Mongolen, Ming und Moguln (Die Kinder des Prometheus Teil III)

Fortsetzung von Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II), Rezension Herrmann Parzingers.

Zhenghemap
Foto einer chinesischen Weltkarte aus dem Jahr 1763, die angeblich eine Reproduktion einer Karte aus dem Jahr 1418 ist, die auf Zheng Hes Reisen basiert. Source: Wikipedia.

Ich wiederhole mein (Zwischen-)Thema: Wir müssen uns mit negativer Dialektik der Subjunktion befassen, also eine Art Kontrollversuch starten, der uns erläutert, warum der kürzeste Weg zum Kapitalismus zu einer Hochkultur, also einer Zivilisation, die nicht mehr tribalistisch organisiert ist oder aus bloßer Subsistenzwirtschaft besteht, der des fruchtbaren Halbmonds und Ägypten war.

Ganz im Hintergrund die viel wesentlichere Frage: Warum hat der Nordwesten Europas den Kapitalismus zuerst hervorgebracht, der dazu führte, dass der Rest der Welt von ihm unterjocht wurde (Stichworte: Kolonialismus)? Warum waren weder Indien noch China „schneller“?

Wir argumentieren also negativ: Warum blieben ganz Amerika, Afrika und Ozeanien noch im Stadium der Bronzezeit, während in Europa schon das Zeitalter der ursprünglichen Akkumulation anbrach, also des frühen Kapitalismus, mit dementsprechender ökonomischer und waffentechnischer Überlegenheit? Was sind also die Variablen und die Konstanten?

Wir suchen nach historischen Gesetzmäßigkeiten: Diese „Gesetze“ sind immer nur ein Bündel ökonomischer und ökologischer Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es in eine bestimmte Richtung läuft.

Im ersten Teil (Die Riesen von Gobero) wurde das Thema anhand der Entwicklung Afrikas diskutiert, im zweiten Teil (Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung) Amerika und seine Hochkulturen.

Australien muss nicht berücksichtigt werden, weil es im Wettrennen zur Industrialisierung „chancenlos“ war und schon im „Vorfeld“ auf der Strecke blieb, also noch nicht einmal feudale Strukturen hervorbrachte. Parzinger schreibt u.a. dazu: „Der Sonderfall Australien zeigt eindrücklich, welche bedeutende Rolle das jeweils verfügbare Domestikationspotential für den Übergang zum produzierenden Wirtschaften spielte. Aufgrund der Klima- und Bodenverhältnisse mag man sich – anders als im arktischen und subarktischen Nordamerika – in Australien das zeitige Aufkommen von Landwirtschaft oder Viehzucht durchaus vorstellen, doch existierten dort schlicht keine Wildpflanzen und Wildtiere, die für eine Domestikation geeignet gewesen wären.“

Der so genannte „fruchtbare Halbmond im Nahen Osten bot im Gegenteil ideale Bedingungen für die Domestikation der Getreidearten und der (Herden-)Tiere, die für die Landwirtschaft gebraucht werden, sowie ein kontinuierlich günstiges Klima – seit dem Mesolithikum.

Was geschah also in Asien?

taro
Taro-Felder auf Kauai’i, Hawaii

Asien

In Papua-Neuguinea hat es Ackerbau (von Taro) schon acht Jahrtausende v. Chr.. „Damit würde Papua-Neuguinea weltweit zu den ältesten Gebieten mit frühem Pflanzenabbau gehören.“ (Parzinger) Das reicht aber nicht, um eine entwickelte Klassengesellschaft hervorzubringen: Es gab – auch nicht in Ozeanien – keine Akkumulation von Gütern, sondern eher „egalitäre Gemeinschaften“, also – in marxistischer Terminologie – nur Formen der „Urgesellschaft“ – wie auch bei allen Wildbeutergesellschaften. „Elitenbildung“ wie Parzinger das ausdrückt, setzt Seßhaftigkeit voraus.

Indien und China

In Indien und in China war Reis die primäre Kulturpflanze. Wie wir aber schon in „Agrarisch und revolutionär II“ (15.05.2012) diskutiert hatten, gibt es mit dem Reis – im Vergleich zum mitteleuropäischen Getreide – ein Problem: „Aus der Intensivierung des Nassreisbaus ergab sich für die chinesische Landwirtschaft eine ganz andere Entwicklung als für die europäische durch deren Kulturpflanzen Roggen und Hafer.“ Beim Reis geht es vor allem um Bewässerungstechnik; tiefes Pflügen wie in Nordeuropa mit seinen nassen Böden spielt keine Rolle. Auch wurde kein Zugvieh gebraucht. Großviehhaltung wurde in Landwirtschaft nicht integriert. In Europa schuf der Einsatz von Wagen für schwere Güter – für den man eben Zugvieh brauchte – langfristig bessere Chancen für das Transportwesen als etwa das im Orient dominierende Kamel.“

In allen asiatischen Staaten, deren Ökonomie von großen Flüssen und deren jährlichen Überschwemmungen dominiert wurden, sind Anzeichen der so genannten Asiatischen Produktionsweise (APW) zu sehen. Schon im 3. Jahrtausend v. Chr. errichtet man die erster Dämme in Asien – am Gelber Fluss„, nicht aber am Ganges, am Brahmaputra und am Mekong. Ich schrieb am 18.04.2022: Die APW ist also ein aus der konkreten Geschichte abstrahiertes ökonomisches Universale.

Die Ökologie der APW verlangt, dass der herrschende Klasse – auf der Basis agrarischer Produktion – kollektive Arbeiten organisiert, hier Bewässerungssysteme. Diese Kollektivität ist aber tendenziell eher ein historisches Hemmnis, um klassische feudale Verhältnisse zu entwickeln, da sie nicht den privaten Landbesitz fördert. Sowohl in Indien als auch in China gab es die klassischen Großreiche der Bronzezeit, vergleichbar mit den Maya in Lateinamerika, aber diese entwickelten sich nicht zum Feudalismus bzw. Frühkapitalismus.

flut
Karte mit den neun Provinzen, die der mythische Kaiser Yu der Große (2205 – 2147 v. Chr.), während der legendären Flut definierte.

In Indien kam ein weitere retardierendes Moment hinzu, das aber nicht zwangsläufig, also nicht „gesetzmäßig“ genannt werden kann. „…in Nordindien und Südindien gab es in der Zeit, in der in Zentral- und Westeuropa eine Agrarrevolution stattfindet, gegensätzliche Entwicklungen: Nordindien wurde von islamischen Reiterkriegern überrannt, während Mittel- und Südindien eine Blüte von Hindukönigreichen erlebten, deren kulturelle Leistungen noch bis in die Gegenwart fortwirken.“

Die entstehenden feudalen Strukturen wurden von einer externen Erobererschicht überlagert. Das geschah auch in China, als 1279 die quasi-feudale Song-Dynastie durch die Mongolen abgelöst wurde. Die Eroberer waren aber tribalistisch organisiert, ähnlich wie mehr als ein halbes Jahrtausend vorher die Goten, die das Römische Reich eroberten, und schöpften nur den Überschuss ab.

Wir sammeln Indizien. China hat einen anderen Weg genommen als Europa. Schottenhammer schreibt im Kapitel „Die Song-Dynastie – eine revolutionäre Zeitenwende“ für den Zeitraum zwischen 1000 und 1250 – das Ende des „chinesischen Mittelalters“: „Ein wesentliches Merkmal der chinesischen „Moderne“ bestand (…) in der Ablösung der Aristokratie als regierungsamtlicher Elite durch die soziale Elite der sogenannten Beamtengelehrten (Shidafu).“

„Die Veräußerbarkeit von Grund und Boden begünstigte im Laufe der Dynastie die Landakkumulation in den Händen weniger Grundbesitzer. Die Zahl der großen Gutshöfe stieg, während wir eine Verminderung der Kleinbauern konstatieren können. Wurden die Kleinbauern nicht zu Pächtern, blieb ihnen als Alternative nur die Abwanderung in die Städte. Der Reformpolitiker Wang Anshi setzte schließlich gegen den erbitterten Widerstand einflussreicher Landbesitzer und Kaufmannsfamilien eine Landreform durch, um durch die Stärkung der Bauern und die bessere Verwaltung des Reichtums des Landes die landwirtschaftliche Produktion und die staatlichen Einnahmen zu erhöhen. Sein Hauptanliegen war es, die Situation der Kleinbauern zu verbessern, welche die gesamte Last der direkten Steuern und der Frondienste trugen.“ (Schottenhammer)

Das ist die normale Entwicklung einer agrarischen Gesellschaft ab einem gewissen ökonomischen Niveau – überall auf der Welt. Schon im zweiten vorchristlichen Jahrhundert wurden im antiken Rom die Bauern aus den gleichen Gründen von ihrem Land verdrängt.

Was war also anders in China? Die herrschende Klasse definierte sich viel früher als in Europa als „Angestellte“ des Staates. Man kann die Shidafu vielleicht mit den Ministerialen Europas im 13. Jahrhundert vergleichen, die allmählich Teile der klassischen Feudalklasse ablösten. Interessant ist, dass sich diese „Beamten“ zeitgleich, aber völlig unabhängig voneinander entwickelten.

Wikipedia: „Um 1263 wurde die innenpolitische Lage in den Ackerbauzentren südlich des Jangtsekiang derart prekär, dass das Einziehen der Steuern schwierig wurde: Reformen wurden unumgänglich. Zwangsmaßnahmen des Kanzlers Jia Sidao (1213–1275) waren die Folge. (…) Er wollte den Großgrundbesitz auf 27 Hektar beschränken, das überschüssige Land aufkaufen und mit dessen Einkünften die Steuerausfälle bzw. Kriegskosten decken. Jia Sidao erwies sich dabei als rücksichtsloser Intrigant. Die resultierenden Auseinandersetzungen in der Zentralverwaltung und dem Staatsrat untergruben die Loyalität der Beamtenschaft und schließlich der Armeeführung am Vorabend des Mongolen-Angriffs.“

beamte
Regierungsbeamte in Changfu während der Wanli-Ära, Ming-Dynastie, 1590

Die Herrschaft der Mongolen über China endete 1368 nach einem Volksaufstand.

Interessant ist, wie auf Wikipedia – wer auch immer das geschrieben hat – die Zeit nach der Mongolenherrschaft beschrieben wird: „Die neue Ming-Regierung benötigte eine eigene Verwaltungsstruktur. Die einst gut ausgebaute Bürokratie des Kublai Khan war von seinen Nachfolgern vernachlässigt worden und schließlich vollkommen zusammengebrochen. So wollte Hongwu [der Anführer des „Volksaufstands“ und spätere Kaiser] nicht nur an die chinesischen Yuan-Institutionen anknüpfen, sondern auch an die Traditionen der Song-Zeit. Er formte jedoch keine bloße Kopie, sondern eine völlig eigenständige, ganz auf ihn abgestimmte Bürokratie. 1380 ließ er seinen Kanzler Hu Weiyong hinrichten und schaffte den Titel des Kanzlers ab. Damit beendete er eine Ämtertradition, die seit dem Ersten Kaiser ununterbrochen existiert hatte, wenn auch unter ständigem Machtverlust. Er selbst füllte das entstandene Vakuum nach Ende des Kanzleramtes, weshalb die Hongwu-Ära auch als der Beginn des chinesischen Absolutismus betrachtet wird.“

Wenn man vom „Überbau“ absieht (was wer warum dachte und wollte): Hier wird behauptet, es habe in China einen „Absolutismus“ gegeben – also vergleichbar mit Mitteleuropa im 16. und 17. Jahrhundert, zur Zeit der Manufakturen, der Vorformen heutiger Fabriken.

„Nach innen errichteten die Ming-Kaiser ein in der chinesischen Geschichte beispielloses Netzwerk von Geheimdiensten, bald angeführt von mächtigen Eunuchen. Als der letzte Ming-Kaiser Chongzhen an die Macht kam, versuchte er, die Macht der Eunuchen zu beschneiden und durch eine Landreform die Not der Landbevölkerung zu lindern. Dennoch kamen die Maßnahmen zu spät. Als in der Provinz Shaanxi die Bauern rebellierten, war die Situation nicht mehr unter Kontrolle zu bringen. Der Kaiser erhängte sich, als die Aufständischen in Peking einmarschierten.“

Im Unterschied zu Europa, wo in jedem Land die Bauernrevolten über mehrere Jahrhunderte hindurch ausnahmslos niedergeschlagen wurden, hatten diese in China gleich mehrfach Erfolg, obwohl die Ming-Dynastie nur durch die Mandschu ersetzt wurde.

Das hieße aber auch: Trotz des Mongolensturms (13. Jahrhundert), der Pest in China und Europa (14. Jahrhundert), trotz des 30-jährigen Krieges in Deutschland (17. Jahrhundert), trotz der ungeheuren Bevölkerungsverluste hat sich China „ähnlich“ entwickelt, nur dass der „Absolutismus“ früher einsetzte, aber eben – und das ist der wesentliche Unterschied – nicht der entwickelte Kapitalismus.

Und auch in Indien: Das Mogulreich (16.-19. Jahrhundert, knapp 30 Prozent der Weltbevölkerung!) war ein absolutistischer Feudalstaat. „Indien um 1600 verfügte über ausreichend fruchtbares Ackerland und eine Arbeitsproduktivität, die in etwa der eines westeuropäischen Bauern entsprach, sodass ein Viertel bis die Hälfte des Ernteertrages als Steuer einverlangt werden konnte, wobei den Bauern wenig mehr blieb als zum Überleben nötig“. Im Gegensatz zu China aber brach der Beamtenstaat im 18. Jahrhundert zusammen.

Die Pointe ist: Obwohl es weder in Indien noch in China eine Sklavenhaltergesellschaft gab wie in der europäischen Antike, entwickelte sich die Ökonomie unabhängig voneinander mit fast der gleichen „Geschwindigkeit“: Im frühen 19. Jahrhundert hatte sich die Feudalgesellschaft zum Absolutismus transformiert. Der ist keine eigenständige Gesellschaftsform, sondern nur die Frühform des kapitalistischen Industriestaates.

Aber – noch einmal gefragt – warum haben die Staaten Europas – Portugal, Spanien, die Niederlande und schließlich Großbritannien – fast die gesamte Welt erobern können, während die Inder und Chinesen eine passive Rolle einnahmen und im frühen 20. Jahrhundert weit hinter der ökonomischen Entwicklung Europas hinterherhinkten?

Wir müssen also noch einmal genauer hinsehen…

__________________________________________
* Literatur hierzu neben Parzinger:
Angela Schottenhammer und Peter Feldbauer (HG.): Die Welt 1000 – 1250: Globalgeschichte Die Welt 1000 – 2000 (2011)
Edwin O. Reischauer: East Asia: Modern Transformation (1965, das habe ich noch nicht fertig gelesen)
Michael Mitterauer: Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines Sonderwegs (2009) sowie nur zum Vergnügen und ohne großen Erkenntnisgewinn
Chou Ta-Kuan: Sitten in Kambodscha – Übersetzung des Originals von Ts’ao-T’ing I-Min aus dem späten 13. Jh. (2006)

Bisher zum Thema Feudalismus erschienen:
– Reaktionäre Schichttorte (31.01.2015) – über die scheinbare Natur und die Klasse
– Feudal oder nicht feudal? tl;dr, (05.05.2019) – über den Begriff Feudalismus (Fotos: Quedlinburg)
– Helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun (08.05.2019) – über die Funktion der verdinglichten Herrschaft in oralen Gesellschaften (Quedlinburger Domschatz I)
– Tria eburnea scrinia com reiquis sanctorum (09.05.2019) – über Gewalt und Konsum der herrschenden Feudalklasse als erkenntnistheoretische Schranke (Quedlinburger Domschatz II)
– Die wâren steine tiure lâgen drûf tunkel unde lieht (10.05.2019) – über die Entwicklung des Feudalismus in Deutschland und Polen (Quedlinburger Domschatz III)
– Authentische Heinrichsfeiern (13.05.2019) – über die nationalsozialistische Märchenstunde zum Feudalismus (in Quedlinburg)
– Der Zwang zum Hauen und Stechen oder: Seigneural Privileges (15.06.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [I] (24.07.2019)
– Yasuke, Daimos und Samurai [II] (03.05.2020)
– Agrarisch und revolutionär (I) (21.02.2021)
– Trierer Apokalypse und der blassrose Satan (17.03.2021)
– Energie, Masse und Kraft (04.04.2021)
– Agrarisch und revolutionär II 15.05.2021)
– Gladius cum quo fuerunt decollati patroni nostri (Essener Domschatz I) (28.10.2021)
– Magische koloniebildende Nesseltiere mit kappadokischem Arm und Hand (Essener Domschatz II) (14.11.2021)
– Ida, Otto, Mathilde und Theophanu, kreuzweise (Essener Domschatz III) (27.11.2021)
– Hypapante, Pelikane und Siebenschläfer (Essener Domschatz IV) (17.12.2021)
– Pantokrator in der Mandorla, Frauen, die ihm huldigen und die Villikation (Essener Domschatz V) (23.12.21)
– Jenseits des Oxus (09.01.2022)
– Blut, Nägel und geküsste Tafeln, schmuckschließend (Essener Domschatz VI) (18.04.2022)
– Missing Link oder: Franziska und kleine Könige (28.05.2022)
– Die Riesen von Gobero (Die Kinder des Prometheus Teil I) (18.07.2022)
– Die Liebhaber von Sumpa, Ackergäule und Verhüttung (Die Kinder des Prometheus Teil II) (25.07.2022)
– Mongolen, Ming und Moguln (Die Kinder des Prometheus Teil III) (09.03.2025)
– Abstrahierte ökonomische Universale, revisited (08.05.2025)

Zum Thema Sklavenhaltergesellschaft:
Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil I]) (05.11.2020)

Doppeldenk oder: Die politische Macht kommt aus den Legionen [Teil II]) (27.12.2020)

image_pdfimage_print

Kommentare

6 Kommentare zu “Mongolen, Ming und Moguln (Die Kinder des Prometheus Teil III)”

  1. Godwin am März 9th, 2025 7:09 pm

    E N D L I C H !!

    zum Thema Sklaven sagt Wikipedia aber bissl was anderes
    https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Sklaverei#Fr%C3%BChes_China,_Indien,_Korea

    Das Indische Kasten-System deucht mir Mischung aus feudaler und sklavischer Struktur zu sein.

    Frage:
    Welche Rolle spielen die verschiedenen Religionen bei der gesellschaftlichen Entwicklung?
    (später dann konkret die protestantische)

    „Warum blieben ganz Amerika, Afrika und Ozeanien noch im Stadium der Bronzezeit, während in Europa schon das Zeitalter der ursprünglichen Akkumulation anbrach“
    WANN, werter Burks, brach es denn deiner Meinung nach an?
    Scheinbar ein paar Jahrtausende vor Marx mit Entwicklung der Eisenzeit…
    ??

    „Marx macht den Beginn der „kapitalistischen Ära“ mit dem 16. Jahrhundert fest – obgleich erste Anfänge kapitalistischer Produktion schon im 14. und 15. Jahrhundert in Städten am Mittelmeer vereinzelt auftraten – in Gebieten, wo eine Abwesenheit von Leibeigenschaft bestand und ein „Verbleichen“ der souveränen Städte des Mittelalters als Zentrum der gesellschaftlichen Entwicklung festzustellen war“
    (Wikipedia)

    Die Mittelmeer-Region vernachlässigst du seit Anbeginn deiner „Untersuchung“ sträflich konsequent.

    Hier war aber der Dreh- und Angelpunkt des globalen Handels.
    Seidenstraße, Karawanen, Gewürzflotten etc. mündeten allesamt im Orient.
    Wenn die Weltkarte der Chinesen tatsächlich von 1418 sein sollte, hieße dass, dass die Chinesen knapp 100 Jahre VOR dem Beginn der großen Entdeckungsfahrten schon alles entdeckt hatten.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Zheng_He

    Merke:
    die Doppelte Buchführung wurde in Venedig entwickelt – basiert aber wohl auf einem persischen System aus dem 8. Jahrhundert

    Stichwort „Verbleichen“ der souveränen Städte des Mittelalters als Zentrum der gesellschaftlichen Entwicklung“

    Frage:
    Welche Rolle spielen hier die andauernden, quasi pausenlosen Kriege in Europa?
    China schien wohl nicht so zersplittert wie Europa.
    Welche Rolle spielen in dem Zusammenhang Erbrechte?

    Was du ggf. noch lesen musst:

    Geschichte des Westens (Heinrich August Winkler)
    Herrschaft. Die Entstehung des Westens (Tom Holland)

    btw – es gibt ja den Streit, ob der Kapitalismus im antiken Rom schon hätte entstehen können.
    Einige sagen, dass die Voraussetzungen alle da waren.
    Welche Rolle spielt also noch der Zufall (neben Religion, Krieg, Handel…?)

  2. Godwin am März 9th, 2025 7:32 pm

    noch ein paar Tipps:

    https://jacobin.de/artikel/jairus-banaji-mittelalter-kapitalismus-handelskapital-wirtschaft-geschichte

    https://www.zeit.de/2023/33/kapitalismus-geschichte-europa-asien-afrika

    https://www.socialnet.de/rezensionen/23160.php

    interessant wären auch die Wechselwirkungen
    Durchsetzung privater Eigentumsrechte – warum überhaupt?
    Könige und Kaiser (Päpste?) waren offenbar nicht so indepentend wie man gemeinhin denkt…
    Wirtschaftskrisen im Mittelalter. wer hat was daraus gelernt?

  3. blu_frisbee am März 9th, 2025 8:38 pm

    Zum Geld: https://en.wikipedia.org/wiki/Against_the_Grain:_A_Deep_History_of_the_Earliest_States

    Manche flohen vor dem Staat ins Hochland.
    Das erste Staatsgeld war Getreide zur Bezahlung von Beamten und Soldaten.
    Wächst oberirdisch (sichtbar), hat einen Erntezeitpunkt, ist haltbar, teilbar, schüttbar.
    Und requirierbar.

    Die Klassiker leiten Wert aus Arbeitzeit ab,
    die Chartalisten aus Staatsbefehl.*
    Marx folgt der Geldtheorie des Galiani
    https://www.youtube.com/watch?v=gezZOGuiZBM?t=2562
    Klassiker setzen Wert=Preis, Marginalisten kennen keinen Wert und sagen Preis kommt vom Subjekt.

    * Die PdL hat Maurice Höfgen der MMT vertritt
    (sein pubertäres Ellabätsch nervt).
    Lindner sagt Geld ist ne Sache, muß man sparen vor ausgeben; dann Geld ist magisch, wird von selber mehr wenn man in Aktien investiert.

    Übrigens kannten Geldkulturen Jubeljahre bis die Römer kamen. -> Michael Hudson

    Bürgerliche Ökonomen sehen nur Markt.
    Marx sieht auch Produktion.

  4. admin am März 9th, 2025 9:29 pm

    Sklaven: „Der Anteil an der Bevölkerung blieb gering, vermutlich weil die Arbeitskosten für Nichtsklaven gering waren.“

  5. Godwin am März 9th, 2025 10:21 pm

    googel mal
    mitteilungen-band-29-teil-b-chinesisches-sklavensystem

  6. irgendwer am März 10th, 2025 5:56 am

    Falls Sie einen Blick über den Tellerrand wagen mögen:

    Für den Wandel von Geld- uu Naturalwirtschaft und zurück empfehle ich folgenden Aufsatz (Vortrag) von Max Weber

    https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/34218

    Für das recht enge Zeitfenster der Entwicklung von Industrialisierung empfehle ich ein Gutachten von Rolf Sieferle

    https://www.researchgate.net/publication/303898940_Lehren_aus_der_Vergangenheit_Expertise_fur_das_WBGU-Hauptgutachten_Welt_im_Wandel_Gesellschaftsvertrag_fur_eine_Grosse_Transformation

Schreibe einen Kommentar