Wall Street and the Financial Crisis: Anatomy of a Financial Collapse

Deutsche Bank

Heute, liebe Kinder, nehmen wir schon wieder den Kapitalismus durch. Ja, das steht so im Stundenplan, wir sind ja nicht in einer Waldorf-Schule und bei den Wurzelrassen Rudolf Steiners. Hier geht es um Denken und Wissen und nicht um Esoterik.

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Spiegel Online setzt einen Link auf eine Quelle – aber natürlich nur, weil die Quelle bei ihnen selbst liegt.

„Diesmal ist auch die Deutsche Bank dran. Ein vernichtender, 650 Seiten starker Bericht des US-Senats (Lesen Sie hier das Dokument im englischen Original) brandmarkt sie als „Fallbeispiel“ für die düsteren Machenschaften, die zur Finanzkrise führten: Gemeinsam mit dem Wall-Street-Herrscherhaus Goldman Sachs, der Bank Washington Mutual, den Ratingagenturen Moody’s und S&P und der US-Bankenaufsicht OTS sei die Deutsche Bank eine Hauptschuldige des Desasters gewesen.“

Des Rätsels Lösung: andere Medien machen das auch – wie etwa die FTD und die New York Times.

„‚Die Krise war keine Naturkatastrophe‘, lautet das Fazit, ’sondern das Resultat hochriskanter, komplexer Finanzprodukte, verdeckter Interessenskonflikte und des Versagens der Aufsichtsbehörden, der Rating-Agenturen und des Markts selbst.'“

So. Jetzt also nicht auf das pöhse „Finanzkapital“ einprügeln wie die Pseudolinken in SPD und Linkspartei und die DDR-Nostalgiker. Bitte auch keine moraltheologischen Motive einführen wie „Raffgier“ oder „Profitsucht“. Nein, die Deutsche Bank hat sich völlig korrekt verhalten – gemäß den ökonomischen Gesetzen des Kapitalismus: Oberstes Gebot des Handelns ist der Profit. Wer sich anders verhält, geht unter.

„Je ein Kapitalist schlägt viele tot“, schrieb Karl Marx, und das gilt natürlich immer noch – man sieht es jeden Tag im Wirtschaftsteil der Medien. Die so genannte „Finanzkrise“ war ein schlagendes Beispiel. Ich würde das im Schulunterricht durchnehmen, wenn die Lektüre der Marxschen Werke nicht dort verboten wäre.

Verboten? natürlich funktioniert die Zensur wie eine Schere im Kopf. Die Professoren, die der nachwachsenden Generation Ökonomie beibringen, behandeln die Mechanismen des Kapitalismus, wie sie Marx völlig korrekt beschrieben hat, wie eine abseitige Meinung, die man nur der Vollständigkeit halber zur Kenntnis nehmen muss: „Tendenziell aber sinkt in Marx‘ Logik die Profitrate“ heisst das dann suggestiv, als sagte man: Tendenziell aber sind drei mal vier nach Adam Rieses Logik zwölf. Nein, die Profitrate sinkt wirklich. Sonst wäre die Weltwirtschaft nicht so, wie sie ist.

Die Passage im ersten Band von „Das Kapital“ lautet:

„Diese Expropriation [Enteignung, B.S.] vollzieht sich durch das Spiel der immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion selbst, durch die Zentralisation der Kapitale. (…) Hand in Hand mit dieser Zentralisation oder der Expropriation vieler Kapitalisten durch wenige entwickelt sich die kooperative Form des Arbeitsprozesses auf stets wachsender Stufenleiter, die bewußte technische Anwendung der Wissenschaft, die planmäßige Ausbeutung der Erde, die Verwandlung der Arbeitsmittel in nur gemeinsam verwendbare Arbeitsmittel, die Ökonomisierung aller Produktionsmittel durch ihren Gebrauch als Produktionsmittel kombinierter, gesellschaftlicher Arbeit, die Verschlingung aller Völker in das Netz des Weltmarkts und damit der internationale Charakter des kapitalistischen Regimes.“

(Von „bewusster technischer Anwendung der Wissenschaft“ kann nicht so einfach die Rede sein – vgl. Atomkraft,. Marx hatte offenbar ein viel zu optimistisches Menschenbild.)

Also noch mal zum Mitschreiben für die, die zu faul sind, Bücher über das Wirtschaftssystem zu lesen, dass wir alle lieben und verehren und das wir alle mit dem schönen wissenschaftlichen Begriff „freiheitlich-demokratische Grundordnung“ bezeichnen (bitte Helm ab zum Gebet):

Is not a bug, it’s a feature!

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Kommentare

One Kommentar zu “Wall Street and the Financial Crisis: Anatomy of a Financial Collapse”

  1. Kapitalismus, reloaded : Burks' Blog am Juli 11th, 2011 6:38 pm

    […] haben wir schon mehrfach durchgenommen ( hier: “Der diskrete Charme des Kapitalismus”, hier: “Wall Street and the Financial Crisis: Anatomy of a Financial Collapse”, hier: […]

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