In der Schlangengrube

Betreff: DJV Berlin

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

am 11. Januar dieses Jahres fand die erste gemeinsame Wahl eines Landesvorstandes beim fusionierten DJV Berlin statt. Dieses Ereignis und das Ergebnis der Wahl hat mich dazu veranlasst, den DJV zu verlassen, dem ich von 2015 – 2016 als Vorsitzender des JVBB angehört hatte.

Ich möchte Ihnen kurz meine Beweggründe schildern, denn ich glaube, dass es anderen Mitgliedern des Berliner Landesverbandes ähnlich erging, als sie diese Mitgliederversammlung verließen.

Bei der Wahl zum neuen Landesvorsitzenden kam es zu Unregelmäßigkeiten bei der Durchführung des Wahlvorganges, der eine regelrechte Kampagne gegen den bisherigen Vorsitzenden des DJV-Berlin, Bernd Lammel vorausging.

Mir und anderen Mitgliedern des JVBB waren im Jahr 2016 die Stasi-Akten Lammels zugeleitet worden und wir konnten deren Inhalt ausführlich studieren. Nun bin ich kein Experte in Sachen Stasi-Akten, aber durch meine berufliche Tätigkeit musste ich mich leider mit Stasi-Fällen in der eigenen Redaktion beschäftigen und dadurch notgedrungen mehrere hundert Akten lesen. Mir – und auch anderen »Mitlesern« – war bald klar, dass die Konstruktion einer Stasi-Verstrickung Lammels nicht haltbar sein konnte. Hinzu kam, dass der DJV-Berlin ein Gutachten, das Bernd Lammel vom Vorwurf der Stasi-Spitzelei entlastete, dem DJV Bundesvorstand zur Kenntnis gegeben hatte, allerdings mit der Bitte um absolute Vertraulichkeit. Ich plädierte im Vorstand dafür, die Kampagne einzustellen und Fusionsgespräche mit dem DJV Berlin ohne Vorbedingung (nämlich die Amtsniederlegung oder -ruhe Lammels) aufzunehmen. Dies wurde einstimmig angenommen.

Im Sommer 2016 trat ich von meinem Amt zurück. Offiziell mit der Begründung, dass ich mich um die von mir mitgegründete Seenotrettungs-NGO »Sea-Eye« kümmern müsse. Das war nur die halbe Wahrheit. Bereits während dem ersten Vorgespräch zur Fusion fielen mir beide Mitglieder der JVBB-Delegation in den Rücken, indem sie ultimativ den Rückzug Lammels forderten. Unter diesen Umständen war eine Fortsetzung meiner Tätigkeit nicht mehr möglich.

Ich schreibe dies so ausführlich, weil sich drei Jahre später die Ereignisse fast wiederholen sollten. Wissend um die fehlende Stichhaltigkeit der Stasi-Vorwürfe, wurde Bernd Lammel bei der Vorstellung zur Wahl von JVBB-Mitgliedern in die Rechtfertigungsposition getrieben.

Diese Kampagne auf der Mitgliederversammlung bestürzt mich zutiefst. Ich war leider so überrascht von dieser Niederträchtigkeit, dass ich versäumte, das Gebotene zu tun, nämlich das Wort zu Lammels Verteidigung zu ergreifen. Das werfe ich mir vor, und das ist auch ein Grund, warum ich ihnen schreibe.

Die anschließende Wahl des neuen Vorsitzenden musste zweimal wiederholt werden, weil jedes mal mehr Stimmzettel als Wahlberechtigte abgegeben worden waren. Beim ersten Mal schöpfte noch niemand Verdacht, beim zweiten Mal war klar, dass die Wahlgänge manipuliert worden sein mussten: Durch die Wiederholungen und die stundenlange Dauer der Auszählung verließen rund ein Drittel der Mitglieder vorzeitig die Versammlung.

Nicht nur ich bin überzeugt, dass die Wahl anders ausgegangen wäre, wenn der Wahlgang regulär verlaufen und die Schmutzkampagne gegen Lammel nicht erfolgt wäre.

Im neuen fusionierten Berliner Verband setzt sich die alte Kultur des Hasses und Misstrauens also fort. Ich wollte einem Berufsverband und nicht einer Schlangengrube zugehörig sein.

Dem DJV – als Bundesverband – wünsche ich weiterhin viel Erfolg im Interesse unseres wunderbaren Berufs, der in Berlin leider auch sein hässliches Gesicht gezeigt hat.

Mit freundlichem Gruß
Hans-Peter Buschheuer

POST SUMMARY
Date posted: Montag, Februar 17th, 2020 16:17 | Under category: DJV Berlin
RSS 2.0 | Both comments and pings are currently closed.
Kommentare deaktiviert für In der Schlangengrube

Comments are closed.