Mohammed-Karikaturen und die Tyrannei des Schweigens

MohammedSpiegel offline schreibt heute: “ Das Anliegen von Flemming Rose klingt etwas unwirklich, angesichts dessen, was in den vergangenen fünf Jahren mit Dänemark passiert ist. Rose, Kulturchef der Zeitung „Jyllandsposten“, veröffentlicht am heutigen Donnerstag sein Buch „Die Tyrannei des Schweigens„. Auf einer Seite sind auch die umstrittenen Mohammed-Karikaturen erneut abgedruckt.“ „Etwas unwirklich“? Nein, ganz real. Die Dänen haben eben Mumm und Zivilcourage, die deutschen Medien nicht: Die waren damals durchweg zu feige, um die harmlosen Karikaturen Komplett abzudrucken Verschämt publizierten sie nur einige – „zu Dokumentationszwecken“.. (By the way: Über Flemming Rose gibt es noch nicht einmal einen deutschen Wikipedia-Eintrag.)

Aus gegebenem Anlass publiziere ich hier noch einmal einen meiner Artikel auf burks.de vom 29. Januar 2006: „Dänemarks Fall Rushdie – Mohammed-Karikaturen“.

Man sollte sich den Paragrafen 166 unseres Strafgesetzbuches durchlesen: Wer öffentlich den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpfe, die geeignet sei, „den öffentlichen Frieden zu stören“, werde mit einer „Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Wer in agressiver Weise die Verehrung höherer Wesen propagiert, beschimpft also meine atheistische Weltanschauung und wird bestraft. Nein? So ist das nicht gemeint? Schon klar, wer fromme Märchen und Legenden verkündet, wird hierzulande privilegiert. Deutschland ist bekanntlich nur auf dem Papier ein säkularer Staat: Sogar christliche Politiker fordern, den Aberglauben zum Beispiel der islamischen Art zwangsweise in den Schulen zu predigen.

In Dänemark hat jetzt eine Zeitung Mut bewiesen und das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit und die Pressefreiheit beispielhaft praktiziert. Die Welt fasst den Fall vorzüglich zusammen. Die haganah.us hat unter der Überschrift „The Danish Threat“ die Mord- und andere Drohungen zusammengetragen.
Mohammed?
Die Jyllands-Posten hat sich nicht beeindrucken lassen. Chapeau, liebe Kolleginnen und Kollegen – meine Verehrung und solidarische Grüße nach Dänemark! Eine deutsches Medium hätte sich natürlich nicht getraut, eine Karikatur Mohammeds zu publizieren. (PS. Die Welt hat es getan. Bravo!) Die christliche Lobby sitzt dafür zu fest im Sattel und in den Rundfunkräten. Die Damen und Herren Sesselpupser wissen genau: Wenn es darum geht, die Interessen der Religion gegen Vernunft und Aufklärung zu vertreten, dann muss man zusammenhalten, auch wenn man jeweils unterschiedliche Formen des Aberglaubens praktiziert.

Man muss sich die Idiotie, die jetzt von islamischer Seite verbreitet wird, nur genauer ansehen: Die Kuweitis wollen dänische Produkte boykottieren. Die Heuchler haben sich aber gern von den „dekadenten“ Amerikanern von ihrem islamischen Glaubensbruder Saddam Hussein befreien lassen. Focus fabuliert über den „Tonfall“, wie es sich für ein deutsches Medium gehört – hier geht es ja oft darum, wer was wie sagen darf oder nicht. Besonders dreist ist es, wie die TAZ knapp zusammenfasst, dass die „Organisation der Islamischen Konferenz „eine Entschuldigung der dänischen Regierung“ fordert, Mohammed?„weil sie die Veröffentlichung der Karikaturen im September weder verhindert noch unzweideutig verurteilt habe.“ Diese „Konferenz“ braucht Nachhilfeunterricht: Die Regierung in Demokratien hat weder das Recht noch die Pflicht, auf die Medien Einfluss zu nehmen. Man merkt doch gleich, wes Geistes Kind diese muslimische Mischpoke ist.

Woran denkt man, wenn religiöse Fanatiker der christlichen, muslimischen oder jüdischen Sorte die Demokratie und ihre Prinzipien angreifen? An Salman Rushdie natürlich und seine Satanischen Verse. Wikipedia: „Durch die in den Alpträumen eines Protagonisten widergespiegelte Darstellung des Lebens des Propheten Mohammed fühlten sich viele Muslime in ihren religiösen Gefühlen verletzt – die meisten freilich ohne das Buch überhaupt zu kennen, da es weder leicht zu lesen noch wohlfeil erhältlich und obendrein von islamischen Geistlichen verboten war. Am 14. Februar 1989 verurteilte der iranische Staatschef Khomeini Rushdie mittels einer Fatwa zum Tode, weil das Buch gegen den Islam, den Propheten und den Koran sei. Mohammed?Khomeini rief die Moslems in aller Welt zur Vollstreckung auf. Um die Durchführung zu beschleunigen, wurde ein Kopfgeld von 3 Millionen US-Dollar ausgesetzt.“

Und was geschah darauf in Deutschland? Drei Mal dürfen Sie, liebe wohlwollende Leserin und lieber geneigter Leser, raten: „In Deutschland wagte kein einzelner Verlag, „Die satanischen Verse“ zu verlegen. Gleichzeitig wurde es als Akt der Verteidigung der Menschenrechte gesehen, die Publikation sicherzustellen. Schließlich gründete eine Arbeitsgemeinschaft der deutschen Verlage einen neuen Verlag mit Namen „Artikel 19 Verlag“ (dem Artikel, der in der europäischen Menschenrechtskonvention das Grundrecht auf Meinungsfreiheit zusichert), dessen einziger Zweck die Herausgabe der Verse war.“ Die Deutschen sind eben von Natur aus feige und Duckmäuser, und die Ausnahmen bestätigen nur die Regel.

Ganz so, wie es Wikipedia steht, war es nicht: Der „Artikel 19 Verlag“ bestand aus einigen Verlagen, aber vor allem aus Einzelpersonen, die den Kopf dafür hinhielten, dass Salman Rushdies Werk auch in deutscher Sprache erscheinen konnte. Übrigens: Ein gutes und interessantes Werk – lesenswert! Und da bin ich nun, wie ein Ost-Pfarrer das formulieren würde, persönlich „betroffen“. Ich gehöre mit zu den Personen, die die „Satanischen Verse“ herausgaben, Mohammed?der einzige Schröder neben Gerhard. Und wenn mir heute wieder ein durchgeknallter Verehrer höherer Wesen, sei er Christ, Jude oder Moslem, dumm käme, und sich beleidigt fühlte, weil ich mich über Religion lustig mache, würde ich mich nicht anders verhalten als damals. Jetzt erst recht – es ist mein gutes Recht! Kirchen zu Turnhallen!

Abbildungen: Jylland-Posten (oben), haganah.us (unten). Die anderen Fotos zeigen vermutlich doch nicht den Propheten Mohammed, aber ganz ausschließen kann man natürlich nichts.

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Kommentare

8 Kommentare zu “Mohammed-Karikaturen und die Tyrannei des Schweigens”

  1. Serdar am September 30th, 2010 11:35 pm

    By the Way, was hälst du von dem Löw-Urteil (bezg. BpB)?

  2. admin am Oktober 1st, 2010 12:49 am

    Welches Urteil?

  3. Serdar am Oktober 1st, 2010 1:23 pm
  4. Finkeldey am Oktober 1st, 2010 2:49 pm
  5. admin am Oktober 1st, 2010 3:15 pm

    „Denn die Karlsruher Richter hielten fest, die Bundeszentrale könne sich nicht wie Privatpersonen auf Grundrechte wie etwa die Meinungsfreiheit berufen. Auch könne die Behörde ihre eigenen Interpretationen der Geschichte nicht als die einzig richtigen hinstellen. Sie müsse als Anstalt des öffentlichen Rechts die Aufgabe wahrnehmen, die Bürger mit solchen Informationen zu versorgen, die diese zur Mitwirkung an der demokratischen Willensbildung benötigen. Selbst wenn sie völlig falsch sind wie Konrad Löws Ausführungen.“

    Stimme zu. Auch Blödsinn kann zur Willensbildung beitragen – allein schon als abschreckendes Beispiel.

  6. Alle Atheisten sind Terroristen : Burks' Blog am Januar 2nd, 2016 1:32 pm

    […] in die Türkei reisen, solange dort ein Gollum wie Erdogan regiert. Ich werde auch – aus den hier schon erwähnten Gründen – den Iran meiden. Besser: Ich werde überhaupt nie in ein Land reisen, in dem der Islam die […]

  7. No one seems bothered with 16 Muslim countries where Israelis are banned : Burks' Blog am Januar 30th, 2017 2:56 am

    […] war das noch mit den Karikaturen? Ich kann auch nicht in den Iran reisen, geschweige denn nach Pakistan, Saudi Arabien oder Bangla […]

  8. Fatwa oder: Nun zu uns, Verehrer höhere Wesen! : Burks' Blog am Dezember 29th, 2018 10:25 am

    […] schrieb 2010: Woran denkt man, wenn religiöse Fanatiker der christlichen, muslimischen oder jüdischen Sorte […]

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