Virtuelles Basteln
Die Weltlage ist bescheiden. Ich bastele lieber an meiner Sim in Secondlife herum. Morgen ist eh mein letzter Urlaubstag. #secondlife #secondlifeblogger
New Orleans, revisited
Die Postkarte habe ich am 24.09.1979 in New Orleans abgeschickt. Sie kam am 02.10. an.
Ich habe leider die Perspektive nicht wiedergefunden. Auf der Postkarte steht eindeutig „Saint Peter Street“ – die gibt es im Bayou St. John und ist nicht so pittoresk. Sie wird aber durch den Louis Armstrong Park unterbrochen. Vermutlich ist daher der untere Teil gemeint, der bis zum Hafen führt.
Mississippi ist schmutzig. Morgen fahren wir über Houston (NASA-Kontrollzentrum) nach Santa Fe, um uns Indianerpueblos anzusehen.
Darf man das heute noch auf unverschlüsselte Postkarten schreiben, oder wird man wegen Hassrede angezeigt?
Briefe von drüben
Meine Mutter hat alle Briefe und Postkarten aufgehoben, die ich an meine Eltern und andere Verwandten aus Lateinamerika geschrieben hatte – ein dicker Packen. Jetzt weiß ich auch die Namen einiger Unterkünfte wieder. Die Karten und Umschläge werde ich mal in Ruhe sortieren und einscannen.
Im Arsch und salut
Wenn jemand Marx noch nie im Original gelesen hat: So sieht das aus. (Marx an Engels in Manchester, 25.12.1857, MEW 29)
Unter erschütterten BerichterstatterI%$&_*Innen
Die New York Times so: „Israel Accuses 6 Al Jazeera Reporters of Belonging to Militant Groups“.
Der DJV so: „In seinem Schreiben weist der DJV-Vorsitzende auf die hohe Zahl getöteter Berichterstatterinnen und Berichterstatter im Nahen Osten seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hin: „Seit Beginn der bewaffneten Auseinandersetzungen in Gaza und jetzt im Libanon kamen bereits mehr als 100 Medienschaffende ums Leben.“ In vielen Fällen sei nicht geklärt, ob sie Opfer der Hamas oder des israelischen Militärs wurden. „Das ändert nichts an unserer Erschütterung über den Tod von so vielen Kolleginnen und Kollegen.““
Unter Objektiven
In der bürgerlichen Presse lese ich: „Unter Journalisten kommen die Grünen auf 41 Prozent.“ Dementsprechend „objektiv“ sind dann auch politische Artikel. (Die Quelle nutzt Gendersternchen.)
Seilzieher, baumlange Neger, Strohgeklebtes und Zusammengewürfeltes
Einen habe ich noch. Wir bleiben noch kurz in der hier schon mehrfach erwähnten beschaulichen Kleinstadt und schauen uns eine Modelleisenbahn an, wie früher Schiffe den Fluss hinaufgezogen wurden, wenn der Wind nicht günstig war oder sie zu schwer zum Rudern.
ChatGPT: Früher nannte man die Personen, die Schiffe mit Seilen flussaufwärts zogen, „Seilzieher“ oder „Schiffszugleute“. In manchen Regionen wurden sie auch als „Zugleute“ bezeichnet. Diese Tätigkeit war besonders an Strömungsgewässern verbreitet, wo Schiffe nicht allein mit Segeln oder Motoren gegen die Strömung fahren konnten.
Nach dem Element Wasser kommt naturgemäß das Feuer als sein Gegenteil. Wir müssen Ludwig Scabell lobend erwähnen, der die Berliner Feuerwehr gegründet hat. Im Februar überheizten Soldaten den Ofen in einem Wohnhaus Havelbergs dergestalt, dass das Heu auf dem Dachboden Feuer fing.
Die Bürger hackten Löcher in das Eise der gefrorenen Havel, in die die Spritzschläuche der Feuerwehr gesteckt wurden. Aber die Schläuche froren bei minus 16 Grad ein! Ein eisiger Nordwind fachte die Flammen weiter an. Schon sehr bald standen mehrere Straßen in Flammen. Nach vier Stunden gaben die Bürger auf und versuchten nur noch, ihre Haben zu retten.
Wir lesen im Museum Havelbergs: „Der Bürgermeister telegraphierte nach Berlin um Hilfe und König Wilhelm entsandte eine Abteilung von 150 Mann der Berliner Feuerwehr per Extrazug nach Glöwen. Sie erreichten unter Führung des Branddirektors Scabell gegen 3 Uhr in der Nacht das brennende Havelberg und hatten das Feuer am Nachmittag des 7. Februar unter Kontrolle.“
Was für ein Drama! Was für ein Filmstoff! Besser kann es sich Hollywood gar nicht ausdenken, nur dass man heute mühsam erklären müsste, was telegrafieren ist.
Havelberg bekam erst 1901 die ersten 21 Telefonanschlüsse. Jetzt, da wir eh schon im Museum sind, wenden wir uns kurz alten Scharteken zu. Das Museum in Havelberg war früher ein Kloster und sieht natürlich auch so aus. Die Mönche gehörten zu den
Praemonstratensern, von denen – ich gebe es zu! – noch nie wirklich etwas gehört hatte. „Eine Besonderheit – in dieser Zeit allerdings nicht einzigartig – der ersten prämonstratensischen Gemeinschaften war, dass es sich bei ihnen um Doppelklöster handelte, in denen also Frauen und Männer lebten, wenn auch in zwei voneinander organisatorisch getrennten Konventen.“
Da fanden sich doch bestimmt Geheimgänge oder Stelldicheins im Gebüsch! Überdies arbeiten die Praemonstratensern nicht, sondern widmen sich dem Schreiben. Das Essen ist daher bestimmt nicht so gur wie bei den Benediktinern.
In einem ehemaligen Kloster findet man natürlich Gesangbücher und das, was man in Klöstern so las.
Fragmente der Klosterbibliothek, Pergament, Ende des 13. Jahrhundert. (oben)
Die von einem Bucheinband abgelösten Pergament enthalten Texte des Jacobus von Voragine. Sie gehörten zu einem Buch der Klosterbibliothek über das Leben der Heiligen des Kirchenjahres.
Die Bibliothek in diesen Mauern war bedeutend für die Region. Es sind rund 300 Werke überliefert, darunter 48 Handschriften aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Sie umfassten grundlegende Werke der Theologie, des rechts, der Medizin und der Geschichte. Ein großer Teil ging im Dreißigjährigen Krieg verloren.
Bei der Auflösung des Domstifts 1819 wurden die erhaltenen Bücher und Handschriften der Staatsbibliothek in Berlin übergeben.
Was für ein Jammer. Theologische Bücher brauchte ich nicht, aber ich besäße gern ein großes gekühltes Lagerhaus mit den Werken der Bibliothek von Alexandria. Dann hätte ich ausgesorgt.
Die Leser werden schon ungeduldig auf ihren Gamer-Sesseln herumruckeln und fragen: Und was ist mit den baumlangen Negern? Es geht um die Kriegsinternierten, auch bekannt als prisoners of war und auch Zivilpersonen, 1914-1921 (wieso nicht 1918?). Julian Marchlewski wurde auch im Lager gefangengehalten.
Bald kamen vom Bahnhof her wieder eine große Anzahl von gefangenen Belgiern und Franzosengenossen, darunter ein baumlanger Neger,… außerdem waren die Franzosen eine bunte Weltkarte, Europäer, Afrikaner, Fremdenlegionäre, Neger, Zuaven, Spahis, kurzum, eine zusammengewürfelte Menschheit.
Zum Schluss noch etwas für die Leser aus dem Beitrittsgebiet und DDR-Nostalgiker.
Pontonregiment 5 (PoR-5) Kurt Römling ist klar, aber über Kurt Römling habe ich kaum etwas herausgefunden (es hat doch bestimmt jemand hier ein ND-Abo?) „Kurt Römling wuchs in einer klassenbewußten Arbeiterfamilie auf. Sein Vater, ein Funktionär der KPD in Braunschwelg, wurde am 4. Juli 1933 von den Faschisten ermordet.“
Fragen wir also die künstliche Intelligenz, ob sie auch Antifaschstisches kann: Was weißt du über den Kommunisten Kurt Römling, dessen Vater in Braunschweig ermordet wurde und dessen Schwester Helene Schimens hieß und nach dem ein Pontonregiment der NVA benannt wurde?
ChatGPT: Kurt Römling (1911–1944) war ein deutscher Kommunist und antifaschistischer Widerstandskämpfer, der sich aktiv gegen das NS-Regime engagierte. Er stammte aus Braunschweig, und sein Vater wurde von den Nationalsozialisten ermordet. Seine Schwester Helene Schimens war ebenfalls in der antifaschistischen Widerstandsarbeit involviert.
Kurt Römling selbst wurde nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs verhaftet und 1944 in Brandenburg hingerichtet. Er wird in der DDR als Held des antifaschistischen Widerstands gewürdigt und ist Namensgeber eines Pontonregiments der Nationalen Volksarmee (NVA). Dies war ein Zeichen der Anerkennung und Erinnerung an seinen Einsatz gegen den Nationalsozialismus und seine Verbundenheit zur kommunistischen Bewegung.
In der DDR spielte das Gedenken an Römling und andere antifaschistische Kämpfer eine wichtige Rolle, um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus als Teil des staatlichen Erbes darzustellen.
Gut zu wissen! (Ich weiß nicht, ob die KI den Rest dazuhalluziniert hat…)
Unter Präzisionsschlagenden
Screenshot X/HamasAtrocities, vgl. Audiatur online
Israel heute fasst anschaulich zusammen, was die IDF im Iran zerstört hat.
Israel hat die Einrichtungen zur Herstellung ballistischer Raketen zerstört, das iranische Gegenstück zu den israelischen „Rafael“-Fabriken. Dies ist ein strategischer Schlag, der dem Iran die Fähigkeit nimmt, neue Raketen zu produzieren. (…) Während des Angriffs zerstörte Israel in drei Wellen mehrere Fabriken für ballistische Raketen an verschiedenen Orten. Sie trafen und zerstörten zwölf planetarische Mischmaschinen, die für die Herstellung der Raketen notwendig sind. Diese Maschinen sind extrem teuer – jede kostet zwei Millionen Dollar. Das macht es unmöglich, weiterhin ballistische Raketen zu produzieren. Für diese Mischmaschinen gibt es keinen Ersatz.
Con Coughlin sieht übrigens schon eine Götterdämmerung im Iran (was ich nicht glaube).
Louis Jacoby und die Schule von Athen
Jüdischer Friedhof Havelberg, links: bei meinem ersten Besuch 2021, rechts: heute – finde den Unterschied!
Manchmal bewirken sogar Gerüchte etwas. Irgendwer hatte irgendwem offenbar erzählt, dass irgendwer sich vor ein paar Jahren über die drei Kreuzchen vor dem Jüdischer Friedhof Havelberg echauffierte. Wir waren ganz überrascht, dass jemand das geändert hatte. So etwas wäre in Berlin nicht passiert.
Oberes Foto: Der Grabstein Louis Jacobys
Wir wollten uns nur vergewissern, dass auf dem Friedhof irgendein Hinweis auf die Ausstellung über den berühmten Kupferstecher Louis Jacoby zu finden sei. Nein, war es nicht, und als wir das Museum im Dom betraten, war die Ausstellung auch schon geschlossen und abgebaut. Jetzt wurde es eine spannende und lehrreiche Schnitzeljagd Geschichte. Wir hatten Heinz dabei, der als Einheimischer natürlich alle kannte und glaubwürdig so tat, als brächen wir fast in Tränen aus. Ein jüdischer Maler, aus Chile – vielleicht sogar extra angereist?! Und jetzt ist alles geschlossen?
Und siehe, man winkte uns in die Privaträume des Museums! Dort hing das Bild, was uns interessierte. Und damit wurde es kompliziert.
Jacoby lebte von 1860 bis 1863 in Rom und fertigte dort eine Kopie von Raffaello Sanzio da Urbinos „Schule von Athen“ an. Wait a minute: Das Original-Fresko in den Vatikanischen Museen ist fast acht Meter breit! Wie macht man und womit davon eine Kopie? Das bekäme man noch nicht einmal mit einem kommunistischen Smartphone hin!
Jacoby war genial: Er malte zuerst ein Aquarell der „Schule von Athen“, also mit Wasserfarben. Bei den unzähligen Details muss das eine unglaubliche Arbeit gewesen sein. Danach malte er das schwarz-weiße Bild, das auf den Millimeter genau das Fresko Raffaels – und im richtigen Verhältnis! – zeigt. Allein für die Farbkopie brauchte er schon drei Jahre. Und dann erst begann er mit einem Kupferstich. Insgesamt benötigte er – so wurde mir das berichtet – ein Jahrzehnt.
Wikipedia: Der Kupferstecher ist ein Künstler oder Handwerker, der mit der Technik des Kupferstichs arbeitet. Durch spanabhebende Verfahren überträgt er Abbildungen auf Platten aus Kupfer, die als Druckplatten dienen. Zur Vervielfältigung der Abbildung werden die in die Kupferplatte eingearbeiteten Linien eingefärbt. Kupferstiche werden heute nur noch von wenigen Künstlern hergestellt.
Weil der Kupferstich höhere Auflagen als die Radierung zulässt und detailgenauere Darstellungen als der Holzschnitt erlaubt, waren Kupferstecher als Künstler und Kunsthandwerker bzw. Druckstockhersteller bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gefragt, bis die Lithografie den Kupferstich und den Holzstich als Illustrationsmittel ablöste.
Jetzt beginnt jedoch eine Odysee. Jacoby schenkte das Werk seiner Heimatstadt Havelberg. Dort wurde es im Rathaus aufgehängt. 1935, nach der Machtergreifung des Nationalsozialisten, ließen diese das Gemälde entfernen – es sei „jüdischer Kitsch“. Bilder jüdischer Künstler durften nicht mehr gezeigt werden, wie heute in vielen arabischen Staaten. Die Havelberger Bürgerin Christel Block versteckte das Werk bis Kriegsende in ihrer Wohnung.
Die Nachfahren der mutigen Frau lebten in Kappeln der Bundesrepublik. Erst 2007 kam das Werk zurück nach Havelberg. Aber mit einer Auflage: Nicht die Stadt sollte es bekommen, sondern das – unpolitische! – Museum am Dom. Vielleicht in weiser Voraussicht? Vielleicht würde es wieder abgehängt, wenn Muslime in nicht allzu ferner Zeit die Mehrheit in deutschen Rathäusern hätten, falls die Nazis noch einmal in einem anderen Kostüm wiederkämen?
Am Markt ist an einem Privathaus eine Gedenktafel für die ehemalige Synagoge. Die Tür war ausnahmsweise offen, aber im Hof gibt es keine weiteren Überbleibsel. Wir hatten an dem Tag noch mehr Glück und trafen auf eine geradezu unglaubliche Geschichte.
Ein Neuanfang in Palästina – das war die Hoffnung der jungen Jüdinnen und Juden, die von 1934 bis 1941 in einem Waldgehöft bei Havelberg ausgebildet wurden. Die 15- bis 18-jährigen lebten dort wie im Kibbuz und erlernten alles, was sie für ihr späteres Leben in der Gemeinschaft brauchen würden. Mit Abenteuerlust oder Selbstverwirklichung hatten ihre Auswanderungspläne nichts zu tun. Diese jungen Menschen versuchten, dem nationalsozialistischen Terror zu entkommen.
In der der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde das Gelände verwüstet, die Jugendlichen wurden im Polizeigefängnis eingesperrt. »Die Frau unseres Leiters war auf der Farm geblieben und stand vor der Entbindung. Das Kind blieb im Bauch, sie hat furchtbar gelitten und ist daran gestorben«, hielt die Zeitzeugin Annette Eick fest.
Aber: Auch hier gab es einen Gerechten, dessen Name aber nicht bekannt ist. Er öffnete eine Tür, – so die oral history – und einige der Gefangenen konnten fliehen. Wie viele, weiß man nicht. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Hauen und Stechen, reloaded
Ich musste am letzten Wochenende meines Urlaubs abschalten und hatte ein Rollenspiel-Event organisiert. Will heißen: Mehr als 40 Avatare hauten und schlugen sich und schossen mit virtuellen Armbrüsten und Bögen um sich. Das „Foto“ oben zeigt aus Drohnenperspektive die Ankunft der Krieger, die in meine virtuelle Oase strömen.
So etwas ist gar nicht so einfach zu machen. Meine Sim wurde kürzlich upgegradet und kann jetzt bis zu 100 Avatare verkraften, ohne dass der Server in Kalifornien die Grätsche macht.
Wie kann man „der Server wurde upgegradet“ in Deutsch formulieren, ohne das Wort „upgegradet“ zu verwenden?
ChatGPT: Man könnte stattdessen sagen: „Der Server wurde aktualisiert“ oder „Der Server wurde aufgerüstet“. Beide Formulierungen drücken aus, dass der Server auf eine neue Version gebracht oder leistungsfähiger gemacht wurde.
Als aber schon 20 Leute angekommen waren, bekamen die Wartenden die Meldung „the sim is full“. Es passte also niemand mehr drauf, was aber nicht sein durfte. Ich musste mich erst einmal umhören, was zu tun war. Das Feature fand sich (hier: Firestorm-Viewer für Linux) unter „World“-„Region details“-„Region“: Dort kann man die Zahl der erlaubten Avatare erhöhen. Die Verwaltung virtuellen Landes in Secondlife ist ungefähr so kompliziert wie das fucking manual von Blender… Muss aber nur können, wenn man eine Sim besitzt.
Leider haben die Guten (unten, bei der Nachbesprechung der Anführer) gestern verloren und wurden nach rund 90 Minuten umgehauen und gefesselt. Die Bösen zogen aber ab. Ich musste an den berühmten Satz denken: „Du weißt zu siegen, Hannibal, aber den Sieg zu nutzen verstehst du nicht.“ (Maharbal (3. Jh. v. Chr.), Reiterführer Hannibals im Zweiten Punischen Krieg)
In Memoriam Julian Balthasar Marchlewski
Am interessantesten sind immer die Denkmäler, über sie sich alle aufregen oder die niemand mehr haben will, weil sie den vermeintlichen Frieden stören. Die gefühlten (temporären) Sieger der Geschichte legen immer großen Wert darauf, dass alles Vergangene, was an aufrührerische Zeiten, an gesellschaftliche Utopien oder allgemein an das Volk erinnert, wenn es mal rebellierte, ausgetilgt werden.
Die Volksstimme schrieb 2011: Die DDR gibt es nicht mehr, aus der Polytechnischen Oberschule „Julian-Marchlewski“ wurde die Sekundarschule „Am Weinberg“ und die Straße, die dem polnischen Politiker und Mitbegründer des Spartakusbundes gewidmet war, heißt nun Birkenweg. Das Denkmal – eine Betonstele mit fünf Bronzereliefs, die den Namenszug Julian Marchlewski und vier Darstellungen von Internierungslagern zeigt, eines von Havelberg – steht verlassen auf der Rasenfläche im oberen Abschnitt des Birkenwegs.
Was muss man über Julian Marchlewski (17.5.1866-22.3.1925) wissen? „Von 1888 an gehörte er der sozialistischen Arbeiterbewegung an und gründete 1888/89 den Verband Polnischer Arbeiter (Związek Robotników Polskich, ZRP), 1893 war er mit Rosa Luxemburg und Leo Jogiches [was für ein Leben!] Gründer der Sozialdemokratie des Königreichs Polen (SDKP).“
Teilnehmer an der Revolution in Russland 1905. Kommunist, Mitgründer des Spartakusbundes, Mitglied der KPD, Vorsitzender der Internationalen Roten Hilfe. Vermutlich werden die Polen irgendwann sein Grab einebnen oder ihn ganz vergessen.
Man frage einen ex-beliebigen deutschen Journalisten nach ihm… Oder unsere Qualitätspolitiker wie Baerbock, Özdemir, Esken, Chebli…
Gegen böse Gefühle im Internet!
Seid allezeit fröhlich, esst Falten-Tintlinge und führt Bücher zu!
Was lassen wir heute weg? „Gaza-Clan terrorisiert Berlin und der Staat schaut zu.“ Die Qualitätsmedien berichten gar nicht, nur die Boulevard-Presse: „Die Behörde weiß nicht einmal, wie viele Menschen aus dem Gazastreifen seit dem Hamas-Massaker in Israel (7. Oktober 2023) nach Deutschland gekommen sind. Eine Antwort auf die BILD-Frage sei „nicht möglich, da eine solche statistische Erfassung nicht erfolgt“.“ Lassen wir weg. Wir schaffen das.
In USA ist es ja noch schlimmer. „The foxes aren’t just in the henhouse. The foxes are running the henhouse“. Das kommt hier erst noch. Wait a minute: Haben wir ja doch schon. Wir haben Ataman und die „Muslimfeindlichkeit“. Mit Ansage.
Eigentlich war ich gestern noch in Havelberg. Jeder Schritt ein Fotomotiv, wenn man einen ortskundigen Führer Guide hat, was für mich zutraf. Die beiden Herren auf dem Schild unten waren übrigens die Besitzer des Hauses, das jetzt meinem Freund Heinz gehört. Herr Schulze war im vorletzten Jahrhundert Geldverleiher. Mehr ist nicht herauszubekommen.
Das Schicksal deutscher Kleinstädte abseits der Städte ist klar: Immer mehr Gebäude stehen leer, kleine Läden schließen. Auf der Stadtinsel von Havelberg wohnen noch knapp 400 Leute. Die restlichen 6000 siedeln oben auf dem Hügel, oft in Neubauten, die zu Zeiten der DDR gebaut wurden. Havelberg hat noch eine Werft, und der Tourismus ist eine recht gute Einnahmequelle – nur im Sommer. Der Pferdemarkt mit seiner 1000-jährigen Tradition zieht bis zu 200.000 Besucher an, aber nicht das Publikum, das sich auf TikTok und Instagram herumtreibt. Alles andere geht den Bach runter. Sogar das Krankenhaus wurde abgewickelt
Ich wurde gefragt: Würdest du hier wohnen wollen (Konjunktiv II)? Wenn ich ein Haus mit Garten geschenkt bekäme, wenn ich schnelles Internet hätte? Selbst dann: nein. Für mich gibt es dort keine Arbeit. Und meine Rente würde nicht reichen.
Der etwas jüngere Anbau des Hauses, in dem ich wohnte und auf den das Publikum schon vor einigen Jahren kurz blicken durfte, wird ruinös bleiben. Stairway to heaven sozusagen. Dazu kommt eine Dekoration der Mauer, über die man philosophisch sinnieren könnte, aber vermutlich ohne prägnantes Ergebnis.
Aber jetzt die gute Nachricht: In den Ruinen wachsen Pilze, hier Schopf-Tintlinge, die, wie Heinz als gelernter Drucker und aktiver Kunstmaler weiß, zu Tinte verarbeitet werden können. Falls man ihn essen will, sollte man die Wernung beherzigen: „Der Schopf-Tintling enthält zwar das in Verbindung mit Alkohol giftige Coprin, allerdings beträgt der Anteil mit 26 mg pro kg Frischgewicht nur ein Fünftel des Anteils im Falten-Tintling; eine so geringe Menge, dass es zumeist nicht zum Coprinus-Syndrom kommt, selbst wenn Alkohol zusammen mit der Schopf-Tintlings-Mahlzeit konsumiert wird.“
Im Haus finden sich immer wieder Relikte, die erst freilegt werden müssen. Die Makulatur der ursprünglichen Tapeten wurde aus Zeitungen des Jahren 1881 gemacht.
Wir haben noch das Bernsteinzimmer. „Bereits 1716 tauschte der wenig kunstinteressierte König Friedrich Wilhelm I. [links] das Bernsteinzimmer beim russischen Zaren Peter I. [rechts] gegen groß gewachsene Soldaten.“ Das geschah in Havelberg. Daher die Figuren.
Was wir heute übrigens auch weglassen: Ein Lob auf den Abgeordneten Moritz Körner (FDP) im Europaparlament. Man sollte die Rede Frau Chebli vorspielen.
Kommen wir jetzt zum wiederholten Male zum Havelberger Dom. Man lernt dort in Kürze, was Protestantismus ist und was ihn kulturell vom Katholizismus unterscheidet.
Merksatz eins: Die very important persons hatten zwar ihre eigenen, vom gemeinen Volk abgetrennten Sitze, die waren aber mit Eselköpfen verziert dergestalt, dass diese auf die Großkopfeten mahnend herunterblickten und sie erinnerten, dass sie sich der Tugenden der Maze und Diomuoti befleißigen sollten. Dazu braucht man aber Selbstbeherrschung, die man in Mitteleuropa über Jahrhunderte mühsam üben musste (im Gegensatz zum arabischen Raum, wo es so etwas gar nicht gibt).
Merksatz zwei: Lest und studiert die Worte des Vorsitzenden Sentenzen, die man unter der Orgel erkennt! Seid allezeit fröhlich! Wie soll das gehen? Ist das Romulanisch? Sie werden fröhlich gemacht – Widerstand ist zwecklos? Ja, genau so. Wir erinnern uns an Egon Flaigs hervorragendes und originelles Buch „Ritualisierte Politik – Zeichen, Gesten und Herrschaft im Alten Rom“. Schon die römischen Kaiser zwangen die Untertanen, bei bestimmten Anlässen in der Öffentlichkeit einen bestimmten Gesichtsausdruck zu zeigen, manchmal sogar bei Androhung der Todesstrafe im Falle, dass dieses nicht geschah (vgl. insbesondere S. 120ff: „Eine Taxonomie von Gesten und das Problem der Emotionen“).
Im Protestantismus ist der gewollte Frohsinn auf die „Öffentlichkeit“ bezogen, also vor allem auf die Gemeinde. Man trägt die Konflikte nicht aus, sondern unterdrückt sie permanent (daher braucht es auch keine Beichte, weil wie Marx richtig sagte [Luther] „hat die Pfaffen in Laien verwandelt, weil er die Laien in Pfaffen verwandelt hat“). Wieso nur in der Gemeinde? Im Siegerland, wo sich die protestantischen calvinistischen Sekten gegenseitig auf die Füße treten, heißen die Orte zwar „Freudenberg“, aber die Menschen gehen, wie man dort spottet, „zum Lachen in den Keller“. Das Leben ist bekanntlich ein Jammertal, und der Mensch sollte immer nur arbeiten, weil das höhere Wesen es so will. Zum Lachen, Chillen und für Parties ist keine Zeit mehr. Aber wir schweifen ab…
Wir sind immer noch in Havelberg, wo uns Spaziergängern am Bischofsberg einer der beiden Wartburgs von Manne entgegenkommt, einem ehemaligen Stadtrat und Offizier bei einem verruchten Dienst. Die „138“ auf dem Nummerschild weisen auf den 13.8.1961 hin, was nur der weiß, der ihn kennt und mit dem er redet, was wir ausgiebig taten. (Nochmal: Ein jüdischer chilenischer Maler, ein ehemaliger Maoist, ein Westberliner [sic] Drucker und Studentenbewegter der ersten Stunde und ein ehemaliger Stasi-Offizier treffen sich. Worüber reden die?)
Die Buchhandlung ist auch geschlossen. Dafür gibt es jetzt das Kulturprojekt Stadtinsel, natürlich deutschtümlich als Verein organisiert. In der Buchstation ist ein sozialer „Treffpunkt, an dem gespendete Bücher entgegengenommen und neuen Lesern zugeführt werden.“ (Bücher den Lesern zuführen! Jawoll!)
Heinz bloggt übrigens täglich mit einer Schreibmaschine, hat aber natürlich nur wenige Leser – eigentlich nur einen. Vielleicht sollte ich das auch tun.
Morgen noch mehr… Auch Israel lassen wir heute weg.
Havelberg, revisited
Die Weltläufte Weltlage wäre interessant zu kommentieren. Wenn man aber weit weg ist und aus der Perspektive einer malerischen Kleinstadt draufguckt, erscheint vieles anders als direkt aus der Medienbubble. Ich besuchte gerade zusammen mit einem Freund meinen alten Freund Heinz, den ich schon über vier Jahrzehnte kenne und der auch dem Stammpublikum vertraut sein müsste.
Ich wohne da, wo die Hand hinzeigt. Auch die Katze wurde hier schon vorgestellt. Ebenso der Dom und das sowjetische Ehrenmal – dennoch ist letzteres Pflicht.
Ich habe lange nicht mehr zugeschaut, wie man einen Allesbrenner anfeuert. Hier ist es jetzt schnuckelig warm.
Und auch der Rest von Havelberg hat sich nicht geändert. Nur stehen mittlerweile noch mehr Häuser leer. Hat jemand 129.000 Euro übrig?
Faeser verliert gegen Nius oder: Zensur findet doch statt
Die bürgerliche Presse berichtet: „Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg verpflichtet das Bundesinnenministerium, dem Online-Portal „Nius“ Auskunft zu erstatten. Hintergrund war die Frage, gegen welche Medien die Regierung vorgeht.“
„Dass die Bundesregierung mithilfe externer Anwälte gegen regierungskritische Berichterstattung vorgehe, sei ein „neues Phänomen“, an dem großes öffentliches Interesse bestehe, stellten die Richter fest.“
Das ist ja mal eine richtige Klatsche. Ungeachtet, dass ich kaum eine Meinung Reichelts teile: Was Zensur angeht, hat er recht. Jede Wette, dass aber von den speichelleckenden staatstreuen Journalistenverbänden niemand auch nur ein Wort darüber verlieren wird.
Alles KI oder was
Die Berliner Polizei will in ihren Notrufzentralen jetzt KI einsetzen (via Fefe). Das schreit natürlich nach einer adäquaten Bebilderung….
Qualitätsjournalismus, revisited
Sieben vorne
Die Bürgerliche Presse erklärt uns wie Situation kurz vo den Wahlen in den USA. „Laut der Plattform „RealClearPolitics“ führt Donald Trump in allen sieben Swing States.“ Aber: „uf bundesweiter Ebene sehen die Statistiker derzeit Harris leicht vorn. Bei RCP kommt sie auf 49,2 Prozent, während Trump 48,3 Prozent zugerechnet werden. (…) Wer im November bundesweit die Mehrheit bekommt, spielt ohnehin keine Rolle. Das US-amerikanische Wahlsystem basiert bekanntlich auf dem Wahlmännerprinzip: Nicht der Kandidat mit den meisten Stimmen gewinnt, sondern der mit den meisten Wahlleuten. Wer in einem Bundesstaat die Mehrheit der Stimmen der Bevölkerung erhält, vereint die Stimmen aller Delegierten dieses Staates auf sich. Demokraten und Republikaner konzentrieren sich auf sieben Swing States: Wisconsin, Michigan, Pennsylvania, Nevada, Georgia, Arizona und North Carolina.“
Die Messe ist noch nicht gesungen, aber man darf hoffen, dass der Trend anhält.
Vielleicht sollte man in Deutschland ein paar Auffangzentren einrichten, samt Seelsorgern, für die Journalisten, die bei einem Sieg Trumps an Armageddon denken.
Im Land der Fantasie und des Wahns
William Mortensen: The Wich oder „Vuelo de fantasía oder „Flight of Fancy oder „Flight To The Sabbath – wahrscheinlich würde man noch mehr Titel finden, wenn man länger suchte.
Unseren täglichen islamischen Messerangriff gib uns heute. In der bürgerlichen Presse lese ich die tägliche Nachricht: „Im niedersächsischen Kreis Peine hat ein 32-Jähriger offenbar wahllos vier Menschen mit einem Messer angegriffen. Die drei Männer und eine Frau wurden bei der Attacke schwer verletzt. Der Täter soll psychisch verwirrt gewesen sein. Er konvertierte nach Angaben der Polizei zuvor zum Islam.“
Weil oder trotz? Bevor er psychisch verwirrt war oder nachher? Und ist nicht jeder, der höhere Wesen verehrt, irgendwie psychisch verwirrt? Wir lassen das mal so stehen.
Kleine Übung in Medienkompetenz
Wie das medienkundige Publikum bestimmt schon weiß: „Die Ministerin verteilt das Geld so wie sie will, egal, was andere so sagen.“ Und ganz gleich, was die Wähler denken. Es geht natürlich um, na, Sie wissen schon.
Ich verteile auch mein nicht vorhandenes Geld, wie ich will. Ist ganz ok. Es handelt sich aber nicht um Steuergelder. Wait a minute: Was wäre, wenn die US-amerikanische Regierung mexikanischen Schleuserbanden Geld gäbe, damit die Einwanderern den illegalen Grenzübertritt ermöglichten, weil sie sonst von mexikanischen Drogenkartellen dahingemetzelt würden? Das Risiko ist jedem bewusst. Ich war schon immer gegen die so genannte Seenotrettung aus Steuergeldern. Wurde eigentlich der Bundestag gefragt, ob es eine Mehrheit dafür gibt?
Der Haushaltsausschuss hatte ihr für die Jahre 2024 bis 2026 sechs Millionen Euro freigegeben, die sie verwenden kann, aber nicht muss. Nach dem Ampel-Stress buchte Baerbock das Geld für die Seenot-Aktivisten in ihrem Ministeriums-Haushalt um. Es wanderte von dem kleinen 24 Millionen Euro umfassenden Titel „Internationale Aktivitäten gesellschaftlicher Gruppen“ in den 2,2-Milliarden-Riesentopf für „Humanitäre Hilfe“. Laut Haushaltsexperten ein beliebter Trick, um umstrittene Ausgaben zu verstecken.
Dann ist ja alles gut. Sie darf das.
Dann haben wir noch Mohammed Omar. Die Geschichte ist ein wenig rätselhaft. „Der Mann hätte längst abgeschoben werden sollen. Auf seine Spur kamen nicht deutsche, sondern ausländische Dienste“, schreibt die bürgerliche Presse.
Um welche ausländischen Dienst könnte es sich handeln? Etwa um den Service de Renseignement de l’État?
Nochmal. Der Festgenommene sei in Deutschland nicht als Gefährder bekannt gewesen, so „Bild“. Er habe vielmehr unbehelligt im brandenburgischen Bernau gelebt – und im Darknet, also dem für Sicherheitsbehörden schwer zugänglichen Bereich des Internets, sowie mit dem Kommunikationsdienst Telegram über Anschlagspläne mit einer Waffe gechattet. Ausländische Dienste hätten mitgelesen und die deutschen Kollegen alarmiert.
Also das Darknet ist schwer zugänglich? Muss ich meine Werkzeug-Liste erneuern, ausdrucken und den inländischen Diensten faxen? Oder liest der Mossad die Telegram-Kanäle mit und verpetzt alles an den Verfassungsschutz? Und ein potenzieller Terrorist chattet einfach so herum – und mit wem?
Das wird mir alles zu wahnhaft und aus dem Reich der Fantasie kommend… Da kann ich auch gleich in virtuelle Welten flüchten.
Eingang zu einer „Gor evolved“-Sim. Dort wird nur herumgeballert, und man macht es den Angreifern durch die „Architektur“ möglichst schwer.
Verfünfzigfacht und aufwärts
Ein Garifuna-Mädchen aus Punta Gorda, Belize (1981)
In der bürgerlichen Presse las ich einen Reisebericht über Belize. Zitat:
Unterkunft: „Copal Tree Lodge“ (Punta Gorda) ab 276 US-Dollar die Nacht, copaltreelodge.com; „The Lodge at Jaguar Reef“ (Hopkins) ab 299 US-Dollar die Nacht, jaguarreefbelize.com; „Ramon’s Village“ (Ambergis Caye) ab 165 US-Dollar die Nacht, ramons.com
Ich schrieb am 12.10.2020: „22.10 [1979]. Lustwandeln am Strand, aber es gibt keine Möglichkeit, Hängematten aufzuspannen. [Heute weiß ich, dass das auch eine blöde Idee gewesen wäre – unter Palmen mit Kokosnüssen!] Ein Karl sagt uns, das sei auch verboten. Die erste Pension (von zweien auf der ganzen Insel!) will 12 Dollar für zwei Personen. Wir kaufen Rum und sitzen auf der Veranda im ersten Stock. 23.10. Gutes Frühstück mit Marmelade, Eiern, Speck und Brot. Wir stehen schon um sechs Uhr auf, weil es um 17.30 Uhr wieder dunkel wird. Wir wechseln das Hotel: sechs Dollar für beide!“
Und am 10.04.2022: „Aus meinem Reisetagebuch, 15.11.1981: …wir fragen uns durch nach Man Mans Five Stars Cooking Shop in der West Street, bezahlen sechs [Belize] Dollar für eine Hütte mit Hängematte, Frühstück und dinner.“
Ich bin kein Mathematiker, aber die Preise haben sich offenbar verfünfzigfacht und aufwärts…