Alles geheim

„Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, wo über die geheime Ausspähung meiner geheimen Daten darüber geheim im Parlament beraten wird.“ (@noXforU)

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Tweet of the Day 66

Jenan Moussa: „United Colors of Benetton is nothing compared 2 this. Check Kurdish ladies in nice traditional dresses“ pic.twitter.com/femkjSBNTS

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Lange kein Avatarinnen-Bild mehr gepostet, revisited

sklavin

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E-Mails verschlüsseln in 30 Minuten via USB-Stick

Das zweite Tutorial „E-Mails verschlüsseln in 30 Minuten“ (Windows) – alles auf einem USB-Stick – ist jetzt auch online und kann verlinkt werden.

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Unter Meineidigen

Hans-Christian Ströbele im Stern: „Ich finde, man kann NSA-Niederlassungen in Deutschland angesichts der jüngsten Enthüllungen überhaupt nicht mehr dulden. Die Bundesregierung sollte daher nicht nur die fortbestehenden Geheimabkommen mit den Alliierten von 1968 über deren Abhörprivilegien kündigen, sondern auch das Nato-Truppenstatut nebst Zusatzabkommen. Denn die dortigen Vorbehaltsrechte dienen nach dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr dem Schutz der deutschen Bevölkerung, sondern werden zu deren Ausspähung missbraucht, von hiesigen US-Militärliegenschaften aus, etwa in Erbenheim.“

Wie viele PolitikerInnen der Grünen fordern das eigentlich sonst noch?

Nur zur Erinnerung:
Die Eidesformel des deutschen Bundespräsidenten, Bundeskanzlers und der Bundesminister nach Art. 56 (und Art. 64) GG lautet: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. (So wahr mir Gott helfe.)“

Ich finde es aber falsch, jetzt die nationalistische Karte zu spielen. Das verfehlt das Thema. Es geht um die Rolle von Geheimdiensten in einem demokratischen Staat. Eine wirksame Kontrolle gibt es zur Zeit nicht. Und die meisten Geheimdienste, wie etwas der Inlandsgeheimdienst Verfassungsschutz – sind schlicht überflüssig.

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Vom Kapitalismus lernen heisst siegen lernen!

Die Süddeutsche (via Fefe) berichtet:
Die Investmentbank Goldman Sachs lässt einem Medienbericht zufolge täglich Tausende Tonnen Aluminium in ihren eigenen Lagerhäusern hin- und hertransportieren. Das treibt den Rohstoffpreis künstlich in die Höhe. (…) Außerdem treiben diese nach Recherchen der New York Times absichtlich verschleppten Lagerfristen den Marktpreis insgesamt in die Höhe.

Jetzt müssten die Angehörigen der „Glaubensgemeinschaft Freier Markt(TM)“ den Unterschied zwishen „Preis“ und „Wert“ einer Ware kennen. Da diese Heilslehre aber gar keine Werttheorie hat, die ein Wissenschaftler vielleicht immerhin mit der Kneifzange anfassen würden, sondern ganz primitiv wie ein papuaneuguinesischer Regenzauberer den Anschein für die Realität nimmt „(Ich tanzte, also regnete es“), können die das nicht erklären: Der Wert bleibt gleich, aber der „Marktpreis“ (gibt es einen Unterschied zwischen „Preis“ und „Marktpreis“?) steigt. Schwierig, gelle?

„Den Märkten“ gefällt das, würden die Lautsprecher des Kapitals formulieren.

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Der Kommunismus fängt in Unna an

Das Aluminiumwerk Unna gehört schon zu einem Viertel der Belegschaft, Der Chef und Mehrheitsaktionär ist der ehemalige Betriebsratsvorsitzende.

Die Lokalzeitung schreibt: „Durch den Verzicht auf eine Dividendenausschüttung, den die Hauptversammlung der Aktionäre nun beschlossen hat, steigt der Bilanzgewinn auf über 26 Millionen Euro. Dies entspreche einer Eigenkapitalquote von 53 Prozent“.

Am 28.10.2008 hatte ich hier schon einmal berichtet:
Vergesellschaftung bedeutet aber so etwas wie zum Beispiel wie im Fall des Aluminium-Werks in meiner Heimatstadt Unna geschehen: „Ganz Deutschland schaute im Januar 2000 auf das Aluwerk. Noch nie hatten ein Betriebsrat und die Belegschaft ein Unternehmen übernommen. Für eine Mark wurde das Werk damals verkauft.“ Das Werk im Besitz der Belegschaft sei heute eine „verdeckte Perle“, wie sogar das Wall Street Journal schrieb.

Die Aluminiumfabrik in Unna ist für eine neue und andere Gesellschaft nach dieser, in der wie gerade leben und deren Wirtschaftsform und Gottheit „Der freie Markt(TM“ wir alle lieben und verehren, so etwas wie die Ciompi (14. Jahrhundert, Italien) für den Kapitalismus – dessen embryonale Form, ein zartes Pflänzchen, das fast allein auf weiter Flut steht, aber die Richtung in die Zukunft weist eingedenk der Tatsache, dass irgendwann viel mehr Planzen dieser Sorte kommen werden.

In rund 200 Jahren wird die Mehrheit der Unternehmen in der Hand deren sein, die in ihnen arbeiten. Erinnert mich daran, wenn es soweit ist.

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E-Mails verschlüsseln in 30 Minuten

Das Tutorial „E-Mails verschlüsseln in 30 Minuten“ (Windows) ist jetzt alpha und online und kann verlinkt werden.

Vielen Dank allen, die Hinweise gegeben, kritisiert und auf Fehler aufmerksam gemacht haben.

Jetzt geht es ans nächste Tutorial.

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DLSAM und Hochwasser

Mein schnelles DSL geht wieder, und der Techniker von der Telekom konnte mir auch erklären, dass ein sehr „anspruchsvoller“ Fehler vorlag (ich war vermutlich nicht die Einzige, bei dem es das Problem gab): Offenbar sind bei einem der letzten Hochwasser ein paar DSLAM-Server abgesoffen.

DNS.NET erklärt: „Diese Verteiler werden in der Regel mit mindestens 1 GBit/s an das Internet angebunden und bieten Anschlüsse für viele Kundenleitungen. (…) … sind über die Leitungen sehr hohe Bandbreiten (theoretisch bis zu 100 MBit/s, praktisch in der Regel ca. 50 MBit/s) realisierbar.“

Ich kam zwar seit Samstag Nacht noch online, aber nur noch mit einer Geschwindigkeit von rund 11 Kilobit pro Sekunde – das ist Akustikkoppler-Niveau, und die meisten Datenpakete gingen auch noch verloren. Es half auch nichts, den Router zu resetten.

Der Techniker hat meinen Anschluss an einen anderen DSLAM-Server „gehängt“, und alles flutscht wieder, vermutlich sogar schneller als vorher.

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USA erpressen Venezuela

Portal america.21.de: „Sollte Venezuela dem US-Whistleblower Asyl gewähren, dann würden die USA im Gegenzug den Verkauf von Benzin und Erdölderivaten an das südamerikanische Land einstellen. Ohne die Benzinimporte aus den USA würde nach allgemeiner Einschätzung das Wirtschaftsleben Venezuelas in wenigen Wochen zusammenbrechen.“ Quelle: die spanische Zeitung ABC.

Además, en una llamada telefónica, el secretario de Estado norteamericano, John Kerry, avisó al canciller venezolano, Elías Jaua, de otras medidas que EE.UU. aplicará si se consuma el asilo a Snowden, como la suspensión de venta de gasolina y derivados del petróleo al país caribeño, algo vital para mantener la actividad diaria en Venezuela.

Sinngemäß übersetzt: John Kerry, Außenminister der USA, drohte in einem Telefonat mit dem venezolanischen Außenminister Elías Jaua damit, falls Venezuela Snowden Asyl gewähre, würde – neben anderen Maßnahmen – kein Benzin und kene Erdölderivate mehr an Venezuela verkauft. Beides ist notwenig, um das tägliche Leben in Venezuela in Gang zu halten.

Das US-Außenministerium bestätigte das Telefonat. In deutschen Medien habe ich bisher nichts darüber gefunden. Vielleicht gibt es auch eine Direktive unserer ach so dringend benötigten „Führung von ganz oben“ (Zitat: Spiegel online), unsere US-amerikanischen Freunde nicht allzusehr zu verärgern?

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Der Führer, ganz oben

Deutsche Leitkultur bei Spiegel online: „Wir brauchen Führung von ganz oben.“

Ich gehe mal eben ganz unten kotzen.

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Unter Männern der Märkte [Update]

Ich will heute wieder einmal den Ehrentitel „Lautsprecher des Kapitals“ verleihen – Heinz-Roger Dohms von Zeit online bekommt ihn. (Der Artikel fußt offenbar auf einem Artikel der Financial Times Deutschland, der ohne Javascript nicht zu lesen ist – wie blöd muss man eigentlich sein, um so etwas hinzukriegen? Oder stammt er direkt aus einer PR-Abteilung?)

Der Artikel „Die K-Frage der Deutschen Bank“ ist pädagogisch wertvoll, da er auf’s Schönste zeigt, wie die Angehörigen der Glaubensgemeinschaft „Freier Markt(TM)“ ihre Gottheit als autonom handelndes Wesen verstehen. Hier die einschlägigen Zitate (aus nur einem (!) Artikel):

Anshu Jain ist ein Mann der Märkte. (…) Die Märkte also feierten Jain. (…) … Coco-Bonds, das sind Anleihen, die sich automatisch in haftendes Eigenkapital verwandeln … (…) Ob Anshu Jain bei einer weiteren Kapitalerhöhung von den Märkten wieder gefeiert würde, ist offen.

Zum Schluss dieses „Artikels“ fällt mir viel ein. Ob die Welt bald zugrunde geht, ist offen. Ob der Autor dieses Artikels zu viel des Falschen geraucht hat, ist offen. Und was uns der Künstler damit sagen will, ist auch offen. Und das Eigenkapital haftet höchstderoselbst – mit seinem Privatvermögen womöglich?

Ich gebe mir ja Mühe. Ich möchte gern verstehen, was dieses Apologistiker des Kapitals eigentlich meinen, wenn sie ihr verschwurbeltes Neusprech von sich geben. Es gelingt mir leider nicht wirklich. Ein „Mann der Märkte“? Was will mir das jetzt sagen? Eine Art Liebling der Banken-Lobby? Oder muss man Theologe sein, um das zu begreifen? Tut mir leid – ich weiß es nicht.

Die Zitate beweisen nur, dass der Autor schlicht irgendwelche Sprechblasen aus der Waren- und Geldfetisch-Sammlung zusammengeschustert hat und suggeriert, der „Markt“ bzw. „die Märkte“ (wo ist eigentlich der Unterschied, sehr geehrte „Volks“wirtschaftler? Seid ihr keine Monotheisten mehr?) handelte selbst als eine Art Hegelscher Weltgeist. Das muss in ihrer Wahnwelt auch so sein, denn es solle ja dabei herauskommen: Wenn man „den Markt“ nur ließe, sei die Ökonomie gesund und alle wahrhaft Fleißigen würden reich und glücklich. Ich bin ein Markt, also bin ich.

Für die Hörerinnen und Hörer, die sich jetzt erst eingeschaltet haben: Wir hatten das hier schon einmal („Moneta, Aes Signatum und die Ware an sich“):
Um daher eine Analogie zu finden, müssen wir in die Nebelregion der religiösen Welt flüchten. Hier scheinen die Produkte des menschlichen Kopfes mit eignem Leben begabte, untereinander und mit den Menschen in Verhältnis stehende selbständige Gestalten. So in der Warenwelt die Produkte der menschlichen Hand. Dies nenne ich den Fetischismus, der den Arbeitsprodukten anklebt, sobald sie als Waren produziert werden, und der daher von der Warenproduktion unzertrennlich ist. (Karl Marx: Das Kapital, S. 86)

Wer einen ernsthaften Artikel über Banken und die Höhe ihres Eigenkapitals schreiben will, kommt natürlich nicht an „Basel III“ vorbei. (Leider setzt Zeit online keinen Link. und, Zeit online: Der Satz „eine kleinere Bank braucht auch weniger Eigenkapital“ ist übrigens einfach ein Schmarrn.) Das so genannte „Reformpaket“ des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) verfügte 2010, dass ab 2013 die Banken einen höheren Anteil eigener Mittel vorweisen müssen, um das zurückzuzahlen, was Gläubiger eventuell fordern könnten (ich bemühe mich redlich, Wörter mit -ung zu vermeiden).

Übrigens, Zeit online: Die neue Verschuldungsgrenze (Leverage-Ratio) gilt erst ab 2018. Was echauffiert Ihr Euch eigentlich über die Deutsche Bank? Einerseits werden US-amerikanische Banker zitiert (natürlich linkfrei), die behaupten, die Deutsche Bank sei „unterkapitalisiert“, andererseits behauptet die Deutsche Bank, würde sie nach „amerikanischem Rechnungslegungsstandard“ (nein, nach US-amerikanischem!) bilanzieren, stünde sie besser da. Wer hat denn nun recht?

Und wo sind die unabhängigen Quellen? Zeit online offenbar hat eine: den Frankfurter „Analysten“ Dieter Hein von Fairesearch, „der die Deutsche Bank seit vielen Jahren verfolgt“. (Er „verfolgt“ die Deutsche Bank seit Jahren? Ist das nicht schon Stalking? Und wehrt die sich nicht? Mein Tag „Deutsch des Grauens“ sei mit Euch!) Im Firmenprofil von Fairesearch lesen wir unter „Visionen“ (wieso muss ich jetzt an Helmut Schmidt denken? Aber das Wort passt ja zu religiösen Heilslehren):
Zukunft und Erfolg leben von Visionen, deshalb sind unsere Analysen nicht interessengeleitet und dienen ausschließlich dem Anleger. Im Vordergrund unserer Aktivitäten steht der nachhaltige Erfolg des Investors.

Visionen sind nicht interessengeleitet? Das ist dann vermutlich auch bei Marienerscheinungen und Blutwundern so – die sind bekanntlich auch nicht „interessegeleitet“. Und der „nachhaltige Erfolg des Investors“ ist etwas ganz Neutrales und Interesseloses?

Das heißt im Klartext: Zeit online lässt Artikel über die kapitalistische Ökonomie von einem Lobbyisten des Kapitals „verifizieren“. Das ist das Niveau der Apotheken Umschau. Und müsste es nicht politisch korrekt auch „Investoren und Investorinnen“ heißen? (Har har.) Ein schönes und pädagogisch wertvolles Beispiel für die „Unabhängigkeit“ der Presse!

Meine ganz persönliche Verschwörungstheorie ist übrigens: Zeit online und andere Medien werden gerade von unterschiedlichen Lobbyisten des Finanzkapitals gebrieft, um deren Ideen zu verbreiten. Es geht vor allem darum, dass die Europäische Zentralbank im Herbst 2014 auch die europäische Bankenaufsicht übernimmt. Die gesetzlichen Grundlagen, auch von Basel IIIff, werden also wieder zur Disposition stehen. Aus der Ecke werden wir noch mehr hören.

Um zu erinnern: „Der Wanderpokal “Lautsprecher des Kapitals” geht an Journalisten, die (…) sich die Propaganda der Kapitalisten unkritisch zu eigen machen, die deren Neusprech und und Propaganda-Worthülsen übernehmen, die in Populär-Okonomie dilettieren, ohne jemals ein Buch über den tenzenziellen Fall der Profitrate oder die Theorie des Wert gelesen zu haben. Kurzum: die ihren Beruf nicht nur verfehlt habe, sonder auch noch dummschwätzen und sich als Lobbyist missbrauchen lassen, freiwillig oder aus Dummheit und/oder Ignoranz.“

[Update] Ich hatte in der ursprünglichen Version dieses Artikels den Namen des Autors nicht gefunden, er ist jetzt eingefügt.

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Radioaktiv verseuchtes Grundwasser im Meer? Keine Gefahr!

Ich komme Fefe jetzt zuvor: Am zerstörten AKW in Fukushima ist radioaktiv kontaminiertes Grundwasser ins Meer geflossen. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe laut AK-Betreiber Tepco natürlich nicht.

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(K)eine Alternative für Deutschland – unter Vulgärokonomen und Geldfetischisten

heilige Kuh des Kapitalismus

Die Abbildung zeigt eine Pflichtveranstaltung der Erstsemester im Fachbereich Volkswirtschaftslehre in deutschen Universitäten

Ich habe mir das Wahlprogramm der so genannten „Alternative für Deutschland“ und deren „wissenschaftlichen“ Beirat angesehen. Nicht, dass mich die AfD interessiert hätte, aber es immer gut zu wissen, welche Fraktionen der Apologeten des Systems warum miteinander im Streit liegen. Für Menschen, die ernsthaft wissen wollen, wie Ökonomie funktioniert, ist das so wichtig wie für Atheisten der Zoff zwischen Papt Paul II. und Marcel Lefebvre.

Durch pseudo-seriöses Mainstream-Outfit bin ich schon gar nicht zu beeindrucken. Wenn jemand einen professoralen Titel trägt und einen Schlips, dann ist der vermutlich Talkshow-kompatibel, aber kann trotzdem ein Idiot sein. Also vorab ein Wort zur so genannten „Volkswirtschaftslehre“. Allein schon der Begriff ist eine Heuchelei und schmiert einem Senf in die Augen: Wer suggeriert, es gebe in der kapitalistischen Ökonomie ein „Volk“ von kleinsten ökonomisch handelnden „gleichen“ Einheiten, argumentiert bewusst boshaft und zynisch: Ob jemand Produktionsmittel besitzt oder nicht, ist nicht naturgegeben, und es stimmt auch nicht, dass man nur hart genug arbeiten müsse, um reich und glücklich zu sein. (Wer etwas über die Geschichte nachlesen will, schaue unter „Ursprüngliche Akkumulation“ nach.)

Die „Volks“wirtschaftslehre ist unstrittig Vulgärökonomie, weil sie den Anspruch, die Ökonomie wissenschaftlich erklären zu wollen, gar nicht erhebt. Es gibt auch nicht die Lehre, etwa wie in der Physik oder Chemie – die sich immerhin auf die Naturgesetze berufen können -, sondern zahllose mehr oder minder anspruchsvolle „Schulen“, wie Ökonomie zu beschreiben und zu verstehen sei, die sich gegenseitig wiedersprechen. Die „Volks“wirtschaftslehre muss sogar hinter der Niveau der klassischen bürgerlichen Ökonomie von Adam Smith oder David Ricardo zurückfallen. Diese haben sich noch ernsthaft bemüht, die Wirtschaft zu beschreiben, und Marx wäre ohne ihre Forschungen nicht denkbar. Alles nach Marx ist nur noch Apologetik eines säkularen Glaubenssystems, das sogar seine eigenen Wurzeln verleugnen muss, weil es ausschließlich darum geht, den Kapitalismus und das ihm immanente Ausbeutungsverhältnis zu verherrlichen. Die Methoden der Vulgärokonomie gleichen etwa denen katholischer Theologen, die gegen Galilei antraten.

Die Vulgärökomonie hat bisher Marx und diejenigen, die sich auf seine ökonomischen Lehren berufen können, nicht widerlegen können. Das geht auch gar nicht, weil die „Volks“wirtschafter erstens sogar die Arbeitswerttheorie der klassischen Nationalkönomie ablehnen und zweitens wie ein Vampir Kreuz und Knoblauch fürchten, sich mit Marx auseinanderzusetzen. Es geht ausschließlich darum, dass ihnen das Ergebnis der Marxschen ökonomischen Lehre nicht gefällt, und deshalb darf man sich damit nicht beschäftigen.

Die Briten sind da wesentlich entspannter: „Yes, Karl Marx is going mainstream – and goodness knows where it will end“. So etwas würde sich ein deutscher „Volks“wirtschaftler nie trauen zu sagen, genausowenig wie ein Christ zugeben würde, dass zwei Drittel seiner Glaubenslehre vom Judentum abgeschrieben wurde und der Rest aus dem Mithras-Kult stammt.

Der Marxsche Begriff Geldfetisch zum Beispiel beschreibt die (falschen) Bewusstseinsformen, die ökonomisches Handeln im Kapitalismus notwenig erzeugt. Das ist eine These, die die Wahrnehmungspsychologie leicht bestätigen könnte, wüsste die von Marx und blickte sie ins Wahlprogramm der so genannten „Alternative für Deutschland“. Marx verfügte noch nicht über das wissenschaftliche Instrumentarium der Psychologie; er musste also einen Begriff aus der Völkerkunde oder Theologie wählen, wie etwa den „Fetisch„: Einem Ding wird eine Eigenschaft zugesprochen, die es nicht hat, über die sich aber eine Gruppe von Menschen geeinigt hat, daran zu glauben. Bei dem „niederen“ Wesen „Markt“ – eine der wichtigsten Gottheiten der „Glaubensgemeinschaft Freier Markt“ – denken die Anhänger sich: Wenn man den Markt nur in Ruhe und allein handeln ließe, dann wäre alles in Butter. Es ist wie bei Esoterikern: Man kann mit Gläubigen nur schlecht rational argumentieren.

Die so genannte „Alternative für Deutschland“ hat überhaupt kein ernst zu nehmendes Wirtschaftsprogramm, sondern beschränkt sich weitgehend auf den Währungs- und Finanzsektor. „Wir fordern die Wiedereinführung nationaler Währungen oder die Schaffung kleinerer und stabilerer Währungsverbünde. Die Wiedereinführung der DM darf kein Tabu sein“, schreiben die da. Du meine Güte! Da hat Angela Merkel ja vom Kapitalismus zehn Mal mehr verstanden!

Ich zitiere eine des linken Gedankenguts völlig unverdächtige Zeitung – Cicero, das Zentralorgan für konservative Oberstudienräte, die für die „Zeit“ keine Zeit haben:
Die Bundesrepublik hat weit mehr von der Eurokrise profitiert als bisher angenommen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben sich auf Kosten des Südens saniert. (..) Die Bundesregierung erzielte nicht nur satte Zinsgewinne auf die Notkredite, die sie an die Krisenländer zahlte. Mehrere hundert Millionen Euro wurden 2012 allein von Griechenland abkassiert.

Wohlstand

Liebe Geldfetischisten von der „Alternative für Deutschland“: Der Euro nützt dem deutschen Kapital! Die Währungs“gemeinschaft“ schützt die deutsche Wirtschaft davor, dass die ökonomisch „schwachen“ Staaten Südeuropas ihre Produkte hierzulande billig anbieten können! Ist das so schwer zu verstehen? Lernt man noch nicht mal das im „Volks“wirtschaftsstudium?

Ich zitiere noch einmal mich selbst („Unter Schnellballsystemikern und Couponschneidern“, 03.08.2012):
„Deutschland ist bekanntlich der größte Exporteur in Europa. Was geschähe, wenn zum Beispiel Griechenland aus der Europäischen Union austräte und die Drachme wieder einführte? Die Zeit, die des Linksextremismus ganz unverdächtig und dem Marxschen Gedankengut abhold ist, schreibt im Januar 2012:
Laut dem gerade veröffentlichten Rüstungsexportbericht 2010 sind die Griechen nach den Portugiesen – auch ein Staat kurz vor der Pleite – die größten Abnehmer deutscher Kriegswaffen. Spanische und griechische Zeitungen verbreiteten gar das Gerücht, Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hätten Griechenlands Ex-Premier Giorgos Papandreou noch Ende Oktober am Rande eines Gipfeltreffens daran erinnert, bestehende Rüstungsaufträge zu erfüllen oder gar neue abzuschließen.

Nach einem Austritt Griechenlands oder dem Zerfall der Union würde das deutsche Kapital weit weniger Profite machen, da die Landeswährungen abgewertet würden. Es wäre genauso wie das Verhältnis zwischen Dollar und Euro. Ein schwacher Euro ist gut für den Export: „European companies are rubbing their hands at the sales boost they should get from the euro’s 10% decline against the greenback in recent weeks“.“

Ganz typisch für Geldfetischisten sind die Sätze aus dem Wahlprogramm der so genannten „Alternvative für Deutschland“: „Wir fordern, dass die Kosten der sogenannten Rettungspolitik nicht vom Steuerzahler getragen werden. Banken, Hedge-Fonds und private Großanleger sind die Nutznießer dieser Politik. Sie müssen zuerst dafür geradestehen.“

Als wenn es das gute „schaffende“ Kapital und das „böse“ Finanzkapital gebe! Eines gehört zum anderen wie der Schatten zum Licht. Man kann auch keine katholische Kirche fordern, die auf den Glauben an ein höheres Wesen verzichtet! Will man dem Finanzkapital verbieten, Profite auf seine Weise zu machen? Was sagt denn der Freie Markt(TM) dazu? Ist das nicht schon Gottstehunsbei Kommunismus? Zur Erholung ein Originalzitat von Marx:

Im zinstragenden Kapital ist daher dieser automatische Fetisch rein herausgearbeitet, der sich selbst verwertende Wert, Geld heckendes Geld, und trägt es in dieser Form keine Narben seiner Entstehung mehr. Das gesellschaftliche Verhältnis ist vollendet als Verhältnis eines Dings, des Geldes, zu sich selbst. Statt der wirklichen Verwandlung von Geld in Kapital zeigt sich hier nur ihre inhaltlose Form. […] In G-G‘ haben wir die begriffslose Form des Kapitals, die Verkehrung und Versachlichung der Produktionsverhältnisse in der höchsten Potenz: zinstragende Gestalt, die einfache Gestalt des Kapitals, worin es seinem eignen Reproduktionsprozeß vorausgesetzt ist; Fähigkeit des Geldes, resp. der Ware, ihren eignen Wert zu verwerten, unabhängig von der Reproduktion – die Kapitalmystifikation in der grellsten Form. (Marx: Das Kapital Bd. 3, MEW 25: 405)

„Grell“ ist ein schönes Adjektiv für den Unfug, den man bei der AfD liest. Was mir aber nicht ganz klar ist: Welche Fraktion der Kapitalisten hätte eigentlich einen Vorteil davon, wenn einige dieser Forderungen umgesetzt würden?

Da müssen die Kapitalismus-kundigen Leserinnen und Ökonomie-geschulten Leser jetzt ran.

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Unknown Features

Morgen Mittag kommt ein Techniker von der Telekom, um mein kaputtes DSL zu reparieren. Mal sehen, ob der versuchen wird, unbekannte kleine Kästchen mit unbekannten Features zu installieren. Ich werde ihm jedenfalls auf die Finger gucken. Har har.

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OpenPGP vs. S/MIME: Das Rennen ist noch nicht gelaufen

S/MIME vs. OpenPGP: Eine Entscheidungshilfe:

Wenn E-Mail Security nur auf Windows-basierenden Systemen gewährleistet werden soll, sind beide Standards gleichermaßen geeignet. Wenn jedoch Unix, Linux oder Palm-PDAs in das Konzept eingebunden werden, ist der Einsatz von OpenPGP zu empfehlen, da dieses auf mehr Plattformen verfügbar ist. Auswertungen der Glück & Kanja Software AG zufolge ist OpenPGP zurzeit der häufiger eingesetzte Standard mit einem Anteil von etwa 60 bis 70 Prozent aller verschlüsselten E-Mails. (…) Während es vor einigen Jahren noch so aussah, als gewinne S/MIME langfristig die Oberhand, scheinen sich viele Firmen aufgrund der erwiesenen Praxistauglichkeit und dem erheblich einfacheren und flexibleren Aufbau für eine OpenPGP-PKI zu entscheiden.

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Ein X für ein Keyscore vormachen

Ist es nicht merkwürdig, dass der Verfassungsschutz nach eigenen Angaben die Spionage-Software XKeyscore nutzt, aber angeblich nicht in der Lage war, etwas über die Nazi-Terrorgruppe NSU herauszufinden?

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Mein Strohhut, eine leckere Dame und die Maske des bürgerlichen Klasseninteresses

beautystrohhut

Da ich seit gestern Abend kein schnelles Internet habe, sondern eines auf Akustikkoppler-Niveau (die Telekom arbeitet dran), beschloss ich nach dem spartanischen Frühstück, erst zu joggen. Als ich im 10 Uhr abgekämpft bei schon knapp 30 Grad wieder nach Hause kam, beschloss ich zudem, meinen Strohhut zu reaktivieren, den ich 1982 im Osten Kolumbiens – in Vistahermosa in der Nähe der Sierra de la Macarena – erworben hatte. Ich weiß gar nicht, warum man so ein praktisches Teil nicht hier auch verkauft und trägt.

Aber so in der Sonne zu braten, ist auch langweilig, zudem die leckere Dame, die mich mit ihrem Anblick erfreute, bald gehen musst. Ich konnte mich aber noch verbal für den ästhetischen Genuss bedanken, was auch sie erfreute.

Ich werde mich wohl jetzt mit Habermas‘ „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ in ein Café setzen. Ich habe das Buch zum ersten Mal in den 70-ern gelesen; ich wundere mich, warum Habermas nicht im Verfassungsschutzbericht auftaucht, zumal er die Heilslehre der „Freien Marktwirtschaft“ und deren Gläubige auf allerhöchstem theoretischen Niveau ständig abwatscht:

Marx denunziert die öffentliche Meinung als falsches Bewußtsein: sie verheimlich vor sich selbst ihren wahren Charakter als Maske des bürgerlichen Klasseninteresses. Seine Kritik der Politischen Ökonomie triffe in der Tat die Voraussetzungen, auf denen das Selbstverständnis der politisch fungierenden Öffentlichieit beruhte. Ihr zufolge kann sich das kapitalistische System, sich selbst überlassen, nicht krisenfrei als eine ’natürlich Ordnung‘ reproduzieren. (S. 151)

Wahrscheinlich ist Habermas nur deshalb nicht in Deutschland gesellschaftlich geächtet, weil PolitikerInnen zu faul oder zu dumm sind, seine Bücher zu lesen. Allerdings hat er auf seine alten Tage die Verehrung höherer Wesen und anderen Formen des Aberglaubens wieder ernst genommen; das nehme ich ihn persönlich übel.

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Alice und Bob

alice and bobalice and bobalice and bobalice and bob

Ich habe vier kleine Grafiken gebaut, um das Prinzip der asymmetrischen Verschlüsselung einfach zu erklären. Die werde ich wohl in das Tutorial übertragen. Ich hatte keine vernünftigen Bilder in deutsche Sprache zum Thema gefunden. Gimp sei Dank kann man ja sehr schnell selbst etwas erstellen. Die Abbildungen stehen wie gewohnt unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Germany License.

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Proletarier aller Länder, verschlüsselt euch!

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Tagesspiegel (via Fefe): „Andreas Baum, Pirat und Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus, wirft der Polizei vor, bei einer Personenkontrolle auf illegalem Wege sein Handy ausspioniert zu haben.“

Nur zum Mitschreiben: Irgendjemand wurde anlasslos kontrolliert. Andreas Baum war zufällig in der Nähe. Deswegen wollte ein Beamter sein Handy auch „durchsuchen“: „Der Beamte habe gesagt: ‚Ich werde schon nicht in Ihren Nachrichten rumgucken, oder haben Sie etwas zu verbergen?'“

Ja, ich habe etwas zu verbergen: Alles das, was den Staat nichts angeht, zum Beispiel meine Adressbücher und Verbindungsdaten, an wen ich welche SMS geschrieben habe usw.. Ein Smartphone ist von allen Geräten natürlich das per default unsicherste. Das bedeutet aber nicht, dass man es nicht benutzen oder resignieren sollte.

Hier gibt es eine (englische) Anleitung: „How to set lock screen and security options on Galaxy S3“, und hier eine Anleitung: „How to set up Face Unlock on your Android phone“. Und hier: „How to make your Samsung Galaxy S3 more secure“.

Sehr nützlich auch von der kanadischen Piratenpartei Encrypt Everything und die Androiden-Toolbox, sozusagen die Mutter aller deutschsprachigen Android-Tutorials.

Es muss natürlich jeder und jedem klar sein, dass die Hersteller von Smartphones alles tun werden, um Sicherheit für die Endanwender so unbequem wie möglich machen. Sicherheit widerspricht dem Geschäftsmodell. Das ist ja auch bei Facebook und Co. so. (Ein weiteres Argument, warum einige naive Vorschläge der Beckmannschen Diskussionrunde am Donnerstag, man brauchte jetzt von allem eine „deutsche“ Version – Suchmaschine und Facebook usw. -, totaler und ahnungsloser Quatsch waren).

Beispiel: Mein Smartphone ist komplett verschlüsselt, nicht nur mit PIN, sondern auch die „Festplatte“ des Geräts. Diese Option gibt es, aber man braucht rund eine halbe Stunde, um das zu tun, muss das Teil am Ladegerät angeschlossen haben, und bei einem Update des Betriebssystems muss man zunächst wieder entschlüsseln (knappe halbe Stunde), updaten und dann wieder verschlüsseln. Da die meisten Leute sogar zu faul sind, sich ein anständiges Passwort auszudenken und zu merken, kann man schon abschätzen, wieviele Smartphones weltweit verschlüsselt sind.

Ein Smartphone ist an sich eine Spionage-Modul, weil es den Standort des Besitzers und das Bewegungsprofil speichert und verrät – das muss man berücksichtigen. Aber ich sehe keinen Unterschied zwischen GPS-Navigationssystemen im Auto und im Smartphone. Deshalb kann man meines Erachtens auch zum Beispiel Find my mobile benutzen – die wissen eh, wo man ist und könnten sogar per „remote access“ das Display des Smartphones aus- und einschalten.

Mein Rat an die wohlwollenden Leserinnen und geneigten Smartphone-besitzenden Leser: Das Feature aktivieren: „sofortiges Sperren des Smartphones mit dem Ein- und Aus-Knopf“ (ich weiß nicht, wie das bei Smartphones auf deutsch exakt heißt).

Settings | Security | Lock instantly with power key. When you push the power key it locks.

Wenn jemand also das Handy beschlagnahmen will: Auf den „Power“-Knopf drücken und das Smartphone ist sofort gesperrt.

„Einsichtnahme in private Kommunikationsdaten ohne staatsanwaltschaftliche oder richterliche Anordnung“ sei ‚grundsätzlich nicht statthaft'“. Näheres regelt aber der Polizist vor Ort.

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