China und anderes

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Vor zehn Jahren schrieb ich hier: „Mir fällt gerade nichts ein. Beim Lesen der aktuellen Tagesnachrichten fühle ich mich oft wie die virtuelle Dame hier in Second-Life-Gor.“

Was sonst noch geschah:
Spiegel online preist die Vorzüge des Kommunismus Staatskapitalismus – die chinesischen Eisenbahnen sind besser und umweltfreundlicher als hierzulande: “ In nur viereinhalb Stunden wird der Zug 1318 Kilometer zurücklegen, eine Distanz wie von der Ostsee zum Mittelmeer. Während der Fahrt reißt das WLAN kein einziges Mal ab. Bahnfahren ist in China eine echte Alternative zum Fliegen, besonders in den dicht besiedelten Regionen im Osten des Landes, wo heute praktisch jede Stadt per Zug erreichbar ist.“

Ein weiterer Grund, den BER erst gar nicht zu eröffnen und kleine innerdeutsche Flughäfen zu schließen. Dazu fehlt aber der politische Wille.

South China Morning Post über Hongkong: „The city will never be like Macau, and that’s why it will reach the end of the line come 2047 and will not be anything like the one we have loved and treasured. (…) Now that so many Hong Kong people have shown their readiness to work with American and British politicians against their own governments, the city has crossed a red line to which there is no return.“

Vermutlich werde ich noch erleben, dass Hongkong ganz in die Volksrepubik China eingeliedert wird. Das ist auch gut so: „Die Unternehmenssteuern sind mit 16,5 Prozent die niedrigsten in der westlichen Welt. Die Währung Hongkong-Dollar ist an den US-Dollar gebunden, die Zentralbank ist praktisch eine Filiale der Federal Reserve. Mit 215 Mrd. US-Dollar an US-Staatsschulden gehören Hongkonger Spekulanten nach Japan und China zu den größten Finanziers der westlichen Supermacht.“

Ach so ist das? Schon mal etwas in den Mainstream-Medien über den Konzern Jardine Matheson Holdings gehört? It’s the economy, stupid! „Der größte Konzern ist bis heute, ununterbrochen seit 187 Jahren, Jardine Matheson. Kontrolliert wird er von der Keswick-Familie, direkte Nachfahren des Gründers William Jardine. Mit den Gewinnen aus dem Opium-Schmuggel wurde ein weitverzweigter Mischkonzern aufgebaut…“ Enteignen, sage ich, und in chinesisches Staatseigentum überführen!

Noch was zu China. Telepolis über „Instrumentalisierung der Menschenrechte“ beim Thema Uiguren. Ich bin immer misstrauisch, vor allem dann, wenn die Zahlen zwischen einer Million und „Zehntausende“ schwanken, und informierte mich eher zum Beispiel bei der BBC oder bei der New York Times. (Ich habe in einigen deutschen Zeitungen online einen Link zum Leak der New York Times gesucht, aber nicht gefunden. Ich welchem Jahrhundert leben die eigentlich? Linkfreie Artikel sind unverschämt und verprellen die Leser. Oder sind die einfach nur zu doof für das Internet?)

Beim Thema Uiguren sympathisiere ich eher mit der Politik der chinesischen Regierung. Religion (Islam) und Terrorismus? Die Chinesen sind nicht besser oder schlechter als die USA, nur effektiver. Alles andere ist Heuchelei.

Storkower Strasse
Foto: Storkower Strasse, Berlin, 03.12.2009

– Auch bei der Rettung der boat people auf dem Mittelmeer sollte man auf die Ökonomie sehen: „Die nicht beabsichtigten Folgen der Seenotrettung von Migranten“ titelt die Neue Zürcher Zeitung: „Die Vermutung steht schon lange im Raum, dass die Seenotrettung im Mittelmeer von Schleppern genutzt wird, um ihren Profit zu maximieren. Drei Ökonomen haben die These jetzt überprüft.“

„Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Seenotrettung insgesamt kaum einen Sicherheitsgewinn bringe, da sie Überfahrten verbillige und so die Nachfrage erhöhe. Zudem schöpfen die Schlepper einen Teil des Nutzens ab, den die Rettung stiftet: Sie setzen die Migranten statt in seetüchtige teure Holzboote in billige chinesische Schlauchboote mit schwachen Aussenbordmotoren.“

Möchte das jemand hören? Natürlich nicht.

New York Times: „He Was One of Mexico’s Deadliest Assassins. Then He Turned on His Cartel.“ Wie Killer geschult werde. Kriegt mal Albträume von.

Im Bonsaiformat hat die Berliner Morgenpost etwas: „2018 hat in Neukölln eine Clan-Familie ohne Genehmigung auf ihrem Grundstück ein Haus gebaut. Davon wusste der Baustadtrat.“ Verantwortlich ist (Paywall) der grüne (natürlich!) Baustadtrat Jochen Biedermann [sic].

„‚Dem Bezirksamt ist auf dem besagten Grundstück ein Flachbau bekannt, für den kein Antrag und insofern auch keine Genehmigung vorliegt‘, erklärte Biedermann. Auf Nachfrage sagte ein Rathaus-Sprecher, dass man bereits seit dem vergangenem Jahr von dem Bau wisse. Biedermann habe zwar daraufhin eine Überprüfung angeordnet. Allerdings ist seitdem nichts weiter passiert.“

Warum auch.

Telepolis hat ein Fetaure über die hiesige Brexit-Berichterstattung: „Das Wahlergebnis zeigte, dass die Berichte über den großen Brexit-Frust in Großbritannien Chimären waren“. Nein! Doch! Oh!

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Kommentare

13 Kommentare zu “China und anderes”

  1. Crazy Eddie am Dezember 15th, 2019 5:35 pm

    Die Religeon sollte eigentlich eine Privatsache sein, genauso wie die politische Meinung. Organisierte Religeon hingegen ist mir allemal suspekt. Da ist es nicht ohne Witz, wenn die sog. Kommunisten in China das ganz anders sehen. Gerade die private Ausübung einer Religeon erregt Verdacht, um so mehr, wenn eine Religeon ohne Hierarchie und Struktur auskommt. Das macht den Islam eben viel verdächtiger, als das Christentum und für Falun Gong gilt das selbe. Angeblich gehören mehr Chinesen der Falun Gong an, als der KPCh.

    Die KPCh macht einen großen Fehler, der sich langfristig rächen wird. Sie hat die Konspiration im chinesischen Volk längst zum Way of Life gemacht. Man ist so daran gewöhnt, seine Meinung für sich zu behalten, dass niemand an totaler Überwachung Anstoß nimmt. Für Hongkong gilt das nicht. Mein Tipp an die KPCh: Nuke it! 10.000.000 Menschen können in China sehr wenig sein, frei mach Deng Xiao Ping.

  2. Olaf Petersen am Dezember 15th, 2019 5:37 pm

    I bims so unreligeös, I kann noch nicht mal Religeon richtig schreim.

  3. spätburgunder am Dezember 15th, 2019 8:07 pm

    Der Link zur NYT / Drogenkiller ist so richtig: https://www.nytimes.com/2019/12/14/world/americas/sicario-mexico-drug-cartels.html (mit einem „l“ hinten).

  4. Michael am Dezember 15th, 2019 8:13 pm

    „Die Vermutung steht schon lange im Raum, dass die Seenotrettung im Mittelmeer von Schleppern genutzt wird, um ihren Profit zu maximieren.“

    Das ist eine Nullaussage. Kapitalisten werden immer die jeweiligen Umgebungsbedingungen so weit wie möglich nutzen um ihren Profit zu maximieren, egal wie diese sind. Desweiteren ist es zweifelhaft, daß sie andernfalls seetüchtigere Boote nehmen würden. Warum sollten sie das tun? Billigboote sind billig (duh!). Punkt. Die Kundschaft wird i.d.R. eh nicht zurückkommen*, egal ob sie es lebend schafft oder nicht und so etwas wie Markttransparenz oder gleiche Machtverhältnisse bestehen in dieser Branche nicht.

    * Apropos zurückkommen: Gerade wegen dieses Aspektes ist es plausibler zu sagen, daß die Schlepper von Abschiebungen profitieren. Die sorgt nämlich genau dafür.

  5. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 15th, 2019 8:36 pm

    @Olaf Petersen

    Ist Analphabetismus nicht ein gnostischer Zustand?

  6. flurdab am Dezember 15th, 2019 10:35 pm

    Scheinbar war die Religion der Uiguren so lange kein größeres Problem für die KP, bis ein Teil der Uiguren gefallen am Wahabismus fanden.
    Von daher ist die Reaktion der KP verständlich, wobei man über die Maßnahmen und deren Umfang keine verlässlichen Informationen bekommt.
    Das Projekt der Neuen Seidenstraße ist den USA ein Dorn im Auge, und wer ist der Budy der USA im Orient, und welche Form des Islams wird von denen in die gesamte Welt exportiert?
    Von daher- wer konvertiert dem nichts passiert. Steht auch so im Koran, aber das verstehen die Sprenggläubigen nicht.

  7. andreas am Dezember 16th, 2019 12:21 pm

    Keine Ahnung warum dich die Killerausbildung so begeistert. Die lieben Kinderlein, oder ältere Killer in spe werden abgerichtet wie Wachhunde. Ähnlich wohl wie bei Spezialeinheiten der verschiedensten Armeen, selbst wenn es im Training nicht zum Vollzug kommt. (Krav Maga ist ebenfalls eine Killerausbildung, selbst wenn hier vom letzten Handgriff kein Gebrauch gemacht wird) Das fünfzig Jahre Krieg gegen Drogen keinen einzigen vorzeigbaren Erfolg erzielten, außer finanziellen bei den diesen organisierenden ist das wirklich haarsträubende. Meine Empfehlung Don Winslows Bücher zum Thema in der richtigen Reihenfolge:

    – Tage der Toten (The power of the dog)
    – Das Kartell (The Cartel)
    – Jahre des Jägers (The Border)

    Was den Fingerzeig auf Chinas Behandlung der Uiguren betrifft überrascht mich deine Bewunderung für Chinas „Effizienz“ auch wenn ich, betrachtet man andere Theater (Kashmir, Irak, Syrien, Iran, Yemen etc.) durchaus verstehe warum diese Nebelkerze verwendet wird.

  8. Messdiener am Dezember 16th, 2019 5:50 pm

    Nur so, der Uiguren-Experte ist Evangele + Schwabe
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=56639

  9. Martin Däniken am Dezember 16th, 2019 6:21 pm

    Winnie Pu Xi mag es einfach… nicht wenn jemand anderes als Heilsbringer verehrt wird!
    Statt eine komplexe Mindfuck-Öberätchion zustarten, wird klassisch umerzogenund etwas genozidiert.
    Und die Uiguren sind die gefickten.
    Egal wie relegeot sie tatsächlich sind…
    Die Staatmaschine shreddert sie wie unsere Männlichen Küken.
    Ach sind wir zivilisiert…
    „Alexa löse die Apokalypse aus.“

  10. Roman Bardet am Dezember 17th, 2019 10:28 am

    Vor zehn Jahren schrieb ich hier: „Mir fällt gerade nichts ein. Beim Lesen der aktuellen Tagesnachrichten fühle ich mich oft wie die virtuelle Dame hier in Second-Life-Gor.“

    Vielleicht lesen Sie nicht die richtigen Informationsquellen. Wie wäre es damit:

    Amüsanter Dialog zum Nachdenken zwischen der Richterin Göring und dem 93-jährigen SS-Mann aka Widerstandskämpferin gegen ein ganz ganz winziges Zahnrad der Geschichte oder [bitte selber ausfüllen].

    Oder Hier, die gleiche Zeitung feiert Ludwig van Beethoven als reichsten Musiker würde er heute noch leben. Dabei war der doch Antisemit und Antisemiten machen hier im Land keine Millionen. Den würde man hier nur heimlich hören, wie damals in der DDR das Westradio. Himmel, ich stelle mir gerade den Beethoven bei der Anne Will vor … Das muß sich jeder so wie mit Marco van Basten vorstellen. Das war ein holländischer Fussballspieler. Der hat mit 55 Jahren bei Fox Sports im Interview „Sieg Heil“ gebrüllt und wurde dafür jetzt aus dem PC-Spiel „FIFA 20“ geschnitten und Fox Sports setzte die Zusammenarbeit mit van Basten für eine Woche lang aus. Bruahahaha!

    Es gibt übrigens ein neues Wort: Co-Parenting.

    Abschließend frage ich mich, ob die Demokratisiererin Saskia Eskin vielleicht doch eine Domina ist und vielleicht gerade deswegen eine Perücke trägt?

  11. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 17th, 2019 7:04 pm

    @Roman Bardet

    „Es gibt übrigens ein neues Wort: Co-Parenting.“

    Es geht wohl um einen Zusatz- bzw. Assistenzvater, den man mieten kann?

    Das wird dasselbe Desaster wie in der Altenpflege oder SAP*.

    *Nein, nicht aus Polen, nicht diese Software.

  12. Martin Däniken am Dezember 18th, 2019 9:52 am

    Demnächst aus der Wortschöpfungshölle der
    Möchte-gern-Wiedergewähltwerdenen:
    Kinderwürdige Heranwachsendenerziehung oder war es herwachsendenwürdige Kindererziehung…!

  13. Struppi am Dezember 31st, 2019 1:32 pm

    Zu den Uiguren hat die junge welt auch mal was geschrieben was ich für nachvollziehbar halte. Das Problem ist dieser einseitige Blick auf die Dinge dem wir mittlerweile kaum entfliehen können.

    https://www.jungewelt.de/artikel/368173.anti-terror-krieg-terror-in-xinjiang.html

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