Rejecting inappropriate request [Update]
/imagine –q 1 lupe fuentes undressed smiling sitting chair Berlin
Ich habe ein bisschen auf meinem Discord-Kanal bzw. Midjourney herumgespielt (ja, ich habe einen bezahlten Account). Es ist wie mit den Robotern in den Romanen Stanislaw Lems: Die KI macht, was man ihr einprogrammiert, aber das ist so doof wie der Einprogrammierer.
Bei Lupe Fuentes, von der ich annahm, dass ChatPGT rund eine Milliarde Vorlagen fände, sehe ich bei dem Ergebnis nicht viel, und auch das „undressed“ müssen wir noch üben.
Aber vermutlich fällt das unter rejecting inappropriate request. Auch eine Nazi-Demo konnte ich nicht erzeugen, es wurde gleich nach einer künstlichen ZensurModerationsinstanz gerufen, bis jetzt ohne Ergebnis. Ist also so wie bei Fratzenbuch. Ich habe dennoch einen gewissen anarchistischen sportlichen Ehrgeiz, das unterlaufen zu können.
/imagine secondlife sim arabic style tahari roleplay
Künstliches erzeugt etwas Künstliches. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, obwohl es langweilig ist. Das liegt an meiner ebenso langweiligen Boolschen Algebra (nennt man das dort auch so?).
/imagine aerial photo holzwickede town vintage style north rhine westphalia
Vermutlich ist mein Heimatdorf (oder ist es ein Städtchen?) irrelevant – das Ergebnis ist ein absoluter Reinfall. So sah und sieht es dort nicht aus. Es wäre interessant zu erfahren, ob und wie kommerzielle Fotoanbieter wie Alamy oder Getty Images den Zugriff der KI auf ihre Bilder verweigern können, obwohl Thumbnails zugänglich sind.
/imagine railway line Guayaquil Duran steam locomotive ecuador
Verständlich, dass eine schöne Dampflok schnell gemacht werden kann. Aber wo ist Ecuador? Vermutlich soll das durch die Palmen und das wuchernde Grünzeug suggeriert werden. Es sieht auch so aus, als führe der Zug gerade von einem Abstellgleis los. Ich müsste mir eine intelligentere Eingabe ausdenken und bessere Parameter, von denen schon der Terminator sprach.
/imagine Blueprint manuscript of a Alien device, schematic, marginalia, alien, heavy shading ::1, Colored, hyperrealism ::0.5
Das alien device stammt nicht von mir. Man muss also von anderen lernen, was einzugeben wäre, um interessant und ästhetisch ansprechende Ergebnisse zu bekommen – wie unten.
Hinweis: Ich vermute, dass alle freischaffenden Maler und Künstler durch KI allzubald in den Bankrott getrieben werden.
/imagine The beautiful woman from faerie fantasy, in the style of fantasy, celebrity – portraits, sterling silver highlights, epic fantasy scenes, realistic portrait, hyperrealistic, made of liquid metal, stark realism, 8k
[Update] Man kann sich auch künstlich anschnauzen lassen.
Vintage Cat
Meine Cousine, eine Katze und ich 1957 in Büsum an der Nordsee.
Anything left unsaid may surprise you
„It is better to describe what you want instead of what you don’t want. (…) Anything left unsaid may surprise you. Be as specific or vague as you want, but anything you leave out will be randomized. Being vague is a great way to get variety, but you may not get the specific details you want.“ (Aus einem fucking manual für ChatGPT)
Gelten diese Tipps nicht auch für Dates, Flirts und Anmache, also für natürliche Intelligenzen?
Unter Siebenern
Was mir auffiel, als ich spät, aber nicht zu spät die Paddelsaison eröffnete und was das zweite Foto beweist: Auf den Booten der wohlhabenden Berliner Mittelklasse sitzt immer eine attraktive Frau und sonnt sich, der Mann steuert (nicht etwa umgekehrt). Der arme paddelnde Proletarier kann nur die eigenen Zehen bewundern.
Oder sich amüsieren, wenn Azubis Anfänger im Rudern zu fünft durch die engen Kanäle von Klein-Venedig müssen und mit ihren Paddeln an jeder Seite überall hängen- und steckenbleiben dergestalt, dass sie, ihrer eigenen Unfähigkeit eingedenk, mir dann höflich den Vortritt lassen anbieten, an ihnen vorbeizuziehen.
Frage an das bootsaffine Publikum: Da ist ein Ruderboot mit sieben Leuten. Ist das nicht verboten? Ich dachte, es gäbe Achter mit Steuermann, aber Siebener? Ist einer verloren gegangen oder wurde aus Kostengründen eingespart?
Kurz nach Mittag wurde es dann voll und voller und ich paddelte zurück ins Bootshaus, wo seit Neuestem Leckereien aufgetischt werden.
Am 14.08.2022 war ich das letzte Mal aus dem Wasser und das erste Mal seit der Hüft-Op. Das sollte wieder öfter geschehen, aber ich arbeite jetzt in Vollzeit und habe nur die Wochenenden frei. Dank der Klimaerwärmung ist es leider bekanntlich kälter.
Be not different
Heute habe ich mich in Kreuzberg herumgetrieben, da mein Roller zum Check in der Werkstatt ist. Auf den ersten Blick hat sich seit zwei Jahrzehnten nicht viel geändert, auf den zweiten jedoch sehr viel, wenn man noch länger zurückdenkt. Den Mehringhof – einst das Zentrum der „Alternativszene“ – sieht noch genau so aus wie vor vierzig Jahren. Aber das legendäre „Spectrum“ (später „EX“) – zusammen mit dem Slainte in der Oranienstrasse die Autonomen- und Hausbesetzerkneipe -, ist heute woke, also kleinbürgerlich bzw. pseudopunkig. Vermutlich muss man vorher mit Gendersternchen unterschreiben, um hineingelassen zu werden.
Ich kann mich noch an erinnern, als im Dezember 1993 der so genannte Einblick von den Nazis veröffentlicht wurde, und der Fotograf Dietmar Gust und ich die zweifelhafte Ehre hatte, als einzige mit Bild daran aufzutauchen mit dem Hinweis, man solle uns „unruhige Nächte“, bereiten, waren wir am Abend im „Spectrum“ (oder hieß es damals schon „EX“?), und alle „Autonomen“ und die, die es sein wollten, erkannten uns und glotzen uns grinsend an.
Lustig war ein Treffen mit der damaligen Berliner Schachmeisterin (deren Name mir leider nicht mehr einfällt) und dem heutigen Großmeister Matthias Wahls im Biergarten des Mehringhofs. Über Wahls hatte ich in meinem ersten Buch „Unter Männern“ (1988) eine kleine Reportage geschrieben. Wir überredeten ihn, einen Joint zu rauchen, was der noch nie gemacht hatte. Dem Schachmeister wurde gleich übel, und er musste sich übergeben, und wir lachten uns alle kaputt.
Bergmannstrasse Ecke Nostizstrasse, heute (oben) und vor 20 Jahren (2003)
Ich kehrte auch in meiner ehemaligen Stammkneipe Café Atlantic in der Bergmannstrasse ein. Alles ist vollgestellt mit so genannten Stadtmöbeln, die den Autoverkehr verhindern einschränken sowie unzähligen rot-weiß-gestreiften Pollern und gelben Huckeln auf dem Asphalt. Man muss nur einen Kaffee trinken und kann die Lastenfahrräder zählen, die sich bis an den Horizont des Kiezes ausbreiten, oft gelenkt von Männern mit Hipster-Dutt. Da die Gegend durchgentrifiziert und die Leute, die dort wohnen, wohlhabend sind, zieht das um so mehr das menschliche Elend an, das Cafegäste anbettelt. Irgendwie gruselt mich das: Man bekommt das Gefühl, dass alles bis ins kleinste Detail protestantisch-moralisch-gutmeinend grün durchgestylt ist, und das alles, was hier nicht hinpasst, hinausgeekelt werden soll.
Wohlhabend? Es gibt sicher noch Leute, die noch Mietverträge haben, die aus der Zeit der Hausbesetzungen stammen und bevor die Sanierung begann, also aus den 80-er Jahren. Für die wird es bezahlbar sein. Aber manche fühlen sich offenbar noch immer mehr mit der Türkei verbunden und wollen das jedem in Form von Fahnen mitteilen.
Über die Markthalle hatte ich schon 2007 geschrieben. Die Atmosphäre ist weg, die Leute von damals auch. Was man kaufen kann, ist für Staatsknete-Empfänger eh zu teuer. Aber es gibt genug Touristen, die die Cafes draußen und drinnen am Leben erhalten halten. Currywurst raus, vegan rin – wie überall.
Ich war ganz überrascht, dass ich froh war, wieder in Neukölln zu sein, wo es vernünftige Straßennamen gibt und wo alles gewohnt und anheimelnd trashig ist.
Balkonien, zwangsläufig revisited
Ich habe zwar eine Woche Urlaub, aber das Programm ist dennoch straff. In Wahrheit habe ich gar keinen Tag frei, sondern muss immer etwas erledigen, wie heute noch Leibesübungen und hebräische Verben pauken, weil ich morgen wieder Unterricht habe.
Ich plane, meine Feudalismus-Serie, an der ich, wie das Stammpublikum weiß, schon seit 2015 schreibe, alsbald fortzusetzen mit dem dritten Teil der Rezension Parzingers. Wer vergessen hat, worum es eigentlich geht, kann sich schon mal mit der vorläufigen Zusammenfassung warmlesen. Wir wollen doch alle wissen, ob der Kommunismus zwangsläufig kommt oder nicht.
Klima, Gendersternchen und Hengameh
Voll das Wokistan-Klischee: Klima, Gendersternchen und Hengameh. Aber das Café ist schön. (Dessen „Webdesigner“ hat schon lange nichts mehr gemacht.)
Nimm dies, Hüft-Op!
Nimm dies, Hüft-Op! Heute bin ich zum ersten Mal seit Februar 2022 wieder mit meinem NCM Moskow gefahren – und gleich von Neukölln quer durch die Stadt bis zum Prenzlauer Berg zum Bike-Doctor. FYI: Die Oberbaumbrücke ist noch da, wo sie immer war, wie die Fotos beweisen.
Wie schon berichtet, hatte sich vor mehr als einem Jahr ein einstürzender Altbaum auf meinen Roller und das E-Bike zum Sterben gelegt. Beim dem Niu war nur eine Schraube unter dem Sitz locker, der ist smart. Das E-Bike war noch fahrtüchtig, aber den Hinterreifen hat es leider doch erwischt: Ein neuer müsse her, sagte der Doktor.
Ein komisches Gefühl – ich wusste gar nicht mehr, wie das Teil zu bedienen ist und schwebte gefühlt, im Gegensatz zum Roller, hoch über dem Verkehr dergestalt, dass mich einige andere Fahrräder überholten, weil meines hinten eierte und nicht freilief, aber durch den Akku immerhin so viel Schub bekam, dass ich immerhin noch die meisten Gefährte, die nur per Muskelkraft bewegt werden, hinter mir ließ.
Ich hatte eigentlich geplant, das E-Bike zu verkaufen. Ein tiefer Einstieg ist bequemer. Aber meine Hüfte meckerte nicht, als ich das rechte Bein über den Sattel schwang. Ich vertage die Entscheidung. Nach dem Urlaub im Oktober sehen wir weiter.
Unter Wiederbelebten
Nein, Rewe, ich denke gar nicht dran. Die Moorleichen bleiben da, wo sie sind.
Herrentag
Bewaffnete Arbeiter und Soldaten auf dem Weg in das Berliner Zeitungsviertel während des Januaraufstands 1919, Foto: Willy Römer, 5. Januar 1919 (Deutsches Historisches Museum, Berlin)
Kunst am Stromkasten
Gesehen in Berlin-Kreuzberg
Da sprach der alte Häuptling der Indianer nichts mehr
Bedauerliches, auf Linie gebracht
Durch ein bedauerliches Missgeschick wurde für dieses Blog-Posting ein unpassendes Foto gewählt.
Was haben wir?
– Mann. Messer. Psychisch gestört. Schwer verletzte Kinder. Berlin. Michael?
– Der MDR hat ein „millionenfach gesehenes“ Video manipuliert: um es dramatischer wirken zu lassen! An einer Stelle wurden die Schreie des Aktivsten einfach zweimal hintereinander geschnitten – um sein Leid unter der Schmerz-Maßnahme der Polizei länger und schlimmer erscheinen zu lassen. Der Sender bewarb seine Doku also mit einer dreisten Fälschung – und diese ging viral.
Der MDR: Nach Durchsicht aller MDR-Veröffentlichungen zu dem Thema ist uns bei dem Short auf Youtube beim Abmischen der Tonspur ein unerklärbares bedauerliches Missgeschick passiert.
So ganz zufällig? Polizei pöhse. Klimakleber gut – in den Herzen der Redakteur*_&%Innen.
– Der DJV-JVBB (ich bin Mitglied) instragramt unglaublich hip, hipster und so was von cool seinen zahllosen Followern, dass künstliche Intelligenz gut schlecht sei, nur dürfte niemand seinen Job verlieren. Gut, dass wir darüber geredet haben.
– Der Verein Säkularer Islam fordert Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf, die Kooperation mit dem Zentralrat der Muslime sofort einzustellen. In einem Brief an die Ministerin (…) fordert der Verein Säkularer Islam, umgehend das Verbot des IZH und die Schließung der Imam-Ali-Moschee in Hamburg. In dem zweiseitigen Schreiben des Vereins um die Soziologin Necla Kelek heißt es: Wir fordern Sie auf, die Zusammenarbeit, Kooperationen und Gesprächsformate mit dem Zentralrat der Muslime (ZMD) einzustellen. Zumindest so lange das IZH und seine Umfeldorganisationen dort Mitglied sind.“
Das halte ich für den falschen Ansatz. China will Muslime auf Linie bringen. Moscheen zu Turnhallen!
– And now for something completely different. Nutzt hier jemand Windows und Edge? (via Fefe)
– Muss hier jemand akkadische Texte übersetzen?
Overdressed
Auf dem Hof der Skalitzer Strasse 33 in Kreuzberg, Mitte der 80-er Jahre.
Bitte beflaggen Sie sich
Er hat [bitte selbst ausfüllen] gesagt
Deutsche Journalisten bei der Nachricht, Boris Palmer habe „Neger“ gesagt…
Besser gucken
Ich habe meinen Optiker gewechselt, der mir zu teuer wurde. Also weg von der Kleinbourgeoisie, hin zur Großbourgeoisie. Nur halb so teuer – und ich kriege für rund 500 Euronen noch eine Sonnenbrille mit Gläsern in meiner Stärke dazu. Da kann man nicht meckern. Den Laden kann ich auch empfehlen, weil der junge Mann, der mich sehr kompetent bediente, sich als Gamer outete und wir gleich ins Fachsimpeln kamen, was virtuelles Hauen und Stechen angeht.
Meine Augen werden besser, einer der wenigen Vorteile des Alterns.
Am Schlesischen Tor
Blick aus einem Fenster meiner Dachgeschosswohnung in der Köpenicker Strasse 194 in Richtung Schlesisches Tor, ca. 1995 oder 1996. Es war ein großer Fehler, in diese Wohnung zu ziehen: Sie war überteuert, hatte keine abgetrennten Räume, außer der Küche und dem Bad, und ich bin am ersten Tag von einer Leiter gefallen und habe mir die Hüfte gebrochen. Das mit meiner damaligen Freundin ging auch nicht lange gut, und sie zog nach zwei Jahren aus. In dieser Wohnung war ich nie wirklich glücklich und zufrieden.
Hier habe ich unter anderem das Buch über Tron geschrieben und die ersten Schritte ins World Wide Web getan (im Internet war ich schon ein wenig früher, als ich noch in der Pfuelstrasse 5 gleich nebenan wohnte).
Unter Fliegenfangenden
Mein Kater Antares, 1976 oder 1977, in meiner Wohnung am Willmanndamm in Berlin-Schöneberg.
Unter Schtieseln
Meine Konfirmation 1966 oder 1977. Ein grandioses Foto, das meine Kindheit anschaulich zusammenfasst. Alle außer mir sind schon tot. Von links nach rechts: Meine Tante Leni (Hausfrau, neuapostolisch und Ehefrau eines Priesters/Laienpredigers der NAK), mein Vater Kurt (Bergmann, später kaufmännischer Angestellter, Priester in der NAK), meine Oma Caroline Baumgart (Hausfrau, neuapostolisch), neben mir mein Opa Hugo Schröder (Bergmann, Hirte und Gemeindevorsteher in der NAK), vorn rechts mein Opa Peter Baumgart (Bergmann, Priester der NAK), ganz rechts mein Onkel Otto Mey (Bahnangestellter, Hirte und Gemeindevorsteher in der NAK). Leni war die Tochter meines Onkels Otto.
Jetzt brüllen auch in Dresden die Muezzine herum. Ein Fall für Arthur Harris? Die Weltläufte geben zur Zeit nichts Überraschendes her. Daher darf ich – das Einverständnis des Publikums vorausgesetzt – einen Besinnungsaufsatz schreiben eine religionssoziologische Studie verfassen.
Vorab sollten einige anthropologischen Fragen geklärt werden.
– Warum tragen alle Männer schwarze Anzüge, der Konfirmand eingeschlossen? Ein normaler Anzug, aber ganz in schwarz, ist die „Uniform“ der „Geistlichen“ in der NAK. Niemand hat eine theologische Ausbildung, und sie machen trotzdem das, was Pfaffen so tun. Und da das funktioniert, ist das für sie ein „Beweis“, dass der Heilige Geist aus ihnen spricht. Der „Straßenanzug“ soll genau das zeigen.
Luther hat allerdings die Knechtschaft aus Devotion besiegt, weil er die Knechtschaft aus Überzeugung an ihre Stelle gesetzt hat. Er hat den Glauben an die Autorität gebrochen, weil er die Autorität des Glaubens restauriert hat. Er hat die Pfaffen in Laien verwandelt, weil er die Laien in Pfaffen verwandelt hat. Er hat den Menschen von der äußeren Religiosität befreit, weil er die Religiosität zum inneren Menschen gemacht hat. Er hat den Leib von der Kette emanzipiert, weil er das Herz an die Kette gelegt. (Karl Marx) Die protestantischen Sekten ebnen die Hierarchie zwischen Glaubensvolk und Paffen konsequent ein. Jeder (Mann) kann alles sein und werden. Mein Opa Peter konnte, als er 1918 nach Deutschland kam, weder richtig lesen noch schreiben. Prediger wurde er trotzdem.
– Was machen die da, und wo sind die anderen Frauen? Natürlich wurde immer und permanent und ausschließlich über die Bibel (liegt auf dem Tisch) und religiöse Themen geredet. Frauen mussten die Klappe halten und wurden dabei nur geduldet. Meine Oma Caroline widersetzte sich dem unausgesprochenen Verbot – sie gesellte sich zu den Männern, sagte aber nichts, sondern hörte nur zu. Ich durfte auch nichts beitragen, ich war noch zu jung.
„Wie in allen Gemeinden der Heiligen lasset eure Weiber schweigen in der Gemeinde; denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, dass sie reden, sondern sie sollen untertan sein, wie auch das Gesetz sagt. Wollen sie aber etwas lernen, so lasset sie daheim ihre Männer fragen. Es steht den Weibern übel an, in der Gemeinde zu reden.“ (Paulus, 1. Brief an die Korinther 14, 34)
– Wiederholt sich das nicht alles unendlich oft? Nein, die „theologischen Themen“ wurden mit persönlichen Geschichten angereichert. Wie sich ein ostpreußischer Bauer mit dem Teufel verschworen hatte und mein Onkel Otto, der aus Gumbinnen stammte und in seiner Jugend als Bauernknecht arbeitete, ihn überlistete, mit Gottes Hilfe. Wie meinem Vater in einem Hohlweg in Holzwickede der Geist eines Selbstmörders erschien. Wie ein „Apostel“ der NAK in Opherdicke den Geist eines Selbstmörders vertrieb, der dort in einem Haus herumspukte. Wie Onkel Otto im 1. Weltkrieg ganz allein und mit Gottes Hilfe mehr als ein Dutzend Franzosen gefangen nahm und dafür einen Orden bekam. Wie mein Opa Peter in Russland während der Revolution zu Tode verurteilt wurde und aus dem Gefängnis floh, mit Gottes Hilfe.
– Wie informierte man sich über die Weltläufte? Information wird überschätzt. Fernsehen war verboten. Radio eigentlich auch – mein Opa Hugo hat das bis zum Lebensende konsequent durchgezogen. Mein Opa Peter aber hatte ein Radio, weil er aus dem damals russischen Polen stammte und Russisch verstand und hören wollte. Die „Welt“ – also known as Babylon – brauchte man nicht, und man sollte sie auch meiden. Tanzstunde oder Disko? Verboten? Kirmes oder Schützenfest? Verboten. Freundschaften mit Leuten, die nicht neuapostolisch waren? Verboten, vor allem für Kinder von „Amtsträgern“ – wie mich. Bücher? Sind gefährlich. Mein Opa Hugo riet meinen Eltern, mich nicht auf ein Gymnasium zu schicken. Kino? Verboten. Meine Mutter erzählte mir noch gestern, wie sich sich als junges Mädchen in Hamm heimlich einen Kinofilm ansah und dabei ein fürchterlich schlechtes Gewissen und viel Angst hatte, Gott (der bei den Neuapostolischen meistens „der himmlische Vater“ genannt wird) würde sie dafür bestrafen. Die Verbote mussten gar nicht ausgesprochen werden. Man wusste einfach, was zu tun und zu lassen war.
Und jetzt zur religionssoziologischen Studie. Kann sich das Publikum vorstellen, warum mir Filme wie Shtiesel, Unorthodox oder Rough Diamonds (empfehlenswert!) „unheimlich“ bekannt vorkommen und warum mir die oft ein beklemmendes Gefühl erzeugen, das sich gleich verwandelt in das Bedürfnis, in diese Milieus hineinzufahren wie der Teufel unter die armen Seelen und alles auszuräuchern?