Nicht meine Weise

„Dieses ‚Solidarisiert euch‘, das ist nicht meine Vorgehensweise.“ (Gerhard Polt, Anarchistiker)

Meine auch nicht.

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Bescheidener Weg

Unter dem Vorwand, Griechenland retten zu müssen, wurden hohe Verluste aus den Büchern der Banken auf die schwachen Schultern der griechischen Steuerzahler verschoben in dem vollen Bewusstsein, dass die Kosten, weil die griechischen Schultern zu schwach dafür waren, auf Deutschland, die Slowakei, Finnland, Portugal und so weiter überschwappen würden.

Natürlich gab es keine Rettung Griechenlands und keine Solidarität mit den verschwenderischen Griechen. Der griechische Staat erhielt Kredite in Höhe von 240 Milliarden Euro, damit über 200 Milliarden Euro Steuergelder an die Banken und verschiedene Hedgefonds fließen konnten. Diese Milliarden bekam Griechenland unter der Bedingung drastischer Sparauflagen, die die Einkommen der Menschen um ein Viertel reduzierten, weshalb es sowohl für die öffentliche Hand wie für den privaten Sektor in Griechenland unmöglich wurde, ihre alten und neuen Kredite zurückzuzahlen.

Quelle: Yanis Varoufakis mit Stuart Holland und James Galbraith: „Bescheidener Weg zur Lösung der Eurokrise„, Verlag Antje Kunstmann, 2015 (via Spiegel online)

Die Mainstream-Medien müssen sich fragen lassen, warum angesichts dieser nicht zu leugnenden Fakten immer noch von „Hilfspaketen“ geschrieben wird, ohne zu nennen, an wen die „Hilfe“ geht? Das ist kein Journalismus, sondern Propaganda im Dienste des Finanzkapitals.

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Zwangskirchensteuer

Humanistischer Pressedienst (hpd) (via Fefe): „Wie ein Franzose in Berlin Kirchensteuern zahlt“. Lesenswert!

Ceterm censeo: Deutschland ist noch kein säkularer Staat.

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Hochschulwatch

Hochschulwatch – ein Portal von Transparency International Deutschland e.V. , der taz und der Studierendenvertretung fzs:
Mehr als 1,3 Milliarden Euro fließen aus der gewerblichen Wirtschaft jedes Jahr an deutsche Hochschulen – doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. Die tageszeitung, die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland e.V. und die bundesweite Studierendenvertretung fzs (freier zusammenschluss von studentInnenschaften) ziehen Bilanz zu zwei Jahren Hochschulwatch. Das Internetportal sammelt fragwürdige Einflussnahmen auf Hochschulen.

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Keep left!

keep left

Gesehen und fotografiert in Grenada (Kleine Antillen) während der leider fast vergessenen Revolution 1982. Die US-Amerikaner natürlich sind einmarschiert.

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Cyber-[bitte selbst ausfüllen]

Wie macht man einen Cyber-Bankraub? Die Antwort wissen die Experten in den Medien schon seit der so genannten „Online-Durchsuchung“:
Die Angreifer verschicken E-Mails mit gefährlichem Dateianhang an Adressen, hinter denen sie Bankmitarbeiter vermuteten. Sobald die den Anhang öffnen, zum Beispiel ein infiziertes Word-Dokument, installiert sich das Schadprogramm von selbst und öffnet den Angreifern eine Hintertür ins Banknetzwerk.

Einmal mit Experten arbeiten. Unverschlüsselte Mails. Attachments (für Linux?) Word. WTF?!

Aber man muss sich das Geheule und Zähneklappern anhören, wenn man in einem Fortbildungsseminar den Teilnehmern sagt: „E-Mails verschlüsseln. Keine Word-Attachments usw.“.

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Peng! Und nun zu uns, Esoteriker!

Ich habe schon wieder eine Petition unterzeichnet. „Aktivisten vom Peng Collective [Vorsicht, Facebook-Link!] haben eine Sendung von AstroTV gesprengt. (…) An die Medienanstalt Berlin Brandenburg: Entziehen Sie den Betrügern von AstroTV die Sendelizenz!“

Die Künstler (Jean Peters et al) haben sogar einen public PGP key Da konnte ich dann nicht widerstehen, sie zu unterstützen. Chapeau! Und weiter so!

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Das Stumpfe Eck ist jetzt Rotbart

rotbart

Schweren Herzens möchte ich den dem Nachtleben zugeneigten Leserinnen und den eventuell in Rixdorf herumsumpfenden Lesern eine neue Kneipe empfehlen. Dort, wo früher meine Stammkneipe „Das Stumpfe Eck“ war, ist jetzt das „Rotbart“ (Vorsicht, Facebook-Link!) Das Lokal habe ich natürlich sofort getestet, zusammen mit Freunden, die auch das „Stumpfe Eck“ kannten.

Die gute Nachricht: Die neuen Leute haben sich wirklich Mühe gegeben. Das Etablissement hat Stil. Man fühlt sich wohl, was das Interieur angeht. Im Gegensatz zur alteingesessenen B-Lage und zum neuen Red Lion gibt es eine große Theke, an die man sich auch allein hinsetzen kann. Man muss also nicht zwangsweise als WG oder als Jugendgruppe kommen oder sich hardcoremäßig einfach zu einer solchen gesellen. Anders als in der B-Lage ist die Musik auch zu ertragen (bis jetzt kein Techno gehört). Zudem wird man nicht angestrengt mit Veganismus-Asketismus und anderem gefühlt politisch Korrektem belästigt. Großer Vorteil für mich, aber nicht für meine Freunde: Im „Rotbart“ darf nicht geraucht werden. Löblich! Ich habe also beim Nachhausegehen keine Kopfschmerzen.

Jetzt die „schlechten“ Nachrichten. Ich habe gleich investigativ recherchiert, um welche Gesellschaftsform es sich beim „Rotbart“ handele. Die älteste Szene-Kneipe im Kiez, das Café Linus, wird von einem Verein betrieben. Der Profit steht also im „Linus“ nicht unbedingt an erster Stelle; und dort verkehrt auch eher das sich links gerierende ältere Sozialarbeitermilieu. Das „Rotbart“ ist leider weder ein Kollektiv noch eine Genossenschaft, sondern wird ganz Kapitalismus-kompatibel von zwei Geschäftsführern gemanagt. [Update: Es ist eine GbR, also mit vollen Risiko – Respekt!] Im „Stumpfen Eck“ kostete ein großes Bier früher zwei Euro, im „Rotbart“ muss man noch 50 Cent drauflegen. Ein Gin Tonic schlägt mit sage und schreibe sechs Euro zu Buche. Gut, dass ich so etwas nicht trinke, sondern, wenn kein Bier, dann nur Whisky.

Das Publikum im „Stumpfen Eck“ war extrem heterogen: Arbeitslose, Berufsalkoholiker, und mehr oder weniger linke Arbeiter (die mit Nazi-Sprüchen bekamen im „Stumpfen Eck“ Hausverbot und wanderten in den „Kaktus“ am Hertzbergplatz ab), aber sonst querbeet durch alle Milieus bis hin zur Gender-Professorin. Die alteingesessenen Kiez-Bewohner werden sich das „Rotbart“ einfach nicht leisten können. Das nennt man vermutlich „natürliche Auslese über den Marktpreis“ oder so ähnlich. Vielleicht auch „Gentrifizierung“. Keiner gibt öffentlich zu, das zu wollen, aber alle machen mit und tun es einfach (den Autor eingeschlossen).

Natürlich interessiert sich das Publikum im „Rotbart“ nicht für die Geschichte des Kiezes oder für das, was das „Stumpfe Eck“ bedeutete. Es hatte sich eben über Fratzenbuch herumgesprochen. Wie sich die Jugend halt verabredet, mit einer Flasche in der Hand. Und Edward Snowden hat es übrigens nie gegeben.

Im „Rotbart“ trifft man jetzt jede Menge äußerst attraktive junge Damen (die den Begriff „Dame“ vermutlich nicht benutzen). Über die Männer kann ich nichts sagen – nur dass man(n) offenbar gern Kapuzen trägt, auch wenn man im Haus ist (fehlt nur noch eine Sonnenbrille), und dass Wollmützen auch dann angesagt sind, wenn man gar keine Wursthaare hat. Ich habe mit jüngeren Männern meine Probleme: Ich kann sie oft nicht ernst nehmen, auch wenn ich mir Mühe gebe.

Ich hatte jedenfalls, was mein Beuteschema bei Frauen angeht, mein ästhetisches Vergnügen beim Herumstarren und Beobachten aus rein völkerkundlicher Sicht. Auch das leckere Mädel neben mir, mit dem ich mich angeregt über den sozialen Aufstieg unterhielt und warum dieser nicht stattfinde (sie studierte passenderweise Erziehungswissenschaft), war eine Augenweide. Leider stand sie nicht auf Männer, und ihre Freudin guckte schon ganz indigniert nach mir, vor allen, als ich ihr meine beste Freundin empfahl, die extrem attraktiv sei und eine angenehme Person und zu meinem Missvergnügen auch nicht das männliche Geschlecht bevorzuge, ich daher aus altruistischen Gründen sie gern an eine passende Frau verkuppeln wolle, wenn es schon bei mir selbst nicht gelänge.

Es war übrigens proppevoll. Die Leute drängten sich nur so. Mal sehen, wie es an einem normalen Werktag um Mitternacht ist.

Da wir heute schon Lifestyle-Themen behandeln: Mein Endomondo ruft, es ist sonnig und kühl, also Laufwetter, und ich habe vier Kilo zu viel für mein Idealgewicht. Auf denn! Trainiert habe ich in diesem Jahr auch noch nicht…

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Unter Ignoranten

„Im Zuge der sich vielerorts zuspitzenden Krise wird dankenswerterweise auch sichtbar, in welch unglaublichem Ausmaß die Qualitätsjournalisten die Tatsache ignorieren, dass sie Teil der marktwirtschaftlichen Verwertungsorgie sind – und dabei sprechen wir von Leuten, die sich offiziell der Wahrheit, der Erkenntnis und ähnlichen Werten verschrieben haben.“ (Ralf Schröder in der aktuellen „Konkret“)

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Das Gewürm zertreten

justizjustiz

Ist schon interessant, mit welchen Metaphern sich die Justiz vor dem Volk, in dessen Auftrag sie handelt, darzustellen beliebt.

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Nordschule Holzwickede

Nordschule Holzwickede

Hier bin ich die ersten drei jahre meines Lebens zur Schule gegangen. Hinter den drei Fenstern habe ich in der zweiten Klasse das Kleine Einmaleins gelernt. Nein, zu meiner Zeit fuhren keine Kutschen mehr, das Foto ist älter. (Vielen Dank, edler Spender!) Die Schule wurde in den siebziger Jahren abgerissen. Heute steht da ein Betonklotz.

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9 American habits I lost when I moved to Germany

Vanessa Van Doren: „9 American habits I lost when I moved to Germany“:
Germans don’t like small talk, and they don’t like bullshit. Idle comments and feel-good messages have no place here. German flirting is particularly brutal; “Your big nose looks good on your face” is about the best compliment you can expect to get in Germany.

Muahahaha. Aber es stimmt. Es ist immer wieder lustig, wie Leute, die in den USA sozialisiert wurden, und Deutsche aneinander vorbei kommunizieren und sich nicht „verstehen“.

Same deal with “forgetting” to pay your tram fare — if you get caught, the icy stares heaped upon you by an entire car full of people will be enough to freeze your blood.

Hihi. Sehr hübsch auch dieses Statement: „In Germany, smiling for no reason is considered a sign of mental weakness.“

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Die sogenannten Profis

„Die sogenannten Profis sind auf einem nicht mehr expandierenden Markt unterwegs, und haben selbst auch keine Möglichkeit, das zu ändern, weil die Jugend längst woanders ist.“ (Don Alphonso über deutsche Blogger)

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Was macht eigentlich Libyen?

Eine Antwort gibt das Ossiblock.

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Könnte etwas bedeuten oder: Troll, troller, am trollsten

troll

Ein Troll trollt in einem Troll-Blog (via Fefe): „Ich war nun just dieses Wochenende in Berlin und wie Du weißt, ist die Humboldt Uni just grade einen guten Kilometer von der amerikanischen Botschaft entfernt. Jedenfalls ist es die Uni, die der Botschaft deutlich am nächsten liegt. Könnte was bedeuten. Ok, die Russen sind noch näher an der HU.“

Genau. Die Juden und Putin sind schuld am Feminismus. Und die Nazis und die „linksgrünen Gutmenschentrullas“ kommen auch irgendwie vor.

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Female Warriors [Update]

Und gleich noch etwas von My Modern Met: „Historical Portraits of African Female Warriors by Street Artist YZ“.
The historical portraits reference the highly-trained military women of the First Franco-Dahomean War in the 1890s, who, according to accounts, were actively fighting and killing the French.

Genial. So kann man Geschichte auch lernen. Unglaublich eindrucksvolle Gesichter. Mich würde interessieren, wo die Künstlerin („French Street Artist YZ“) das her hat. Gibt es die „Female Warriors“ irgendwo in einem Fotobuch?

Vgl. Brooklyn Street Art:
“I want to show warriors from ancient times; revolutionists, anti-colonialists, intellectual women who have written the story of Africa. We need figures to be proud of our roots, to keep fighting for our rights, and to write the story of tomorrow.“

Superselected.com:
The African Kingdom of Dahomey (modern day Benin) lasted from about 1600-1900. In 1729, an all-female militia organized and became a respected force within the kingdom. Eventually, the militia became so highly respected that King Ghezo, king of Dahomey from 1797 to 1818, ordered all of the families in the kingdom to send their daughters in to be considered to join the militia. Only the fittest and strongest women were chosen.

Ich glaube nicht, dass so etwas in deutschen Schulen gelernt wird. Dafür gibt es aber Religionsunterricht. Um Geschichte zu lernen, muss man eben manchmal mit dem Computer spielen.

[Update] Ich habe noch etwas gefunden: „Dahomey’s Women Warriors“. Und mit der Google Bildersuche natürlich.

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Persischer Untergrund

My Modern Met: „Expressive Photos Reveal a Rare, Alternative View of Iran“. Ansehen!

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Wer isst, sündigt nicht

olympia

Mein Beitrag zur Ernährungsdebatte. Und herzliche Grüße an die schmallippigen Angehörigen der Glaubensgemeinschaft Veganismus-Asketismus!

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Pacta sunt servanda

vertrag

Ich muss zugeben, dass ich von einem Vertrag zwischen Deutschland und Griechenland über Reparationszahlungen aus dem Jahr 1960 noch nie gehört hatte. Hier ist er.

Deutschland hat gezahlt. Allerdings gibt es noch ein schönes Argument der Griechen, das die taz schon vor einem Jahr erläuterte:

Nach einem bilateralen Wiedergutmachungsabkommen am 18. März 1960 hätte Deutschland an die damalige griechische Regierung 115 Millionen DM als Entschädigung für „griechische Opfer des Nazi-Terrors“ überwiesen. Aus deutscher Sicht gilt dies als Beweis dafür, dass Reparationsfragen bereits abschließend geregelt würden. Zudem beruft sich Deutschland (mit Erfolg) auf den Grundsatz der Staatenimmunität (…). Im Übrigen heißt es in Berlin, Reparationsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg seien verjährt oder inzwischen ohne Berechtigung.

Dieses Argument sorgt in Athen für Empörung. Aus griechischer Sicht sieht die Rechtslage nämlich so aus, dass im Londoner Schuldenabkommen von 1953 alle Zahlungsverpflichtungen Deutschlands aus dem Zweiten Weltkrieg nicht erlassen, sondern lediglich auf die Zeit „nach Abschluss eines Friedensvertrags“ vertagt würden. Da Deutschland 1990 seine Souveränität wiederhergestellt hatte, liege nunmehr ein Friedensvertrag, die Forderungen seien noch aktuell. Salopp formuliert: Wer seinem Gläubiger sagt, er soll in siebzig Jahren wiederkommen, der darf sich auch nicht wundern, wenn dieser sich tatsächlich meldet.

Der Artikel in der taz scheint aber ergänzt werden zu müssen, wie ein dortiger Kommentar im Forum nahelegt:

Leider differenziert der Artikel überhaupt nicht zwischen Ansprüchen auf Reparationszahlungen und dem Anspruch auf Rückzahlung der Zwangsanleihe, die Griechenland unter deutscher Besatzung zwangsweise Nazi-Deutschland zur Verfügung stellen musste. Dieser Zwangskredit war besonders hoch, da auch die Wehrmachtseinheiten, die für den Nordafrika-Einsatz in Griechenland stationiert waren, daraus mitfinanziert werden musste. Nazi-Deutschland hat die Schulden anerkannt und erste Raten zurückgezahlt.

(…) Für sorgfältigere Recherche sehr empfehlenswert: Anestis Nessou: „Griechenland 1941 – 1944 (Osnabrucker Schriften Zur Rechtsgeschichte) – „Deutsche Besatzungspolitik und Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung – eine Beurteilung nach dem Völkerrecht“, eine historisch-juristische Dissertation, mit vielen Quellen und beeindruckend gut lesbar.

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Was nicht passt, wird passend gemacht

Der griechische Außenminister Nikos Kotzias in einem Interview:

„An meinem ersten Tag hier im Amt lese ich, es habe einen einstimmigen Beschluss der EU über die Ukraine und Russland gegeben. Davon wusste ich nichts. Wir haben die Kommission angerufen. Es wurde uns gesagt, kein Problem, dann datieren wir eure Zustimmung einen Tag zurück. Anscheinend ließ sich die frühere Regierung so behandeln. Ich sagte, das kann nicht Ihr Ernst sein. Hätte ich das akzeptiert, hätte Griechenland seine Rechte verloren. Statt sich zu entschuldigen, haben sie eine Kampagne gestartet, wonach wir prorussisch seien und abhängig von Russland.“

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