Land of Hope mit strengen Maßnahmen oder: Ich sage nur China

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A rendering of a virtual conference venue on Baidu Xirang. (Image credit: TechNode/Qin Chen) Dazu schreibt die SCMP: „The virtual conference centre in Baidu’s metaverse app XiRang can simultaneously accommodate 100,000 people for meetings and other interactions.“

„Ich sage nur China, China, China.“ (Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger, NSDAP-Mitgliedsnummer 2.633.930, am 31.08.1969)

Es erstaunt mich immer wieder, wie unverblümt in deutschen Medien, vor allem in Wirtschaftsteil, gegen die Volksrepublik gehetzt wird, so plump, dass man sich fragen muss, wer das glauben soll? Natürlich hat sich das Narrativ „Uiguren“ dank der ständigen Berieselung so in den Köpfen festgesetzt, dass man rational nicht mehr darüber reden kann, sogar mit Freunden. Auch der Begriff „Regime“ fällt wie das Amen in christlichen Kirchen unverweigerlich. So was kennen wir bekanntlich im Kapitalismus gar nicht.

Frank Stocker, der Finanzredakteur der „Welt“, schreibt (Paywall): „Absturz einer Supermacht – Chinas neue Doktrin und ihre Folgen für die Welt“. De facto liest man dann das Gegenteil von „Absturz“, aber auf Inhalte kommt es offenbar wenig an. Wenn der chinesische Immobilienriese Evergrande trotz seiner Schulden nicht pleite geht, ist das auch wieder schlecht: „Mehr denn je befindet sich diese im festen Griff des Regimes.“ So was aber auch… Schlimm, diese Kommunisten.

Tatsächlich ist Chinas Gesellschaft inzwischen höchst ungleich. Der Gini-Koeffizient [Link natürlich von mir, B.S.], der die Ungleichheit in einem Land misst, liegt in China sogar höher als in den USA. Darauf reagierte Xi, der sich nach wie vor für einen Kommunisten hält, nun offenbar.

Wie jetzt? Xi ist gar kein Kommunist? Sondern? Staatskapitalist? Es kommt noch schlimmer:
So wurden im Sommer beispielsweise über Nacht alle privaten Unternehmen des Bildungssektors verboten – in diesem Bereich darf es nur noch gemeinnützige oder staatliche Institutionen geben. Man soll sich bessere Bildung nicht mehr kaufen können.

Das ist doch hervorragend?! Aber nein, es kommt von den pöhsen Chinesen. Dann ist es schlecht. Börsengänge wurden verhindert, Auslands-Listings weitgehend unmöglich gemacht, große Konzerne mussten ihre Daten an den Staat übergeben, und sie sollen mit Sondersteuern zur Kasse gebeten werden.

Das geht ja nun gar nicht. Börsengänge verhindert! Da bricht der Kapitalismus-affine deutsche Journalist in Tränen aus. Und man muss Ethan Harris fragen, „Ökonom bei der Bank of America“, eine Institution, die schon per definitionem unerbittlich neutral ist. Der erklärt gern, wie es läuft mit der Profitrate: „Wenn der Staat die Kapitallenkung übernimmt, bedeute das jedoch letztlich eine weniger effiziente Nutzung des Kapitals, was dann auch aufs Wachstum durchschlage.“

Ach ja? Ist das so? Woher weiß der Kerl denn das? Ich nenne dieses Gefasel schlicht faktenfreie Propaganda vom Feinsten. (Der Rest des Artikel steht weitgehend im Konjunktiv und ist rein spekulativ.)

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„Mindestens vier mutmaßliche Regelbrecher der strengen Corona-Maßnahmen in China sind in einer Stadt im Süden des Landes öffentlich zur Schau gestellt worden. Wie Staatsmedien am Mittwoch berichteten, wurden die Beschuldigten in weißen Schutzanzügen vor einer großen Menschenmenge in der Stadt Jingxi in der autonomen Region Guangxi vorgeführt. Den Personen wird vorgeworfen, illegale Migranten beim Grenzübertritt aus dem nahe gelegenen Vietnam geholfen zu haben.

Auf sozialen Medien kursierten am Dienstag Kurzvideos, auf denen die Verdächtigen Plakate mit ihren Fotos und Namen tragen, während sie von jeweils zwei Sicherheitskräften durch belebte Straßen geführt werden. Die Parade wird von Dutzenden Polizisten bewacht, einige von ihnen sind bewaffnet. Auf Chinas sozialen Medien erhalten die drastischen Maßnahmen der Behörden teilweise Zuspruch.“ (RND)

Nun, das ist so etwas wie ein Shitstorm old school. China geht mit denen, die gegen Regeln verstoßen, ohnehin anders um. Aber die Todesstrafe gibt es auch in Japan und den USA, und dort sperren sie vorwiegend die afroamerikanische Bevölkerung in die Knäste. Also hört mir auf mit den islamistischen Uiguren. Wenn erst die Güterzüge rollen, freut sich das Kapital.

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In China experimentieren sie mit der Zukunft, während Zuckerberg und Co. vielleicht auf das falsche virtuelle Pferd gesetzt haben. Natürlich wird es im chinesischen Metaverse keinen Sex geben, da stößt (!) Secondlife immer noch in eine Marktlücke; HiPiHi stand da a priori auf verlorenem Posten.

Irgendwann wird Europa, insbesondere Deutschland mit seiner Faxerei, aber einfach abgehängt werden. Und dann sehen wir alt aus.

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Kommentare

8 Kommentare zu “Land of Hope mit strengen Maßnahmen oder: Ich sage nur China”

  1. Herbert Eisenbeiß am Dezember 31st, 2021 1:38 pm

    Mach dir nichts draus, Burks. Deutschland gibt für die 150+ Millionen Chinesen, die jährlich im Ausland auf Urlaub gehen, ein prima Reiseziel ab – sofern man sich auf die Chinesen einstellt.

  2. ... der Trittbrettschreiber am Dezember 31st, 2021 2:35 pm

    „Und dann sehen wir alt aus.“

    Was bedeutet das?
    Welche teure Bildung ist gemeint, die sich qualitativ so sehr von der von der Stange unterscheiden soll. Erfährt man von neuen oder erweiterten Naturgesetzen oder sozialen Verhältnissen?
    Wird der von der digitalen Welt abgehängte ALDI-Gänger verschrumpeln, verhungern oder gar an sich selbst verzweifeln, weil er sich nicht leisten kann in diesen multimedialen Welten und X-Lifes mitzusurfen? Ist es nicht krass, dass Menschen mit einem 1300,-Euro Falthandy Sehnsucht nach dem Beisammensein an einem wunderbar die Umwelt belastenden Lagerfeuer haben, an dem sie mal wieder so richtig entspannt youtube gucken können?
    Erst wenn der letzte medial und digital Verblödete verstorben ist, werden die auf diesem Planeten verbliebenen KI-gesteuerten humanoiden Zellkulturen merken, dass ein kaum ein Bit JEVERtragen werden kann… hcks!

  3. Godwin am Dezember 31st, 2021 2:37 pm

    Konjunktiv ist das neue „genau so ist es“
    vgl. alle Spekulationen zum Covid-xy-Virus der letzten Monate.
    Captain Einsicht folgt später.

    Man stelle sich mal vor, in Teutschland würden Privat-Schulen verboten – der Staat würde sein Bildungswesen reformieren usw.
    Man stelle sich zunächst überhaupt erst einmal vor, der staat würde für ausreichend Lehrer sorgen (weiteres Personal wie Sozialarbeiter, PMs usw. noch nicht mal mitgerechnet)

    Ich ging in den letzten Monaten ein wenig dazu über eher Wirtschats-News zu lesen.
    Da wird gehypt (Mateverse usw.) und viel Stuss geschrieben – aber Corona wird da recht nüchtern betrachtet und China interessiert auch nur aus Kapital-Sicht (und die kennt keine Menschenrechte und demzufolge auch keine Verletzungen selbiger)

    Selbst die Taliban haben besseres Home-Office als wir…

  4. flurdab am Dezember 31st, 2021 3:46 pm

    „Den Personen wird vorgeworfen, illegale Migranten beim Grenzübertritt geholfen zu haben“
    Was das mit Corona zu tun haben soll ist mir zwar unverständlich, aber es fällt mir schwer darüber zu urteilen.

    Ansonsten haben die Kiesen doch die selbe Corona- Regel wie wir: „Fresse halten und nicht hinterfragen“.
    Bin gespannt wann bei uns „Center Parcs“ für „Muffel“ gefordert werden, so wie in Australien.

  5. Kay am Dezember 31st, 2021 5:51 pm

    Dein vorletzter Satz ließe sich so verstehen, dass du denkst, ‚wir‘ (also auch du und ich) stünden in einem Wettbewerb mit China.

    Ich will die ‚robusten‘ politischen Maßnahmen, die in China möglich sind, gewiss nicht zu sehr beschönigen, aber es ist global und langfristig vielleicht doch besser, wenn der praktizierte Islam vom Staat beendet wird, und mit ihm der Islamismus.

    Andere (US, EU) führen lieber 20 Jahre Krieg, und reden die Auswirkungen des Islamismus im ihrem Inneren schön (und behalten die Kontrolle über Infiltration).

    Eine Umerziehung, so brutal sie auch ist, als Genozid zu bezeichnen, gehört zur Wirtschaftspropaganda.

  6. admin am Dezember 31st, 2021 7:35 pm

    @flurdab: Weil wegen Corona sowieso Einreisesperre ist.

  7. flurdab am Januar 1st, 2022 10:39 am

    @ admin

    Ja sicher, aber auch ohne Corona haben die Kinesen etwas gegen illegale Einreisen.
    Und mit „Asyl“ kommt man da auch nicht weiter.

    Interessante Seite, Corona und die Intensivbetten im zeitlichen Verlauf der Pandamie. Nach Kreisen.
    https://intensivstationen.net/

  8. Beobachter am Januar 1st, 2022 3:01 pm

    Aber das, was die Chinesen da taten, nämlich das „öffentlich zur Schau gestellt worden“, das wollten Sie dereinst, 1968, 1969 … doch auch. Das war doch gängige Praxis unter der bösen Jiang Qing. Ich verstehe nicht wie Sie das jetzt anprangern können.

    Was die Chinesen betrifft, so habe ich dereinst einen chinesischen Koch erlebt, der lebende Schlangen aus einem 10 Liter Eimer griff und die in kochendes Wasser warf. Dieser Tod, so wurde es mir gesagt, mache deren Fleisch besonders zart und verleihe ein spezielles Aroma. Bäh!

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