An einem Dienstag geboren

An einem Dienstag geboren

Ich empfehle uneingeschränkt mit mit höchstem Lob Elnathan Johns An einem Dienstag geboren (AfrikAWunderhorn).

Irgendwann hatte ich vorher zufällig irgendeine der Rezensionen gelesen und dachte, man müsste so etwas einmal konsumiert haben. Der Name des Autors kam mir bekannt vor.

Ich stimme den Rezensenten zwar zu, muss das aber noch steigern: Nein, es geht nicht primär um Boko Haram, obwohl der Roman im Norden Nigerias spielt und zahlreiche Wörter in Hausa vorkommen. Das ist ein exemplarischer Roman über eine Afrikaner, der in den Wirren des frühen 21. Jahrhunderts lebt – und, falls er das könnte und es einen zweiten Teil gäbe – vielleicht auch nach Europa auswandern würde.

Ich empfehle selten Romane, weil mir selbst selten welche gefallen. Dieser aber hat mich gefesselt. Ich habe zwei Tage in jeder freien Minute das Buch in der Hand gehabt und war enttäuscht, dass es irgendwann zu einem Ende kam. Wenn ich mich recht erinnere, ist mir so etwas nur bei Umberto Eco oder Rian Malan und noch wenigen anderen passiert. Man muss anmerken, dass die Übersetzung hervorragend ist, die lakonische Sprache kommt auch im Deutschen gut rüber. Man brauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge. Aber so was von.

Ich wundere mich nur, dass die Jugendschutzwarte es nicht auf den Index gesetzt haben. Das letzte Drittel sollte man Jugendlichen nicht unbedingt zum Lesen geben – davon kriegten die Alpträume. Erinnert mich an Savior – den einzigen Film, den ich mir nicht wirklich angucken kann, weil er mein Nervenkostüm zerrüttet.

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Kommentare

8 Kommentare zu “An einem Dienstag geboren”

  1. Wolf-Dieter Busch am Oktober 27th, 2019 12:07 pm

    Man brauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.

    Ausgezeichnet. Ich habe kein sprachliches Vorbild, aber wenn ich eins hätte, wäre dies Dashiell Hammett.

    Das Buch werde ich nicht lesen. – Und außer Savior gibt es noch viele Filme, die ich mangels Nerven nicht sehen werde.

  2. admin am Oktober 27th, 2019 1:30 pm

    Brecht ist auch so ein Vorbild, Heine und Kleist gehören dazu. Ich habe Chandler bis jetzt noch nicht im Original gelesen, aber die Übersetzungen von Wollschläger lassen erahnen, dass es sich lohnen würde (weil andere Übersetzer um Klassen schlechter sind).

  3. Wolf-Dieter Busch am Oktober 27th, 2019 1:52 pm

    Heine: aber sicher!

    Ein kleines Harfenmädchen sang.
    Sie sang mit wahrem Gefühle
    Und falscher Stimme, doch ward ich sehr
    Gerühret von ihrem Spiele.

    Genau.

  4. Wolf-Dieter Busch am Oktober 27th, 2019 1:58 pm

    Bei Brecht nicht so sehr. Brecht ist außer Dichter auch Aktivist. Das qualifiziert seine Sprache als politisch. Im weiteren Sinne ein Marketing-Element.

    Mit dem strikt technischen Urteil habe ich Brechts Bedeutung nicht in Abrede gestellt.

  5. Wolf-Dieter Busch am Oktober 27th, 2019 2:01 pm

    OT Erlaube mir dies Herbstgedicht:

    Herbstling lässt den grauen Schleier
    wehen durch den feuchten Dunst.
    Froh zu sein ist keine Kunst:
    Gummistiefel! Bierchen! Feier!

  6. Messdiener am Oktober 27th, 2019 5:43 pm

    Es reicht nicht, nur über Boko Harem und die Saud-Connection zu reden. Es fehlt die USA Saudi-Arabien Connection.
    https://www.youtube.com/watch?v=UidXl5OsIPM

  7. Martin Däniken am Oktober 28th, 2019 11:08 am

    Und das „Söldner“ ihren
    klar definierten Auftrag erfüllten:
    https://martincompart.wordpress.com/category/eeben-barlow/
    Während alle anderen unklare Aufgabenstellungen herummurksend nicht erfüllen können…weil die evtll.Saudis mit evtll. drinhängen?

  8. Tsundoku : Burks' Blog – in dubio pro contra am November 17th, 2020 6:23 pm

    […] meistens Sachbücher, weil ich selten gute Belletristik in die Finger kriege – das letzte Mal vor mehr als einem Jahr. (Christian Baron ist auch gut, aber eher ein […]

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