Wie ich einmal vergeblich versuchte, einen Artikel bei Focus Offline zu kommentieren

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Und warum sehe ich die Bilder auf der Startseite von Focus offline alle doppelt? Sind die jetzt nicht mehr in der Lage, Grafiken korekt in HTML einzubinden? Wundern würde mich das nicht – Links kriegen sie ja auch nicht hin…

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Lady Di and Sir Robert

LichterketteVielleicht liegt es daran, dass mir Fußball nichts bedeutet. Aber ich kann mir nicht helfen: Die Massenhysterie um den Torwart Robert Enke erinnert mich stark an den irrationalen Trauerwahn beim Tod Lady Dianas. Die Massen versammeln sich wieder einmal um Feuer in der Nacht.

Stichworte bei SpOn: „eine in der deutschen Sport-Historie einmalige Trauerfeier… nahmen zügig, aber ohne Hektik und in angemessener Form ihre Plätze ein. ertönte aus Lautsprechern rund um das Stadion Musik… Zeremonie zum Andenken… Der katholische Pfarrer Heinrich Plochg spricht… “ Die Massen ordnen sich freiwillig und in angemessener Form, jedes Element der Masse fühlt gleich und hält womöglich etwas Brennendes in den Händen – woran muss ich jetzt denken – an Theweleit? sorry, ich gehe jeder deutscher Masse aus dem Weg, die von einem Pfaffen angeführt wird. Vielleicht lebe ich im falschen Land.

Die KollegInnen im JoNet diskutierten durchaus darüber: „Schienenselbstmorde und das öffentliche Ausweiden“. Nur kommt das in der Öffentlichkeit kauman und vor: „Bezeichnenderweise kommt keiner von der durchgeknallten ‚Selbstmord‘-Journaille auf die Idee, den Herrn Doktor einmal nach der (postmortalen) Schweigepflicht zu fragen. “ – Der (Frei-)Tod auch eines prominenten Sportlers ist eine intime private Angelegenheit, die die Öffentlichkeit (über die Meldung der blossen Tatsache hinaus) schlicht nichts angeht. Ein Mensch hat von seinem ultimativen Freiheitsrecht Gebrauch gemacht, selbst und endgültig über sein Leben zu verfügen. Das darf er und dafür schuldet er jedenfalls über seine Familie hinaus einer schamlosen sensationsgeilen „Öffentlichkeit“ keine Rechenschaft, schon gar nicht posthum.“

Der Tagesspiegel schreibt klar und angenehm: „Nach dem Tod von Robert Enke übernimmt das Fernsehen die Trauerarbeit, als sei das der Auftrag des Fernsehens. Auf dem Bildschirm sind Tränen und echte Anteilnahme zu sehen. Das Maß geht verloren.“ Der Blogger Michalis Pantelouris: „Nummer Eins lebt – Eines der unwürdigsten Manöver der Massenmedien wird immer dann exerziert, wenn betretenes Schweigen in Worte zu fassen ist.“

Das ist nur die Hälfte der Kritik. Viel spannender ist die urdeutsche Form der Massenhysterie: der Fackelzug, das Zusammenrotten der Massen unter der Anleitung eines Verehrers höherer Wesen (war Enke überhaupt religiös?)

Ich bloggte vor fünf Jahren über den „Fackelzug oder dessen mit Gutmenschentum kompatible Version – eine Lichterkette. Aus protestantisch-theologischer Sicht sind das Synonyme. Die Fackelkette oder der Lichterzug befriedigen zwei Bedürfnisse: Im Dunkeln wirkt Licht romantisch, also unpolitisch, anheimelnd. Und Feuer verbrennt etwas, sonst wäre es kein Feuer (…) Die Fackelkette oder der Lichterzug verhalten sich zur Hexenverbrennung wie Onanie zu Geschlechtsverkehr. Im ersteren Fall ist das jeweils Andere, das Objekt der Begierde, nicht vorhanden, deshalb führt die Tat zwar zu einem Ende, bleibt aber irgendwie unbefriedigend..Hinter der rituellen Symbolik des Feuers steckt natürlich primitive Magie: wenn man das Böse nicht mehr sieht, muss es auch verschwunden sein.“

Der Fackelzug oder die Lichterkette wirken also wie eine Art kollektiven Exorzismus – man vertreibt symbolisch die bösen Dämonen, die einem Angst machen – die Angst, es könnte einen selbst treffen. Das erklärt dann auch, warum so viele mitmachen.

Ein vor mir sehr geschätzter Kollege schrieb im JoNet: „Bei Selbstmorden hatten wir eigentlich, so meine ich mich zu erinnern, die Regel, nicht auf Details einzugehen. Offenbar irre ich mich in diesem Punkt oder ich habe eine Fortsetzungsfolge der Weiterbildung verpasst. Gerade bei psychischen Problemen können weitere, anonym lebende Betroffene durch solche Reportagen zur Nachahmung getriggert werden.“

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Link-Economy der Netzkommunisten

„Content ohne Links ist wertlos“, war das Fazit, mit dem Jeff Jarvis den Holzmedien einen Tritt in den Hintern verpasste. „Holzmedien“ – das sind fast ausnahmslos alle deutschen Medien, die nichts anderes tun, als gedrucktes Papier ohne Links „ins Netz“ stellen oder selbstreferenziell nur auf sich selbst verlinken. Sie begreifen es einfach nicht.

In meinem Telepolis-Artikel „Project Xanadu, reloaded“ habe ich beschrieben, wie es sein könnte, wie viele Blogger es praktizieren und wie ich es an Journalistenschulen und anderen Bildungseinrichtungen lehre:

„Der nicht-lineare Hypertext verknüpft verschiedene Informationen mit Hyperlinks, so dass ein logisches Netz entsteht, das tendenziell unendlich wird. Für journalistische Texte ist das eine nie dagewesene Chance: Hypertext kann die Menge notweniger Informationen verkürzen, indem lexikalisches Wissen auf eine Metaebene – „hinter“ den eigentlichen Text – verschoben wird. Gleichzeitig vervielfacht sich die optionale Informationsmenge des Textes, da die Rezipienten auch die Metaebene und deren weitere Verknüpfungen zu Kenntnis nehmen können. Rolf Schulmeister behauptet in seinem Standardwerk „Grundlagen hypermedialer Lernsysteme“, das menschliche Gehirn funktioniere ähnlich vernetzt wie ein Hypertext. In seinem Text „Verstrickt in Petri-Netzen – Hypertext und Hypermedia“ nennt er das die „kognitive Plausibilitätshypothese“: ‚Es geht um die Frage, ob das Leseverhalten mit der Struktur des Textes korrespondiert und ob sich diese Korrespondenz kognitiv auswirkt‘. Die assoziative Struktur eines Hypertextes entspräche eher der Funktionsweise des menschlichen Denkens als lineare Texte.“

Alles klar soweit – Puls und Atmung noch normal? Was ist das Fazit? Links, Links, Links, ein Königreich für Links! Wer setzt Links? Keines der Mainstream-Mselbstreferenzielles Systemedien. (Nein, nicht auf sich selbst – auf andere Websites! Medien sind kein selbstreferenzielles System.) Warum geben sich Spiegel Offline, Focus Offline und wer auch immer so ignorant, begriffsstutzig, arrogant oder schlicht faul oder dumm oder beides? Liegt es an der mangelnden Medienkompetenz der Autoren?

Ich habe in den letzten zehn (!) Jahren allerlei Pseudo-Entschuldigungen gehört. „Unser CMS kann das nicht.“ – „Dann wandern die Leser ab.“ – „Die Leser brauchen keine Links.“ – „Unsere Rechtsabteilung erlaubt das nicht.“ Die Standard-Entschuldigung war jedoch – gar keine. Das Schweigen der doofen Lämmer sozusagen. Keine diese Ausreden war auch nur annähernd rational oder im Ansatz überzeugend. By the way: Links kosten nichts.

Was hindert Jochen Wegner, immerhin Chef von Focus Online, daran, seine Untergebenen anzuweisen, Links zu setzen, etwa wie bei Telepolis, um den Lesern einen Mehrwert zu bieten, ihnen die Quellen offenzulegen? Er müsste wissen, was ein Link ist. Vielleicht bestimmt das Chefredakteurs-Sein das Bewusstsein: Man gibt es Kopf, der den Online-Journalismus denken kann, automatisch an der Garderobe ab.

Von der taz oder auch der Jungle World, die sich wegen der nicht allzugroßen Auflage von den Mainstream-Medien absetzen müssten, ganz zu schweigen. Warum setzt die Jungle World keine Links? Vermutlich aus einem ähnlichen Grund, warum die MitarbeiterInnen des Zentralorgans des unorthodoxen Linksextremismus seine E-Mails nicht (!) verschlüsselt – Dummheit, Ignoranz, Arroganz. Niemand interessiert sich dafür. Zugunsten der Jungle World muss gesagt werden, dass bis jetzt niemand behauptet hat, auf der Website des Wochenzeitung könne man „Online-Journalismus“ finden.

Nehmen wir zugunsten der Kollegen an, es sei die Schuld der Chefredakteure oder der Verleger, die „Verweise“ ins berüchtigte Internet verböten. Nehmen wir den Springer-Chef Mathias Döpfner. Das Autoren-Blog Carta schreibt unter dem Titel „Mathias und seine Meisterin Arianna“: „Auf einem Medienkongress in Monaco erzielte Arianna Huffington im Schlagabtausch mit Mathias Döpfner einen klaren Punktsieg. ‚Ubiqität ist die neue Exklusivität‘, philosophierte sie über die neue die Link-Ökonomie, während sich Döpfner über “Webkommunisten” beschwerte.

Döpfner im Originalton: „Die Theorie des freien Zugangs zu Informationen ist die absurdeste, die ich je gehört habe“. Man könnte Döpfer sogar mit dem Artikel 10 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen kontern: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ Es steht dort nichts darüber, dass Informationen Geld kosten dürfen oder gar müssen!

Die zentrale Stelle des Streitgesprächs ist laut Zeit Online: „‚Obwohl Sie unglaublich überzeugend klingen, wird es sich zeigen, dass Sie unglaublich falsch liegen‘, antwortete Huffington – deren Geschäftsmodell vor allem darauf basiert, solche freien Inhalte mit Meinung und Links anzureichern und ebenso kostenlos weiterzugeben. ‚Sie können nicht zweimal in den gleichen Fluss steigen. Und den Fluss, in den Sie steigen möchten, den gibt es nicht mehr.‘ Nutzer würden sich heute ihre Informationen anders suchen. Und dann erklärte sie ihm, wie das Modell funktionieren kann: ‚Ubiquität ist die neue Exklusivität.‘ Wer im Netz Geld mit Inhalten verdienen wolle, müsse sie so weit wie möglich über das Netz verteilen. Die Zukunft liege in der ‚Link-Economy‘, Promiskuität zahle sich aus. Jetzt zu versuchen, Konsumenten umzuerziehen, die gerade die neuen Möglichkeiten entdeckten, sei anmaßend.“

Es erstaunt sehr, dass Zeit Online sachlich berichtet, aber keinerlei Konsequenzen zieht: Wo sind zum Beispiel die Links zum Monaco Media Forum oder zur Huffington Post im Artikel? Das Blog Carta setzt sie, Zeit „Online“ nicht, obwohl die Texte fast identisch sind. Sind die Redakteure von Zeit Offline zu blöd, die Links zu finden oder denken sie, die Leser interessierte das nicht? Ich tippe auf eine Kombination von beidem. Oder, wie der Volksmund über deutschen „Online“-Journalismus richtig formuliert: Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz.

Auch der Medien-Mogul Rupert Murdoch wird scheitern. „Die Pläne des Medienmoguls Rupert Murdoch, seine Online-Nachrichtenseiten vor Google zu verstecken, werden konkreter“, schreibt Süddeutsche und setzt sogar Links! Geht doch, stellt man erfreut fest. „‚Murdoch versteht, dass eine Revolte gegen die Gratiskultur mehr benötigt, als das Errichten eines Abo-Logins zwischen einem Google-Link und einer Geschichte‘, schreibt Journalistik-Professor Douglas Rushkoff.“

Murdoch ist der Volkssturm der Holzmedien. Er sitzt damit mit Spiegel Offline in einem Boot: Die „Online“-Ausgabe des Nachrichten(!)magazins verlinkt ausschließlich auf sich selbst und suggeriert damit den Rezipienten: Nur wir sind seriös, und andere Informationen als die Unsrigen braucht ihr nicht. Der Inbegriff der Interaktivität ist dann ein Video, dass man von YouTube einbindet. Wo kämen wir denn sonst hin.

Das nenne ich medialen Autismus. Diese Attitude nimmt die Leser nicht ernst, sie ist hilflos und lächerlich. Zum Glück leben wir nicht mehr im Mittelalter, als die alleineligmachende (eben!) Kirche entschied, welche Informationen die Untertanen bekommen durften. Spiegel Wissen allein macht selig, Wikipedia nicht. Daran glauben die wirklich, auch wütend gegen Blogger pöbeln wie Bernd Ziesemer, der Chefredakteur vom Handelsblatt, der von einer besonderen „Kategorie von Dummschwätzern“ redet, die sich „leider unter den so genannten Medien-Bloggern“ tummelten (ja, ich fühle mich angesprochen, du Klugscheißer!).

Freie Informationen für freie Bürger – das ist die Devise des 21. Jahrhunderts. Und die passende Partei für Netzkommunisten gibt es auch schon.“ (Das war jetzt der Werbeblock!)

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Clickjacking

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Gestern stieß ich auf das Bild einer attraktiven Frau auf pressetext.de und bekam die obige Fehlermeldung.

Man lernt doch nie aus – es handelte sich um Clickjacking: „Dabei lassen Angreifer die ahnungslosen Anwender – scheinbar – auf die überlagerten Objekte klicken. Tatsächlich jedoch wird der ursprüngliche Inhalt (Button/Link) der Internetseite ausgelöst. So geschieht es, dass der User – anstatt lediglich auf die ihm vorgegaukelten Links an einer Stelle zu klicken – eine vom Hacker definierte, beliebige Aktion auslöst.“

Von pressetext.de bzw. pte.at hätte ich so etwas nicht erwartet. Zum Glück benutze ich NoScript.

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German Privacy Foundation bloggt

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Die German Privacy Foundation hat jetzt nicht nur ein Forum, sondern auch ein Blog.

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Tweet of the day 7: Nur Schweinegrippe gibt es noch umsonst im Internet

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„“Es gibt nichts umsonst“, sagt Frank Ackermann, Experte für IT-Sicherheit beim Branchenverband eco is.gd/4SEZY #floss #idiot “ (via scanlines]

Der Artikel der Netzeitung (alles von dpa kritiklos abgepinnt) ist genauso idiotisch: „Viren kommen per Werbebanner – Schon das bloße Ansehen kann den Rechner infizieren.“ Ich warte drauf: „Schweinegrippe wird jetzt auch per Internet übertragen.“

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Jäger gegen Killerspiele

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Pforzheimer Zeitung (hier noch nie zitiert): „‚Für uns Jäger sind unsere Jagdwaffen ein unverzichtbares Handwerkszeug, das für die Regulierung der Wildbestände benötigt wird‘, sagte Dieter Krail mit Blick auf das verschärfte Waffengesetz. Dies sei zwar mit Blick auf den Amoklauf in Winnenden begründet, andererseits sei auch für die Jäger nicht nachvollziehbar, warum weiterhin die ‚unsinnigen Killerspiele per Computer‘, so Krail, zugelassen werden.“

Etwas für die LogikerInnen und DialektikerInnen: „Jäger gegen Killerspiele“ – ist das ein Paradox, ein Oxymoron, eine Contradictio in adiencto oder einfach nur abgrundtief dämlich?

Wenn man die „unsinnigen“ Killerspiele per Computer verbieten will, was ist mit den sinnigen? Und was mit denen, die nicht „per Computer“ gespielt werden, sondern in Wald, Feld und Flur? (vgl. Sceenshot) Kann es sein, dass hier nicht nur das Wild verblasen wurde, sondern rein zufällig auch die Gehirne der Jäger aus dem Enzkreis?

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Jede blamiert sich so gut wie sie kann

Die taz ist mittlerweile Comedy-reif, wenn es um das Internet geht: „Twitter wird sich relativ schnell erledigt haben“, behauptet die taz-Chefredakteurin Ines Pohl in einem Interview mit dem MediumMagazin.

Annette Milz (kein Wikipedia-Eintrag, offenbar irrelevant), die Chefredakteurin des MediumMagazins, kommentiert erbost im taz-Blog: „Hallo, dass die ‚taz‘ ein Interesse daran hat, das mediummagazin-Interview zu dokumentieren, verstehe ich. Dass Ihr allerdings das komplette Interview ohne Rücksprache und Genehmigung publiziert finde ich alles andere als lustig.“

Wie reagiert die taz? Sebastian Heiser antwortet: „Danke für den Hinweis. Ich betreue dieses Blog und hatte das Interview abgetippt und online gestellt, ohne dies mit dem Medium Magazin oder mit Ines Pohl abgesprochen zu haben. Dies hatte ich bisher regelmäßig mit ihren Interviews so gemacht, weil es mir nach meiner Beobachtung üblich schien, dass Interviews von der interviewten Person auf ihrer Webseite online gestellt werden.“

Ach ja? Die taz klaut Interviews in anderen Medien und stellt sie bei sich auf die Website? Sehr hübsch. Was sagt denn Johnny Eisenberg dazu? „Nach meiner Beobachtung“ als „Recherche-„Methode auszugeben – kein sehr überzeugendes Argument vor Gericht.

Es geht weiter: „Kann man das nicht mal als Anschauungsbeispiel für angemessenes Verhalten an die Kollegin Eva Schweitzer schicken?“ kommentiert jemand, muss aber sogleich feststellen: „Leider ist der Link zum Medium Magazin falsch gesetzt, man landet auf einer taz-Seite.“

Das scheint mittlerweile korrigiert worden zu sein. Wieviel Arbeitszeit ist jetzt draufgegangen, bis es der taz gelang, einen Link ins Internet zu setzen? Avanti dilettanti! „Es gibt bei der ‚taz‘ durch die gewachsenen Strukturen ganz viele Entscheidungsebenen, die sehr zeitaufwendig sind ,“ sagt die neue Chefredakteurin im Interview (das MediumMagazin benutzt die alte Rechtschreibung, vielleicht liegt das an den aufwändigen Entscheidungsebenen dort.).

Und nun zu Twitter. „Ich habe einen Account, aber ich twittere nicht,“ gibt Pohl zu. Ja, rund 13 Millionen Menschen auf der Welt geben zu: „Ich habe einen Account bei Second Life, aber ich nutze ihn nicht.“ So what?

Aus „journalischer Sicht“ sei Twitter „schlichtweg albern.“ Das ist albern – und naiv. Twitter funktioniert wie SMS per Internet. Aus journalistischer Sicht sind SMs natürlich „schlichtweg albern“ – oder eben auch nicht. Mit Twitter ist es wie mit Beton (um eine eingängige Werbephrasen zu wiederholen): Es kommt darauf an, was man draus macht.

Die taz will offenbar um’s Verrecken ein Holzmedium bleiben und ihre Leserschaft weiterhin bei den Internet-Ausdruckern suchen. Nicht mein Problem, aber ich werde dann sicher noch im nächsten Jahrzehnt einen Nachruf schreiben können.

Upate: The Guardian: „Twitter is not an alternative to journalism. The role of the journalist changes from a gatekeeper of information to a gatewatcher. In case of an event or a catastrophe it might be his role to curate the live stream of Twitter and social media platforms. So he is still fact-checking.
„Newspapers are not good for news anymore,“ said Hartley – and Mecklenburg agreed. „It is more about the editorial voice.“
Hartley added: „You should be sceptical about Twitter, but you should be sceptical about your newspaper as well.“

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Im Land der Internet-Blockwarte

Gießener Allgemeine: Die Stadtbibliothek spioniert die Internet-Nutzer aus. „Die Datenspeicherung ist Bestandteil der Änderungssatzung zur Benutzungsordnung der Bibliothek.“ Ung, ung, ung, da ahnt man schon, dass es sich um eine teutsche „Durchführungsverordnung“ handelt. Bitte halten Sie Ihre Reisedokumente unaufgefordert bereit.

„Die Stadt Gießen behält sich vor, folgende Daten der Internetnutzung zu protokollieren: Anmeldekennung, Adresse des Rechners, Datum und Uhrzeit, aufgerufene Internetseiten, heruntergeladene Dateien und Volumen des Datentransfers. Diese Protokolldateien werden für einen Zeitraum von 180 Tagen gespeichert.“

Darf ich also den Cache und die History des Browsers nicht löschen? Darf ich WWW-Interfaces für Anonymizer benutzen? Womöglich einen mitgebrachten Browser mit eigenen Lesezeichen auf USB-Stick? Nein? Vermutlich alles verboten, verboten, verboten.

Wetten, dass burks.de in Gießen auch verboten ist? Boykottiert also die Stadtbibliothek Gießen!
[via netzpolitik.org]

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Heute vor einem Jahr

Bis jetzt hat noch niemand geklingelt, und es ist schon acht Uhr. Heute vor einem Jahr wurden meine Wohnung durchsucht und Rechner beschlagnahmt.

„Schröder wird vorgeworfen, im Internet einen Text mit einer Anleitung zur Herstellung von Explosivstoffen verbreitet zu haben. Die Anordnung der Durchsuchung sei im Hinblick auf den Tatvorwurf und die Stärke des Tatverdachts ‚verhältnismäßig‘, weniger schwerwiegende Maßnahmen zur Erreichung des Untersuchungszieles seien ‚beim jetzigen Stand der Ermittlungen nicht ersichtlich‘, heißt es in dem Durchsuchungsbefehl.“

Die Sache ist immer noch nicht erledigt, obwohl ich in der Zwischenzeit freigesprochen wurde, und meinen Rechner habe ich noch nicht wieder.

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Merkbefreit

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Die taz und das Internet – das waren schon immer zwei Dinge, die nicht zusammengehörten. Welches CMS benutzen die eigentlich? Da die taz ein deutsches Medium ist, darf sie keine Links setzen; ihr Content ist also wertlos. Und wenn sie das doch macht in den Blogs, die offenbar für das berüchtigte World Wide Web zuständig sind, dann sieht das bescheiden aus.

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Schabowski-Pressekonferenz vom 9. November 1989 [Update]

Schabowski

Deutsches Rundfunkarchiv: „Nicht nur das wohl folgenreichste Stammeln in der Fernsehgeschichte – Schabowskis ‚Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich‘ – macht diese Direktübertragung zu einem audiovisuellen Dokument von hohem historischen Rang, das in das UNESCO-Programm ‚Memory of the World‘ zum Weltdokumenten-Erbe aufgenommen werden sollte.“

Update: Das Video ist nicht mehr auf der Website des Rundfunkarchivs verfügbar, dafür aber auf Youtube (der wesentliche Teil).

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Zensur heisst jetzt Access-Blocking

Dorothee Bär (CS) will nicht nur (die real gar nicht anonym existierenden Websites mit) Kinderpornografie pseudo-„sperren“, sondern auch politisch missliebige Websites. Bär ist Sprecherin der CDU/CSU im Deutschen Bundestag für “Neue Medien”,

Die Junge Union hat ein Debatten-Heft herausgebracht zum Thema “Herausforderung politischer Extremismus: Unsere Demokratie festigen, Engagement stärken.” (Da haben wir wieder die Totalitarismus-Doktrin: extrem links, extrem rechts, extrem islamistisch – alles irgendwie egal.)

Zitat: Gegen „Online-Rekrutierung und virtueller Terrorschulung“ könnten „die modernen Repressionsmöglichkeiten unserer Informationsgesellschaft weitreichend genutzt werden. So können bspw. durch das im Kampf gegen Kinderpornographie bereits erfolgreich angewendete sog. ‚Access-Blocking‘ auch Erfolge im Kampf gegen Islamisten erzielt werden.“ Was, bitte schön, wurde bisher erfolgreich angewendet? Will uns da jemand eine Bärin aufbinden?

Die Junge Union hat klammheimlich ein sozialistisches Weltbild: „Der Online-Markt für terroristische Aktivitäten muss ausgedörrt werden.“ Das Angebot soll also künstlich verknappt werden. Im ersten Semester BWL lernt man, dass die Nachfrage dann nicht automatisch weniger wird – nein, das Gegenteil ist der Fall. Dieser naive Versuch, den Markt zu beeinflussen, funktioniert noch nicht einmal in der Planwirtschaft.

Was sind das doch für Dumpfbacken….[via netzpolitik.org]

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Tweet of the day 6

Nicht jeder, der im real life durch Kontaktschwäche auffällt, ist ein social-media-expert. (via bhabegger)

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Content ohne Links ist wertlos

Berliner Journalisten: „Auf den Münchner Medientagen hat Professor Jeff Jarvis den alteingesessenen Printvertretern einen gewaltigen Tritt in den Hintern verpasst – übrigens via Skype live von seinem Arbeitszimmer in New York. Seiner Meinung nach sind die Zeiten vorbei, als viele Kopien unserer Werke verkauft werden konnten. ‚Jetzt gibt der Link dem Content seinen Wert‘, so Jarvis. Oder andersherum: Content ohne Links hat keinen Wert.“

Horizont.at: „Für Netzaffine Webgrößen wie Jeff Jarvis ist dieses Vorhaben glatter ‚Selbstmord‘, weil Content hinter Gittern abgeschnitten ist von jeglicher Google-Suche und Verlinkung. ‚Durch die Weiterverbreitung verleiht die Link-Economy dem Content erst einen Wert. Die Inhalte hinter Bezahlwände zu verstecken, ist als würde man sich vom Internet lossagen‘, schreibt er in seinem Guardian-Blog. Eine These, die Journalisten nicht gefallen dürfte: wer verleiht hier dem Content den Wert? Doch wohl der klassische Journalist, der entscheidet, was die Leser wissen sollten, oder? ‚Nein‘, sagt Roy Greenslade, Medienkommentator des Guardian, ‚vorbei die Zeit als eine elitäre Minderheit wie sekulare Priester agieren‘. Das Netz ermöglicht neue Formen des kollaborativen Journalismus, der das Wissen und die Meinung der User miteinbezieht.“

By the way: die Links musste ich alle selbst suchen. Quod erat demonstrandum. Für mich sind die so genannten „Online“-Medien wie zum Beispiel Spiegel offline und Focus Offline immer noch „Holzmedien“, weil sie weder das Intenet begriffen haben noch die Rezipienten ernst nehmen.

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Truecrypt vor Megan Fox

Truecrypt

Da ich gleich absoluten Schwachsinn auf einem dazu passenden Sender ertragen muss, nur um sie zu sehen, habe ich vorher etwas um so Vernünftigeres getan – Truecrypt verstanden.

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Mein neunter November oder: Als ich einmal über die Mauer kletterte

Über meinen privaten Helden Georg Elser muss ich den wohlwollenden Leserinnen und geneigten Leser nichts erzählen. Elser war ein guter Terrorist. Er hat acht Menschen getötet, und ich verehre ihn.

Man muss nur Wikipedia lesen, um die offizielle staatliche Heuchelei um Elser einordnen zu können: „Der Chemnitzer Politologe Lothar Fritze, Mitarbeiter des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung (HAIT), sprach 1998 in seiner Antrittsvorlesung Elser das moralische Recht ab, als Schreiner und Einzelgänger ein Attentat auf Hitler zu verüben und dabei den Tod von Unschuldigen in Kauf zu nehmen.“ Ich spreche Elser das moralische Recht zu, basta.

Nicht zu vergessen: Die Totalitarismus-Doktrin (Rot gleich Braun, Hitler gleich Stalinl, Bautzen gleich Auschwitz, KPD gleich NSDAP) ist immer noch die heimliche Staatslehre und wird bei jeder Gelegenheit („gegen Extremismus“) hervorgeholt. Sogar die Piraten haben diesen begrifflichen Quatsch („Mangelnde Kommunikationsmöglichkeiten begünstigen totalitäre Systeme“) in ihre Programm aufgenommen.

Da ich über meinen ganz privaten neunten November schon vor fünf Jahren gebloggt habe, zitiere ich heute einfach mein damaliges Posting:

Revolutionen haben viele Vorteile, aber immer einen gravierenden Nachteil: Wer an einer teilnimmt, merkt es kaum. Am 9. November 1989 war alles wie immer in Kreuzberg. Abendessen am großen Tisch der Wohngemeinschaft, schon wieder irgendwelche fremden Leute zu Besuch, die Fabrikeetage im ehemals größten Getreidespeicher Europas bedurfte dringend einer Putzkolonne, wieso wäscht wieder niemand ab? Der Blick aus dem vierten Stock (roter Pfeil) schweifte über die Oberbaumbrücke. Drüben waren die Ossis, die damals noch nicht so hießen, sondern „Bürger der DDR“. Die Brücke durften nur Fußgänger passieren, die Bewohner der „selbständigen politischen Einheit Westberlin„. Die Einheit war gar nicht selbständig, sondern hing am finanziellen Tropf.

Kurz nach Mitternacht rüttelte jemand an meiner Schulter und schreckte mich aus dem Schlaf. „Die Mauer ist auf.“ – „Du spinnst. So ein Quatsch.“ – „Doch! Schau doch aus dem Fenster! Die kommen alle rüber!“ In der Tat – da liefen zahlreiche Menschen gen Westen. Also raus aus den Federn. Die anderen sind schon zum Brandenburger Tor. Rein in die Hosen, rein ins Auto, ab zur Mauer. Da stehen sie zu Tausenden oder sitzen gar auf der Mauer. Meine Mitbewohnerin und ich tun es ihnen gleich. Wie sind offenbar schon zu spät dran, der Platz vor dem Tor ist leergefegt, obwohl die West-Berliner die Mauerkrone dicht besetzt halten, die Fuße baumeln lassen und durcheinander schreien.

Wir schauten uns nur kurz an, nickten, und sprangen hinunter. Zögernd, mit kleinen Schritte, wie jemand, der von einer Lähmung genesen ist, tappten wir bis unter das Tor, schauten ungläubig nach oben. Auf der anderen Seite waren Schutzgitter, dahinter drängten sich auch die Volksmassen und winkten und riefen nach Westen. Irgendwie fühlten wir uns in Gefahr. Warum schießt keiner auf uns? Warum verhaftet uns niemand? Wo sind eigentlich die Vopos oder die Grenztruppen der DDR? Also hin zu den Ossis. Ein lächelnder Volkspolizist öffnete uns das Gitter. Wir waren in der DDR, umgeben von Menschen, die etwas freudig erwarteten. Aber was? Kam jetzt ein Posaunenchor aus Jericho – und die Mauer wurde einfach umfallen?

Zurück ging es nicht mehr. Verboten. Also mussten wir uns durchfragen, wo der Westen und die Oberbaumbrücke sei. Erst in diesem Moment fiel mir ein, dass man mir schon den siebziger Jahren ein Einreiseverbot den der DDR ausgesprochen hatte. Linksabweichung fanden die gar nicht gut. Und, wie oft in historischen Momenten: mein erster Gedanke war banal – ich hatte zudem noch meinen Ausweis vergessen. Würde man mich jetzt nach Sibirien schicken? Oder einstweilig erschießen? Drohten Bautzen oder die Straflager in Rüdersdorf?

Wir marschieren quer über „Unter den Linden“. Da war das Rote Rathaus. Dann die Fischerinsel. Den Rest des Wegs habe ich vergessen. Aber wir erreichten die Oberbaumbrücke dann doch. Polizisten standen dort ein wenig ratlos herum. Mir fiel nur die Wahrheit ein: Keine Reisedokumente vorhanden. Und dann streifte uns doch der Mantel der Geschichte. Ein Grenzer entgegnete auf unsere hilflosen Gesten cool: „Heute ist alles möglich. Geh’n Sie mal wieder rüber in den Westen.“ Ich war sprachlos – das kommt nur selten vor.

Am nächsten Tag muss ich den Freunden in „Westdeutschland“ am Telefon erklären: Ich bin gestern über die Mauer am Brandenburger Tor geklettert, ohne gültige Papiere und trotz Einreiseverbots. Das glaubt mir doch keiner…..

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Wieviele Piraten braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln? [Update]

Wieviele Piraten braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?
1. Einen Piraten, der im Wiki nachschlägt, wie man eine Glühbirne wechselt.
2. Einen Piraten, der auf der Aktive-Liste die Notwendigkeit zum Wechseln der Glühbirne diskutiert.
3. Eine Piratin aus dem Technikteam, die die Glühbirne schnell mal wechselt, ohne es weiter anzukündigen.
4. Ein Dutzend Piraten, die einen Misstrauensantrag einreichen, weil das Wechseln der Glühbirne nicht ausreichend transparent gestaltet wurde.
5. Eine „AG Glühbirnen“, die sich beschwert, nicht um Rat gefragt worden zu sein.
[Frei nach Piraten-Planet]

Kommentar: Die acht Kommata-Fehler und den Rechtschreibfehler im Original habe ich korrigiert. „Weiblicher Pirat“ habe ich in „Piratin“ geändert. Eine „Frau“ ist auch kein „weiblicher Mann“.

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Hot Spot

Via blariog.net und The Official Simon*s Cat Website.

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Berufsarmee, Wehrpflicht, Bürgerdienst

Darüber diskutieren wir gerade u.a. bei den Piraten:

Hallo,
1. Frage: Wollen wir Berufsarnee oder Wehrpflicht? Oder gar keine Armee wie Costa Rica?
2. Wenn wir eine Berufsarmee wollen, „entfaellt“ das Recht auf Kriegsdienstverweigerung (im Grundgesetz), weil eh keiner gezwungen wuerde, im staatlichen Auftrag zu toeten.
3. Wenn wir Wehrpflicht wollen, MUSS die fuer Maenner und fuer Frauen gelten. Alles andere waere total albern. (Vgl. Israel und USA. Ich darf darauf hinweisen, dass die erfolgreiche Revolution in Nicaragua gezeigt hat, dass Frauen nicht nur Krankenschwestern sind wie in allen WK I und II-Filmen.)
4. Das bedeutet: Man kann ein allgemeines Buergerjahr FUER ALLE fordern, und ob es Armee oder Zivildienst ist, koennen die Wehrpflichtigen dann selbst entscheiden.
Nur dieses Modell waere gerecht. Ich faende das super, weil es ein Alleinstellungsmerkmal der Piraten waere und wir uns damit in die Nesseln setzen wuede, was aber Aufmerksamkeit erregte. (Ja, ich bin bekennender Zyniker).
Ich war uebrigens vier Monate bei der Bundeswehr (1969), und habe dann den Kriegsdienst verweigert (damals gab es noch eine Gerichtsverhandlung). Nachdem ich anerkannt worden war, musste ich anschliessend 18 (!) Monate Zivildienst machen.
Burks

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