Abstrahierte ökonomische Universale, revisited
The image depicts humanity’s historical progression: from communal hunter-gatherers in the Primitive Communism era, to chained laborers under monumental construction in Slavery, to peasants working under armed nobility in Feudalism, and finally to industrial workers and striking laborers in a cityscape dominated by factories and skyscrapers in Capitalism. –ar 3:2
Fortsetzung von Mongolen, Ming und Moguln (Die Kinder des Prometheus Teil III).
Wir können jetzt eine vorläufige Arbeitshypothese aufstellen: Die marxistisch geprägte Geschichtswissenschaft irrte, wenn sie die Abfolge der Gesellschaftsformationen, wie sie in Europa zu beobachten ist, auf den Rest der Welt übertragen wollte. Es gab weder überall eine Sklavenhaltergesellschaft, wie in der Antike, vor allem im römischen Reich, noch ist sie eine notwendige Entwicklungsstufe zum Feudalismus.
Das Problem wurde schon früh erkannt, aber weniger von Wissenschaftlern der sogenannten „sozialistischen“ Ländern, sondern eher von den – nicht sehr zahlreichen – Historikern im „Westen“, die ihren Marx gelesen hatten. Ich erwähnte vor fünf Jahren schon Wilhelm Backhaus: „Marx, Engels und die Sklaverei. Zur ökonomischen Problematik der Unfreiheit„, der immer noch das Standardwerk ist, wenn es darum geht, die Diskussion seit den 70-er Jahren zusammenzufassen.
Backhaus schreibt: „Kurioserweise wurden bis vor wenigen Jahren [das Buch erschien 1974] auch die altorientalischen Gesellschaften als Skalvenhalterordnungen bezeichnet, obwohl dort die „Zahl der Sklaven verhältnismäßig gering“ war und „die Sklaverei noch nicht die gesamte Produktion erfaßt“ hatte. (1) Man habe stattdessen wieder „auf die Marxsche Kategorie der asiatischen Produktionsweise [APW] zurückgegriffen, die ja von Anfang an einen einfachen Weg geboten hätte, alle sonst nicht eindeutig klassifizierbaren, despotisch geführten Gesellschaften systemimmanent zusammenzufassen. Aber gerade der Fall China scheint jetzt Anlaß zu geben, aus leicht erahnbaren Motiven (2) die kaum vollständig wiedererweckte Theorie der asiatischen Produktionsweise zum zweiten Mal zu „liquidieren“.“
Übersetzt heißt das: Wenn statt der Sklavenhaltergesellschaft die „asiatischen Produktionsweise“ die Vorstufe zum Feudalismus gewesen wäre, vor allem in China, bedeutete das damals für die Diskussion unter marxistischen Historikern, dass es einen chinesischen Sonderweg zum Kapitalismus und zum „Sozialismus“ gegeben hätte. Das durfte aber nicht sein.
Dagegen nahmen Marx und Engels die Formen der Produktion als Kriterien zur Strukturierung des historischen Prozesses, der zur Bildung der kapitalistischen oder bürgerlichen Produktionsform führte. Nirgends aber stellten sie ein festes Periodisierungsschema auf, gar mit dem Anspruch auf zeitlich universale und räumlich lückenlose Geltung. Vielmehr beschränkten sie sich bewußt auf den europäisch-mediterranen Bereich, mit nur gelegentlichem Seitenblick auf Asien. (Imanuel Geiss: Zwischen Marx und Stalin Kritische Anmerkungen zur marxistischen Periodisierung der Weltgeschichte, in: APuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte), 41/1974) |

Man muss sich also verabschieden von der Idee, man könne weltweit die Geschichte nach einem festen Schema periodisieren. Gegen diese These gibt es aber ein gewichtiges Argument: Die ökonomische Entwicklung verlief bisher nie „rückwärts“. Feudale Gesellschaften im weiteren Sinn münden immer und ausschließlich im Kapitalismus, nie aber in Sklavenhaltergesellschaften oder in einer Art vorfeudaler Despotie.
Man könnte auch entgegen, der „Sozialismus“ in Osteuropa habe sich bekanntlich wieder in Kapitalismus verwandelt, außer in China – also gebe es doch ein „Zurück“ im Schema. Das halte ich aber nicht für überzeugend, da man durchaus meinen kann, der sowjetische „Sozialismus“ und der seiner Vasallenstaaten sein zwar ein „gültiger“ Versuch, wie die Herrschaft Ciompi in Italien ein „gültiger“ Versuche gewesen sei, den Kapitalismus einzuführen oder die Pariser Kommune für den Sozialismus, nur eben völlig verfrüht, weil die Produktivkräfte noch nicht weit genug entwickelt gewesen seien. (Ich kann mich daran erinnern, ein Interview mit Jack Ma gelesen zu haben, der sinngemäß sagte, Sozialismus könne man erst dann planen (zu etablieren), wenn alle Daten über die Produktion und den Konsum vorlägen, was erst jetzt zu ersten Mal der Fall sei – und nur in China.)
Wenn das aber stimmt, wie steht es dann mit dem berühmten Satz aus dem „Kommunistischen Manifest“, der Anlass für unzähligen Revolutionstheorien war?
„Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigner, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zu einander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete, oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen.“ (Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, 1848, in: MEW 4, S. 462) |
CahtGPT: Eine metaphorische Bildbeschreibung, die die marxistische Periodisierung der Weltgeschichte (Urgesellschaft → Sklavenhaltergesellschaft → Feudalismus → Kapitalismus) veranschaulicht, könnte wie folgt aussehen…
Dahinter versteckt sich die noch wichtigere Frage: Wo wird das alles enden – oder auch nicht? Und kann man Prognosen treffen? Bevor wir das angehen und bevor wir das Needham-Rätsel lösen, sollten wir die „abstrahierte ökonomische Universale“ diskutieren. Was bedeutet das genau?
Und wieder mal: It’s the Produktionsverhältnisse, stupid. Der idealtypische Arbeiter im Kapitalismus hat nichts weiter mehr als seine Arbeitskraft, die er verkauft, auch wenn er mehrere unser Oma ihr klein Häuschen besitzt. Das Gegenteil wäre eine – auch idealtypische – „Urgesellschaft“, in der alle Produktionsmittel dem Kollektiv gehören. (Ein Warlord oder Stammesführer eignet sich nicht die Produktionsmittel an wie etwa Jarl Haraldson in „Vikings“, sondern schöpft nur den Überfluss ab – wie der germanischen Stämme bei ihren Raubzügen ins römische Reich. Reichtum allein schafft keine Klassengesellschaft.
Ein idealtypischer Bauer betreibt Subsistenzwirtschaft, muss niemandem etwas abgeben und besitzt alle Produktionsmittel, die er braucht.
Man kann alle genannten Formationen (in Klassengesellschaften) hinreichend beschreiben, wenn man sich die Position des jeweiligen Arbeiters, also desjenigen, der Werte schafft, zu den Produktionsmitteln ansieht. Sklaven besitzen nichts, für ihren Unterhalt und ihre Nahrung muss aber der Besitzer aufkommen. Bauern im Feudalismus besitzen ihre Produktionsmittel, müssen diese aber auch für den Feudalherrn einsetzen. Dieser besaß aber nicht unbedingt ihr Land: bis zur frühen Neuzeit gab es auch vielfältige Formen gemeinsamen bäuerlichen Grundbesitzes wie etwa die Allmende. Für andere Arbeiten (Mühlen, Wassermühlen, Handwerk) hat sich die „Grundherrschaft“ etabliert, die nicht nur Werte abschöpft, sondern auch das Gewaltmonopol durchsetzt und „gemeinschaftliche“ Arbeit organisiert. Im Unterschied etwa zur so genannten „asiatischen Produktionsweise“ herrscht der Feudalherr über die Bauern, nicht etwa ein „gemeinsamer“ Despot oder König, zu größeren kollektiven Arbeiten (etwa Pyramidenbau) kommt es nicht.
Eine sich auflösende „Urgesellschaft“ entwickelt sich also im Weltmaßstab zu feudalen Formen, idealtypisch in Japan. Die antike Sklavenhaltergesellschaft war ein „Sonderweg“ und eine Ausnahme, die aber durch ihre Spätformen wie das Kolonat den Weg zum Feudalismus in Nordwesteuropa beschleunigte.
Der Feudalismus bringt immer und überall den Kapitalismus hervor – aber nicht überall gleich schnell. Wer das Rennen zum Kapitalismus gewinnt, kann die ganze Welt erobern und seine Wirtschaftsform allen anderen aufzwingen, wie teilweise im Britischen Weltreich geschehen. Es heißt aber nicht, dass diese Ökonomie dort auch automatisch etwas schafft, was über die kapitalistischen Produktionsverhältnisse hinaus weist. Wir müssen uns also China zuwenden…
To be continued.
Dieser Bäuerin wurden alle Produktionsmittel weggenommen, und sie muss jetzt in die Stadt ziehen und dort ihre Arbeitskraft einem Kapitalisten verkaufen, falls sie anständig bleiben will.
_________________________________________________
(1) Backhaus verweist auf W.I. Awdijew: Geschichte des alten Orients, dt. Berlin 1953, A.W. Mischulin: Geschichte des Altertums, Dt. Berlin/Leipzig 1948, Wolfgang Helck: Die soziale Schichtung des ägyptischen Volkes im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr., JESHO (Journal of the Economic and Social History of the Orient) 1 (1959), 1-36, Abd El-Mohsen Bakir: Slavery in Pharaonic Egypt, Kairo 1952. Die erwähnten sowjetischen Historiker, deren Büchern ins Deutsche übersetzt wurden, waren an den Stalinschen Unsinn zum Thema gebunden und konnten nicht frei forschen.
(2) Karl August Wittfogel hatte den Begriff der „orientalischen Despotie“ (Oriental Despotism, 1957) geprägt, galt aber, obwohl er sich auf Marx berief, als „bürgerlicher“ Wissenschaftler und durfte deshalb im Ostblock nicht recht haben.
Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II 15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)
– Mongolen, Ming und Moguln (Die Kinder des Prometheus Teil III) (09.03.2025)
– Abstrahierte ökonomische Universale, revisited (08.05.2025)
Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) (05.11.2020)
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) (27.12.2020)
Stromatolith
Credits: Naturkundemuseum Berlin. Der Stromatolith ist ca. 250 Millionen Jahre alt.
„Stromatolithen (von altgriechisch στρῶμα stroma, deutsch ‚Decke‘ und λίθος lithos ‚Stein‘) sind biogene Sedimentgesteine, die durch Einfangen und Bindung von Sedimentpartikeln oder Fällung gelöster Stoffe infolge des Wachstums und Stoffwechsels von Mikroorganismen in einem Gewässer entstanden sind (Biomineralisation). Sie sind meistens geschichtet und bestehen oft aus sehr fein geschichtetem Kalkstein. Die innere Struktur der Stromatolithen ist verschieden: flache, ebene Schichten, nach oben gewölbte Schichten, mehrere gewölbte Schichtpakete nebeneinander (Säulenform). Einige erinnern mit ihrem schaligen Aufbau aus Knollen, Säulen oder welligen Lagen äußerlich an einen Blumenkohl.
Die ältesten bekannten Fossilien sind größtenteils Stromatolithen, und sie könnten demnach Hinweise darauf liefern, wie sich Leben von sehr einfachen zu komplexeren Formen entwickelt hat.“
Not endings, but beginnings?
A black hole is a region in space where gravity is so strong that nothing—not even light—can escape from it. It forms when a massive star collapses under its own gravity at the end of its life cycle. The core contracts into an incredibly dense point called a singularity, where the laws of physics as we know them break down.
Surrounding the singularity is the event horizon—the boundary beyond which nothing can return. Once an object crosses this point, it is inevitably pulled into the black hole. Black holes can vary in size, from small stellar black holes a few times the mass of our Sun, to supermassive black holes found at the centers of galaxies, with masses millions or even billions of times greater than the Sun.
Although black holes themselves are invisible, their presence can be detected by observing how they affect nearby stars and gas. Matter falling into a black hole heats up and emits powerful X-rays, creating bright signals in space that astronomers can observe with telescopes.
Black holes are among the most mysterious and fascinating objects in the universe, challenging our understanding of space, time, and gravity.
ScienceDaily: „Black holes: not endings, but beginnings? New research could revolutionize our understanding of the universe.“
„New research suggests black holes may transition into ‚white holes‘, ejecting matter and potentially even time back into the universe, defying our current understanding of these cosmic giants. The study by the University of Sheffield proposes a revolutionary link between time and dark energy, suggesting that the mysterious force driving the universe’s expansion may be used to measure time.“
Das ist ja mal großartige Science fiction. Ich habe mir den Artikel von ChatGPT übersetzen lassen (und musste ihn ein wenig korrigieren):
„Nach Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie würde jeder, der in einem Schwarzen Loch gefangen ist, unweigerlich in dessen Zentrum fallen und durch enorme Gravitationskräfte zerstört werden. Dieses Zentrum, als Singularität bekannt, ist der Punkt, an dem die Materie eines riesigen Sterns – von dem angenommen wird, dass er kollabierte und so das Schwarze Loch bildete – in einen unendlich kleinen Punkt zusammengedrückt wird. An dieser Singularität versagt unser Verständnis von Physik und Zeit.
Unter Anwendung der Gesetze der Quantenmechanik – einer grundlegenden Theorie, die die Natur des Universums auf der Ebene von Atomen und noch kleineren Teilchen beschreibt – schlägt die neue Studie einen radikal anderen theoretischen Standpunkt vor: Anstatt das Ende zu bedeuten, könnte eine Singularität einen neuen Anfang darstellen.
Die neue Studie mit dem Titel „Black Hole Singularity Resolution in Unimodular Gravity from Unitarity“, die heute in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Physical Review Letters veröffentlicht wurde, zielt darauf ab, den Punkt zu veranschaulichen, an dem unser derzeitiges Verständnis von Physik und Zeit scheitert.
Während Schwarze Löcher oft so beschrieben werden, dass sie alles – einschließlich der Zeit – in einen Punkt des Nichts aufsaugen, wird in dem Artikel theoretisiert, dass Weiße Löcher umgekehrt wirken, also Materie, Energie und Zeit wieder ins Universum hinausschleudern.
Die Studie verwendet ein vereinfachtes, theoretisches Modell eines Schwarzen Lochs, das als planares Schwarzer Loch bezeichnet wird. Im Gegensatz zu typischen Schwarzen Löchern, die eine kugelförmige Gestalt haben, besitzt das planare Schwarze Loch eine flache, zweidimensionale Oberfläche als Grenze. Die laufende Forschung der Wissenschaftler legt nahe, dass derselbe Mechanismus auch auf ein typisches Schwarzes Loch anwendbar sein könnte.
„Es war lange eine offene Frage, ob die Quantenmechanik unser Verständnis von Schwarzen Löchern verändern und uns Einblicke in ihre wahre Natur geben kann“, sagte Dr. Steffen Gielen von der Fakultät für Mathematik und Physikalische Wissenschaften an der Universität Sheffield, der die Arbeit zusammen mit Lucía Menéndez-Pidal von der Universität Complutense in Madrid verfasst hat.
„In der Quantenmechanik kann die Zeit, wie wir sie verstehen, nicht enden, da sich Systeme ständig verändern und weiterentwickeln.“
Die Erkenntnisse der Wissenschaftler zeigen, dass die Singularität des Schwarzen Lochs mithilfe der Gesetze der Quantenmechanik durch eine Region großer Quantenfluktuationen ersetzt wird – winzige, vorübergehende Veränderungen in der Energie des Raumes – in der Raum und Zeit nicht enden. Stattdessen gehen Raum und Zeit in eine neue Phase über, die als Weißes Loch bezeichnet wird – ein theoretischer Raum, der entgegengesetzt zu einem Schwarzen Loch funktioniert. Ein Weißes Loch könnte also der Ort sein, an dem die Zeit beginnt.
„Während Zeit im Allgemeinen als relativ zum Beobachter gilt, wird sie in unserer Forschung von der mysteriösen Dunklen Energie abgeleitet, die das gesamte Universum durchdringt“, fuhr Dr. Gielen fort.
„Wir schlagen vor, dass die Zeit durch die Dunkle Energie gemessen wird, die überall im Universum vorhanden ist und für seine derzeitige Expansion verantwortlich ist. Das ist die zentrale neue Idee, die es uns ermöglicht, die Phänomene innerhalb eines Schwarzen Lochs zu begreifen.“
Dunkle Energie ist eine geheimnisvolle, theoretische Kraft, von der Wissenschaftler glauben, dass sie die beschleunigte Ausdehnung des Universums antreibt. Die neue Studie verwendet die Dunkle Energie fast als Bezugspunkt, wobei Energie und Zeit als komplementäre Konzepte behandelt werden, die gegeneinander gemessen werden können.
Verlockend ist die Theorie, dass das, was wir als Singularität wahrnehmen, in Wirklichkeit ein Anfang ist – was auf die Existenz von etwas noch Rätselhafterem auf der anderen Seite eines Weißen Lochs hindeutet.
„Hypothetisch könnte es einen Beobachter geben – ein gedachtes Wesen – das durch das Schwarze Loch geht, durch das, was wir als Singularität betrachten, und auf der anderen Seite des Weißen Lochs wieder auftaucht. Es ist eine sehr abstrakte Vorstellung eines Beobachters, aber theoretisch könnte es passieren“, fügte Dr. Gielen hinzu.
Jenseits solcher theoretischen Überlegungen wird die Idee einer tiefgreifenden Verbindung zwischen der Natur der Zeit auf fundamentalster Ebene und der geheimnisvollen Dunklen Energie, die das Universum regiert, in den kommenden Monaten und Jahren weiter erforscht werden.
Die neue Forschung schlägt außerdem neue Ansätze vor, um Gravitation und Quantenmechanik miteinander zu versöhnen – was möglicherweise den Weg zu bahnbrechenden neuen grundlegenden Theorien und Durchbrüchen im Verständnis des Universums ebnet.“
Astrophysik wäre auch ein interessantes Studienfach gewesen, in Kombination mit Mathematik. Aber damals, als ich mich zu entscheiden hatte, hielte ich mich für zu dumm dafür…
Dark energy is something very mysterious in space that scientists believe is making the universe grow bigger and bigger, faster and faster. It was discovered in the 1990s when scientists saw that faraway galaxies were moving away from us more quickly than expected.
We can’t see or touch dark energy, but we know it’s there because of the way it affects the universe. In fact, scientists think that about two-thirds of the entire universe is made of dark energy!
Dark energy seems to work the opposite of gravity. While gravity pulls things together, dark energy pushes things apart. That’s why galaxies are moving away from each other faster over time.
No one knows exactly what dark energy is yet. It might be something built into space itself, or it might be something else we haven’t discovered yet. But scientists are working hard to learn more.
Understanding dark energy is important because it could help us figure out how the universe will change in the future—and how it might all end one day.
Mongolen, Ming und Moguln (Die Kinder des Prometheus Teil III)
Fortsetzung von Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II), Rezension Herrmann Parzingers.
Foto einer chinesischen Weltkarte aus dem Jahr 1763, die angeblich eine Reproduktion einer Karte aus dem Jahr 1418 ist, die auf Zheng Hes Reisen basiert. Source: Wikipedia.
Ich wiederhole mein (Zwischen-)Thema: Wir müssen uns mit negativer Dialektik der Subjunktion befassen, also eine Art Kontrollversuch starten, der uns erläutert, warum der kürzeste Weg zum Kapitalismus zu einer Hochkultur, also einer Zivilisation, die nicht mehr tribalistisch organisiert ist oder aus bloßer Subsistenzwirtschaft besteht, der des fruchtbaren Halbmonds und Ägypten war.
Ganz im Hintergrund die viel wesentlichere Frage: Warum hat der Nordwesten Europas den Kapitalismus zuerst hervorgebracht, der dazu führte, dass der Rest der Welt von ihm unterjocht wurde (Stichworte: Kolonialismus)? Warum waren weder Indien noch China „schneller“?
Wir argumentieren also negativ: Warum blieben ganz Amerika, Afrika und Ozeanien noch im Stadium der Bronzezeit, während in Europa schon das Zeitalter der ursprünglichen Akkumulation anbrach, also des frühen Kapitalismus, mit dementsprechender ökonomischer und waffentechnischer Überlegenheit? Was sind also die Variablen und die Konstanten?
Wir suchen nach historischen Gesetzmäßigkeiten: Diese „Gesetze“ sind immer nur ein Bündel ökonomischer und ökologischer Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es in eine bestimmte Richtung läuft.
Im ersten Teil (Die Riesen von Gobero) wurde das Thema anhand der Entwicklung Afrikas diskutiert, im zweiten Teil (Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung) Amerika und seine Hochkulturen.
Australien muss nicht berücksichtigt werden, weil es im Wettrennen zur Industrialisierung „chancenlos“ war und schon im „Vorfeld“ auf der Strecke blieb, also noch nicht einmal feudale Strukturen hervorbrachte. Parzinger schreibt u.a. dazu: „Der Sonderfall Australien zeigt eindrücklich, welche bedeutende Rolle das jeweils verfügbare Domestikationspotential für den Übergang zum produzierenden Wirtschaften spielte. Aufgrund der Klima- und Bodenverhältnisse mag man sich – anders als im arktischen und subarktischen Nordamerika – in Australien das zeitige Aufkommen von Landwirtschaft oder Viehzucht durchaus vorstellen, doch existierten dort schlicht keine Wildpflanzen und Wildtiere, die für eine Domestikation geeignet gewesen wären.“
Der so genannte „fruchtbare Halbmond im Nahen Osten bot im Gegenteil ideale Bedingungen für die Domestikation der Getreidearten und der (Herden-)Tiere, die für die Landwirtschaft gebraucht werden, sowie ein kontinuierlich günstiges Klima – seit dem Mesolithikum.
Was geschah also in Asien?
Taro-Felder auf Kauai’i, Hawaii
Asien
In Papua-Neuguinea hat es Ackerbau (von Taro) schon acht Jahrtausende v. Chr.. „Damit würde Papua-Neuguinea weltweit zu den ältesten Gebieten mit frühem Pflanzenabbau gehören.“ (Parzinger) Das reicht aber nicht, um eine entwickelte Klassengesellschaft hervorzubringen: Es gab – auch nicht in Ozeanien – keine Akkumulation von Gütern, sondern eher „egalitäre Gemeinschaften“, also – in marxistischer Terminologie – nur Formen der „Urgesellschaft“ – wie auch bei allen Wildbeutergesellschaften. „Elitenbildung“ wie Parzinger das ausdrückt, setzt Seßhaftigkeit voraus.
Indien und China
In Indien und in China war Reis die primäre Kulturpflanze. Wie wir aber schon in „Agrarisch und revolutionär II“ (15.05.2012) diskutiert hatten, gibt es mit dem Reis – im Vergleich zum mitteleuropäischen Getreide – ein Problem: „Aus der Intensivierung des Nassreisbaus ergab sich für die chinesische Landwirtschaft eine ganz andere Entwicklung als für die europäische durch deren Kulturpflanzen Roggen und Hafer.“ Beim Reis geht es vor allem um Bewässerungstechnik; tiefes Pflügen wie in Nordeuropa mit seinen nassen Böden spielt keine Rolle. Auch wurde kein Zugvieh gebraucht. Großviehhaltung wurde in Landwirtschaft nicht integriert. In Europa schuf der Einsatz von Wagen für schwere Güter – für den man eben Zugvieh brauchte – langfristig bessere Chancen für das Transportwesen als etwa das im Orient dominierende Kamel.“
In allen asiatischen Staaten, deren Ökonomie von großen Flüssen und deren jährlichen Überschwemmungen dominiert wurden, sind Anzeichen der so genannten Asiatischen Produktionsweise (APW) zu sehen. Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. errichtet man die erster Dämme in Asien – am Gelber Fluss„, nicht aber am Ganges, am Brahmaputra und am Mekong. Ich schrieb am 18.04.2022: Die APW ist also ein aus der konkreten Geschichte abstrahiertes ökonomisches Universale.
Die Ökologie der APW verlangt, dass der herrschende Klasse – auf der Basis agrarischer Produktion – kollektive Arbeiten organisiert, hier Bewässerungssysteme. Diese Kollektivität ist aber tendenziell eher ein historisches Hemmnis, um klassische feudale Verhältnisse zu entwickeln, da sie nicht den privaten Landbesitz fördert. Sowohl in Indien als auch in China gab es die klassischen Großreiche der Bronzezeit, vergleichbar mit den Maya in Lateinamerika, aber diese entwickelten sich nicht zum Feudalismus bzw. Frühkapitalismus.
Karte mit den neun Provinzen, die der mythische Kaiser Yu der Große (2205 – 2147 v. Chr.), während der legendären Flut definierte.
In Indien kam ein weitere retardierendes Moment hinzu, das aber nicht zwangsläufig, also nicht „gesetzmäßig“ genannt werden kann. „…in Nordindien und Südindien gab es in der Zeit, in der in Zentral- und Westeuropa eine Agrarrevolution stattfindet, gegensätzliche Entwicklungen: Nordindien wurde von islamischen Reiterkriegern überrannt, während Mittel- und Südindien eine Blüte von Hindukönigreichen erlebten, deren kulturelle Leistungen noch bis in die Gegenwart fortwirken.“
Die entstehenden feudalen Strukturen wurden von einer externen Erobererschicht überlagert. Das geschah auch in China, als 1279 die quasi-feudale Song-Dynastie durch die Mongolen abgelöst wurde. Die Eroberer waren aber tribalistisch organisiert, ähnlich wie mehr als ein halbes Jahrtausend vorher die Goten, die das Römische Reich eroberten, und schöpften nur den Überschuss ab.
Wir sammeln Indizien. China hat einen anderen Weg genommen als Europa. Schottenhammer schreibt im Kapitel „Die Song-Dynastie – eine revolutionäre Zeitenwende“ für den Zeitraum zwischen 1000 und 1250 – das Ende des „chinesischen Mittelalters“: „Ein wesentliches Merkmal der chinesischen „Moderne“ bestand (…) in der Ablösung der Aristokratie als regierungsamtlicher Elite durch die soziale Elite der sogenannten Beamtengelehrten (Shidafu).“
„Die Veräußerbarkeit von Grund und Boden begünstigte im Laufe der Dynastie die Landakkumulation in den Händen weniger Grundbesitzer. Die Zahl der großen Gutshöfe stieg, während wir eine Verminderung der Kleinbauern konstatieren können. Wurden die Kleinbauern nicht zu Pächtern, blieb ihnen als Alternative nur die Abwanderung in die Städte. Der Reformpolitiker Wang Anshi setzte schließlich gegen den erbitterten Widerstand einflussreicher Landbesitzer und Kaufmannsfamilien eine Landreform durch, um durch die Stärkung der Bauern und die bessere Verwaltung des Reichtums des Landes die landwirtschaftliche Produktion und die staatlichen Einnahmen zu erhöhen. Sein Hauptanliegen war es, die Situation der Kleinbauern zu verbessern, welche die gesamte Last der direkten Steuern und der Frondienste trugen.“ (Schottenhammer)
Das ist die normale Entwicklung einer agrarischen Gesellschaft ab einem gewissen ökonomischen Niveau – überall auf der Welt. Schon im zweiten vorchristlichen Jahrhundert wurden im antiken Rom die Bauern aus den gleichen Gründen von ihrem Land verdrängt.
Was war also anders in China? Die herrschende Klasse definierte sich viel früher als in Europa als „Angestellte“ des Staates. Man kann die Shidafu vielleicht mit den Ministerialen Europas im 13. Jahrhundert vergleichen, die allmählich Teile der klassischen Feudalklasse ablösten. Interessant ist, dass sich diese „Beamten“ zeitgleich, aber völlig unabhängig voneinander entwickelten.
Wikipedia: „Um 1263 wurde die innenpolitische Lage in den Ackerbauzentren südlich des Jangtsekiang derart prekär, dass das Einziehen der Steuern schwierig wurde: Reformen wurden unumgänglich. Zwangsmaßnahmen des Kanzlers Jia Sidao (1213–1275) waren die Folge. (…) Er wollte den Großgrundbesitz auf 27 Hektar beschränken, das überschüssige Land aufkaufen und mit dessen Einkünften die Steuerausfälle bzw. Kriegskosten decken. Jia Sidao erwies sich dabei als rücksichtsloser Intrigant. Die resultierenden Auseinandersetzungen in der Zentralverwaltung und dem Staatsrat untergruben die Loyalität der Beamtenschaft und schließlich der Armeeführung am Vorabend des Mongolen-Angriffs.“
Regierungsbeamte in Changfu während der Wanli-Ära, Ming-Dynastie, 1590
Die Herrschaft der Mongolen über China endete 1368 nach einem Volksaufstand.
Interessant ist, wie auf Wikipedia – wer auch immer das geschrieben hat – die Zeit nach der Mongolenherrschaft beschrieben wird: „Die neue Ming-Regierung benötigte eine eigene Verwaltungsstruktur. Die einst gut ausgebaute Bürokratie des Kublai Khan war von seinen Nachfolgern vernachlässigt worden und schließlich vollkommen zusammengebrochen. So wollte Hongwu [der Anführer des „Volksaufstands“ und spätere Kaiser] nicht nur an die chinesischen Yuan-Institutionen anknüpfen, sondern auch an die Traditionen der Song-Zeit. Er formte jedoch keine bloße Kopie, sondern eine völlig eigenständige, ganz auf ihn abgestimmte Bürokratie. 1380 ließ er seinen Kanzler Hu Weiyong hinrichten und schaffte den Titel des Kanzlers ab. Damit beendete er eine Ämtertradition, die seit dem Ersten Kaiser ununterbrochen existiert hatte, wenn auch unter ständigem Machtverlust. Er selbst füllte das entstandene Vakuum nach Ende des Kanzleramtes, weshalb die Hongwu-Ära auch als der Beginn des chinesischen Absolutismus betrachtet wird.“
Wenn man vom „Überbau“ absieht (was wer warum dachte und wollte): Hier wird behauptet, es habe in China einen „Absolutismus“ gegeben – also vergleichbar mit Mitteleuropa im 16. und 17. Jahrhundert, zur Zeit der Manufakturen, der Vorformen heutiger Fabriken.
„Nach innen errichteten die Ming-Kaiser ein in der chinesischen Geschichte beispielloses Netzwerk von Geheimdiensten, bald angeführt von mächtigen Eunuchen. Als der letzte Ming-Kaiser Chongzhen an die Macht kam, versuchte er, die Macht der Eunuchen zu beschneiden und durch eine Landreform die Not der Landbevölkerung zu lindern. Dennoch kamen die Maßnahmen zu spät. Als in der Provinz Shaanxi die Bauern rebellierten, war die Situation nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Der Kaiser erhängte sich, als die Aufständischen in Peking einmarschierten.“
Im Unterschied zu Europa, wo in jedem Land die Bauernrevolten über mehrere Jahrhunderte hindurch ausnahmslos niedergeschlagen wurden, hatten diese in China gleich mehrfach Erfolg, obwohl die Ming-Dynastie nur durch die Mandschu ersetzt wurde.
Das hieße aber auch: Trotz des Mongolensturms (13. Jahrhundert), der Pest in China und Europa (14. Jahrhundert), trotz des 30-jährigen Krieges in Deutschland (17. Jahrhundert), trotz der ungeheuren Bevölkerungsverluste hat sich China „ähnlich“ entwickelt, nur dass der „Absolutismus“ früher einsetzte, aber eben – und das ist der wesentliche Unterschied – nicht der entwickelte Kapitalismus.
Und auch in Indien: Das Mogulreich (16.-19. Jahrhundert, knapp 30 Prozent der Weltbevölkerung!) war ein absolutistischer Feudalstaat. „Indien um 1600 verfügte über ausreichend fruchtbares Ackerland und eine Arbeitsproduktivität, die in etwa der eines westeuropäischen Bauern entsprach, sodass ein Viertel bis die Hälfte des Ernteertrages als Steuer einverlangt werden konnte, wobei den Bauern wenig mehr blieb als zum Überleben nötig“. Im Gegensatz zu China aber brach der Beamtenstaat im 18. Jahrhundert zusammen.
Die Pointe ist: Obwohl es weder in Indien noch in China eine Sklavenhaltergesellschaft gab wie in der europäischen Antike, entwickelte sich die Ökonomie unabhängig voneinander mit fast der gleichen „Geschwindigkeit“: Im frühen 19. Jahrhundert hatte sich die Feudalgesellschaft zum Absolutismus transformiert. Der ist keine eigenständige Gesellschaftsform, sondern nur die Frühform des kapitalistischen Industriestaates.
Aber – noch einmal gefragt – warum haben die Staaten Europas – Portugal, Spanien, die Niederlande und schließlich Großbritannien – fast die gesamte Welt erobern können, während die Inder und Chinesen eine passive Rolle einnahmen und im frühen 20. Jahrhundert weit hinter der ökonomischen Entwicklung Europas hinterherhinkten?
Wir müssen also noch einmal genauer hinsehen…
__________________________________________
* Literatur hierzu neben Parzinger:
– Angela Schottenhammer und Peter Feldbauer (HG.): Die Welt 1000 – 1250: Globalgeschichte Die Welt 1000 – 2000 (2011)
– Edwin O. Reischauer: East Asia: Modern Transformation (1965, das habe ich noch nicht fertig gelesen)
– Michael Mitterauer: Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs (2009) sowie nur zum Vergnügen und ohne großen Erkenntnisgewinn
– Chou Ta-Kuan: Sitten in Kambodscha – Übersetzung des Originals von Ts’ao-T’ing I-Min aus dem späten 13. Jh. (2006)
Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II 15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)
– Mongolen, Ming und Moguln (Die Kinder des Prometheus Teil III) (09.03.2025)
– Abstrahierte ökonomische Universale, revisited (08.05.2025)
Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) (05.11.2020)
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) (27.12.2020)
Quipu superstructure oder: Nichtlineare Dynamik
This image shows five newly discovered superstructures. Quipu (red) is the largest structure ever found in the universe. The others are Shapley (blue), Serpens-Corona Borealis (green), Hercules (purple) and Sculptor-Pegasus (beige). Credit: arXiv (2025). DOI: 10.48550/arxiv.2501.19236
Wir haben nicht nur Einstein-Ringe, sondern – ganz woanders – eine Quipu Superstruktur, „the largest superstructure in the universe“.
Ich habe da mal eine philosophische Frage. „Die Struktur des Kosmos ist durch die großräumige Anordnung und Verteilung der beobachtbaren Materie im Universum charakterisiert. Astronomie und Kosmologie beobachten das Weltall, um dessen Strukturen im großen Maßstab zu verstehen.“ Wenn ich das richtig verstehe, ist „Struktur“ etwas, was man dem, was man sieht, nachträglich überstülpt. Ich kann stundenlang auf Kieselsteine am Strand glotzen und dennoch kein Muster erkennen. Ich gehe davon aus, dass es im Universum ähnlich ist, da überall dieselben Naturgesetze gelten und das Große dem Kleinen ähnelt und umkehrt.
Im Kosmos erkennt man leichter bestimmte Muster, weil der eben nicht so mit Sternen voll ist wie ein Strand mit Sand oder Steinen. Aber sind diese Strukturen nicht reine Willkür, weil wir das Universum analog zu unserer Erde sehen und „verstehen“? Ist eine Superstruktur nicht vielmehr das reine Chaos, dem wir versuchen, einen Sinn – also eine „Struktur“ – zu geben, indem wir es zum Beispiel „nichtlineare Dynamik“ nennen?
Im Wesentlichen beschäftigt sie [die Chaostheorie] sich mit Ordnungen in speziellen dynamischen Systemen, deren zeitliche Entwicklung unvorhersagbar erscheint, obwohl die zugrundeliegenden Gleichungen eigentlich deterministisch sind. Dieses Verhalten wird als deterministisches Chaos bezeichnet und entsteht, wenn Systeme empfindlich von den Anfangsbedingungen abhängen: Wiederholungen eines Experimentes können dabei aufgrund minimaler, kaum unterscheidbarer Ausgangsbedingungen im Langzeitverhalten zu höchst unterschiedlichen Messergebnissen führen (die Chaostheorie besagt also nicht, dass tatsächlich identische Anfangsbedingungen zu verschiedenen Ergebnissen führen würden). Chaotische dynamische Systeme sind nichtlinear.
Das erinnert mich wieder an die metallischen „Fliegen“ in Stanislaw Lems Der Unbesiegbare. Auch deren „Struktur“ unterlag keinerlei vom Homo sapiens erkennbaren Gesetzmäßigkeit, aber sie waren in der Lage, das, was sie „sahen“, temporär zu imitieren, was man philosophisch als „verstehen“ deuten könnte.
Wir suchen nicht nach einem „Sinn“, sondern nach Gesetzen, die man in mathematische Formeln pressen kann. Ist also eine Superstruktur nichtlinear oder nicht?
Partners, Friends und das Nibelungenlied
Xi says China, US can be partners, friends.
Jaja. Wenn zwei Vorsitzende der Ausschüsse, die die jeweiligen Geschäfte der herrschenden Klasse (unter Vorbehalt bei China) organisieren, die jeweiligen Länder als „Freunde“ bezeichnen, kann das so ausgehen wie im Nibelungenlied: Alle sind am Ende tot.
Warum? Der Plot im Nibelungenlied ist nicht das, war ihr bei Wikipedia lest. Das ist größtenteils Bullshit. Sondern: Im 13. Jahrhundert gab es als Optionen, die Beziehungen der herrschenden Feudalklasse untereinander zu beschreiben, nur zwei: Entweder man benutzt die Termini der Vasallität – das schafft dann klare Hierarchien. Oder man lässt es im Unklaren – das geht aber nicht, weil es eben Feudalismus ist, Das heißt: Der Stärkere gewinnt, und der Schwächere kann jederzeit behaupten, er sei nicht schwach und Wadenbeißen mit dem Schwert beginnen. „Unklar“ bedeutet: Man benutzt „Freund“ statt „Vasall“.
So kann man auch den symbolischen Streit der Königinnen interpretieren. Brünhilde (diu was unmâzen schœne. vil michel was ir kraft) geht davon aus, dass Siegfried der Vasall des Königs sei, also ihm zu Dienst verpflichtet. Damit wäre feudal alles klar. Kriemhild leugnet das und behauptet, es gebe kein Untertanen- bzw. Abhängigkeitsverhältnis.
Ja, Kriemhild macht es sogar noch schlimmer: geloubestu des, Prünhilt, er ist wol Gunthers genôz. Genosse – also gleichrangig. Das geht ja gar nicht.
Deswegen oszilliert es im ganzen Nibelungenlied hin und her – einmal ist Siegfried der friunt des Herrschers, sein Status ist also ungeklärt, manchmal der Vasall mit klaren Pflichten und Rechten. (Ich finde den Plot genial – die Rezeptionsgeschichte ist demgemäß. „Kriemhilds Rache“ ist so was von Gangsterfilm-kompatibel!)
Wenn das aber nicht geregelt ist, ist Chaos, also Hauen und Stechen, angesagt. „Unklar“ bedeutete heute, dass nicht sicher ist, wer Kapitalist und wer Arbeiter ist, weil sie sich gegenseitig „Freunde“ nennen. Man wüsste also nicht, wer „weisungsbefugt“ ist. Auch dann würden die jeweiligen Ehefrauen verwirrt sein und auf Partys vielleicht aneinandergeraten.
Postscriptum: Das Nibelungenlied ist Propaganda für die Sicht einer Fraktion der herrschenden Feudalklasse, der Ministerialen – so etwas wie die „neuen Mittelschichten“ – im Gegensatz zur alten Mittelschicht – , die heute die Grünen wählen. Eine Klasse sozialer Aufsteiger, die sich im klassischen Vasall- und Lehnsverhältnis nicht mehr wiederfindet. Die Botschaft: Die alten Feudalverhältnisse gehen unter, weil sich alle gegenseitig umbringen (müssen). Aber wir sind die Zukunft. (Alles sehr verkürzt – ich könnte noch nachlegen…)
Wir kommen wieder von Hölzken auf Stöcksken. (Ich wollte nur Xi, Trump und das Nibelungenlied in einem Posting zusammenpferchen.)
Staaten können weder Partner noch Freunde sein. Ich glaube Trump sowieso kein Wort. Es kann sich zwar dem Volk besser verkaufen, aber er kann nicht die Gesetze des Kapitalismus außer Kraft setzen. Die herrschende Klasse handelt, da sie aus Charaktermasken besteht, nicht unbedingt rational, sonst hätte die Mehrheit der deutschen Bourgeoisie nicht Hitler unterstützt, obwohl von Anfang an das Ende hätte abzusehen sein können. Man folgt blindlings den Zwängen der Profitmaximierung.
„Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.“ (Carl von Clausewitz: Vom Kriege)
Es wird trotz der schönen Worte des schönen Telefonats zum Handelskrieg kommen. Und die Europäer werden auf jeden Fall verlieren, egal wer „gewinnt“. Aber sie wollten es so.
Es ist kein Zufall, dass weder Trump noch Xi mit Baerbock telefonieren wollten. (Die uns vielleicht erhalten bleibt, weil Merz es sich wird aussuchen können, mit wem er koaliert.) Wir sind unwichtig.
Reise nach Rom
Sehr interessanter Kurzfilm auf Youtube: Die Stadt Rom zur Zeit Kaiser Neros um 67 n.Chr | Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim | Faber Courtial. Es gibt noch eine Fortsetzung: Die Stadt Rom in der Spätantike um 445 n.Chr.
„Die großartigen filmischen Rekonstruktionen wurden von Faber Courtial zu unserer Ausstellung „Die Päpste und die Einheit der lateinischen Welt“ (2017) mit hohem technischem und personellem Aufwand erstellt. In den drei Rekonstruktionsfilmen wird das Stadtbild Roms zu unterschiedlichen Zeiten und damit die urbane Entwicklung des Zentrums der Papstgeschichte dargestellt. Die Filme bieten einen lebhaften Eindruck vom Stadtgebiet und den zentralen Orten der jeweiligen Zeit.“
Unter Zeitdilatationierenden
Frage: Wenn ein Raumschiff mit einer Geschwindigkeit fliegt, die 10 Prozent der Lichtgeschwindigkeit beträgt und es fünf Jahre unterwegs ist und dann zur Erde zurückkehrt, um wieviel älter sind dann die Freunde der Astronauten, die sie beim Abflug gehabt haben, im Vergleich zu den Astronauten?
Um den Altersunterschied zwischen den Astronauten und ihren Freunden auf der Erde zu berechnen, verwenden wir die Zeitdilatation aus der speziellen Relativitätstheorie. Die Zeit an Bord des Raumschiffs (Eigenzeit) vergeht langsamer im Vergleich zur Zeit auf der Erde, wenn sich das Raumschiff mit relativistischer Geschwindigkeit bewegt.
Ergebnis:
Die Freunde der Astronauten sind etwa 9 Tage älter als die Astronauten nach der Rückkehr. Dieser Effekt ist aufgrund der relativ niedrigen Geschwindigkeit (10 % der Lichtgeschwindigkeit) sehr gering. Bei höheren Geschwindigkeiten wäre der Effekt deutlicher.
Antisemitismus und postkoloniale Theorie
Lektüre bei der Bahnfahrt Ingolstadt-Berlin: Von Ingo Elbe „Antisemitismus und postkoloniale Theorie: Der »progressive« Angriff auf Israel, Judentum und Holocausterinnerung“. Schwer zu lesen, weil Wissenschaft und gefühlt eine Million Anmerkungen, aber sehr interessant. Bin erst halb durch.
Neue Ware eingetroffen
Ich musste meine Bibliothek mal wieder updaten. Benny Morris ist klar. Ich lese gerade von ihm „1948: Der erste arabisch-israelische Krieg“ und weiß schon jetzt, dass auch alle anderen Bücher großartig und informativ sind.
Morris gehört zu den so genannten neuen israelischen Historikern: „Kernthese dieser Historiker war, dass zur Errichtung des Staates Israel die Vertreibung eines Teils der arabischen Bevölkerung nötig war, was von der traditionellen israelischen Geschichtsschreibung bis dahin als freiwillige Migration dargestellt wurde. Daraus folgte nach Meinung der „Neuen Historiker“ eine (hauptsächliche) Mitverantwortung des Staates Israel für den Nahostkonflikt und das palästinensische Flüchtlingsproblem.“ Das ist nicht ganz richtig (ist ja auch deutsches Wikipedia). Morris weist anhand zahlreicher Quellen nach, dass die meisten Araber in Palästina schon vor 1948, also vor der Gründung des Staates Israel, „freiwillig“ flüchteten, weil sie zu Recht den abzusehenden Krieg fürchteten, dass es aber im Unabhängigkeitskrieg auch Vertreibungen gab, fast immer aus militärischen Gründen und auf Befehl lokaler Kommandeure, also ohne „Masterplan“.
Die alten Zechen an der Ruhr – ist auch klar. Die Großbourgeoisie verkauft übrigens zur Zeit nicht die aktuellste Auflage (ich habe alle Bücher bei der Kleinbourgeoisie bestellt). Das Buch enthält unzählige Bilder und Fotos und eine schöne Karte des Ruhrgebiets mit allen Zechen. Die Namen waren mir in meiner Kindheit geläufig und kamen in Gesprächen oft vor: Zeche Heinrich Robert (Opa Peter, Onkel Heini), Zechen Grillo, Grimberg (Papa), Zechen Caroline, Margarete (Opa Hugo).
Dann noch Christoph Luxenberg (leider auf Deutsch nicht mehr verfügbar): „The Syro-Aramaic Reading of the Koran: A Contribution to the Decoding of the Language of the Koran“.
Amazon rezensiert: Im Herbst 2000 legte ein deutscher Wissenschaftler unter dem Pseudonym Christoph Luxenberg seine sprachwissenschaftlichen Untersuchungen zur Bedeutung des Korantextes vor. Er versuchte darin, über die Analogie zur syro-aramäischen Sprache, einer Art lingua franca der Spätantike im Nahen Osten, bislang unklaren Textstellen im Koran Sinn abzutrotzen. Seine Untersuchungsergebnisse lösten ein weltweites Echo aus. Obwohl das Buch damals nur in deutscher Sprache erschienen war, wurden in allen bedeutenden Zeitungen, von der New York Times bis zur italienischen La Stampa, Rezensionen veröffentlicht. Im Oktober 2003 ließ die pakistanische Regierung sogar die internationale Ausgabe des Nachrichtenmagazins Newsweek wegen einer solchen Rezension, die man als islamfeindlich diffamierte, einstampfen.
Es ist ja schon bezeichnend, dass so ein Buch unter Pseudonym veröffentlicht werden muss. ChatGPT (ohne Account) behauptet übrigens, der Autor sei Werner Bergmann.
ChatGPT 4.0 allerdings widerspricht: ChatGPT: Es gibt keine verlässlichen Belege dafür, dass sich hinter dem Pseudonym „Christoph Luxenberg“ der deutsche Wissenschaftler Werner Bergmann verbirgt. Die wahre Identität von Christoph Luxenberg ist bis heute unbekannt. Luxenberg selbst hat angegeben, ein Pseudonym zu verwenden, „weil jede wissenschaftliche Textkritik am Koran gleichzeitig eine Kritik an der in islamischen Ländern verwendeten politischen Sprache bedeutet“. Es existieren keine glaubwürdigen Quellen, die eine Verbindung zwischen Werner Bergmann und dem Pseudonym Christoph Luxenberg herstellen.
Im Islam und den islamischen Ländern gibt es weder kritische Wissenschaft noch Theologie, noch nicht einmal Geschichtswissenschaft, weil jede Kritik am Koran sofort mit Gewalt verboten und unterdrückt wird. Das Buch wird also für den öffentlichen Diskurs genauso folgenlos bleiben wie Finkelstein oder Augstein.
Neben Dickschädelechsen
Credits: Museum für Naturkunde, Berlin
Schädel eines Stygimoloch spinifer. „Stygimoloch war mit geschätzten 3 Metern Länge ein mittelgroßer Pachycephalosaurier.“ Das Artefakt aus der Kreidezeit ist ca. 66 Millionen Jahre alt und wurde in North Dakota gefunden.
Unter Missgeburten
Credits: Museum für Naturkunde, Berlin
Unter geistig Unangestrengten
Beschreibe ein Foto auf Englisch, das symbolisch die These darstellt: „In general, people do not really like mental effort.“ ChatGPT: The photo depicts a scene in a cozy living room. In the center, there’s a comfortable couch with a person lounging, dressed in casual clothes, holding a TV remote and looking relaxed. The background features a bookshelf filled with books, but they are covered in dust, symbolizing neglect. On a side table, there’s an untouched, thick book next to an open bag of snacks. The lighting is warm and soft, enhancing the atmosphere of comfort and ease. This image symbolizes the idea that, in general, people tend to avoid mental effort, opting for more passive and less intellectually demanding activities. –s 750
Nach der Auswertung zahlreicher Studien erklären Fachleute: »Im Allgemeinen mögen Menschen geistige Anstrengung nicht wirklich.«
Das kann ich gar nicht verstehen. Aber vielleicht bin ich auch nicht „allgemein“ genug. Ich treibe mich sogar in meiner Freizeit in virtuellen Bibliotheken herum.
In den Scheol mit ihnen!
Ich lese wieder ganz schlimme Bücher. Dafür komme ich in die christliche und auch in die jüdische Hölle.
Ich muss nur noch herausfinden, ob der Autor Ralph Ellis so eine Art Erich von Däniken ist oder eher ein Finkelstein. Was er schreibt, erscheint mir aber recht schlüssig. Seine Thesen würden sogar Finkelstein hervorragend ergänzen, der bekanntlich behauptet, einen Auszug Israels aus Ägypten hätte es nie gegeben.
By the way, Muslime: Für Euch habe ich auch was. Das habe ich schon gekauft, muss es aber noch lesen.
Umstrittenes Konzept Intelligenz
Schöner Merksatz von Jörn Loviscach bei Heise:
Immer schon sollte neue Technik das Lernen revolutionieren, ob Edisons Lernfilme, Sprachlabore, YouTube-Lernvideos, massive offene Online-Kurse (MOOCs) oder der Flipped/Inverted Classroom. Aber komischerweise muss ich immer noch den Erstsemestern das Bruchrechnen erklären. Der Denkfehler der „Edfluencer“ wie Salman Khan liegt darin, dass es bei Weitem nicht genügt, Technik und Materialien verfügbar zu machen. Viel wichtiger sind – oft mit ererbten Privilegien verbundende – Faktoren wie der Drang zum Verstehen (PDF), Gewissenhaftigkeit, Durchhaltevermögen, Aufmerksamkeit (PDF) und – als umstrittenes Konzept – Intelligenz.
Tools
Beschreibe ChatGPT 4.0 in Englisch so, dass man die Beschreibung visualisieren kann! ChatGPT: Certainly! Here is a description of ChatGPT 4.0 visualized in English: Imagine a sleek, futuristic digital interface with a clean and modern design. In the center of the screen, there is a floating holographic orb glowing with a soft blue light, symbolizing the AI’s knowledge core. This orb is surrounded by swirling data streams and binary code, giving the impression of constant data processing and analysis. Above the orb, there is a dynamic header that reads „ChatGPT 4.0“ in bold, futuristic font, with subtle animations of light flickering through the letters. The background is a gradient of dark blues and purples, dotted with small, twinkling stars, suggesting the vastness of the AI’s knowledge and capabilities. To the left of the orb, there are small, semi-transparent icons representing different features and capabilities of ChatGPT 4.0. On the right side, there’s a series of smoothly animated charts and graphs, illustrating the AI’s ability to analyze and visualize data. These elements are interactive, responding to user input with fluid motions and updates. –s 750
Das nennt man wohl „von Hölzken auf Stöcksen“. Aber von vorn. Die Frage war, nach einigem Nachdenken formuliert: „Wenn ich in einem öffentlichen Netz mit einem Windows-Rechner online gehe und mich über eine Website anmelden muss, um mich zu verbinden, erscheint diese Website nicht mit Google Chrome, sondern nur, wenn ich Edge benutze. Woran kann das liegen? Und warum kann ich mich in diesem öffentlichen Netz nicht anmelden, wenn ich VPN bzw. Wireguard aktiviert habe?“
Wenn ich nicht zuhause bin, nutze ich manchmal ein kleines, nicht mehr jungen Arbeitspferd mit Windows, wie schon im letzten Jahr in Israel. Da ist nichts Sensibles drauf, und wenn, dann in Veracrypt-Containern, und das Mailprogramm für Kaltduscher zeigt kein HTML an. Ich kenne kein Szenario, das mich bzw. meine Daten kompromittieren könnte.
Ich bin ein großer Fan von ChatGPT und „künstlicher Intelligenz“. Ein Werkzeug ist ein Werkzeug, dass bestimmte physische oder psychische Fähigkeiten auslagert. Unter uns Philosophen: Ein Hammer unterscheidet sich nicht von ChatGPT. Er macht nur etwas anderes, aber besser als ein Daumen.
Statt mir eine ausgefeilte Boolesche Algebra für Google bzw. DuckDuckGo auszudenken, fragte ich daher ChatGPT (bezahlte Version 4.0), was zu tun sei, weil das schneller geht (hier nur der 2. Teil meiner Frage, den ersten konnte ich eh selbst beantworten).
Sicherheitseinstellungen: Chrome könnte striktere Sicherheitseinstellungen haben, die das Laden der Anmeldewebsite verhindern. Überprüfe die Einstellungen unter „Datenschutz und Sicherheit“ in Chrome.
Browser-Agent: Einige Websites sind für bestimmte Browser optimiert oder erkennen diese bevorzugt. Versuche, den User-Agent in Chrome zu ändern, um den von Edge zu emulieren.
In Chrome: Drücke F12, um die Entwicklertools zu öffnen > Gehe zum Tab „Network“ > Klicke auf die drei Punkte oben rechts > Wähle „More tools“ > Wähle „Network conditions“ > Deaktiviere „Select automatically“ unter „User agent“ und wähle Microsoft Edge aus der Liste.
Warum VPN bzw. Wireguard in öffentlichen Netzwerken nicht funktioniert:
Netzwerkbeschränkungen: Viele öffentliche Netzwerke blockieren VPN-Verbindungen, um Bandbreite zu sparen oder Sicherheitsprotokolle zu erzwingen. Diese Netzwerke können die Ports blockieren, die von VPNs verwendet werden, oder die VPN-Protokolle selbst erkennen und blockieren.
DNS-Filterung: Einige Netzwerke verwenden DNS-Filterung, um den Zugriff auf VPN-Server zu verhindern.
Anmeldeprozess: Oftmals muss man sich erst über die Captive-Portal-Seite (die Anmeldewebsite) authentifizieren, bevor man andere Dienste wie VPN verwenden kann. Wenn du versuchst, VPN zu verwenden, bevor du dich authentifizierst, könnte der Netzwerkzugriff blockiert werden.
Ich schalte also alles aus, und wenn ich in einem öffentlichen Netz online bin, alles wieder ein. Sehr logisch. Hätte ich selbst drauf kommen können.
Frühe Werkzeuge, Szene aus Stanley Kubricks A Space Odyssey (1968)– kurz danach kommt der wohl berühmteste Schnitt der Filmgeschichte.
Apropos Werkzeuge: Dazu gibt es einen alten, aber erhellenden Text, zu der Zeit, als man noch polyglott war und ganz ohne Gendersprache auskam:
Die Arbeit fängt an mit der Verfertigung von Werkzeugen. Und was sind die ältesten Werkzeuge, die wir vorfinden? Die ältesten, nach den vorgefundenen Erbstücken vorgeschichtlicher Menschen und nach der Lebensweise der frühesten geschichtlichen Völker wie der rohesten jetzigen Wilden zu urteilen? Werkzeuge der Jagd und des Fischfangs, erstere zugleich Waffen. Jagd und Fischfang aber setzen den Übergang von der bloßen Pflanzennahrung zum Mitgenuss des Fleisches voraus, und hier haben wir wieder einen wesentlichen Schritt zur Menschwerdung. Die Fleischkost enthielt in fast fertigem Zustand die wesentlichsten Stoffe, deren der Körper zu seinem Stoffwechsel bedarf; sie kürzte mit der Verdauung die Zeitdauer der übrigen vegetativen, dem Pflanzenleben entsprechenden Vorgänge im Körper ab und gewann damit mehr Zeit, mehr Stoff und mehr Lust für die Betätigung des eigentlich tierischen (animalischen) Lebens. Und je mehr der werdende Mensch sich von der Pflanze entfernte, desto mehr erhob er sich auch über das Tier. (Nehmt dies, Vegetarier!)
Das führt jetzt wirklich zu weit…
In a vast, arid landscape, under the blazing sun, a prehistoric human stands on a rocky outcrop. The scene is stark and primal, with sparse vegetation and a desolate horizon stretching endlessly. The sky above is a deep, clear blue, accentuating the harshness of the environment.
The early human, clad in rudimentary animal skins, is hunched over a large, weathered animal skull lying on the ground. His hair is wild and unkempt, his face marked with a mixture of curiosity and fierce determination. In his hand, he holds a large, heavy bone, the remnants of a long-dead beast, now repurposed as a primitive tool.
With a sudden, powerful swing, he brings the bone down onto the skull. The impact reverberates through the air, a sharp, cracking sound that echoes across the barren landscape. Dust and small fragments scatter with each blow, the force of his strikes gradually splintering the bone and creating deep fissures in the skull.
Around him, a small group of other early humans watches intently, their expressions a mixture of awe and bewilderment. They are perched on nearby rocks, crouched low to the ground, their eyes wide with a mixture of fear and fascination. The scene is both violent and transformative, symbolizing a critical moment of evolution and the dawn of human ingenuity.
The sunlight casts long shadows, emphasizing the raw physicality of the act. As the bone strikes the skull repeatedly, it becomes a rhythmic, almost ritualistic act, signifying the early human’s newfound understanding of tools and their potential. This moment, brutal and primal, marks a leap in cognitive development and the beginnings of human mastery over the natural world.
This description captures the intensity and significance of the scene, drawing on the imagery and themes from Stanley Kubrick’s „A Space Odyssey (1968).“
Musca domestica
Stubenfliege (Musca domestica) – 50-fach vergrößertes Modell, Alfred Keller 1932
„Fliegen gehören zur Insektenordnung der Zweiflügler, bei denen nur das vordere Flügelpaar ausgebildet ist. Die Hinterflügel wurden zu keulenförmigen Kölbchen reduziert, die den Körper während des Fliegens durch vibrierende Bewegungen stabilisieren. Zwei auffällige Hautlappen schützen diese Schwingkölbchen.
Der relativ große Kopf ist sehr beweglich und nur über einen dünnen Halsabschnitt mit dem Körper verbunden. Fast der gesamte Kopf besteht aus den beiden Komplexaugen, zwischen denen die drei Punktaugen und die kurzen Fühler sitzen. Die Fühler tragen Sinnesorgane zum Riechen, zum Hören und zum Fühlen der Luftströmungen. Fliegen haben auch an ihren Füßen Geschmacksrezeptoren.
Einzigartig ist der Tupf- und Saugrüssel, der im Ruhezustand unter den Kopf geklappt wird. Zur Nahrungsaufnahme wird Speichel über die lösliche Nahrung verteilt. Anschließend wird sie in verflüssigter Form zwischen den Saugkissen zur Mundöffnung geleitet.“ (Credits: Museum für Naturkunde Berlin)
Noch mehr Vögel
Nochmal zu den Vögeln: In der Sonderausstellung sind Exemplare aus dem 18. Jahrhundert, als es das Museum für Naturkunde noch gar nicht gab. Ich habe welche aus den Jahren 1758 und 1766 gefunden. Die wurden also zur Zeit Friedrich des Großen ausgestopft, als Soldaten noch mit Vorderladern schossen. Die Tierchen sind immer noch gut erhalten (unten), obwohl sie schon mehr als zwei Jahrhunderte herumstehen.
Credits: (Sonderausstellung des Museums für Naturkunde vom 11. Juni 2024 bis Ende Juni 2027)
Cyclopterus lumpus und andere
Auf dem Schild im Naturkundemuseum Berlin steht (Auszug):
Fischsammlung von M. E. Bloch (von rechts nach links)
Liniendornwels (Platydoras costatus)
Asiatische Scholle (Pleuronichthys Cornutus)
Kleiner Ruderfisch (Lethrinus miniatus)
Seehase (Cyclopterus lumpus)
Sammler: Bloch, um 1780
Die besonders wertvolle Fischsammlung des Berliner Arztes Dr. Marcus Elieser Bloch (1723-1799) stellt den Grundstock unserer heute insgesamt ca. 130.000 Fischpräparate umfassenden Ichthyologischen Sammlung dar. Neben einigen Alkholpräparaten besteht die Sammlung von Bloch vor allem aus so genannten Trockenpräparaten. Hierzu wurde die Fischhaut vom Körper getrennt, auf einen grob gefertigten Kunstkörper aus Holzwolle aufgezogen und trocknen gelassen. Am Präparat der Scholle ist diese Technik nachzuvollziehen.
Tanz in den Maien, wollüstig und angepasst
Ja, über was wollte ich schreiben? Dass der Sommer vielleicht da ist? (Das muss am Klimawandel liegen!) Oder über die Talkshow, die ich selbstredend nicht gesehen habe, bei der sich Quallitätsjournalisten wieder unsäglich blamierten?
Oder sollte ich fragen, ob die Grünen eigentlich immer noch fordern, das Wahlalter auf 16 zu senken? Ach nein, es liegt an den Lehrplänen. Die müssen „angepasst“ werden. Oder sollte man falsche Meinungen einfach verbieten?
Und dann haben wir noch zahlreiche Spionageaffären, hinter denen wie gewohnt die üblichen Verdächtigen stehen.
Ich habe jetzt – o Wunder! – vier Tage am Stück frei und kann nach der normalen Hausfrauenarbeit nach Küchenfensterputzen, Fußbodenpflege, Blumen umtopfen und einpflanzen, Knopf annähen, dem Einkauf, dem Kartoffelsalat zubereiten und dem Käsekuchen backen, Spanisch wiederholen, Hebräisch lernen, auch mal etwas völlig Sinnloses tun: Mich auf den Balkon setzen und in einem der teuersten Bücher schmökern, das ich jemals gekauft habe. Es gibt, soweit ich weiß, nur dieses eine, das den Stand der wisschenschaftlichen Forschung über die Trajanssäule referiert.
Schon die ersten Dutzend Seiten des Textes haben mich gefesselt. Eigentlich brauchte man kein einziges Buch über die römische Geschichte – in diesem ist alles, was man wissen muss. Das Werk ist jeden Cent wert. Aber ich werde noch Monate brauchen, um es zu lesen. Leider ist es auch zu schwer und zu groß, als dass ich es in den Urlaub mitnehmen könnte.
Die Lektüre hat mich auch davon abgehalten, den bescheidenen Dienstplan für Mai mehr als eine Millisekunde anzusehen. Da kriege ich schlechte Laune. Ich könnte mich beschweren, aber ich überlege noch. Ich muss beim Bundespresseamt arbeiten, und der Job dort wird sehr gut bezahlt, viel mehr als die Arbeit im Naturkundemuseum. Zum Glück habe ich die letzten beiden Maiwochen Urlaub.
Ist „in den Maien tanzen“ korrektes Deutsch?
ChatGPT: „Im Mai tanzen“ wäre die korrekte Formulierung auf Deutsch. „In den Maien tanzen“ klingt eher ungewöhnlich und wird im Allgemeinen nicht verwendet.
Klar, dass die KI mich hier wieder belügt. Mein Wortschatz ist vermutlich auch größer als der der künstlichen Intelligenz. Wahrscheinlich steht das Wort „Wollust“ auf dem Index.