Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI)

Auf drängenden Wunsch des Publikums wird die beliebte Serie jetzt fortgesetzt.

essener Domschatz

Kreuznagelreliqiar, um 1040/49, im 14. Jahrhundert modifiziert. Man weiß nicht exakt, wie das Original aussah, ob etwa der Nagel frei einsehbar war. Der Kristall lässt sich öffnen, dieser Mechanismus und der Rahmen stammen aus der Gotik. Die Motive der Emails „zitieren“ die des Theophanu-Evangeliars [hatte ich hier noch nicht gepostet]. Die Stifterin lässt sich nur indirekt beweisen.
Klaus Gereon Beuckers schreibt in Gold vor Schwarz: Der Essener Domschatz auf Zollverein: „Tafelförmige Reliquiare insbesondere für Christus-Reliquien sind spätestens seit dem 10. Jahrhundert aus Byzanz gut überliefert. (…) Eine vergleichbare Disposition weist der so genannte Talisman Karls des Großen im Reimser Kathedralschatz auf [Palais du Tau]. Auch andere Werke des Essener Umkreises wie das Borghorster Kreuz [das 2013 gestohlen und für 100.000 Euro zurückgekauft wurde] oder das Gandersheimer Heilig-Blut-Reliquiar präsentieren um die Mitte des 11. Jahrhunderts Reliquien in Kristallgefäßen, die in den Rahmen einer Goldschmiedearbeit eingebunden waren. Dies war in der Zeit neu und greift Entwicklungen des 13. Jahrhunderts vor, in denen – ebenfalls in Rezeption byzantinischer Arbeiten – dann auch Körperreliquien sichtbar präsentiert wurden. Das Essener Nagelreliquiar nimmt unter den ottonischen bzw. frühsalischen Reliquiaren eine hervorragende Position ein und ist auch wegen seiner Tafelform innerhalb des erhaltenen Denkmälerbestandes einzigartig.“

Fragen über Fragen

Nachdem wir im letzten Beitrag dieser Serie (Jenseit des Oxus) überall zwischen der Levante, Afghanistan, Indien und China der letzten 3000 Jahre herumge(schw)irrt sind, hier noch einmal die Fragen:

a) Der europäische Feudalismus war offenbar ein Sonderweg. In anderen Regionen der Welt gab es feudale Verhältnisse auch, etwa in Japan, aber der Kapitalismus entwickelte sich dort viel langsamer, wenn überhaupt.

b) Braucht es eine Sklavenhaltergesellschaft vor dem Feudalismus – oder ist das Römische Weltreich ebenfalls ein zu vernachlässigender Sonderfall?

c) China ist heute die einzige Gesellschaft, in der sich Ansätze entwickeln, die zu nachkapitalistischen Produktionsverhältnissen führen könnten. Dort gab es aber keine Sklavenhaltergesellschaft. Könnte es sein, dass dieser Weg letztlich derjenige ist, der den Kapitalismus zuerst überwinden wird?

„Anatomie des Menschen ist ein Schlüssel zur Anatomie des Affen. Die Andeutungen auf Höhres in den untergeordneten Tierarten können dagegen nur verstanden werden, wenn das Höhere selbst schon bekannt ist. Die bürgerliche Ökonomie liefert so den Schlüssel zur antiken etc. Keineswegs aber in der Art der Ökonomen, die alle historischen Unterschiede verwischen und in allen Gesellschaftsformen die bürgerlichen sehen.“ (Karl Marx: Grundrisse, Einleitung [zur Kritik der Politischen Ökonomie], 1857, MEW 13, S. 636)

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Reliquienkreuz, vermutlich aus dem Rheinland, 2. V. 14. Jahrhundert, vergoldetes Silber mit Achat, Opal und Bergkristall.
Anna Pawlik schreibt in Gold vor Schwarz: Der Essener Domschatz auf Zollverein: „Auf der Vorderseite ist ein ornamental bearbeitetes, teilweise mit goldener Farbe bemaltes Pergament eingelegt, auf dem die Reliquien verzeichnet sind. (…) Die zwei kreuzförmig übereinanderliegenden Holzpartikel in [sic] Zentrum des Pegaments sind durch die umlaufende Inschrift De sancta cruce domini als Kreuzreliquien gekennzeichnet, Die Rückseite des Behälters ist mit einer silbervergoldeten, kreisförmigen Platte mit getriebenem Christuskopf in einer Mandorla verschlossen.“

Erste Antworten

Ich hatte geplant, mich zunächst mit der so genannten Asiatischen Produktionsweise auseinanderzusetzen. nachdem ich jetzt noch einmal Erich Pilz „Zur neuesten (1982!) Debatte über die Asiatische Produktionsweise in der Volksrepublik China“ gelesen hatte, erscheint mit das jetzt überflüssig. Die (…) aufgezählten Produktionsweisen sind also logische Abstraktionen, reine Wirtschaftsformen und deren logische Reihung,
rarbeitet beim Studium der politischen Ökonomie. Wer so eine Produktionsweise mit einer Periode der Gesellschaftsentwicklung gleichsetzt, der wird den methodischen Voraussetzungen bei Marx (logische Methode versus historische Methode) absolut nicht gerecht.
Das heißt: Es wäre vermutlich falsch, überall in der Geschichte zu suchen, ob eine Gesellschft dem „Modell“ APW ähnelt oder nicht und warum. Das bewiese gar nichts. Die APW ist also ein aus der konkreten Geschichte abstrahiertes ökonomisches Universale.

Man kann nur einen Umkehrschluss ziehen. Die Aristokratie oder Bürokratie (vgl. das alte Mesopotamien oder China) organisiert die produktive Arbeit und eignet sich einen Teil des Mehrprodukts der unmittelbaren Produzenten an. Im mitteleuropäischen Feudalismus kann von einer „Organisation“ der gesellschaftlichen Arbeit aber kaum gesprochen werden. Ganz im Gegenteil: Vor dem Absolutismus spielen eine Staatsmacht oder gar eine Bürokratie kaum eine Rolle für die Ökonomie. Dort aber gab es Kapitalismus zuerst. Oder, abstrakt ausgedrückt: Die Produzenten werden vollends von ihren Produktionsmittel am effektivsten getrennt, wenn eine Art europäischer Feudalismus vorhanden ist. Daraus kann man aber die letzte der obigen Fragen nicht beantworten: Die Ökonomie Chinas war auf dem Weg zum Kapitalismus eher „langsamer“, aber bedeutet das zwangsläufig, dass sich post-kapitalistische Formen dort am ehesten herausbilden können? Oder war es eine Kette von Zufällen? Das erscheint mir unwahrscheinlich, wenn man China mit Indien vergleicht.

Hierzu Pilz, der chinesischen Autoren zitiert (daher vermutlich der Begriff „Volk“, der von Marx so nicht benutzt worden wäre): Das grundsätzliche Mißverständnis bisheriger Interpretation der vorkapitalistischen Gesellschaftsformationen bei Marx liege darin, dass man jedes einzelne Volk alle Stufen durchlaufen sieht. Marx hingegen sah die Gesamtheit der Menschheitsentwicklung: Zu gewissen Perioden haben die Entwicklungsstufen gewisser Völker exemplarische Bedeutung, weil ihre Produktionsweisen zur Gesamtentwicklung besonders bedeutende Beiträge geleistet haben. Manche Völker haben lange keine nennenswerten Beiträge geleistet, um dann gewaltig hervorzutreten und wieder zurückzufallen (=nicht auf die nächst höhere Produktionsstufe zu kommen). Die Übernehmer solcher Beiträge hingegen waren oft fähig, darin eingebaute Hemmnisse zu überwinden. Was ist aus dem großartigen Ägypten, was aus Assur geworden? Kein Volk, auch kein europäisches, hat alle von Marx genannten Stufen durchlaufen. Für Marx war die Asiatische Formation beispielhaft innerhalb eines bestimmten Zeitraumes – so wie Griechenland und Rom beispielgebend waren für die Sklavengesellschaft. Die APW stellt also keine Erscheinungsform eines bestimmten Gebietes dar, aber innerhalb der Gesamtentwicklung eine modellhafte Stufe und ist damit von allgemeiner Gültigkeit.

Offenbar war man sich damals – bei Erscheinen der Pilzschen Zusammenfassung – in China sogar fast einig, dass dort weder eine „Asiatische Produktionsweise“ noch eine „Sklavenhaltergesellschaft“ wie im Marxschen theoretischen Modell existiert hat.

Das beantwortet auch meine Frage: Es gibt nur ein „logischen“ Schema, wie die Menschheit sich von einer klassenlosen „Urgesellschaft“ bis zur Klassengesellschaft im Kapitalismus entwickelte, aber mitnichten eine historische Abfolge. Die Frage, ob es für den Kapitalismus vor dem Feudalismus einer Sklavenhaltergesellschaft bedürfe oder nicht, ist also falsch gestellt und unsinnig.

Eine witzige Pointe ist, dass es vor mehr als vier Jahrzehnten in der marxistischen Diskussion offenbar nicht „opportun“ war, einen Zusammenhang zwischen historischen Elementen der „Asiatischen Produktionsweise“ und der Gefahr des Bürokratismus in sozialistischen Staaten Asiens zu vermuten. Dieses Thema war schon zu Beginn der chinesischen Kulturrevolution aktuell, wenn nicht sogar der Anlass. Heute könnte man polemisch entgegen, diese bürokratischen Elemente hätten genau das Gegenteil bewirkt – dass der chinesische Staatskapitalismus oder – in deren Parteineusprech – der Sozialismus chinesischer Prägung sich gerade deshalb als besonders stabil und progressiv (gegenüber dem „westlichen“ Kapitalismus) erwiesen hat.

Wird fortgesetzt.

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Reliquiar, vermutlich letztes Drittel 14. Jahrhundert. Im Unterschied zu allen anderen Reliquiaren hat dieses eine rechteckige Grundform. Angeblich enthält es Reliquien der Margareta von Antiochia, der Christina von Bolsena, der Agnes von Rom, der Felicitas sowie den üblichen „Hausheiligen“ des Essener Doms. Auf einem Pergament steht de S(an)c(t)a elisabeth und De capillis Elisabeth(i)na v(…). Vermutlich war die Stiftern die Äbtissin Elisabeth von Nassau-Hadamar.

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Ostensorium, vermutlich Rheinland, vor 1450, vergoldetes Silber, getrieben und gegossen, 57, 2 cm hoch. Die Details sind zum Teil unfassbar winzig – wie die kleinen Heiligenfiguren und die Wasserspeier seitlich der Baldachine.

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Paxtafel, auch bekannt als Kusstafeln, gegossenes Silber, graviert, Bergkristall. Nur Kleriker durften diese Dinge küssen. „Das Küssen des Reliquienbehälters galt dabei in besonderer Weise als heilbringend, bei besonderen Anlässen konnte er zudem zur Gewährung eines Ablasses dienen. Der Brauch setzte sich bereits im 13. Jahrhundert durch.“

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Agraffen (hier: Schmuckschließe), französisdch-burgundisch, nach 1360, Goldemailplastik, alle kleiner als fünf Zentimeter Durchmesser. Diese Schmuckstücke sind extrem selten, nur wenige wurden erhalten. Um 1400 waren diese solche Agraffen der letzte modische Schrei an den Höfen der herrschenden Klasse. Sie waren nicht nur ein Kapitalanlage, sondern beschrieben die interne Hierarchie durch Zeichen und das aristokratische Selbstverständnis. „Prachtentfaltung“ ist eine Seite der feudalen Existenz. Ich schrieb hier 2019: Die Feudalklasse kann die Realität erkenntnistheoretisch nur verzerrt wiedergeben, da sich sich nur per Gewalt und Konsum auf die Natur bezieht. Man kann diese notwendige ideologische „Behinderung“ (ähnlich wie Religion) mit dem Waren- und Geldfetisch vergleichen – eine nur ökonomische Form wird von den Akteuren als Eigenschaft des Dings an sich angesehen. Deswegen glaubt auch die FDP an den „Markt“ als eigenständig handelndes höheres Wesen – ähnlich wie ein feudaler Adliger des 10. Jahrhunderts eine Reliquie als magisches wirkmächtiges Objekt ansah.

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Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II (15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)

Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) 05.11.2020)

Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) 27.12.2020)

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Kommentare

5 Kommentare zu “Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI)”

  1. Godwin am April 18th, 2022 6:09 pm

    der Fragen werden nicht weniger:

    @ Reliquien:
    geht man mal wohlwollend davon aus, dass die nicht unbedingt vom x-beliebigen Dorf-Friedhof geklaut,
    (was bei der Menge an Reliquien in Europa ja nicht ganz abwägig ist)
    sondern tatsächlich aus dem nahen Osten angeeignet wurden – welche Funktion erfüllten sie dort in den orthodoxen (?) (evtl. gar koptischen) Kirchen?

    Hier ging es ja (neben Geld) darum, Macht und Herrschaft ikonisch zu (re-)präsentieren und zu festigen.
    Der eine zieht das Schwert aus dem Stein, der andere wedelt mit ein paar Knochen-Splittern.
    Adel und Klerus haben ja Jahrhunderte gestritten, welcher Zauber der bessere sei – wohlwissend, dass der eine ohne den anderen nicht kann.

    @ europäischer Sonderweg:
    das röm Reich zerfällt und die Völker wandern umher.
    Aber scheinbar nicht in Asien. Seit der „Eroberung“ Indiens durch die „Arier“ herrscht da scheinbar eine Art Stillstand…
    Welche fremden Besitz- und Produktionsverhältnisse werden in der Zeit eingeschleppt, erfunden, etabliert?

    Bürokratie scheint mir in Europa eine eher besonders wichtige Rolle eingenommen zu haben. (vgl. Max Weber)
    Wenn ich H.A. Winkler (Geschichte des Westens – die er in Agypten beginnen lässt) recht verstanden hab, dann ist es doch gerade die regelmäßige Kompetenzen-Teilung („Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist“) das Besondere und eine der treibenden Kräfte.
    Wie sonst kann hier die doppelte Buchführung entstehen?

    Marx unterstellt ja eine gewisse Kontinuität in der Geschichte. Etwas das Foucault verneint.
    Evtl. solltest du seine Denk- und Analyse-Methode verwenden, um weiterzukommen.
    Zufälle triggern wohl gewaltig.
    (Übernahme der arabischen Zahlen, Einführung der Null)
    https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-2401-4/metamorphosen-des-kapitals/

    @ Post-Apokalypse aka nachkapitalistische Produktionsverhältnisse:
    sicher spekulativ – aber
    1.) wird es besser als das jetzige System
    2.) welche Klassen stehen sich dann wie gegenüber?
    in gewisser Weise könnte man ja argumentieren, dass der Sozialismus nur eine andere Sozialstruktur wollte, aber an der Produktionsweise nicht wirklich etwas zu ändern gedachte.
    Auch ein VEB muss investieren, produzieren, verkaufen, reinvestieren…

  2. ... der Trittbrettschreiber am April 19th, 2022 5:07 am

    Tschuldigung, ich kann es nicht lassen…
    Gerade stelle ich mir vor, wieviele Teile von wievielen Leuten wohl in eine JEVER-Flasche passen täten.
    Ist ja schon ein komisches Gefühl, wenn du das Glück (oder Pech) hast, irgendwie als Heiliger im Gedächtnis der nachfolgenden Generationen (und immer wieder frisch!) erhalten bleibst und deine Knochen mit anderen, die du vielleicht garnicht ausstehen konntest, in einem Gefäß (dazu noch eckig) landen.
    Ich selbst finde die gewaltige Schere zwischen der realen Person und die von ihr gestifteten und sich verselbstständigenden Glaubenssätze und -inhalte viel spannender als eine goldene Schatulle, die zur Zeit ihrer Fertigung einen immensen Wert gehabt haben muss und die heute nur noch von Insassen gewisser Blasen gewürdigt werden kann (Gott sei dank).
    Die Menschen der Gegenwart haben mit Tesla, E-Bikes, Weltuntergang und verzögerten Waffenlieferungen genug zu bewältigen; es mag aber sein, dass der stille Kathedralenbesucher einen kontemplativen Schauer beim Betrachten der Reliquien empfindet, fühlt er sich doch endlich einmal grundgütig geborgen im sakralwarmen Schoße der anscheinend alles bewahrenden Kirche….?

  3. Jim am April 19th, 2022 8:57 am

    @Godwin
    Ich könnte es niemals beweisen oder mit Fakten unterfüttern, behaupte aber kühn, dass die allermeisten Reliquien falsch sind. Bei diesen aufwändigen Kelchen, die Burks hier präsentiert wohl nicht, aber überlege mal, wie viele Holzsplitter aus dem Kreuz Jesu, Leichentücher mit seinem Odeur es gibt, von den unzähligen Vorhäuten ganz zu schweigen!
    Da kann ja jeder Kreuzfahrer wild etwas behauptet haben, vielleicht aus Geltungssucht, aus reinem Wahn (nach solch einem Ausflug kehrt man sicher nicht „normal“ zurück), tja und irgendwie musste man seinen Stift, sein Kloster, seinen Kirchenkreis ja zu etwas verhelfen.

    Sollte das bei den Kopten ähnlich sein, erfüllte es dann auch den gleichen Zweck. Anderen seinen Hokuspokus schmackhaft machen.

  4. admin am April 20th, 2022 6:06 am

    @Godwin: Ich behalte die Fragen im Sinn. Aber eine kann man sofort beantworten. Natürlich gibt es einen Kontinuität, sogar einen permanenten Fortschritt, weil e auf dem Weg zum Kapitalismus kein Zurück mehr gab. Auch der „Untergang“ des römischen Reiches ist in Wahrheit ein Fortschritt, wenn man sich die Produktionsverhältnisse ansieht.

  5. ... der Trittbrettschreiber am April 20th, 2022 10:27 am

    „Auch der „Untergang“ des römischen Reiches ist in Wahrheit ein Fortschritt, wenn man sich die Produktionsverhältnisse ansieht.“

    Ist der Verzehr einer Goldstriemenbrasse immer ein Fortschritt? Ich meine, wie kommt man sonst auf Ideen wie Mehrwert und die mit gestohlenen Produktionsmitteln erzeugten Waren anhaftenden Phantasmagorien, ohne antelle von wildem Alterssex ein JEVER verköstigt zu haben?

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