trail nach Süden ab. Dann geht es los wie beim Inka-Trail: Steinstufen noch und nöcher, nur sind die nicht alt. Das ist alles schön, aber eine Stunde Treppensteigen ist auch nicht bequem.

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Auf halbem Weg nach oben war die Sicht schon großartig, und ich war ebenso großartig erschöpft. Man erkennt von unten, dass in den hoch ragenden Felsen ganz oben zahlreiche Höhlen sind, die garantiert nicht künstlich geschaffen wurden.

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Ich habe es langsam angehen lassen. Ich erinnerte mich vage daran, dass ich vor einiger Zeit eine Operation hatte, und fragte mich, ob sich das auf das Bergsteigenwandern irgendwie auswirken würde. Tat es nicht.

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Wadi Hamam – Panoramafotos

The Great Revolt between Jews and Romans began in the Galilee, in the year 66. In an attempt to protect the people of Arbela, Galilee commander Yoseph ben Matityahu added walls and other fortifications to the town’s caves: „Moreover, he built walls about the caves near the lake of Gennesar, which places lay in the Lower Galilee“. (The Times of Israel zitiert Flavius Josephus: Jüdischer Krieg – ich habe hier meine deutsch-lateinische Ausgabe nicht zu Hand).

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Die Guerilla, die hier kämpfte, konnte nur besiegt werden, als die römischen Truppen sich mit Körben an Seilen von ganz oben herunterließen:
Yet although he fought and defeated most of the opposition, Herod could not vanquish the guerrilla cave dwellers of Arbela. In fact, his troops found it impossible to reach the caves, which were well-fortified, and situated within extremely steep cliffs atop a very deep valley. Herod’s soldiers only gained entrance after being lowered in chests, precariously, from the top of the cliffs. Most of the people inside the caves were soon killed by the Roman soldiers. Those who survived preferred death to captivity and jumped into the riverbed below…

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Ich war schon an den Ruinen der ottomanischen Höhlenfestung vorbei, als der Pfad plötzlich verschwand. Nach einer Weile begriff ich die Idee: Man musste sich weiter an Griffen und Stahlseilen hochhangeln. Zum Glück hatte ich keinen schweren Rucksack dabei, aber es war nicht einfach – und nach unten ging es senkrecht hinab. Wer nicht fit ist, kommt da nicht hoch.

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Die Aussicht von der Westflanke des Mount Arbel

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Panoramafotos

Von der anderen Seite – von Arbel aus – kann man mit dem Auto bis zur Aussichtsplattform fahren. Ich hatte zufällig keines dabei und kam auch von der anderen Seite. Außerdem wäre das uncool gewesen.

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Ich kam gegen halb vier Uhr oben an, und das freundliche Mädel, das in einer Touristengetränkebude die Stellung hielt, erklärte mir die Strecke zum Sea of Galilee Lookout, ich hätte aber nur eine halbe Stunde Zeit, weil der Park dann geschlossen werde. Es stand noch ein Parkranger dabei, der aber kein Englisch sprach. Vermutlich hätte er eingegriffen, wenn ich erklärt hätte, dort oben übernachten zu wollen.

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Panoramafoto zum See Kinnereth (Genezareth)

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Ich war die ganze Zeit völlig allein gewesen. Auf dem Berg saß nur ein Paar stumm herum, Eine Familie kam per Auto und war schneller wieder weg als ich. Man war sich einig, dass ich die Straße würde heruntermarschieren müssen, was ich auch tat, nachdem ich die Aussicht genossen hatte.

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Horns of Hattin (in der Mitte)

Man kann von dort aus auf die Gegend blicken, wo die Kreuzritter am 4. Juli 1187 endgültig besiegt wurden. Die Schlacht bei Hattin war die größte militärische Niederlage der Kreuzfahrer und führte zum Verlust großer Teile der Kreuzfahrerstaaten einschließlich des Königreichs Jerusalem an die Muslime. Das Schlachtfeld befand sich zwischen Akkon und dem See Genezareth, südlich der doppelten Hügelspitze, die Hörner von Hattin genannt wurde. Der See Genezareth liegt in Sichtweite. (…)

Raimund, der vom Hauptteil des Heeres abgeschnitten worden war, durchbrach schließlich mit der ihm unterstehenden Vorhut die feindlichen Linien und entkam durch das Wadi al-Hammam in Richtung Nordosten…

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Ich marschierte wohlgemut die Straße nach Arbel und schaute mir noch die Ruinen der Synagoge aus dem 4. Jahrhundert an. You can see that the structure has a basilica shape, it has three columns, forming a shape of the letter U. Just a brief clarification about a basilica – it is a type of building that originated in Roman architecture, which served as the important public building in the city.

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Moovit zeigte mir an, dass eine Bushaltestelle in der Nähe sei. Aber die Route ging über Trampelpfade und durch Gebüsch, so dass ich schon annahm, die App würde mich verarschen in die Irre führen. Mitnichten: Am Ortsrand, mitten in der Pampa zwischen einstöckigen Häuschen der Marke Eigenheim, war ein Busstop – und der kam sogar nach einer halben Stunde.

In Tiberias war es kurz vor Sonnenuntergang. Ich aß noch eine wunderbare Falafel mit einem exzellenten Mini-Salätchen (Fast-Food-Restaurant-Empfehlung!) und ging dann ins Bett.

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Unfriendly fire

idf

Mehr sage ich dazu nicht (Quellen im Link).

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