Lautsprecher des Kapitals: Manfred Schäfers
Bildquelle u.a. KMJ
Ich habe eine neuen „Tag“ eingeführt: „Lautsprecher des Kapitals“. Das ist eine „Auszeichnung“, eine Art Wanderpokal, der an Kolleginnen und Kollegen meines Zunft zukünftig verliehen werden wird.
Die Aufgabe des Journalismus ist es, zu beobachten, zu analysieren, Hintergründe zu erforschen, und das Gefundene volkstümlich aufzubereiten, also frei nach Schopenhauer: „Nichts ist schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass sie jeder verstehen muss.“
Es ist mitnichten die ureigenste Aufgabe der Journaille, zu kommentieren oder bessere Politiker zu werden als die, die es sind, es sei denn, es diente der Wahrheitsfindung – wozu ein guter Kommentar, der zugleich unterhaltend sein sollte, auch nützlich sein kann.
Auch für das gut Gemeinte gilt Hanns-Joachim Friedrichs‘ Merksatz: „Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“
Der Wanderpokal „Lautsprecher des Kapitals“ geht an Journalisten, die nichts davon beherzigen, die sich die Propaganda der Kapitalisten unkritisch zu eigen machen, die deren Neusprech und und Propaganda-Worthülsen übernehmen, die in Populär-Okonomie dilettieren, ohne jemals ein Buch über den tendenziellen Fall der Profitrate oder die Theorie des Werts gelesen zu haben. Kurzum: die ihren Beruf nicht nur verfehlt haben, sondern auch noch dummschwätzen und sich als Lobbyist missbrauchen lassen, freiwillig oder aus Dummheit und/oder Ignoranz.
Der aktuelle Lautsprecher des Kapitals (Januar 2013) geht an Manfred Schäfers für seinen Faz-Artikel „Im Sozialrausch“. Dort heißt es:
Mehr Geld für Langzeitarbeitslose, ein Aussetzen der Sanktionen für Arbeitsunwillige, eine neue Garantierente, die Kindergrundsicherung – die Grünen machen auf Rot. Völlig losgelöst von ihrer eigenen Regierungserfahrung, den finanziellen Möglichkeiten eines verschuldeten Gemeinwesens und den Zwängen einer international verflochtenen Volkswirtschaft haben die Delegierten sich einem wahren Umverteilungsrausch hingegeben. (…) Man kann nicht ungestraft die ökonomischen Zwänge ignorieren.
Zwänge einer international verflochtenen Wirtschaft?! Das wäre ja noch schöner, die Profitmaximierung als „Zwang“ zu sehen, oder, um das konsequent weiterzudenken, den Kapitalismus als anthropologische Konstante oder das Ende der menschlichen Geschichte. Die Tatsache, dass das internationale und nationale Finanzkapital unsere Steuergelder verzockt wie am Rouletttisch, als „Zwang“ zu bezeichnen, ist schon dreist und ein starkes Stück.
Kommentare
9 Kommentare zu “Lautsprecher des Kapitals: Manfred Schäfers”
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Der Umverteilung wird nicht durch die Profitmaximierung Grenzen gesetzt, sondern dadurch dass sich die arbeitende Bevölkerung nicht beliebig ausmelken lässt. Das Steueraufkommen ist höher als alle Kapitaleinkommen, die in Deutschland generiert werden. Mit dir und Marx ist es ein wenig wie mit den Hämmern und mit den Nägeln: Wenn man als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus!
Eine sehr schöne Metapher, obwohl ich sie inhaltlich zurückweisen muss :)
Eine Metapher allerdings, die schon einen ellenlangen Bart hat. Von welchen „allen Kapitaleinkommen“ faselt der Michel denn da ?
Burkhard schreib nicht so schnell, dann unterlaufen Dir auch weniger Schreibfehler. Kann Dir als Germanist nicht recht sein. Ansonsten hast Du recht. LG Harald
[…] Die Tatsache, dass das internationale und nationale Finanzkapital unsere Steuergelder verzockt wie a… […]
Besonders schlimm ist es mit Journalisten, wenn sie z.b. beim Presseclub sich den Kopf der Politiker zerbrechen anstatt Journalismus auszuüben.
Ja aber sicher sind das Systemzwämge.
Die freie Konkurrenz macht die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion dem einzelnen Kapitalisten gegenüber als äußerliches Zwangsgesetz geltend. http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_245.htm#Z113
Will Burks den Kap. verbessern oder abschaffen?
[…] Um zu erinnern: “Der Wanderpokal “Lautsprecher des Kapitals” geht an Journalisten, die (…) sich die Propaganda der Kapitalisten unkritisch zu eigen machen, die deren Neusprech und und Propaganda-Worthülsen übernehmen, die in Populär-Okonomie dilettieren, ohne jemals ein Buch über den tenzenziellen Fall der Profitrate oder die Theorie des Wert gelesen zu haben. Kurzum: die ihren Beruf nicht nur verfehlt habe, sonder auch noch dummschwätzen und sich als Lobbyist missbrauchen lassen, freiwillig oder aus Dummheit und/oder Ignoranz.” […]
[…] Um zu erinnern: “Der Wanderpokal “Lautsprecher des Kapitals” geht an Journalisten, die (…) sich die Propaganda der Kapitalisten unkritisch zu eigen machen, die deren Neusprech und und Propaganda-Worthülsen übernehmen, die in Populär-Okonomie dilettieren, ohne jemals ein Buch über den tenzenziellen tendenziellen Fall der Profitrate oder die Theorie des Wert gelesen zu haben. Kurzum: die ihren Beruf nicht nur verfehlt habe, sonder auch noch dummschwätzen und sich als Lobbyist missbrauchen lassen, freiwillig oder aus Dummheit und/oder Ignoranz.” […]