Warmi Wañusqa oder: Die Frau, die starb

Warmi Wañusqa
Warmi Wañusqa, 4200 Höhenmeter, „…a mountain pass in the Cusco Region in Peru. It is located in the Urubamba Province, Machupicchu District.“

Aus meinem Reisetagebuch, Juli 1984, auf dem Camino de los Incas, Peru, auch bekannt als Inca-Trail:

… Es geht unablässig steil aufwärts, mit kurzen, nur meterlangen Passagen zum Ausruhen. Der Berg hinter uns gilt als Maßstab; wir steigen wirklich sehr schnell. Bald sind die drei weißen Steine [Wayllabamba] des ersten Zeltplatzes zu sehen, aber B. kann das letzte Stück einfach nicht mehr. Ich gefalle mir darin, ein wenig mit zwei Rucksäcken zu laufen. Wir erreichen mit letzter Kraft den Platz. Uns folgt der verrückte Kalifornier, der vor vier Wochen einige Sechstausender bestiegen hat und der zudem Marathonläufer ist.

Wir descansaren und sehen nach und nach noch einige total fertige Gringos eintrudeln; andere – nur wenige – steigen scheinbar ohne Ermüdungserscheinungen weiter.

Bald klettern wir weiter und hängen trotz des erzwungenen Beinahe-Gänsemarsches einige noch ab – sie hätten sich vielleicht ausruhen sollen. Jetzt geht es durch einen Märchenwald steil, sehr steil aufwärts, knapp zwei Stunden, und dann taucht kurz vor Erreichen der Baumgrenze ein wunderschöner kleiner Platz auf, eine Wiese mit Büschen und Bäumen. Wir zelten oberhalb, wo schon zwei andere Zelte stehen, weil es näher zum Wasser ist. Letzteres ist eher flüssiges Eis statt Wasser.

Wir müssen uns mit allen warmen Sachen anziehen, kochen unser Essen und genießen den prächtigen Blick auf der Berge ringsum, deren Hänge und Schneefelder sich in der Dämmerung langsam rosa färben. Gleichzeitig wird es kalt und kälter. Unter großen Mühen entfachen wir noch ein Feuer, das alle zitternden Umstehenden für eine kurze Zeit wärmt, dann zieht es alle ins Zelt.

Am nächsten Morgen stehe ich als erster draußen; das Zelt ist mit einer Eisschicht überzogen, B.s T-Shirt liegt gefroren auf einem Busch und die Wiese ist total glitschig. Der Ofen macht Schwierigkeiten, wir sind über 4000 Meter hoch, aber irgendwann bequemt er sich, und der warme Kaffee weckt allmählich die Lebengeister, selbst die kalten Zehen erwärmen sich. So beginnt der dritte Tag….

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Kommentare

4 Kommentare zu “Warmi Wañusqa oder: Die Frau, die starb”

  1. flurdab am Januar 9th, 2020 11:53 am

    Zuerst habe ich gestutzt, dann aber an den Wasserkannen erkannt dass dieses Bild nicht im Tiergarten aufgenommen wurde.
    OK, auch das Fehlen von Lidl- und Alditüten ist ein Hinweis.
    Es ist lobenswert, dass der Autor sich dem zukünftigen Lebensstil vieler Menschen in Deutschland bereits heute widmet.
    Das ist gut für die CO2- Bilanz und der Stromverbrauch wird auch deutlich gesenkt.

  2. Bergwelt : Burks' Blog am Januar 18th, 2020 1:09 am

    […] Fotografiert 1984 in den peruanischen Anden, irgendwo auf dem Camino de los Incas, auch bekannt als Inca-Trail. […]

  3. Ayapata : Burks' Blog am Juni 11th, 2020 10:42 pm

    […] zum Pass Warmi Wañusqa, knapp über 4.000 Meter. Die Frau ist meine damalige Freundin. (Vgl. 08.01.2020: “Warmi Wañusqa oder: Die Frau, die starb” sowie 04.01.2012: “El camino de los […]

  4. Salcantay – der wilde Berg : Burks' Blog am Juni 21st, 2020 11:48 am

    […] Ich war zwei Mal da, zum ersten Mal im Januar 1980 – damals aber zur Regenzeit. Im Januar schüttet es jeden Tag ein paar Stunden am Nachmittag. Dafür ist es in der Sommerzeit in der Nacht schweinekalt. […]

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