Menschen mit Fluchthintergrund

„Flüchtlinge. Die jetzt „Geflüchtete“ heißen. Und morgen „Menschen mit Fluchthintergrund“. Stilübungen. Sprachübungen, die niemandem weiterhelfen. Menschen aus dem Internet kämpfen ihre Scheingefechte, weil das so schön einfach ist. Tastaturkrieg. Gesinnungsonanie.“ (Kiezneurotiker)

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Betroffenheitsgetue

betroffenheitsgetue

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Tage des Zorns

terrorterrorterror
terror

Mathias Broeckers: „Der ‚Krieg gegen Terror‘ verhindert Terrorismus nicht, sondern produziert ihn. Die 1,5 Millionen Menschen, die diesem Krieg bisher zum Opfer gefallen sind – in Afghanistan, Pakistan, Irak, Libyen, Syrien… – sind nicht für eine friedlichere Welt gestorben, denn ihre Ermordung hat in diesen Ländern Chaos und Rechtslosigkeit geschaffen und den Boden nicht für weniger, sondern für mehr Terrorismus bereitet.“

Die Terror-Attentate hatten übrigens einen antisemitischen Hintergrund. Das Bataclan wurde seit 2007 von muslimischen Antisemiten attackiert, weil es auch israelische Veranstaltungen machte wie z.B. für die israelische Polizeieinheit Magav. Der Antisemitismus ist der Kernpunkt des Jihad.

Vgl. Jerusalem Post über „The Eagles of Death Metal“:
Prior to Sunday’s Israel debut by the band, Hughes had received a letter from Roger Waters, the former frontman of Pink Floyd and an outspoken supporter of the Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) movement, asking him to reconsider performing in Israel.
“You know what I wrote back? Two words,” Hughes shouted during the prelude for his encore. After repeating the obvious two-word profanity to the large, cheering crowd, Hughes added, “Never waste your time worrying about what an asshole thinks about you.”

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Die Unwahrheit über Akif Pirinçcis „KZ-Rede“

Stefan Niggemeier: „Man konnte das, was Pirinçci an diesem Abend gesagt, schon wenig später wörtlich nachlesen. Man konnte es sich unmittelbar danach und bis heute auf YouTube anschauen. Trotzdem hat ein großer Teil der Medien das, was er gesagt und gemeint hat, falsch wiedergegeben und tut es teils noch heute. Sie haben den Zusammenhang weggelassen und den Eindruck erweckt (oder unumwunden behauptet), dass Pirinçci Flüchtlinge (oder Politiker) ins Konzentrationslager stecken wolle — und bedaure, dass sie geschlossen seien.

Das geschah, obwohl die wichtigste Nachrichtenagentur dpa am nächsten Tag in mehreren Meldungen immer wieder explizit darauf hinwies, dass sich der Satz nicht auf Flüchtlinge bezog.

Eine unvollständige Dokumentation des Versagens…“

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The Internet is the place

„Internet is the Place, where men are kids, women are men, and kids are undercover FBI agents.“ (Quelle)

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Boykottiert die Boykotteure!

boykottiert araber

Hihi. So muss man es machen. Credits: Israel Advocacy (Vorsicht: Facebook)

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Helmut-Schmidt-Gedächtnissturmflut

„Oh Gott, eine üble Helmut-Schmidt-Gedächtnissturmflut braut sich zusammen“. (Quelle: ak – analyse & kritik)

Wer einen guten Nachruf lesen will, konsumiere die Jungle World: „Der letzte würdige Gegner“.

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Systematischer Rechtsbruch

Republikanischer Anwaltsverein: „Katastrophale Zustände vor dem Berliner LAGeSo“. Lesen!

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Ich bin kein Nazi, aber

feindsender

Ich lese und beobachte auch Feindsender, zum Beispiel „Tichys Einblick“ („liberal-konservativ“, für mich ein Synonym für „nicht kack-, aber schon ziemlich braun“) oder Bettina Röhl (Vorsicht: Facebook!), die privat eine ganz charmante Person ist, politisch aber so weit rechts steht, dass sie schon hinter meinem sichtbaren Horizont verschwindet. Man muss ja auch wissen, was Salonfaschisten wie die „Junge Freiheit“ so wollen und denken, wenn es denn zum Denken kommt, was ich oft bezweifle. Deswegen die Illustration (außerdem muss ich heute wieder in einem meiner Berufe 12 Stunden in der Nacht arbeiten).

Übrigens: Warum mahnt der Tagesspiegel keine Redakteure ab, die das Wort „asylkritisch“ verwenden? Die Novemberprogrome waren dann auch „judenkritische“ Maßnahmen?

Übrigens, reloaded: Was werden die ersten Worte Beate Zschäpes im Prozess sein, wenn sie aussagen wird? „Ich bin kein Nazi, aber ich verlange, dass dieser Prozess nach Nürnberg verlegt wird!“

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9. November

9. November

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Die Details entscheiden oder: Abhören leicht gemacht

cafe

Kaiserwetter, die letzten Tage meine Urlaubs. Da muss ich eine kleine Radtour machen, um ein Café zu finden, in dem ich in Ruhe einen Milchkaffee trinken kann (und in dem es auch einen gibt, nicht nur „Latte“ irgendwas). Schön. Aber trotz der Sonnenstrahlen, die sogar wärmen, pfeift ein Wind mir störend meine Frisur kaputt nzw. die Haare ins Gesicht. Das Fahrrad hat trotz angeblich „unplattbarer“ Reifen einen Platten, aber natürlich erst an dem Ort, der von meiner Wohnung am weitesten entfernt liegt. Manchmal sind eben die Details wichtig. das kenne ich aus Südamerika: Das schönste Panaroma wird manchmal uninteressant, wenn man keinen Platz zum Kacken findet, aber muss.

Und ich muss wieder im gedruckten „Spiegel“ von Praktikanten geschriebene Verschwörungstheorien lesen, die kein Journalist, der sein berufliches Ethos – falls vorhanden – ernst nähme, so schlampig formulieren würde.

Das Bundesinnenministerium will eine neue Sicherheitsbehörde aufbauen.
Nun gut, die „wollen“ immer viel. Wer den „Spiegel“ gebrieft hat über das Wollen, wollte auch etwas. Haben wir nicht schon einige Behörden mit einem „Cyber“ drin? Ein Cyberabwehrzentrum zum Beispiel? Eine Allianz für Cybersicherheit? „Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) drängen auf eine verstärkte Inspektion der Kommunikationsströme im Internet, um online vorangetriebene Terrorplanungen und Hetzpropaganda zu verhindern. ‚Wir müssen die Kontrolle des Internets verstärken.'“. Ach so, das sagte er schon 2006. Manche Dinge kann man eben nicht oft genug sagen.

Mit deren Hilfe soll Internetkommunikation besser überwacht und Verschlüsselung geknackt werden.
Das, lieber „Spiegel“, ist kein Journalismus, das ist Propaganda. „Besser“ ist suggestiv und stammt garantiert nicht von eurem Praktikanten, sondern ist die Wortwahl des Briefings durch eben diesen Informanten aus dem Ministerium, das etwas will. Und starke Verschlüsselung kann man eben nicht knacken. Was soll also diese heiße Luft? Wenn ihr wieder mal Verschlüsselung der Inhalte und Transportverschlüsselung durcheinanderwürfelt, klärt das nicht auf, sondern verdummt das Volk, weil das Volk sich angesichts dieser lancierten Meldung fürchtet und ängstigt nach dem Motto: Die sind schon drin, man kann eh nichts tun. Und das war so gewollt von denen, wie wieder einmal etwas wollen und euch das sagten.

Aufgabe der Behörde sei es unter anderem, neue Methoden zu entwickeln, um in verschlüsselte Kommunikation, etwas bei Messenger Diesten [im Original fehlt hier ein Komma] eindringen zu können, heißt es in Regierungskreisen.
Oha! Wenn die Kreise in der Regierung meinen, das funktionierte, dann muss es ja wahr sein. By the way: Was halten diese Kreise denn von Signal, von Snowden empfohlen und abhörsicher? Gefällt denen das nicht? Wie wäre es, wenn der „Spiegel“ neue Methoden entwickleln würde, um bei Intenet- und Computerthemen nicht mehr auf dem Niveau von Richterin Barbara Salesch zu berichten?

Auch bei der Onlinedurchsuchung, bei der der Rechner einer Zeilperson infiltiert wird, sowie beim Abhören von Gesprächen könnte die Behörde neue technische Werkzeuge entwickeln.
Sie könnte? Warum? Weil eine Behörde immer besser ist beim Bullshit-Bingo als Gamma International aka FinFisher Intrusion? Und wie kriegt man Finspy auf einen Rechner? Das wollte ich immer schon mal wissen. Aber niemand antwortet mir, auch nicht Wikipedia oder der CCC. Ist vermutlich alles geheim.

Die Pläne sind allerdings regierungsintern umstritten.
Der oberflächliche Quatsch, den ihr da verbreitet, ist journalismusintern auch umstritten.

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Wer die Welt erklärt

„So zu tun, als ob hauptberufliche Journalisten die Einzigen seien, die die Welt erklären könnten: Das ist eine Haltung, die tatsächlich für den Journalismus insgesamt sehr gefährlich ist. Wenn man meint, man könnte so weitermachen wie vor 15 Jahren, schafft man sich im Zweifel eher selbst ab.“ (Alan Rusbridger vom „Guardian“ im Freitag)

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Der Großmufti und die Islamogermanen

Amin el-Husseini | Hitler

Amin al Husseini und Adolf Hitler, Fotograf Heinrich Hoffmann, Quelle: Wikipedia | Bundesarchiv

Dieser Artikel von mir erschien 1996 in der Berliner Stadtzeitschrift tip – unter dem Titel „Führer unter sich“. Viele der Quellen zum Thema, die heute online verfügbar sind, haben daraus abgeschrieben. Ich habe ihn geringfügig aktualisiert.

Im Sommer 1933 entdeckten Spaziergänger am Ufer eines Sees im Grunewald eine Leiche: Der Ertrunkene war Mohammed Nafi Tschelebi, ein syrischer Student an der Technischen Universität Charlottenburg. Mit ihm verloren die Muslime im Deutschen Reich ihre herausragenste Persönlichkeit.

Während die Islamische Gemeinde in Berlin trauerte, kam Tschelebis Tod den Nationalsozialisten sehr gelegen: Er enthob sie der unangenehmen Pflicht, gegen den prominenten Muslim vorzugehen und sich dadurch bei den Anhängern der Lehre des Propheten unbeliebt zu machen. Die Umstände seines Todes blieben ungeklärt. Auch was mit seiner Leiche geschah und wo sie bestattet wurde, ist nicht bekannt.

Man kann vermuten, dass Mohammed Nafi Tschelebi schon von dern Schergen Hitlers beobachtet wurde. Am 30 Mai 1930 hatte sich, von Tschelebi angeregt, die Deutsche Moslemgemeinde gegründet, später „Deutsch-Muslimische Gesellschaft„. Ihr Ziel war, „das Verständnis für den Islam zu fördern“ und die „Kameradschaft unter den Muslimen in ganz Europa zu pflegen“.

Nicht nur Muslime, sondern auch Andersgläubige – wie Juden und Christen – durften Mitglied werden. Die Nazis hielten diese Organisation zeitweilig für einen „Zufluchtsort für Kurfürstendammjuden„, reiche Deutsche mosaischen Glaubens, die im vornehmen Westend lebten. Auch der kosmopolitische Zuschnitt des Vereins war den Nationalsozialisten suspekt. Bei einigen Mitgliedern witterten sie „bolschewistische Gedanlen.“

Erst mit Mohammed Nafi Tschelebi war ein frischer politischer Wind durch die islamische Gemeinde Berlins gezogen. Eine Gruppe arabischer und nationalistischer Studenten im Tschelebi hatte 1927 die Führung übernommen. Ihr autokratischer Leite, der Inder Abdel Jabbar Kheiri, wurde abgesetzt. Tschelebi übernahm auch den Vorsitz der muslimischen Studentenvereinigungen „Islamia“ und „El-Arabyia“.

Im selben Jahr gründete Tschelebi das „Islam-Institut“* im Humboldt-Haus in der Fasanenstrasse (heute: Literaturhaus) als Gegenpol zu der traditionell mehr konservativen und unpolitischen Islamischen Gemeinde. Das Institut sollte die „Entfremdung zwischen Europa und der islamischen Welt“ überwinden helfen. Seine Gründer verstanden sich als „ehrliche Makler“ in völkerverbindender Mission. Auch bei der Gründung des Islamischen Weltkongresses 1932 in Berlin sass Tschelebi im Vorstand.

Nach Tschelebis Tod führten das Islam-Institut und die Deutsch-Muslimische Gesellschaft nur noch ein Schattendasein. Seine Nachfolger verstrickten sich in endlose Intrigen und Profilierungskämpfe. Das völkerverbindende Motto und der Gedanke der Verständigung zwischen den drei grossen Buchreligionen wurde zu den Akten gelegt.

Dabei mischten die Nazis wenig später kräftig mit. Die deutsche Wehrmacht marschierte 1941 in Richtung Ägypten, und im Irak putschte eine anti-britische Offiziersclique. Die Nationalsozialisten definierten ihre Interessen im Nahen Osten neu. Nach der Eroberung Nordafrikas sollte das britische Mandatsgebiet Palästina von zwei Seiten in die Zange genommen werden. Deutsche Truppen sollten über den Kaukasus vorstossen und im Irak eine Marionettenregierung etablieren.

Der ägyptische Journalist Kamal Eldin Galal gründete am 21.9.41 im Restaurant Berliner Kindl am Kurfürstendamm das „Islamische Zentral-Institut e. V.“ – unter wohlwollender Billigung des Auswärtigen Amtes, das sich eine Propagandawirkung in der arabischen Welt versprach. Die meisten Mitarbeiter des neugegründeten Instituts arbeiteten auch als Journalisten für das Amt, Galal unter dem Decknamen Baschir Sufian.

SS Mullahschule

Im Juni marschierten die Engländer in den Irak ein. Einer der Drahtzieher des Putsches war Amin El-Husseini gewesen, ein fanatischer Antisemit und Mufti von Jerusalem. El-Husseini hatte seine Finger in mehrere Aufständen arabischer Nationalisten in Palästina gehabt und stand auf der englischen Fahndungsliste ganz oben. Der Gesuchte floh über Teheran und Italien nach Berlin.

Dort traf der Mufti am 6.11.41 ein, nannte sich fortan „Grossmufti von Palästina“ und verlangte gleich, dass ihm „eine grössere Judenwohnung“ zur Verfügung gestellt werden sollte. Das geschah – Adresse: Goethestrasse 27 in Zehlendorf. Bald darauf wurde er von Hitler persönlich empfangen.

Amin el-Husseini gelang es in kurzer Zeit, sowohl das „Islamische Zentralinstitut“ als auch die Islamische Gemeinde zu instrumentalisieren und alle seine Gegenspieler kaltzustellen. Bei der Einweihung des Instituts im Prinz-Albrecht-Palais, dem „Haus der Flieger“, wurde der Mufti von der Islamischen Gemeinde als „Führer der arabischen Welt“ begeistert empfangen. In seiner antisemitischen Hetzrede behauptete er unwidersprochen, die Juden seien die „erbittersten Feinde“ der Moslems und seit jeher ein „zersetzendes Element“. „Das Weltjudentum“ hätte den Krieg entfesselt.

In den letzten Kriegsjahren intervenierte el-Husseini von Berlin aus bei diversen Behörden, um zu verhindern, dass osteuropäische Juden auswandern konnten. Adolf Eichmann hatte Mai 1943 den Briten vorgeschlagen, 5000 jüdische Kinder aus Bulgarien nach Palästina emigrieren zu lassen, im Austausch gegen die Freilassung internierter Deutscher im Ausland. Der Mufti protestierte bei der SS – erfolgreich. Die Kinder wurden stattdessen nach Polen geschickt, in den sicheren Tod. Ein deutscher Beamter protokollierte, dass der Mufti die Juden „am liebsten alle umgebracht“ sähe.

Amin el-Husseini | Bosnische Freiwillige

Der Großmufti von Jerusalem bei den bosnischen Freiwilligen der Waffen-SS. Der Großmufti schreitet die Front mit Hitlergruß ab. Credits: Wikipedia | Bundesarchiv

1944 reiste el-Husseini mehrfach nach Bosnien, wo er im Auftrag der SS muslimische Regimenter rekrutierte. Die bosniakische „Waffen-Gebirgs-Division-SS Handschar“ erfreute sich des Wohlwollens Heinrich Himmlers, der sich um die religiöse Erziehung kümmerte. In Dresden wurde eine Mullah-Schule der SS eingerichtet. Himmler schwärmte von der „weltanschaulichen Verbundenheit“ zwischen dem Nationalsozialimus und dem Islam.

Bei Kriegsende floh Amin el-Husseini in die Schweiz. Von Frankreich aus gelangt er nach Kairo, dann in den Libanon. Obwohl Jugoslawien ihn als Kriegsverbrecher ausgeliefert sehen wollte, ließen ihn die Alliierten laufen: Sie hofften, sich seiner in Palästina bedienen zu können.

Der Mufti genoss die Unterstützung der Arabischen Liga und finanzierte mit dem von den Nazis erhaltenen Geld die sogenannte Arab Liberation Army, die die Juden in Palästina terrorisierte. 1949 rief das Arab Higher Comittee, eine einflussreiche Gruppe palästinensischer Notablen, el-Husseini zum Präsidenten einer Gesamt-Palästinensischen Regierung im Gaza-Streifen aus. 1951 wurde der jordanische König Abdullah ermordet. Die Täter gehörten zu einer Geheimorganisation, die der Grossmufti 1948 gegründet hatte, um „Palästina vor den Zionisten zu schützen“. Einer der zum Tode verurteilten Verschwörer, Dr. Mussa Abdullah el-Husseini, war ein Vetter des Muftis.

Im selben Jahr immatrikulierte sich ein weiterer Verwandter El-Husseinis an der Universität Kairo: Rahman Abdul Rauf el-Qudwa el-Husseini. Der Student hielt es für ratsam, seinen genauen Namen zu verschweigen, um sich von der kompromisslosen und fanatisch antisemitischen Politik des Grossmuftis zu distanzieren. Er nannte sich später Yassir Arafat.
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* Das damalige „Islam-Institut“ hat nichts mit dem Zentralinstitut Islam-Archiv-Deutschland zu tun, obwohl dieses immer wieder – historisch falsch – eine Kontinuität behauptet.

Literatur: Kurt Gensicke: Der Mufti von Jerusalem und die Nationalsozialisten: Eine politische Biographie Amin el-Husseinis, 1988

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Journalismus: Schlecht und provinziell

„Der deutsche Journalismus heute ist nicht nur schlecht, er ist auch provinziell. (…)

Heute gibt es wenige sehr hoch bezahlte Redakteure und ein Heer miserabel bezahlte Freie, die, wenn sie nicht vom Tellerrand fallen wollen, ihre Berichte gemäß des Mainstreams abfertigen. Die Zensur findet im eigenen Kopf statt. Früher konnte man als Freie mit einem Bauchladen ganz gut seine Themen bearbeiten. Diese Zeiten sind vorbei. (Gaby Weber)

Das ist wohl wahr. (Zu Gaby Weber sollte man aber auch Wikipedia lesen.)

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Die Akte Bernd Lammel – Teil 3

stasi

Foto: Bernd Lammel (links) vor einem der Fotos, das er aus der DDR in den Westen geschmuggelt hatte. Das Foto ist Teil der Ausstellung „25 years of the Fall of the Berlin Wall“ an der Bornholmer Brücke. „I took the photograph in the middle of the display, showing East German police attacking peaceful demonstrators on Schönhauser Alle on October 7th [1989].“

Credits: Bernd | Betty Lammel. Die Idee ist recht abwegig, dass die Stasi Fotos ihrer eigenen Knüppeleinsätze gegen friedliche Bürger durch einen „Reisekader“ ins feindliche Ausland hätte schmuggeln lassen. Aber offenbar ist nichts zu absurd, als dass es der RBB nicht verbreiten würde.

Reisekader, Agenten und Stasi-Experten

Wer denkt, es ginge bei dem Thema darum, Missstände aufzuklären oder um journalistische Glaubwürdigkeit, der irrt. Am 03.11. veröffentlichte der „Mediendienst“ kress.de „eine Analyse von Helmut Müller-Enbergs“ zu den Akten des IM „Michael“. Zu meinem Erstaunen war diese „Analyse“ wortgleich mit den Antworten auf meine Fragen zu den Stasi-Akten über Bernd Lammel, die der Stasi-Experte mir schon im Oktober per E-Mail gegeben hatte. Müller-Engbers schrieb mir dazu, er habe „mangels Zeit“ die Antworten an mich einfach an jemand anderes weitergeleitet, „ohne zu ahnen, dass es so abgedruckt wird. Im übrigen fragte nicht kress an, sondern ein Journalist. Komische Welt.“

Wohl wahr. Auf Kress.de waren in den letzten Wochen zahlreiche Artikel publiziert worden, die im Kern die These ventilierten, dass Lammel als Journalist untragbar sei und als Vorsitzender des DJV Berlin zurücktreten müsse. Ein derartiger Verdacht – andere bespitzelt zu haben, wie ihn der RBB und als Trittbrettfahrer auch kress.de publizierten, kann die berufliche Existenz vernichten, wiegt also schwer, wenn er sich bewahrheitete.

Man sollte wissen, dass kress.de zum Verlag Johann Oberauer GmbH gehört, der zahlreiche „Journalistenfachzeitschriften“ herausgibt, somit in Konkurrenz zum unabhängigen Medienmagazin Nitro steht, für das Bernd Lammel arbeitet (und bei dem ich Chefredakteur war). Der Verlag Oberauer hatte 2011 die Website journalistenpreise.de übernommen; für dessen Eigentümer Bülend Ürük wurde eine Position „Chefredakteur Online“ im Oberauer-Verlag geschaffen. Ürük, der als Autor des oben zitierten Artikels firmiert, „ist Referent und Dozent zu verschiedenen journalistischen und gesellschaftsrelevanten Themen, unter anderem an Universitäten in St. Petersburg und in Istanbul.“

Wie in „Die Akte Bernd Lammel Teil 2 erwähnt, führte das Ministerium für Staatssicherheit Bernd Lammel als „IM Michael“, der wusste davon aber gar nichts. Lammel wurde „abgeschöpft“, ahnte manchmal, mit welchen Leuten er zu tun hatte, er versuchte aber, wie ihm unter anderem seine Freunde im Westen geraten hatten, Sand ins Getriebe zu werfen, ohne sich selbst zu gefährden. Dafür gibt es Zeugen, aber um die herauszufinden, hätten die Klartext-Autorin Gabi Probst und der RBB recherchieren müssen, was bei einer „Skandal“-orientieren Berichterstattung natürlich nicht erwünscht ist.

Die Stasi kam nicht immer offen, um Lammel zu bedrängen, sondern tauchte auch als „Zoll“ auf oder versuchte, ihn auf andere Weise zu behelligen. Einmal stand ein Mann vor seiner Wohnungstür, der sich als „Kriminalbeamter“ ausgab. Dieser wurde aber nicht hineingelassen. Lammel besaß schon damals einen Anrufbeantworter, größtenteils Marke Eigenbau, und rief anschließend bei der Volkspolizei an: Es sei jemand bei ihm gewesen, der sich als Kriminalpolist ausgegeben habe, vermutlich, um seine Wohnungs auszuspionieren – vielleicht ein potenzieller Dieb? Es wurde sogar eine Strafanzeige aufgenommen. Die Gespräche hat Lammel aufgenommen und Freunden aus dem Westen unter Gelächter vorgespielt.

Olaf B. ist einer dieser Freunde aus dem Westen und kann sich daran noch erinnern. Lammel sei „immer auf Distanz“ gewesen zu den staatlichen Organen, auch bei der Nennung von Freunden. B. arbeitete damals als Grafiker für eine Werbeagentur und suchte ein Foto für ein Plattencover der DDR-Band Karat. Er reiste oft in die DDR und freundete sich mit Lammel an. In den Stasi-Akten taucht B. – ohne Nennung seines Namens – unter der Kategorie „Blickfeldarbeit“* als „Material ‚Karat'“ und „Westberliner Grafiker“ auf. Lammel hat aber – das geht auch aus den Akten hervor – in Gegenwart von Leuten, die er im Verdacht hatte, für die Stasi zu arbeiten, B. nie erwähnt.

stasi

Im engeren Umfeld Lammels spionierte ein Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit, der heute namentlich genannt werden könnte, der dem MfS berichtete, dass Lammel „privat“ Kontakt „zu einem Kripo-Angehörigen“ im Westteil Berlins aufgenommen hatte. Das geht aus einer Zusammenstellung des „Referat A I“** hervor. Die wenigen und auch nur kurzen Reisen Lammels in den Westen waren natürlich für die Stasi sehr interessant.

Der RBB macht daraus: „Eingesetzt wurde er demnach in der Hauptabteilung II, also der Spionageabwehr. Lammel war ein so genannter Reisekader und durfte somit in den Westen reisen. Für Roland Jahn, den Bundesbeautragten [sic] für die Stasiunterlagen, ist das kein Einzelfall: ‚Es sind ganz bewusst Reisekader eingesetzt worden, um Informationen aus dem Westen für die Stasi zu sammeln.'“ Dumm für den RBB ist, dass der Begriff „Reisekader“ in der DDR ganz anders verwendet wurde: Alle Bürger, die in das „Nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet“ (NSW) reisen durften, waren „Reisekader“, auch LKW-Fahrer der DDR-Spedition Deutrans oder Kinder und Jugendliche. Mit Spionage hat das nicht automatisch etwas zu tun.

Das weiß natürlich auch Roland Jahn. Der von ihm zitierte Satz ist an sich richtig, suggeriert aber etwas, was man so nicht behaupten kann. Man sollte vielmehr einen Satz beherzigen, den das Magazin Rolling Stone zitiert:

„Dass die Akten heute alle offen sind, hat eine Kehrseite“, sagt Jens Gieseke, Historiker und Stasi-Experte. ‚Beim Lesen übernimmt man automatisch die Perspektive der Stasi auf ihre Informanten. Nicht überall, wo IM draufsteht, ist auch IM drin.‘

Genau das ist aber unter den „Stasi-Experten“ strittig. Und deshalb kann man sich – je nach weltanschaulichem Bedarf – vorab zum gewünschten Statement die passenden „Experten“ heraussuchen, mit oder ohne Schaum vor dem Mund.

Der von kress.de zum Fall Lammel zitierte Hubertus Knabe ist wissenschaftlicher Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Knabe gilt als Vertreter des „totalitaristischen Diktaturbegriffs“, wie Christoph Seils in der „Zeit“ 2006 formulierte. Verkürzt: rot gleich braun. Für den Deutschlandfunk rezensierte zum Beispiel Günter Hellmich Knabes Buch „Honeckers Erben – Die Wahrheit über die LINKE“:
Die Perspektive Knabes ist allerdings nicht die des halbwegs objektiven Historikers, sondern die eines höchst emotional engagierten Anwalts der Stasi-Opfer, die – was für sie auch subjektiv verständlich ist -, in der ganzen SED nichts anderes sehen können als eine Verbrecherbande.

In einer Rezensionsnotiz auf perlentaucher.de zur FAZ heißt es: „Die Wahrheit über die Linkspartei, die der Autor [Hubertus Knabe] hier präsentiert, ist laut Küpper viel zu reaktionär, wie sie schreibt: die IM-Akte wird zum einzigen Werturteil, egal wie sich die Menschen seitdem zu ihrer Vergangenheit verhalten haben und was sie seitdem geleistet haben.“

Wer Knabe also wählt, weiß also, was er bekommt. Knabe hält Bernd Lammel laut kress.de für „unhaltbar“. Meine Anfrage, ob er die Akten Lammels habe einsehen können, ob man ihm nur davon erzählt habe und ob er auch die Betroffenenakten Lammels habe einsehen können, die kress.de nicht vorlagen, ließ Knabe unbeantwortet. (Stand: 06.11.)

In „Die Akte Lammel“ Teil 4: Nur Schlamperei und Dummheit? Oder eine Verschwörung?

* Stephan Wolf: Hauptabteilung I: NVA und Grenztruppen (Handbuch).Hg. BStU. Berlin 2005
** „Das Referat AI war ein sogenanntes Dienstleistungsreferat und befasste sich mit der Auswertung der operativ gewonnen Informationen (Informationsstatistik), führte die IM-Kartei der Abteilung XV und leistete Recherchedienste (zum Beispiel das Ausfindigmachen von Adressen im „Operationsgebiet“).“ (Quelle: BStU – Außenstelle Neubrandenburg, Aktenverzeichnis zur Abteilung XV (Aufklärung) in der Bezirksverwaltung Neubrandenburg des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR)

Die Akte Bernd Lammel Teil 1
Die Akte Bernd Lammel Teil 2

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Deutschland und Kapitalismus, erklärt in zwei Schlagzeilen

arm und reich

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Die Pyramiden waren gar nicht so!

Wir haben ja schon Probleme mit Politikern, die total dumm sind, aber wenn ich linker oder auch nur einigermaßen gebildeter US-Amerikaner wäre, würde ich schier verzweifeln. Als Zyniker kann ich nur sagen: Ben Carson for president!

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Nerd Approved

Wenn ihr euren lieben Kleinen mal was Teures zu Weihnachten kaufen wollt: Hier ist etwas.

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Longue durée

Zeit online: „In den Innenministerien der Bundesrepublik und der DDR haben in den Nachkriegs-Jahrzehnten mehr ehemalige Nazis gearbeitet als bisher angenommen. (…) In der Belegschaft des Bundesinnenministeriums in Bonn lag der Anteil ehemaliger Mitglieder der NSDAP demnach zeitweise bei 66 Prozent.“

Muss man jetzt die Frage stellen, welches Deutschland nach dem Krieg das Bessere war, Ost oder West? Und was ist die Antwort? Und was lehrt uns das?

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Landgericht Berlin untersagt Behauptung einer MfS-Tätigkeit

Recherchegruppe: „Das Landgericht Berlin hat auf Antrag des Vorsitzenden des Berliner DJV, Bernd Lammel, gegen den Betreiber der Internetseite kress.de eine einstweilige Unterlassungsverfügung erlassen.“ (Quelle: DJV Berlin)

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