Alice und Bob oder: Encryption is your friend
Die Hölle friert ein. Heise: Wegem schwerem Cyberangriff auf US-Provider: FBI wirbt für Verschlüsselung“. („Wegen eines schweren Cyberangriffs“ – Genitiv!)
Die Originalmeldung von NBC News ist etwas ungenauer: „U.S. officials urge Americans to use encrypted apps amid unprecedented cyberattack“.
„Encrypted Apps“ – ist denn PGP eine App? Transportverschlüsselung, Software ohne Hintertüren oder Verschlüsseln der Inhalte? Die Unterschiede zu erklären bedeutete für deutsche Medien, intellektuell überfordert zu sein: Sind die Apps nun verschlüsselt (worden, Passiv) oder tun die Verschlüsseln das (Aktiv)?
“Our suggestion, what we have told folks internally, is not new here: Encryption is your friend, whether it’s on text messaging or if you have the capacity to use encrypted voice communication. Even if the adversary is able to intercept the data, if it is encrypted, it will make it impossible,” Greene said.
The FBI official said, “People looking to further protect their mobile device communications would benefit from considering using a cellphone that automatically receives timely operating system updates, responsibly managed encryption and phishing resistant” multi-factor authentication for email, social media and collaboration tool accounts.
Aha. Es geht wieder mal primär um die mobile devices. Das hatten wir schon durchgenommen. Und Maßnahmen gegen Phishing haben nur sehr indirekt etwas mit dem Thema zu tun. Ausreichend wäre schon, wenn man E-Mails nur im Textformat ansähe.
Also nur und wieder einmal allgemeines ungenaues Gefasel.
2015 schrieb ich: „Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat gefordert, dass deutsche Sicherheitsbehörden befugt und in die Lage versetzt werden müssen, verschlüsselte Kommunikation zu entschlüsseln oder zu umgehen‘.“ (AFP via Heise)
Oh, wir haben hier noch etwas aus dem Jahr 1997: Rede: von Bundesinnenminister Manfred Kanther anläßlich der Eröffnung des 5. IT-Sicherheitskongresses am 28. April 1997 in Bonn „Mit Sicherheit in die Informationsgesellschaft“:
Die legalen Überwachungsmöglichkeiten müssen auch dann gewahrt bleiben, wenn der Fernsprechverkehr künftig mehr und mehr verschlüsselt wird. Die Frage, ob deswegen der Einsatz von Verschlüsselungsverfahren gesetzlich zu regeln ist, wird derzeit leidenschaftlich diskutiert. Wenn in einigen Jahren nicht nur der gesamte Datenverkehr über das Internet und andere Netze verschlüsselt wird, sondern vielleicht sogar das ganz normale klassische Telefongespräch, dann hat das ohne eine wirksame Regulierung zur Folge, daß die Befugnisse der Strafverfolgungs- und Sicherheitsbehörden nach dem G 10-Gesetz, der Strafprozeßordnung oder dem Außenwirtschaftsgesetz zum Mithören des Telefon- und Datenverkehrs praktisch ins Leere laufen werden.
By the way, Heise, warum wird mein Artikel aus dem Jahr 2013 nicht mehr zur Verfügung gestellt?
Kommentare
6 Kommentare zu “Alice und Bob oder: Encryption is your friend”
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Zu Heise:
Du warst wohl lange nicht mehr bei Heise?
Es gibt viele Artikel die bei Heise mit folgendem Hinweis beginnen:
Andere Artikel wurden ganz gesperrt. Es erscheint dann:
Wer das entscheidet und nach welchen Kriterien das geht weiß ich nicht. Ich wundere mich überhaupt das die Deine Artikel veröffentlicht haben und warum die Dich damals nicht zusammen mit den beiden Trotzkisten gecancelt haben. Womöglich lag es daran das Du zeitweilig bei der „ taz “ veröffentlicht hast.
Ja, bei Heise verschwindet eine Menge. Mir fiel das kürzlich beim misslungenen Versuch des Wiederfindens eines sehr interessanten Artikels auf. Es ging um das Gap in der Überwachung des US-Luftraums und dessen Rolle bei 9/11. Ein Schelm …
Zum Thema Verschlüsselung: Die noch um Unterstützer buhlende künftige Minderheitsregierung des Freistaates Sachsen hat immerhin schon einen Koalitionsvertrag zusammengestümpert. Darin enthalten ist die Forderung nach Quellen-TKÜ. „Zusätzlich sollen die rechtlichen Grundlagen für eine künftige Quellen-Telekommunikationsüberwachung geschaffen werden, welche gezielt bei der Abwehr terroristischer Gefahren und zur Verhinderung schwerster Kapitalverbrechen zum Einsatz kommen soll.” (LVZ vom 5.12.2024). ;-)
Auch Hannelore und Andy Maguhn haben die
meisten TRON-Artikel aus den Suchmaschinen
nehmen lassen.
Das ist ja teilweise auch vernünftig.
Aber..
Wir leben ja im Kapitalismus.
Für Geld bekommt man ja im Internetz
alles, auch Informationen.
mfg
@Burks
Schaust du hier:
https://www.telepolis.de/features/Qualitaetsoffensive-Telepolis-ueberprueft-historische-Artikel-10190173.html
Hat aber noch den Nebeneffekt, dass die Forenbeiträge zu den einzelnen Artikeln auch weg sind z.B. geht nun https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Klappmesser-gibt-es-schon-fuer-2-50-Euro/Re-Messer-und-Wurfsternverbot-eine-Historie-Part-3/posting-32230073/show/ wo ich in drei Teilen die Verbotsgeschichte von Butterfly-Messern und Wurfsternen aufgelistet habe auf „Dieses Forum ist gesperrt.“.
Hat für mich einen Hauch von 1984….
bombjack
Hast Du das „veranlaßt“?
Der Hinweis
über einigen Artikeln ist mir zum ersten Mal am 24.11.2024 aufgefallen.
telepolis wird mainstreamiger und langweiliger.
Inzwischen gibts zu manchen Artikeln keine Foren mehr.