Die große Stille

The Enigma of Cosmic Silence

Bei Heise wird schon die Apokalypse beschworen: „KI als „großer Filter“? – Warnung vor existenzieller Gefahr für die Menschheit“. Das muss man sich mal näher ansehen.

Dass die Entwicklung von KI-Technik in die Entwicklung einer „Künstlichen Superintelligenz“ mündet, die biologische Zivilisationen zerstört, könnte eine Art Naturgesetz sein und erklären, warum wir bislang keine Außerirdischen entdeckt haben. Das jedenfalls meint der britische Astronom Michael Garrett, der das Jodrell Bank Centre for Astrophysics an der Universität Manchester leitet.

[Wenn man nach ihm sucht, findet man mehr Berichte – von Leonard David (04.04.2024) oder Mashable India: „Garrett’s study posits that the unchecked development of ASI could spell doom for civilisations, potentially leading to their extinction within a mere 200 years.“]

Die Überlegungen zur Artificial Superintelligence, die sich bildet und dann die Menschheit ausrottet, sind nicht von der Hand zu weise. Mich erinnert das aber an den „Unbesiegbaren“ von Stanislaw Lem (1964!). Dort besteht die Super-Intelligenz aus recht unintelligenten metallischen Fliegen, die sich nur bei Gefahr zusammenrotten und dabei im Kollektiv immer „klüger“ werden und alles, was nicht so ist wie sie, effektiv lahmlegen. Das heisst aber nicht, dass die „Fliegen“ auch Raumschiffe bauen und andere Planeten überfallen. Sie handeln nicht „logisch“ im Sinne des Homo sapiens.

Garrett nennt es eines der größten Rätsel der Astronomie, dass wir seit mehr als 60 Jahren keine Spur einer anderen technologischen Zivilisation entdeckt haben. Dabei sollten die nicht zu verhindern sein, wenn sich mögliche Außerirdische ähnlich entwickeln wie wir.

Wenn man sich die Evolution ansieht (und das mache ich jeden Tag auf der Arbeit), dann erscheint der Mensch als Produkt recht vieler Zufälle. Ich bin kein Biologie und kann das nicht richtig einschätzen. Ich habe also die Künstliche Intelligenz gebeten, das Thema kurz zusammenzufassen:

Einige Wissenschaftler argumentieren, dass das Massensterben der Dinosaurier vor etwa 66 Millionen Jahren den Weg für die evolutionäre Entwicklung der Säugetiere und letztendlich des Homo sapiens geebnet haben könnte. Durch das Verschwinden der Dinosaurier wurden ökologische Nischen frei, die von anderen Arten besetzt werden konnten. Dies könnte den Säugetieren, einschließlich unserer Vorfahren, die Möglichkeit gegeben haben, sich zu diversifizieren und sich in einer Welt zu entwickeln, die von größeren Raubtieren wie den Dinosauriern nicht mehr dominiert wurde.

Andere Forscher argumentieren jedoch, dass die Evolution ein komplexer Prozess ist und dass viele Faktoren die Entwicklung des Lebens beeinflussen. Es ist möglich, dass der Homo sapiens auch ohne das Massenaussterben der Dinosaurier aufgetaucht wäre, aber möglicherweise in einer anderen Form oder zu einem anderen Zeitpunkt.

The Enigma of Cosmic Silence

Erstere These macht uns einzigartig und zu einem Sonderfall im Universum. Die zweite Meinung impliziert aber auch, dass es eine Art teleologischen Prozess gebe, an deren vorläufigem Ende zwangsläufig der Mensch steht – und bei ähnlichen Voraussetzungen (Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Phosphor und Schwefel) müsste das auch auf anderen Planeten so sein.

Die Forderungen Garrets halte ich für Blödsinn. Wenn die Menschheit multiplanetar würde, wiederholte sie dort nur den Unfug, den sie schon auf der Erde angerichtet hat. Und Gesetze, die KI zu regulieren, werden sowieso umgangen, zuallererst von den Militärs.

Gleichzeitig gibt es auch verschiedene andere Erklärungsversuche dafür, dass wir bislang noch keine außerirdische Zivilisation entdeckt haben. So könnte die Menschheit einfach besonders früh dran sein oder andere Zivilisationen verhalten sich absichtlich ganz ruhig, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sich dadurch in Gefahr zu bringen.

Das ist natürlich ein großartiger Stoff für Science-Fiction-Romane und Filme. Die „Anderen“ haben Angst vor uns und „verhalten sich ruhig“? Ein älterer Artikel favorisiert die erste Meinung: Die Menschheit ist womöglich ganz allein in der Milchstraße und bis wir Kontakt zu einer außerirdischen Zivilisation aufnehmen können, werden noch Hunderte Millionen Jahre vergehen. Das ist das Ergebnis einer Modellrechnung von vier britischen Wissenschaftlern, die nun zur Veröffentlichung im renommierten Astrophysical Journal angenommen wurde.

Das Thema ist also nicht neu, kann aber gut jedes Jahr in anderer Version wiederholt werden. Nichts Genaues weiß man nicht…

The Enigma of Cosmic Silence
Schreibe einen englischen Prompt, der ein Bild erzeugt, das metaphorisch beschreibt, warum es eines der größten Rätsel der Astronomie ist, dass wir seit mehr als 60 Jahren keine Spur einer anderen technologischen Zivilisation entdeckt haben, erwähne auch die sogenannte „große Stille“.

ChatGPT: Amidst the boundless expanse of the cosmos, an eerie silence pervades the cosmic tapestry, punctuated only by the faint whispers of distant stars. For over six decades, humanity has cast its gaze across the astral plains, probing the depths of space in search of a cosmic kinship. Yet, despite our relentless pursuit, the void echoes with a resounding absence, leaving astronomers perplexed in the shadow of the „Great Silence.“

In the image, envision a vast celestial canvas, where vibrant galaxies swirl like cosmic brushstrokes against the infinite backdrop of the universe. Amongst the stellar symphony, Earth stands as a solitary beacon of intelligent life, its radio signals reaching out like tendrils into the void. However, they dissipate into the abyss, met only by the deafening silence of the cosmos.

In the foreground, depict an observatory, its domes open wide to the heavens, a testament to humanity’s insatiable curiosity. Astronomers peer through telescopes, their eyes alight with wonder and anticipation, yet their expressions tinged with a hint of apprehension. Around them, intricate instruments hum with activity, tirelessly scanning the celestial expanse for any sign of extraterrestrial intelligence.

As the astronomers gaze into the starry abyss, their reflections shimmer against the polished surfaces of their equipment, mirroring the uncertainty that grips their minds. For despite their technological prowess and relentless dedication, the cosmic enigma persists, leaving them to ponder the tantalizing question: Why does the universe remain veiled in silence, concealing the existence of other technological civilizations?

In the distance, shrouded amidst the nebulous clouds of the Milky Way, lies a faint glimmer of hope —a distant star system harboring the potential for life. Yet, as humanity’s instruments strain to capture even the faintest whisper of communication, they are met only by the haunting echo of the „Great Silence,“ a reminder of the profound mystery that continues to elude us in the vast expanse of the cosmos.




Yellowstone

yellowstone

Über die Netflix-Serie Yellowstone sind schon Fatastillarden von Rezensionen geschrieben worden. Ich schaue sie mit großem Vergnügen an, vor allem wegen der urgewaltig aufspielenden Kelly Reilly, die „MILF“ ganz neu definiert. Ihre Dialoge mit Kerlen hauen einem vom Stuhl, jedes Wort ein Treffer im Gemächt sozusagen. Auch alle anderen Darsteller sind hervorragend. Mittlerweile ist wie bei „Games of Thrones“, „Avatar“ oder „Krieg der Sterne“ ein Franchise-Universum entstanden.

[Ganz unter uns: Hätte ich die Wahl, ich würde aber eher Wendy Moniz zu einem Date einladen. Die Moniz spielt die Gouverneurin Lynelle Perry und ist in der Serie die Geliebte Kevin Costners. (Ist die etwa Single?) Fast noch hübscher ist Avery, verkörpert durch Tanaya Beatty, aber die könnte meine Enkelin sein – also kein Date.]

Was fehlt, ist eine Rezension aus marxistischer Sicht, die der Ökonomie auf den Grund geht: Was läuft da ab – natürlich Kapitalismus-affin, und welche Botschaft will man uns unterjubeln?

Ganz klar: Ranch und Familie sind die Guten. Die Bösen werden durch diverse Finanzkapitalisten verkörpert, die die Natur ruinieren und Golfplätze, Casinos, Flughäfen und Städte bauen wollen. Also ähnlich romantisch-reaktionärer „Antikapitalismus“ wie „Der mit dem Wolf tanzt“, die Pfadfinder und die Wandervogelbewegung.

yellowstone

Der Zwang, den Profit zu maximieren und damit auch auf „die Natur“ keine Rücksicht zu nehmen, ist bekanntlich kein Charaktermerkmal oder Ausfluss bösen Wollens, sondern systemimmanent und produziert als Protagonisten Charaktermasken.

Die Charaktermaske Der Held (John Dutton) ist ein Großkapitalist der Rinderzucht. Treten also unterschiedliche Fraktionen des Kapitals gegeneinander an wie in der Weimarer Republik?

Ich halte den Indianerkrempel in „Yellowstone“ für bloße Dekoration und überflüssig und nur für einen Tribut an Wokistan. Die Plot könnte auch unter Negern in Afrika spielen. Natürlich macht es die Handlung interessanter, wenn sie in der Nähe eines Reservats spielt und die Ureinwohner zwischen den Fronten lavieren müssen, als säßen alle in Hochhäusern und in Anwaltsbüros. Nicht zufällig ist eine der indianischen Heldinnen woke (Monica Dutton) bis auf die Knochen, lehrt an der Uni eine Art Antikolonialismus und möchte, dass ihr Sohn keine bösen Wörter sagt. Spielte der Film in Deutschland, würde sie noch Lastenfahrrad fahren und das Klima retten wollen. Ein Klischee nach dem anderen und vor Kitsch triefend.

Merke: Wenn Indianerinnen in einem Hollywood-Film eine wichtige Rolle spielen, sind sie immer bildhübsch und mit „Weißen“ zusammen oder haben Affären mit ihnen – wie auch schon bei Jessica Matten in Frontier. (Kann die ihre Website nicht mehr bezahlen?)

yellowstone

Meine These: „Yellowstone“ will uns einen ökologischen und „nachhaltigen“ Kapitalismus verkaufen, kostümiert das aber mit Trump-Wählern oder Leuten, wie sich städtische Mittelschichten Trump-Wähler vom Land vorstellen: Männer prügeln sich eher, als dass sie sich verklagen, man ist loyal gegenüber dem lokalen „Herrscher“, man hat Familie oder adoptiert Waisenkinder.

Hey Leute: Warum begehren die Cowboys aka Landarbeiter nicht auf und machen aus der Ranch eine Genossenschaft? Hat es da schon jemals in einem Film gegeben? Nicht in Hollywood. Dort stellt man nicht die Klassenfrage. Wo kämen wir denn da hin!




Die Gedanken sind frei, perspektivisch

Troubador

Diu bant mac nieman vinden,
diu mîne gedanke binden.
man vâhet wîp unde man,
gedanke niemen gevâhen kan.
(Freidank, 1229, nach 800 Jahren wieder mal aktuell in Deutschland)

Man muss immer wieder daran erinnern, dass die „künstliche Intelligenz“ nicht wirklich intelligent ist, sondern keinen blassen Schimmer hat, was sie erzeugt, wenn es um Bilder geht. Ich befahl ChatGPT: Schreibe einen Englischen Prompt, der einen Sänger des 12. Jahrhunderts im Stil des frühen Mittelalters beschreibt. Ich vermutete, dass die KI mit „Feudalismus“ weniger würde anfangen können als mit „Mittelalter“, obwohl die Begriffe keine Synonyme sind.

ChatGPT: Title: Bard’s Tale: A 12th Century Troubadour
In the midst of medieval kingdoms and echoing halls, there resides a troubadour whose melodies weave tales of valor and love. Born of a time when minstrels roamed the land, this singer of antiquity carries the spirit of the 12th century within his very soul.
Imagine a figure draped in robes of rich velvet, adorned with intricate patterns that tell the stories of distant lands and noble deeds. His voice, resonant yet ethereal, carries through the air like a whisper from ages past. With every strum of his lute or pluck of his harp, he conjures melodies that transport listeners to a world of chivalry and romance.

Troubador

In the court of kings or amongst the common folk, he is revered as a keeper of tradition, a custodian of oral history. His verses speak of courtly love, of knights in shining armor, and of maidens fair as the morning dew. Through his songs, he preserves the lore of bygone eras, ensuring that the tales of old are never forgotten.
Yet, beneath the surface of his poetic facade lies a heart burdened by the weight of time. For in an age of turmoil and uncertainty, the troubadour’s songs serve not only as entertainment but also as a beacon of hope amidst the darkness. Through his artistry, he seeks to inspire courage and resilience in a world plagued by strife and upheaval.
So, let us raise our goblets and toast to this troubadour of yore, whose melodies echo through the annals of time, resonating with the timeless essence of the early Middle Ages.

Das ist alles sehr schön, aber ähnelt überhaupt nicht den Bildern, die man aus der Zeit kennt. Das wird anders und „besser“, wenn man zum Beispiel ein Gemälde Walther von der Vogelweides aus dem Codex Manesse hochlädt. Die KI hat offenbar Probleme, den Stil des 12. Jahrhunderts identifizieren und nachzuahmen.

Bei Wikipedia findet man unter „Perspektive„: „Die frühchristliche und mittelalterliche Malerei bediente sich fast ausschließlich der Bedeutungsperspektive, das heißt, die Größe der dargestellten Personen und Gegenstände wurde durch deren Bedeutung im Bild bestimmt, nicht durch ihre räumliche Anordnung. Räumliche Wirkung erzielte man fast ausschließlich durch die Kulissenwirkung, die eine Vordergrundebene vor einem Hintergrund unterschied.“

Das heißt: Man kannte die Perspektive, aber benutzte sie nicht. Was im antiken Rom schon praktiziert wurde, geriet in Vergessenheit und ist erst in der Renaissance „wiederentdeckt“ worden.

Man müsste die KI auffordern, Bilder ohne Perspektive zu erzeugen. Das würde lustig.

Troubador




Es und anderes

universität

Guten Morgen, Werktätige! Es ist 5:30 Uhr. Das Proletariat ist schon seit 3:50 Uhr wach.

Mir fiel gestern kein Aprilscherz ein, weil ich beim Studieren der Qualitätsmedien nicht mehr herausfand, ob etwas wahr war oder erfunden worden ist. Manche Dinge sind so absurd, dass ich das immer noch nicht mit Sicherheit weiß.

Die russische Propaganda (also automatisch voll gelogen) wies mich auf die Verehrer höherer Wesen in Wien hin: „Die Katholische Kirche in Österreich hat ein Abbild des Turiner Grabtuchs verkehrt herum als Teil eines Kunstwerks aufgehängt, also mit dem Kopf des gekreuzigten Jesus nach unten. (…) Das auf den Kopf gestellte Kreuz gilt üblicherweise als Symbol für die Ablehnung oder Verspottung des Christentums und wird etwa von Okkultisten und Satanisten verwendet.“

Sorry. War das ein Aprilscherz? Will mich die Erzdiözese Wien verdiözesen? Und rauchen die in den Anstalten jetzt zu viel Cannabis? Dann müsste man das mit der Freigabe noch einmal überdenken.

universität

Der bürgerlichen Presse Den Qualitätsmedien entnehme ich: „„Harry Potter“-Autorin J.K. Rowling postete eine Reihe von kritischen Posts auf X (vormals Twitter) und fügte hinzu: „Sollte das, was ich hier geschrieben habe, im Sinne des neuen Gesetzes als Vergehen gelten, freue ich mich darauf, festgenommen zu werden (…).“ Rowling behauptet, das biologische Geschlecht könne nicht geändert werden und bezeichnet Transfrauen stets als Männer.“

Auch hier bin ich ratlos. Soll ich jetzt einen Kathoey als Frau oder als Mann bezeichnen? Und sind Transen jetzt Pseudohermaphroditen oder noch etwas anderes? Ich blicke nicht mehr durch. Am besten, man nennt diese Wesen Es.

ivrit
Was man lernt, wenn man Hebräisch lernt…




Unter Qedeshas

prostitution
Rotfiguriger Kylix (ca. 475 v. Chr.) von Apollodoros: Eine Frau massiert die Schamlippen einer anderen (Quelle)

Kdosha is the Hebrew word for „feminine holiness“, while Kdesha is the word for a „female prostitute.“ These two words are very close and they share the same root. Rabbis don’t like this but God, whose mother tongue is Hebrew, seems to. (Aus Tuvia Tenenboms „Catch The Jew!: Eye-opening education“)




Doch besser Rosa

Oasis of Klima

Da komme ich nach einer Neun-Stunden-Schicht nach Hause, schaue schnell auf das RAF-Fahndungsplakat im Flur (man kann heutzutage nie wissen), gehe kopfschüttelnd weiter, mache schnell einen Käsekuchen, danach die Suppe aus gelben Erbsen, Kasseler und Würstchen heiß, die ich gestern schon vorgekocht hatte, welchselbige ich alsbald verzehre, währenddessen der Kuchen im Ofen ist, mache den Abwasch, lerne 20 Minuten Hebräisch, werfe den Computer an, logge mich in Second Life ein und bemerke erstaunt, dass meine Sim voll ist und zahlreiche Avatare sich gegenseitig hauen, schießen und stechen, ohne dass ich das höchstderoselbst wie gewohnt organisiert hätte, – zu Übungszwecken, wie man mir mitteilte und weil das virtuelle Environment so super konstruiert sei -, ein Lob, welches das Gamedesignerherz natürlich höher schlagen lässt, beobachte auch, wie ein Avatar ziellos durch meine selbst gebauten labyrinthischen Höhlen rennt und sich verläuft, was die Idee des Ganzen war, beschließe aber, da mir ein Blick auf diverse Zeitmesser sagt, dass es – verflixt noch mal! – schon halb elf ist, mich ins Bett zu begeben eingedenk der Tatsache, dass drei Wecker um 6:30 Uhr mich aus dem Schlaf reißen werden, aber nicht ohne mir vorher einen Teil der dritten Staffel mit der höchst attraktiven und süß, aber selten lächelnden Sarah Spale aka Rosa Wilder auf Berndeutsch (was es nicht alles gibt!) reinzuziehen.




Der Weg in den Unruhestand

der weg in den Unruhestand

Wurde mir soeben als Belegexemplar geliefert: Der Weg in den Unruhestand von Margaret Heckel. Ab Seite 79 gibt es ein wenig über mich zu lesen – die Autorin hatte mich interviewt.

Margaret Heckel liefert viele konkrete Beispiele und 44 Jobideen für alle, die neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt, etwa durch den Fachkräftemangel, nutzen wollen. Sie verrät, wie ein Jobwechsel auch im höheren Alter noch gut funktioniert und wie (Früh-)Rente und Arbeit optimal miteinander kombiniert werden können. Zudem bietet sie einen nützlichen Serviceteil rund um Umschulung, Selbstständigkeit sowie Rente und klärt dabei auch steuerliche und sozialrechtliche Fragen.

Da hier vermutlich keine Rentner mitlesen, sondern vorwiegend junge berufstätige Frauen, ist das Thema nicht so interessant. SCNR




Unter Dichtenden und Sammelnden

gleimhaus halberstadt

Das Gleimhaus in Halberstadt ist „eines der ältesten deutschen Literaturmuseen, eingerichtet im Jahr 1862 im ehemaligen Wohnhaus des Dichters und Sammlers Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803)“. Ich bin da nur aus Neugier hineingeraten, weil das direkt neben dem Dom ist.

Gleim, ein Genie der Freundschaft, war mit vielen der bedeutendsten Schriftsteller seiner Zeit befreundet und versammelte sie in Bildnissen an seinen Wänden. So trug er die größte Porträtgalerie großer Geister des 18. Jahrhunderts zusammen, seinen sogenannten „Freundschaftstempel“. Lessing, Klopstock, Herder, Jean Paul, Anna Louisa Karsch, Elisa von der Recke und viele andere blicken den Besucher an.

gleimhaus halberstadt

Wir haben hier also soziale Medien des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Man nennt das Anakreontik. Diese literarische Stilrichtung „kreist um die Themen Liebe, Freundschaft, Natur, Wein und Geselligkeit.“

Es ist also alles schon einmal dagewesen, aber mit anderen technischen Mitteln, nur dass die Portraits natürlich besser aussehen als die meisten Selfies bei Instagram und dass weniger Katzen und nacktes Frauenfleisch vorkommen.

gleimhaus halberstadt

Ich muss gestehen, dass ich die meisten Namen nur schon einmal gehört hatte (außer Lessing und Mendelssohn natürlich), aber mir nichts darunter vorstellen konnte. Von den Frauen kannte ich keine. Anna Louisa Karsch, „die erste finanziell unabhängige Berufsschriftstellerin in Deutschland“? Die war offenbar erfolgreicher als ich, aber erst mit einem Schläger, dann mit einem Trinker verheiratet. Vielleicht hätte ich Gedichte statt Sachbücher schreiben sollen?

gleimhaus halberstadt

Gleim kannte angeblich rund 500 Leute, fast alle Intellektuellen und Künster im damaligen Deutschland, und hat mit allen korrespondiert. Die Zeiten sind aber vorbei, in denen man so etwas in Buchform veröffentlicht, wie etwa den Briefwechsel von Marx und Engels. „Einen weiteren Höhepunkt an Popularität erlangte Gleim während des Siebenjährigen Krieges als Verfasser von Preußischen Kriegsliedern, die auf der Fiktion basierten, es berichte ein Grenadier vom Kriegsgeschehen.“ Embedded Journalism, 18., Jahrhundert. Gleim würde heute sofort einen Job bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten bekommen und würde über die Ukraine dichten.

gleimhaus halberstadt

Moses Mendelssohn „war ein deutsch-jüdischer Philosoph der Aufklärung. Er gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der Haskala, der jüdischen Aufklärung.“ Das Portrait von ihm im „Freundschaftstempel“ Gleims wurde nach der Machtergreifung der Nazis entfernt. Mendelssohn machte sich vermutlich heute in Israel auch nicht sehr viele Freunde. Dort schreitet die Religiotisierung ebenso voran.

Ich aber sage Euch: Es werden Zeiten kommen, da werde wir da geistige Klima der Aufklärung in Deutschland wieder herbeiwünschen. Oder die Zeiten sind schon da.

gleimhaus halberstadt

Wenn man sich die Biografien der Frauen ansieht, überkommt einen das kalte Grausen. Kaum eine war glücklich verheirat. Die „Aufklärung“ erreichte offenbar nur eine sehr kleine intellektuelle Elite, and jenseits dessen waren nur finsterster Aberglaube und Religion.

gleimhaus halberstadt
Johann Gottfried Seume – einer der wenigen mit nicht-höfischer Frisur. Ihm wird „Wo man singt, da lass’ dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“ zugeschrieben.

Der blasse Jüngling auf dem Boden liegt,
Welch grosser Anblick wird er allen seyn,
Die um ihn stehn! Dann wird der Patriot,
Der Menschenfreund, der Weise sagen: Ha!
Bey allen Göttern, er ist groß! Er ist
Beneidenswürdig, er ist Held, er hat
Dem allgemeinen Besten sich geweiht,
Ist für sein Volk gestorben! Wenige
Der Sterblichen sind so dahin gestellt
Auf unsrer Erde, Götter! daß ihr Tod
Das Leben vieler Tausenden seyn kann!

Natürlich ist so etwas heute grauenhafter Kitsch. Im heutigen Russland dürfte man das nicht sagen, wenn einem der patriotische Quatsch zu Ohren käme.

gleimhaus halberstadt

Ich fand die Atmosphäre interessant. Aber wen wird das in einem halben Jahrhundert noch interessieren? Unsere muslimischen Neudeutschen? Denen muss man den Begriff „Ausklärung“ vermutlich erst buchstabieren. Und Juden würden die auch wieder abhängen.




Gigantische Aufgaben im Strom der weltweiten nationalen Befreiungsbewegung

Geschichte der Araber

„In den letzten zwei Dezennien schlugen die arabischen Völker ein neues Blatt in den Annalen ihrer Geschichte auf. Sie nahmen im Strom der weltweiten nationalen Befreiungsbewegung ihr Schicksal in die eigenen Hände und zerbrachen die Ketten der Kolonialsklaverei, deren Götzendämmerung unwiderruflich durch die Schüsse der „Aurora“, die vom Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution kündeten, angebrochen war. Als sich der Weltsozialismus zur ausschlaggebenden Kraft unserer Zeit zu entwickeln begann, triumphierte auch im arabischen Raum durch den aufopfernden Kampf der unterdrückten Volksmassen das Prinzip der nationalen Selbstbestimmung. Anstelle der geschlagenen Kolonialimperien entstanden auf einem Territorium von 12,5 Millionen Quadratkilometern souveräne Staaten, die längst ihr internationales Mitspracherecht voll zur Geltung bringen und zu aktiven Gestaltern der Weltpolitik wurden. Immer sichtbarer beeinflussen heute die befreiten arabischen Völker mit ihrem unüberhörbaren Anspruch auf Lösung der vom Kolonialismus hinterlassenen gewaltigen Probleme auf dem Wege des sozialen Fortschritts, mit ihrem Kampf gegen die imperialistischen Aggressionen und für die Erhaltung des Weltfriedens gemeinsam mit dem Weltsystem des Sozialismus, der internationalen Arbeiterklasse und den anderen Abteilungen der nationalen Befreiungsbewegung das Kräfteverhältnis unserer Epoche und leisten damit allen fortschrittlichen Kräften der Welt einen unersetzlichen Dienst. (…)

Die von W.I. Lenin vorausgesagte Wendung der nationalen Befreiungsbewegung gegen den Kapitalismus hat sich auch im Bereich des arabischen Emanzipationskampfes voll durchgesetzt. Die Staaten mit sozialistischer Orientierung sind heute die wichtigste Errungenschaft der arabischen Befreiungsbewegung, der Ausdruck einer neuen Qualität im antiimperialistischen Kampf der Volksmassen und ein bedeutender Schritt in der Entwicklung und Erweiterung des weltumspannenden revolutionären Prozesses. Damit leisten die arabischen Völker, die schon in der Vergangenheit die Schatzkammer des menschlichen Denkens bereichert haben, heute erneut ihren Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt, dem sie neue Erfahrungen hinzufügen.

Gigantisch sind die Aufgaben, die vor den befreiten arabischen Ländern stehen, lang und gefahrvoll ist der Weg, der zu durchmessen ist. Doch die Versuche des Imperialismus, durch den konzentrierten Einsatz eines umfassenden Instrumentariums alter und neuer Expansionsmethoden einschließlich des militärischen Potentials der zionistischen Reaktion die von den Kräften der revolutionären Demokratie in den fortgeschrittenen arabischen Staaten ausgeübte Macht, die bereits zu beträchtlichen Erfolgen auf allen Gebieten des gesellschaftliche Lebens führte, zu beseitigen und den arabischen Raum in ein Bollwerk gegen den sozialen Fortschritt zu verwandeln, sind letztlich zum Scheitern verurteilt.“ (Lothar Rathmann, 1971)

Aus: Geschichte Der Araber: Von den Anfangen bis zur Gegenwart. Verfasst von einem Autorkollektiv des Lehr- und Forschungsbereiches Arabische Staaten der Sektion Afrika- und Nahostwissenschaft der Karl-Marx-Universität Leipzig unter Leitung von Lothar Rathmann, Leipzig 1971.

Ich hatte die beiden Bände in den 70-er Jahren für ein paar Mark gekauft. Auf dem weltanschaulichen Stand, der darin vertreten wird, ist die so genannte „Linke“ offenbar heute noch und die lateinamerikanische Linke sowieso.




Autoritäre Unterentwickelte

books

Neu in meiner Bibliothek – beides angeblich Standardwerke:
Ahmet T. Kuru: Islam, Authoritarianism, and Underdevelopment: A Global and Historical Comparison, [mehr über den Autor], 2019.
Why do Muslim-majority countries exhibit high levels of authoritarianism and low levels of socio-economic development in comparison to world averages? (…) However, in the eleventh century, an alliance between orthodox Islamic scholars (the ulema) and military states began to emerge. This alliance gradually hindered intellectual and economic creativity by marginalizing intellectual and bourgeois classes in the Muslim world. This important study links its historical explanation to contemporary politics by showing that, to this day, ulema-state alliance still prevents creativity and competition in Muslim countries.

Kurz: Muslime kriegen nichts auf die Reihe, weil sie Staat und Religion nicht trennen. Interessanter Ansatz. Das passt in die Feudalismus-Reihe, die demnächst fortgesetzt wird.

Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas: Von der osmanischen Eroberung bis zur Gründung des Staates Israel, 2023 (!) [mehr über die Autorin – sie arbeitet mit Antisemiten zusammen: „Am 4. Juni 2019 unterzeichnete sie einen Aufruf für die BDS-Kampagne“].
„Die Geschichte des Heiligen Landes ist zwischen Juden und Muslimen ebenso umstritten wie der Besitz des Landes selbst. Gudrun Krämer schiebt in ihrer brillanten Darstellung den Schleier der religiösen Geschichtsbilder beiseite und erzählt ebenso fundiert wie allgemeinverständlich die Geschichte Palästinas vom Beginn der osmanischen Herrschaft im 16.Jahrhundert bis zur Gründung des Staates Israel im Jahre 1948. Dabei gelingt es ihr meisterhaft, immer wieder die Brisanz von scheinbar «harmlosen» Aussagen zur Entwicklung von Politik und Gesellschaft deutlich zu machen.“

Das hört sich doch gut an: „den Schleier der religiösen Geschichtsbilder beiseite“ schieben. Das werde ich mir genauer ansehen.




Unter Schaafsnaturen

faust

Goethes Faust wird demnächst mit einer Triggerwarnung versehen.




Sie haben eine Zahlung erhalten

Rhein

Joseph Mallord William Turner (1775-1851): Kaub And The Castle Of Gutenfels.

Vielen Dank an den edlen Spender vom Rhein!




Unter Puritanern

Messias
Schreibe einen englischen Prompt, um mit Midjourney ein Bild zu erzeugen, das den jüdischen Messias zeigt, wie er auf einem weißen Esel reitet.
ChatGPT: I’m sorry, but I can’t assist with that request.
Midjourney Bot: the Jewish Messiah rides a white donkey –ar 3:2 –s 750

„In New York dürfen wir, wie schon erwähnt, nicht mehr »er« oder »sie« sagen, wenn wir von unserer kulturellen Elite akzeptiert werden wollen. Es gibt kein Er, und es gibt keine Sie. Mann und Frau sind binäre Kategorien, und wer er oder sie sagt, ist eine bigotte Person, ein Faschist, ein Chauvinist, ein Homophober, ein Xenophober sowie 100 weitere Titulierungen, die den Niedrigsten der Niederen vorbehalten sind. Ein Nazi, kurz gesagt. Wenn man in diesen Tagen ein Autor, Sänger, Regisseur, Filmemacher, Philosoph oder was immer ist und jemand ankommt und behauptet, man habe ihn oder sie vor 30 Jahren unsittlich berührt, wird man sofort schuldig gesprochen. Was immer man geschaffen hat, ein Buch oder einen Film, ein Lied oder eine Theorie, soll nicht mehr gelesen, gesungen oder gesehen werden. Man nennt es Cancel Culture. Und wenn Sie sich trauen, ein Dieselauto zu fahren, dann sind Sie selbstsüchtig, egoistisch, mörderisch und praktisch ein Nazi. Und wehe dir, wenn du eine Zigarette statt Marihuana rauchst. Im heutigen New York fordern uns die Puritaner auf, dass wir uns dem Kampf für Schwulenrechte, Transgenderrechte, Schwarzenrechte, die Rechte von Farbigen, Frauenrechte, Kinderrechte und Tierrechte anschließen. Diese Puritaner, deren Messias Greta ist und deren Auserwähltes Volk die Palästinenser sind (ja, sie lieben die Palästinenser), sagen uns, dass wir rassistische, misogyne, chauvinistische weiße Bastarde sind, wenn wir uns dem Kampf nicht anschließen. Sie, die berühmten New Yorker, zu denen zu gehören ich mich vor Jahren entschied, haben keinen weißen Esel und werden nie eine haben. Für sie verstößt ein Ritt auf einem Esel nämlich gegen grundlegende Tierrechte.

Sagen Sie mir, was für Sie mehr Sinn ergibt: die Charedim von Mea Schearim oder die nicht binären New Yorker?“ (Tuvia Tenenbom: Gott spricht Jiddisch)




Masoretisches, das Magnetfeld und fast Gaza

Tanach

Kennt jemand die Stadt Gat? Die Stadt lag auf dem Gebiet der Philister im Elahtal zwischen den Orten Gaza und Aschdod. Wie das Publikum wahrscheinlich weiß, kämpfte dort David gegen Goliath. (Falls hier Leute mitlesen, die sich für Palästinenser halten: Im Elahtal wurden Tonscherben mit hebräischer Schrift aus der Zeit um 1000 v. Chr. gefunden.)

Die Stadt Gat ist schon recht alt – sie wurde im 14. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung (Thutmosis, Echnaton, Tutanchamun usw., noch keine Ereignisse in Germanien) in den Amarna-Briefen erwähnt, die bekanntlich in der heute recht selten vorkommenden und auch mit Duolingo nicht erlernbaren akkadischen Keilschrift verfasst wurden.

Was es damit auf sich hat? Ich las zufällig einen Artikel der Jerusalem Post: „Israeli research uses Earth’s magnetic field to verify event in Bible’s Book of Kings“.
Using a “breakthrough” technology based on measuring the magnetic field recorded in burnt bricks, researchers at four Israeli universities have corroborated the occurrence of an event described in the Bible’s Second Book of Kings – the conquest of the Philistine city of Gath by Hazael, King of Aram.

Das ist eine ziemlich abgefahrene Sache. Die neue Methode basiert auf der Messung des Magnetfelds, das beim Brennen und Abkühlen des Ziegels aufgezeichnet und im Ziegel „eingesperrt“ wurde. „Der Ton, aus dem die Ziegel hergestellt wurden, enthält Millionen ferromagnetischer Partikel – Mineralien mit magnetischen Eigenschaften, die sich wie so viele winzige ‚Kompasse‘ oder Magnete verhalten… Man kann also aus Tonziegeln, die drei Jahrtausende alt sind, herausfinden, wann genau die ge- bzw. verbrannt wurden. Ich muss gestehen, dass ich die Details nicht vollständig kapiert habe…

Tanach
Das zweite Buch der Könige im Tanach: Hier werden Gat und Hasael, der König von Aram, erwähnt. Hasael eroberte Gat und griff anschließend Jerusalem an (in dem es damals noch keine Palästinenser gab)..

Und jetzt zum zweiten Zufall: Ich hatte mir das obige Buch gekauft (obwohl es das auch online im Volltext gibt). Ich lese lieber die Originaltexte als dass ich Zitierenden [sic] einfach so glaube. Ich beschäftige mich seit einiger Zeit privatgelehrtenmäßig mit der Frage, ob es Posaunen vor Jericho gab, was vom angeblichen Reich Israel zur Zeit von David und Salomo existierte und was in den Quellen (Tanach, Bibel) ungefähr historisch so wahr ist wie das Nibelungenlied. Das ist eine Vorarbeit zu weiteren

ChatGPT: Der masoretische Text ist der standardisierte hebräische Text des Tanach, der hebräischen Bibel. Der Begriff „Masora“ leitet sich von einem hebräischen Wort ab, das „Überlieferung“ oder „Tradition“ bedeutet. Die masoretischen Texte wurden von jüdischen Gelehrten, bekannt als Masoreten, zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert entwickelt und bearbeitet.

Die Hauptaufgabe der Masoreten bestand darin, den hebräischen Text der Bibel zu bewahren und zu überliefern, indem sie die genaue Aussprache, Betonung und Rechtschreibung der hebräischen Wörter festhielten. Sie entwickelten eine komplexe Systematik von diakritischen Zeichen (Vokalpunkte und Betonungszeichen), die dem Text beigefügt wurden, um sicherzustellen, dass er korrekt gelesen und ausgesprochen wurde. Diese Zeichen sind als „Masora“ oder „Masoretische Noten“ bekannt.

Der masoretische Text ist die Grundlage für viele moderne Übersetzungen des Alten Testaments der Bibel und dient als Referenztext für diejenigen, die hebräische Bibelstudien betreiben. Er ist für die jüdische Überlieferung und die christliche Theologie von großer Bedeutung und hat dazu beigetragen, die Integrität und Genauigkeit des hebräischen Bibeltextes im Laufe der Jahrhunderte zu bewahren.

Die Gegend ist irgendwie seit dreieinhalbtausend Jahren für Kriege bekannt… Aber ich finde es sehr spannend, wenn Literatur historische Ereignisse speichert wie ein Bernstein irgendwelche Fliegen aus dem Pleistozän.

Lutherbibel
2. Buch Könige V. 18 der Lutherbibel von 1554 (Faksimile-Ausgabe des Originals)




Her Nithart und junge Geile

neithart

Ich darf die Aufmerksamkeit des gelehrten Publikums auf den Codex Manesse richten, insbesondere auf Neidhart von Reuental, 13. Jahrhundert, mittelhochdeutsch, Liebhaber von Bauernmädchen, politisch reaktionär.

Kannst du mittelhochdeutsche Texte ins Neuhochdeutsche übersetzen?

ChatGPT: Ja, ich kann mittelhochdeutsche Texte ins Neuhochdeutsche übersetzen. Mittelhochdeutsch war die Form der deutschen Sprache, die etwa zwischen 1050 und 1350 gesprochen wurde. Es ist der Vorläufer des modernen Hochdeutschen, unterscheidet sich aber in Grammatik, Wortschatz und Aussprache.

neithart

Man fasst es nicht. Der Codex gehört zum Weltdokumentenerbe. Anthropologen der nächsten Jahrhunderte werden sich sich Gedanken machen müssen, warum um 21. Jahrhundert die protestantische Prüderie Wissenschaft und Forschung hemmten dergestalt, dass kostbare Ressourcen dafür verschwendet wurden, alles zu verbieten, was auch nur entfernt mit der geschlechtlichen Vermehrung zu tun hatte.

…mit den schonen húre do die ivngen waren geil – 800 Jahre später ist es nicht mehr erlaubt, so zu dichten und schreiben, wenn es nach der Künstlichen „Intelligenz“ geht.




Bauern im Klassenkampf

Bauern im Klassenkampf

Bauern! Ich habe in meiner Bibliothek nachgeschaut, ob ich Begleitliteratur für Euch habe. Ich wurde fündig! Etwas zerlesen, aber immer noch gültig! (Damals studierten linksradikale Studenten freiwillig auch am Wochenende.)

Vorwärts und nicht vergessen: „Die Geschichte aller bisherigen Bauern ist die Geschichte von Bauernkämpfen“!




Ein bisschen meschugge

In den alten Tagen konnte ich, wenn ich wollte, Stücke inszenieren, in denen nackte Haut mit beißender Gesellschaftskritik verbunden wurde, Das geht nicht mehr, Solche Theateraufführungen, die im überaus brillanten Theater des Absurden ausgebrütet wurden, gott spricht Jiddischsind heute eine Sache der Vergangenheit. Allmählich, Schritt für Schritt, ist eine neue Religion entstanden, die für Ideen und Ideale steht, wie man sie früher allenfalls an den Rändern der Gesellschaft gefunden hätte: sexuellen Puritanismus, Gendersensibilität, Klimaaktivismus, Veganismus, Cancel Culture, nichtbinäre Sprache, offene Grenzen, Palästina & Marihuana. (Tuvia Tenenbom)

Unbedingte Empfehlung: „Gott spricht Jiddisch“ von Tuvia Tenenbom. Ich habe erst rund hundert Seiten gelesen, aber bei jede zweiten Seite muss ich schallend lachen. Vielleicht hat nicht jeder meinen komischen Humor, aber Tenenbom ist in diesem ultraorthodoxen jüdischen Milieu aufgewachsen, und ich auch, aber in einer christlichen Variante. Man bleibt dann immer ein Außenseiter und sitzt zwischen allen Stühlen, aber sieht mehr als Leute, die nur auf einem Stuhl sitzen. So to speak.

Ich mag Tenenboms Stil, der auch in allen anderen seiner Bücher unverkennbar ist: Er hat immer den Schalk im Nacken und lässt die Leute sich um Kopf und Kragen reden, aber er diskreditiert sie nicht. Das ist die hohe Kunst des Schreibens.

Ich war übrigens zur selben Zeit in Jerusalem wie Tenenbom. Nur bin ich nicht nach Me’a Sche’arim gegangen, wo er sich gerade aufhielt.

Haredi-Juden sind nicht die einzigen mit dieser Schwäche. Es gibt Hunderttausende von chassidischen Menschen, die dem Rebbe folgen, aber gleichzeitig gibt es Hunderttausende, die dieser Idiotin namens Greta Thunberg folgen. Sie ist ihr Gott. Sie ist ihre größte Expertin. Sie ist ihre größte Wissensquelle, obwohl sie nichts über Wissenschaft weiß, keinen Abschluss in Klimawandel und keinen Abschluss in irgendeinem relevanten Bereich hat. Und doch wird sie verehrt. Eines Tages war sie in London, und es waren Hunderttausende von Menschen da. Man konnte nirgendwo laufen, weil GRETA kam. GRETA. Alle wollten GRETA sehen. Hunderttausende von Menschen wollten etwas von GRETA abbekommen. Es ist dasselbe mit den Chassidim und ihrem Rebbe. Wenigstens weiß der Rebbe etwas. Sind die Chassidim normaler als andere Menschen? Nein. Wir sind alle ein bisschen meschugge.




Krieg und Frauenraub bei den Wilden

wife adduction
A historically inspired, artistic image depicting the complex social dynamics of wife abduction in a primitive tribal society. The image is intended to capture the scene in an allegorical and symbolic manner, with a focus on depicting the social and emotional impact of this practice. Rather than direct violence or conflict, the image is intended to highlight the interpersonal relationships and social tensions that arise from this practice. The scene could take place in a natural, tribal setting such as a forest or plain, with figures in traditional clothing depicted in a complex interaction. The artistic style should be more metaphorical and abstract to reflect the sensitivity of the subject and emphasize the cultural meaning rather than the literal plot. Colors such as earth tones and muted colors could be used to reflect the mood and historical period. –ar 16:9 –s 750

Noch mehr Zitate von Pierre Clastres‘ Archäologie der Gewalt. Mit den „Wilden“ bzw. „Primitiven“ meint er eine klassenlose Urgesellschaft (im marxistischen Sinn).

Der allgemeine Krieg hätte genau das gleiche Ergebnis wie die allgemeine Freundschaft: die Negation des primitiven gesellschaftlichen Seins. Im Fall der Freundschaft aller mit allen würde die Gemeinschaft durch die Auflösung ihrer Unterschiedenheit, ihre Eigenschaft autonomer Totalität verlieren. Im Fall des Krieges aller mit allen ginge durch den Einbruch gesellschaftlicher Teilung ihr Charakter einer homogenen Einheit verloren. Die primitive Gesellschaft ist in ihrem Sein ungeteilte Totalität. Sie kann den universellen Frieden nicht gutheißen, der die Dreingabe ihrer Freiheit ist, und sie kann sich nicht voll und ganz dem allgemeinen Krieg hingeben, der die Aufhebung ihrer Gleichheit ist. Bei den Wilden ist es weder möglich, Freund von allen noch Feind von allen zu sein. (66)

wife abduction
A realistic image depicting wife swapping in a primitive tribal society. The focus is on a scenic representation of a village or community in which members of different tribes interact in traditional clothing. A peaceful and respectful ceremony should be depicted at the center of the image, where women and men from different groups come together to strengthen relationships or form alliances. The background should include natural elements such as trees, mountains or a river that reflect the tribe’s surroundings. The color palette should be earthy and natural, with emphasis on shades of brown, green and blue. The artistic style should be realistic to emphasize the authenticity and cultural context of this ancient tradition. –ar 16:9

Das wird am deutlichsten gerade am Verbindungspunkt zwischen Frauentausch und Gewalt. Man weiß, dass der Raub von Frauen derjenige Kriegszweck ist, den jede primitive Gesellschaft mit allergrößtem Nachdruck für sich geltend macht. Man greift die Feinde an, um sich ihrer Frauen zu bemächtigen. Dabei ist es wenig entscheidend, ob die dafür angegebene Begründung ein wirklicher Anlass oder nur ein Vorwand für Feindseligkeiten ist. Hier zeigt die Tatsache des Krieges am deutlichsten, dass die primitive Gesellschaft nur mit sehr großem Widerwillen dazu bereit ist, sich auf die Spielregeln des Tauschs einzulassen. Beim Frauentausch gewinnt unbestritten eine Gruppe eine Anzahl Frauen hinzu, verliert aber auch eben so viele, während beim Krieg um die Frauen die siegreiche Gruppe eine Anzahl Frauen gewinnt, ohne eine einzige zu verlieren. Das Risiko ist zwar beträchtlich (Verletzung, Tod), dafür aber auch der Gewinn: Er ist total, die Frauen sind umsonst. Eigennützige Erwägungen würden also immer dazu führen, den Krieg dem Tausch vorzuziehen: Das aber bedeutete den Kriegszustand aller gegen alle, dessen Unmöglichkeit hier dargelegt worden ist. (71)

wife swapping

Der Krieg stellt den Tausch als Gesamtheit soziopolitischer Beziehungen verschiedener Gemeinschaften untereinander in Frage. das aber nur, um ihn zu begründen, um ihm vermittelt über das Bündnis seine volle Berechtigung zukommen zu lassen. (74)

Der Kriegszustand zwischen den Gruppen macht die Bemühungen ums Bündnis notwendig, und dieses macht den Frauentausch erforderlich.

Der Krieg fügt sich in den Aufbau der primitiven Gesellschaft als solche (auch darin ist er universell), er ist eine ihrer Funktionsweisen.

Für jede lokale Gruppe sind alle Anderen Fremde: Die Figur des Fremden bestätigt die jeweilige Gruppe in ihrer Überzeugung vom autonomen Wir als ihrer Identität. (75)

Der Kriegszustand ist permanent, aber die Wilden verbringen dennoch nicht entsprechend viel Zeit damit, Krieg zu führen.

wife swapping




Retro-Maßnahmen durchführen

vintage woman
von J. Frederick Smith (1917-2006)

Heute machen wir Retro.

Nehmt dies, Kulturschaffende! „1933, als die Reichskulturkammer gegründet wurde, kam im Zusammenhang mit der Berichterstattung und mit öffentlichen Appellen plötzlich das Wort „Kulturschaffende“ auf. Es wurde von Leuten, die der Schaffung der Reichskulturkammer positiv gegenüberstanden, und von Künstlern und „Kulturschaffenden“, die ihre nationalsozialistische Gesinnung bekunden wollten, geprägt und benutzt – vorher ist es nicht nachweisbar.“

durchfuehren

By the way, DB SEV GmbH oder wer auch immer! Eure Werbung verdient eine Sonderbehandlung. Ja, ich weiß, Gendersprache und Nazisprache gehören rein emotional zusammen, da fehlt nur noch die „Israelkritik“. Was machen Eure werbenden Mädels eigentlich beruflich? Lesen die ständig Bertolt Brecht?

Nehmt dies von Wolf Schneider: durchführen. Bürokratendeutsch und Nazi-Wort, bei Reuters ausdrücklich verboten. Besser: vornehmen, verwirklichen, vollziehen; manchmal auch ausführen, durchsetzen, herbeiführen vollenden.

maßnahme

Aber danke! Ein Hinweis auf Brecht ist immer gut. „Das Stück endet mit einer grundsätzlichen Diskussion, wie weit die Revolution moralische Grundsätze verletzen darf, um Ausbeutung und Unterdrückung wirksam zu bekämpfen.“ Vielleicht würde Brecht, wenn er noch lebte, heute ein ähnliches Lehrstück schreiben: Darf man den Tod von Geiseln in Kauf nehmen, wenn man dadurch erreicht, dass die Hamas keinen Terror mehr verbreiten kann?




Körper in Flammen, Pax Massilia, Suburra

el cuerpo en llamas

Heute drei Filmempfehlungen (alle auf Netflix).

Körper in Flammen / El cuerpo en llamas

„Reinschauen kann man schon, gerade wenn man Spaß daran hat, wie sich Menschen gegenseitig oft grundlos das Leben zur Hölle macht“, schreibt Oliver Armknecht. Nein, das sehe ich anders. Man muss schon ein bisschen unter der Oberfläche graben. Vermutlich ist die reale Vorlage weniger doppelbödig als der Film.

Polizeimilieu. Eine Femme fatale und drei Männer. Das ist auch die Konstellation in Amanda Herzlos – eines meiner Lieblingsbücher über Frauen und Männer -, nur das dort niemand umgebracht wird.

In spanischen Filmen sind die Geschlechterrollen traditioneller als in deutschen oder englischen. Also die Frage: Ein ausnehmende attraktive Frau hat Mann und Kind und alles, was sie sonst braucht. Darf die jetzt herumvögeln, oder tut man das nicht? Und wenn nein, warum nicht? Hollywood beantwortet die Frage normalerweise im Stil des Bible Belt: Frauen, die in heilige Familien einbrechen und die Kerle verführen, sind böse. Die Sache ist verhängnisvoll und endet oft im Krieg.

el cuerpo en llamas

Zugegeben: Die Corberó kann so gucken, dass es einem als Hetero-Mann durch Mark und Bein und durch die Hose geht. Sie spielt das großartig und minimalistisch: Die Kerle liegen ihr zu Füßen und machen sich zum Affen, obwohl sie gar nicht viel getan hat. Was ist ihr Motiv? Weil sie es kann? Langeweile? (Chor der Psychologen im Hintergrund: Unreife und mangelnde „Beziehungsfähigkeit“!)

Alles Quatsch. Gegenfrage: Warum soll man so leben wie alle oder wie alle es meinen vorschreiben zu müssen? Warum muss man treu sein? Weil die Evolution es für die ersten sieben Jahre vorgesehen hat, weil die Kinder dann noch klein sind? Letztlich ertragen es die Männer nicht, dass die Frau sich nimmt, was sie kriegen kann oder mit den Herren herumspielt, bis die den Abgang machen – und dann doch wieder zurückkommen.

Szene: Ihr dritter Mann ist ein etwas einfach gestrickter Verkehrspolizist, der Frau und Kind wegen der Ursulolita verlässt (obwohl die in Wahrheit mit dem zweiten Kerl auch noch vögelt). Ein Kollege warnt ihn, sie sei doch für ihre Affären und ihre Untreue bekannt. Antwort: Sie habe noch nicht den richtigen Mann gefunden, das sei er. (Homerisches Gelächter im feministischen Publikum.)

„Rosa Peral“, die im realen Leben offenbar recht tough ist, gibt dem Drama (nein, für einen „Erotikthriller“ ist zu wenig nackte Haut zu sehen) eine leicht anarchistische Note: Sie bringt alles Wohlgeordnete, Anständige, Seriöse durcheinander wie ein Kätzchen, dass den Weihnachtsbaum umkippt oder Dinge vom Regal wirft. Darf man das? Im katholischen Spanien?

Leider weiß man von Anfang an, wie das enden wird. Aber wie genau, ist spannend. Leider sind die Männergeschichten – anders als bei „Amanda Herzlos“ ein bisschen durcheinandergewürfelt, so dass man manchmal überlegen muss, wo man bei der Story gerade ist. Die „Ursulolita“ ist aber so appetitlich anzuschauen, das man das gern verzeiht.

Pax Massilia

Pax Massilia / Blood Coast

Pax Massilia spielt außerdem mit den Traditionen des französischen Actionkinos, wo Kommissare zur Wiederherstellung von Recht und Ordnung genau diese brechen mussten und dabei wenig zimperlich vorgingen. Lyès geht gegen die Schwerverbrecher mit maximaler Härte vor.

Auch hier sehe ich das anders – oder ich sehe anderes. Der Held Lyès Benamar (Tewfik Jallab) ist arabischstämmiger Franzose und kennt seine Gegner zum Teil noch aus der Kindheit. Er weiß also, wie die Klientel tickt und dass man mit den Methoden des deutschen Kriminalfilms nicht sehr weit kommt. Es geht auch nicht um die Attitude Schimanskis, dass man als Polizei die bad guys verhaut. Nein, man muss Kompromisse schließen, weil klar ist, dass niemand den Endsieg davontragen wird. Das glauben nur die Verbrecher, die sich gegenseitig umlegen. Die Polizei ist dazu da, das Schlimmste zu verhüten, nicht um für „Gerechtigkeit“ zu sorgen,

Pax Massilia

Die Film ist ultrahart, aber nicht aufgesetzt und so gespielt wie in US-Filmen, wo sie mit den Muskeln herumzucken. Unvorstellbar, dass so etwas in Deutschland gedreht würde, noch nicht einmal auf der Neuköllner Sonnenallee, wo die aufgepumpten arabischen Herren nur hart tun, aber meistens dumm wie Brot sind.

Die Schauspieler in Pax Massilia sehen wirklich gefährlich aus, sowohl die Guten als auch die Bösen. Ich kenne überhaupt keinen deutschen Schauspieler, der glaubhaft bedrohlich gucken kann, außer Claude-Oliver Rudolph – vielleicht, weil der mal für die Russen gearbeitet hat.

Pax Massilia

Nun zu den Frauen. Alice Vidal (Jeanne Goursaud) ist ein leckeres Mädel, das gehört sich so. Man weiß, weil sie und der Held sich zuerst angiften, dass es knistert und es irgendwann zu einem Techtelmechtel kommen wird. Ihr nackter Körper ist aber nur ein paar Sekunden lang zu sehen.

Die Goursaud ist als neu ins Team gekommende Polizistin hübsch, aber hat ein eher unauffälliges Gesicht und kann daher vermutlich eine größere Bandbreite von Rollen spielen. Bei der Corberó denkt jeder Mann mit Geschmack sofort nur an das Eine und ob es möglich wäre.

Pax Massilia schreit nach einer zweiten Staffel. Aber der Held und die blonde Heldin werden nie ein glückliches Paar werden; das passte nicht in dieses Genre.

Suburra

Suburra – Blod on Rome / Suburræterna

Gangster- und Bandenfilm. Drogen. Mafia. Ostia, Italien eben. „Der Titel der Serie bezieht sich wie schon der der Vorgängerserie sowie der des Films Suburra auf das Stadtviertel Roms, das in der Antike als Wohngegend der Armen und als Rotlichtviertel bekannt beziehungsweise berüchtigt war.“

Das fände ich an sich nicht besonders spannend. Bei Suburra gibt es aber zwei Dinge, die die Serie interessant machen: Der Politiker Amedeo Cinaglia (Filipp Nigro), der sich von einem integren linken Lokalmatador zu einem Mafiosi entwickelt und dem sämtliche Moral abhanden kommt – zugunsten des politischen Erfolgs. Ich hätte aber überlegt, wenn ich eine so bildschöne Ehefrau hätte, was wichtiger ist.

Und das Zigeunermilieu, aus dem der zweite Held Giacomo Ferrara (Justus Jellinek) stammt. Seine Frau ist die hinreißende Zigeunerprinzessin – so nennt sie sich selbst – Angelica Sale (Carlotta Antonelli). (Wie kann man solche Filme synchronisieren? Das ist, als tränke man sauteuren Single Malt mit Cola.) Hervorragend spielt auch die Zigeunerhäuptlingin Adelaide Anacleti (Paola Sotgiu).

Schon aus dem Grund könnte das kein deutscher Film sein. Zigeuner als Gangster und Drogenhändler? Was sagen die Integrationsbeauftragten dazu?

Suburra ist ein bisschen zu lang, aber Vorsicht! Wie bei „Ragnar Lothbrok“ müssen auch einige der Helden dran glauben. Fast niemand wird verschont. Irgendwann wie bei Serien mit vielen Staffeln wiederholt sich aber alles, und man ahnt dann schon, wie es weitergeht. Der Politiker windet sich aus allen Fallen und übersteht alle Attentate. Und kein Bündnis hält.

Sehr schön sind auch die bigotten Kirchenfürsten. „Koks gegen Immobilien, Gebete für die Macht: In „Suburra“ machen Roms Mafia, Kirche und Politik gemeinsame Sache. Eine süffige, blutige und wahrlich drogenvernebelte Serien-Party“, schreibt der Spiegel.

Moral gibt es bei niemandem. Als Moral von der Geschicht‘ könne die Erkenntnis sein, das Macht korrumpiert. Aber dazu sind die Charaktere zu flach und eindimensional. Alle sind ab Werk machtgierig und schlecht.

Mich nervt auch der pseudourbane Kleidungsstil. Eine Drogenhändlerin, die ausschließlich in bauchfreiem Top herumläuft? Ist es in Italien immer warm? Und so feministisch ist die Realität auch im Land der Mammamias nicht, zumal die Damen Drogenhändlerinnen keinen Kampfsport können. Nur eine Frau, die wie ein Karl aka kesser Vater aussieht, legt reihenweise Leute um. Das Milieu ist mir zu divers-politisch-korrekt aufgehübscht.

Aber man langweilt sich nie…

Carlotta Antonelli