Merciless und nicht vergessen

kunst

Surprise! Ab und zu kommen vereinzelte Stimmen der Vernunft zum Vorschein (nein, nicht in deutschen Medien), wie zum Beispiel im Guardian. Simon Jenkins: „The EU should forget about sanctions – they’re doing more harm than good – Far from compelling Russia to exit Ukraine, they are causing great suffering worldwide as food and energy prices soar“. Hätte uns doch jemand gewarnt!

Doch halt: Wir haben noch die Tagesschau: „Im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine steigen die Energiepreise. Russland rechnet deshalb in diesem Jahr mit fast 14 Milliarden Euro Mehreinnahmen. Ein Teil des Geldes soll für den Krieg ausgegeben werden.“ Ach?!

Ich habe noch ein Stimmungsbild von der BBC: „I watched from afar Russia’s latest merciless assault on Severodonetsk“. Na sowas. Die Stadt ist schon zur Hälfte in russischer Hand. Das ging ja schnell. Im Ruhrpott fragt man dann: Un gezz?

Ganz ruhig: Wer fragt, verunsichert die Bevölkerung. Und den Abgeordneten des Bundestags erzählt man einfach nichts mehr. Demokratie wird eh überschätzt.

Ich darf übrigens zum heutigen 31. Mai auf mein Posting vom 01.06.20 hinweisen: „Nicht vergeben, nicht vergessen“.

Für diejenigen, die das Thema Krieg und auch den Rest satt haben: Man kann sich auch mit künstlichen Krabbeltieren, die durch Nadelöhre kriechen, beschäftigen. Oder was machen eigentlich die Chinesen? Sie weisen dezent darauf hin, dass man sie wohl kaum boykottieren kann, weil sie Rohstoffe besitzen, die sonst kaum jemand hat. Die deutsche Bahn übertrumpfen sie auch. Vieleicht sollte ich täglich die chinesische Propaganda hier posten, um irgendwann mitfliegen zu können.

kuchen
Ich arbeite noch immer daran, mein Idealgewicht zu erreichen.

image_pdfimage_print

In der Muckibude

muckibude

Endlich täglich Muckibude, leider viel zu kurz. Aber mehr solle ich mir nicht antun, sagt meine Lieblingsphysiotherapeutin (die mit dem schönen Charakter), die Operation sei noch nicht so lange her.

„Haben Sie einen Computer?“ fragte mich ein Sporttherapeut. Ich soll mir ein Ergometer anschaffen, gebraucht oder bei der Großbourgeoisie. Hat das Publikum Erfahrungen und Tipps. welchen man nehmen sollte? (Kein Schnickschnack nötig: Sitzhöhe muss verstellbar sein und die Kraft, die man braucht.)

„YMMD“ hätte ich am liebsten geantwortet. Aber das hätte er vermutlich nicht verstanden.

image_pdfimage_print

Unter doppelten Moralisten

china

Ich darf Christian Y.Schmidt auf Fratzenbuch zitieren: „Links der neue „Der Spiegel“-Titel (mit den schlimmsten Fotos aus den sog. „Xinjiang Police Files“). Rechts eins von vielen Folter -Fotos aus dem irakischen Abu Ghraib-Gefängnis, in denen die Gefangenen von der CIA und der US-Armee gefoltert wurden, wobei auch mindestens ein Gefangener zu Tode kam. Abu Ghraib ist nur ein Beispiel, das für eine unbekannte Anzahl von Foltergefängnissen steht, die von den USA rund um den Erdball betrieben wurden, wobei es wahrscheinlich auch heute noch welche gibt. Enthüllungen erfolgen ja immer erst Jahre später.
Hat man aber je einen Spiegel-Titel gesehen, auf dem der amerikanische Präsident abgebildet war, mit Titel „Folterstaat USA: Deutschlands furchtbarer Partner und Verbündeter“? Diese doppelte Moral ist widerlich.“

image_pdfimage_print

Anatomie einer Affäre [Update]

Anatomy of a Scandal

Nein, der Film heißt Anatomy of a Scandal („Anatomie eines Skandals“ auf Netflix). Ich empfehle ihn hiermit wärmstens, obwohl ich alles, was auch nur von weitem nach MeToo riecht, weiträumig umfahre.

Sophies privilegiertes Leben als Ehefrau des Politikers James wird durch skandalöse Geheimnisse ruiniert, als diesem ein schockierendes Verbrechen vorgeworfen wird.

Na ja, das hört sich nicht spannend an. „Skandal“ und „schockierend“ lassen mich nur gähnen. Aber jetzt die guten Nachricht: Der (Gerichts-)Film ist britisch, das heißt: Allein schon das sophisticated elitäre Englisch ist ein wahrhafter akustischer Genuss. Es geht auch nicht so radau- und showmäßig zu wie in ähnlichen Hollywood-Produktionen. Jeder akzeptiert peinlich genau die gewohnten rules, inklusive der lustigen Perücken. „I love the Pomp“ sagt eine der Anwältinnen.

Anatomy of a Scandal

Die heimliche Heldin ist Sophie Whitehouse (Sienna Miller), die auch im realen Leben mit einem Silberlöffel im Mund geboren wurde. Model, Modelabel, Schauspiel, elitäre Sportart, nur Gesang fehlt. Sie ist mir bisher nicht aufgefallen, obwohl ich bestimmt schon enen Film angesehen habe, in dem sie mitspielt. Sie spielte die Ehefrau des American Sniper. Auf jeden Fall ist sie großartig – britische Filme stehen ihr besser. Sie schafft es auch, die Tränendrüsigkeit zu vermeiden, die das Thema – hat mein Ehemann eine Frau vergewaltigt? – mit sich bringt. Mit einem Gesichtsausdruck sagt sie mehr als mit Rumgeheule. Man ist in jeder Lage beherrscht, also British und upper class. Die Miller würde mich noch nicht mal mit ihrer linken Arschbacke angucken.

Anatomy of a Scandal

Die Affäre ist Olivia Lytton, gespielt von Naomi Scott. Mit der habe ich ähnliche Probleme wie mit Andy Allo: Sie sieht so scharf umwerfend aus, dass man von den Dialogen abgelenkt wird. Ich könnte als Boss mit einer solchen Angestellten nicht arbeiten, weil ich immer nur an das Eine dächte, vorausgesetzt, meine Ehefrau würde den Charme und das Lächeln nicht toppen. Vermutlich haben die Scott genommen, um beim Publikum genau den Eindruck zu erwecken, dass kein Mann, auch nicht der Held, ihr auf Dauer widerstehen könnte, wenn sie es darauf anlegte (was hier der Fall ist). Aber auch die kann richtig schauspielern: Wenn sie aussagt, denkt man als alter Mann nicht „was ist die süß“, sondern achtet auf das, was sie sagt und welche Miene sie zieht. Sie macht erheblich mehr mit ihrem Gesicht als Clint Eastwood.

Anatomy of a Scandal

Überzeugend auch James Whitehouse (Rupert Friend) sowie die Staatsanwältin (Kronanwältin) Kate Woodcroft (Michelle Dockery,) die den klassischen Blaustrumpf gibt (kennt jemand das Wort?). Friend verkörpert den klassischen britischen Schnösel („Arroganz ist sexy“), auch seine Eskapaden zur Studentenzeit entsprechen genau dem Klischee, das man von der britischen Oberschicht kennt. Die Dockery hingegen ist unglaublich wandlungsfähig: Sitzt sie in „Zivil“ mit einem Kerl in einer Bar, erkennt man auf den ersten Blick gar nicht die gestrenge und intellektuell brillante Anwältin.

Anatomy of a Scandal

Angela Regan (Josette Simon – „Royal Shakespeare Company, and Royal National Theatre“!) entspricht zwar nicht dem vorherrschenden Schönheitsideal (IMHO – kurze Haare stehen nur Andy Allo und der jungen Wynona Ryder), die Anwältin des Angeklagten, ist zum Glück auch eine überzeugende Schauspielerin, die mit der Dockery mithalten kann. Sie ist nicht nur Quotennegerin da, weil man sonst „zu weiß“ wäre. Ich glaube auch nicht, dass es soviel crown prosecutors und andere attorneys mit afrikanischen Vorfahren gibt, aber in „Anatomie eines Skandals“ spielt die Hautfarbe nicht wirklich eine Rolle – wie es sein sollte!

Ich muss zugeben, dass ich erst einige Folgen gesehen habe, aber garantiert fällt der Plot nicht ab. Man kann sich, wenn man eine Recherche vermieden hat, gar nicht vorstellen, dass eine der Parteien „gewinnt“ -alles ist eine Frage der Perspektive. Das macht die Sache spannend und kompliziert. Redet und vernimmt die Kronanwältin, hält man den Angeklagten für ein Arschloch schuldig; plädiert die Anwältin, glaubt man der Klägerin kein Wort mehr. Wenn ich einer der Geschworenen wäre, wüsste ich nicht mehr, was ich denken sollte.

Sehenswert! (Aber bitte OmU, sonst ist das Quatsch!)

[Update] Das Publikum sehe sich die Infos auf über Sienna Miller gala.de an (jaja). „Monogramie wird überschätzt.“ Offenbar spielt sie sowohl in American Sniper als auch in „Anatomy of a Scandal“ ein bisschen sich selbst: Eine Frau, die den Richtigen einfach nicht findet oder sich über den Mann definiert und das später als falsch erkennt. Auf jeden Fall ist der obige Film das Klügste, was ich bisher zum Thema #MeToo gesehen habe.

image_pdfimage_print

Fangt mehr Fisch!

caye caulker

Das Foto habe ich 1980 auf Caye Caulker gemacht. „Die Insel ist ca. 8 Kilometer lang und 2 Kilometer breit und liegt etwa 35 Kilometer nordöstlich von Belize City im Karibischen Meer.“ Caye Caulker war damals noch ein fast touristenfreies spottbilliges Fischernest mit einem riesigen Korallenriff ein paar Kilometer vor dem Strand, an dem man wunderbar schnorcheln konnte.

image_pdfimage_print

Hostilities could have been avoided

Gamingdepurity.com: „Former Japanese Prime Minister Shinzo Abe in conversation with Economist stated that he sees the guilt of Ukrainian President Volodymyr Zelensky at the beginning of the Russian special operation. In his opinion, the position of the Ukrainian leader on the country’s membership in NATO and the refusal to resolve the conflict in Donbass led to it.

The ex-premier expressed the opinion that hostilities could have been avoided by forcing Zelensky to promise that Ukraine would not join NATO or to force him to grant “a high degree of autonomy to two enclaves in the east.”

At the same time, Abe admitted that it would be very difficult to get Zelensky to change his mind, but he could be influenced by US President Joe Biden. “But, Zelensky, of course, would have refused,” the former Japanese prime minister said.“

image_pdfimage_print

Missing Link oder: Franziska und kleine Könige

Nibelungenlied
Das Nibelungenlied und die Klage (Leithandschrift A): „Wie die herren alle zen Hevnen [Hunnen] fvren“. Ein historischer Kern oder Anknüpfungspunkt der Sage ist die Zerschlagung des damals von Gundahar [by the way: interessante Vornamen für männliche Neugeborene!] beherrschten Burgunderreiches im Raum von Worms um 436 durch den römischen Konsul und Magister militum (Heermeister) Aëtius mit Hilfe hunnischer Hilfstruppen.

Ich sage nur: Audofleda, Amalasuntha, Dietrich von Bern, Childerich, Aegidius, Fredegar sowie der Liber Historiae Francorum (wer fließend Latein lesen kann). Habe ich jemanden vergessen? Eventuell Syagrius?

Dann holen wir tief Luft und beginnen mit dem Schlusskapitel von Thomas Fischers Gladius – Roms Legionen in Germanien:
Die Auflösung des weströmischen Reiches außerhalb Italiens war ein längerer Prozess: Weite Teile gerieten bereits gegen Ende des 5. ]h.s de facto unter die Herrschaft von Germanenstämmen, etwa den Vandalen, Franken, Burgundern und Westgoten. Sie alle waren in ein Machtvakuum vorgestoßen, das der Zerfall der römischen Zentralregierung hinterlassen hatte. Aber auch die Macht der neuen Herren war nıcht immer unangefochten: Ostgoten, Vandalen, Franken, Burgunder und Westgoten stellten in ihren Herrschaftsgebieten nur eine Minderheit dar, die über die große Anzahl von römischen Untertanen römisch-katholischen Bekenntnisses herrschte. Da aber die germanische Oberschicht zumeist nicht dem römisch-katholischen Glauben anhing, sondern der arianischen Glaubensrichtung, verschärfte dies die Spannungen zwischen Herrschern und Beherrschten. Nur im Frankenreich, das sich dann ım Verlauf der weiteren Entwicklung als Großmacht und Haupterbe des römischen Reiches im Westen* durchsetzen konnte, fand sich für dieses schwerwiegende Problem eine Lösung…

Minderheiten, die über Mehrheiten herrschen bzw. deren herrschende Klasse ersetzen, haben wir oft in der Geschichte, zum Beispiel die mongolische Yuan-Dynastie in China oder die Spanier in Lateinamerika. Es kömmt aber auf die Ökonomie an.

Mit Childerich haben wir ein erstes politisches Missing Link zwischen Sklavenhaltergesellschaft und Feudalismus: Ein fränkischer Warlord, also ein Germane, der sich (lateinisch!) Rex nannte und dessen Truppen als römischer Verbündete (foederati) in Gallien dienten. Die Historiker sind bei der Frage, was dieser Franke eigentlich exakt war, heillos zerstritten („ist aber nicht immer klar, ob Childerich als römischer Befehlshaber oder als fränkischer Anführer bzw. König agierte“). Childerich verwaltete in der Endphase des römischen Galliens die römischen Provinz Belgica Secunda aka Gallia Belgica, auch als militärischer Befehlshaber (dux).

siegelring childerichs
Fingerring bzw. Siegelring (anulus) des merowingischen, fränkischen Königs Childerich (Hilderich) – Beschriftung: (Sigillum) CHILDERICI REGIS. Childerich hat auf dem „Portrait“ einen geschorenen Bart und, wie bei fränkischen Königen üblich, langes Haar trug (rex crinitus).

Wir wiederholen:

Wir müssen hier ein berühmtes Zitat aus dem Vorwort von „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ von Marx abklopfen, ob es mit der Realität übereinstimmt:
„Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um.“
„Soziale Revolution“ meint offenbar nicht das Klischee, dass Männer in langen Wintermäntel und mit Gewehren Paläste stürmen, sondern dass die Eigentums- und Produktionsformen radikal umgewälzt werden. Insofern ist die „Spätantike“ durchaus eine solche Epoche. Sehr interessant ist, dass die aktuelle bürgerliche Forschung das ähnlich sieht und von einer Transformation spricht.
Joseph Tainter scheint der Marxschen These sogar sehr nahe zu kommen. Sein Hauptwerk Collapse of Complex Societies definiert diese „soziale Revolution“ als „Kollaps“: a rapid, significant loss of an established level of sociopolitical complexity, also genau das, war mit dem Römischen Weltreich geschah.

Liebe Kinder, als Hausarbeit lernt ihr bitte folgende fränkischen Namen auswendig: Childerich („Missing Link“), Chlodwig (der zum Christentum konvertierte, also das oben genannte angebliche „schwerwiegende Problem“ löste), Karl Martell (der islamfeindlich war – Frau Chebli, bitte übernehmen!). Überlegt euch ein, zwei Sätze dazu. Mehr muss man heute über die vier Jahrhunderte vor Karl dem Großen nicht wissen. Außerdem gibt es ohnehin kaum belastbare Quellen.

franziska
Fränkische Wurfaxt Franziska (Stiel neuzeitlich), 6. Jahrhundert, Grabfund 1935, Museum Grünstadt [Vorsicht! Bei der Website braucht man eine Sonnenbrille!]. Credits: Altera levatur / Wikipedia

Wir reden also, was die Ökonomie betrifft, über die fließende Grenze zwischen dem Kolonat der spätrömischen Antike und der frühfeudalen Villikation (ab dem 7. Jh.).

Wir haben hier eine Sythese zwischen der herrschenden Klasse der westgermanischen Kriegergruppen und deren Warlords und dem romanisierten Volk, das für diese arbeitete, nachdem die überregionale Verwaltung des weströmischen Reiches weggebrochen war. Ob die Goten, Vandalen, Burgunder, Franken, Langobarden oder Sachsen die neuen Herrscher gewesen wären, bleibt letzlich eine Frage des historischen Zufalls, wer wen in welcher Schlacht entscheidend massakrierte. Es hätte an der Ökonomie und deren langfristigen Entwicklungstendenzen nichts geändert.

* Im Süden waren die „Erben“ die Umayyaden, und im Osten natürlich das tausendjährige (!) byzantinische Reich. Aber diesen beiden „Erben“ bzw. deren Regionen gelang der Sprung zum Kapitalismus nicht so schnell wie in Nordwesteuropa.
____________________________________

Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II (15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)

Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) 05.11.2020)

Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) 27.12.2020)

image_pdfimage_print

New Order

Thomas Fischer gewohnt meinungsstark über die „neue Weltordnung“:

„Die Bundesaußenministerin »zeigte sich«, wie man erfuhr, (…) »tief entsetzt«, einmal mehr fassungslos und zudem empört; sie hat deshalb, wie man las, »von Peking transparente Aufklärung gefordert«. Da wird sich Peking sehr gefürchtet haben. Es hat derzeit etwa 22 Millionen Einwohner, also so viel wie NRW, Berlin und Hamburg zusammen. Es funktionierte schon als Hauptstadt, als der Westen noch 200 Jahre auf die Geburt Homers warten musste. (…)

Wenn die Berufung von Staaten auf das Recht tatsächlich nicht trägt, ist das keine Frage persönlicher »Heuchelei« oder individueller Selbstüberschätzung. Es bedarf dann vielmehr einer anderen, tragfähigen Begründung.

Dies ist, was die Bürger des »Westens«, falls dies etwas Inhaltliches bedeuten soll, von ihren Staaten erwarten können und fordern müssen. »Glotze und Bild« und »zeigt sich schockiert« sind erstens inhaltlich, zweitens schön und gut bei Hempels hinterm Sofa, taugen drittens aber nicht ansatzweise für die neue Weltordnung – die, wenn wir die Performance richtig deuten, einfach nur die alte sein soll.“

image_pdfimage_print

Cheblis Weisheiten

chebli

Ist das jetzt „kulturelle Aneignung“ oder hat da jemand nicht alle Latten am Zaun?

image_pdfimage_print

Offenbar oder: Gute und schlechte Nachrichten

map ukraine
Luhansk battle map (ISW)

Zuerst die [bitte selbst ausfüllen] Nachrichten:

– Putin ist schon fast tot.

– Die russischen Truppen haben nur noch für drei Tage Vorräte.

Stockt die Invasion? Die russischen Invation stockt! Die Russen können die Ukrainer nicht schlagen.

High-Tech-Guerilla schwächt die Russen.

– Der Teufel Putin nutzt seine Höllenwaffe und lässt Feuer vom Himmel regnen.

– Russland hat zu wenig Soldaten.

– Die Ukraine gewinnt den Krieg!

map ukraine
Staatsbürgerliche Aufklärung: Tattoos der „Verteidiger“ von Azovstal oder: Gibt es eigentlich Nazis in der Ukraine oder sind das nur Tausende von Einzelfällen?

Jetzt die [bitte selbst ausfüllen] Nachrichten:

– Kissinger rät den Ukrainern, territoriale Zugeständnisse zu machen.

– Russland ist in der Region Luhansk offenbar überlegen.

– Die Russen Russian stoßen östlich und westlich von Popasna vor, um die ukrainische Nachschublinien südwestlich von Severodonetsk zu unterbrechen und die ukrainischen Truppen im Oblast Luhansk vollständig einzukesseln.

– Die Russen erstürmen die nördlichste Stadt in der Oblast Donezk.

– Der Angriff auf die Großstadt Sewerodonezk (100.000 Einwohner) wird bald starten, sobald die Region abgeriegelt ist.

– Russland ist deutlich überlegen.

– Selenskij: Ukrainer sind unterlegen.

– Russland gewinnt im Osten.

image_pdfimage_print

Für eine bessere Welt ohne Antisemitenpack

Das Lower Class Magazin habe ich aus der Blogroll entfernt. „Im In- wie im Ausland versuchen wir, denen eine Stimme zu geben, die aufbegehren, die rebellieren und die für eine bessere Welt eintrete“. Das Publikum wies schon darauf hin, dass es sich um Antisemiten- und Gendersprachenpack handelt.

image_pdfimage_print

Miscellaneous

genderwahnsinn

Gibt es eigentlich wirklich etwas Neues, die Weltläufte betreffend?

– Vor Zoom hatte ich schon gewarnt.

– Computerspiele machen süchtig und gleichzeitig intelligenter.

– Es gibt noch Länder mit Telefonzellen, die scheinen aber eine Ausnahme zu sein.

– Russland erhöht Pensionen und den Mindestlohn.

burks

– Die Uiguren hatten wir schon. Die Platte Propaganda-Textbausteine werden bei Bedarf auch in Zukunft immer wieder hervorgeholt werden.

– Softwareprobleme? Softwareprobleme!

– Ich warte auf den Herbst. Vielleicht ist die Linke dann nicht mehr im Bundestag und Merz Kanzler.

– Die Motivation der ukrainischen Truppen ist wie immer sehr hoch.

– Die Chinesen üben in der Nähe von Taiwan.

– „Homecoming soldiers“ gibt es jetzt auch auf Russisch.

– Viele Deutschen haben einen Knall.

Telefonzelle

image_pdfimage_print

Marsch auf [bitte selbst ausfüllen]

roman soldiers

Die Geschichte wiederholt sich usw.. Man muss nur manche Kriegsberichte, die zwei Jahrtausende alt sind, mit anderem Personal heute wiederholen. Ich habe Thomas Fischers Gladius – Roms Legionen in Germanien fast durch und vergebe die maximale Anzahl von Sternchen. 500 Jahre Römer gegen Germanen und umgekehrt – von Caesar bis Chlodwig. Der Titel ist ein bisschen irreführend, weil man auch alles, was es zu sagen und zu wissen gibt, über die Germanen erfährt.

gladius Die Faktenfülle ist schier unermesslich, aber nie langweilig, wenn man sich für das Thema interessiert. Sogar ich, der meint, eine ganze Menge zum Thema zu wissen, konnte vieles lernen und musste auch manches korrigieren. Die unzähligen Sandalenfilme wiederholen immer nur ein Klischee, was Bewaffnung und Outfit angeht: Die Römer übernahmen in Lauf der Jahrhunderte von ihren Feinden aber alles, was praktisch war, bis hin zu runden Schilden, Steigbügeln und Langschwertern. Großartig sind auch die archäologischen Einschübe, was man wo gefunden hat, zum Beispiel im Kammerngrab von Gommern.

Und umgekehrt: Die Germanen imitierten Roms überlegenen militärischen Mittel, die herrschende Klasse stattete ihre Gefolgschaft mit römischen Beutewaffen aus, so dass dieser Vorteil der Römer irgendwann verschwunden war. Schon im Krieg gegen den Markomannen Marbod agierten die Germanen nicht mehr als ein undisziplinierter Haufen. Nur in der Logistik, bei der Artillerie und beim Straßen- und Städtebau blieben die Römer unschlagbar.

Fischers Buch ist für mich besonders dann spannend, wenn man die Passagen über die Spätantike liest, die in der Popkultur so gut wie nie vorkommt oder nur als Bullshit-Hollywood-Bingo. Kennt jemand das germanische Königreich der Sueben – im heutigen Portugal? Wer weiß, dass die ostgermanischen Vandalen ein Reich in Afrika gründeten? Oder die Brukterer, die in der Varus-Schlacht den Adler der 19. Leguon erbeuteten und in der Spätantike den Kern der späteren Franken bildeten, und die bei einem ihrer Beutezüge die heutige spanische Stadt Tarragona plünderten: Die Germanen haben sich endlich als herrschende Klasse über die Struktur des römischen Reiches gestülpt, ähnlich wie es die spanischen Konquistadoren mit den indianischen Reichen in Südamerika taten.

Man könnte auch über die aktuelle Völkerwanderung in Gegenrichtung sinnieren. Damals hätte niemand die Idee gehabt, die Germanen als „Klimaflüchtlinge“ zu bezeichnen, obwohl sie das auch waren. Sie „flohen“ auch vor Krieg, weil die Stämme im Osten, zum Beispiel die Goten, die anderen Gruppen vor sich her trieben. Ich sehe da starke Parallelen, würde aber Shitstorms ernten, äußerte ich diese Meinung außerhalb dieses Blogs das bekanntlich niemand rezipiert.

russian soldiers
Römische Russische Soldaten auf dem Marsch

image_pdfimage_print

Fast Planwirtschaft sowie Greifzangen

windows xp

Ich konnte nicht widerstehen – ein Fall für das Softwaremuseum. Dabei ist die Maschine, auf der das oben läuft, extrem effektiv: Man loggt sich hier per Transponder, der Teil des Schlüsselbundes ist, ein und wählt per Touchpad aus, was man essen will, eine Woche im voraus. An dem jeweiligen Tag loggt man sich wieder ein, und die Küche kriegt einen digitalen „Bon“ und weiß, was sie liefern soll. Man wird platziert, und das Mahl wird an den Platz gebracht. Ich sehe keinen Unterschied zur kommunistischen Planwirtschaft: Nichts muss weggeworfen werden, und das Küchenpersonal kann ökonomisch rational handeln. Und ich gehe jetzt Jagen und Fischen. Oder irre ich mich?

Das profitorientierte Gesundheitssystem ist marode, selbstredend auch die Reha-Einrichtungen. Das äußere Luxus täuscht. Wenn man sich die medizinische Seite ansieht, weiß man nicht, ob man weinen oder lachen soll. Am Wochenenden und an Feiertagen wird nicht gearbeitet – es müssten höhere Löhne gezahlt werden. Das geht gar nicht. Und wenn ein Physiotherapeut krank wird, fällt seine Stunde eben aus. Wäre ich Fußballprofi, bekäme ich vermutlich täglich mindestens fünf Stunden irgendwas zu tun.

Ich werde zwei Tage zusätzlich verlieren – Himmelfahrt und Pfingstmontag. Zum Glück waren die Physiotherapeutinnen im Martin-Luther-Krankenhaus sehr professionell und haben mir Übungen empfohlen, die ich selbst machen kann. Hier „rehabilitiere“ ich schon fünf Tage und bin bisher nur zwei Mal je 15 Minuten Standfahrrad gefahren, habe zwei Mal in der „Hockergruppe „jeweils 20 Minuten die Beine geschlenkert, und durfte betreut spazierengehen, was ich auch allein geschafft hätte. Ich warte immer noch auf eine individuelle Physiotherapie. Die erste ist laut „Dienstplan“ am Freitag…

Gestern ist mir beim unbegleiteten Gehen mein neues Gelenk rausgeflogen (Luxation). Ich bewegte mein rechtes Bein falsch, es knackte hörbar, und mein rechter Fuß drehte sich nach außen, was nicht sein soll. Es tat höllisch weh, wie bei einem starken Krampf. Ich hatte großes Glück, weil die nächste Bank nur 20 Meter weit entfernt war. Als ich mich schmerzverkrümmt darauf fallen ließ, gabe es wieder einen hörbaren Knack, und das Gelenk war wieder drin. Learning by doing. Gelobt sei, was hart macht.

greifzangen

Falls jemand eine Greifzange braucht, weil zu weit Bücken temporär verboten ist: Das ein einschlägige Angebot der Großbourgeoisie (Foto links) ging hier schon am zweiten Tag kaputt, weil a) aus Plastik mit einem zerbrechlichen Scharnier und b) weil ich mich draufgesetzt hatte – allerdings auf weichem Untergrund. Heute bekam ich vom hiesigen Reha-Geräte-Experten eine neue. „Immer aus Metall“ war sein Rat, und der ist vermutlich richtig. Es geht in homoöpathischen Dosen voran.

image_pdfimage_print

Protokollstrecken und coordinated inauthentic behavior

waldsiedlung

Ich rekonvaleszenziere hier vor mich hin in Sichtweite der Waldsiedlung. Die, die hier wohnten, werden bis auf wenige Ausnahmen, irgendwann fast vergessen sein. Vielleicht ist das nicht richtig. Zum Beispiel:
Da Axens Tätigkeiten im Politbüro der SED nicht mit den Grundsätzen der Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit zu vereinbaren seien, wurde der Witwe, Sonja Axen, die Entschädigungsrente von monatlich 800 DM, die sie nach ihrem verstorbenen Mann erhielt, 1992 aberkannt. Sie war die Tochter des antifaschistischen Widerstandskämpfers Harry Kuhn.

Nein, so etwas muss man den Nachgeborenen ab und zu unter die Nase reiben. By the way: Das Kunstwerk oben, das ich online nicht finden konnte, gefällt mir – es erinnert mich irgendwie an meine neue Hüfte.

waldsiedlungwaldsiedlung

Die Zeitläufte sind hier weit weg. Ich empfehle aber dringend, sich das Video von The New Atlas anzusehen: „Russian Ops in Ukraine – Ukraine Losing M777 Howitzers, Continues Losing Ground in Donbas“ (in Englisch, ca 23 Minuten). Danach lacht man sich über die Berichte in deutschen Medien nur kaputt. („Formally known as „Land Destroyer,“ The New Atlas provides geopolitical analysis by Brian Berletic (aka Tony Cartalucci) with a focus on Eurasia, based in Bangkok, Thailand.“) Nein, das ist kein russischer Propagandakanal. Das Publikum mag sich selbst ein Bild machen.

Oder auch Time lesen:
„While 141 countries in the UN voted to condemn Russia’s aggression, the number of African, Middle Eastern and South American countries who have imposed sanctions on Russia is 0. (…) …two-thirds of the world doesn’t see the war that we see.“

waldsiedlung

image_pdfimage_print

Leadership failures

azovstal

For the mayor of Odessa, the Azovstal fighters are real heroes. “In my opinion, Mariupol saves not only Odessa, but the whole of Ukraine,” said Hennady Trukhanov, according to the Unian agency. “Because this selflessness shown by our military in Mariupol is a true example of heroism.”

Ach. Damit ist es jetzt wohl vorbei. Ich erwarte bald die ersten Filmcrews in den Ruinen, um Postakopalyptisches abzulichten.

azovstal
Source: russische Propaganda und deshalb natürlich voll gelogen

Die Lage? Ich muss zugeben, dass ich mich nicht mehr aus deutschen Quellen informiere. Ein kurzer Überblick über die Themen reicht mir schon, damit ich mich voll Grausen abwende. Komplett Propaganda, nur nicht so offen wie die russische Version, sondern subtil und oft auf die Tränendrüsen drückend. Muss ich nicht haben: Nach dem ersten Satz kennt man den Rest schon.

Wir wollen alle Rüstungsexporte aus Deutschland verbieten. (…) Umbau der Rüstungsindustrie mit guter Arbeit für die Beschäftigten. (Die Linke)

Keine Analyse, nirgends. Keine verlässlichen Quellen, nirgends. Nehmt dies, Linke: Eure Forderungen nützen gar nichts, null. Man verhindert keine Kriege, indem man keine Waffen exportiert. Viel mehr sollten die Linken fordern: Waffen für die Guten! Ich habe nichts gegen eine vergesellschaftete Rüstungsindustrie. Ich fordere das aber erst, wenn die Linke unter fünf Prozent stürzt, was bekanntlich bei der nächsten Wahl geschehen wird.

azovstal
Mariupol, Bahnhof Азовсталь, 1988

Die Lage, revisited? Die Russen sagen: …the Russian army has changed the tactics of military operations in the Donbass. Instead of trying to create one big cauldron for the entire 40,000-strong group of the Armed Forces of Ukraine, now the enemy forces are dismembered, deprived of supplies and beaten in parts.

So, the largest boiler is being created in Lisichansk – there the catch can significantly beat the record of Azovstal. Nearly 10,000 Ukrainian soldiers will be surrounded. If the cauldron takes place, it will be not only a major military, but also a moral victory.

donbass

Ist das realistisch? Ich lese kaum etwas in den Mainstream-Medien über die Motivation der zwangsrekrutierten ukrainischen Soldaten, sehe aber viele Videos von welchen, die sich weigern zu kämpfen oder sich ergeben. Das kann ich nicht verifizieren, es ist aber logisch. Für was sollen die den Kopf hinhalten? Für die Kleptokratie der Ukraine und deren Marionette Selenskij? Die wollen doch nur überleben, und das ist ihr gutes Recht. Ich behaupte immer noch, dass Putin die gesetzen Ziele weitgehend erreichen wird.

russian soldiers
Russische Soldaten bei Sjewjerodonezk

Die Motivationsfrage stellt sich natürlich auch den Russen. Sie fangen an, ihr bestes Gerät aufzufahren, was meine These bestärkt, dass sie sich verschätzt haben, weil sie dachten, das werde ein Durchmarsch. Aber auch der „Terminator“ (unten) wird keine Schlachten entscheiden, wenn die Offiziere Pappnasen sind, korrupt und keine Initiative zulassen, und wenn der Nachschub bröckelt, je weiter die russische Armee vorrückt. Das tut sie:

Russian Airborne (VDV) forces reportedly took control of Volodymirivka and Lypove, and broke through Ukrainian defenses in Komyshuvakha, all north of Popasna. Troops of the Russian ”Wagner” Private Military Company reportedly took control of Trypillya and Vyskrivka to the west of Popasna. (ISW)

russian soldiers
BMPT (auch BMP-T, russisch Боевая машина поддержки танков, Bojewaja maschina podderschki tankow, zu deutsch: „Panzerunterstützungsfahrzeug“

Jetzt die guten Nachrichten. Ich habe zum ersten Mal von Volodymyr Ishchenko gehört, der in in Berlin lehrt. Roman Grabowski, der gerade bei den „Linken“ ausgetreten ist, zitierte mehrere seiner Artikel, u.a.
Courthouse News: „This is a war of leadership failures at many levels“.

Grabowski fasst das zusammen: Den Angriff auf die Ukraine rekonstruiert er hier als Folge einer dreifachen Krise der Hegemonie im Sinne der „capacity of the ruling class to lead the whole society, not simply to dominate it but to actually present themselves as actual leaders in the development of society“.
Auf globaler Ebene sei es eine Krise der Hegemonie der USA.

Zweitens sei es im Hinblick auf den postsowjetischen Raum eine Krise der Hegemonie nach außen, wo sich Russland durch den Mangel eines „attractive soft power project“, wie sie die USA oder die EU ausüben, auszeichne. Deshalb setze Russland nun für die Machtausübung auf Zwang und Gewalt (“So we should see this invasion as the failure of soft power, the failure of anything like an attractive development project,” he said. “Russia resorts to hard power.“).

Drittens handle es sich aber auch um eine Hegemoniekrise Russlands im Inneren, denn die russländischen Eliten würden von den Bürgern nicht als legitim betrachtet, das Putin-Regime sei grundlegend instabil und paternalistisch-klientelistisch sowie ideologielos („fundamentally unstable system based on paternalism and not on ideology“, „very non-ideological, […] relied on patronage networks, patron-clientelistic relations and […] discussed in concepts like clans, financial industrial groups“).
(…)
„No, the war is in the rational interests of the Russian ruling class. A stronger ideological regime might be an outcome of the war, not the other way round.“ He said Russian elites want to „assert their status globally, to empower themselves regionally and to consolidate their power on the domestic level.“

donbass
„Donbass“ painting by Alexander Deineka, USSR, 1947

Dem kann man vorbehaltlos zustimmen. Ich glaube auch nicht wie die alarmistische Fraktion der Linken, dass in Russland ein faschistischen Regime droht. Dazu sitzt die herrschende Klasse viel zu fest im Sattel, und außer dem städtischen Kleinbürgertum, das politisch irrelevant ist, aber um so mehr in den westlichen Medien abgefeiert wird, empört sich niemand.

Ich mach jetzt wieder Reha.

image_pdfimage_print

Betreutes Gehen (FYI Tag 9 nach Operation)

patiententransport

Was sonst noch geschah. Machen wir es sowjetisch: Der Plan ist, im August wieder unter der Spandauer Wasserstadtbrücke hindurchzupaddeln, und vorher unter der Spandauer Seebrücke (im Hintergrund des Fotos zu sehen).

zimmer

Studiert die Werke des Vorsitzenden Burks, hört auf seine Worte und handelt nach seinen Weisungen! Falls hier noch jemand Ersatzteile implantiert hat hüftgeschädigt ist: Ich kann nur empfehlen, die von den Kassen bezahlte Rehabilitation in Anspruch zu nehmen. Nach meinem doppeltem Hüftbruch 1995 habe ich das sträflich vernachlässigt, weil ich irrig dachte, das gäbe sich schon irgendwie. Und als ich es mir wenige Jahre später beweisen wollte und allein mit einem 20-kg-Rucksack durch Venezuela lief, bestätigte mich das. Die minimale Fehlhaltung war auch beim Laufen und bei Krav Maga kein Hindernis. Aber je älter man wird usw…[bitte selbst ergänzen].

internet

Dank des profitorientierten Gesundheitssystems Nun bin ich also Gast bei der Michels Unternehmensgruppe. Es kam, wie es kommen musste: Ein Computer für Tausende für das ganze Gebäude, und WLAN kostet zwei Euro pro Stunde. Zum Glück bin ich komplett hardwaremäßig autonom und führe auch mein Internet mit mir. Wieder sowjetisch: Ich plane, mich mal vor den hauseigenen Rechner zu setzen, wenn niemand guckt, um vielleicht die Startseite etwas attraktiver zu gestalten. Oder auch ein anderes Wallpaper? Erotik kommt immer gut.

girl

Das Schwimmbad ist kaputt. Ich dachte, mich erwartete ein Anblick etwa wie oben. Gut, ich mag Schwimmen sowieso nicht.

Ich dachte, Ost-Bräute hätten immer kurze blonde Haare und eine Walküren-Figur? Als Ersatz kann ich den Märkischen Konsum in der Offenbachallee empfehlen: Die Verkäuferin ist mehrere Blicke wert und äußerst attraktiv (sie trug ein schwarzes Tommy-Hifinger-1985-shirt – das ist aber nicht ihr Geburtsdatum. Ich habe sie gefragt!) Seife ist in der Reha-Klinik nicht im Preis inbegriffen, ich musste welche im Konsum kaufen.

seniorenresidenzLeberseniorenresidenzKuchen

Alles luxuriös hier, aber natürlich Abzocke. Der Obararzt sagte grinsend zu mir: Eine Flasche kostet 2,50 Euro, aber das Wasser dazu sei gratis. Ich trinke aus Protest Leitungswasser. Essen: Sehr gut, all you can eat bei Frühstück und Abendessen, und nicht vegan verseucht. Nehmt dies, Muselmanen: Leber und Wurst vom Schweinchen!

Kurschatten gibt es nicht Die Anlage hier ist umzingelt von Altenheimen Seniorenresidenzen, wo diese vor sich hin residenzen. Ich bin der einzige Mann mit langen Haaren und vermutlich auch der einzige mit Instagram, Linux usw. und dem üblichen Zeug, was man so braucht. Heute erstes betreute Gehen. Krückendichte bei fast 100 Prozent, ansonsten meistens weißhaarige Damen, die nicht zur Bulimie neigen und die mich natürlich überhaupt nicht ansprechen weil sie irrig denken, ich sei zwei Jahrzehnte jünger als sie.

girl

Mein Gang ist natürlich nicht so, wie er sein sollte (die Version „weiblich“ oben) und wie die liebreizenden Physiotherapeutinnen im Krankenhaus mir rieten. Ich muss deren Tipps erst in mein Langzeitgedächnis hämmern. Man kann hier aber auch den gewohnten Trott hinter sich lassen. Aufstehen um sechs Uhr – sonst kriege ich kein Frühstück ab. Ich werde übrigens am 8. Juni entlassen. Bis dahin muss ich ohne Krücken gut laufen können.

burks

Was macht eigentlich Putin?

image_pdfimage_print

FYI: Tag 6 nach Operation

burks

Letzter Abendspaziergang im Patientengarten. Ab morgen Reha.

image_pdfimage_print

Wg. Mariugrad

soldier

Im Rahmen der Spezialoperation „Barbarossa“ wurden Soldaten der Wehrmacht aus Stalingrad evakuiert. #wording #propadanda

Wait a minute. Habe ich etwa ein falsches Foto zum falschen Thema genommen?

image_pdfimage_print

Unter Jägerschnitten

jägerschnitte

Aus der Reihe „Rezepte fremder Völker“: die Jägerschnitte. Ich habe vor der investigativen Recherche im Internet versucht, meine Geschmacksnerven erkunden zu lassen, aus welcher Substanz diese Schnitte sei – Fleisch, Fisch, Wurst, pure Chemie oder gar geschmacklose arabische Pampe? Oder ist diese Schnitte eine embryonale Form des Jägerschnitzels?

Nein, ich beklage mich nicht. Ich würde nur gern wissen, ob Wurst, hier Jagdwurst, immer nach nichts so schmeckt? Und was ist Aufschnitt-Grundbrät? Hört sich nicht gut an, so wie „Erich Honecker“ oder „Sättigungsbeilage“…

Nach dem Verzehr habe ich aber beschlossen, das Rezept nicht unbedingt nachkochen zu müssen oder erst, wenn ich mir nichts anderes mehr leisten kann.

image_pdfimage_print
image_pdfimage_print

Older entries