Unter Einkaufenden mit Sturmgewehr

Tiberias

Hier fährt abends immer eine halbe Stunde ein Pickup herum, der die Leute mit einer Art Disko-Mucke volldröhnt. Mir wurde erklärt, das hebe die Moral. Aha. Aber die Leute tanzen spontan auf der Straße.

Ich habe mein kümmerliches Hebräisch auf das Plakat angesetzt und bin gescheitert, weil Google auch nur Unsinn ausgibt. Das ist hebräische Schreibschrift, die die Sache noch schwerer macht. Ich hatte aber ein ähnliches Plakat schon in Druckschrift gesehen: Die ersten beiden Buchstaben bedeuten „mit“ (עם), dann kommt das Wort für Israel, was ich lesen kann, und die beiden letzten Buchstaben könnten „live“ meinen. Also in etwa: Israel soll leben! Das muss gesagt werden, weil zahllose Araber und Muslime Israel den Tod wünschen.

Vermutlich dürfte man so ein Plakat in Deutschland gar nicht aufhängen. Es könnte die dumpfbäckischen Mitbürger „provozieren“. Oder man wird gekündigt. Oder die Polizei tritt die Tür ein. So weit ist es mit der diversen Integration schon gekommen. Es ist nur noch ekelhaft.

supermarkt tiberiassupermarkt tiberias

Supermärkte sehen hier ähnlich aus wie in Deutschland. Bei meinem ersten Einkauf fand ich aber mehr frische Backwaren und Obst, auch erheblich mehr Sorten. Die Verkäuferinnen waren extrem hilfreich und freundlich, als ich nicht wusste, wie ich die Berliner (die in Berlin „Pfannkuchen“ heißen) einpacken sollte.

Noch ein kleiner Unterschied: Man muss darauf gefasst sein, dass plötzlich jemand mit umgehängten Sturmgewehr neben einem steht und auch etwas kauft, was mir natürlich passierte. Die haben hier einen lustigen Trick, um Ladendiebstähle zu verhindern: Die Sperre am Ausgang öffnet sich nur, wenn man den Kassenbon dort einlesen lässt. Zum Glück hatte ich den nicht weggeworfen. Ich kam nicht raus, und beobachtete dann, wie die anderen das machten. Warum ist in Deutschland noch niemand darauf gekommen?

supermarkt tiberias

Alles auf dem Tisch kostet zusammen rund 15 Euro.

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Kinnereth, revisited

Tiberias

Auf so eine Meldung haben die Hamas-Freunde natürlich gewartet: Hundreds of people were reported killed in an explosion at the Ahli Arab Hospital in Gaza City on Tuesday evening, the Hamas-run Gaza Health Ministry reported, at the same time as a barrage of rockets were fired from the Strip toward Israel.

Wait a minute. Hat die IDF nicht dazu aufgefordert, den Norden des Gaza-Streifens zu verlassen? Versteckt sich die Hamas nicht unter Schulen und Krankenhäusern und nutzt Zivilisten als Schutzschild? (Nützt ihnen gerade nichts.)

TiberiasTiberias

Zum aktuellen Stand: The Israeli military is getting ready for the next phase of its campaign against the Gaza Strip but plans may not conform to widespread expectations of an imminent ground offensive, the IDF’s International spokesperson said on Tuesday.

„We are preparing for the next stages of war. We haven’t said what they will be. Everybody’s talking about the ground offensive. It might be something different,“ Lt.-Col. Richard Hecht told a regular briefing with reporters.

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Tiberias ist eine hässliche Stadt, was die Umgebung des Ufers angeht. So eine Art Ballermann, übersät mit hässlichen Buden und Restaurants, umsäumt von hässlichen Betonklötzen. Die wenigen archäologischen Reste in der Innenstadt sind zerfallen oder stehen auf Verkehrsinseln herum. Kann man vergessen.

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Ich habe Fotos gesehen, dass der Ort früher sehr schön war, aber man hat das alles abgerissen zugunsten des Profits. Die Leute, die gemeint sind, kommen sowieso – vermutlich diejenigen, die sich das hippe Tel Aviv nicht leisten können und wollen.

Tiberias

Es gibt natürlich auch hier Palästinenser-Versteher wie das Supermodel Gigi Hadid. Vergleiche gehen eigentlich nicht: Die Hamas hat Zivilisten bestialisch abgeschlachtet, nur weil sie Juden sind, Frauen und kleine Kinder und alte Leute. Und jetzt wollen sie propagandistisch den Spieß umdrehen. Hier hört man eher no mercy. „Solange die Hamas die israelischen Geiseln nicht freilässt, dürfen nur hunderte von Tonnen Sprengstoff und Bomben in den Gazastreifen explodieren, kein Gramm von humanitäre Hilfe“, tweetete Israels Minister für nationale Sicherheit Itamar Ben-Gvir.

Es ist übrigens gar nicht klar, von wem die Rakete auf das Krankenhaus kam. Wir werden es vermutlich nie erfahren. In Deutschland werden natürlich die Tränen fließen, wenn den Palästinenserchen auch ein Leid geschieht. Und der Mob tobt schon in der Türkei und in Jordanien. (Ich sollte aufhören – ich schreibe mich gerade in Rage.)

Wir haben nichts von den meisten Arabern oder Muslimen gehört, nachdem die Hamas jüdische Israelis abgeschlachtet hat. Aber jetzt, wo Israel den Gazastreifen bombardiert, kommt es überall zu Demonstrationen und Unruhen von Arabern und Muslimen.

Tiberias

Interessant: Offiziere im Südbezirk Israels fordern eine sofortige Bodeninvasion in den Gazastreifen. Neben den operativen Plänen, die grundsätzlich vom Militärstab genehmigt wurden, werden jetzt andere alternative und „überraschendere“ Pläne und Taktiken geprüft, um diese im Gazastreifen umzusetzen. (Israel heute)

Tiberias
Dachterrasse reloaded: Man kann natürlich alles auch so fotografieren, dass es hässlich aussieht.

Die Aufnahme von palästinensischen Flüchtlingen ist eine rote Linie. Keine palästinensische Flüchtlinge in Jordanien, keine palästinensische Flüchtlinge in Ägypten. (Der jordanische König Abdullah II.)

Was sagt Baerbock? Schaffen wir das?

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Zum Harfensee aka Kinnereth aka Genezareth aka Galiläisches Meer aka See von Tiberias

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Das war bis jetzt mein fast schönstes Motiv, leider heimlich aufgenommen. Aber ich habe mich nicht getraut zu fragen, weil das irgendwie komisch gewirkt hätte. Das Mädel rechts sah aus wie ein Supermodel und trug auch noch bauchfrei, was das Foto leider nicht zeigt. Mein Bild ist nicht so günstig, auch die links war superhübsch und spielte ständig mit ihren Haaren. Sie unterhielten sich angeregt und alberten herum. Ich hoffe, ihnen passiert nichts. Man mag sich das kaum vorstellen.

schnellstrasse
Auf den „Autobahnen“ gibt es sogar manchmal Busspuren, links, obwohl in Israel Rechtsverkehr gilt.

Ich bin heute von Jerusalem nach Tiberias, 177 Kilometer, und fast nur mehrspurige Schnellstrasse. Die Busfahrer brettern wie sonstwas. Östlich an Tel Aviv und Haifa vorbei und westlich von Nazareth – die Überlandbusse halten nur bei Bedarf an den „Junctions“ außerhalb der Städte (von dort aus fahren Lokalbusse) und nicht an den Busbahnhöfen. In rund zwei Stunden waren wir da.

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Das Land ist dicht besiedelt, kaum leere Flächen, jedenfalls auf dieser Strecke. Man sieht die Skylines der Hafenstädte von fern.

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Hier sind wir nur vier Touristen, ein junger gelassener Brite, eine Deutsche, die wenig Geld und außerhalb des Hostels kein Internet hat, deren Flug gecancelt wurde und die bald weg muss, ein US-Amerikaner, der jahrelang auf Achse war, aber nie außerhalb seines Landes, und der religiöse Bücher wie „How to live properly as a Jew“ studiert, aber noch kein Hebräisch spricht. Wir mussten gemeinsam schallend lachen: Ein Deutscher fragt einen US-Amerikaner auf Hebräisch, ob er Englisch spräche – und der versteht nur Bahnhof. Wir brauchten ein paar Sekunden, bis wir uns auf eine gemeinsame Sprache geeinigt hatten.

Das typische Gefühl, wenn an solchen Orten Globetrotter zusammentreffen, mit denen man sich verträgt und mit denen man redet, obwohl das außerhalb dieser speziellen Situation nie passieren würde. Oft sind es auch „halb“ Gescheiterte, die sich finanziell irgendwie durchhangeln, aber außer Reisen mit ihrem Leben nichts anfangen können.

I love it. Es erinnert mich an das Gran Casino in Quito oder das Aragón in Bogota, wo alle Gringos – es waren damals nicht viele – sich abends an der Bar oder auf einem Zimmer trafen und bis in die Nacht Geschichten aus allen Ländern der Welt austauschten, ohne sich von einem Smartphone ablenken zu lassen.

bad

Hier (hässlicher Neubau, sehr gute Lage) gibt es kein Frühstück, keine Handtücher, Staff auch nicht, nur zur Schlüssel-und Bettwäscheausgabe, aber ein große saubere Küche – aber warum sollte ich kochen? Das mache ich schon genug zu Hause. Auf der Dachterrasse sind nebenan die Öffnungen der Klimaanlage oder wie auch immer man das nennt – die springt alle paar Minuten an und macht einen Höllenlärm. Aber: In jedem Raum sind genug Steckdosen und überall freies WLAN. Wer seinen eigenen Schlafsack benutzt, wird ohne Kompensation rausgeworfen – die haben wohl Angst vor eventuell mitgebrachten Kleintieren. Es könnte schlimmer sein…

panorama Tiberias Hostel
Panaramafoto von der Dachterrasse des Tiberias Hostel

Am See war ich auch schon. Dazu gibt es einen eigenen Blogeintrag. Ich weiß nicht, ob ich heute noch dazu komme…

panorama Tiberias Hostel

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Verschobene Invasion

Interessante Analyse der Jerusalem Post: Why has the Gaza ground invasion been delayed since Friday?

There is also a deepening recognition in the IDF and at the political level, that the IDF has not done anything like this in decades, and that rushing in unprepared, simply to more quickly satisfy the wider population’s thirst for retribution, could be a large mistake.

In this perspective, the 2006 Second Lebanon War ground invasion was a complete mess, with the airpower being the successful part, with both the 2008-9 and 2014 invasions of Gaza being more symbolic.

In other words, with all of the many „rounds“ of conflict, the IDF should not be overconfident about its talent at conducting large land invasion operations.

Full ak.

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Almas Suppen

suppe almasuppe alma

Fast-Food-Restaurant-Empfehlung: Alma’s Soups (hamarak schel Alma) auf der Jaffa Street. Pappbecher und Plastiklöffel sind nicht so mein Ding, aber die vegetarische Suppe schmeckte ausgezeichnet. Ich weiß nicht, was da alles drin war – auf jeden Fall rote Beete -, aber davon hätte ich gern das Rezept. Kostete knapp sechs Euro (25 Schekel).

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Ärger im Mahane Yehuda Markt

Kvisch Achad

Ich weiß nicht, wie man auf die Idee kommen kann, Führungen durch Märkte zu machen, die auch noch Geld kosten. Der Mahane Yehuda Markt ist auch nicht so groß, dass man sich verlaufen könnte. Er ist ohnehin nur fünf Fußminuten von meinem Hostel entfernt.

Es ist schon komisch. Immer, wenn ich irgendwo hinkomme, gibt es Ärger. Reise ich nach Israel, bricht ein Krieg aus. Gehe ich auf den Mahane Yehuda Markt, rotten sich die Leute zusammen, brüllen sich lauthals an, so dass ich fast fürchtete, es gäbe eine Schlägerei, und dann kommt die Polizei, die hier aus drei superhübschen und schwer bewaffneten Schicksen (im ruhrpöttischen Sinn) bestand, die dem Ärger sehr resolut ein Ende machten.

Was die Ursache war, verstand ich nicht, aber vermutlich ging es um nichts. Viele Umstehenden schüttelt auch grinsend die Köpfe. Ein Junge im pubertären Alter fragte mich, was los sei, und als ihm auf Hebräisch antwortete, dass ich nur ein bisschen verstünde, antwortete er in Englisch: all idiots, womit er zweifelsfrei recht hatte.

Kvisch AchadKvisch Achad

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Kvisch Achad zur nassen Wüste

Kvisch Achad

Heute bin von Jerusalem nach Metsoke Dragot mit dem Bus gefahren. Es geht über die Kvisch Achad bis zur Nationalstrasse 90 und dann nach Süden. Ich wollte ursprünglich einige zwei Tage in Metsoke Dragot bleiben, aber das wurde gecancelt, weil ich der einzige Tourist gewesen wäre. Geld gab es natürlich zurück.

In Israel fahren die Busse auf die Minute genau ab. Erstaunlicherweise verkehren die sogar quer durch die Einöde stündlich. Alle sind klimatisiert: Wenn man einige Zeit in der Sonne war und dann in den Bus steigt, ist es, als beträte man einen Kühlschrank. Das kannte ich schon aus den USA.

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Ich war schon in vielen Wüsten, aber jede ist anders. Nach einer Weile bekommt man ein Gefühl für die Landschaften, wie sie sich zusammensetzt und welche Details sie von anderen unterscheidet. Das ist im Dschungel auch so: Zuerst ist alles nur grün, und nach einer Weile nimmt man Einzelheiten wahr.

In den Bergen um Jerusalem dominieren weiße große Felsen („boulder“), übersät mit dunkelgrüne Gebüsch und garniert mit Palmen und Zypressen und anderen Gewächsen der Schefelah. Je weiter man sich dem toten Meer nähert, um so mehr verschwinden die Pflanzen zugunsten bloßen Gerölls. Ganz unten dominieren dann riesige rötliche Felswände mit vielen Höhlen. Qumram lag auf dem Weg, aber das mache ich nächstes Jahr, auch das Wadi Murabba’at.

It was here in caves that Jewish fighters hid out during the Bar Kochba revolt, leaving behind documents that include some letters signed by Simon Bar Kochba.

Das Tal spielte wohl eine ähnliche Rolle wie Ollantaytambo, wo sich die letzten Aufständischen der Inka gegen die Spanier versteckten. Nearly one third of the Roman army took part in the campaign against Bar Kokhba.

Das müsste man mit heutigen Mitteln und ohne Kitsch verfilmen – ganz großartige Geschichte! Der kommandierende römische General – der Fähigste, den das Imperium zu bieten hatte – kam extra aus Britannien. Die Reise von Londinium nach Jerusalem (Helyacapitolina) dauerte damals ungefähr ein halbes Jahr.

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Das Wadi Murabba’at war zu Fuß zu erreichen. Ich kam aber erst um elf Uhr an, und es waren schon 27 Grad – und es wurde noch heißer. Der Abstieg vom Kontrollposten der IDF am Abzweig nach Metsoke Dragot, wo auch die Bushaltestelle ist, powerte mich in der prallen Sonne extrem aus. Unten traf ich noch einen Kerl, der in einer Bretterbude hauste, aber ein Auto besaß, und der von sich behauptete, er sei ein guide.

Am Ufer sinkt man tief im Schlamm ein – ich bekam kaum meine Sandalen wieder heraus. Geschwommen bin ich nicht, es war auch keine optimale Stelle. Immerhin war ich bis zu den Knien drin und anschließend total eingesaut, sowohl mit Salz als auch mit Matsch. Da ziehe ich die Karibik vor.

Wieder am Kontrollposten angelangt hätte ich die schattenfreie Straße, die sich in Serpentinen nach oben windet, hochmarschieren müssen, aber das war mir dann doch zu viel. Metsoke Dragot ist nur ein winziges Nest. Ich war mir nicht sicher, ob überhaupt irgendetwas geöffnet war gewesen wäre.

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Ich musste nicht lange auf den Bus warten und währenddessen unzählige Fliegen abwehren. Kann sein, dass man beim Glamping in der Wüste auch Moskitonetze braucht.

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Der Bus machte im Kalya Kibbutz kurz halt. Der Gegensatz war schreiend: Aus der Wüste in eine blühende Oase, mit Teichen, Palmen, alles außerordentlich gepflegt in sattem Grün. Dort gibt es nur ein Hotel, das mir aber zu teuer wäre.

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The international community considers Israeli settlements in the West Bank illegal under international law, but the Israeli government disputes this. Wer soll denn die „internationale community“ sein? Ich gehöre bestimmt nicht dazu.

Kalya has a population of 300 and depends mainly on agriculture, primarily consisting of dairy farming and raising date palms, watermelons and cherry tomatoes. The kibbutz also runs the Israel Nature and Parks Authority visitor’s centre of the nearby Qumran Caves, where the Dead Sea Scrolls were found. At one time, the kibbutz operated a water park.

Wenn man dieses wunderschöne Oase den Arabern überließe, wäre alles binnen kurzer Zeit ruiniert und voller Müll. Wie das dann aussähe, kann man im Westjordanland betrachten. (Hier sind doch wahrhaftige volksrepublikanische Chinesen im Hostel! Die einzigen Touristen außer mir. Sie sprechen aber kein Englisch.)

However, Palestinians were regularly barred from reaching any Dead Sea beaches for fear that Arab presence would cause loss of Jewish customers for establishments along the shore. This was enforced by the Israeli military at Beit Ha’arava checkpoint on Route 90. Tja.

Entlang der Straße nach Jerusalem sieht man mehrere „Siedlungen“ von Beduinen, eher Slums, oft halb zerfallen, und ein paar eingezäunte Schafherden.

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Man fährt an dem antiterroristischen Schutzwall der großen Mauer vorbei, die Israel vor terroristischen Anschlägen schützt. (Tut mir leid, wenn jetzt den deutschen „Palästinenser“-Verstehern die Tränen kommen. Übrigens ist heute sogar in Jerusalem eine Rakete eingeschlagen. Was sagt die international community?)

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Die Häuser in den Außenbezirken Jerusalems sind auf die Felsen gebaut worden, so dass sie aussehen wie Wehrburgen. Die haben alle gute Aussicht.

Heute ist der letzte Tag in Jerusalem. Morgen werde ich am Auge Gottes auf dem Wasser wandeln oder es zumindest versuchen.

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Die Fahrsch.. äh Gemischtes bitte

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Blick vom Herzlberg

Fahrscheine habe ich hier noch nicht gesehen, aber dafür heute Kontrolleure, die meine Rav-Kav-Karte checkten. So altertümlich wie in Deutschland geht es hier nicht zu – ich lasse mich gern eines Besseren belehren.

Fahrscheinkontrolle jerusalem

Restaurantempfehlung: Habash Ethiopean Restaurant (Habesh חבש‎ auf Facebook), Mashiyah Barukhof St 5. (eine kleine Gasse südlich der Jaffa Street). Ich bin ganz stolz, dass ich in Hebräisch gesagt hatte: „Ich möchte bitte etwas essen“ (אני רוצה לאכול משהו, בבקשה), und man mir in Hebräisch antwortete, ich also offenbar verstanden worden war. Die Antwort war aber dann jenseits der vordersten Front meiner Sprachkenntnisse. Da spricht man auch Englisch.

Ich fragte, was man empfehle. Das Gericht heißt Beyaynetu Tibes, eine gemischte Platte nach Art des Hauses „mit alles“, kostet knapp 30 Euro (120 Schekel), das wäre auch in Deutschland der Preis. Die „Unterlage“ reisst man den Fingern ab und rollt das Gewünschte ein. Ich habe versucht, das ausschließlich mit den Fingern zu machen, wie es Brauch ist, aber das gelang mir nicht. Da wären auch zwei Personen von der Portion satt geworden.

Jetzt muss ich noch hundert Mal rechtsbündig üben אני רוצה לשלם את החשבון, בבקשה.

Ethiopean foodEthiopean food

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Herzlberg oder: Berg der Erinnerung

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Das Grab Theodor Herzls, dem Begründer des politischen Zionismus

Am Friedhof entstand ein Tumult; zu viele strömten plötzlich zu seinem Sarg, weinend, heulend, schreiend in einer wild explodierenden Verzweiflung, es wurde ein Toben, ein Wüten fast; alle Ordnung war zerbrochen durch eine Art elementarer und ekstatischer Trauer, wie ich sie niemals vordem und nachher bei einem Begräbnis gesehen. Und an diesem ungeheuren, aus der Tiefe eines ganzen Millionenvolkes stoßhaft aufstürmenden Schmerz konnte ich zum erstenmal ermessen, wieviel Leidenschaft und Hoffnung dieser einzelne und einsame Mensch durch die Gewalt seines Gedankens in die Welt geworfen. (Stefan Zweig: Die Welt von Gestern, Wien 1952

Ich war heute auf dem Herzlberg. Der Himmel war verhangen, und regnete manchmal ein bisschen, aber so, dass man nicht wirklich nass wurde. Ich bin beeindruckt, auch deshalb, weil ich mich vorab gar nicht informiert hatte, was mich dort erwartet.

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Vermutlich bin ich einer der wenigen Besucher, die völlig allein in der Anlage waren.

Der Nationalfriedhof unterscheidet sich von anderen nationalen Gedenk- und Kranzabwurfstätten. Die Toten, derer hier gedacht wird, sind – abgesehen von den Politikern – nicht für das Übliche gestorben, wie „Freiheit“, usw., sondern immer für das nackte Überleben der Juden.

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Alongside the path is the Memorial for the Last of Kin which commemorates those Holocaust survivors, last remnants of their families, who joined the ranks of the IDF and fell in battle.

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Jüdische Fallschirmspringer in Europa. Olei Hagardom. Castel fighters common grave. Operation Kadesh plot. Operation Peace for Galilee. Politiker. Victims of Hostilities. Salvador and Egoz common grave. Jenin Battle common grave.

Wenn man alle diese Ereignisse kennt, bekommt man ein Gefühl dafür, wie die Leute hier jetzt denken. Irgendwann wird hier auch ein gemeinschaftliches Grab sein mit dem Titel „Operation Iron Sword 2023“.

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Im nächsten Jahr, wenn es möglich ist, werde ich noch einmal herkommen. Den Militärfriedhof habe ich auch noch nicht besucht.

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HaMoshava HaGermanit oder: Reise nach Jerusalem 6

Jerusalem
Religiöse Juden verkaufen Gebetsriemen (Tefillin) an Passanten. Ich habe mit ihnen ein bisschen geredet, aber nur einer sprach Englisch und das auch nur sehr schlecht. Ich weiß nicht, von welcher Gruppe die waren. Mein Sektendetektor schlug jedenfalls an.

Scholz telefoniert mit Netanjahu – Flächenbrand vermeiden. Ach. Warum telefoniert er nicht mit der Hamas? Terror vermeiden! Die hätten ihm bestimmt aufmerksam zugehört.

Die Leute sind hier total aufgebracht über die gesamte Regierung und auch Netanjahu, sogar dessen Wähler. Die trauen sich gar nicht mehr an die Öffentlichkeit. „Man sollte die Knesset zum Mond schießen.“ Netanjahu hat am Abend des Schabbat eine Rede gehalten, in der er nichts gesagt hat, und das macht alle nur noch mehr wütend. Das wird noch spannend nach dem Krieg.

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Ich bin heute am Schabbat stundenlang herumspaziert. Es ist fast alles geschlossen und leer, eben wie in Deutschland früher am Sonntag. Ein paar Leute laufen in Parks herum, und ab Mittag kommen viele religiöse Familien aus den Synagogen zurück – zu Fuß natürlich, weil auch keine Busse und Strassenbahnen fahren.

Die Häuser fand ich auf den ersten Blick hässlich, aber ich habe mich geirrt. Die sind nur nicht verputzt, sondern aus Naturstein, kaum Ziegelsteine. Wenn man sich die Klimaanlagen wegdenkt und das Kabelgestrüpp, ist das sogar schön.

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Mahaneh Yehudah Market am Schabbat

Israel beharrt trotz Kritik… Die, die sowas schreiben, sollten mal den Israelis zuhören. Die geben einen Scheiß drauf, was andere sagen, was sie dürften oder nicht. Das ist ohnehin eine vernünftige Haltung. „Der Gazastreifen muss plattgemacht werden ohne jede Rücksicht. Wir haben zu viel Rücksicht genommen, das wurde missbraucht. Die Wut der Leute ist nicht mehr zu bremsen.“ (Aviel Schneider, Chefredakteur von Israel heute in einer Video-Konferenz, an der ich teilgenommen, aber frühzeitig verlassen habe, weil mir Bibel und Beten irgendwann zu oft vorkamen. Waren ja deutsche Teilnehmer.)

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Außenministerin Annalena Baerbock: Kampf gegen Hamas muss mit „größtmöglicher Rücksicht auf humanitäre Situation geführt werden“. Wenn die das hier in der Öffentlichkeit sagen würde, würde sie vermutlich verprügelt. Peinlicher geht es nicht mehr.

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Die Knesset

Die Experten der Vereinten Nationen haben die israelische Bombardierung als „kollektive Bestrafung“ verurteilt, die ein Kriegsverbrechen darstellt. Was sind denn das für Experten? Vermutlich „Palästinenser“? Die sollten froh sein, wenn sie das Land überhaupt noch betreten dürfen.

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Ich habe noch nie eine Stadt mit so vielen Parks gesehen. Hier liegt auch kein Müll herum. Die Fotos sind aus dem Sacher Park.

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German Colony „is a neighborhood in Jerusalem, established in the second half of the 19th century as a German Templer Colony in Palestine.“

Die Hamas muss weg, aber nicht so.“ Und wie dann? Irgendwann brechen deutsche Journalisten in Tränen aus wegen der armen Hamas.

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Blick vom Bible Hill am Ketef Hinnom

Oh, ich bin fündig geworden: Es gibt eine Zeitung, die nicht dummes Zeug verbreitet. Matthias Küntzel schreibt in der Jungle World (leider Paywall): Der Antisemitismus der Hamas steht in der Tradition des nationalsozialistischen Vernichtungswillens und wird aus dem Iran unterstützt. In der deutschen Berichterstattung zu dem Mord an den Israelis ist von Antisemitismus als Motiv kaum die Rede.

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Das Plakat kann hier mir niemand erklären, vermutlich ist das auch gut so.

Telepolis lässt den israelischen Journalisten Haggai Matar zu Wort kommen, der von „Apartheid“ faselt. Kann man machen, ist aber bekloppt. Ich glaube, ich muss noch mal nachlegen und die zarten Gemüter der Palästinenser-Versteher erhitzen.

Jerusalem

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Lagebericht

Jerusalem

Ich darf die geschätzte Leserschaft auf meinen Telepolis-Artikel aufmerksam machen: „Lagebericht aus Israel: „Wir sind im Krieg“.

De Artikel wurde ein bisschen verändert, und ich war einverstanden. Da bin ich schmerzfrei. Ich war gerade zu Fuß unterwegs am Old Wingate Place in der German Colony und vorher am Präsidentenpalast vorbeigelaufen, ohne das geplant zu haben. „Terroristen“ ist nicht „neutral“ genug. Die BBC nutzt den Begriff auch nicht. Das wäre mir egal, weil Terroristen eine Tatsachenbehauptung ist und unstrittig. Was soll man sonst sagen? Militante? Ich bin auch militant. Auch „Palästinenser“ benutze ich nicht, aber warum, versteht der deutsche Durchschnittsleser sowieso nicht.

Ich habe dann mit dem Chefredakteur von Telepolis eine Videokonferenz per Signal abgehalten auf einer Parkbank, um eine Übereinkunft zu erzielen. Das ist schon trés chic. Das hätte mir jemand vor 30 Jahren sagen sollen, was heute möglich ist.

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Denkmal für die Davidka, ein selbst gebauter Mörser während des Unabhängigkeitskrieges, Davidka Platz (Davidka Square)

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Neue Spielregeln [Update]

Die Spielregeln sind jetzt klar genug. Amos Yadlin, der ehemalige Chef des israelischen Militärgeheimdienstes, in einem Interview (leider Welt-Paywall):

Einige der sogenannten Zivilisten aus Gaza sind in unsere Kibbuzim eingedrungen und haben sich daran beteiligt, Menschen zu töten, zu vergewaltigen, zu verbrennen, Babys den Kopf abzuschneiden. Auch haben die Menschen in Gaza früher bei Wahlen für die Hamas gestimmt. (…) Die von den USA angeführte Koalition hat Rakka und Mossul dem Erdboden gleichgemacht, um sie von der Kontrolle des IS zu befreien. Leider waren nicht alle, die bei diesen Angriffen getötet wurden, Terroristen. Das ist die Strategie, die wir nun anwenden. Bis die Bevölkerung in Gaza sagt, es reicht, die Hamas muss kapitulieren.

Ich habe erst jetzt alles gelesen:

Wir werden versuchen, Gaza der Palästinensischen Autonomiebehörde, Ägypten, Katar, Saudi-Arabien oder wem auch immer zu überlassen. Aber diese wollten Gaza auch früher schon nicht haben. Am Ende ist es uns egal, wer Gaza kontrolliert. Entscheidend ist, dass wir anders als in den vergangenen 15 Jahren niemandem mehr erlauben werden, dort militärische Kräfte aufzubauen. Ich denke, es wird eine viel breitere Grenze zwischen Israel und Gaza geben, die schwieriger zu überschreiten ist. Wenn wir militärische Kontrolle brauchen, gehen wir vermutlich ähnlich vor wie im Westjordanland. Wir sind nicht in Nablus oder Ramallah im Einsatz, die Städte werden von der Autonomiebehörde verwaltet. Aber wenn wir wissen, dass es dort Terroristen gibt, gehen wir hin und zerstören sie. So wie im Jahr 2002 nach den vielen Anschlägen der Zweiten Intifada. Damals sind wir in die Westbank rein und haben die Terroristen für die nächsten Jahre ausgeschaltet.

Das sind doch klare Aussagen.

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Waschschabbat

washing maschinewashing maschine

Der Schabbat beginnt um 18.09 Uhr (während ich das schreibe, ist es 17.59 Uhr). Wenn ich gläubiger Jude wäre, müsste ich mir überlegen, ob ich andere für mich arbeiten lassen darf, ob eine Waschmaschine zu bedienen „Arbeit“ ist, oder ob sie gar als Schabbes Goi gilt.

Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich das fucking manual der Waschmaschinen und des Trockners verstanden habe. Erstere bekam all mein Kleingeld, und für Letztere fehlte mir ein Schekel, sodass ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Maschine mit Kreditkarte (11 Schekel) bezahlt habe. Gibt es sowas eigentlich in Deutschland? Ich war schon Jahrzehnte nicht mehr in einem Waschsalon…

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Sonderpreise durch die Wüste

jerusalem

E-Mail vom Auswärtigen Amt, Fri, 13 Oct 2023:
– Die für Samstag geplanten Lufthansa-Flüge werden laut aktuellen Informationen von Lufthansa nicht stattfinden.(…)
– Am Sonntag, 15.10.23, bietet die Botschaft ein Sonderkontingent auf zwei Condor-Flügen vom Flughafen Akaba (AQJ) in Jordanien nach Frankfurt (FRA) für Sie an. Die Abflugzeiten vom Flughafen Akaba sind derzeit für 16.30h und 18.30h vorgesehen. Sie können Tickets zu einem Sonderpreis von 299 EUR auf der Web-Site… bla bla

Gut, dass ich gar nicht weg will. By the way: Kann man auch durch die Negev nach Akaba trampen?

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Reise nach Jerusalem 5

jerusalem
Jerusalem, Blick vom Davidsturm nach Westen, in der Mitte das King David Hotel. „On July 22, 1946, the southwestern corner of the hotel was bombed during an attack led by the Zionist paramilitary group Irgun. 91 people died and 45 people were injured.“ Der spätere Ministerpräsident Menachem Begin war Mitglied der Irgun.

Auf jeden Fall Pflichtlektüre: Israel heute (auf Deutsch) und den Telegram-Kanal des Chefredakteurs Aviel Schneiders (auch in Deutsch). „Alles hat seine Zeit! Jetzt ist Krieg!“ Die Yedioth Ahronoth (Ynetnews) titelt ähnlich: „In the wake of the horrific Hamas attack on Israeli civilians, now is the time for action“.

The Daily Telegraph: „The official Twitter account of the Israeli government has posted a distressing image that appears to show a baby murdered by Hamas terrorists. The Telegraph is giving readers the choice of whether they wish to view the image.“ Man sollte das Foto in Neukölln aufhängen.

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Jerusalem, Blick vom Davidsturm nach Norden zum christlichen Viertel der Altstadt, im Vordergrund das New Imperial Hotel.

Washington Post: „Video shows apparent death of Israeli hostages in Hamas custody“.

IDF (Instagram): „THIS is what the world needs to know about the civilians in Gaza“.

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Jerusalem, Blick zur Klagemauer

Ich werde heute nur ein bisschen herumlaufen und auch einkaufen. Morgen wird fast alles geschlossen haben, aber arabische Läden haben natürlich geöffnet. Wäsche waschen ist auch angesagt. Wir haben hier immer durchschnittlich 25 Grad und viel, viel Sonne. Gestern musste ich spontan Batterien (solelo סוללות) kaufen, weil meine Maus den Geist aufgab. Hin zum Späti gleich um die Ecke. Ich redete eine Weile mit dem jungen Kippa-Träger, der nur gebrochen Englisch sprach. Alle Leute zeigen hier ausnahmslos eine grimmige Entschlossenheit. Man weiß, was jetzt kommt. Aviel Schneider schreibt: „Deshalb stoßen alle Rufe nach Zurückhaltung und die Kritik an den schweren Bombardierungen des Gazastreifens bei den Israelis derzeit auf taube Ohren. Sie werden von der Wut übertönt.“ Der Pizza-Laden eines Arabers, der mit dem Foto einer Geisel werben wollte, wurde von Passanten von der IDF zerlegt.

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Modell Jerusalems im 19. Jahrhundert. Davidsturm Museum

Die jordanischen Streitkräfte gehen entlang der Grenze zu Israel in Stellung, um zu verhindern, dass sich ein Mob von muslimischen Randalierern der Grenze nähert und möglicherweise versucht, nach Israel zu gelangen.

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Jewish Quarter through mosaics, Cardo Maximus – eine streckenweise freigelegte ehemalige Hauptstraße aus römisch-byzantinischer Zeit. Das Pflaster ist fast 2000 Jahre alt.

Der RBB hat ein Statement Tom Segevs: “ „Das ist ein Konflikt, der wirklich keine Lösung hat.“ Es handle sich um zwei Völker, die ihre nationale Identität durch das ganze Land definiere. Eine Zweistaatenlösung halte er inzwischen nicht mehr für möglich.“ Ach ja, die „Palästinenser“ sind ein Volk, oder gar die Hamas Teil davon? Disagree, Euer Ehren. Und Israel definiert sich auch nicht „durch das ganze Land“. (Das Interview ist auf Deutsch.)

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Reise nach Jerusalem 4

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Panorama Jerusalems von der Aussichtsplattform des Davidsturm Museums

Ja, die Deutschen lassen sich ausfliegen, und dafür muss Israel unsere Außenministerin ertragen, falls deren Flugzeug nicht kaputtgeht. Und Scholz bekämpft die Hamas. das hätte man schon vorher haben können. Jeder weiß, dass die Hamas Israel auslöschen will. Ist ihm das erst jetzt aufgefallen? Ja, man kann die Hamas mit der SS vergleichen.

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Auf meinem Programm stand heute das Davidsturm Museum, das erfreulicherweise geöffnet hatte, sogar die Aussichtsplattform. Ich verbrachte dort mehrere Stunden. Dazu ein anderes Mal mehr. Die Israelis können Museen. Ich war schwer beeindruckt.

Nachdem ich viel über die Kreuzfahrer gesehen und gehört hatte, war mir nach dem christlichen Viertel in der Altstadt. Also auf zur Grabeskirche (Church of the Holy Sepulchre). Die ist zwar riesig, aber man findet den Eingang nicht. Ich bin zusammen mit einem britischen Globetrotter mehrfach im Kreis bzw. Viereck gelaufen – die verwinkelten Gänge haben sogar mehrere Etagen. Die Grabeskirche ist natürlich Fake News, aber immerhin aus dem 4. Jahrhundert, nur ein paar Jahre jünger als die Haghia Sofia.

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Im 17. Jahrhundert versuchten die sechs christlichen Konfessionen, die in der Grabeskirche vertreten waren, ihren Anteil am heiligen Bereich auf Kosten der anderen Gruppen auszudehnen. Griechen, Lateiner (Franziskanische Kustodie) und Armenier waren dabei auf Kosten der Kopten, Georgier und Äthiopier erfolgreich. Georgier und Äthiopier als die beiden ärmsten Kirchen verloren ihre Ansprüche und mussten auf das Dach bzw. in benachbarte Gebäude ausweichen.

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Im Auftrag anderer Touristen musste (keine Ahnung, warum die sich nicht trauten) ich den schwarz gekleideten Herrn fragen, zu welcher Sorte der Verehrer höherer Wesen der christlichen Art er sich zähle (ich habe es anders formuliert). Griechisch-Orthodox war er.

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Das ganze Gebäude ist im Bau, und man kann nur einen Raum des römisch-katholischen Teils sehen. Da kriechen die Gläubigen irgendwo herum und küssen irgendwas. Ich wollte gar nicht genau wissen was.

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Morgen wird es hier vermutlich Randale geben (Jerusalem Post dazu). Ich muss mir keine Steine an den Kopf werfen lassen, also auch nicht im arabischen Teil der Altstadt herumlaufen. Es ist jeder Winkel videoüberwacht, aber das würde nichts nutzen. Ich lasse mich überraschen.

Heute gab es ein Attentat genau dort, wo ich gestern war. Police officers at the station shot and killed the terrorist. Police were conducting searches in the area to ensure that the terrorist did not have accomplices. The gates of the Old City were closed after the shooting, according to Palestinian reports.

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Only in Jerusalem

jerusalem

Jaffa Street, Jerusalem. Ich aß gerade Kuchen. Ich habe heute schon gefühlt hunderte Fotos gemacht und muss aussortieren. Die Unterkunft am Toten Meer hat auch abgesagt, da mache ich jetzt einen Tagesauflug hin. Dafür bleibe ich in der nächsten Woche drei Tage in Tiberias. Das sind 177 Kilometer von hier. Außerdem muss ich einen Artikel schreiben und dafür Leute aufsuchen…

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Das Tor zur Hölle

tor zur hölle

„Während der barbarische Hamas-Terror auf Israels Straßen wütet, schwadroniert in der Süddeutschen Zeitung Peter Münch einmal mehr über die „Vorgeschichte“ der „Eskalation“, für die natürlich, wie Münch insinuiert, Premier Netanyahu, die Siedlungspolitik im Westjordanland und die israelische Gegenwehr nach Terrorangriffen verantwortlich sind. Gregor Gysi ist dagegen, dass man die üppigen dreistelligen Millionenzahlungen an die Palästinenser auf den Prüfstand stellt, und Sawsan Chebli, die vorgebliche Kämpferin gegen den Antisemitismus auch unter Arabern, wittert wieder „antimuslimischen Rassismus“ und „antimuslimische Ressentiments“ bei all jenen, die Kritik an den Palästinensern üben.“

„Die israelische Gesellschaft mag in manchen Fragen gespalten sein, aber jetzt ist sie sich einig darin, dass etwas passieren muss. Etwas, wovor man bisher aus humanitären Gründen immer zurückschreckte. Eine Partei, die in diesen Tagen zur Zurückhaltung auffordern würde, könnte sich gleich selbst auflösen. Nicht einmal die Linken würden das tun.“ (Claudio Casula)

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Reise nach Jerusalem 3

mount of olives
Blick vom Ölberg auf Jerusalem

Die Negev fällt auch aus – die Hotels sind aller voller Flüchtlinge der Orte, die vom Terror betroffen sind.

„Sich gegenüber Israel starkzumachen gegen ein Aushungern der palästinensischen Bevölkerung wäre auch ein Signal an die Hamas, dass die Solidarität Deutschlands mit Israel doch irgendwo an ihre Grenzen stößt. Ekelhaft, taz! Was anderes fällt euch nicht ein?

Ich traue mich kaum, ein deutsches Medium zu konsumieren – man schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Das ehemalige Nachrichtenmagazin kommt mit einer rührseligen Story über eine „palästinensische“ Journalisten, die ein Videotagebuch publiziert. Das ist so, als hätte die BBC im zweiten Weltkrieg das Tagebuch eines deutschen „Journalisten“ während des Bombardements von Dresden veröffentlicht. Es gibt keine Zivilisten mehr in Gaza. Sie hätten sich der Hamas entledigen könne. Haben sie aber nicht, genau so wie die Deutschen bei Hitler. Das kommt dann von das.

Henry Kissinger nennt deutsche Migrationspolitik einen „schweren Fehler“. Das soll er mal den Grünen sagen. Die werden ihm gar nicht zuhören. In einer NDR-Straßenumfrage hatten mehrere Muslime ihre Sympathie für die Hamas zum Ausdruck gebracht. Der Terror sei „sehr gut“, sagte etwa eine junge Frau. Was ist das für ein Pack?

Israelfeindliche Flugblätter vor Schule in Berlin-Neukölln verteilt. Pro-Palästinensische Gruppen werfen Polizei Rassismus vor. Jaja. Einfach mal die Kresse halten.

„Wie könnte Israel nach diesem Massaker die Gründung eines palästinensischen Staates akzeptieren?“ Eben. Sag das mal jemand der Bundesregierung.

Hier in Jerusalem wird darüber geredet, dass sie Araber am Freitag rund um die al-Aqsa-Moschee auf Randale aus seien. Ich bin jetzt zwei mal durch das arabische Viertel gelaufen. Es ist extrem verwinkelt. Wer sich dort auskennt, ist extrem im Vorteil. Fürderhin werde ich das meiden – ich habe genug gesehen.

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Fake News – davon bin ich überzeugt, wie vieles hier, vor allem von der christlichen Fraktion.

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Heute war ich noch einmal am Löwentor, wo das berühmte Foto Mosche Dajans im Sechstagekrieg entstanden ist. Ich habe mit einer Soldatin, die als einzige aus der Gruppe Schwerbewaffneter vor dem Tor mit mir reden wollte, gerätselt, was genau die Perspektive sein könnte. Die wollten sich übrigens nicht fotografieren lassen.

Das obere Foto zeigt das Tor von außen. Bei dem zweiten habe ich rechts hinter der Mauer bzw. dem Gebäude gestanden, was auf dem Bild aus dem Sechstagekrieg rechts zu sehen ist. Irgendwie witzig, dass dort – arabischen Viertel – ein Laden ist, der Palästinensertücher verkauft.

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Beim Aufstieg, der in praller Sonne mühsam ist, traf ich eine Gruppe Touristen, die Spanisch sprachen. Sie waren aus Guatemala. Sie warten mich vor zwei Mopedfahrern, die ihnen oben versucht hatten, die Kamera zu klauen. Ich war on alert, aber oben auf der Aussichtsplattform war niemand. Später entdeckte ich noch zwei italienische Journalisten, die ein kurzes Statement sendeten, mit dem Felsendom im Hintergrund. Dann kam noch ein süßes Mädchen mit einem Jüngling, die keine der mir bekannten Sprachen sprach. Es stellte sich heraus, dass es eine russische Familie war, Eltern und Kinder. Russen kann man nicht so leicht erschrecken wie Deutsche.

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Unten in der Stadt begegnete mir einer riesige Menge von Touristen, und der Guide zählte sie durch – ich sprach ihn an, weil er sehr südamerikanisch aussah. Er war aus Peru, wir haben uns spontan verbrüdert. Das Lustigste kam dann zum Schluss. Unten am Davidsturm stand eine Gruppe dunkelhäutiger Männer und Frauen, die schreiend bunt gekleidet waren (vgl. Foto oben) und sich köstlich amüsierten und unter so großem Hallo zu Gruppenfotos posierten, dass sogar die Israelis lachen mussten. Ich bot mich an, sie alle zusammen abzulichten, was ich dann mit verschiedenen Smartphones ein halbes Dutzend Mal machen musste. Ich habe selten so fröhliche Menschen gesehen. Es stellte sich heraus, dass sie aus Vanuatu waren. Das muss man auch erst einmal kennen.

Und hier im Hostel saß mir beim Bloggen eine superschnuckelige Blondine mit bauchfreien Top, einem umwerfenden Lächeln und einem Hüftschwung wie Briana Smith gegenüber, die auch auf ihre Tasten einhämmerte. Sie ist ausgerechnet aus Südafrika und spricht selbstredend auch Afrikaans. Ich sehe sie jetzt wieder hier sitzen, aber sie würdigt mich keines Blickes, sondern telefoniert ununterbrochen.

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Das Foto oben zeigt das Haus der jüdischen Siedler, die einen „israelisch beflaggten Stützpunkt“ unterhalten, „um ihren Anspruch auf Siedlungsrechte in diesem Gebiet zu bekräftigen.“ Glaubt denn irgendjemand außer Frau Chebli daran, dass hier keine Juden wohnen dürfen oder dass Israel den Ostteil Jerusalems irgendwelchen Arabern überlassen würde?

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Reise nach Jerusalem 2

mount of olivesmount of olives
Oben: Der Ölberg, unten: Dasmusstejetztsein

In Jerusalem muss man nur einen Schritt gehen und sieht schon ein halbes Dutzend Fotomotive. Die Altstadt ist jetzt natürlich ziemlich leer, und mindestens die Hälfte der unzähligen kleinen Läden sind geschlossen. Bei einem ersten Rundgang: Ohne Google hätte ich nicht wieder aus dem Labyrinth herausgefunden. Ich kann weder über alles Bloggen und auch nur eine Auswahl der Fotos zeigen.

Altstadt JerusalemAltstadt Jerusalem

Das erste, was ich in dem Laden kaufte, war Sekundenkleber für einen abgerissenen Riemen meiner Sandalen, sechs Schekel.

Altstadt JerusalemAltstadt Jerusalem

Ich habe mich ein bisschen mit dem Künstler unterhalten. Ich fragte ihn auf Hebräisch, ob er Englisch verstünde, und er antwortete: Deutsch? Sein Jiddisch verstand ich ganz gut, nach einer Minute redeten wir in mehreren Sprachen gleichzeitig. Er kannte den Film Shtiesel und meinte lachend, er käme der Person des Helden – ein relativ erfolgloser Maler – am nächsten. Wir haben uns köstlich amüsiert.

Altstadt JerusalemAltstadt JerusalemTzemach Tzedek Synagogue

Die Tzemach Tzedek Synagogue steht direkt über den Überresten einer Marktstraße aus römischer Zeit. Man blickt auf zwei Jahrtausende Geschichte.

Altstadt JerusalemAltstadt JerusalemAltstadt Jerusalem

Ich habe in der ganzen Altstadt innerhalb von zwei Stunden nur eine Handvoll Touristen getroffen, darunter ein älteres britisches Ehepaar. Er sah ziemlich tough aus, war früher Soldat, und wir mussten beide grinsen bei der Frage, warum eigentlich alle ausreisten? Da käme ihm nicht im Traum in den Sinn. Ist ja alles sicher und ruhig hier, isn’t it?

Heute nehme ich auch einen Plan auf Papier mit…

Annalena Baerbock hält einen Stopp der humanitären Hilfe für die palästinensischen Gebiete für falsch. Schon klar. Und niemand kontrolliert, wer das Geld bekommt. Für diese Frau schäme ich mich, Deutscher zu sein. Jedes Wort aus ihrem Mund ist nur noch cringe.

Altstadt Jerusalem

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