Zartsprechen

Oh, ein Gleichgesinnter! Der Philosoph Robert Pfaller im Standard: „Moralisieren ist immer eine Verfallserscheinung“.

Das Zartsprechen ist das kulturelle Symptom eines ökonomischen Politikversagens. Man hat Probleme, die in der Ökonomie zu erledigen gewesen wären, in die Kultur verlagert und sie dort zu behandeln versucht. (…) Durch Political Correctness und ähnliche Kulturprogramme hat man die weniger Gebildeten zusätzlich deklassiert und auch das Leid und seine Anerkennung nach oben, zu den Eliten, umverteilt. Die Unteren dagegen sind nicht verletzlich oder empfindlich. Die haben wirkliche Sorgen; sie sind wütend und fürchten weiteren sozialen Abstieg. Darum wählen sie nun oft rechts: weil das am ehesten ihre Wut ausdrückt und weil sie hoffen, dadurch die ganz Unteren auf Abstand halten zu können.

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Essequibo River

Essequibo River

Flug über das Delta des Essequibo River in Guyana auf dem Weg von Georgetown nach Port of Spain/Trinidad (1982).

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Regressive Linke

Godless Mom auf Richard Dawkins Foundation: „5 Gründe, warum sich die regressive Linke über den Atheismus irrt“.

„Regressive Linke“ bezeichnet eine bestimmte Teilmenge der Linksliberalen, die in einem Versuch, tolerant und kulturell einfühlsam zu erscheinen, jegliche Kritik am Islam oder am Islamismus zu unterbinden versuchen, indem sie diese als „Islamophobie“ oder Rassismus bezeichnen. Die Bedeutung des Begriffs wurde mit der Zeit erweitert und umfasst nun jene, die Warnhinweise auf ideologisch bedenklichen Medien fordern, die kritikfreie Schutzräume in Universitäten sehen möchten, die den Gedanken verbreiten, dass wir alle in einer Art von Vergewaltigungskultur lebten und die kulturelle Vielfalt für eine tolle Sache halten, bis man Franzbrötchen in Bayern verkauft, dann ist es nur noch kulturelle Besitzergreifung.

Sämtliche Anhänger der „Grünen“ und auch viele „Linke“ sind also gemeint.

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Versteckte Schonheit

orchidee

Eine versteckte Schönheit im Dschungel Kolumbiens – Serranía de la Macarena (1982). Keine Ahnung, welche Pflanze das ist – lesen hier Floristen mit?

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Querflöte und Zwerchfell

querfloete

Auch wenn ihr das nicht glaubt, aber das bin ich im Jahr 1985. Wenn man Querflöte gespielt hat, kann man die Zwerchfellatmung einschalten und immer lauter reden und schreien als andere…(Sorry für das unpolitische Posting.)

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Zusammenschnurrendes Narrativ

amazonas

Auf dem Amazonas (Brasilien 1982), durch das Fenster der „Toilette“ des Schiffes aufgenommen, Symbolbild für den Klassenstandpunkt deutscher Journalisten

Der Tagesspiegel referiert eine Polit-Show über die industrielle Resservearmee und wie Löhne zu drücken seien:
Klar ist: Heil wie die gesamte SPD will sich nicht drücken, nur in der Offensive kann die Partei dieses „Trauma“, wie es Robert Habeck, der Parteivorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, richtig charakterisierte, überwinden. Davon ist die Partei, davon ist die Gesellschaft sehr, sehr weit entfernt.

Kommt in mein geplantes Lehrbuch als Beispiel für schlechtes, falsches und schlampiges Deutsch. Wie viele Fehler finden die Leserinnen und Leser? Und was ist – aus journalistischer Sicht – zusätzlich noch falsch?

By the way, lieber Kollege Huber:
Die anderen bevorzugen Empörung, wie auch anders, wo im gesellschaftlichen Narrativ Hartz IV auf die Schlagwörter von Schikane und Sanktion zusammengeschnurrt ist.

Wer Narrativ sagt, meint sich damit für’s Feuilleton qualifiziert zu haben. Das Narrativ, was auch immer das für eine Substanz sei, schnurrt, womöglich wie eine Katze und auch noch zusammen? Wie darf ich mir das vorstellen?

… verurteilte die Linken-Politikerin und ehemalige Arbeitsvermittlerin Inge Hannemann das Fordern-und-Fördern-Konzept als Mittel zur Stigmatisierung, Angstmache und Ursache einer überkommen geglaubten Klasssengesellschaft.

Gut und richtig ist es, die Ungisierung der linken Sprache (Hau wech den Nominalstil!) zu karikieren. Ein linker Funktionär kann bekanntlich keinen einzigen Satz ohne ein Wort sagen, das mit -ung endet.

Mein Tipp, damit das Volk derartige Textbausteine versteht: Zuerst kommt der Name (Inge Hannemann), dann kommt, was die Person tut (am besten mit Tuwörtern beschreiben), dann erst und nur als Option Titel, Details aus der Biografie. Also nicht: begrüßte der Staatsratsvorsitzende und des Generalsekretärs der SED (usw.) Erich Honecker, der auch Vollmitglied des Politbüros und Sekretär des ZK für Sicherheitsfragen war, den Genossen Jedermann aufs Herzlichste, sondern: Erich Honecker begrüßte den Genossen Jedermann. Wie ihr alle wisst, ist Erich Honecker usw…

Jetzt aber: „einer überkommen geglaubten Klasssengesellschaft“? Wer sagt das? Heil? Huber? Hannemann? Oder wünscht sich der Autor, dass es keine Klassengesellschaft gebe? Oder wird das Hannemann unterschoben, also suggeriert, sie habe sich mit dem Kapitalismus weltanschaulich versöhnt? Das kommt davon, wenn man mit dem Fall, den die indirekte Rede verlangt, nicht klarkommt.

Fragen über Fragen…

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Anflug auf den Amazonas

amazonas

Der Amazonas beim Anflug auf Leticia (Kolumbien 1982) im Dreiländereck Kolumbien, Peru und Brasilien.

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MISCELLANEOUS

dancer in Ianda

Das Uninteressanteste zuerst: „Nach einem großen Medienwirbel um 2007 ist es heute still geworden um „Second Life“. Dabei sind rund eine Million Nutzer ihrem Zweiten Leben treu geblieben. Das dortige Bruttoinlandsprodukt beträgt rund 500 Millionen Dollar, mehr als in manch realem Kleinstaat.“ (Der Spiegel, 31.03.2018)

Ich gehöre dazu. Die Taverne auf dem obigen Screenshot habe ich auch gebaut.

And now for something completely different. Neues Deutschland: „Humanistischer Gegenentwurf zur rechten Intelligenzia. Mit der »Antwort 2018«-Erklärung gibt es nun Kontra für Lengsfeld und die Neue Rechte“.

Ich finde die Diskussion zum Würgen – sie besteht de facto aus dem Austausch von Textbausteinen, die man seit Jahren zu Genüge kennt. („Wissenschaftlich rechtsdrehend“ – habt ihr sie noch alle beim ND? „Erstunterzeichner*innen“ – das allein schreckt genauso ab wie jedes Wort von der Lengsfeld.)

And now for something completely different. Bini Adamczak, die hier schon lobend erwähnt wurde, sagt in der Schweizer WOZ: „Die Linke ist so fragmentiert, dass das Gemeinsame sehr schwer herzustellen ist“.

Leider schwurbelt Adamczak im schönsten Akademiker-Jargon daher, dass es nur so raucht. Wer unverständlich formuliert, soll sich nicht wundern, dass niemand sich dafür interessiert: „fordistische Beziehungsweisen“, „Individualisierung und Fragmentierung“ (das könnte Katja Kipping nicht besser), „vom Stalinismus desavouiert“, „das Phantasma von Homogenität, Einheit und Repräsentation“, „die Begrenztheit ihrer eigenen Perspektive reflektieren“. Neinneinnein.

Adamczak hat aber immer etwas Interessantes und Neues zu sagen, wenn man sich der Mühe unterzieht, sich durch den Text zu quälen. Das Interview ist lesenswert.

And now for something completely different. Die Bloggerin „Notaufnahmeschwester“ wettert auf Krautreporter gegen die „Lappen: „Ich arbeite seit 20 Jahren in der Notaufnahme. Aufregender Job? Sicher, aber anders, als ihr denkt. Denn nur etwa fünf Prozent der Patienten kommen mit einer lebensgefährlichen Krankheit oder Verletzung zu uns. Über die anderen schreibe ich in meinem Blog …“

Jetzt kommt mein „aber“. Warum stellt sie nicht die wichtigen Fragen? Zum Beispiel: Warum fährt die Feuerwehr Leute in eine Notaufnahme, obwohl diese augenscheinlich keine Notfälle sind? Warum fährt die Feuerwehr jeden Betrunkenen, der irgendwo herumliegt oder nur so tut, als sei er betrunken, in eine Notaufnahme? Warum werden „Kranke“, die mit „Rückenschmerzen“ oder einer kleinen Schnittverletzung (die sich mit einem Pflaster „heilen“ ließen) in eine Notaufnahme kommen, dort überhaupt angenommen, anstatt sie wieder nach Hause zu schicken? Ja, bitte? ich warte auf Antworten!?

And now for something completely different. Im Tagesspiegel lese ich über Trump und den Atomdeal mit dem Iran: „Trump nennt das Abkommen den ’schlechtesten Deal aller Zeiten‘. Im Wahlkampf hat er versprochen, ihn zu kündigen – es sei denn, der Iran stimmt Nachbesserungen zu. Trump fordert zusätzlich einen Stop der Entwicklung weitreichender Raketen; die Mullahs sollen die Unterstützung von Terrorgruppen wie Hisbollah und Hamas einstellen und ihre Revolutionsgarden nicht mehr im Irak und in Syrien einsetzen.“

Trump hält schon wieder ein Wahlversprechen? Eine Katastrophe für die deutschen Medien! „Briten, Franzosen und Deutsche haben den Deal eingefädelt und vorangetrieben.“ Ach? Die Europäer wollen also, dass Terrorgruppen finanziell unterstützt werden, womöglich mit meinen Steuergeldern? Das lässt ja tief blicken.

Ich muss jetzt leider arbeiten, sonst könnte ich mich noch weiter und mehr aufregen.

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Herdentrieb

Henryk M. Broder: „In keinem anderen Gewerbe ist der Herdentrieb so ausgeprägt wie im Journalismus, der Wunsch nach Konsensualität so sinnstiftend. Ich kenne Kollegen, die nur deswegen Journalisten geworden sind, weil sie gedacht haben, das wäre eine Stufe auf der Karriereleiter, die in die Pressestelle des Bundeskanzleramtes führt. Oder wenigstens in den Frachtraum einer Maschine, mit der der Außenminister nach Kuala Lumpur fliegt. Wer es nicht in die Entourage eines Ministers schafft, freut sich immer noch über zwei Freikarten für ein Helene-Fischer-Konzert.“

Wo er recht hat, hat er recht.

Der Artikel offeriert viele Links, die interessanter sind als er selbst. Demnächst mehr in diesem Theater oder warum Burks wieder mal ganz anders denkt als alle anderen. (Nein, ich finde die rechten Pappnasen weiterhin bescheuert.)

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Widerstand ist zwecklos, sie werden integriert

Bassam Tibi im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung: „Der deutsche Staat kapituliert vor dem Islam.“

„Liberale Musliminnen wie Seyran Ates und Necla Kelek wurden rausgeschmissen. Deutschland führt seinen Dialog nur noch mit vier Verbänden, die allesamt aus dem Ausland finanziert werden und islamistisch und schriftgläubig sind.“

Ist das eigentlich wahr?

Ich teile seine Positionen nicht unbedingt, obwohl er sicher recht hat, wenn er über die muslimischen Verbände herzieht. Die „Religion“ von Einwanderern ist immer auch eine Reaktion auf das, was ihnen begegnet. Es ist halt etwas kompliziert… Das Problem der „Palästinenser“ und deren krimineller Milieus in Deutschland ist jedoch eindeutig hausgemacht.

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Goma in Riberalta

roberalta

Riberalta, der Ausgangspunkt für den Pando-Dschungel Boliviens (1984). Es gibt auch heute noch keine Straße nach Riberalta, die durchgehend befahrbar ist, man bewegt sich auf Booten fort. Der Rio Madre de Dios ist der größte Fluss. Im Pando gibt es nur Paranüsse und Naturkautschuk, die sich ökonomisch verwerten lassen. Auf den Booten sieht man große Rollen Kautschuk, der im Dschungel gesammelt und vorgefertigt wurde.

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Messerangst

Thomas Richter Fischer auf meedia.de: „Messerangst in Mitteleuropa – oder: Warum die Kriminalstatistik nur dann nützlich ist, wenn man sie versteht“.

Wie üblich sehr lesenswert.

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Auf die Fresse

Tagesspiegel: „‚Willst du eins auf die Fresse?‘ Tagesspiegel-Leserin Carmen Schiemann fährt viel Bus und Bahn. Pöbeleien, Vandalismus, Belästigung erlebt die 66-Jährige oft. Ein Erfahrungsbericht.“

Was lehrt uns das jetzt?

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Unter Betroffenen oder: Entscheidungen sind falsch, wenn sie den Gegnern gefallen [Update]

Don Alphonso wechselt von der FAZ zur Welt. Auf Meedia.de sagt er dazu: „Man kann heute keine Geschichte mehr erzählen, ohne dass sich jemand betroffen fühlt“. Das Interview sollte man ganz lesen.

„Die Medienszene ist immer noch riesig, mir fehlt da der Überblick. In den Leitmedien ist das tendenziell so, da werden die Bankenrettung wie die Migrationskrise recht einheitlich beschrieben, und dass es da vielleicht das eine oder andere Problem gibt – sei es die Instabilität der Deutschen Bank, seien es die erwartbaren Judenhasser aus dem mittleren Osten – wird, wenn überhaupt, nur sehr verspätet zur Kenntnis genommen.“

Well said.

[Update] „Die Frage ist bei Menschen nicht, wie sie so vor sich hinleben, da schludern wir alle, sondern was sie tun, wenn wirklich die Luft brennt.“

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Dogmatismus

„Das Dogma ist weniger wert als ein Kuhfladen.“ (Mao Zedong)

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Religionen zu Pflugscharen!

toleranz

Credits: Thank God I’m Atheist/Facebook

Wer wissen will, warum in vielen christlich geprägten Ländern reaktionäre Freikirchen immer mehr politischen Einfluss bekommen, lese Gilles Kepel: Die Rache Gottes: Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormarsch.

Spiegel online: „In immer mehr Ländern Lateinamerikas gewinnen die evangelischen Freikirchen an Einfluss in der Politik. In Kolumbien sorgten Fundamentalisten Ende 2016 mit dafür, dass das Friedensabkommen mit den FARC bei der Bevölkerung durchfiel, weil sie gegen die Gleichberechtigung der Frau in dem Vertrag wetterten. In Mexiko führt mit Andrés Manuel López Obrador ein Politiker die Umfragen für die Präsidentenwahl im Juli an, der sich als Anhänger einer Freikirche zu erkennen gibt und Homo-Ehe und Abtreibung skeptisch gegenüber steht.“

Nein, ich bin gegenüber Religionen und Verehrern höherer Wesen nicht tolerant.

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