In den Spelunken Leticias

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Leticia am Amazonas im Süden Kolumbiens. (Die Fotos hatte ich hier schon gepostet, aber nicht die Passage aus meinem Tagebuch.)

Aus meinem Reisetagebuch, etwas erweitert:
Am Eingang der Stadt steht ein Schild: 18.000 Einwohner, temperatura 32o [Grad Celsius]. Viele kleine Läden mit allem, mit dem man handeln kann. Ein paar Schiffchen im Kleinformat. Manchmal sieht man „zivilisierte“ Indianer – die Physiognomie ist hier schon im Durchschnitt anders als im Hochland, rundlicher, die Menschen sind in der Regel kleiner.

Die wenigen Ausländer treffen sich unvermeidlich abends in den nicht sehr Vertrauen erweckenden Spelunken am Fluss mit dazu passendem Publikum. Ein Engländer erzählt uns von einem Überfall in Cali: zwei Polizisten hätten auf ihn eingeschlagen – sie wollen 300 Dollar haben. Sie schleppten ihn in sein Hotel, weil niemand seine Schecks hätte wechseln können, mit Wachtposten vor der Tür. Ein Freund lenkt den Mann mit einer Prostituierten ab, der Engländer kann seinen Konsul anrufen. Der wiederum ist mit dem Polizeichef befreundet. Es wird hin- und her telefoniert, alles ist informell – Südamerika eben. Am nächsten Tag rückt ein Kommando der DAS an, des Departamentos Admistrativo de Seguridad – die „Drogenpolizei“ und sorgt für Ordnung. Mit denen ist normalerweise nicht gut Kirschen essen. Die DAS verhält sich zur normalen Polizei Kolumbiens wie die GSG 9 zu einem Verkehrspolizisten. Der Engländer ist jedenfalls freigekommen, ohne seine Barschaft zu verlieren. Und vermutlich hat der Konsul den Polizeichef dann beim Golf gewinnen lassen oder so ähnlich.

Irgendwann stößt ein völlig betrunkener deutschstämmiger Kolumbianer zu uns, der alle Getränkerechnungen bezahlt.

Am nächsten Morgen gibt es einen Flaggenaufzug mit schräger Militärmusik und einem „Gleichschritt“, bei dem sich jeder Preuße schaudernd abwendet. Auf dem Fussballplatz läuft jemand mit einem DDR-T-Shirt herum, wo auch immer er das aufgetrieben hat. Ein Kolumbianer wird von seinen Landsleuten angemacht, weil er während der Nationalhymne sitzen bleibt.

Tabatinga ist der erste Ort in Brasilien. Die Grenzbeamten möchten gern 600 Dollar pro Person vorgezeigt bekommen, mittellose gringos dürften nicht einreisen. Ich verstehe kein Wort von dem merkwürdigen Portugiesisch, was hier gesprochen wird. Wir haben 1600 Kilometer per Schiff auf dem Amazonas vor uns. Bis Manaus werden wir zehn Tage brauchen.

Benjamin Constant, reloaded and revisited

Tabatinga

Benjamin Constant (Brasilien) im Dreiländereck Kolumbien-Brasilien-Peru. In Benjamin Constant war ich 1982 mehrere Tage. Ich war von Bogota nach Leticia (Kolumbien) geflogen und von dort aus per Fähre nach Tabatinga. Ich habe hier schon mehrfach darüber geschrieben – in den Beiträgen vor 2014 habe ich Benjamin Constant mit Tabatinga verwechselt. In Tabatinga ist der Grenzüberganz zu Leticia, Kolumbien, von wo aus ich kam. Nach meinem Reisetagebuch habe ich mehrere Tage in Benjamin Constant auf ein Schiff gewartet. Weiteres Indiz: die Kirche, die ich fotografiert hatte, steht in Benjamin Constant (7. Foto von oben).

Vgl. Tabatinga am Solimões (11.08.2014), Am Solimões (18.01.2011), Die Mutter aller Flüsse (02.02.2004) und Am Amazonas (14.12.2004).

Das war das vermutlich letzte Foto meiner beiden Aufenthalte in Brasilien (1980 und 1982). Aber, wie schon angemerkt: Vielleicht finde ich noch eines in den Backups, die ich, wenn ich Zeit und Lust habe, noch mal durchsehen werde.

Am Amazonas, revisited [Update]

Tabatinga

Tabatinga (Brasilien) am Amazonas, der in Brasilien hier Solimões genannt wird, im Dreiländereck Kolumbien-Brasilien-Peru. In Tabatinga war ich 1982 mehrere Tage. Ich war von Bogota nach Leticia (Kolumbien) geflogen und von dort aus per Fähre nach Tabatinga. Ich habe hier schon mehrfach darüber geschrieben, u.a.: Tabatinga am Solimões, revisited (06.01.2020), Tabatinga am Solimões (18.01.2011), In den Spelunken Leticias (09.08.2020).

[Update] Es könnte auch Banjamin Constant gewesen sein. Das ist eine Art Doppelstadt, die durch den Amazonas getrennt wird.

Vor 15.080 Tagen

Amazonas

Der Amazonas, dessen Oberlauf in Brasilien Solimões genannt wird; hier der Anflug auf Leticia im Süden Kolumbiens (ungefähr hier, vgl. etwas näher und noch näher).

Die betreffende Passage aus meinem Reisetagebuch hatte ich schon am 11.08.2020 gepostet: „In den Spelunken Leticias“. Wie ich meinem alten Reisepass entnehme, muss ich das Foto am 30 Januar 1982 gemacht haben. Alexa sagt mir gerade: Zwischen damals und heute liegen 15.080 Tage.

Reisepass

In den Llanos, revisited

Villavicencio
Villavicencio, meine damalige Freundin knüpfte Bändchen aus bunten Baumwollfäden zu Armbinden und alle Mädchen wollten das auch können…

Fortsetzung von Residencia Bonanza et al. Ich habe gerade gemerkt, dass ich keine Fotos mehr aus den Llanos von Kolumbien habe. Deshabe bebildere ich die Passagen aus meinem Reisetagebuch mit etwas anderem. In zeitlicher Reihenfolge müssten hier die Bilder aus der Serranía de la Macarena folgen. Der Eintrag in meinem Reisetagebuch am 21.01.1982 beginnt mit dem Rückmarsch von den Cascadas de Caño nach Puerto Lucas und Vistahermosa.

… Als wir die Fälle sehen, kommt noch ein Hof, aber den Weg, den uns die Frau zeigt, kann man kaum erkennen vor umgestürzten Bäumen. Es geht nochj durch den Wald, aber es gibt keinen Weg hinunter in den Canyon, nur bis zu einer kleinen Hütte. Von da aus selbst mit Machete aussichtlos. [Apropos: Ich muss immer lachen, wenn ich „Urwaldbilder“ sehe und die Leute da so durchlaufen. In echtem Urwald kommt man keine 50 Meter weit, ohne die Orientierung zu verlieren. Und sich mit eine Machete durchs Gestrüpp zu schlagen, hält man keine Viertelstunde durch, selbst wenn man körperlich so extrem fit ist, so wie ich damals war.]

Wir marschieren zurück nach Maracaibo, wo wir nach 13 Stunden Fußmarsch ankommen. Der Lehrer weist uns in der Schule ein Plätzchen für die hamacas zu. Die Schule hat er selbst gebaut. Wir kochen noch etwas und durchleben eine etwas zu kalte, aber sternenklare Nacht. Am nächsten Morgen ist alles voller Cucarachas, die seltsamerweise eine Vorliebe für unseren Waschbeutel und vor allem den Ofen gefasst haben.

Wir gehen den Weg zu den kleineren Fällen. Unterwegs fotografieren wir einige seltsame Pflanzen, Anthurien in Massen, vor allem rote Blumen, Bäume mit riesigen Ameisennestern und -gängen, Palmen, einige bis zu ca. 40 Meter hoch…

Der Rückmarsch ohne weitere Probleme, weil uns der Hund der profesora bis Puerto Lucas folgt, wo wir ihn durch Drohen mit einem Stock loswerden. Keiner der Leute interessiert sich für das Problem. Mit einem Jeep für 60 Centavos zurück zum Bonanza.

24.01. Sonntags kommen die Bäuerchen mit Macehte und „Geschirr“tuch [Halstuch] in die „Stadt“, mit krummen Beinen und Rücken. Aber sie sehen besser aus als die Mexikaner, weil man ihnen ansieht, dass das bei ihnen eine reale Funktion hat. Unser camarero spielt begeistert 31 und Mau-Mau und ist hoch erfreut, wenn er gewinnt.

Besuch bei der Armee: Der Schwarze [farbiger Soldat, den wir vorher kennengelernt hatten] Airo [Spitzname] lädt uns ein zum Kontrollposten. Wir werden dem Kommandanten vorgestellt, der sich bemüht, ein steinernes „soldatisches“ Gesicht zu machen. Unter einem US-amerikanischen Fallschirm als Zelt gibt es Bonbonwasser, von einem Rekruten eifrig auf Befehl hergeholt. Überhaupt sind die Rekruten sehr jung und artig. Dann werden wir zurückgefahren, [sogar] der Wagenschlag [wird] aufgehalten, und sehen uns noch ein Fußballspiel der Dorfauswahl gegen die Soldaten an.

Der Kumis unseren Hotels ist das leckerste Getränk Kolumbiens. Samstags gibt es HSV gegen Köln im Fernsehen!

31.01.1982 [schon in Leticia geschrieben] Der Abschied [von der Residencia Bonanza] ist fast traurig. Der Gerente [Manager] blickt düstern [weil er sich das Weinen verkneifen musste] vor sich hin, als wir ihm ein Postkärtchen schenken. Er beehrt uns im Gegenzug mit einer Münze.

Bei der obligatorischen Kontrolle des Busses durch die Militärs werden sich die anderen Leute gewundert haben, dass wir den Häuptling [der Soldaten] mit Handschlag begrüßen und nicht kontrolliert werden. Vielleicht halten sie uns für äußerst wichtige Personen, die in geheimer Mission reisen.

Zipaquira
Blick auf Zipaquira und den Einfang zur Salzkathedrale (vorn). In der Mitte die Catedral de la Santísima Trinidad y San Antonio de Padua de Zipaquirá.

In Granada gibt es nur eine Caja Agraria wie in Vistahermosa [also keine Bank], und keiner will US Dollar tauschen. So verhandeln wir mit dem Schaltermenschen der Flota Macarena, der uns für 10 US $ und 120 Pesos (nachdem ich ihm gesagt hatte, wir müssten auch etwa zum Essen haben] die boletos nach Villavicencio verkauft.

Wir laufen ziemlich lange herum, bis wir bei einer dicken Oma, die die Preise nach Ansehen der Person festsetzt, in der Residencia Alexandria unterkommen [Ich finde in Granada heute gar kein Hotel. Vermutlich waren wir bei diesem Eintrag schon in Villavicencio]. Im Fernsehen gibt es DDR-Brasilien (1:3) [also am 26.01.1982].

Zipaquira

(…) Wir kaufen zunächst ohne Schwierigkeiten die Satena-Boletos für 7000 [zurück nach Bogota], stellen aber später fest, dass das Kreuzchen für confirmado [bestätigt] fehlt. Wir fragen abwechseln beim Touristenbüro, die sehr freundlich tun (die Señora scheucht ihre Hilfskräfte umher, die aber nichts anderes wissen als wir auch, und außerdem ist das Telefon des Flughafens überlastet) und beim Satena Büro, wir werden immer nur vertröstet. Danach lachen sie schon beim Eintritt und sagen no hay [gibt es nicht]. Wir kriegen wenigstens unser Geld zurück und fahren am nächsten Morgen wieder zurück nach Bogota.

Das Essen in Villavicencio übrigens ausgezeichnet. Am Hauptplatz gibt es eine Bandejá (hay disfrutas) für 150 mit mehreren Sorten Fleisch und Wurst, Buñuelos, kleine Dinger wir Reibeplätzchen.. Eine Taberna Alemana gibt es auch mit Fassbier, aber nichts Deutsches darin.

Die Taxistas vor der Floto [Busgesellschaft] quatschen erst dumm herum, bis wir die Nase voll haben und ein vorbeifahrendes Taxi – ein klappriger Schlitten – stoppen, der uns für 100 Centavos fährt…

Zipaquira

Am Solimões aka Amazonas, revisited

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Anflug auf Leticia im Süden Kolumbiens (1982). Ein paar Sekunden vorher hatte ich noch ein Foto gemacht.

Am Solimões, revisited II

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Irgendwo am Solimões (Amazonas), Brasilien, vermutlich bei Tabatinga.

[Forsetzung von Am Solimões, revisited I

…Kleiner Zoo unterhalb der Kathedrale: schrecklich kleine und verdreckte Käfige, trotz großer Schilder überall füttern die Leute mit dumm-trotziger Miene die Tiere mit Bonbons. (…)

Komische Amerikaner [erzählen] am Frühstückstisch: Es gebe einen Stamm, dessen hübsche Mädchen „primera“ des Dorfes werden, d.h. wenn eine Frau schwanger ist, darf ihr Mann zu diesem Mädchen gehen, aber nur dann. – Bei einem anderen Stamm würden die Babys von Frauen, die im Kindbett sterben, lebendig mit der Mutter verbrannt. (…)

Im Hafen sehr putzige kleine Boote, eigentlich nur überdachte Ruderboote. Alles ist fürchterlich verdreckt. Als einem Bratrost-Spieß-Verkäufer beim Wedeln alles in den Müll fällt, legt er den Rost seelenruhig wieder drauf, ohne auch nur den Anschein eines Säuberns.

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Mädchen in Tabatinga (Amazonas), Brasilien (von vorn, mit Geschwistern

Das Schiff nach Belem ist ein reckiger, riesiger moderner Kahn. Interessanter wäre es gewesen, auf einem kleineren Schiff zu reisen. An den meisten Schiffen steht sowohl angeschlagen, wohin sie fahren als auch wann und wie viele Passagiere sie mitnehmen,..(…)

Am Hafen gibt es auch viele kleinere Restaurants, die für 100 [Cruzeiros] ein Essen verkaufen, was gar nicht schlecht ist. Wir haben Probleme mit dem pfefferähnlichen Gewürz, das bei mir Dünnpfiff verursacht, die Tränen in die Augen treibt und noch am nächsten Tag die Schleimhäute reizt.

Die Fischer nehmen Eisblöcke aus ungereinigtem Flusswasser mit, legen den gefangenen Fisch darin ein, das Eis schmilzt, und die Fische werden in dem Zustand verkauft. Ich weiß nicht, warum hier keine Epidemien ausbrechen. (…)

In den Supermärkten gibt es alles, z.B. Knorr- und Maggi-Suppen, spottbilligen Mate-Tee und Stockfisch. (…)

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Irgendwo am Solimões (Amazonas), Brasilien, vermutlich bei Tabatinga.

Traumhaus und Traumschiff am Amazonas

benjamin constant

Nachtrag zu Am Solimões (18.01.2011) – Tabatinga Benjamin Constant am Amazonas, der in Brasilien bis zur Mündung des Rio Negro Solimões genannt wird.

Von Benjamin Constant bis Manaus sind es mehr als tausend Kilometer. Wir waren eine Woche per Schiff unterwegs.

Ich schrieb am 14.12.2004: „Wenn man weiß, dass die Tide in Manaus mehr als zwölf Meter beträgt, kann man ahnen, welch unbändige Urgewalt hier am Werk ist. Der Amazonas fordert heraus, und niemand hat eine Chance gegen ihn. Und deshalb ist der Reisende auf einem Schiff nur auf ihm geduldet.“ In Tabatinga ist die Tide des Amazonas noch nicht so hoch.

Aus meinem Reisetagebuch, 5.Januar 1982:
„Am nächsten Morgen schüttet es. Wir schaffen es gerade noch, zum DAS zu kommen. Ausreisestempel [aus Kolumbien] gibt es ohne größere Probleme, obwohl sich der Mensch natürlich erst einmal zwei Mal beim Datum vertut. Wir müssen ein Taxi für 1000 (!) nach Tabatinga nehmen. Dort bei der Policia Federal müssen wir beim dunkelhäutigen Einreisebeamten 600 US Dollar cada persona vorzeigen. Sie sind freundlich, aber kaum zu verstehen. Der erste Eindruck von Tabatinga ist natürlich sehr vom Regen verwischt. Die Fähre kostet 400.“

Jetzt muss ich mich korrigieren. Ich wundert mich über meinen Tagebuch, weil dort nach Tabatinga Benjamin Constant, auch Brasilien, folgt. Umgekehrt würde auch gar keinen Sinn machen, weil Tabatinga die Grenzstadt zu Kolumbien ist und man einfach laufen kann. 2012 habe ich hier die „Skyline“ des brasilianischen Ortes gepostet, inklusive der markanten Catedral, und die gehört eindeutig nicht zu Tabatinga, sondern zu Benjamin Constant. Wir haben also in Tabatinga nicht übernachtet, sondern sind mit der Fähre nach Benjamin Constant gereist.

Weiter im Tagebuch:
„Benjamin Constant unterscheidet sich sehr von Leticia [Kolumbien]. Die Häuser sind den Umständen entsprechend gepflegt. Sogar gejätete Vorgärten gibt es. Nirgendwo fehlt die Mülltonne vor dem Haus. Straßenbeleuchtung, saubere Kneipen, manchmal mit Samba.

Das Hotel Pousada São Jorge [das gibt es tatsächlich noch!] ist total vollgehängt mit Wäsche, aber wir können kochen und haben Platz für die Hängematten, während zwei komische Schweden lieber das teuerste Hotel am Ort nehmen.

Drei Bayern mit dementsprechenden Hüten (und das am Amazonas!). Drei Schweizer, die sich gerade für 1200 $ ein Boot bauen lassen [Foto unten] und damit bis Belém fahren wollen. Sie laden uns ein mitzukommen. Wir sind erst angetan, aber der Fluss soll sehr gefährlich wegen der Strudel sein, die [vermutlich sollte das Boot einen Scheinwerfer bekommen] sind ausgeleuchtet, aber keiner von ihnen weiß wie, sie haben noch nicht einmal eine Karte. [Wir haben abgelehnt.]

Ein Engländer aus Leticia. Ein Costaricenser, der Schnickschnack verkauft. Ein Brasilianer mit deutschen Vorfahren und kolumbianischer Frau, die Kreolin ist (das gibt viersprachige Kinder!) – sie sind den Putumayo einen Monat lang runtergefahren [per Einbaum – die hatten ein Baby dabei, aber kaum Geld und sind so mitten durch den härtesten Dschungel Kolumbiens gereist. Ich sprach mit dem Mann Deutsch – er war in meinem Alter -, und seine bildschöne Frau verstand kein Wort und machte sich immer lustig über den Klang des Deutschen und imitierte ihn wie wie Adenoid Hynkel].

Es gibt eine Kirche, die jeden Morgen die Leute mit flotter Musik unterhält – unmöglich bei uns! An den Ufern und Nebenarmen des Rio Solimões sieht es aus wie in der Karibik.

Das Schiff, die Marcia Maria, ist ein wahrer „Luxus“dampfer, wenn man von den Platzproblemen absieht. Es gibt eine tadellos funktionierende Dusche, ein sauberes Klo usw. Die Brasilianer schrubben sowieso ihre Schiffe mehr als woanders [Bolivien, Kolumbien usw.]. Es gibt jede Menge Wasserfilter und sonstige Kleinigkeiten, die das Leben im Dschungel erleichtern. Nur der ganze Müll kommt natürlich in den Fluss, auch das Öl.

benjamin constant

Am Solimões also known as Amazonas und noch was zwischendurch [Update]

amazonas

Der Amazonas, dessen Oberlauf in Brasilien Solimões genannt wird; hier der Anflug auf Leticia im Süden Kolumbiens (ungefähr hier).

Es ist zu spät, um noch etwas Kluges zu schreiben, etwa über das Förmchenweitwerfen zwischen Don Alphonso und Panorama und….

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Das ist ja lustig. Ich wollte soeben etwas zu der Dame, die mir bis jetzt nicht wirklich bekannt war, auf Twitter nachsehen. Ich habe – soweit ich mich erinnern kann – noch nie etwas zu ihr gesagt oder geschrieben. Vielleicht blockt sie auch auch nur alle verdächtigen Personen rein prophylaktisch. Jetzt komme ich mir richtig gefährlich vor.

Der Don Alphonso scheint angepisst zu sein, so verbissen schreibt er gegen „Linksextremismus“ an, alsdaselbst er Frau Strobl dorthin eintüten will, unter Anspruchnahme ausgerechnet der üblichen Verfassungsschutzberichte. Da kann man nur zu Popcorn zm Single Malt greifen…

Altera pars antwortet ebenso schmallippig: „Was Panorama getan hat, nennt sich Verdachtsberichterstattung. Diese ist legitim, denn um Missstände aufzudecken, können und dürfen Journalisten nicht abwarten, bis Vorwürfe dienst-, straf- oder zivilrechtlich geklärt sind.“

Ach ja? Disagree, Eure Ehren. Das erinnert mich an den RBB und die Akte Lammel: Erst wird jemand in den Dreck gezogen, immer schon im Konjunktiv, es könnte ja sein usw., und dann, wenn dessen Lebensgrundlage zu bröckeln beginnt, fangen die Rechtfertigungen an, man dürfe das, und zum Schluss, wenn Gerichte nach den harten Fakten fragen, muss man jammernd alles zurücknehmen, wie im Fall Lammel.

Nein, so darf man das nicht, Panorama, obwohl mir das „Opfer“ herzlich egal ist. Der Bundeswehroffizier hat Jehova gesagt irgendetwas geliked, was böse ist. Da kann man nur das Haupt schütteln. Hoffentlich kommt niemand auf die Idee zu recherchieren, was ich in den frühen 90-er Jahren im Usenet gepostet habe… aber keine Sorge: bei Panorama wissen die garantiert nicht, was das ist.

Ich rieche die deutsche Blockwart- und Denunziantenmentalität und mitnichten investigativen Journalismus. Wer sich Für- und Widerrede antun will: Don Alphonso überführt die Gegenseite der Lüge. Aber wen interessiert’s?

Jetzt sind wir vom Amazonas weit abgekommen. Back to zero. Aus meinem Reisetagebuch, Januar 1982, über den Flug von Bogota nach Leticia:
Die Handgepäckkontrolle im Flughafen von Bogota ist zum Schreien: Der Apparat bwz. Metalldetektor piept ununterbochen, weil sich alle Leute gleichzeitig durch die Sperre drängeln, während ein Sicherheitsmann verzweifelt an den Männern herumfummelt.

Die Maschine fliegt über Cali, das wir aber nicht zu Gesicht bekommen. Die Anden liegen unter einer fast geschlossenen Wolkendecke, die erst beim Erreichen des Amazonas aufreißt.

Die Unruhe unter den Passagieren wächst, der Faszination des riesigen, braunen, bis zum Horizont in großen Schleifen träge, breit und majestätisch sich windenden Flusses können sich nur wenige entziehen. Man sieht kaum Schiffe.

Kurz darauf, fast unerwartet, schon der Flughafen von Leticia. Die Hitze schlägt über einem zusammen, als wäre man gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen. Die Gepäckverteilung altertümlich – alles von Hand, und das bei der Temperatur! Auf dem Flugfeld steht eine alte Maschine mit völlig verbeulter Schnauze, nicht gerade zur Beruhigung der Fluggäste.

Wir marschieren bei brüllender Hitze mit den schweren Rucksäcken eine Viertelstunde bis nach Leticia und freuen uns ums andere Mal über unsere zweckmäßigen Hüte. Ein Hotel zu finden erweist sich als ungemein schwierig, fast alle sind voll. Ein Kolumbianer verweist uns auf Residencial Condominio (…), wo wir unterkommen. Ein ziemlich abgerissener Busche aus Manaus gibt uns eine Cola aus und seine Adresse….

Jetzt lausche ich noch ein paar Minuten Kate Liu, wegen der Nerven und so…

[Update] Die Deutsche Welle meint auch, sich einmischen zu müssen. „Seit einigen Tagen geht es auf Twitter heiß her zwischen „Don Alphonso“ und seinen Unterstützern auf der einen Seite und eher linksgerichteten, feministischen Usern und solchen mit Migrationshintergrund auf der anderen.“ Mehr muss man nicht lesen.

Tabatinga am Solimões, revisited

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Tabatinga (Brasilien) im Dreiländereck Kolumbien-Brasilien-Peru. In Tabatinga war ich 1982 mehrere Tage. Ich war von Bogota nach Leticia (Kolumbien) geflogen und von dort aus per Fähre nach Tabatinga. Ich habe hier schon mehrfach darüber geschrieben:
Tabatinga am Solimões (11.08.2014), Am Solimões (18.01.2011), Die Mutter aller Flüsse (02.02.2004) und Am Amazonas (14.12.2004).

Einwanderer und Immer die gleichen Fragen

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Foto: Einwandererstrom / Symbolbild

„Betrachtet man die Diskussion der sogenannten „Ausländerfrage“ in längerer Perspektive, so fällt auf, daß sie seit den 70er Jahren alle vier, fünf Jahre in immer neuen Verwandlungen aufs neue entbrennt und jedesmal so tut, als seien plötzlich ganz neue Probleme aufgetaucht. Tatsächlich aber wird die Debatte um den Zuzug von Ausländern in Deutschland seit etwa 120 Jahren unter den im wesentlichen gleichen Fragestellungen und mit den gleichen Frontlinien geführt.

– durch ideologisch-moralischen Fundamentalismus: Auf der einen Seite wird die massenhafte Zuwanderung als Bedrohung der – je nach Sprachgebrauch – kulturellen, ethnischen oder völkischen Identität der Deutschen bekämpft, was in einem Land, das es als Nationalstaat erst seit 130 Jahren gibt und dessen Teile sich zuvor gegenseitig als ‚Ausland‘ deklariert hatten, besonders eigentümlich wirkt. Auf der anderen Seite werden alle Versuche der Begrenzung, Verringerung oder auch nur Steuerung der Zuwanderung als Ende des liberalen Rechtsstaates gebrandmarkt, die unbegrenzte Zuwanderung von Ausländern als moralisch gebotene Pflicht angesichts der Not in der Armutsregionen der Welt angesehen (…).

– durch die Fiktion der ‚Lösbarkeit‘: Sowohl die Befürworter einer radikalen Zuwanderungssperre als auch Verfechter einer radikalen Grenzöffnung suggerieren, auf diese Weise seien bestehende Konflikte und Probleme (womöglich schnell) lösbar. Das es in der Praxis vielmehr um Abmilderung und Steuerung, um pragmatische und mittelfristige Korrekturversuche der Auswirkungen einer globalen und die Einwirkungsmöglichkeiten eines Einzelstaates bei weitem übersteigende Entwicklung geht, wird übersehen oder unterschlagen. (…)

Gerade die Migrationsgeschichte der Bundesrepublik ist ein Beleg dafür, daß es zum Teil jahrzehntelanger Gewöhnungs- und wechselseitiger Anpassungsprozesse bedarf, um Zuwanderungsprozesse zu verkranten und zu akzeptieren.“ (Ulrich Herbert: Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland: Saisonarbeiter, Zwangsarbeiter, Gastarbeiter, Flüchtlinge, 2001)

Vor siebzehn Jahren erschienen und noch immer aktuell. Da aber auch Journalisten mehrheitlich ein Gedächnis wie eine Drosophila haben und auch nicht bereit sind, sich weiterzubilden, wiederholt sich natürlich alles. Nur die Wörter wechseln: „Einwanderer“ existiert plötzlich nicht mehr, alle Sprachopportunisten sagen jetzt „Migrant“, was letztlich dasselbe bedeutet, sich aber bürokratischer anhört.

(Sorry übrigens für die vielen Ungs. Ich war zu faul, um das Zitat in gutes Deutsch zu übersetzen.)

Anflug auf den Amazonas

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Der Amazonas beim Anflug auf Leticia (Kolumbien 1982) im Dreiländereck Kolumbien, Peru und Brasilien.

Am Solimões, revisited

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Solimões wird der Amazonas von den Brasilianern zwischen dem Dreiländereck Peru-Kolumbien-Brasilien und dem Zusammenfluss mit dem Rio Negro genannt. Die Fotos habe ich 1982 in Leticia (Kolumbien, 1,2) gemacht und am gegenüber liegenden Ufer des Amazonas bzw. Solimões im brasilianischen Tabatinga (3,4,8). Die Fotos auf dem Schiff stammen von meiner anschließenden 10-tägigen Reise auf dem Amazonas nach Manaus. Seltenes Foto: meine Füße in meiner Hängematte. (Privatsphäre sieht anders aus, immerhin schliefen Männer und Frauen getrennt.)

Die Fotos hatte ich im Januar 2011 schon einmal gepostet, ich sehe sie aber immer wieder gern an.

Fútbol Democrático

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Leticia am Amazonas im Süden Kolumbiens. Das Foto habe ich 1982 gemacht. Wem fällt etwas Überraschendes auf?

Am Solimões aka Amazonas

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Der Amazonas, dessen Oberlauf in Brasilien Solimões genannt wird; hier der Anflug auf Leticia im Süden Kolumbiens. Ich musste das Foto ein wenig bearbeiten, weil die Sonne durch die Scheibe des Flugzeugs blendete und alles viel zu hell war auf dem Bild.

Benjamin Constant am Solimões

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Tabatinga Benjamin Constant (Brasilien) im Dreiländereck Kolumbien-Brasilien-Peru. In Leticia (Kolumbien) und Tabatinga war ich 1982 mehrere Tage und habe hier schon mehrfach darüber geschrieben, u.a.: „Am Solimões (18.01.2011) und „Am Amazonas“ (14.12.2004).

Am Solimões

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Solimões wird der Amazonas von den Brasilianern zwischen dem Dreiländereck Peru-Kolumbien-Brasilien und dem Zusammenfluss mit dem Rio Negro genannt. Die Fotos habe ich 1982 in Leticia (Kolumbien, 1,2) gemacht und am gegenüber liegenden Ufer des Amazonas bzw. Solimões im brasilianischen Tabatinga (3,4,8). Die Fotos auf dem Schiff stammen von meiner anschließenden 10-tägigen Reise auf dem Amazonas nach Manaus. Seltenes Foto: meine Füße in meiner Hängematte. (Privatsphäre sieht anders aus, immerhin schliefen Männer und Frauen getrennt.)

Amazonas | Solimoes

Screenshot

Bei Spiegel Reise erfährt man etwas über das Dreiländereck Kolumbien-Brasilien-Peru. In Leticia (Kolumbien) und Tabatinga (Brasilien) war ich 1982 mehrere Tage und habe hier („Am Amazonas“) und hier („Die Mutter aller Flüsse“) darüber etwas geschrieben. Das Foto zeigt übrigens einen im Amazonas treibenden Baumstamm (nahe bei Tabatinga), dessen Wurzel unser Schiff hätte treffen können, was der Kapitän aber im letzten Moment vereitelte.