Fake News zum Thema Uiguren

tagesschau Uiguren

Japan Times verbreitet die Meldung: „U.N. says it has credible reports China is holding 1 million Uighurs in secret camps“. Das bezieht sich auf die Nachrichtenagentur Reuters. Offenbar gibt es nur eine einzige Quelle: „Yemhelhe Mint Mohamed, a panel member, referred to “arbitrary and mass detention of almost 1 million Uighurs”.

Reuters zitiert auch die Gegenseite: „China has said that Xinjiang faces a serious threat from Islamist militants and separatists who plot attacks and stir up tensions between the mostly Muslim Uighur minority who call the region home and the ethnic Han Chinese majority.“

Die ARD (Tagesschau, laut Rubikon – auch keine seriöse Quelle – Min. 13’23“ – 13’53, bei mir fehlt da was… ): „Die Führung in China geht nach Angaben der Vereinten Nationen mit zunehmender Härte gegen die muslimische Minderheit der Uiguren vor. Nach UN-Schätzungen werden mehr als eine Million Uiguren in lagerähnlichen Einrichtungen festgehalten. Es gebe Berichte über Folter und Misshandlungen.“

Das sind Fake News, verehrte Tagesschau. Die UN hat mitnichten geschätzt, sondern nur eine Person (aus Mauretanien!). Audiatur et altera pars? Mitnichten. Alles egal.

Bei Spiegel online sind es übrigens „Zehntausende“.

So weit die Füße radeln, reloaded

long mach
Der vorbildliche Soldat Chen Wang, Teilnehmer des Langen Marsches, lächelt nach der Konferenz von Zunyi auf’s Glücklichste.

Sehr schöne und lesenswerte Reportage in der Berliner Zeitung: „Reisen wie Mao Zedong: Zwei Berliner mit dem Fahrrad auf dem Langen Marsch“.

Ich wette, dass das Wort „Menschenrechtsverletzungen“ von der Berliner Zeitung da hineingeschmuggelt wurde. Anders geht es in deutsche Medien nicht. Und wo sind die Uiguren? Ist es überhaupt erlaubt, die nicht zu erwähnen?

Eine Postkarte hatte ich hier schon gepostet.

Foodporn und andere Miscellen

ai
„Wir werden in Deutschland versuchen, KI auf die Straße zu bringen“, sagte Heil am Montagabend in Berlin. Gern geschehen.

Wie die Leserschaft sicher merkt, fehlt mir zur Zeit irgendwie die Motivation die Zeitläufte das Weltgeschehen zu kommentieren, was bekanntlich der Sinn und Zweck eines Blogs ist. Ich kriege bei allem schlechte Laune, sogar bei feuilletonistischen Themen.

homeland

Zum Einschlafen sah ich gestern die siebte (?) Staffel von Homeland (vermutlich zum 2. Mal, aber ich konnte mich nicht erinnern). Der Plot ist sowieso absurd, aber immer wenn Computer ins Spiel kommen, wird es so realistisch wie The Witcher. Niemand kennt Veracrypt. Wenn man einen Laptop aufklappt, sieht man gleich alles. Es gibt keine Backups. Die „Hacker“ haben magische Fähigkeiten. Die CIA hört Telefonzellen (!) in Afghanistan (!) in Echtzeit (!) jederzeit (!) ab usw.. Die Heldin, die zwar großartig schauspielert, aber ein nervliches Wrack darstellen muss, was man kaum ertragen kann, klickt auf eine Datei, und schon wird ihr Computer per Ransomware klickibunti ferngesteuert, inklusive Webcam. Was mich am meisten ärgert: Vermutlich glauben wirklich Leute daran, dass das so funktioniert.

Nun zu den Frontberichten.

bierzelt
Sceenshot: Spiegel-Video

Defamation-Front

– Die Kampagne der „Süddeutschen“ gegen A. hat einen genau so durchschlagenden Erfolg wie die ukrainische Gegenoffensive. Don Alphonso schreibt paywallgeschützt dazu: Wenn man heute den Eindruck haben muss, dass die ganze Opposition aufrecht gegen diesen bösen Hubsi und seine sinistre Vorgeschichte in Mallersdorf kämpft – dann verschweigen sie ihre eigenen gschlamperten Verhältnisse. Bevor der Hubsi nämlich 2018 nach der letzten Landtagswahl der Regierung beitrat, war er noch gern gesehener Helfer und Anschieber der ansonsten eher machtlosen Opposition. So verstand man sich im letzten Jahrzehnt unter SPD, Grünen und Freien Wählern prächtig, als es um die Verhinderung der dritten Startbahn des Flughafens München ging, und genauso reibungslos arbeitete man bei der Abschaffung der Studiengebühren gegen den Willen der CSU zusammen. Schon 2008 war der Ärger über die Freien Wähler in der CSU so groß, dass dort einzelne planten, mit alten Geschichten über Aiwanger an die Öffentlichkeit zu gehen.

Zum Thema passen auch die lustigen Querelen zwischen Elon Musk und der Anti-Defamation League. Musk said that advertisers have told the company they’re receiving pressure from the ADL, a Jewish non-governmental organization that seeks to fight antisemitism and extremism around the world, to not advertise on X. He went on to say, „If this continues, we will have no choice but to file a defamation suit against, ironically, the ‘Anti-Defamation’ League.“

Die ADL möchte das Böse aus dem Internet wegzensieren, wobei sie sich, wie auch ihre deutschen Brüder und Schwestern im Geiste, das Recht vorbehält, selbst zu bestimmen, was das Böse jeweils sei. Musk sieht das bekannterweise anders, wobei meine Sympathien bei X bzw. ihm liegen. Der Hintergrund: Musk had earlier „liked“ the tweet launching the hashtag by Keith Woods, an Irish white nationalist and self-described „raging antisemite.“ – „The ADL’s favourite tactic is financially blackmailing social media companies into removing free speech on their platforms,” Woods said in his Aug. 31 tweet. „Why should they have a platform on X to hold @elonmusk to ransom? It’s time to #BanTheADL.“

Wenn ein Antisemit etwas Richtiges sagt, darf man das nicht „liken“, so die ADL-Liga.

ostfront
Russische Propaganda, also automatisch voll gelogen

Ostfront

ISW: Ukrainian forces continued counteroffensive operations on at least three sectors of the front on July 27 and made gains in some areas, although Ukrainian forces appear not to have continued significant mechanized assaults south of Orikhiv in western Zaporizhia.

Vielleicht stimmt das aber gar nicht. Das lässt mich übrigens völlig kalt. Sollen sie doch.

Miscellaneous Front

foodporn
Foodporn (Symbolbild)

– Der Begriff Foodporn bekommt bei Lidl UK eine völlig neue Bedeutung.

– Der Schufa geht es vielleicht an den Kragen.

– Nein, ich werde keinen Rucksack auf Reisen mitnehmen, der mich dumm anlabert.

„This is another that will burst your efficient Deutschland bubble; bureaucracy is extremely slow in Germany and almost everything is printed out on paper. Worker shortages in the public sector mean that the situation is pretty dire. The head of Berlin’s Foreigners’ Office (Ausländerbehörde), which you will have to visit to get a residence permit if you are a non-EU citizen, has admitted that the office is “nigh dysfunctional” due to a dearth of staff.“ (Aus: Living in Germany as a foreigner: The ultimate guide)

– So sieht Kommunismus aus: „China establishes bureau for private economy development“. Zu China empfehle ich übrigens ein Video: „Claudia Sünder im Gespräch mit Michael Schumann“. So etwas würden die Anstalten nie senden. Viel zu realistisch und völlig ohne Propaganda gegen China. Und auch die Uiguren kommen nicht vor, was hierzulange unmöglich wäre.

– Im Juni lebten rund 280.000 ausreisepflichtige Menschen in Deutschland. So viele Einwohner hat Wiesbaden. Wir schaffen das.

– Berlin ist sicher.

Voice of Gor

– Vielleicht ist jetzt doch die Gegenerde entdeckt worden? Da ist was hinter dem Neptun. Das muss ich heute Abend auf Gor erzählen. Oder darüber einen Artikel in der 360. Ausgabe der Voice of Gor (oben der Titel, nur in Secondlife erhältlich) schreiben…

Das Ministerium für Wahrheit informiert

propaganda

Das Ministerium für Wahrheit hinformiert:

– Ägyptens Al-Sisi muss ab sofort „Machthaber“ genannt werden, weil er Waffen an Putin verkaufen wollte. (04/2023)

Frühere Versionen dieser Anweisung, ihn „Staatchef“ (06/2022) zu nennen oder gar „Präsident“ (01/2023), werden hiermit widerrufen. (via Fefe)

Weitere Meldungen:

– (exklusiv): Putins Berater im Interview: „Selenskij ist bereits eine politische Leiche“.

– Folgende Textbausteine sollten oft verwendet werden, wenn es um China geht: „Uiguren“. „Bürgerrechtlicher“. „Muss“. „Soll“. „Wir brauchen Führer“.

– Zum Thema China reicht in Zukunft nur eine Quelle, wie schon in Syrien. Andere Quellen müssen nicht berücksichtigt werden, weil sie eh nicht überprüft werden können.

Rot(!)chinesen kaufen Hamburg (fast)

chinese navy
Ein Vorauskommando der chinesischen Volksbefreiungsarmee erkundet den Hamburger Hafen.

Die Chinesen können bekanntlich Hafen. Die üblichen Verdächtigen aka Qualitätsmedien regen sich jetzt künstlich auf, weil Teile des Hamburger Hafens an den chinesischen Staatskonzern Cosco verkauft werden sollen.

Textbausteine: Feind der freien demokratischen Welt. Autokratisches Regime. Kommunistische Macht. Was war noch einmal die „freie Welt“? Gehören Ungarn und die Türkei dazu? Und was sind die Kriterien für „frei“? Mit „autokratischen Regimes“ hat Deutschland bekanntlich nichts am Hut, außer mit Saudi-Arabien sowie (die Liste wäre zu lang und passte nicht auf mein Blog). China ist im übrigen noch nicht einmal nach eigenem Selbstverständnis „kommunistisch“.

Was soll also diese Propaganda? Und warum werden die Uiguren nicht erwähnt? Die gehören doch zur deutschen Berichterstattung über China wie die behaarte Brust Charlton Hestons zu einem christlichen Sandalenfilm und das Echo zur Eiger Nordwand!

shanghai harbour
Kommunistische Schiffe treffen im Hamburger Hafen ein (Symbolbild).

Die anti-chinesische Propaganda wird schon seit längerem von Georg Kiesinger US-amerikanischen „Experten“ ventiliert; hierzulande plappern sie nur nach. Aus völkerkundlicher Sicht ist es immer wieder interessant zu beobachten, wie zusätzlich uralte antikommunistische Reflexe wiederbelebt werden und in die „Argumentation“ einfließen. Wen kann man mit „kommunistisch“ eigentlich noch erschrecken? Vermutlich nur die hiesige „Linke“.

shanghai harbour

By the way: Können die hier mitlesenden IT-Experten mir erklären, was diese komische Meldung auf https://en.portshanghai.com.cn bedeutet?

Alles offensichtlich

vomitating
Leser deutscher Tageszeitungen nach dem Lektüre der aktuellen Kriegspropaganda und anderer Themen (Symbolbild). Credits: umryfame/Wikipedia

China

„Ich sage nur China, China, China!“ (Kurt Georg Kiesinger 1969)

„Die demokratischen Staaten sollten sich gegen die immer aggressivere Politik von Xi Jinping gemeinsam wappnen. Sie tun das Gegenteil – Deutschland vorneweg.“ Immerhin ist das Elaborat als „Kommentar“ gekennzeichnet. Was interessiert mich die Meinung eines Journalisten, der chinophobe (gibt es das Wort) Propaganda as usual verbreitet? (Es fehlen noch „die Uiguren“.) Und wer ist mit „demokratische Staaten“ gemeint? Der US-Imperialismus? Erdogan? Unser Handelspartner Saudi-Arabien? Immer aggressiver? Seit wann? Und vor allem: Gegen wen?

„Der Westen“ ist nicht das Maß aller Dinge, und die Chinesen haben das sehr gut verstanden. Man kann sogar darüber streiten ob es besser ist, sich von einem Ausschuss, der die Geschäfte der Bourgeoisie organisiert, regieren zu lassen, oder ob es nicht vernünftiger sei, dass die politische Elite sich zunächst in der Praxis bewähren muss, wie im alten Rom, bevor man zu einem politischen Amt greifen kann, und dass „Demokratie“ auch ein Einparteiensystem sein kann.

Die Herren exportieren deutsches Wesen
zu den Chinesen!
Zu den Chinesen!
(Stefan Heym)

Ukraine

„Russlands Nachschubprobleme in der Südukraine offenbar verschärft“. Offenbar. Vermutlich. Vielleicht. Oder auch nicht. Einzige Quelle: Britischer Geheimdienst – dann muss man es drucken.

„Deutschland will dem Vernehmen nach rund 5.000 Soldaten schulen“. (Was bedeutet „dem Vernehmen nach“? Hat irgendjemand gesagt, aber wir wissen nicht wer?) In was denn? Wie man gendergerechte Toiletten benutzt?

„Nato beginnt am Montag Verteidigungsübung mit Atomwaffen.“ Das hat natürlich gar nichts mit dem Krieg in der Ukraine zu tun. Für was üben die denn? Wie man am schnellsten Jod-Tablette schluckt oder sich eine ABC-Plane, die bekanntlich gegen Atombomben schützt, über den Kopf zieht?

Die pöhsen Drogen

„Auch in Berlin sterben wieder mehr Männer und Frauen an harten Betäubungsmitteln, oft an einer Heroin-Überdosis. Doch immer weniger Süchtige sind in Therapie.“ Das, Tagesspiegel, ist grober Unfug. Warum habe ich eigentlich ein Buch (1993!!) darüber geschrieben? Damit ihr die abgelutschten Sprechblasen aus den 80-ern jetzt wiederholt? Therapie heilt von Heroin? Ach was. Irgendwelche Statistiken, ob das stimmt? Habt ihr nicht? Dachte ich mir. By the way: Ich habe damals alles, was nötig ist, gesagt und geschrieben. Allein schon das Wort „Entgiftung“ ist so „neutral“ wie ein beliebiges Statement Melnyks. Alkohol ist Gift, Heroin jedoch nicht. Keine Ahnung, aber um so lauter herumjaulen…

In einen Kontext setzen

mecki
Vorsicht! In diesem Buch kommen kleine Negerlein vor!

„Es handelt sich um einordnende Hinweise, welche die Filme entsprechend unserer Aufgabe als modernes multimediales öffentlich-rechtliches Medienhaus in einen zeitgemäßen Kontext setzen“. Wer so formuliert (natürlich eine Anstalt!), hat eh einen an der Waffel. Einordnende Hinweise – was wäre das Gegenteil? Hinweise, die verwirren und alles Gemeinte im Chaos enden lassen?

Turkestan Islamic Movement
Screenshot von Online terrorism: ‚East Turkestan Islamic Movement‘ terror audio and video. Einordnender Hinweis: In diesem Video kommt islamistischer Terror der Uiguren vor – den darf es aber gar nicht geben weil der feudale Autokrat Dalai Lama nicht zuständig ist, weil die pöhsen Chinesen die Uiguren wegsperren.

Dann haben wir noch „modernes multimediales öffentlich-rechtliches Medienhaus“. Darf man so viele Adjektive überhaupt verwenden? Und ist das nicht auch ein sehr großes riesiges Geschwurbel, aus dem Anus der deutschen Sprache ausgeschieden? Eine total altmodische, quasi-behördenhafte staatlich alimentierte Hütte?

By the way: Müsste man nicht das ganze Internet mit einem einordnenden Hinweis versehen und nicht nur Winnetou, lieber Mittel[sic!]deutscher Rundfunk?

Taiping

taiping revolution

Was euch demnächst blüht in der Feudalismus-Reihe ist chinesische Geschichte: Die Taiping-Revolution in China (1851-1864).

Ansonsten sieht es mit deutsche Sekundärliteratur mau aus. Mein Freund Albrecht Ude, der Mandarin spricht und sich mit so was auskennt, schreibt dazu: Das hier gibt’s online als PDF: „Taiping Tianguo und Donghag: eine religionswissenschaftliche Studie über den Entstehungsprozess der beiden neuen religiösen Bewegungen“.

Und weiter zitiert er einen Experten für chinesische Geschichte des 19. Jahrhunderts: Zu den Taiping gibt es zwei hervorragende Bücher, beide allerdings nur auf Englisch: Jonathan Spence:“ God’s Chinese Son“ und Stephen R. Platt: „Autumn in the Heavenly Kingdom.“ Spence schreibt gewohnt anschaulich und ansprechend, Platt steht ihm in nichts nach. Interessanterweise haben beide sich auf unterschiedliche Punkte konzentriert, man kann getrost beide Bücher lesen und wird immer noch sehr viel Neues erfahren. Und für ergänzende Unterhaltung: Caleb Carr: „The Devil Soldier“ – eine populär geschriebene Biographie von Frederick Townsend Ward, dem ersten Kommandeur der Ever Victorious Army.

Auf Deutsch gibt es nix direkt über die Taiping… Aber vermutlich jede Menge „China-Kenner“, die permanent das Wort „Uiguren“ murmeln.

Miscellaneous

genderwahnsinn

Gibt es eigentlich wirklich etwas Neues, die Weltläufte betreffend?

– Vor Zoom hatte ich schon gewarnt.

– Computerspiele machen süchtig und gleichzeitig intelligenter.

– Es gibt noch Länder mit Telefonzellen, die scheinen aber eine Ausnahme zu sein.

– Russland erhöht Pensionen und den Mindestlohn.

burks

– Die Uiguren hatten wir schon. Die Platte Propaganda-Textbausteine werden bei Bedarf auch in Zukunft immer wieder hervorgeholt werden.

– Softwareprobleme? Softwareprobleme!

– Ich warte auf den Herbst. Vielleicht ist die Linke dann nicht mehr im Bundestag und Merz Kanzler.

– Die Motivation der ukrainischen Truppen ist wie immer sehr hoch.

– Die Chinesen üben in der Nähe von Taiwan.

– „Homecoming soldiers“ gibt es jetzt auch auf Russisch.

– Viele Deutschen haben einen Knall.

Telefonzelle

Geschaltet und gleich

katjuscha
Deutsche Medien bei der Berichterstattung über Russland und China (Symbolbild), Credits: RIA Novosti

„Ich bedauere, dass Sie Informationen bezweifeln, über die die US-Regierung verfügt.“ (Ned Price, „United States government official“)

Nein, niemand hat die Absicht, die deutschen Qualitätsmedien als „gleichgeschaltet“ zu bezeichnen. Um das umzusetzen, brauchte es einen Masterplan und Institutionen, die so viel Druck aufbauen könnten. Beides gibt es nicht. Nur der Profit zählt im Kapitalismus, und letztlich ist der opportunistisch.

Man fragt sich daher um so mehr, woher es kommt, dass einem beim sporadischen medialen Konsum eine dicke und trübe Propaganda-Suppe entgegenquillt und warum fast die gesamte Journaille ähnliches dummes Zeug fabriziert, das einem Fakten-Check nicht standhält, wie man bei den abgenudelten Themen „Ukraine“ und „Uiguren“ leicht beweisen kann. Bonusse (nein, nicht Boni – ich habe nachgesehen!): Dalai Lama, VVN. Ich nenne das im schönsten Bürokratendeutsch „freiwillige Selbstkontrolle“ (aka Opportunismus und Feigheit), ein Begriff, der eh ein Oxymoron ist, aber die Absurdität trefflich zeigt. Ich will ja nicht gleich mit dem „Klassenstandpunkt“ deutscher Journalisten ins Haus fallen. Dann hörte ja niemand mehr zu.

Audiatur et altera pars (Christian Y. Schmidt, der in Peking lebt): „Natürlich wurde die Uigurin Dinigeer Yilamujiang nicht zufällig als letzte Fackelträgerin der Winterspiele in Peking ausgewählt. Sie wurde genommen, um der ganzen Welt zu zeigen, dass die Behauptung, an den Uiguren in Xinjiang fände ein Genozid statt, eine schlichte Propagandalüge ist, die dazu dient, China in der Welt zu isolieren und dem aufstrebenden Land möglichst stark ökonomisch zu schaden. Um so mehr wird in den nächsten Tagen das Propagandageheule gegen China zunehmen. Ganz sicher wird dabei gebetsmühlenartig wiederholt werden, Dinigeer Yilamujiang sei instrumentalisiert worden. Selbstverständlich wurde sie das, und zwar, um eine Botschaft der Versöhnung zu verbreiten und das Bild eines Chinas, in dem jede der 56 Ethnien eine gute Zukunft hat. Diese Instrumentalisierung ist zu begrüßen.“

By the way: Warum gibt es bei den muslimischen Salar in China keine islamistischen Terroristen wie bei den Uiguren? (Lesen: Das Gutachten von Prof. Norman Paech)

Und noch einmal Christian Y. Schmidt: „Ich hatte neulich schon darauf hingewiesen, dass die Zahl der Uiguren, die angeblich in Umerziehungslagern in Xinjiang festgehalten werden, in letzter Zeit auf magische Art und Weise geschrumpft ist. Wurde vor zwei bis drei Jahren von den westlichen Medien noch gern gemeldet, dass drei Millionen Uiguren in Lagern stecken würden, wahlweise aber auch eine Million bzw. anderthalb Millionen, heißt es in letzter Zeit immer öfter, es seien Hunderttausende. Jetzt wird bei DER SPIEGEL daraus „viele Tausende“, was zumindest gefühlt noch einmal deutlich weniger ist als „Hunderttausende“.

Diese Entwicklung zeigt klar und deutlich, dass die westlichen Medien über die Zahl der Internierten in Xinjiang rein gar nichts wissen, sondern sie einfach ins Blaue hinein erfinden. Ganz sicher aber weiß man, dass das, was in Xinjiang passiert – wo die Behörden keine Menschen töten – ein Genozid ist. Dagegen haben die Massaker, die westliche Bomber unter den Zivilbevölkerungen des Irak, Libyens, Syriens und Afghanistans angerichtet haben, für die westlichen Medien nie etwas Genozidales. Sie sind immer bloß ein Versehen.“

Audiatur et altera pars, Russland, Gas. Es gibt da noch die Power of Siberia, eine Gasleitung vom Baikalsee in die VR China. Nord Stream 2 ist dagegen Peanuts. Russland könnte auch auf den westeuropäischen Markt verzichten. Dann würde das Gas noch teurer, China stünde im Wettbewerb noch besser. Nennt man „sich ins eigene Bein schießen“ und gilt beim Militär als Selbstverstümmelung.

Es ist wie bei Esoterikern: rationale Argumentation hilft nicht.

dietrich antifachistin

Land of Hope mit strengen Maßnahmen oder: Ich sage nur China

metaverse
A rendering of a virtual conference venue on Baidu Xirang. (Image credit: TechNode/Qin Chen) Dazu schreibt die SCMP: „The virtual conference centre in Baidu’s metaverse app XiRang can simultaneously accommodate 100,000 people for meetings and other interactions.“

„Ich sage nur China, China, China.“ (Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, NSDAP-Mitgliedsnummer 2.633.930, am 31.08.1969)

Es erstaunt mich immer wieder, wie unverblümt in deutschen Medien, vor allem in Wirtschaftsteil, gegen die Volksrepublik gehetzt wird, so plump, dass man sich fragen muss, wer das glauben soll? Natürlich hat sich das Narrativ „Uiguren“ dank der ständigen Berieselung so in den Köpfen festgesetzt, dass man rational nicht mehr darüber reden kann, sogar mit Freunden. Auch der Begriff „Regime“ fällt wie das Amen in christlichen Kirchen unverweigerlich. So was kennen wir bekanntlich im Kapitalismus gar nicht.

Frank Stocker, der Finanzredakteur der „Welt“, schreibt (Paywall): „Absturz einer Supermacht – Chinas neue Doktrin und ihre Folgen für die Welt“. De facto liest man dann das Gegenteil von „Absturz“, aber auf Inhalte kommt es offenbar wenig an. Wenn der chinesische Immobilienriese Evergrande trotz seiner Schulden nicht pleite geht, ist das auch wieder schlecht: „Mehr denn je befindet sich diese im festen Griff des Regimes.“ So was aber auch… Schlimm, diese Kommunisten.

Tatsächlich ist Chinas Gesellschaft inzwischen höchst ungleich. Der Gini-Koeffizient [Link natürlich von mir, B.S.], der die Ungleichheit in einem Land misst, liegt in China sogar höher als in den USA. Darauf reagierte Xi, der sich nach wie vor für einen Kommunisten hält, nun offenbar.

Wie jetzt? Xi ist gar kein Kommunist? Sondern? Staatskapitalist? Es kommt noch schlimmer:
So wurden im Sommer beispielsweise über Nacht alle privaten Unternehmen des Bildungssektors verboten – in diesem Bereich darf es nur noch gemeinnützige oder staatliche Institutionen geben. Man soll sich bessere Bildung nicht mehr kaufen können.

Das ist doch hervorragend?! Aber nein, es kommt von den pöhsen Chinesen. Dann ist es schlecht. Börsengänge wurden verhindert, Auslands-Listings weitgehend unmöglich gemacht, große Konzerne mussten ihre Daten an den Staat übergeben, und sie sollen mit Sondersteuern zur Kasse gebeten werden.

Das geht ja nun gar nicht. Börsengänge verhindert! Da bricht der Kapitalismus-affine deutsche Journalist in Tränen aus. Und man muss Ethan Harris fragen, „Ökonom bei der Bank of America“, eine Institution, die schon per definitionem unerbittlich neutral ist. Der erklärt gern, wie es läuft mit der Profitrate: „Wenn der Staat die Kapitallenkung übernimmt, bedeute das jedoch letztlich eine weniger effiziente Nutzung des Kapitals, was dann auch aufs Wachstum durchschlage.“

Ach ja? Ist das so? Woher weiß der Kerl denn das? Ich nenne dieses Gefasel schlicht faktenfreie Propaganda vom Feinsten. (Der Rest des Artikel steht weitgehend im Konjunktiv und ist rein spekulativ.)

metaverse

„Mindestens vier mutmaßliche Regelbrecher der strengen Corona-Maßnahmen in China sind in einer Stadt im Süden des Landes öffentlich zur Schau gestellt worden. Wie Staatsmedien am Mittwoch berichteten, wurden die Beschuldigten in weißen Schutzanzügen vor einer großen Menschenmenge in der Stadt Jingxi in der autonomen Region Guangxi vorgeführt. Den Personen wird vorgeworfen, illegale Migranten beim Grenzübertritt aus dem nahe gelegenen Vietnam geholfen zu haben.

Auf sozialen Medien kursierten am Dienstag Kurzvideos, auf denen die Verdächtigen Plakate mit ihren Fotos und Namen tragen, während sie von jeweils zwei Sicherheitskräften durch belebte Straßen geführt werden. Die Parade wird von Dutzenden Polizisten bewacht, einige von ihnen sind bewaffnet. Auf Chinas sozialen Medien erhalten die drastischen Maßnahmen der Behörden teilweise Zuspruch.“ (RND)

Nun, das ist so etwas wie ein Shitstorm old school. China geht mit denen, die gegen Regeln verstoßen, ohnehin anders um. Aber die Todesstrafe gibt es auch in Japan und den USA, und dort sperren sie vorwiegend die afroamerikanische Bevölkerung in die Knäste. Also hört mir auf mit den islamistischen Uiguren. Wenn erst die Güterzüge rollen, freut sich das Kapital.

metaverse

In China experimentieren sie mit der Zukunft, während Zuckerberg und Co. vielleicht auf das falsche virtuelle Pferd gesetzt haben. Natürlich wird es im chinesischen Metaverse keinen Sex geben, da stößt (!) Secondlife immer noch in eine Marktlücke; HiPiHi stand da a priori auf verlorenem Posten.

Irgendwann wird Europa, insbesondere Deutschland mit seiner Faxerei, aber einfach abgehängt werden. Und dann sehen wir alt aus.

Leicht tickende Kost

bulgogibulgogi

Nachdem ich das Publikum mit Wissenschaft nervte, muss ich jetzt leichte Kost nachschieben. Bulgogi liegt in der Marinade bis morgen. Was haben wir noch?

– Exklusiv auf burks.de: Ab der fünften Impfung wird es vermutlich Treuepunkte geben!

– Überraschung! Neue Bundesregierung dämpft Hoffnungen auf schnelle Digitalisierung. Echt jetzt? Warum? „So tickt Verwaltung nicht.“ Wie ticken sie denn?

Manuel Kellner schreibt auf Fratzenbuch: „Kampagnen gegen das Impfen haben eine äußerst reaktionäre und antisemitische Tradition. Nehmen wir die NSdAP. Julius Streicher schrieb im Jahr 1935: ‚Die Impfung ist eine Rassenschande‘. Hinter einer gesetzlichen Impflicht aus dem Jahr 1874 verortete Streicher jüdische Abgeordnete. Streichers Hetzblatt „Der Stürmer“ illustrierte den Zeitgeist in einem Sujet: Ein Arzt mit Hakennase, er lächelt verschlagen, hält eine Spritze in der Hand. Seine Patientin hat ein Kind im Arm, sie sieht sehr deutsch aus und äußert Bedenken: ‚Mir ist so komisch zu Mut, Gift und Jud tut selten gut.‘ Der Deutsche Impfgegner-Ärztebund reimte im Jahr 1935: ‚Deutsches Volk, hab‘ nichts mit dem Impfen gemein, / Es ist jeder wahren Gesundheitspflege Hohn, / Und willst Du nicht selbst Dein Totengräber sein, / Dann bekenn‘ Dich entschlossen zur Anti-Vakzi-Nation!'“

Nun gut, so etwas gibt es heute auch, nur ohne antisemitische Untertöne. Man kann aber Meinungen, die einem nicht passen, trotzdem tolerieren. Nehmen wir den die gemeinsame Kampffront von Wagenknecht und Kubicki, die sich beide gegen eine Impfflicht ausgesprochen haben. Oder Stiko-Mitglied Christian Bogdan vom Universitätsklinikum Erlangen: „Persönlich halte ich von einer gesetzlichen Impfpflicht nicht viel, da diese einen Rattenschwanz an Administration, Impfbefreiungszeugnissen und Klagen nach sich zieht und die gesellschaftliche Entzweiung fördert. Das Ziel, möglichst viele Menschen zu impfen, erreicht man über andere Wege viel einfacher. Allein die Einführung der 2G-Regel hat ja schon dazu geführt, dass sich sehr viele Unentschlossene impfen haben lassen. Die drei oder vier Prozent, die generell jede Impfung ablehnen, sind der Mühe nicht wert, eine Impfpflicht einzuführen.“

Es ist sowieso zu spät. Ich muss zugeben, dass mir chinesische Lösungen ohnehin besser gefallen. Ich bin neulich mit einer alten Freundin heftig aneinandergeraten, weil ich Moscheen schließen und Bärte abschneiden den chinesischen Weg, gegen den islamischen Terrorismus der Uiguren vorzugehen, für effektiv und auch weitgehend legitim halte und das Mediengetöse zum Thema hierzulande für größtenteils Propaganda.

– Der Vorstand des DJV Berlin/JVBB hat, wie zu erwarten war, die Frist verstreichen lassen, meine Fragen zu beantworten. Jetzt muss ich etwas für den Ruf tun, den ich bei denen habe. Oderint, dum metuant!

– Ich weiß, jetzt was das Ding in meinen Auge ist, das ich manchmal sehe und manchmal nicht und was ein Augenarzt nicht erklären konnte. Danke, Internet!

Volkskrieg gegen den islamischen Terrorismus

Turkestan Islamic Movement
Screenshot von Online terrorism: ‚East Turkestan Islamic Movement‘ terror audio and video

Ich empfehle einen bemerkenswerten Artikel im Neuen Deutschland: „Völkermord an den Uiguren? – Die Auseinandersetzung um die Provinz Xinjiang ist Teil einer Strategie, den Aufstieg Chinas zu stoppen oder zu verlangsamen“. Bemerkenswert insofern, als dass der Autor unstrittig ein guter Kenner der Verhältnisse ist und lange in China gelebt hat, und weil sein Beitrag sich wohltuend vom unsäglichen Propaganda-Getöse westlicher Medien abhebt. Ich glaube kein Wort von dieser Hetze (und natürlich auch nicht der chinesischen Propaganda) – aber damit bin ich schon eine kleine, radikale und skeptische Minderheit in Deutschland.

Ich muss zugeben, dass ich befangen bin, weil ich immer mit harten Maßnahmen gegen Verehrer höhere Wesen, insbesondere der muslimischen Art, sympathisiere. Moscheen zu Turnhallen klingt für mich ganz hervorragend und angemessen.

Audiatur et altera pars: Wer es sachlich mag, kann sich auch bei der Bundeszentrale für politische Bildung informieren.

Der lange Marsch in den Kosmos

china's race tp space
Credits: China’s Race To Space Domination

Die Volksrepublik China hat das Basismodul der geplanten Weltraumstation ins All geschossen. Da ich gern recht habe und behalte, verweise ich auf einen Telepolis-Artikel, den ich vor 18 Jahren geschrieben habe: „Es dürfte keine falsche Vorhersage sein, wenn man behauptet, dass China in wenigen Jahren die Raumfahrernation Russland überholt haben wird. Und auch die USA werden Probleme haben, im Prestigeduell, wer wo im Kosmos territoriale Duftmarken setzt, immer die Nase vorn zu haben.“

china's race tp space
Credits: Wonderfully Kitschy Propaganda Posters Champion the Chinese Space Program (1962-2003)

Die USA hatten in ihrer grenzenlosen, aber unsubstantiierten Arroganz vor zehn Jahren beschlossen, keine Kosmonauten aus China auf die internationale Raumstation zu lassen. „Initially, China’s five-year-old space agency was viewed as too young and inexperienced to offer any useful contributions to the International Space Station. Soon after the Chinese developed their own space stations and sent astronauts to space to visit them, it became clear that this wasn’t the case.“ Wahrscheinlich haben die sich gesagt: Wir sollen zu unerfahren sein? Dann bauen wir den Scheiß eben selbst. Hold my Maotai!

china's race tp space
Credits: Our past, present and future

Popular Science schreibt: „And if it continues its pace, China will launch its experimental Tiangong-2 space lab later this year, followed by a crew that will dock there and test technologies critical for building a permanent manned outpost in orbit. The first module of that outpost—Tiangong-3—is China’s highest- profile project. It is expected to lift off in 2022, marking a new era of Chinese space research. Tiangong-3 will be able to support three taikonauts, in addition to a bevy of scientific research. Notably, CNSA has already rolled out the welcome mat to other countries, offering the opportunity to place experiments, and astronauts, aboard.“

Ich hoffe doch, dass ich noch erlebe, wie Chinesen auf dem Mond landen und eine Raumstation mit Taikonauten bemannen (sic!). Die „Grünen“ werden vermutlich behaupten, das sei dann gar keine Raumstation, sondern ein ausbruchssicheres Gefängnis für islamische Terroristen Uiguren.

Siam-Nico, Buzzwords und der chinesische Imperialismus

myanmar
Link geht zu Facebook

Bei manchen Buzzwords (früher sagte man frankophil Slogan) schlägt mein Bullshit-Detektor sofort an, bei einigen Themen auch. Ich bedauere, die des Politischen kundigen Lesern und die an Medienkompetenz interessierten Leserinnen mit einer kleinen und vorläufigen Etüde in Recherche behelligen zu müssen.

Klassenkampf. Chinesischer Imperialismus. Mahnwache. Kommt alle. Fehlen nur noch die Fackeln Lichterketten, aber die sind mittlerweile sowas von out. Wer steckt dahinter? Aufmerksamkeitshuren, Marketing-Agenturen, etwas getarnt Politisches oder alles?

Setzen wir das Puzzle zusammen. Man sollte vermuten, dass bei a) Klassenkampf irgendwas „Linkes“ mitmacht, in Kombination mit b) chinesischer Imperialismus ergibt das aber zunächst wenig Sinn. „Die Linke“ lässt sich zwar von der pro-uigurischen Propaganda einlullen, aber sie würde nicht so weit gehen, eine „Volksrepublik“ als imperialistisch zu benennen. Die Grünen wiederum kriegen beim Begriff Klassenkampf sofort die Krätze. Beides – so unserer Arbeitshypothese nach 30 Sekunden – scheidet aus. Im Sinn haben wir den Namen „Nico Buchmüller“, der als Organisator der Mahnwache genannt ist.

myanmar

Die „Süddeutsche“ (Paywall) zitiert die (virtuelle) Gruppe German Solidarity with Myanmar Democracy. Man könnte irrig vermuten, dass die „Süddeutsche“ recherchiert hat, ob es diese Gruppe gibt. Dass sie das nicht getan hat, beweist die Zeichenkette „setzt sich nach eigenen Worten [bitte selbst ausfüllen] für ein freies Myanmar ein.“ Ohne drei unabhängige Quellen zu haben, durfte man früher, in den goldenen Zeiten des Journalismus, noch nicht mal furzen gehen. Heute reicht eine abhängige.

myanmar

Wait a minute. Warum sollte sich überhaupt jemand hierzulande ausgerechnet für Myanmar einsetzen, und was ist „frei“? Kapitalismus unter der Schirmherrschaft der NATO und faschistischer Banden wie in der Ukraine? Warum nicht Freiheit für Äquatorialguinea? Robbenbabys Negerkinder auf Fotos werden doch von jeder Werbeagentur mit Kusshand angenommen, weil sie immer in die Kamera lachen, außer wenn sie kurz vor dem Hungertod stehen (Amnesty, Brot für die Welt usw.). Kann man also für praktisch alles vermarkten.

myanmar

Doch halt, wie haben ein Motiv, sagt jetzt der Kommissar (wir sind erst bei Minute fünf der Recherche). Hier spricht Nico Buchmüller, man sieht ihn die Hände ringen und tränenkullernd schluchzen: Brutalität! Gewalt! Die ist nicht geil, sondern pöhse. Wir werden alle störben. Da muss man doch was tun!

Merke: Der Herr schreibt schlechtes Deutsch, und auch die Kommata fehlen oder stehen an der falschen Stelle. (Er hat also kein Abitur. Leider kann man heutzutage bei der Recherche aus diesem Tatbestand nichts folgern, weil das Kriterium sogar für die meisten Journalisten zutrifft.)

Wir merken uns in Rechercheminute fünf: Kein Profi, vermutlich keine der vorhandenen Parteien im Hintergrund (Arbeitshypothese, es fehlen die vorgestanzten Textbausteine), die Volksmassen jubeln noch nicht (was bei Myanmar auch extrem unwahrscheinlich ist, da vermutlich 90 Prozent der Bevölkerung das Land nicht auf einer Karte lokalisieren könnten). Appell an Gefühle, wie schon beim Kampf gegen „Hass“. Gefühle entpolitisieren sofort jedes Thema, lassen sich aber natürlich bei den intellektuell Schmalbrüstigen geistig Armen gezielt mobilisieren. Wer „gegen Gewalt“ ist, redet zur Mittelschicht. Man appelliert, sich zu benehmen: Man möchte bei denen da oben nicht unangenehm auffallen und sich gleichzeitig von denen da unten absetzen. „Klassenkampf“ und „gegen Gewalt“ – das passt nicht und spricht bei mir sofort für einen geistig verwirrten Einzeltäter oder Drogenmissbrauch.

myanmar

In Minute zehn der Recherche müssen wir nur noch die falschen Nico Buchmüllers aussortieren. Der richtige ist Klima-Nico von der Klimaliste Baden-Württemberg. Einw der Abspaltungen von der Befreiungsfront Judäas den Grünen, die sich auf nur ein Thema focussieren und den Kapitalismus reformieren wollen, aber selbstredend weiterhin zum GlottisschlagStimmritzenverschlusslaut-Milieu gehören. Ergo: Schon wieder nur Winkelreformer der buntscheckigsten Art.

Unser Klima- und Siam-Nico drückt mit Karacho auf alle Tränendrüsen: Er sammelt Spenden für Waisenkinder in Mayanmar. Das volle Programm also. Ich frage immer noch: Warum ausgerechnet Birma? (Ich hatte ein Kinderbuch über die KatzenTigerjagd in Siam – so hieß das früher.) Er hat dort eine Zeit verbracht. Das muss uns reichen. Man muss nicht alles runtermachen, auch wenn man „Entwicklungshilfe“ als eine Art Embryo des Imperialismus ansieht und „helfen“ durchweg als ein niedriges Motiv, um sich selbst besser zu fühlen.

Man kann natürlich noch weitermachen und den beruflichen Werdegang recherchieren, Bildersuche und -vergleich eingeschlossen). Wir haben Nico unrasiert, auf Linkedin rasiert. Bei krauth technology im Schwarzwald wurde er offenbar ausgebildet (7. von links). Bei highQ war er auch oder ist er noch.

Der „Klassenkampf“ war also nur ein Versehen und wird in die Rubrik attention whore eingetütet. Wenn man unseren Siam-Nico fragte, was Imperialismus sei, würde er garantiert ins Stottern kommen oder „die Uiguren, die Uiguren“ murmeln.

Übrigens: Die so genannte Opposition in Myanmar würde ich auch nur mit der Kneifzange anfassen.

Planlose Bilder des Feindes

planlos

Kurze Durchsage der Politsekte DKP bzw. ihres Zentralorgans UZ:
Die Pflege der Feindbilder Russland und China macht auch vor Teilen der Linken nicht halt. So ermahnte die scheidende Linken-Ko-Vorsitzende Kipping die Bundesregierung vor dem EU-China-Gipfel im September im Stile Mike Pompeos: „Ich erwarte, dass die Bundesregierung gegenüber der chinesischen Führung eines sehr deutlich macht: Es muss Schluss sein damit, dass Uiguren, dass Minderheiten eingesperrt werden in China in Lager. Es darf keine Repression gegenüber der Demokratiebewegung in Hongkong geben.“ Leipziger Antifa-Gruppen demonstrierten unterdessen „Gegen die Festung Europa und das autoritäre Regime Chinas“..

Warum denke ich jetzt bei der UZ an blinde Hühner und Körner?

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Leute, die sich für links halten, fordern den Ausschuss, der die Geschäfte des Kapitals organisiert, auf, gegen die Regierung eines staatskapitalistischen Landes vorzugehen. Es ist zu lächerlich, als dass man sich damit ernsthaft befassen müsste. „Autoritär“ ist übrigens weder ein marxistischer Begriff noch erklärt er überhaupt irgendetwas, außer man denkt an die fragwürdige Kategorie Hannah Arendts.

Die „Proteste“ in Hongkong sind IMHO reaktionär. Daher ist es nur zu logisch, dass die Grünen sie unterstützen.

Ceterum censeo: Was den uigurischen Terror und den dortigen Islamismus angeht, halte ich mich mit Kritik an der VR China zurück. „Bärte ab“ und „Moscheen schließen“ finde ich klammheimlich sympathisch.

Peinlich

suggestive aussagen

Man macht sich so seine Gedanken, ob man manipuliert werde oder nicht, und wenn ja, wie. Ein schönes Beispiel ist heute Spiegel online mit einem wie gewohnt reißerischen Teaser, der aber vom Inhalt des betreffenden Artikels noch übertroffen wird. Mäkeln wir ein wenig herum, obwohl das natürlich völlig sinnlos ist:

„Jens Spahn verteidigt vor dem Bundestag seine Impfstrategie“ suggeriert, dass er eine habe. Das kann man anzweifeln. Mein Vorschlag: „Peinlich: Jens Spahn behauptet vor dem Bundestag, er habe eine Impfstrategie.“

„Das zweite Impeachment von Donald Trump nimmt Fahrt auf.“ Auch das suggeriert etwas Falsches: Das Impeachment ist bloße heiße Luft, weil es im US-Senat eine Zweidrittel-Mehrheit geben müsste, um Trumps Schuld festzustellen. Das wird vermutlich nicht erreicht werden. Auch wird niemand juristisch beweisen können, dass der Präsident ursächlich für die Aktionen des Mobs im Kapitol verantwortlich gewesen ist. Mein Vorschlag: „Die Gegner Donalds Trumps manövrieren sich mit großen Radau und mit Karacho in eine Sackgasse.“

„Die peinliche Schwäche der EU gegen China“ – was soll denn das heißen? Staaten zeigen Stärke? Rückkehr zur Kanonenbootpolitik? Kiautschou soll Deutsch bleiben? Und wem ist etwas peinlich? Dem deutschen Volk? Der Bevölkerung? Dem Kapital? Oder nur dem Autor, der sich hier blamiert und alle journalistischen Grundsätze vernachlässigt?

Wenn Journalisten zu viel meinen: Im Artikel wird für Sanktionen gegen die VR China gehetzt – wegen der Uiguren. Das ist gar kein Journalismus mehr, sondern reine und nackte Propaganda. Ich wäre ganz schön bescheuert, wenn ich für so etwas noch Geld bezahlen würde.

Audiatur et altera pars: „Study shows that in the process of eradicating extremism, the minds of Uygur women in Xinjiang were emancipated and gender equality and reproductive health were promoted, making them no longer baby-making machines. They are more confident and independent.“ Das twitterte die chinesische Botschaft. Der Tweet wurde von Twitter zensiert.

Wenn es der „Wahrheitsfindung“ dient, sind alle Mittel offenbar recht.

Und nun zu euch, Verehrer höherer Wesen der muslimischen Art

islam
Source: ABC Australien

„Nichts ist gefährlicher, als nach einem niederträchtigen islamistischen Mord wie in Dresden aus Rücksicht auf den sozialen Frieden die Tat totzuschweigen. Frankreich macht es derzeit gerade vor: Nur eine deutliche Reaktion des demokratischen Rechtsstaats auf den Religionsterror der Islamfaschisten verhindert, dass die Verbrechen von den Rechtspopulisten und der Springer-Presse zum üblichen Radau gegen Merkels Flüchtlingspolitik instrumentalisiert werden. Islamisten gehören ins Gefängnis und/oder ausgewiesen. Ohne Pardon!“ (Karl Kobs)

Wir haben auch wieder einen bedauerlichen Einzelfall, der vermutlich mit dem Islam nichts zu tun hat. „Im Dezember 2019 hatte das Amtsgericht Leipzig den Mann wegen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte sowie Körperverletzung in zwei Fällen zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und einem Monat verurteilt. Darin eingeflossen war ein Urteil des Oberlandesgerichts Dresden aus dem Jahr 2018, das den Mann wegen Werbens um Mitglieder und Unterstützer einer terroristischen Vereinigung im Ausland und des Verschaffens von Plänen zur Begehung einer schweren Straftat sowie ebenfalls wegen Körperverletzung und Bedrohung zu einer Strafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt hatte. Der Tatverdächtige hält sich der Behörde zufolge seit 2015 in Deutschland auf und ist derzeit nach dem Aufenthaltsgesetz geduldet.“

Sollte man nicht dulden. Rein gar nicht. Schauen wir in das betreffende Gesetz: „Einem Ausländer kann eine Duldung erteilt werden, wenn dringende humanitäre oder persönliche Gründe oder erhebliche öffentliche Interessen seine vorübergehende weitere Anwesenheit im Bundesgebiet erfordern.“

Ich sehe in diesem Fall kein öffentliches Interesse.

Laut Passauer Neue Presse warnt der deutsche Lehrerverband: Auch an deutschen Schulen würden Lehrer eingeschüchtert“. „Lehrer würden beispielsweise aufgefordert, Themen wie den Nahostkonflikt oder Israel nicht im Unterricht zu behandeln. „Lehrkräfte trauen sich an manchen Schulen nicht mehr, einen Film wie ,Schindlers Liste‘ zu zeigen. Sie bekommen Druck von den Eltern, aber auch von Schülern. (…) Viele Kolleginnen und Kollegen hätten wohl auch in Deutschland Angst, beispielsweise in einer Unterrichtsstunde über Meinungs- und Kunstfreiheit auf die Mohammed-Karikaturen zu verweisen.“

Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals etwas gut finden würde, was Macron macht. Aber hier bin ich mit ihm einer Meinung: „Frankreichs Regierung will stärker gegen Islamisten vorgehen“. „Auch würden 51 Vereine, Schulen und Kultstätten künftig genau überwacht. Zwei Organisationen – das «Collectif contre l’Islamophobie» und die sich als humanitäre Vereinigung bezeichnende «BarakaCity» – will Darmanin schnellstmöglich auflösen lassen, da sie den Werten Frankreichs feindlich gegenüberstünden.“

Das würde ich auch hier empfehlen. Alle Organisationen, die etwas von einem „antimuslimischen Rassismus“ faseln, genauer untersuchen und wenn nötig verbieten. Man könnte auch von der Sowjetunion oder China lernen: Moscheen zu Turnhallen!

So, jetzt geht es mir wieder besser.

China und anderes

laugh

Vor zehn Jahren schrieb ich hier: „Mir fällt gerade nichts ein. Beim Lesen der aktuellen Tagesnachrichten fühle ich mich oft wie die virtuelle Dame hier in Second-Life-Gor.“

Was sonst noch geschah:
Spiegel online preist die Vorzüge des Kommunismus Staatskapitalismus – die chinesischen Eisenbahnen sind besser und umweltfreundlicher als hierzulande: “ In nur viereinhalb Stunden wird der Zug 1318 Kilometer zurücklegen, eine Distanz wie von der Ostsee zum Mittelmeer. Während der Fahrt reißt das WLAN kein einziges Mal ab. Bahnfahren ist in China eine echte Alternative zum Fliegen, besonders in den dicht besiedelten Regionen im Osten des Landes, wo heute praktisch jede Stadt per Zug erreichbar ist.“

Ein weiterer Grund, den BER erst gar nicht zu eröffnen und kleine innerdeutsche Flughäfen zu schließen. Dazu fehlt aber der politische Wille.

South China Morning Post über Hongkong: „The city will never be like Macau, and that’s why it will reach the end of the line come 2047 and will not be anything like the one we have loved and treasured. (…) Now that so many Hong Kong people have shown their readiness to work with American and British politicians against their own governments, the city has crossed a red line to which there is no return.“

Vermutlich werde ich noch erleben, dass Hongkong ganz in die Volksrepubik China eingeliedert wird. Das ist auch gut so: „Die Unternehmenssteuern sind mit 16,5 Prozent die niedrigsten in der westlichen Welt. Die Währung Hongkong-Dollar ist an den US-Dollar gebunden, die Zentralbank ist praktisch eine Filiale der Federal Reserve. Mit 215 Mrd. US-Dollar an US-Staatsschulden gehören Hongkonger Spekulanten nach Japan und China zu den größten Finanziers der westlichen Supermacht.“

Ach so ist das? Schon mal etwas in den Mainstream-Medien über den Konzern Jardine Matheson Holdings gehört? It’s the economy, stupid! „Der größte Konzern ist bis heute, ununterbrochen seit 187 Jahren, Jardine Matheson. Kontrolliert wird er von der Keswick-Familie, direkte Nachfahren des Gründers William Jardine. Mit den Gewinnen aus dem Opium-Schmuggel wurde ein weitverzweigter Mischkonzern aufgebaut…“ Enteignen, sage ich, und in chinesisches Staatseigentum überführen!

Noch was zu China. Telepolis über „Instrumentalisierung der Menschenrechte“ beim Thema Uiguren. Ich bin immer misstrauisch, vor allem dann, wenn die Zahlen zwischen einer Million und „Zehntausende“ schwanken, und informierte mich eher zum Beispiel bei der BBC oder bei der New York Times. (Ich habe in einigen deutschen Zeitungen online einen Link zum Leak der New York Times gesucht, aber nicht gefunden. Ich welchem Jahrhundert leben die eigentlich? Linkfreie Artikel sind unverschämt und verprellen die Leser. Oder sind die einfach nur zu doof für das Internet?)

Beim Thema Uiguren sympathisiere ich eher mit der Politik der chinesischen Regierung. Religion (Islam) und Terrorismus? Die Chinesen sind nicht besser oder schlechter als die USA, nur effektiver. Alles andere ist Heuchelei.

Storkower Strasse
Foto: Storkower Strasse, Berlin, 03.12.2009

– Auch bei der Rettung der boat people auf dem Mittelmeer sollte man auf die Ökonomie sehen: „Die nicht beabsichtigten Folgen der Seenotrettung von Migranten“ titelt die Neue Zürcher Zeitung: „Die Vermutung steht schon lange im Raum, dass die Seenotrettung im Mittelmeer von Schleppern genutzt wird, um ihren Profit zu maximieren. Drei Ökonomen haben die These jetzt überprüft.“

„Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Seenotrettung insgesamt kaum einen Sicherheitsgewinn bringe, da sie Überfahrten verbillige und so die Nachfrage erhöhe. Zudem schöpfen die Schlepper einen Teil des Nutzens ab, den die Rettung stiftet: Sie setzen die Migranten statt in seetüchtige teure Holzboote in billige chinesische Schlauchboote mit schwachen Aussenbordmotoren.“

Möchte das jemand hören? Natürlich nicht.

New York Times: „He Was One of Mexico’s Deadliest Assassins. Then He Turned on His Cartel.“ Wie Killer geschult werde. Kriegt mal Albträume von.

Im Bonsaiformat hat die Berliner Morgenpost etwas: „2018 hat in Neukölln eine Clan-Familie ohne Genehmigung auf ihrem Grundstück ein Haus gebaut. Davon wusste der Baustadtrat.“ Verantwortlich ist (Paywall) der grüne (natürlich!) Baustadtrat Jochen Biedermann [sic].

„‚Dem Bezirksamt ist auf dem besagten Grundstück ein Flachbau bekannt, für den kein Antrag und insofern auch keine Genehmigung vorliegt‘, erklärte Biedermann. Auf Nachfrage sagte ein Rathaus-Sprecher, dass man bereits seit dem vergangenem Jahr von dem Bau wisse. Biedermann habe zwar daraufhin eine Überprüfung angeordnet. Allerdings ist seitdem nichts weiter passiert.“

Warum auch.

Telepolis hat ein Fetaure über die hiesige Brexit-Berichterstattung: „Das Wahlergebnis zeigte, dass die Berichte über den großen Brexit-Frust in Großbritannien Chimären waren“. Nein! Doch! Oh!