Tal vez el cóndor volará

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Aufstieg zum Vulkan Tungurahua, Ecuador 1979, bisher unveröffentlicht ( vgl. Aufstieg zum Tungurahua, 08.05.2011)

In Ecuador tobt eine Art Revolution, Generalstreik, Ausnahmezustand, Militäreinsatz – wie man das so kennt. Interessant ist, dass die Revolte nicht nur vom städtischen Bürgertum getragen wird, sondern vor allem von den indianischen indigenen Verbänden wie der Confederación de Nacionalidades Indígenas del Ecuador (CONAIE). Die ersetzen vor allem in den Andenstaaten die klassischen Organisationsformen des Proletariats. (Nur in Bolivien ist beides weitgehend identisch – auch mit traditionell weitaus stärkerer Militanz: Bergarbeiter sind immer extrem gut organisiert und die Speerspitze, wenn es um etwas geht.) Damit ist garantiert, dass auch das „Land“ einbezogen ist. Eine „Revolución Ciudadana“ würde schnell in sich zusammenbrechen.

Ich bin heute froh, dass ich die Reisen durch Lateinamerika damals – vor vierzig Jahren – gemacht habe. Heute wäre das kaum noch so möglich, außer man machte einen großen Bogen um alles, was nach Klassenkampf aussieht. Dazu empfehle ich noch einmal den Film „Und dann der Regen“ von Icíar Bollaín. Besser kann man das Dilemma auch eines politisch interessierten Reisenden nicht beschreiben.

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Markt von Otavalo, Ecuador 1979, bisher unveröffentlicht (vgl. Otavaleños, 15.01.2011)

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Deutschland im Herbst

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Caspar David Friedrich: Der Wanderer über dem Nebelmeer, um 1818

Ist ist zum Terroranschlag schon vieles von allen gesagt worden. Wenn man die so genannte rechtsextreme Szene seit 30 Jahren im Blick hatte (meine erste Reportage zum Thema schrieb ich 1989), fällt zuvörderst auf, dass sie die von Politikern, „Experten“ und den üblichen Verdächtigen abgesonderten Sprechblasen immer und immer wiederholen. Es gibt noch nicht einmal einen gesellschaftlichen Konsens darüber, was genau das Problem sei.

Vor 20 Jahren gab es einen Aufstand der Anständigen, mit großem medialen Getöse – was ist daraus geworden? Was hat der bewirkt? Ich schrieb:

„Einen »Aufstand der Anständigen« kann es somit gar nicht geben, denn ein Aufstand ist immer unanständig. In den Augen der Herrschenden jedenfalls. Und seit wann macht die Mehrheit einen Aufstand? Und gegen wen? Ein »Aufstand der Anständigen« ist so sinnig, als forderten die Scientologen die Kassenzulassung.

Dennoch, ein Erfolg hätte so aussehen können: Der Rassismus und der Antisemitismus hätten abgenommen, vielleicht nicht, was die Einstellungen angeht, aber wenigstens das Verhalten betreffend. Die Anständigen waren sich aber noch nicht einmal einig, dass es gegen den Rassismus ging. Und heute befinden wir uns in einer Situation, die zu der Frage anregt: Warum hat sich trotz der zahlreichen Gesichtzeiger und der »Programme gegen Rechts« nichts geändert? Man könnte das »trotz« durch »wegen« ersetzen, wenn man nur boshaft genug wäre.

Oder darauf hinweisen, dass es ohne die Programme und unzähligen, meist unpolitischen Aktionen auf Volkshochschulniveau noch viel schlimmer gekommen wäre und die Braune Armee Fraktion schon in Bataillonsstärke ihre Wehrsportmanöver durchführte. Der »Aufstand der Anständigen« war ein gruppendynamisches Kuschelereignis mit dem kathartischen Effekt einer Beichte: Wir bekennen, dass wir böse waren, und nehmen, ganz christlich, die Schuld der braunen Kameraden auf uns, die leider beim Aufstand nicht mitmachen, und versprechen, fürderhin so brav zu sein, wie wir schon immer waren.

Der Antisemitismus wird ohnehin gern vergessen. Natürlich ist es anständig, auf Friedhöfen nicht die Grabsteine umzuwerfen. Darauf, und auf den Appell, bitte keine Gewalt und keine Synagogen abzufackeln, einigt man sich schnell. Solange Juden auf Friedhöfen liegen und ihre Habseligkeiten in Museen verstaut sind oder man nur ihre restaurierte Architektur vor sich hat und ein bisschen Klezmer für Pfarrerinnen und Fans der völkischen Folklore, gibt es keinen Streit. Aber sobald andere unangenehme Details zur Sprache kommen, etwa israelische Fahnen vor Gemüseläden im schönen deutschen Berlin oder Werbebanner der israelischen Armee auf deutschsprachigen Websites, fällt die Moral in sich zusammen. Und der Aufstand verkrümelt sich genau so schnell.“

Das hiesige Publikum erwartet hoffentlich nicht von mir, dass ich mich mit dämlichen Sprüchen befasse, die sich irgendwie mit Radikalisierung im Internet beschäftigen. Das ist unter meinem Niveau, wie Gerhard Polt richtig sagt. Ich kann mich sogar einem Kommentar der Bild-Zeitung anschließen:

„Vor wenigen Tagen noch ließen die Behörden in Berlin einen Attentäter laufen, der mit einem Messer eine Synagoge überfallen wollte – kein Haftgrund.

Wenn Juden in Deutschland angegriffen werden, fallen die Strafen meist lächerlich gering aus. Wenn Juden in Deutschland nicht an Bord einer arabischen Airline gehen dürfen, tut die Politik NICHTS“.

Interessanter Aspekt, der aber außer von mir so nirgendwo gesagt werden wird: Wozu haben wir einen Inlandsgeheimdienst, wenn es nur „Einzeltäter“ à la Breivik gibt? Ceterum censeo: Verfassungsschutz esse delendam.

Weiteres Fazit: Es gibt offenbar keine Journalisten mehr, die das rechte Milieu professionell beobachten. Der Spiegel schreibt: „Im Internet ist auch ein Manifest aufgetaucht, in dem detailliert Anschlagspläne beschrieben werden. Experten des International Centre for the Study of Radicalization (ICSR) in London haben es in einem rechten Forum entdeckt.“

Im Internet. In einem rechten Forum. Das ist ja supergeheim, das finden deutsche Journalisten natürlich nie.

Mehr fällt mir dazu nicht ein.

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Mischpoke oder: Den rechten Rand bevölkern

Sehr schöner und die Journaille entlarvender Artikel auf ÜberMedien: „Von der ARD zur AfD: Journalisten, die den rechten Rand bevölkern“.

„Die AfD war gewissermaßen von Anfang an journalistisch geprägt: Das Gründungsteam der Wahlalternative 2013, aus der die Partei hervorging, bestand zur Hälfte aus Personen aus dem journalistischen Milieu…“

Ach. Und unseren „Volkswirtschaftlern“.

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Sind deutsche Medien antisemitisch? [Update]

Wir möchten Sie zu einer Diskussionsveranstaltung zum Thema: „Israel in den Medien – Sind deutsche Medien antisemitisch?“ einladen.

Die Berichterstattung über Israel in den deutschen Medien wird oft auf den Konflikt mit den Palästinensern reduziert. Antisemitismus – das ist ein Tabuthema. Aber Anti-Israelismus – das ist „in“. Über Israel erfahren wir in den Medien nicht viel. Außer über den Konflikt mit den Palästinensern. Israel ist der Aggressor und die anderen verteidigen sich. Stimmt das? Steckt hinter dieser Berichterstattung ein System? Und wenn ja – welches?

Termin: Mittwoch, 16. Oktober 2019, 19 Uhr.
Ort: Geschäftsstelle DJV Berlin, Alte Jakobstraße 79/80, 10179 Berlin

Diskussionsteilnehmer:

Arye Sharuz Shalicar ist Sohn iranischer Juden und wuchs in Berlin-Wedding auf. Er studierte in Israel, wurde Sprecher der israelischen Armee und ist jetzt leitender Mitarbeiter der Regierung. Er schreibt regelmäßig für deutsche Medien, unter anderem für WELT, Jüdische Allgemeine und Nordwest Zeitung. Er ist Autor des Buches: , Berlin/Leipzig 2018

Maya Zehden ist Berliner Journalistin und Autorin. Sie arbeitet für den täglichen Newsletter HonestMedia und für ILI News. Auf der Gegendemo zum Al-Quds-Marsch am 1. Juni hielt sie eine Rede über“„Israel in der Berichterstattung“ und wurde dazu im ZDF interviewt. Sie ist Vorstandsmitglied der „Deutsch-Israelischen Gesellschaft“.

Eldad Beck wurde in Haifa geboren und studierte an der Sorbonne Arabistik und Islamwissenschaften. Er ist Deutschland- und Europakorrespondent israelischer Tageszeitungen und schrieb mehrere Bücher, darunter die erste hebräisch-sprachige Biografie über Angela Merkel: „Die Kanzlerin – Merkel, Israel und die Juden“. Er lebt in Berlin.

Diskussionsleiter: Burkhard Schröder

[Update] Der DJV Berlin berichtete.

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KKK oder: Als das Fühlen nicht geholfen hat

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Wenn ich eines nicht ausstehen kann, dann ist es unpolitisches moraltheologisches Lifestyle-Gefasel. Was wollen mir junge Mädchen ohne große Lebenserfahrung eigentlich über das Weltgeschehen erzählen? Für mich klingt das nach Scientology-Ideologie, ein paar Seminare, und du bist besser als ein Samurai, der 40 Jahre täglich geübt hat. Oder: Als das Fühlen nicht geholfen hat oder: Mein Bauch sagt usw..

Dieser wild gewordene Haufen kirrer Klima-Kleinbürger (KKK), den Jutta Ditfurth zu Recht als Sekte bezeichnet, stellt nicht die Machtfrage, bewirkt nichts für das Klima (das können die Chinesen besser), hat keine blassen Schimmer von kapitalistischer Ökonomie und der ihr innewohnenden Gesetze, ist also nur ein reaktionärer Lifestyle-Scheiß – und ein verdammtes Heuchler-Pack.

Auf Fratzenbuch wäre das jetzt ein Hasskommentar und würde zensiert. Für so etwas habe ich ausschließlich mein Blog.

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Avatare sehen dich an, reloaded

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Vermutlich habe ich es schon mal hier gefragt: Gibt es Avatarinnen? Wenn nicht, dann muss die Gendersprachpolizei eingreifen!

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Vikings! Dezember!

VIKINGS | Returns December 4

Das Video wird von YouTube eingebettet und erst beim Klick auf den Play-Button geladen. Es gelten die Datenschutzerklärungen von Google.

Yes…..

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El Dorado oder: El Museo del Oro

Oasis of Klima

Goldene Maske der Muisca, der Ursprung der Legende um den so genannten „Goldenen Mann“ (El Dorado). Museo del Oro (Video), Bogotá, Kolumbien, fotografiert 1979 oder 1982 (ich war zwei Mal da).

(Das Original-Dia ist viel zu dunkel und von schlechter Qualität, das hier konnte ich noch rausholen.)

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Die Machtfrage oder: Wearable Face Projector für alle!

Wearable face projector

In Hongkong gibt man sich revolutionär. Natürlich sind die im Recht, aber es wird selbstverständlich böse ende. Die Regierung in Peking kann nur gewinnen, sie muss einfach abwarten.

Man kann von der Fantasie der Protestierenden nur lernen (vgl. oben). Während sich die Gefühlslinken hierzulande mit Lifesyle-Themen beschäftigen wie Gendersprache und Diversity (oder wie das heißt), müssen die entscheiden, ob sie die Machtfrage stellen und gegen wen und wie. Ein Wearable face projector ist ganz großartiges Hacken (via Fefe)!

Übrigens: Kinder in der VR China müssen eifriger lernen als in Deutschland. Ich will das gar nicht bewerten – ich habe auch keinen Schaum vor dem Mund. Vielleicht ist das ja die Zukunft, und wir stehen auf dem Abstellgleis?

Wenn man den Bildungsstand vieler „südländischer“ Einwanderer, auch der zweiten und dritten Generation, und des unteren Drittels der eingeborenen Deutschen ansieht, kann man sich nur gruseln.

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Königsgambit, reloaded

Königsgambit

Nachdem ich in den letzten Wochen total unkonzentiert spielte und meine Elo-Zahl in den Keller jagte, hatte ich heute – mit den weißen Steinen und nach e2-e4, e7-e5, f2-f4 – gegen einen weitaus überlegenen Gegner eine Eingebung.

Ich wundere mich immer, wie selten beim Blitzschach meine Lieblings-Eröffnung Königsgambit gespielt wird. Da geht es gleich drunter und drüber, und wenn man nicht höllisch aufpasst, kann man mit jeder Farbe grandios scheitern. Wenn ich als Schwarzer auf das Königsgambit treffe, antworte ich immer mit Ernst Falkbeer. Das bringt ebenso Leben in die Bude.

Nach Stand der Eröffnungslehre kann der Führer der weißen Steine vermutlich nicht mehr als auf einen Ausgleich hoffen, vorausgesetzt, der Schwarzspieler findet die optimalen Züge. Das setzt profunde Theoriekenntnisse voraus. Viele Varianten des Königsgambits gelten als nach wie vor schwer einschätzbar.

Welcher Zug von Weiß gewinnt sofort?

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Religioten oder: Scheibchenweise Wahrheit

Welt online: „Der Täter von Paris war wohl radikaler Islamist. Viel spricht dafür, dass die Regierung diese Tatsache bewusst verschleiern wollte. Erinnerungen an den Umgang mit der Kölner Silvesternacht werden wach.“

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Siebenundzwanzig

Kasra - Fayeen

Endlich habe ich auch die Website der neuen Rollenspiel-Sims in Second Life (adult) fertig. Ich habe einige WordPress-Themes ausprobiert, bin aber doch bei Twenty Seventeen gelandet, weil ich da am wenigsten fluchen musste.

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All thats interesting

dinosaurier

National Geographic schreibt etwas über einen gefundenen Saurier: „Known as a nodosaur, this 110 million-year-old, armored plant-eater is the best preserved fossil of its kind ever found.“ Faszinierend.

And Now For Something Completely Different. Die Süddeutsche (von der alle abschreiben) berichtet über ein bisher unbekanntes Video, in dem der Attentäter Anis Amri seine Tat angekündigt haben soll.

„Das Video ist bislang nicht in die Ermittlungsakte des Bundeskriminalamts (BKA) gelangt, das den Terroranschlag und seine Hintergründe aufklären soll. Dies geschah auf Wunsch eines ausländischen Geheimdienstes. Auch die Untersuchungsausschüsse verschiedener Parlamente, die seit geraumer Zeit an der Aufklärung des Falles arbeiten, haben dieses Video offenbar nicht gezeigt bekommen.“ Auch faszinierend.

And Now For Something Completely Different. Wer sich mit Plastikfolie vor Pefferspray schützt, muss Strafe zahlen.

And Now For Something Completely Different. The New York Times: „Ukraine? Impeachment? Trump Can Survive It All, Foreign Analysts Say“.

Schon klar. Auch wenn die deutschen Medien freiwillig gleichgeschaltet unisono das Impeachment-Verfahren bejubeln und sich gegen Trump die Finger wund schreiben: Alles nur Feuilleton, also irrelevant.

Zum Schluss: Esst mehr Fleisch, denn das ist gesund.

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Drei von Dreien oder: Oasis of Klima

Oasis of KlimaOasis of KlimaOasis of KlimaOasis of KlimaOasis of KlimaOasis of KlimaOasis of KlimaOasis of Klima

Ich muss schon wieder mit virtuellem Gedöns langweilen, aber ich habe jetzt die dritte Sim fertiggestellt – die Oasis of Klima nach John Normans Buch Tribesmen of Gor, insbesondere ab Kapitel 14: The march to Klima.

Es gibt schon eine französisch-englische Website dazu, aber in Secondlife hat die betreffende Sim schon länger geschlossen und ist nicht mehr erreichbar.

One of the major sites within the Tahari for obtaining salt are the brine pits of Klima. Klima is hidden deep within the dune country and its location is closely guarded. It is worked by thousands of male slaves and escape is nearly impossible. Kaiila are not permitted there, even for the guards. There is a well there but no other water for about a thousand pasangs. Women are not permitted there so that men will not kill each other for them. Slaves are taken to the mines on foot, hooded and chained. Many die on route. At the mines, their feet must be bound in leather to the knees as they will sink through the salt crusts. The salt would grate and burn their flesh. In the mines, most of the salt is in solution. It is obtained in either of two ways, by drilling and flush mining, or by sending men to collect it in the deeper pits. A work day is from dawn to dusk and some men kill others for lighter assignments.

Eine war interessante Aufgabe, dazu ein Rollenspiel-Environment zu bauen – Wüste, eine Salzmine – und wie baut man „Salz“ und wie sieht das virtuell aus?

Die dritte Sim (von dreien, die ich gebaut habe), ist auch nur eine Homestead, das heisst: Ich hatte nur 5.000 Polygone zur Verfügung anstatt von 20.000 einer „vollen“ Sim.

Die Illusion einer unendlichen Weite bzw. Fernsicht erzeugt man übrigens mit so genannten Sim Surrounds, die ich nicht selbst herstellen, sondern kaufen muss.

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