Frustra laborat, qui omnibus placere studet [Update]

hauen und stechen
Mitgliederversammlung des DJV Berlin-JVBB (Symbolbild)

Dira necessitas! Es geht leider um Vereinsmeierei und das dazugehörige Hauen und Stechen, also Gruppendynamik und viel Lärm um nichts. Alternative Titel, die aber von mir wieder verworfen wurden: „Tilo, übernimm den Laden!“ Oder: Difficile est satiram non scribere. Oder: „Unter Exekuteuren „(vgl. unten).

Horresco referens. Aber zuerst die gute Nachricht: Beim wiedervereinigten DJV Berlin/JVBB wird morgen (26.09.2020) schon wieder ein neuer Vorstand gewählt.

Am 27.07.2020 zitierte ich die Berliner Zeitung: „Der Vorstand des Berliner Journalistenverbands tritt zurück. Anlass ist der vorstandsinterne Streit um das umstrittene RBB-Sommerinterview mit dem Rechtsextremisten Andreas Kalbitz. Auch ein Bericht der Berliner Zeitung zu dem Vorgang spielte eine Rolle.“

„Die Gründe für den Rücktritt gehen jedoch über das umstrittene RBB-Sommerinterview weit hinaus: Sowohl Walther als auch Oppermann und Enderle gehörten einst dem JVBB an, der erst zu Jahresbeginn mit dem DJV Berlin zum DJV Berlin JVBB fusionierte. Offenbar gab es aber auf Vorstandsebene gravierende Differenzen zwischen den Mitgliedern der beiden Vorgängerverbände, die nun beim Streit um das Kalbitz-Interview offen zutage traten.“

Das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit. Um die zu erfahren, hätte man aufwändig recherchieren müssen. Wo kämen wir denn da hin? Nur so unter uns: Der im Frühjahr zum Vorsitzenden gewählte Christian Walther galt bei der Mehrheit der Vorstandsmitglieder als „nicht teamfähig“, er habe einsame Beschlüsse gefasst, ohne die anderen zu konsultieren, ja sogar gegen die Beschlusslage des Vorstands gehandelt. Auch habe er den Bundesvorstand brüskiert. Kolleginnen aus dem Vorstand erklärten off the record, sie würden keinem Vorstand mehr angehören, wenn Walter noch einmal kandidiere. Es ging also offenbar so zu wie man sich das vorstellt in einer Schlangengrube.

Eine recht große Gruppe von Kolleginnen startete einen Aufruf: “ Es braucht neue Personen, die die Integration der beiden Verbände voranbringen. Warum nicht mal eine Frau als Vorsitzende und einen männlichen Stellvertreter?“

Das klingt vernünftig, aber wir sind bei der Vereinsmeierei. Da ist alles anders, und das ist die schlechte Nachricht. Die Kandidaten zur Wahl haben sich öffentlich präsentiert. Der Geschäftsführer Michael Rediske schleppte, auch wieder ohne Rücksprache, Steffen Grimberg an, der als Vorsitzender kandidiert, offenbar eine Seilschaft nicht nur aus der taz, sondern auch aus dem ehemaligen „Spalterverband“ JVBB.

Ich habe nie verstanden, warum Journalisten sich auf diese völlig irrelevanten Pöstchen drängeln. Vielleicht vermuten sie irrig, sie wären dann wer. Der Vorsitzende des DJV Berlin erhält aber rund 1000 Euro monatlich, das Doppelte von dem, was der Vorsitzende vor der Wiedervereinigung bekam. Das wurde relativ schnell beschlossen. Auri sacra fames! Und zusätzlich noch mehr Spesengelder, die aber gar nicht im Budget vorgesehen waren. Ein hübsches steuerfreies Zubrot! Man bekommt von dem „Ehrenamt“ keine Schwielen an den Händen, höchstens am Allerwertesten.

Der im Frühjahr neu gewählte Schatzmeister Klaus Enderle (Personalrat Deutsche Welle) nickte diese unerhebliche Details ab. Citius flammas mortales ore tenebunt, quam secreta tegant! Ich sage nur: Früher ist man schon aus weit geringerem Anlass gevierteilt worden. Mal sehen, ob der alte Vorstand entlastet wird. (Meine Wette – ich kenne den Laden schon länger: ja!)

Morgen stehen mehrere Seilschaften parat. Im RBB sähe man gern, dass der DJV Berlin wieder komplett von der Anstalt dominiert wird. Diese Leute hoffen auf Christian Walter, dass der, obwohl er nicht mehr kandidiert (im DJV kann man aber nie wissen), eine Art Volkssturm zusammentrommelt.

Rediske und Nachläufer wollen, dass niemand ihren Journalistenpreis „Der lange Atem“ antastet. Um das Ausmaß der Schmerzfreiheit zu verdeutlichen, die manche „Verbandsjournalisten“ an den Tag legen: Gabi Probst, eine ehemalige Preisträgerin, hatte Bernd Lammel, dem früheren Vorsitzeden des DJV Berlin, eine Stasi-Karriere angedichtet, unter Mithilfe des RBB, wo der Quatsch gesendet wurde, hätte also beinahe ein Leben und eine Karriere zerstört, fiel aber zum Glück damit – mir sei das Wort gestattet – auf die Schnauze. Diese Dame wurde nochmal nominiert. In einer E-Mail eines Medienjournalisten heißt es:
Herr Lammel, im Oktober 2019 hat der Vorstand des DJV Berlin einem Antrag zugestimmt, beim JVBB und der Jury des Preises „Der lange Atem“ offiziell zu protestieren und dazu aufzufordern, die Nominierung der Kollegin Probst vom RBB für den Preis zurückzuziehen. So weit ich weiß, haben Sie als damaliger Vorsitzender des DJV Berlin, diesen Beschluss nicht exekutiert. (Blah blah)

Ich sage es klar und angenehm: Journalisten, die anderen Journalisten Preise verleihen, sind lächerlich – mit hohem Fremdschämeffekt. Ich kandidiere aber für nichts, deshalb muss man vor mir nicht warnen.

Noch eine gute Nachricht: Tilo Jung kandidiert. Ich weiß zwar nicht, warum der sich das antut, aber er wäre für den Verband eine Art Bluttransfusion.

Alle Frauen, die sich mit Foto präsentieren, sind wählbar. Außer Tilo und den äußerst kompetenten Jens Schrader und Ismail Cevik von den Männern niemand. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?

[Update] Steffen Grimberg wurde mit 52 (!) Stimmen zum neuen Vorsitzenden der DJV Berlin/JVBB gewählt, seine Gegenkandidatin, die Ćorona-bedingt per Video zugeschaltet worden war, erhielt 38 Stimmen. Tilo Jung hatte vorher erklärt, er würde sich nur wählen lassen, wenn eine Frau Vorsitzende sei. Die lernen halt nichts und nicht dazu.

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Kommentare

2 Kommentare zu “Frustra laborat, qui omnibus placere studet [Update]”

  1. Die Anmerkung am September 26th, 2020 9:07 am

    Tong-Jin Smith gendersternt.

    Nicht wählbar.

    Alle, die von Kolleginnen und Kollegen schreiben, wären, zumindest für mich, ebenfalls nicht wählbar.

  2. Die Anmerkung am September 26th, 2020 1:30 pm

    Verehrter Blogwart, ich beschäftige mich seit Anbeginn der Pressekonferenz des Genossen PD Menzel zum Waffenfund im Wohnmobil anhand der geleakten und Polizeiakten mit dem vom Spiegel als NSU ins Leben gerufenen Widerstand der pseudointellektuellen Linkenzia, da die NPD kein würdiger Intimfeind spinnerter Linker mehr war. Nun hat der Aust hinter Paywall wieder zugeschlagen.

    Lesen sie sich das bitte mal für mich durch? Meine email-Adresse ist ja vorhanden, so daß ein Fazit an selbige Adresse gesendet werden könnte. Vielleicht springt ja wieder mal ein zynischer Post meinerseits heraus, wenn ich weiß, was der Aust kauderwelscht. (Aust macht eh nix mehr, der ist Rentner und nur Mitzeichner solcher Artikel.)

    https://www.welt.de/politik/deutschland/plus216497080/NSU-Komplex-Etwas-soll-verheimlicht-werden.html

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