Macht und Herrschaft im Strandkorb

strandkorb

Meine damalige Freundin und ich irgendwo an der Nordsee (1972). Das Original-Foto ist zu klein, aber auf der digitalen Version kann man erkennen, was ich gerade lese – Urs Jaeggi: Macht und Herrschaft in der Bundesrepublik Taschenbuch (1969). Ich habe das schon etwas fleckige Buch gleich in einem meiner Bücherregale wiedergefunden. Vermutlich habe ich es seit 1972 nicht mehr angefasst – außer bei Umzügen.

urs jaeggi

Guter Horror

netflix

Zur Zeit fällt es mir schwer, irgendwelche Filme der Streaming-Dienste zu empfehlen. Ich glotz TV ohnehin nur, um einzuschlafen, wenn ich zum Beispiel von einer Nachtschicht komme. Das geht bei der Qualität des Angebotenen meistens sehr schnell, so dass ich nur noch „Alexa, TV aus“ hauchen muss.

Meine Libelingskategorie „Science Fiction“ bei Netflix bietet entweder Filme, die ich schon kenne, oder absoluten Fantasy-Schrott (seit wann ist ein „Hexer“ „Science“?) oder dämliches Herumgeballere. Das mache ich lieber selbst in Secondlife.

Jüngst versuchte ich „Horror“ und sortierte erst einmal alle Zombie-und Vampirfilme und „Schüler treffen auf etwas wie Freddy Krüger“ aus. Viel blieb nicht übrig.

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Bei The Hunt (2020) blieb ich hängen. Der Plot ist nicht besonders neu.

🏹 1. The Hunt (2020)
Inhalt: Reiche Eliten entführen und jagen „normale Leute“ in einem Waldgebiet.
Thema: Gesellschaftssatire auf politische Extreme (liberal vs. konservativ).

🏃‍♂️ 2. Hard Target (1993)
Regie: John Woo
Hauptdarsteller: Jean-Claude Van Damme
Inhalt: Reiche Männer jagen obdachlose Kriegsveteranen zum Sport.

🏹 3. The Most Dangerous Game (1932, mehrere Remakes)
Basierend auf: Der gleichnamigen Kurzgeschichte von Richard Connell.
Inhalt: Ein Schiffbrüchiger wird auf einer Insel von einem reichen Jäger gejagt.
Remakes: u.a. A Game of Death (1945), Surviving the Game (1994).

🔫 4. Surviving the Game (1994)
Hauptdarsteller: Ice-T, Rutger Hauer
Inhalt: Obdachloser Mann wird in die Wildnis gelockt und von reichen Männern gejagt.

🩸 5. Ready or Not (2019)
Inhalt: Eine Frau heiratet in eine reiche Familie ein, die sie in der Hochzeitsnacht jagen muss – Teil eines alten Familienrituals.

🔥 6. Turkey Shoot (1982) / Escape 2000
Australischer Exploitation-Film mit ähnlichem Konzept, oft in die Kategorie „B-Movie“ oder Kultfilm eingeordnet.

🎯 7. The Purge (2013–2021, Franchise)
Inhalt: Einmal im Jahr ist für 12 Stunden jedes Verbrechen legal, inklusive Mord.
Reiche jagen oft gezielt die Armen.

Bei „The Hunt“ weiß man ziemlich bald, warum es geht, aber nicht sofort, wer von den potenziellen Opfern überleben wird. Der Film hat einige Längen, besonders die extrem langweilige Kampfszenen (weil man das alles schon Fantastillarden Mal gesehen hat), vor allem am Schluss zwischen den beiden Protagonisten. Auch der Plot ist nichts Neues und manchmal albern – von „schwarzem Humor“ oder „Satire“ keine Spur.

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Aber das Highlight ist Betty Gilpin als „Crystal“. Die Gilpin hat ähnliche körperliche Qualitäten wie Sidney Sweeney (Sex kommt bei dem Plot natürlich nicht vor.) Die werden oft betont und die Gilpin von der Seite aufgenommen, damit man besser betrachten kann.

Fazit: Kann man ansehen, wenn man auf Frauen mit interessanter und unüblicher Mimik steht, die reihenweise hässliche Männer umnieten und denen eine Knarre gut steht.

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Eine große Überraschung für mich war Devil – „Fahrstuhl zur Hölle“. Ich wollte nur kurz hineinschnuppern, habe aber bis zum Schluss durchgehalten.

🎥 „Devil“ (2010)
Regie: John Erick Dowdle, nach einer Geschichte von M. Night Shyamalan.
Plot: Fünf Menschen bleiben in einem Hochhausfahrstuhl stecken – und einer von ihnen ist der Teufel. Während die Spannung steigt, beginnt einer nach dem anderen zu sterben.
Besonderheit: Der komplette Hauptplot spielt fast ausschließlich im Fahrstuhl.

🎥 „Elevator“ (2011)
Regie: Stig Svendsen.
Plot: Neun Menschen bleiben in einem Aufzug im New Yorker Wolkenkratzer stecken – einer davon mit einer Bombe. Die Situation eskaliert schnell.

🎥 „Blackout“ (2008)
Regie: Rigoberto Castañeda.
Plot: Drei Fremde bleiben in einem Krankenhausfahrstuhl während eines Stromausfalls stecken. Einer von ihnen ist ein gesuchter Mörder.

🎥 „The Shaft“ (auch bekannt als „Down“, 2001)
Regie: Dick Maas.
Plot: In einem Wolkenkratzer in New York beginnt ein Fahrstuhl ein mörderisches Eigenleben. Menschen sterben auf grausame Weise.

„The Shaft“ ist albern – ich habe nur angefangen. Eine Gruppe von Menschen, die festsitzen und bei denen einer der Bad Guy ist, überzeugt auch nicht wirklich. Bei „Devil“ hingegen ist das sehr originell gemacht, obwohl man mich mit Filmen, in denen Religiöses vorkommt, normalerweise zum Wegzappen bringt. Aber es geht wie in einem Kammerspiel zu – man könnte die Geschichte in einem Theater aufführen.

„The Devil“ ist eine moralische Parabel, die man auch als Ungläubiger interessant finden kann. Außerdem weiß man bis zum Schluss nicht, wer nun der „Teufel“ ist. Das macht die Sache sehr spannend.

Fazit: Kann man ansehen, wenn man nicht sehr klaustrophobisch oder schreckhaft ist.

Gescheiterter Versuch, „Judenhass Underground“ zu lesen

Judenhass Underground

Ich kaufte neulich Judenhass Underground – Antisemitismus in emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen“, hrsg. von Nicholas Potter („Potter arbeitete für die Amadeu Antonio Stiftung, ehe er im Juli 2024 als Redakteur zu taz zwei, dem Kultur- und Gesellschaftsteil der taz, wechselte) und Stefan Lauer.

Ich habe das Buch zwar erst angefangen, aber wollte es eigentlich schon wieder ungelesen zur Seite legen. Beide Herausgeber gehören zum pseudolinken kleinbürgerlichen Glottischlag-Milieu. Man weiß also, was man bekommt.

Die Einleitung ist so mit Gendersternchen verseucht, dass der Text sehr schwer lesbar ist. Aber wenn man diese Mischpoke kennt, weiß man, dass dahinter ein belehrungsresistenter messianischer Impetus steckt, an dem jede Kritik wie an Teflon abprallt. Wir sind die Guten. Widerstand ist zwecklos.

Das Ansinnen mag löblich sein. Aber was soll man von einem Buch halten, das diejenigen, um die es geht, sowieso nicht lesen und bei dem man alles, was kommt, schon vorhersagen kann? Die Herausgeber berufen sich suggestiv auf einen Konsens mit den Lesern, den es gar nicht gibt. Warum ist Netanjahus Regierung ein „Gruselkabinett“? Was ist „rechts“ in Israel? Muss man den palästinensischen arabischen Terroristen und ihren Helfershelfern einen Staat gönnen, der dann gleich zur Vernichtung Israels aufrufen würde? Was ist links in Israel? Wenn man die Haaretz liest, die drüben ungefähr so volkstümlich und massenwirksam ist wie hierzulande die Jungle World?

Die (knappe) Mehrheit der israelischen Wähler bevorzugt Netanjahu. Den Herausgebern des Buches fällt nicht anderes ein, als die indirekt zu beschimpfen. Das ist typisch für hiesigen Journalisten und vergleichbar mit deren Umgang mit der AfD.

Ich habe gerade noch einmal im Inhaltsverzeichnis geblättert. „Pinkwashing, Homonationalismus und queerer Antisemitismus“ von Hengameh Yaghoobifarah und Rosa Jellinek. Ich glaube, das tue ich mir doch nicht an…

Umstrittenes

das Kapital
Ein Buch in der Stadtbücherei Münster (Symbolbild)

Das Ministerium für Wahrheit aka Stadtbücherei Münster informiert: Inhalte, die uns nicht gefallen, verleihen wir nur unter Protest und wegen der Zensurfreiheit. Wir warnen ausdrücklich davor, sie zu lesen.

Die bürgerliche Presse berichtet: „Die Stadtbücherei Münster markiert zwei Bücher für Leser mit Warnhinweisen – der Inhalt wird als „umstritten“ eingeordnet. Jetzt tobt ein Rechtsstreit darüber, ob das zulässig ist: Ein Autor fühlt sich in seinen Grundrechten verletzt.“

Es handelt sich um die Bücher von Gerhard Wisnewski: „verheimlicht – vertuscht – vergessen 2025: Was 2024 nicht in der Zeitung stand“ (2024) sowie von Jacques Baud: „Putin: Herr des Geschehens?“ (2023).

„Wer die beiden Exemplare aufschlägt, findet darin einen Aufkleber mit folgender Formulierung der Stadtbücherei: „Dies ist ein Werk mit umstrittenem Inhalt. Dieses Exemplar wird aufgrund der Zensur-, Meinungs- und Informationsfreiheit zur Verfügung gestellt.“ In einer ersten Version gab es noch den Zusatz: „Der Inhalt dieses Werks ist unter Umständen mit den Grundsätzen einer demokratischen Gesellschaft unvereinbar.“ Dieser Zusatz wurde inzwischen gestrichen.“

Feige sind sie auch noch. Aber sie schreiben Gendersprache. Quod erat demonstrandum.

Self Criticism After the Defeat

Blüte

Gerade gekauft: „Self Criticism After the Defeat“ von Sadik J. Al-Azm.

„Während der von marxistischen Ideen revolutionärer Befreiung geprägten Phase zwischen den israelisch-arabischen Kriegen von 1967 und 1973 warnte er bereits vor dem Erstarken religiös-konservativer Kräfte in der Politik. Seit dieser Zeit sind viele seiner Schriften in mehreren arabischen Ländern verboten, erfahren jedoch weiterhin eine starke Nachfrage ihrer Leserschaft.“

„m Jahre 1975 gehörte al-Azm zu den Mitbegründern der Zeitschrift „Khamsin. Revue des socialistes révolutionnaires du Proche-Orient“. Die Zeitschrift, die von Angehörigen der Israelischen Sozialistischen Organisation (Matzpen) und Vertretern einer neuen arabischen Linken herausgegeben wurde, propagierte eine sozialistische Revolution im Nahen Osten.“

Interessanter Mann mit ebensolchen Meinungen. Der Hinweis kam von Seth Mandel: „How U.S. Academics Became Apostles of Folktales and Superstition“.

Hillbilly-Elegie, revisited

Hillbilly-Elegie

Das Buch ist großartig, lehrreich, rührend. Kaufen und anderen schenken!

Im Hintergrund mehrere Westasiaten, die streiten und herumbrüllen – wie gewohnt ohne Affektkontrolle -, dass die Polizei kommen muss. Neukölln eben. Ich sitze übrigens in der Drei Flaschen Bar.

Hillbilly-Elegie

ullstein vance

Einen besseren Beweis für die Ausführungen von Vance, dass Europa ein Zensurproblem hat, könnte man nicht liefern. Mal sehen, ob die Autoren, die bei dem Verlag veröffentlichen, sich irgendwie dazu äußern. Vermutlich aber nicht. Dort wird eh Gendersprache gesprochen. Was will man da erwarten?!

Habe ich gerade bei der Großbourgeoisie gekauft.

Ghost in the Shell

Scarlett Johansson
Scarlett Johansson – Screenshot aus Ghost in the Shell

Ich empfehle Ghost in the Shell (Netflix) mit Scarlett Johansson als Hauptdarstellerin. Um es gleich zu sagen: Ohne die Johansson wäre der Science-Fiction-Film nur ein B-Movie. [Nein, ich bin nicht voreingenommen – die Dame ist überhaupt nicht mein Beuteschema Typ. (Wenn der bloße Phänotyp und blond zählte, dann doch eher Evgenia.)]

Ich musste mich zur Quelle erst einmal weiterbilden: „Ghost in the Shell (jap. 攻殻機動隊, Kōkaku Kidōtai) ist ein Manga von Masamune Shirow von 1989, der mehrfach als Anime umgesetzt wurde. Die Umsetzung als Anime von Mamoru Oshii aus dem Jahr 1995 gilt zusammen mit Akira als klassisches Beispiel eines Science-Fiction-Anime und war maßgeblich für die zunehmende internationale Popularität von Animes und japanischem Cyberpunk verantwortlich. Bis heute erschienen insgesamt vier Kinofilme, zwei Fernsehserien, ein Fernsehfilm sowie weitere drei Videospiele, die sich rund um den Manga drehen oder davon weiterentwickelt worden sind.“

Ein japanisches Anime als Film zu drehen, ist natürlich gewagt. Wenn es nur um den Plot ginge, gäbe es keinen Unterschied zwischen „normalen“ Filmen und animierten Mangas. Also ist entweder die Story schon so bekannt, dass man hofft, diejenigen zu interessieren, die alle anderen Formen schon konsumiert haben – aber das ist eher der umgekehrte Weg wie bei der Vermarktung von „Krieg der Sterne“. Oder man denkt, das, was Japaner mögen, dem „Westen“ nur in einer Form präsentieren zu können, die dort bekannt ist. Also „kulturelle Aneignung“ aka Kulturimperialismus, gegen die Wokistan nicht shitstormt schäumt.

ghost in the shell

Die Sprache der Bilder muss sich an „Blade Runner“ und „Matrix“ messen lassen. Dann noch eine Prise „Terminator“ und „Neuromancer“. Das gelingt ziemlich gut; man langweilt sich nicht, obwohl Szenen, die eine (für das alte Europa) futuristische Stadt aus „Drohnen-“ bzw. Helikoptersicht zeigen (vgl. Screenshot oben), immer noch nicht signifikant besser und origineller aussehen als 1982 (was viel darüber aussagt, wie weit in der Zeit voraus Ridley Scott damals war).

Die starke Präsenz der Johansson hat zur Folge, dass man die anderen Darsteller kaum wahrnimmt oder im Gedächnis behält. Ihr Mitstreiter Balou (Pilou Asbæk) wurde vermutlich bewusst ein bisschen wie Rutger Hauer als Replikant gestylt und kriegt dazu noch komische künstliche Augen, damit man ihn neben der Hauptdarstellerin nicht übersieht.

Der Plot ist supereinfach und erzeugt auch kaum Spannung: Eine Frau wacht als Cyborg auf, vom Original ist nur das Gehirn übrig. Man weiß schon jetzt, dass es um die Erinnerungen an das ursprüngliche Leben geht, die sie sucht, die in Träumen als Puzzle wiederkehren. Neu ist auch nicht die Idee, dass der Heldin falsche Erinnerungen einprogrammiert wurden, damit sie im Sinne der Firma, die für alles verantwortlich ist, funktioniert. Und dass die böse Firma sie verfolgt und ausschalten will, als sie sich auf die Suche begibt (der Plot kommt in unzähligen Filmen der Richard-Kimble– und Bourne-Identität-Art mehrerer Genres vor). (Scarlett Johansson ist nie nackt und hat auch keinen Sex. Just saying.)

Ich stimme der Rezension Dan Jolins zu: „So heavily derivative it doesn’t feel like anything new, and there’s little depth beneath that slick surface. But it’s solid and attractive, at least, with a retro appeal to its cyberpunk stylings.“

Scarlett Johansson

Plagiatsverdacht oder: „Das ist alles Bullshit“

AI
Copy-Paste Keyboard Keys – A close-up of a keyboard with the „Ctrl + C“ and „Ctrl + V“ keys highlighted, referencing the digital nature of plagiarism. –s 750

Ist die Dissertation des bundesdeutschen Grünen-Vizekanzlers und Schriftstellers Robert Habeck eine Wissenschaftssimulation?
Um es kurz zu machen: Ja.

Dr. Stefan Weber: „Plagiatsverdacht: Die systematisch verfehlte Quellenarbeit des Robert Habeck“.

„Je genauer man hinsieht, desto mehr Abgründe entdeckt man. Selten traf dies so zu wie auf die fragwürdige Dissertation von Robert Habeck. Habeck hat auf geradezu unglaubliche Weise eine Belesenheit vorgetäuscht, die er nicht hat. Er hat dutzende Werke, die er zitiert hat, aus anderen, an Ort und Stelle ungenannten Quellen abgeschrieben und damit gegen eine wichtige Grundregel der Buchwissenschaften verstoßen. Er hat direkte Zitate mitplagiiert, und vor allem: Er hat auch Fließtext plagiiert. Eine Bestätigung eines Plagiierten, des deutschen Philosophen Günter Wohlfart, liegt vor.“

Partners, Friends und das Nibelungenlied

trump

Xi says China, US can be partners, friends.

Jaja. Wenn zwei Vorsitzende der Ausschüsse, die die jeweiligen Geschäfte der herrschenden Klasse (unter Vorbehalt bei China) organisieren, die jeweiligen Länder als „Freunde“ bezeichnen, kann das so ausgehen wie im Nibelungenlied: Alle sind am Ende tot.

Warum? Der Plot im Nibelungenlied ist nicht das, war ihr bei Wikipedia lest. Das ist größtenteils Bullshit. Sondern: Im 13. Jahrhundert gab es als Optionen, die Beziehungen der herrschenden Feudalklasse untereinander zu beschreiben, nur zwei: Entweder man benutzt die Termini der Vasallität – das schafft dann klare Hierarchien. Oder man lässt es im Unklaren – das geht aber nicht, weil es eben Feudalismus ist, Das heißt: Der Stärkere gewinnt, und der Schwächere kann jederzeit behaupten, er sei nicht schwach und Wadenbeißen mit dem Schwert beginnen. „Unklar“ bedeutet: Man benutzt „Freund“ statt „Vasall“.

So kann man auch den symbolischen Streit der Königinnen interpretieren. Brünhilde (diu was unmâzen schœne. vil michel was ir kraft) geht davon aus, dass Siegfried der Vasall des Königs sei, also ihm zu Dienst verpflichtet. Damit wäre feudal alles klar. Kriemhild leugnet das und behauptet, es gebe kein Untertanen- bzw. Abhängigkeitsverhältnis.

Nibelungenlied

Ja, Kriemhild macht es sogar noch schlimmer: geloubestu des, Prünhilt, er ist wol Gunthers genôz. Genosse – also gleichrangig. Das geht ja gar nicht.

Deswegen oszilliert es im ganzen Nibelungenlied hin und her – einmal ist Siegfried der friunt des Herrschers, sein Status ist also ungeklärt, manchmal der Vasall mit klaren Pflichten und Rechten. (Ich finde den Plot genial – die Rezeptionsgeschichte ist demgemäß. „Kriemhilds Rache“ ist so was von Gangsterfilm-kompatibel!)

Wenn das aber nicht geregelt ist, ist Chaos, also Hauen und Stechen, angesagt. „Unklar“ bedeutete heute, dass nicht sicher ist, wer Kapitalist und wer Arbeiter ist, weil sie sich gegenseitig „Freunde“ nennen. Man wüsste also nicht, wer „weisungsbefugt“ ist. Auch dann würden die jeweiligen Ehefrauen verwirrt sein und auf Partys vielleicht aneinandergeraten.

Postscriptum: Das Nibelungenlied ist Propaganda für die Sicht einer Fraktion der herrschenden Feudalklasse, der Ministerialen – so etwas wie die „neuen Mittelschichten“ – im Gegensatz zur alten Mittelschicht – , die heute die Grünen wählen. Eine Klasse sozialer Aufsteiger, die sich im klassischen Vasall- und Lehnsverhältnis nicht mehr wiederfindet. Die Botschaft: Die alten Feudalverhältnisse gehen unter, weil sich alle gegenseitig umbringen (müssen). Aber wir sind die Zukunft. (Alles sehr verkürzt – ich könnte noch nachlegen…)

Wir kommen wieder von Hölzken auf Stöcksken. (Ich wollte nur Xi, Trump und das Nibelungenlied in einem Posting zusammenpferchen.)

Staaten können weder Partner noch Freunde sein. Ich glaube Trump sowieso kein Wort. Es kann sich zwar dem Volk besser verkaufen, aber er kann nicht die Gesetze des Kapitalismus außer Kraft setzen. Die herrschende Klasse handelt, da sie aus Charaktermasken besteht, nicht unbedingt rational, sonst hätte die Mehrheit der deutschen Bourgeoisie nicht Hitler unterstützt, obwohl von Anfang an das Ende hätte abzusehen sein können. Man folgt blindlings den Zwängen der Profitmaximierung.

„Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ (Carl von Clausewitz: Vom Kriege)

Es wird trotz der schönen Worte des schönen Telefonats zum Handelskrieg kommen. Und die Europäer werden auf jeden Fall verlieren, egal wer „gewinnt“. Aber sie wollten es so.

Es ist kein Zufall, dass weder Trump noch Xi mit Baerbock telefonieren wollten. (Die uns vielleicht erhalten bleibt, weil Merz es sich wird aussuchen können, mit wem er koaliert.) Wir sind unwichtig.

Xi

Faszinierend böse

gomorrha

Gomorrah

Warum und zu welchem Ende schauen wir Gangsterfilme? Ich hätte schwören können, dass ich hier schon etwas über Gomorrah geschrieben habe, aber offenbar nicht. (Es existieren mehrere Schreibweisen – ich bevorzuge natürlich die biblische Version.)

Ich schaue mittlerweile die fünfte und letzte Staffel auf Netflix. So einen Serienmarathon halte ich nur durch, wenn derselbe wirklich unterhaltsam ist, wie etwa bei Bosch (für mich die beste Krimi-Serie aller Zeiten), dem Kostüm- und Frauenfilm Outlander, House of Cards (Machiavelli lässt grüßen!) oder Fauda (leider keine Staffel mehr und ein Cliffhänger zum Schluss).

Zur Serie Gomorra ist das Übliche schon gesagt und geschrieben worden, zum Beispiel kulturpessimistisch von der Süddeutschen oder von der Welt. Aber was genau will uns der Künstler eigentlich sagen?

Bei den Gangstern (Camorra, Neapel) haben wir drei Sorten: Die Protagonisten Salvatore Esposito als Gennaro „Genny“ Savastano und Marco D’Amore als Ciro Di Marzio (nein, ich schaue die natürlich OMU!); bei den Frauen hält Ivana Lotito als Azzurra Avitabile die meisten Staffeln durch. Alle anderen – etwa die Frau di Marzios und die bezaubernde Cristiana Dell’Anna (leider kein Single) als „Patrizia Santore“ – überleben nicht lange.

Die zweite Garnitur besteht aus Personen, die irgendwie Handlanger der Helden sind, fast immer Männer, die nur eine Staffel überleben. Man denkt immer an Foucault. Und die dritte Garnitur – alles pöhse Drogendealer – wird massenweise niedergemäht; irgendwann hört man auch auf, die Toten zu zählen und nimmt die Kerle als bloße Deko. Sie haben alle ähnliche Frisuren und ähnliches dümmliches Macho-Gehabe, sehen aber besser aus als das einheimische arabische Pack. Italiener halt.

Das zentrale Thema ist „Loyalität“, hier zum jeweiligen Warlord. Das wird im Kapitalismus natürlich schwierig: Wenn es keine ökonomischen Zwänge gibt, dann macht jeder, was er will, wechselt die Fronten jederzeit und folgt dem Meistbietenden. Niemand traut niemandem. (Im Feudalismus ist das genauso kompliziert, aber anders.) Was wäre ein Gegenentwurf? [Science-Fiction-Modus ein] Eine Gesellschaft, wie groß auch immer und mit flachen Hierarchien, die solidarisch ist, weil alle eingesehen haben, dass man kooperieren sollte – also das Erfolgskonzept der Evolution (die nicht sozialdarwinistisch ist).

Man guckt natürlich Gangsterfilme, weil die dort alle Regeln – meist ungestraft – übertreten dürfen, die der Normalsterbliche einhalten muss. (Ich weiß nicht, ob Gangster Gangsterfilme gucken? Warum sollte ich mir selbst zuschauen?) Ein Gangsterfilm ist einen reaktionäre Allegorie auf den Kapitalismus, weil dort je ein Kapitalist viele totschlägt, aber nicht im wörtlichen Sinn; nur dass hier die „kleinen Männer Leute“, die hoffen, irgendwann groß rauszukommen, sich gegenseitig massakrieren. Der Abschaum schließt sich nicht zusammen, um denen da oben auf die Pelle zu rücken, sondern kämpft gegen Seinesgleichen. Jedes Fußballspiel ist progressiver.

Faszinierend finde ich eher Figuren wie Ivana Lotito, die es als Ehefrau des Gangsterbosses sogar wagt, sich dem entgegenzustellen, obwohl jeder Mann erschossen werden würde, der widerspräche. Das ist gar nicht das italienische Klischee der dominierenden „Mamma“. Die (für meinen Geschmack) umwerfend gut aussehende Lotito spielt sehr zurückhaltend, mit sparsamer Mimik, aber starker Präsenz, die vermittelt, dass sie sich eher umbringen lassen würde als nachzugeben.

Letztlich schimmert aber eine tiefere und zweite Ebene durch, die aber weniger dem Film geschuldet ist als der literarischen Vorlage: Es geht hier nicht um den albernen Textbaustein „toxische Männlichkeit“, sondern darum, zu zeigen, dass die Frauen, wie auch in Bollywood, die „Moral“ aka Regeln verkörpern und die Männer, wenn die schwächeln, wieder aufhetzen. In der letzten Staffel geschieht das gleich doppelt: Azzurra, die die Rolle der Ehefrau im Bett nicht mehr spielt und die aus dem Milieu flüchten will, lässt Gennaro schwören, den umzubringen – in ihrem Beisein -, der sich an ihrem Sohn vergriffen hat. Und die Witwe eines anderen Gangsterbosses, die Geld und Leute für „den Unsterblichen“ bereitstellt, will Rache so bald wie möglich, auch wenn das „militärisch“ gar nicht sinnvoll wäre.

Das Grundmotiv existiert auch schon ein paar tausend Jahre – ich denke da an meine mündliche Prüfung in Altgermanistik. Wer bringt wen warum um – und muss das sein?

shanty town

ShantyTown

Eine uneingeschränkte Empfehlung, nicht weil der Gangsterfilm, der in der Unterwelt von Lagos, Nigeria, spielt, so ausnehmend gut wäre, sondern weil die Schauspieler ganz anders sind, als man es kennt, weil das Ambiente total exotisch und für uns unbekannt ist, und weil zwischendurch immer wieder Dinge und Taten auftauchen, die man eher in die Kategorie Mystery eintüten würde – aber man ahnt, dass das afrikanische Publikum das ganz anders sieht, weil es genau weiß, worum es geht und worauf das anspielt.

Was ich noch nie so gesehen habe, sind diese starken Frauenfiguren – obwohl deren Rolle im Film fast immer die des Opfers ist. „Prostituierte möchten dem Klammergriff eines berüchtigten Zuhälters entkommen. Doch politische Korruption und Blutsbande machen die Freiheit zu einem“ bla bla. Nein, das wäre nicht neu. Dazu brauchte man nicht Afrika bzw. Nigeria. Aber Afrikanerinnen aus Lagos sind eben anders als Afrodeutsch%_*Innen im „Tatort“.

Die Namen sollte man sich merken und Filme anschauen, in denen sie mitspielen: Nse Ikpe-Etim und vor allem Ini Edo, die in Shanty Town hässlich und kurzhaarig aussieht, aber absolut großartig aufspielt. Ich musste mich erst an sie gewöhnen, aber irgendwann ging der Daumen hoch. (Es gibt da einen unschönen finanziellen Streit hinter den Kulissen.)

To effectively portray my role, I visited some brothels to ask questions, interact with the commercial sex workers and get a feel of what goes down there. When you see the way that they’re being brutalised, the way that they’re being treated, you will begin to wonder like, so why are you here if you receive such treatments from this man? And you best understand that most of them don’t have a choice, most can’t leave because their lives have been threatened or their families have been threatened.

Und die Sprache! (Wehe, den schaut jemand synchronisiert! Es geht ganz gut mit englischen Untertiteln.) Das ist eine Art Englisch oder Pidgin oder Slang, das man aber kaum versteht, und manchmal Yoruba und vielleicht noch etwas anderes – die haben in Nigeria reichliche Auswahl, was Sprachen angeht. Der Klang ist im Sinne des Wortes unerhört, es sei denn, man geht jeden Tag im Görli spazieren. [By the way: Es gibt gute Bücher aus Nigeria und gutes nigerianisches Essen in Deutschland.]

Die Serie hat auch schwache Stellen: Die Schlägereien, vor allem im Finale, werden viel zu lange gedehnt und ausgewalzt, als wollte der Regisseur Hollywood zeigen, dass Afrika es auch kann. Die wenigen „Mystery“-Szenen werden nicht erklärt, etwa dass jemand kugelfest zu sein scheint oder dass „Verhexung“ manchmal wirkt – aber vermutlich darf man das nicht europäisch sehen, und es spielt auch keine Rolle.

Dennoch: Ich kenne keinen anderen afrikanischen Gangsterfilm, der es in den Netflix-Mainstream geschafft hat.

marcella

Marcella

Die britische Krimi-Serie Marcella wollte ich gar nicht empfehlen, aber merkwürdigerweise schaue ich sie immer noch, vielleicht, weil alle anderen Vorschläge, die mir die Streaming-Algorithmen in die Timeline spülen, unannehmbar sind. Britische Krimis haben einen Ruf zu verlieren und zeigen weniger Verfolgungsjagden mit Autos sind meistens besser und tiefgründiger als die aus den USA. Ich bin auch befangen, weil ich die Hauptdarstellerin Anna Friel als „Marcella Backland“ im Film (nur dort) unattraktiv finde, sogar nicht ausstehen kann.

Von einem Krimi erwarte ich, dass es um Mord geht und wie der aufgeklärt wird, und dass das schwierig ist. So einfach. Ich erwarte kein Psychodrama um das Sorgerecht für das Kind der Hauptdarstellerin oder dass diese offenbar eine Vollmeise hat schwer psychisch daneben ist und vollgestopft mit Traumata, die sich offenbar mit Hypnose behandeln lassen. Ich will auch nicht psychotherapeutischen Gesprächen zuhören, damit die Hauptdarstellerin wieder Mordfälle lösen kann. Es wirkt total unglaubwürdig, wenn eine Frau heult und herumstammelt und ausrastet und danach wieder ganz normal im Polizeidienst ist.

Dazu kommt die gewohnte Computer-Zauberei: Jemand „hackt“ sich den Laptop der Kommissarin und sieht und hört alles mit. Wir sind hier nicht bei der taz, sondern bei der Kripo. Fehlt nur noch eine „Online-Durchsuchung.“

Die Serie ist total überfrachtet mit Psycho-Krempel und „Beziehungs“-Dramen, als befürchtete der Drehbuch-Autor, Mord allein – ganz old school – würde die Rezipienten langweilen. Es nervt. Man muss sich schon entscheiden zwischen Kriminalfilm und Psychodrama – nicht umsonst sind das auch bei den Streaming-Diensten zwei unterschiedliche Kategorien.

Das hat mich schon bei Homeland („Psychothriller“) aufgeregt, obwohl ich dessen „Islamfeindlichkeit“ mag: Ist es wirklich realistisch, dass die Agentin eine Geheimdienstes eine bipolare Störung hat? So etwas würde ich doch nicht einstellen. (Die Israelis kriegen so etwas aber hin.)

Zur Zeit gucke ich zum Einschlafen American Primeval, so solide und gut wie der Highland Park, den ich dazu trinke. Das ehemalige Nachrichtenmagazin ist gar nicht begeistert: Es „schreibt, dass American Primeval den Wilden Westen aussehen lässt „wie die Hölle auf Erden“, der „jede Menschlichkeit abhandengekommen ist“. Also ein realistischer Western, den man eigentlich aus Jugendschutzgründen in Deutschland gar nicht zeigen dürfte. Ich finde ihn großartig. Und ich habe Neues erfahren, zum Beispiel etwas über das Mountain-Meadows-Massaker. Pöhse Mormomen? Da denkt man doch gleich an Harry Melton.

Wanderer, kommst du nach

oasis of Lame Kaiila
Schreibe ein Gedicht in Hexametern, das einen einsamen Wanderer durch die Wüste beschreibt, der endlich in der Ferne, von Sandstürmen umtost, eine kleine Oase erblickt, mit alten, aber sehr schönen Gebäuden, und mache das Gedicht im Stil von Friedrich Schiller: „Wanderer, kommst du nach Sparta“.

Einsam wandert der Mann, von der glühenden Sonne gepeinigt,
Dürr ist der Boden, und heiß erhebt sich der Staub um die Füße.
Sandstürme toben, verwehen den Weg und verhüllen den Himmel,
Keinen Schatten gewährt ihm der dürre Tamariskenbusch mehr.

Durst brennt wild in der Kehle, die Lippen sind spröde wie Scherben,
Doch in der Ferne erglimmt ein Schimmer im goldenen Staube,
Wagt er den Blick, und siehe, es hebt sich im flirrenden Dunstmeer
Grünendes Leben empor, ein Wunder im endlosen Öde.

Datteln wiegen sich sanft in der Krone der uralten Palmen,
Klares Wasser entspringt aus steinernen, moosigen Becken.
Mauern, gezeichnet von Zeit, doch reich in erhabener Schönheit,
Künden vom Ruhm jener Tage, da Kunst hier die Wüste belebte.

Sachte betritt er den Ort, doch Ehrfurcht hemmt seine Schritte,
Staunend lauscht er dem Flüstern des Windes in Säulenarkaden.
„Ruhe,“ so scheint es zu rufen, „erschöpfte Seele, verweile!
Fremdling, das Leben erblüht, wo der Mühsal Gnade erstrahlet.

Wie man unschwer erkennen kann, hat meine Bibliothek ihren Platz gefunden.

Unter unpolemischen Shitbürgern

shitbrüger

„Die Rede ist von einem Fremdeln mit der Unerbittlichkeit des Textes in der Kritik jener Milieus, die das Verlagswesen, den Buchhandel, das politische Feuilleton prägen“, schreibt die bürgerliche Presse. Ich glaube, ich könnte heute in einem deutschen Verlag gar kein politisches Buch mehr veröffentlichen…

Der Verlag kritisierte an Poschardts Buch auch „Philosemitismus“. Das sollten sie mir mal sagen…

Veleda und Hertha

 Veleda
Made by AI/Burks

Aus der Bibliothek meiner Mutter habe ich Westfälische Sagen von Heinz Rölleke gerettet. Hier zwei Volkssagen, die ursprünglich aus dem Buch Ruhrtal-Sagen von der rheinisch-westfälischen Grenze von P. Bahlmann, Münster 1913, stammen.

In dem im Süden von der Ruhr umspülten wildromantischen Rauendahl (Gemeinde Baak, wo angeblich auch der deutsche Götze Trodo [Krodo] verehrt wurde), stand – wenn wir einer alten Sage trauen dürfen, ums Jahr 69 v. Chr. in oder an der Ruhr der Turm der Veleda, der angesehensten germanischen Seherin aus dem Stamm der Brukterer.

Hier lauschte die ehrfurchtgebietende Gestalt, die sich selbst dem Volk kaum zeigte und ihre meist in Verse gekleideten, stets zutreffenden Orakelsprüche den Ratsuchenden durch einen ihrer Verwandten mitteilen ließ, den Stimmen ihrer Götter, bis sie die Nachstellungen der Römer, die sie ob ihren großen Einflusses auf alle kriegerischen Unternehmungen verfolgten, zwangen, das behagliche Heim aufzugeben und sich weiter ruhraufwärts einen entlegeneren Zufluchtsort zu suchen. In einer besonders dunklen Nacht, in der prasselnder Regen und das Geheul des Sturmes jeden Laut übertönte, trat sie mutig die Wanderung an und erreichte glücklich, wenn auch todmüde, das Hollenloch bei Velmede (Kr. Meschede) in dem sie nunmehr sich niederließ.

Statt ihres Turmes im Rauendahl aber sollen lange nachher die Herren von Hardenberg die mächtige, 1287 von den märkischen Grafen zerstörte Schloss errichtet haben, dessen Grundmauern sich bis in die Ruhr erstreckten und noch heute bei niedrigem Wasserstand sichtbar werden, ein Schlupfwinkel für mancherlei Gespenster, die des Nachts den Wanderer erschrecken.

Was für ein Filmstoff! Es geht aber noch weiter. „Iunius Lupercus, der Legat der XV. Legion, wurde im Bataveraufstand 69/70 nach der Eroberung des Lagers Vetera bei Xanten gefangen genommen. Er wurde von den Eroberern unter Iulius Civilis zur Seherin gesandt, doch wurde er aus unbekannten Gründen unterwegs getötet. Die Brukterer und die Bewohner von Köln, die sich durch die Römer bedroht sahen, verhandelten miteinander, wobei Veleda und Iulius Civilis angerufen wurden.“

Lesen wir dazu Tacitus (übersetzt von ChatGPT).
Die Agrippinenser [„Kölner“] nahmen sich eine Bedenkzeit, da sie weder die Bedingungen angesichts der Angst vor der Zukunft eingehen noch sie offen ablehnen konnten, ohne die gegenwärtige Lage zu gefährden, und antworteten daraufhin wie folgt:

„Die erste Gelegenheit zur Freiheit haben wir gieriger als vorsichtig genutzt, um uns mit euch und den übrigen Germanen, unseren Blutsverwandten, zu verbinden. Die Mauern unserer Stadt zu verstärken ist für uns sicherer, als sie abzureißen, besonders da sich gerade die Heere der Römer sammeln. Diejenigen Fremden aus Italien oder den Provinzen, die sich in unserem Gebiet aufhielten, sind entweder im Krieg umgekommen oder in ihre Heimat zurückgekehrt.

Die einst hier angesiedelten und durch Ehe mit uns verbundenen sowie deren Nachkommen – dies ist ihre Heimat. Wir glauben nicht, dass ihr von uns verlangt, unsere Eltern, Brüder oder Kinder zu töten. Wir haben die Steuern und Abgaben auf den Handel aufgehoben: Lasst die Übergänge unbewacht, aber nur tagsüber und unbewaffnet, bis die neuen und kürzlich eingeführten Regelungen durch Gewöhnung zur Tradition werden.

Als Schiedsrichter wollen wir Civilis und Veleda anerkennen, bei denen die Vereinbarungen besiegelt werden sollen.“

Mit dieser Antwort wurden die Tencterer besänftigt, und Gesandte wurden mit Geschenken zu Civilis und Veleda geschickt, um alles nach dem Willen der Agrippinenser zu regeln. Es war jedoch nicht erlaubt, Veleda persönlich aufzusuchen oder mit ihr zu sprechen: Ihr Anblick war untersagt, damit dadurch mehr Ehrfurcht entstehen würde. Sie hielt sich in einem Turm auf, und ein ausgewählter Vertrauter aus ihrer Umgebung überbrachte die Ratschläge und Antworten wie ein Mittler der Gottheit.

Übrigens: Civilis [der Anführer des Bataveraufstands] legte, gemäß einem barbarischen Gelübde, seinen zum Beginn des Krieges gegen die Römer lang gewachsenen und rot gefärbten Haarschopf erst nach der vollzogenen Niedermetzelung der römischen Legionen ab. Es wurde berichtet, dass er seinen kleinen Sohn einige der Gefangenen mit Pfeilen und kleinen Speeren, wie sie Kinder verwenden, habe durchbohren lassen.

Warum kriegen wir solche Geschichten nicht bei Netflix zu sehen, sondern stattdessen haufenweise Fantasy-Kitsch, der die Nachgeborenen verblödet?

Was ich besonders spannend finde: Die Quelle und Anlass, ein wenig zu recherchieren, war eine „Volkssage“ – also die sogenannte Oral History. Über zwei Jahrtausende haben die Leute die Geschichte, die, wie man sieht, durchaus einen realen Kern hat, weitererzählt! Zum Glück wurden diese Volkssagen im 19. Jahrhundert aufgeschrieben, sonst wäre alles verloren. Heute erzählt niemand mehr (jaja, ich schon) und Einwanderer aus Westasien interessiert das vermutlich auch nicht.

Hertha
Made by AI/Burks, Vorlage + the german godess Hertha: when the time of harvest came, the goddess rode through the land on a cart drawn by cows, and everywhere she went she was greeted with cheers

Südlich von Borgloh liegt der Hollenberg. Er war in alter Zeit eine heidnische Opferstätte. An seiner westlichen Seite befand sich der Altar, auf den der Göttin Hertha geopfert wurde. Die Überreste des Opfers, die Knochen, warf man den steilen Abhang hinunter, und diese Stelle fuhrt daher noch heute den Namen Knuakenburg.

Auch ChatGPT halluziniert fabuliert etwas darüber: Der Name „Hollenberg“ deutet auf eine Verbindung mit den sogenannten „Hollen“ oder „Hulden“ hin, Figuren aus der germanischen Mythologie. Diese wurden oft mit Naturgeistern oder weiblichen Gottheiten in Verbindung gebracht. In der Region gibt es Erzählungen, dass der Hollenberg einst als Treffpunkt für Hexen oder als Ort mystischer Rituale gedient haben soll. Der Hollenberg gilt als ein Ort voller Sagen, die von verborgenen Schätzen, unterirdischen Gängen und Spukerscheinungen berichten.

Ich hoffe, ich habe jetzt den Tourismus in Rauendahl und Borgloh angekurbelt. Falls ihr aber auf dem Hollenberg komische große Steine seht: nicht anfassen!

Für Haus, Bureau und Schule

presseausweis

Tja. Die Unterlage ist das Neue geographische Handbuch für Haus, Bureau und Schule. Hrsg. von R. Fritzsche. Daniel, H. A., Verlag: Buchhandlung des Waisenhauses, Halle, 1929 (gehörte meiner verstorbenen Mutter).

Schwarze Tauben

black doves

Zugegeben, ich habe Black Doves nur wegen Keira Knightley angeklickt (by the way: „She was diagnosed with dyslexia at age six“). Wenn ich mich recht erinnere, kenne ich sie seit „Pirates of the Caribbean“. Sieht man ihr Gesicht einmal, vergisst man es nie wieder, nicht weil sie überirdisch schön wäre, sondern weil es einzigartig ist.

Bei Wikipedia steht ein ganzer Roman über sie: „Knightley is reputed for her signature ’strong female lead‘ roles, and she has been compared to actresses Katharine Hepburn, Greta Garbo, Audrey Hepburn, and Nicole Kidman.“ Merke: „Knightley does not shoot nude scenes for her films, unless directed by a female filmmaker.“

Resumé: Ohne Knigthley wäre „Black Doves“ einfach nur woker Bullshit. Natürlich können Schauspieler nichts für die Rollen, und wenn die Blödes von ihnen verlangen, müssen sie das Beste daraus machen. Was haben wir also hier? Ein freiberufliches lesbischen Killer-Pärchen – so realistisch wie ein Mann mit zwei Penissen. Ich weiß nicht, welches Klischee bedient werden soll, aber so etwas kommt eben nur im Film vor, ist also Quatsch. Ein schwuler Killer, der, während er seinen Beruf ausübt, seine Beziehungsdramen per Smartphone diskutiert. Brauche ich überhaupt nicht.

Wenn schon Killer, dann so wie in Der eiskalte Engel. Killer sollten überhaupt keine Gefühle und Beziehungen haben und sowieso lonely rider sein. Das alles ist nur ein Tribut an Wokistan und wird mit dem pädagogischen Holzhammer vorgetragen. Ich frage mich, warum die Kneightly, die doch sehr klug ist, in so einem Film mitspielt. Das kann nur die Karriere ruinieren (was bei der Knightley natürlich gar nicht mehr möglich ist). Go woke, go broke.

„Black Doves“ ist trotz der Knightley für mich eher ein B-Movie. Der Plot ist so unwahrscheinlich und weit hergeholt, dass ein Anime dafür besser passte.

Abgelenkt

tahari

Ich war in den letzten Tagen durch mancherlei Dinge abgelenkt, obzwar ohne Lohnschindereipflicht. Man könnte über viele Dinge räsonnieren – aber ist das wirklich wert? Schauen wir doch mal im 12. Buch des Diodor nach, was mitteilungswürdig ist:

Als in Athen Aminias Archon war, wählten die Römer zu Consuln den Lucius Julius und Lucius Papirius. In diesem Jahr fielen die Einwohner von Scione, den Athenern wegen der Niederlage bei Delium Trotz bietend, zu den Lacedämoniern ab und übergaben die Stadt dem Brasidas, dem Heerführer der Lacedämonier in Thracien. Die Flüchtlinge von Lesbos, die bei der Eroberung von Mitylene durch die Athener in großer Zahl der Gefangenschaft entgangen waren, und die schon lange versuchten, Lesbos wieder einzunehmen, vereinigten sich jetzt und besetzten Antandrus; von dort machten sie Ausfälle und gritfen die Athener an, welche Mitylene inne hatten. Darüber aufgebract sandte das Volk der Athener die Feldherrn Aristides und Symmachus mit einem Heer gegen sie aus. Diese machten, als sie in Lesbos ankamen, beständige Angriffe auf Antandrus und eroberten die Stadt. Die Flüchtlige wurden von ihnen theils getödtet, theils verjagt.

Oder ist das hier wichtiger?

Dutzende Journalisten und Autoren sowie eine Reihe von gesellschaftlichen Institutionen in Deutschland haben gemeinsam ihren Abschied vom Kurznachrichtendienst X angekündigt. Darunter sind die Fernsehmoderatoren Dunja Hayali und Jo Schück ebenso wie Bestsellerautorin Anne Rabe sowie etwa mehrere NS-Gedenkstätten wie das NS-Dokumentationszentrum in München und die Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz in Berlin. Insgesamt trägt die Liste mehr als 60 Unterschriften.

Denkt man daran noch nach mehr als zwei Jahrtausenden? Oder an die F.D.P.?

Nein, ich habe am Wochenende eine großes virtuelles Hauen und Stechen organisiert, das zwei Stunden dauerte. Wie man sieht, durchkämmen Avatare Wüstenkrieger eine heiße, abgeschiedene Gegend in der Nähe der Kasbah, um die Überreste einer überfallenen Karawane zu finden. Das taten wir nach einiger Zeit, aber die bad guys waren auch noch da. Deshalb gab es ein Pfeil- und Armbrustschießen und Schwerthieben vom Feinsten. Wir verließen jedoch siegreich die Walstatt. Und gestern mussten wir noch zahlreiche Dinge besprechen…

Das alles war interessanter und unterhaltsamer als sich mit „Prominenten“ wie Frau Chebli oder – wie hieß noch der von der F.D.P.? – zu beschäftigen. Darauf einen Lumumba!

tahari

Antisemitismus und postkoloniale Theorie

ingo elbe

Lektüre bei der Bahnfahrt Ingolstadt-Berlin: Von Ingo Elbe „Antisemitismus und postkoloniale Theorie: Der »progressive« Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung“. Schwer zu lesen, weil Wissenschaft und gefühlt eine Million Anmerkungen, aber sehr interessant. Bin erst halb durch.

Unter punkigen Hijabistinnen

Punk mit Hijab

Old and busted: Nazis sind Pop.

New hotness: Hijab is Punk.

Die Autorin dieses Unsinns ist dafür wohlbekannt.

Elara und die Gebrüder Löwenherz

Auf Wunsch des Publikums: „Schreib doch mal was Schönes! Ein Märchen oder so. Sowas, wie die Gebrüder Löwenherz in Fantasy oder so.“

ChatGPT, schreibe ein Fantasy-Märchen über die „Gebrüder Löwenherz“ und lasse hübsche und knapp bekleidete Prinzessinnen darin vorkommen!

Elara und die Gebrüder Löwenherz

In einem fernen, magischen Königreich, jenseits der höchsten Berge und tiefsten Täler, lebten einst die Gebrüder Löwenherz. Diese beiden Brüder, Eldric und Thalion, waren unerschrockene Krieger und edle Prinzen, bekannt für ihre Tapferkeit und ihr starkes Band zueinander. Sie lebten in einem Reich, das von Licht und Dunkelheit gleichermaßen geprägt war und in dem jeder Stein, jeder Baum und jeder Fluss von Magie durchzogen war.

Eines Tages erreichte sie eine geheimnisvolle Nachricht. Eine wunderschöne Prinzessin namens Elara, Herrscherin über das Reich der glühenden Wüste, war in Not geraten. Ihr Land wurde von einem schrecklichen Fluch heimgesucht: ein schwarzer Schatten hatte sich über die Dünen gelegt, die einst golden glänzten. Der Fluch verdorrte die Ernten, ließ die Brunnen versiegen und brachte unendliche Kälte in die Herzen ihrer Untertanen.

Elara, eine mutige und bildschöne Prinzessin, die für ihre Fähigkeit, die Winde zu bändigen, bekannt war, sandte Boten aus, um die tapfersten Krieger im Land um Hilfe zu bitten. Die Brüder Löwenherz fühlten sich sofort verpflichtet, ihrer Notlage zu folgen und machten sich auf den Weg durch das endlose Wüstensandmeer. Als sie die Tore von Elaras Palast erreichten, wurden sie von einem Anblick empfangen, der ihnen den Atem nahm. Dort, in ihren feinsten Gewändern und dennoch nur in das Nötigste gehüllt, standen die Prinzessinnen der Wüste. Diese tapferen Frauen waren stolz, mutig und klug, und ihre Schönheit war unbeschreiblich – jede von ihnen war eine Tochter des Lichts und der Hitze der Wüste.

Elara, die Anführerin, erklärte Eldric und Thalion die Ursache des Fluchs. Ein alter Dämon namens Xaratos, der in den tiefsten Höhlen des Schattengebirges lebte, hatte sie einst begehrt und, als Elara seine Avancen ablehnte, aus Rache die Dunkelheit über ihr Land gebracht. Die Brüder Löwenherz, ergriffen von der Notlage und der Entschlossenheit Elaras und ihrer Schwestern, versprachen, Xaratos zu finden und das Reich zu befreien.

Gemeinsam mit den Prinzessinnen, die geschickt mit Dolchen und Schleiern umzugehen wussten, wagten sie sich auf eine gefährliche Reise zu den Höhlen des Dämonen. Die Wüstenprinzessinnen erwiesen sich als mutige Kriegerinnen, deren anmutige Bewegungen die Schatten verwirrten und deren verborgene Magie es ihnen erlaubte, die Winde als scharfe Waffen zu nutzen. Eldric und Thalion, die selbst stark und geschickt waren, fühlten sich von den kühnen Kämpferinnen inspiriert und fanden neuen Mut in ihrer Gesellschaft.

Elara und die Gebrüder Löwenherz

Nach einem langen und beschwerlichen Kampf gegen die Kreaturen der Dunkelheit standen die Brüder und die Prinzessinnen Xaratos schließlich gegenüber. Mit einem brennenden Mut und im Einklang mit den Wüstenwinden, die Elara herbeirief, kämpften sie Seite an Seite. Schließlich wurde Xaratos besiegt, und mit ihm verging auch der Fluch.

Zurück in Elaras Palast wurde das Land mit Feierlichkeiten überschüttet. Elara und ihre Schwestern ehrten die Gebrüder Löwenherz mit goldenen Amuletten und Schleiern aus dem feinsten Stoff, als Symbol ihrer Freundschaft und ihres unerschütterlichen Mutes. Eldric und Thalion kehrten schließlich in ihr Heimatland zurück, doch die Erinnerung an das Wüstenreich und seine furchtlosen Prinzessinnen blieb für immer in ihren Herzen.

Ich hoffe, die Leser sind des Unterschieds zwischen „Märchen“ und „Fantasy“ eingedenk.

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