Kapitalismus, reloaded

Liebe Kinder, den Kapitalismus und was das ist, haben wir schon mehrfach durchgenommen ( hier: „Der diskrete Charme des Kapitalismus“, hier: „Wall Street and the Financial Crisis: Anatomy of a Financial Collapse“, hier: „Höhere Strompreise?“ und hier: „Was war noch mal gleich die freie Marktwirtschaft?“

Die Frage, wo das alles enden soll, darf in deutschen Medien nicht gestellt werden – das wäre die so genannte Systemfrage. Seit dem Zusammenbruch des sogenannten Sozialismus gilt der Kapitalismus, den geistig Arme mit großer Penetranz suggestiv „freie Markwirtschaft“ nennen, als das Ende und das eschatologische Ziel der Geschichte. Danach entwickelt sich nicht mehr. Die Welt ist sozusagen stehengeblieben. Und was nach dem Weltende kommt, ist eben kein Thema mehr im politischen und medialen Diskurs.

Heute bespricht sueddeutsche.de ein Buch:Seit Ronald Reagans Amtszeit wird das Vermögen der USA systematisch und massiv von unten nach oben umverteilt. Einen „dreißigjährigen Krieg“ nennen das die US-Politologen Jacob Hacker und Paul Pierson in ihrem wuchtigen, mythenzerstörenden Buch „Winner-Take-All Politics“.

Welche „Mythen“ meinen die denn? Der Kapitalismus mache alle reich und glücklich? So etwas hört man ja auch von CDU-Politikern und von der Politsekte FDP sowieso.

Nun, die US-amerikanische Arbeiterklasse ist sicher und bekanntlich eine der dümmsten der Welt, vor allem, weil ihr Kopf zudem auch noch von Aberglauben und religiösem Mumpiz vernebelt ist. Sollen die doch alle verelenden. Arbeit macht frei und jeder ist seines Glückes Schmied oder so ähnlich. (War das jetzt Calvin oder Hitler? Oder gar beide?) Von dort ist also nichts zu erwarten.

Kein Mensch interessiert sich dafür, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer Ärmer werden. Das ist kein Thema für politische Talkshows, obwohl bei den bräsigen Deutschen doch sicher die Garantie bestünde, dass niemand die Systemfrage stellt oder gar das FK-Wort in den Mund nimmt.

Noch mal ganz langsam und in aller gebotenen Kürze zum Mitschreiben: Kapitalismus gibt den Reichen und nimmt den Armen, nicht weil jemand böse ist, sondern weil die Gesetze der Ökonomie das erzwingen. Aber was rede ich, es hört ja eh keiner zu….

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Kommentare

8 Kommentare zu “Kapitalismus, reloaded”

  1. Buchhalter am Juli 11th, 2011 6:58 pm

    Dass der Kapitalismus sich selber in die Knie zwingt steht außer Frage, wenn man liest, dass die USA, nahe am Staatsbankrott stehend, noch den höchsten Miltäretat in ihrer Geschichte verabschieden. Als Buchhalter weiß ich, das so etwas schief geht.
    http://derstandard.at/1259282344298/Groesstes-Militaerbudget-der-Geschichte

  2. Buchhalter am Juli 11th, 2011 7:01 pm
  3. luxxe am Juli 11th, 2011 8:10 pm

    Doch!

  4. Serdar am Juli 11th, 2011 8:58 pm

    Kein Mensch interessiert sich dafür, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer Ärmer werden. Das ist kein Thema für politische Talkshows, obwohl bei den bräsigen Deutschen doch sicher die Garantie bestünde, dass niemand die Systemfrage stellt oder gar das FK-Wort in den Mund nimmt.

    Allerdings gibt es eine Besonderheit der Deutschen, die sie von anderen unterscheidet. Während die Franzosen immer mal wieder der Obrigkeit auf den Zahn fühlen und auf die Strasse gehen, buckelt der Deutsche um so mehr nach oben und tritt nach unten je mehr man ihn ausbeutet.

  5. Carsten Thumulla am Juli 12th, 2011 7:47 am

    Verbreite doch nicht auch solchen Quatsch! Es gibt keinen Kapitalismus. Alles, was wir erleben, ist das Ergebnis einer natürlichen Entwicklung. Als Kapitalismus bezeichnete Marx die Stufe der Entwicklung, in dem das Handel treibende Bürgertum die Macht hat. Diese Modellvorstellung hat ihre Grenzen!
    So wird das nichts. Denk mal über „Kapitalismus“ und die Entstehung des Begriffes nach.

    Carsten

    Credo quia absurdum (Ich glaube, weil es absurd ist)
    Michail Bakunin

  6. Freidenker am Juli 12th, 2011 11:59 am
  7. Granado am Juli 12th, 2011 1:33 pm

    und hier: “Was war noch mal gleich die freie Marktwirtschaft?”
    Link funktioniert nicht.

  8. BglBttr am Juli 13th, 2011 12:37 am

    @Freidenker

    > http://ef-magazin.de/2011/07/12/3078-kapitalismus-umverteilung-von-reich-zu-arm
    >
    > Wie jetzt???
    >
    Recycling rockt, auf dem Link findet man Stoff der in den ’80ern (des vorigen Jahrhunderts) schon viel Koks brauchte – zum Glauben. „Mit Pervitin zum Hippodrom“ hiess das in den 50ern – hups – den 30ern. ‚Arbeit macht frei‘, ‚Schreiben macht?‘ Kohle auf‘ Tasche, ne diese ‚Think Tanks‘ degenerieren zusehends.

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