Nazca, backstage

nazca

Nein, die weltberühmten Nazca-Linien habe ich mir nicht angesehen, ich bin 1984 nur, wie man hier sieht, vorbeigefahren (auf dem Weg von Ica nach Camana) – der Beobachtungsturm wäre mir auch zu klein gewesen. Jemand war offenbar mit dem Moped da.

Aus meinem Reisetagebuch, März 1984, auf der Panamericana durch die Wüste nach Süden:
Es ist erstaunlich, welche Assoziationen man bekommt, wenn man bis zum Horizont buchstäblich bis zu einer flachen Sandfläche nichts sieht. Oder: Totale Steinwüste, Wanderdünen, deformierte und erodierte Felsengebirge und an den unmöglichsten Stellen plötzlich Dörfer oder Häuser.

Die Flüsse aus den Anden verbreitern sich, und die Leute bewässern jedes Stückchen Erde in den Tälern, bauen das Dorf aber woanders hin. Einige Täler sind noch völlig mit Resten von Terrassen bedeckt, die teilweise nur an aus der Ferne als Streifen auf dem Boden zu sehen sind.

Auf die Frage an unseren Autobesitzer, warum denn die Leute keine Terrassen bauten? sagt er nur, es sei kein Wasser dafür da. Lächerlich.

In der Nacht hat ein Fluss die Straße überschwemmt. [Vermutlich war es bei Capisca.] Es sieht unheimlich aus, aber als ein Ormeño durchkommt, wage ich es auch [mit dem Volkswagen], und den lauernden Dorfbewohner entgeht ein Trinkgeld.

Spät in der Nacht erreichen wir Camana

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Merkwürdige Politik

„Wenn die Leute sich nicht artikulieren können, dann werden sie Häuser anzünden. Und wenn man ihnen nicht eine demokratische Lösung anbieten kann, eine linke Lösung, dann werden sie nach rechts gehen, werden wieder dem Faschismus folgen, das ist die ganz große Gefahr, die ich sehe, und diese Gefahr wird dadurch noch vergrößert, daß die entscheidenden Medien zusammen mit der Regierung eine ganz merkwürdige Politik treiben, eine Politik, die darin besteht, daß man den alten ökonomischen Mustern unter allen Umständen folgt – auch wenn diese breiten Teilen der Bevölkerung zum Nachteil gereichen -, solange nur eine gewisse Schicht ihre Profite macht. Das wird auf die Dauer nicht gut gehen …, damit wird auch die herrschende Schicht Bankrott machen.“
Aus: Gespräch mit Stefan Heym. In: Neue deutsche Literatur, Heft 12, 1992

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Kritik der kritischen Infrastruktur-Kritik

Neu in der Blogroll: AG Kritis (nach einem Hinweis von Fefe).

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#metoo für Otter!

otter

Subtiler britischer Humor vom Feinsten! IFLScience: Wednesday May 30 is World Otter Day, a day where your newsfeeds will undoubtedly be filled with cutesy photographs of fuzzy little otters juggling stones or holding hands while they sleep.

But don’t be fooled by this PR campaign. Behind those beady eyes lies a dark secret: Otters are assholes. It’s often pointed out that humans would be foolish to apply their moral compass onto nature; however, seriously, otters are total jerks.

Schon klar. Ich sehe händereibende grinsende Redakteure, auf die empörten Kommentare des Publikums wartend. For starters, violence and aggression is the norm for sea otter mating, with males regularly seen holding females‘ heads underwater, biting their faces, and forcing them into submission.

Oha! Vergewaltigung im Tierreich! Da muss man doch was tun? Und wer kümmert sich um die männlichen Gottesanbeterinnen (da versagt sogar die Gendersprache!)?

Die Story ist auch pädagogisch sehr wertvoll. Aggressives Paarungsverhalten an humanioden Maßstäben zu messen ist natürlich Bullshit der allergrößten Sorte. Es kann nur jemand zu etwas gezwungen werden, der einen freien Willen hat, was – aus philosophischer Sicht – den Menschen vom Tierreich unterscheidet.

Mit diesem Willen, frage man Biologen, ist es jedoch nicht so weit her, und auch der Unterschied zwischen Säugetieren wie dem Menschen und seinen Artverwandten ist nicht so groß, wie es sich vielleicht ein Pfaffe erwünscht.

Wenn man sich ein bisschen intellektuell anstrengt, könnte man sogar vermuten, dass der Otter-Artikel eine Parabel auf die moralisierende Mittelschichts-Bewegung #MeToo ist, die Herrschaftsverhältnisse, die bestimmte Verhaltensweisen immer wieder reproduzieren, auf Moral herunterbrechen will – was naturgemäß [sic] scheitern muss.

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Profitrate fällt usw.

The Guardian: „IMF boss says global economy risks return of Great Depression – Kristalina Georgieva compares today with “roaring 1920s” and criticises UK wealth gap“.

Hatte ich hier schon etwas über den tendenziellen Fall der Profitrate geschrieben?

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Free Speech, aber nicht bei Facebook

Malca Goldstein-Wolf / Facebook Ireland Ltd:
– Frau Goldstein-Wolf wurde von Facebook in der zweiten Novemberhälfte für 30 Tage gesperrt und ihr nachstehend wiedergegebener Beitrag, ein Witz, wegen angeblicher „Hassrede“ gelöscht.
Was passiert, wenn eine Fliege in eine Kaffeetasse fällt? Der Italiener schmeißt die Tasse zu Boden, zerbricht sie und läuft wutentbrannt davon. Der Deutsche wäscht die Tasse sorgfältig aus, sterilisiert sie und kocht sich einen neuen Kaffee. Der Franzose nimmt die Fliege heraus und trinkt den Kaffee. Der Chinese isst die Fliege und schüttet den Kaffee weg. Der Russe trinkt den Kaffee mit der Fliege, wenn es schon mal was gratis gibt. Der Israeli verkauft den Kaffee dem Franzosen, die Fliege dem Chinesen und die Tasse dem Italiener, trinkt eine Tasse Tee und erfindet mit dem verdienten Geld einen Schutz, der Fliegen davon abhält, in Tassen zu fallen. Der Palästinenser gibt dem Israeli die Schuld an der Fliege in seinem Kaffee, protestiert bei den Vereinten Nationen gegen diesen Akt der Aggression, nimmt von der Europäischen Union eine Spende für den Kauf eines neuen Kaffees entgegen, kauft für das Geld jedoch Sprengstoff und jagt damit das Kaffeehaus in die Luft, in dem der Italiener, der Franzose, der Chinese, der Deutsche und der Russe gerade versuchen, dem Israeli zu erklären, dass dieser seine Tasse Tee dem Palästinenser überlassen sollte.

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Insidergeschäfte

Recherchegruppe-Blog: „Meedia.de: „Das Magazin „Journalist“ wird nicht mehr vom New Business Verlag verlegt. Verleger Peter Strahlendorf hat den Vertrag zum Jahresende 2019 gekündigt, wie „Horizont“ berichtet. Nun möchte der aktuelle Chefredakteur, Matthias Daniel, die Zeitschrift in Eigenregie fortführen.“

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Fuhgeddaboudit

sanders

Der Guardian analysiert die Wahlchancen Bernie Sanders‘ gegenüber seinen demokratischen Mitkandidaten und Donald Trump: „The Republican campaign against Sanders would be gruesome. The likely result would look like Labour’s defeat under Corbyn“.

According to a recent Gallup poll, socialism is as popular as capitalism among Americans between the ages of 18 and 39 – and Sanders’ support is driven by young people.

Was man in den USA aber als „Sozialismus“ versteht, würde in Mitteleuropa höchstens als Sozialdemokratie light durchgehen. Der Sandersche „Sozialismus“ stellt noch nicht einmal die Systemfrage. Der herrschenden Klasse droht keine Gefahr.

Das Für und Wider einer Kandidatur Sanders‘ gegen Trump lässt schnell entscheiden: Er habe keinen Plan, irgendetwas Entscheidendes durchsetzen zu können. „These promises are unrealistic, and Sanders’ ability to get them past Congress would be approximately nil.“

I say this because in 2016 I got a glimpse of the Republican party’s opposition research book on Sanders, which was so massive it had to be transported on a cart. The Newsweek reporter Kurt Eichenwald, who got to see some of its contents, declared that „it was brutal. The Republicans would have torn [Sanders] apart.“ (…) As they say in Sanders’ Brooklyn birthplace, fuhgeddaboudit.

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Bergwelt

Anden

Fotografiert 1984 in den peruanischen Anden, irgendwo auf dem Camino de los Incas, auch bekannt als Inca-Trail.

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Mehr lesen!

books

Ich komme gar nicht mehr dazu, all die Bücher zu lesen, die auf meiner To-Do-Liste stehen. Ich muss einfach schneller lesen.

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Der Menschen=Körper und der Blutkreislauf

Morgenpost

Deutsche Kulturbilder der Berliner Morgenpost – diese „Postkarte“ ist eine „Quittung der Berliner Morgenpost über 60 55 Pfennig für die 14. Woche vom 05.04. bis 11.04.1931″.

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Pont des arts

Square du Vert-Galant

Paris 1972, von mir fotografiert vom Pont des arts in Richtung Square du Vert-Galant.

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Religion is poison, science is not

religion is poison
Facebook hat die obige Grafik gesperrt, sie entspreche nicht den „Gemeinschaftsstandards“.

True Dreadz: „Blind faith in religion destroys our ability to critically think for ourselves“. Das ist für mich natürlich nichts Neues, und Religioten wird man damit nicht überzeugen.

Ich möchte da aber noch nachlegen: Ich könnte mir niemandem befreundet sein, der höhere Wesen verehrt, also auch mit keinem gläubigen Christen oder Muslim. Frauen, die religiöse Symbole aka „Hijab“ oder Schlimmeres benutzen, nehme ich als Gesprächspartner und intellektuell nicht ernst. Ich verschwende nicht meine Lebenszeit damit, mit Religioten zu diskutieren.

Aberglauben, sei es Religion oder Esoterik aka Verehrung niederer Wesen muss bekämpft und ins Private zurückgedrängt werden. Jeder Mensch hat das Recht, bekloppt zu sein, aber ich und andere müssen nicht damit belästigt werden.

Die iranische Schach-Schiedsrichtern Shohreh Bayat sieht das genau so: „Seit dem vierten Turniertag tritt die 32-Jährige bewusst ohne Kopftuch auf. Drohungen iranischer Staatsmedien und ihres heimischen Schach-Verbandes ignoriert die Schiedsrichterin.“

So auch die iranische Medalliengewinnerin Kimia Alizadeh: „Sie habe das Land verlassen, weil sie genug davon habe, von den Behörden als Propagandainstrument benutzt zu werden, berichtet CNN. Die 21-Jährige kritisiert unter anderem, dass sie einen Hidschab tragen müsse, und beschuldigte Offizielle im Iran des Sexismus und schlechter Behandlung.“

religion is poison

Und was sagt die hiesige „Linke“ dazu? „Im öffentlichen Dienst würden kopftuchtragende Musliminnen von qualifizierten Jobs und einem eigenständigen Einkommen ausgeschlossen werden“. Die sind doch total übergeschnappt. (Soll ich solche Pappnasen etwas wählen?) Da war die russische Revolution 1917 viel weiter.

Und now for something not really different: die SPD: „Im Januar 1920 protestierte die Rätebewegung gegen das Betriebsrätegesetz der SPD und wurde dafür beschossen.“ Wikipedia: „Gegen die geplante Verabschiedung des Betriebsrätegesetzes mobilisierten USPD und KPD am 13. Januar 1920 eine demonstrierende Menschenmenge vor dem Reichstagsgebäude, etwa 100.000 Teilnehmer kamen. Preußische Sicherheitspolizei eröffnete das Feuer auf die Demonstranten. Bei diesem Blutbad vor dem Reichstag starben 42 Menschen, 105 wurden verletzt. Reichspräsident Friedrich Ebert sah sich gezwungen, den Ausnahmezustand zu verhängen.“

Sah sich gezwungen? Ist der Wikipedia-Autor auch ein Sozialdemokrat? Ein Linker jedenfalls nicht.

Und nun als Kontrastprogramm das Wetter Wissenschaft und Technik:

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Credits: boredpanda: „Winged insects made from old computer circuit boards and electronics“

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Der muslimische Onkel in Scarborough

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Scarborough, Republic of Trinidad and Tobago, fotografiert 1982. Der „Onkel“ und ich beim Schreiben arabischer Buchstaben.

Aus meinem Reisetagebuch, März 1982: In Scarborough bleiben wird im „Z“ Mohammed’s Guesthouse in der Nähe des Busbahnhofs, ein abgerissener, aber preiswerter Schuppen.

Lauter Moslems, meistens aus Indien oder Pakistan, und ein Araber aus Jerusalem, der in den 30-er Jahren in die Karibik ausgewandert und hier gestrandet ist. Angeblich war er in der deutschen und in der britischen Armee. Alle nennen ihn den „Onkel“, (…) Der „Onkel“ scheint eine Menge Leute zu unterhalten. Mir zeigt er das arabische Alphabet. (…)

Am Abend kleine Unterhaltung zwischen islamischem, christlichem und hinduistischem Kulturkreis. Der „Onkel“ traut den Frauen nicht, raucht und trinkt nicht, aber kauft jede Menge Lotterielose. Witzige Unterhaltung über das Kaugummi, auf das ich mich versehentlich setze. Die Leute hier sind erstaunlich gut informiert.

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Kritik der Kritischen Kritik

Garbor Steingart

Die Neue Zürcher Zeitung interviewt den Journalisten Gabor Steingart (nach dem beliebten Motto: Journalisten interviewen Journalisten oder auch Journalisten bepreisen andere Journalisten). Es geht auch um Steingarts Blog Das Morning Briefing.

„Der profilierte Journalist“ – wait a minute – gibt es auch unprofilierte Journalisten? In der Tat, leider werden die nie interviewt. Oder sitzen in den öffentlich-rechtlichen Anstalten ein und schreiben mit Gendersternchen, dass es nur so in den Ohren klingelt.

Im Ernst – mich interessierte das, weil Steingart gute und richtige Dinge sagt und ich mit burks.de natürlich genau so profiliert sein möchte, wenn ich mal groß bin. Ich werde aber nicht, das kann ich jetzt schon prophezeien, mit Fotos glänzen, die mich zusammen mit Vertretern der herrschenden Klasse zeigen – das wäre mir zu deutschjournalistisch. Burks und Putin, womöglich beide mit nacktem Oberkörper – was sollte mir ein Künstler damit sagen? Und was will mir Steingart mit einem ähnlichen Bild mitteilen, nur bekleidet? Die da oben reden mit mir? Ach Gottchen, da kommen mir die Tränen.

„Im Vergleich zum Branchendurchschnitt herrscht hier eine geradezu ansteckend gute Laune.“ Woher wollten Martin Beglinger und Marc Tribelhorn von der schweizer Zeitung das wissen? Vielleicht lächeln die dort nur aus Angst vor ihrem Chef? „Durchschnitt“ verlangt nach einer belastbaren Statistik, oder es ist nur Fantasy Lyrik. Lässt schon wieder Relotius grüßen?

„…seine so elegant wie scharfsinnig formulierte morgendliche Weltschau“. Vielleicht hat der vorher mein Blog studiert und sich rhetorische Tricks abgeschaut? Oder ist ab Werk schon so toll? Oder ich bin gerade auf einer Ölspur ausgerutscht?

Wenn jemand sagt, er lese gern auf Papier, ist das keine Meinungsäusserung, sondern eine Altersangabe. (…)

Aber dass jetzt Haltung zu unserem Hauptanliegen werden soll und wir nicht über Klimaschutz berichten, sondern ihn einfordern und Journalisten sich als Aktivisten verstehen, das halte ich für falsch. (…)

Full ack.

Alle kommen aus denselben Klöstern. Zumindest vom Ressortleiter an aufwärts wohnen alle in denselben Stadtteilen. Altbau, Stuckdecke, SUV, wenn möglich mit Hybridantrieb. Grün wählen, aber abends «fine dining». Wir sind uns alle viel zu ähnlich.

„Alle“? Einspruch, Euer Ehren. Vielleicht die Festangestellten und die, die ihr Schäfchen finanziell im Trockenen haben, wie eben Garbor Steingart. Man sollte ihm seine Mittelschichts-Herkunft aber nicht zum Vorwurf machen: Friedrich Engels war Sohn eines Fabrikanten Unternehmers und hat sich dennoch nicht zugunsten des Kapitals geäußert.

Die Leser sind vielen Journalisten lästig, sobald sie mitreden wollen. (…) Wir müssen von der für uns sehr schmerzhaften Tatsache ausgehen, dass unsere Leser nicht dümmer sind als wir.

kritik der kritischen kritik
Symbolbild für die Kritik der kritischen Kritik

SCNR: Die meisten Journalisten sind so dumm wie ihre Leser. Ich zweifele an der Schwarmintelligenz, zumal sich online und anonym oft Leute zu Wort melden, die die direkte verbale Konfrontation scheuen würden. In einer Gruppe verhält sich die übergroße Mehrheit irrational, auch gegen ihre Interessen. Das Schwarmverhalten hat seine eigenen Gesetze – ob im DJV, einer beliebigen Partei oder im Internet. Wer’s nicht glaubt, frage Elias Canetti.

Hält Steingart das, was er ankündigt? Ich habe mir ein paar Artikel angesehen.

Pate Putin ist erste Wahl. Putin. Putin. Putin. Das ist ja fast schon wie die Hitler-Besessenheit von N-TV oder N24. Große Männer machen nicht die Geschichte. Und dann wieder die russischen „Hacker“. Ab da habe ich nicht weitergelesen. (Zum Glück, beim Herunterscrollen sah ich unten noch Bilder von Mitgliedern des britischen Königshauses.)

Warum die Welt Deutschland braucht. Also nee. Was für ein Quatsch. Aber ich bin vermutlich weder eine werberelevante Zielgruppe noch überhaupt eine für Steinhart. Ich hätte hingegen gern eine öknonomische Analyse, etwa auf dem Niveau der Neuen Rheinischen Zeitung. Da ist noch viel Luft nach oben. Sätze wie: „Die Realwirtschaft dagegen wird in 2020 erneut durchstarten“ sind Gefasel und Neusprech und schrammen an meinem Wanderpokal Lautsprecher des Kapitals nur knapp vorbei.

Fazit: Das Morning Briefing ist deshalb populär, weil es persönlich ist wie ein Blog, also ein humanoides Gesicht hat, weil es – wie eine gedruckte Zeitung – ein Kaleidoskop unterschiedlicher, fast immer irgendwie politischer Themen anbietet (im Gegensatz zu burks.de, wo die wohlwollenden Leser und geneigten Leser sogar mit Second Life und anderem irrelevantem Unfug belästigt werden), und weil es viel kürzer ist als die Politik-Seiten eines der großen Medien. Die Sprache ist um Klassen besser als zum Beispiel ausnahmslos jedes publizistische Machwerk der „Linken“ mit deren verschrobenem Mischmasch aus Bürokraten- und Soziologenjargon.

Ohne Steingart wäre das Morning Briefing gleich futsch, wie auch die Konkret ohne Gremliza nur ein Schatten ihrer selbst ist (und von mir abbestellt wird, da die jetzt Gendersprache einführen – als Tribut an den gefühlten sprachesoterischen Szene-Mainstream).

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#vereinsmeierei [Update]

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DJV Berlin und JVBB in Berlin fusionieren nach 15 Jahren Trennung. Gespannte Erwartung bei der gemeinsamen Mitgliederversammlung. Ein neuer Vorstand wird gewählt. #djvjvbbfusion #vereinsmeierei #djv #djvberlin #jvbb #journalisten

[Update] Zu Stellvertretern des Vorsitzenden wurden Anne Jacobs und Bernd Lammel gewählt.

Zum Schatzmeister wurde Klaus Enderle (Personalrat Deutsche Welle) gewählt. Besitzer im Vorstand sind Negim Bekam (eine junge Journalistin aus Persien), die Fotografin Nina Zimmermann , Jens Schrader und Andreas Oppermann.

Schriftführer ist Christoph Nitz.

Der DJV Berlin war bis jetzt nicht in der Lage, die Ergebnisse auf seiner Website zu veröffentlichen. Ich musste das selbst recherchieren. Wie ich die Gemengelage kenne, werden auch, wenn das der Fall sein wird, keine Links gesetzt werden, damit der interessierte Leser sich informieren könnte. Aber manchmal geschehen nich Zeichen und Wunder…

Vgl. auch das Recherchegruppe-Blog.

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Russian Affairs oder: Unter Sugar-Daddys

russian affairs

Allerwärmste Empfehlung: Russian Affairs (Amazon Prime) – ein Thriller mit wenig Gewalt, aber viel Sex. Ich habe mich bei den Kommentaren auf Amazon amüsiert, vor allem einige Frauen meckern herum. Ich finde die Serie großartig, intelligent und zynisch. Der Regisseur Konstantin Bogolomov haut den Russen ihre Heuchelei – vor allem die der oberen Klassen – um die Ohren, dass es nur so scheppert.

Ich empfehle ein Interview mit ihm über russische Zensur und Selbstzensur zu lesen:
Das Problem in Russland ist gerade, dass sich viele aus Angst zu einer gewisse Selbstzensur verleiten lassen. Autoritäten sagen: Mach das nicht! Wir werden es dir nicht verbieten, aber wir raten dir, es nicht zu tun. Und viele sagen dann: Ok, ich werde es nicht machen. (…) Das wahre Gesicht der Gesellschaft wird versteckt, sagt Bogomolov. Das Problem ist, dass Russland sehr kindisch ist, wir benehmen uns nicht wie Erwachsene in all diesen Dingen. Wir sind sehr naiv, wenn es um die Homosexuellen-Thematik geht.

„Russian Affairs“ hat alles, was ein guter Thriller braucht, ist aber für „westliche“ Verhältnisse extrem politisch inkorrekt: Schwule und Lesben kommen nicht vor, obwohl irgendwie jeder mit jeder aus unterschiedlichen Gründen ins Bett geht.

Die meisten Kommentatorinnen bemängeln, dass die Frauen ziemlich schlecht wegkommen. „Alle Frauen sind Luder“, sagt der Familienpatriarch Igor (Sergeï Bourounov), der im Hintergrund die Fäden zieht und im Zweifelsfall allen zeigt, wo Gott wohnt -und vor dem alle Angst haben – zu Recht. („Warum hat mich Dein Vater überwacht?“ – „Ex-Geheimdienstler überwachen immer alle.“)

Das Thema – neben dem Whodunnit-Plot – sind Affären und vor allem die Sugar-Daddys. Der Regisseur bricht überzeugend die Ehen und Sex-Affären auf das herunter, was sie sind – Frauen wollen Geld und Sicherheit und nehmen Gefühle billigend in Kauf, Männer wollen Sex. Das hat nichts mit Moral zu tun, sondern eher mit „das Sein bestimmt das Bewusstsein“.

Das möchten MeToo-Aktivistinnen natürlich nicht hören. (Dazu sollte man einen klugen Artikel von Tanja Röckemann in der aktuellen Konkret lesen: „Auch im Fall Jeffrey Epstein werden die strukturellen Ursachen sexueller Übergriffe geleugnet“.)

Die Serie ist noch nirgendwo ernsthaft rezensiert worden. Das ist sie aber wert. (Ich habe sie auf Russisch mit deutschen Untertiteln angesehen – die deutschen Synchronstimmen sind, wie gewohnt, unerträglich und passen nicht.) Auch für eine Liste der Darsteller musste ich suchen.

„Russian Affairs“ lebt von den starken Frauenfiguren, obwohl deren Situation nicht „stark“ ist. Sofya Ernst (Darya Smirnova) ist die heimliche Hauptdarstellerin: Sie spielt ihre Rolle als „dumme“ Geliebte einerseits und Intrigantin, die genau weiß, was sie will, so überzeugend, dass man nie weiß, was sie wirklich im Schilde führt. Am Anfang erscheint sie wie ein Dorftrottel, der ins Getümmel der Metropole gerät, aber weit gefehlt!

Ihre schauspielerische Gegenspielerin ist die Kommissarin Elena Darya Moroz, die mit ihrer Attitude und dem Kurzhaarschnitt herüberkommt wie eine Kampflesbe, aber auch die Männer in die Tonne wirft, sobald sie ihren Zweck erfüllt haben. Vermutlich verlangt der Geschmack des Publikums, danach, dass eine toughe Komissarin, die die Kerle herumkommandiert, nicht wie ein feminines Model aussieht. Diese Kommissarin wäre in einem deutschen Film so undenkbar, vor allem am Ende der Serie (mehr verrate ich nicht).

Eine hübsche Nebenrolle hat auch Ekaterina Aleksandra Revenko als Youtube-affine Lolita, die sich in ihren Lehrer ranmacht (Sergey Chonishvili spielt ihren Vater). Leider habe ich den Namen ihrer bildhübschen filmischen und fast gleichaltrigen Stiefmutter, mit der sie sich nur herumzofft, nicht herausgekriegt). Auch hier ist der Ausgang unerwartet und zynisch.

Der Lehrer, der Gatte des Kommissarin, ist die einzige moralisch einigermaßen „positive“ Figur, aber ein Langweiler – neben Irina Starshenbaum als stille und betrogene Ehefrau, die immer noch ein paar Karten im Ärmel hat, wenn es darauf ankommt. Aber auch er sitzt am Schluss auf einem Scherbenhaufen und wird für seine Integrität nicht belohnt.

Aleksandr Kuznetsov (den ich schon aus der russischen SF-Serie Better than us kannte) gibt den Loverboy für zahlreiche Damen, sozusagen als männlichen Gegenpart zu den Geliebten, aber niemand kann mir erzählen, dass das eine erstrebenswerte Rolle ist.

In weiteren Rollen Olga Sutulova und Alexandr Zbruev und noch einige – ich habe nicht alle gefunden.

Ich warne hiermit: Man findet nicht wirklich heraus, wer der Mörder einer der Opfer ist. Am Schluss hat man – auch die Kommissarin – mehrere Optionen und muss selbst entscheiden, was wahr sein könnte. Höchst intelligent und unterhaltsam! (Ich habe für „Russian Affairs“ sogar die 4. Staffel von „The Expanse“ pausieren lassen.)

Das Ende suggeriert, dass es noch mehr Staffeln geben könnte. Ja, bitte und bald!

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Thinking

Southern Pacific

Ich wüsste zu gern, was mein Avatar in Second Life jetzt denkt. Vermutlich ist er sauer, weil ich so wenig Zeit für ihn habe…

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Skytinnen

Skythen
Credits: www.archaeolog.ru

Durch IFLScience erfuhr ich von einer russischen Expedition und Ausgrabung: „Ancient Scythian ‚Amazon‘ women discovered in Russia buried alongside their weaponry“.

EurekAlert hat noch mehr zum Thema:
At the southern and western wall there were two untouched skeletons laid on the wooden beds covered by grass beddings. One of them belonged to a young woman buried in a „position of a horseman“. As the researches of the anthropologists have shown to lay her in such way the tendons of her legs had been cut. Under the left shoulder of a „horsewoman“ there was a bronze mirror, on the left there were two spears and on the left hand there was a bracelet made of glass beads. In the legs there were two vessels: a molded cassolette and a black lacquer one hand cantharos which was made in the second quarter of the 4th c BC.

Die Reiternomadenvölker der Steppen nördlich des Schwarzen Meeres, auch als Skythen bekannt, waren „Kulturbringer“. Das erinnert mich daran, dass ich immer noch David W. Anthonys Horse, the Wheel, and Language: How Bronze-Age Riders from the Eurasian Steppes Shaped the Modern World lesen will. Liegt hier auf meinem Schreibtisch (vgl. Pontos Euxenios, 24.03.2019).

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Southern Pacific

Southern Pacific

Southern Pacific – aufgenommen im September 1981, irgendwo im Südwesten der USA auf dem Weg nach Santa Fe, Texas (durch die Scheiben eines Busses fotografiert, daher der Grünstich).

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