Unter Siebenern

tiefwerder wiesenhavelhavelhavelhavelhavelhavelWassersportheim Stössensee

Was mir auffiel, als ich spät, aber nicht zu spät die Paddelsaison eröffnete und was das zweite Foto beweist: Auf den Booten der wohlhabenden Berliner Mittelklasse sitzt immer eine attraktive Frau und sonnt sich, der Mann steuert (nicht etwa umgekehrt). Der arme paddelnde Proletarier kann nur die eigenen Zehen bewundern.

Oder sich amüsieren, wenn Azubis Anfänger im Rudern zu fünft durch die engen Kanäle von Klein-Venedig müssen und mit ihren Paddeln an jeder Seite überall hängen- und steckenbleiben dergestalt, dass sie, ihrer eigenen Unfähigkeit eingedenk, mir dann höflich den Vortritt lassen anbieten, an ihnen vorbeizuziehen.

Frage an das bootsaffine Publikum: Da ist ein Ruderboot mit sieben Leuten. Ist das nicht verboten? Ich dachte, es gäbe Achter mit Steuermann, aber Siebener? Ist einer verloren gegangen oder wurde aus Kostengründen eingespart?

Kurz nach Mittag wurde es dann voll und voller und ich paddelte zurück ins Bootshaus, wo seit Neuestem Leckereien aufgetischt werden.

Am 14.08.2022 war ich das letzte Mal aus dem Wasser und das erste Mal seit der Hüft-Op. Das sollte wieder öfter geschehen, aber ich arbeite jetzt in Vollzeit und habe nur die Wochenenden frei. Dank der Klimaerwärmung ist es leider bekanntlich kälter.

Tel-O-Fun

tel-o-fun

Ha! Guckst du hier!

Unter Budokas

judo

Unterarmstütz

planks

Mein Ziel sind fünf Minuten bis Oktober. Ist das in meinem Alter zu schaffen?

Unter Wiegenden und Bombenden

abendessen

Ich schrob schrieb vor zehn (!) Jahren: „Da meine Personenwaage heute morgen 86 Kilo anzeigte, werden die hungrigen Leserinnen und die gefräßigen Leser mir die gestrige Sünde mit dem Kasseler mit Senf und Rotkohl verzeihen.

Ich habe überlegt, was ich eigentlich anders mache als vor einem Vierteljahr: Kleinere Portionen, weniger Nudeln, nichts mehr essen nach 18 Uhr oder was ich dafür halte, Schokolade und anderes Süßes sind tabu, Bier trinke ich ohnehin kaum. Wenig Fleisch und Fett, aber das war zu meinen Hundert-Kilo-Zeiten auch schon so.“

Zwischenzeitlich war ich sogar bei meinem Idealgewicht von 84 Kilo (Größe 1,84 cm), das war 2016, als ich zwei Mal in der Woche Krav Maga machte. Jetzt sind es 90. Meine schnuckelige Physiotherapeutin sagte neulich beruhigend, Muskeln, die ich zur Zeit aufbaue, wögen auch etwas. Jedenfalls ist meine Silhouette im Spiegel schlanker als damals. Vielleicht ist auch nur alles anders verteilt. (Ist Titan in der Hüfte schwerer als Knochen?)

Ich müsste heute eigentlich etwas über Georg Elser bloggen, will aber das Publikum, welchselbiges schon informiert sein wird, nicht annoyieren (nur um euren Wortschatz zu erweitern).

Six Pack

six pack

Noch 3563 Tage Training bis zum Waschbrettbauch.

H2O-Sport

wassersport havelwassersport havelwassersport havelwassersport havel

Ich grüße alle Freunde des H2O-Sports! Ich kam allein ins Boot und nach zwei Stunden auch ohne Hilfe wieder raus. Es geht voran – im Sinne des Wortes. Die Krücken hatte ich gar nicht mitgenommen.

Straight

burksburksburks

Meine schnuckelige Physiotherapeutin behauptet, ich stünde jetzt schon einigermaßen gerade.

Einwurf auf Fratzenbuch: „Allein das Wort „schnuckelig“ dürften manche Zeitgenossen als übergriffig und sexistisch bezeichnen.“
Antwort: Deswegen benutze ich es ja.

Diaphragma pelvis und andere Schwellkörperschichten

beckenbodentraining

Zusätzliche Hausaufgabe von meiner schnuckeligen Physiotherapeutin: Jeden Tag Beckenboden-Training. Ich bin völlig platt.

Ich dachte, das machten nur Frauen? Aber nein, es gibt allerlei positive Nebenwirkungen auch bei Männern. Meine Physiotherapeutin meinte mit dem ihr eigenen Grübchen-Charme augenzwinkernd, das Training sei nicht nur zweckmäßig für meine Hüfte und das Drumherum, sondern auch wirksam gegen Inkontinenz im Alter.

Mit dem Beckenboden ist es so, was wenn man zum ersten Mal Querflöte spielen soll und man aufgefordert wird, mit dem Zwerchfell zu atmen und gar nicht weiß, wo das ist, geschweige denn, wie man es bewusst bewegen könnte. Die mir aufgetragene Übung besteht aus sechs Schritten, die jeweils nur ein paar Sekunden lang sind. Man legt sich platt auf den Rücken und zieht die Beine möglichst weit an. Die Unterlage sollte nicht durchhängen, sondern einigermaßen stabil sein.

– Dann fasst man mit den beiden Zeigefingern auf den vorstehenden Beckenknochen (den jeder hat) und mit den Daumen auf die untere Rippe.

– Jetzt das Becken nach vorn drehen, als wolle man etwa ausschütten (im Stehen ist das einfacher). Ob man sich dreht, merkt man an den Fingern, die die Knochen fühlen.

– Dann zieht man das Gemächt nach innen, als müsste man pinkeln, es aber zurückhalten (Eselbrücke).

– Dann zieht man den Bauchnabel noch nach innen.

– Nun hebt man – mit angespannten Muskeln untenrum! – die Schulterblätter an, so dass der Oberkörper vom Boden leicht abhebt.

– Jetzt noch abwechselnd mit den Händen jeweils die Hacken berühren, dabei mit der Spannung nicht nachlassen.

Ich schaffe nur das nur zehn Sekunden, dann muss ich wieder nachlassen. Ein paar Mal, wenn man ungeübt ist, und man ist erschöpft. Ich bin mal gespannt, wie oft ich das in einer Woche kann.

Gym, Status Update

Gym

Fest gestellet in der Erden
Steht das Rad, aus Stahl gebrannt.
Heute muss der Muskel werden,
Frisch, Gesellen, seid zur Hand.
Von der Stirne heiß
Rinnen muss der Schweiß,
Zum Werke, das wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt Gymnastik munter fort.
So lasst uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt,
Den schlechten Mann muss man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.

Ich gehe immer noch an Krücken, mache aber Fortschritte. Ich kann schon ein paar Schritte ohne, aber sehr mühsam. Täglich ca. 50 Minuten Gymnastik. Das Rad brauche ich eigentlich zum Aufwärmen, dass Sehnen und Muskeln nicht meckern, wenn ich sie strecke und dehne.

Die gute Nachricht: Meine Physiotherapeutin hat keine Bedenken gegen Paddeln. Wenn ich am Bootshaus mit Krücken auftauchen, lachen die sich vermutlich kaputt. Und das Problem ist weniger das Paddeln, sondern wie ich in das Boot hinein- und – noch schwieriger! – wie ich wieder hinauskomme.

Gym

Zwei Wörter mit L, die untrennbar zusammengehören

leibesübungen

Leibesübungen und Valentina Lisitsa gehören für mich zur Zeit untrennbar zusammeen. Chopins Etüde No. 10 in C-Dur ist für eines der besten Klavierstücke überhaupt, vor allem, wenn die Lisitsa es wie gewohnt rasend schnell spielt. Die Etüden Chopins waren für mich, als ich in meiner Jugend Klavierunterricht hatte, immer eine Folter. Ich konnte nichts mit ihnen anfangen. Hätte ich sie damals vorab anhören können – in der Lisitsaschen (schreibt man das so?) Version -, hätte ich mehr verstanden und wäre motivierter gewesen.

By the way: Valentina Lisitsa ist eine sehr sympathische Ukrainerin mit einer passablen politischen Einstellung.

Gerade höre ich beim Bloggen Jean-Paul Amouroux Boogie for Piano and Harpsichord, auch gern hundert Male hintereinander.

Krumme Löffel, Trampeln und andere schöne Dinge

qualitätsmedien

Die Medienblasenbewohner sollten vielleicht dessen eingedenk sein, dass ein großer Teil der Bevölkerung sie gar nicht zu Kenntnis nimmt oder dass deren Kenntnis über die Weltläufte sich aus der „Tagesschau“ speist und dem, was die Peer Group so an einen heranträgt. Die Rekonvaleszenten in der Reha-Klinik, mehrheitlich mit Rollator oder Krücken unterwegs, schienen mir weniger an Spezialfragen des Feudalismus, an Gamedesign in Second Life oder an Kryptografie interessiert, sondern an Johnny Depp und Amber Heard, die man hätte ins Colosseum sperren sollen. Wait a minute! Indisch essen für 59.000 Euro? Wie geht das?

für 59.000 Euro? Wie geht das? der Yellow Press im Allgemeinen und Besonderen, was die Auswahl auf der Theke der Rezeption zeigt.

patiententransport

Was haben wir noch? Die Opferzahlen der Ukraine im Kampf um den Donbass sind immens. Erneut sprach Kiew davon, dass täglich bis zu 100 Soldaten sterben. Die Verluste sind so hoch, dass mancher Experte bezweifelt, dass die Ukraine in einigen Wochen noch zu einer nennenswerten Gegenoffensive fähig ist. (Tagesspiegel)

Russia may be getting more revenue from its fossil fuels now than before its invasion of Ukraine, as global price increases offset the impact of western efforts to restrict its sales, US energy security envoy Amos Hochstein has said. „I can’t deny that,“ Mr Hochstein told the Senate Subcommittee on Europe and Regional Security Cooperation in response to a question about whether Moscow was making more money now off its crude oil and gas sales than before the war. (The Independent)

Seid ihr jetzt hinreichend informiert? Ich vergaß den Figaro: Au Donbass, ces soldats ukrainiens démunis qui abandonnent le front…

arbeitszimmerarbeitszimmerarbeitszimmer

Ich bin also wieder zu Hause und genieße den gewohnten Anblick. Just saying.

apfelstrudel

Das ist kein Kantinenfraß, sondern Apfelstrudel (der Kuchen in der Waldsiedlung war aber extrem gut!) Nur der Löffel gab mir irgendwie Rätsel auf.

Heute schon geradelt und dennoch nicht vom Fleck gekommen! (Danke, G.!)

ergometer

Band auf Kissen

theraband

Ich würde viel mehr schreiben, da über Pfingsten hier nichts stattfindet (man müsste höhere Löhne zahlen!). Leider kann ich noch nicht sehr lange auf meinem Allerwertesten sitzen, ohne dass es irgend schmerzt (beim Aufstehen) bzw. ich das Gefühl habe, mein rechtes Hüftgelenk sei eingerostet. Ich sitze auf einem so genannten orthopädischen Kissen, da das rechte Bein nicht mehr als 90 Grad angewinkelt sein darf, und mache ansonsten diverse Übungen mit einem so genannten Theraband, das ich vorher noch gar nicht kannte. Vielleicht sollte ich davon Videos erstellen…

In der Muckibude

muckibude

Endlich täglich Muckibude, leider viel zu kurz. Aber mehr solle ich mir nicht antun, sagt meine Lieblingsphysiotherapeutin (die mit dem schönen Charakter), die Operation sei noch nicht so lange her.

„Haben Sie einen Computer?“ fragte mich ein Sporttherapeut. Ich soll mir ein Ergometer anschaffen, gebraucht oder bei der Großbourgeoisie. Hat das Publikum Erfahrungen und Tipps. welchen man nehmen sollte? (Kein Schnickschnack nötig: Sitzhöhe muss verstellbar sein und die Kraft, die man braucht.)

„YMMD“ hätte ich am liebsten geantwortet. Aber das hätte er vermutlich nicht verstanden.

Fast Planwirtschaft sowie Greifzangen

windows xp

Ich konnte nicht widerstehen – ein Fall für das Softwaremuseum. Dabei ist die Maschine, auf der das oben läuft, extrem effektiv: Man loggt sich hier per Transponder, der Teil des Schlüsselbundes ist, ein und wählt per Touchpad aus, was man essen will, eine Woche im voraus. An dem jeweiligen Tag loggt man sich wieder ein, und die Küche kriegt einen digitalen „Bon“ und weiß, was sie liefern soll. Man wird platziert, und das Mahl wird an den Platz gebracht. Ich sehe keinen Unterschied zur kommunistischen Planwirtschaft: Nichts muss weggeworfen werden, und das Küchenpersonal kann ökonomisch rational handeln. Und ich gehe jetzt Jagen und Fischen. Oder irre ich mich?

Das profitorientierte Gesundheitssystem ist marode, selbstredend auch die Reha-Einrichtungen. Das äußere Luxus täuscht. Wenn man sich die medizinische Seite ansieht, weiß man nicht, ob man weinen oder lachen soll. Am Wochenenden und an Feiertagen wird nicht gearbeitet – es müssten höhere Löhne gezahlt werden. Das geht gar nicht. Und wenn ein Physiotherapeut krank wird, fällt seine Stunde eben aus. Wäre ich Fußballprofi, bekäme ich vermutlich täglich mindestens fünf Stunden irgendwas zu tun.

Ich werde zwei Tage zusätzlich verlieren – Himmelfahrt und Pfingstmontag. Zum Glück waren die Physiotherapeutinnen im Martin-Luther-Krankenhaus sehr professionell und haben mir Übungen empfohlen, die ich selbst machen kann. Hier „rehabilitiere“ ich schon fünf Tage und bin bisher nur zwei Mal je 15 Minuten Standfahrrad gefahren, habe zwei Mal in der „Hockergruppe „jeweils 20 Minuten die Beine geschlenkert, und durfte betreut spazierengehen, was ich auch allein geschafft hätte. Ich warte immer noch auf eine individuelle Physiotherapie. Die erste ist laut „Dienstplan“ am Freitag…

Gestern ist mir beim unbegleiteten Gehen mein neues Gelenk rausgeflogen (Luxation). Ich bewegte mein rechtes Bein falsch, es knackte hörbar, und mein rechter Fuß drehte sich nach außen, was nicht sein soll. Es tat höllisch weh, wie bei einem starken Krampf. Ich hatte großes Glück, weil die nächste Bank nur 20 Meter weit entfernt war. Als ich mich schmerzverkrümmt darauf fallen ließ, gabe es wieder einen hörbaren Knack, und das Gelenk war wieder drin. Learning by doing. Gelobt sei, was hart macht.

greifzangen

Falls jemand eine Greifzange braucht, weil zu weit Bücken temporär verboten ist: Das ein einschlägige Angebot der Großbourgeoisie (Foto links) ging hier schon am zweiten Tag kaputt, weil a) aus Plastik mit einem zerbrechlichen Scharnier und b) weil ich mich draufgesetzt hatte – allerdings auf weichem Untergrund. Heute bekam ich vom hiesigen Reha-Geräte-Experten eine neue. „Immer aus Metall“ war sein Rat, und der ist vermutlich richtig. Es geht in homoöpathischen Dosen voran.

Einstürzende Altbäume, reloaded

ncm e-bike

Überraschung! Nachdem ich heute mit Mühe mein NCM-Moscow-E-Bike unter dem umgestürzten Baum hervorgezerrt hatte (und auch noch das Fahrrad meine Opas), stelle ich überrascht fest, dass der Hinterreifen, der gestern völlig demoliert aussah, sich wie durch ein Wunder wieder auf die Felge geschmiegt hatte. Respekt vor den Konstrukteuren – das Ding scheint ja ziemlich zäh zu sein. Noch nicht mal Luft hatte der Reifen verloren. (Das sind nicht die Originale, sondern so genannte unplattbare von Schwalbe).

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, lustkaufte ich bei der Großbourgeoisie (dahin gehen auch die Links) eine Astsäge und, für hartnäckige Fälle, eine Survival-Axt. Man kann nie wissen, ob einem der Himmel nicht ein Baum beinahe auf den Kopf fällt.

Die Weltläufte, zwischen dem Tegeler Fließ versteckt

spandau südhafen
Südhafen Spandau

Sechseinhalb Stunden auf dem Wasser – so ungefähr lautete auch der Plan. Wie dem Publikum mittlerweile bekannt, muss ich triggerwarnen: Ich quetsche alles und jedes, was mir auf den Zehnägeln brennt in den Sinn kommt, zwischen die Fotos, von Trending Topics über Chiwetel Ejiofor, von der SPD bis zur Sechserbrücke, von nicht vorhandenen Nackedeis bis Kabul. Gendern fehlt heute ganz.

schleuse Spandau
Schleuse Spandau

Ich bekam auf dem Rückweg, um das Kaiila von hinten aufzuzäumen, eine gute und eine schlechte Nachricht. Ich hatte die Bootsschleppe den hier schon erwähnten Trolley unter Ächzen und Stöhnen (mein Boot wiegt 33 Kilogramm plus zugeladetem Krempel) benutzt, als mich eine Stimme aus einem Mikrofon, welchselbiges dort auf einem Ständer angebracht ist, ansprach wie ein höheres Wesen aus einem Dornbusch: „Guten Tag, können Sie mich verstehen?“ Ich könnte und erwartete, ich werde aufgefordert, für meine atheistisches Gesinnung Buße zu tun und mindestens auf den Knien bis Canossa zu rutschen.

Es war aber nur der Schleusenwärter, der meinte beobachtet zu haben, dass ich mich sehr habe anstrengen müssen und mich darauf hinwies, Hilfe sei möglich, das gehöre zum Service des Hauses. Ich wies das entrüstet von mir, die körperliche Quälerei sein ein Feature meines Aufenthalts auf dem Wasser und mitnichten ein Bug, den es zu korrigieren sei nach dem tugendhaften Motto, jüngere Leute müssten aufstehen, wenn ein alter Mann in den Bus steige. Ich fühle mich plötzlich um Jahre gealtert. Das nächste Mal werde ich das Kanu auf meinen Schultern tragen ich mehr auf den aufrechten Gang achten beim Tauziehen des Bootes.

maienwerder
Maienwerder

In Nachhinein wollte ich auch wissen, wie weit es war – vermutlich doch mehr als zwanzig Kilometer hin und zurück. Die Durchschnittsgeschwindigkeit entspricht also der eines halben Fußgängers kommt jedenfalls hin.

tegeler see

Während der Hafen Tegel und der s124stkr-haqu schon von weitem zu sehen sind, widmen wir uns dem Hindukusch und den dort ansässigen Völkern. Die Lage dort ist unstrittig am Gesäß. Die US-Botschaft dort verschwand aus dem Cyberraum, aus Sicherheitsgründen oder weil es jetzt auch Cybertaliban gibt, die einen Job dort suchen könnten – bis zum 31. August. Vielleicht warten die Taliban auch bis zum 15. September, um die Hauptstadt zu besetzen. Auf jeden Fall kann ich mir abschminken, einmal in den Band-e-Amir-Seen zu paddeln. Beim Noshak machte meine Hüfte ohnehin nicht mehr mit. Außer die Chinesen besetzten Afghanistan, um Gwadar profitabler zu machen. Warten wir also auf Bilder von Helikoptern über der Great Massoud Road. Oder Erdogan lässt einmarschieren.

sechserbrücke
Sechserbrücke

Die Sechserbrücke und die duellierende Historie in der Nähe sind der Stammleserschaft schon bekannt.

brücke zur tegeler humboldtinsel
Unter der Brücke zur Humboldtinsel – nach der vollzogenen Erderwärmung und steigendem Wasserpegel würde ich nicht mehr durchpassen, außer man engagiert die Niederländer, die Tegel eindeichten.

Auf der Humboldtinsel, wo vor jedem Haus mindestens ein Boot schaukelt, wohnt bekanntlich das Proletariat, dem man verbieten will, in Zukunft Fleisch zu essen. Darauf ein donnerndes populistisches #RettetDieCurrywurst!

tegeler fließ
Am Tegeler Fließ

Leider kann man den Nordgraben des Tegeler Fließes nicht bepaddeln, weil im Hafen Wehre den Zugang versperren. Backstage aber sieht es aus wie in Tiefwerder, leider nur sehr kurz. Halten Enten eigentlich auch den geforderten Mindestabstand ein, ist das eine Parabel, von der Natur arrangiert, sind die Viecher so territorial, dass sie nicht kuscheln? Oder glucken nur Paare zusammen, durchmischt von Enten-Singles?

tegeler Fließ
Im Fließ

Das Fließ sieht bei Google Maps schiffbar paddelbar aus. In der Realität ist es aber an manchen Stellen zu dieser Zeit fast zugewachsen. Man bleibt beinahe stecken und ist permanent damit beschäftigt, die Paddel vom grünen Modder zu befreien.

sechserbrücke
Tegeler Hafenbrücke mit Blick auf den Tegeler See

Während wir in Seerosen und Algen herumstaken, ein kurzer Blick ins Feuilleton. Ich tat mir Vor ihren Augen an, da ich das argentinische Original auch gar nicht kannte. Ich stimme mit der Kritik überein. Seriöser und nicht schlechter Krimi, überzeugende Hauptdarsteller, aber ein diffuser Plot ohne Tiefgang, der zwischen verschiedenen Geschichten oszilliert und sich nicht entscheiden kann, was das alles soll. Man merkt, dass Hollywood eben keine politischen Filme machen kann.

tegeler see
Tegeler See

Mir gelang es, per Handy ein Panorama-Foto des Tegeler Sees zu machen, das man auf Fratzenbuch auch drehen kann. Hier geht das offenbar nicht, man muss bei hoher Auflösung traditionell hin- und herscrollen.

eiswerder
Entenhausen auf Valentinswerder

Ich fühlte mich auch noch nach mehr als fünf Stunden ziemlich fit und musste weder pausieren noch pinkeln. Entweder lag es an den ruhigen Wassern oder an meiner verbesserten Kondition.

entenhausen
Wie der Name schon sagt

Mir fiel übrigens noch einmal die dahinsiechende „Linke“ ein, auch, weil hiesigerseits oder auf sozialen Medien auf mich eingeprügelt wurde, ich würde auf die Linken einprügeln. Ja, weil mir die am nächsten stehen und weil ich die früher gewählt. Die rechtsversifften Parteien interessieren mich nicht. Sogar die SPD hat in Berlin eingesehen, dass man die Grünen nicht imitieren darf.

Also weg mit dem Gendersprechen dem Klima-Scheiß! Das kann eh keiner mehr hören. Lieber das K-Wort wieder hoffähig machen. Man muss es nur einmal aussprechen, um genug Radau in den Medien zu bewirken, dass alle über einen reden (die wirksame „Methode Trump“).

Tut die „Linke“ übrigens etwas für die Arbeiter der Rüstungsindustrie? Ich habe nie verstanden, warum Linke auf die merkwürdige Idee gekommen sind, man dürfe keine Waffen exportieren. Gäbe es dann weniger Krieg? Mitnichten – nur die blümchensexpraktizierenden Protestanten fühlten sich dann besser. Meine Idee: Rüstungsidee verstaatlichen vergesellschaften, Waffen nur noch an die Richtigen verkaufen oder an Israel. Damit kriegte man Stimmen, zumal die Linke ohnehin für Volksbewaffnung sein sollte, wie in der Schweiz. Die deutsche Familie R. bekäme natürlich keine (aber Martin Hikel meine Erststimme).

tiefwerder

Warum sollte man islamistische Straftäter nicht nach Afghanistan abschieben? Da sind sie doch unter Freunden und Gleichgesinnten?! Frage für einen Freund.

tiefwerder
Kleiner Jürgengraben, Tiefwerder

Auf meiner To-Do-Liste steht übrigens immer noch der Hauptgraben.

tiefwerder

Wogende Wasser, Kosten des Kapitals und eine Blondine am rechten Rande

havel berlin grunewaldturm

Des Menschen Seele
Gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es,
Zum Himmel steigt es,
Und wieder nieder
Zur Erde muß es,
Ewig wechselnd.

Mehrere Dinge, die mit dem Buchstaben B beginnen, kommen auf jeden Fall vor: Die Beaufort-Skala, Blondine und Badeanzug. Vielleicht auch Bangla Desh, Bourgeoisie und Büse.

havel

Wind ist der Welle
Lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus
Schäumende Wogen.
Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!

In Berlin kann der Wind auch schon mal 80 km/h erreichen, das ist nach der Beaufort-Skala ein ausgewachsener Sturm. Für laienhafte Paddler wie mich fängt es schon früher an, beschwerlich zu sein, was aber den Körper ertüchtigt und demgemäß sinnvoll ist. Gestern war einer dieser Tage: Zum Grunewaldturm an der Havel brauchte ich fast eine halbe Stunde länger als sonst, weil nicht nur die Wind mir direkt entgegenblies, sondern auch die Wellen sich befleißigten, sich längs und quer und kreuzweise vor mein Boot zu legen dergestalt, dass ich kaum vorwärtskam und das Paddel keine Sekunde aus der Hand legen konnte, ohne gleich abgetrieben und gedreht zu werden.

havel

Die Segler, die mit ihren Pinassen und Büsen – und wie die Segelschifftypen auch heißen mögen – unterwegs waren, steuerten zu meiner Schadenfreude manchmal so aufeinander zu, dass ich hoffte fürchtete, sie würden sich gegenseitig in Grund und Boden bohren, über den Haufen fahren oder versenken. Oder ein Motorschiff rammte beinahe eine Bonsai-Jolle (Foto oben), weil man sich offenbar nicht einigen konnte, wer zuerst ausweichen sollte und wer wem (nach W. I. Lenin).

Südhafen Spandau
Berlin (Symboldbild)

Zwischendurch ein wenig Ökonomie zum Entschleunigen. Ich möchte die Leserschaft auf eine interessante Tendenz des aktuellen Kapitalismus aufmerksam machen. Das ehemalige Nachrichtenmagazin räsonniert über Lieferwege und -ketten: Blockierte Seewege, Strafzölle, Klimaschäden: Die weltweiten Lieferketten werden immer unsicherer und teurer. Nun kehren erste Branchen nach Europa zurück – statt auf Billigkräfte im Ausland setzen sie jetzt auf Roboter.

Ich setze voraus, dass das Publikum, von mir ohnehin in Permanenz indoktriniert, die Begriffe konstantes und variables Kapital nicht nur auswendig und im Schlaf daherbeten kann, sondern auch weiß, welche Funktion sie in der revolutionärsten Gesellschaftsformation der Menschheitsgeschichte haben: Die Bourgeoisie kann nicht existiren, ohne die Produktionsinstrumente, also die Produktionsverhältnisse, also sämmtliche gesellschaftlichen Verhältnisse fortwährend zu revolutioniren. Unveränderte Beibehaltung der alten Produktionsweise war dagegen die erste Existenzbedingung aller früheren industriellen Klassen. Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeois-Epoche vor allen früheren aus.

havel Hausboot

Nehmen wir die portugiesische Fahrradfabrik Triangle’s: Erst wird die Produktion nach China verlagert. Dort bekommen die, die ihre Arbeit geben, weniger Geld dafür als hier. Sinken die Kosten für das variable Kapital, steigt der Profit. So einfach ist das. Das weiß man wissen diejenigen, die Marx gelesen haben, schon seit ungefähr dem 14. September 1867.

Jetzt ist es umgekehrt: Nicht nur die Kosten für Löhne und das konstante Kapital sind relevant, sondern auch, ob die Werte zuverlässig geliefert werden, also die Frage des Standorts: Ob dieser vielleicht in Zukunft, da man die Umwelt ruiniert und damit auch das Klima verändert, überschwemmt wird, wie in Bangla Desh zuvörderst anzunehmen, ob die indirekten Kosten also das Produkt auf dem Markt verteuern, weil nur so die Profitrate nicht zu sinken droht, was alle höheren und niederen Wesen verhüten mögen. (Der Preis einer Ware ist bekanntlich keine anthrolopogische Konstante oder dem Wetter ähnlich, sondern resultiert aus der bewussten Entscheidung des Kapitals, ihn so und nicht anders festzusetzen, vgl. auch MEW 25, S. 215ff..)

Tiefwerder großer Jürgengraben

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich warne davor, die Innovationskraft des Kapitalismus zu unterschätzen. Die Bourgeoisie macht zwar alles platt, was dem Profit entgegensteht, ohne Rücksicht auf Romantik, Moral oder Vernunft. Sie ist charaktermaskenmäßig gezwungen, die Basis der Produktion instandzuhalten. Keine Produktion – kein Profit. Das geht gar nicht. Die fortschrittlichen Kapitalisten kümmert sich also selbstredend um das Klima und darum, ob das Proletariat nicht verreckt, weil sich das schlecht verkaufen lässt.

Die Produktion von Dingen, die man früher eingekauft hat, kehrt jetzt zurück. Das ist nicht automatisch eine gute Nachricht für Gewerkschaften, weil Roboter gleichzeitig Arbeiter verdrängen. Ein Teil der klassischen Produktion, der keine besondere Qualifikation voraussetzt, wird an die Peripherie verlagert oder mit temporären oder Leiharbeitern umgesetzt, die man jederzeit an die Luft setzen kann. Ein anderer Teil wird schlicht automatisiert. Die traditionelle Arbeiterklasse steht in der Mitte und wird von „unten“ und „oben“ gleichzeitig angegriffen. Der Prozess ist nicht neu, sondern nur in kapitalistischer Logik konsequent.

Tiefwerder großer Jürgengraben

And now for something completely different. Aus allen Kanälen der braungebrannten Kameraden schwappt einem zur Zeit das Thema entgegen, das natürlich die Bild-Zeitung prägnant auf den boulevardesken Punkt bringt: „Drei Flüchtlinge lockten sie in eine Wohnung.“ Mittlerweile wurde Untersuchungshaft für die drei Vergewaltiger angeordnet – offenbar erst wegen des medialen Drucks. Offenbar handelt es sich zusätzlich auch um organisierte Kriminalität. (Hallo Taz – ist das etwa kein Thema?)

Tiefwerder großer Jürgengraben

Das Bundeskriminmalamt hat dazu Statistik, die ebenso von der Bild einschlägig aufbereitet wurde: An jedem einzelnen Tag werden im Durchschnitt zwei Mädchen oder Frauen in Deutschland von Männergruppen vergewaltigt! DAS ist das schockierende Ergebnis einer BILD-Anfrage an das Bundeskriminalamt (BKA). Demnach wurden im vergangenen Jahr 704 Gruppenvergewaltigungsverfahren gezählt. Zum Vergleich: 2019 waren es 710, 2018 nur minimal weniger (659). Brisant: Jeder zweite Tatverdächtige hatte keine deutsche Staatsangehörigkeit. Häufig kamen die Männer aus islamischen Ländern: Afghanistan, Syrien, Irak.

Tiefwerder großer Jürgengraben

Das kann man jetzt verschweigen wie „die Linke“ oder sogar lügen, weil die Rechten das Thema „missbrauchen“ könnten. Das macht es alles noch schlimmer. (Ich rege mich auf, und ich hoffe, die Leserschaft lässt sich durch die entschleunigenden Fotos beruhigen.) Nein, „Strukturen“ sind nicht schuld. Das ist euphemistisches Neusprech und ziemlich dämliche und leicht durchschaubare Heuchelei.

Ich warte eigentlich darauf, dass Linksidentitäre aus Wokistan und Diversistan vorschlagen, man solle den Flüchtlingen, Glücksrittern und sonstigen Einwanderern zuerst Gendersprache aufoktroyieren, um sie dafür zu sensibilisieren, dass man Frauen nicht vergewaltigen soll.

Tiefwerder großer Jürgengraben

Es ist wie einem bekannten Stoff, den schon die Römer kannten: Es kommt darauf an, was man draus macht. Ich war gestern feudal essen: Mit einer sehr jungen Latina aus Ecuador und ihrem ebenso sehr jungen Lover, der aus Damaskus stammt. Da ich gewohnt bin, ohne Rücksicht auf irgendwelche Gefühle Klartext zu reden und gegenüber den Nachgeborenen auch gern und oft autoritär bin, habe ich das auch getan. Außerdem bin ich traumatisiert: Wer sechs Jahre lang permanent Ärger mit unter anderem Arabisch sprechenden Menschen hat und die sogar mit Gewalt traktieren muss, weil Regeln für sie nicht zu existieren scheinen, der muss schon seinen gesamten Grips zusammenreißen, um die private Statistik nicht in Vorurteile umschlagen zu lassen.

Ergo: Jedes Land in Lateinamerika und dessen Tradition und Kultur ist mir um Galaxien näher als jedes islamische arabische Land. Und ich habe ein Recht darauf, genau so und nicht anders zu empfinden. Übrigens: Die Blondine im Badeanzug ist unten ganz rechts zu sehen.

Wassersportheim Stößensee

Jaxa am Schildhorn und mehr

Havel

Leider muss ich wieder etwas zusammenpaddeln mixen, was gar nicht zusammengehört – die Weltläufte mit Leibesübungen, die slawischen Urgesellschaft mit dem Bundesverfassungsgericht, himmelblaue Bikinis mit Hevellern, gepflegtes Bier mit Gendersprache. Die Leser seien gewarnt.

Morgens um neun ist die Havel noch in Ordnung, das heißt ohne heulende Motorboote mit ebenso bekloppten Männern, die keinen mehr hoch kriegen Lärm mit Erektionen verwechseln, oder Jugendliche, die auf dem Wasser mit merkwürdigen, aber dennoch schwimmenden Flößen Wasserfahrzeugen Party machen, nicht ohne die Um- und Mitwelt mit Techno-Mucke der allerekelhaftesten Sorte zu belästigen, dafür aber um so lauter.

Havel

Ich paddelte friedlich vor mich hin, nicht ohne einen heimlichen Plan im Kopf zu haben, wohin es gehen schwimmen sollte. ⊗Leibesübungen

Da dümpelte mir, obzwar angeankert, beim DLRG und dessen Wasserrettungsstation (die offenbar so geheim ist, dass Google Maps sie gar nicht anzeigt), ein Nachen entgegen, der auf den Namen Horst Friedrich getauft worden war (liebe Studenten: Das war ein Plusquamperfekt, also in etwa vergleichbar mit „mein rosa Smartphone war schon kaputtgegangen, bevor ich auf Tik Tok Blödsinn posten konnte“).

Die Wasserwacht ist erfreulicherweise noch nicht divers umgerubelt worden. Horst Friedrich? Warum nicht Mandy Hengameh? Ist doch auch ein schöner Bootsname. (MDR: Eine deutliche Mehrheit lehnt Gendern in jeder Form ab.) ⊗Gendersprache

Havel

Zu dem Plan: Wie aus Propellerflugzeugsicht Drohnensicht unschwer zu erkennen, liegt westlich der Havel der Sacrower See und Königswald.
Am Ufer des südlichen Lehnitzsees als nördliche Fortsetzung des Jungfernsees befindet sich zwischen Sacrow und Krampnitz das hoch aufragende Bodendenkmal einer ehemaligen Wallanlage, der sog. Römerschanze oder dem sog. Königswall.

„Die Bezeichnung Römerschanze ist irreführend. Sie wurde nie von einem Römer betreten.“ O du Wikipedia, woher willst du das wissen? Immerhin sind die Römer mindestens bis an die Elbe gekommen.

„Es ist wohl unzweifelhaft ein alter Camp, ein wendischer Lager- oder Verteidigungsplatz aus jenem Jahrhundert her, wo sich Christen- und Heidentum hier bekämpften.“ O du mein Theodor Fontane, woher willst du das wissen? (Theodor Fontane: Fahrland)

Schon auf der To-Do Liste, auch wenn hier die Lausitzer der Bronzezeit gesessen haben mögen oder die Wandalischen oder auf jeden Fall die slawischen Wilzen. (O wie peinlich und o ihr Heveller, über die Slawen in Berlin weiß ich auswendig so gut wie gar nichts.) ⊗Heveller

Ich war scharf auf den suchte also den Schiffgraben, über den man noch 1929 in den Sacrower See gelangte. Hätte ich mich vorab in neueren Quellen informiert, wäre mir bekannt gewesen, dass der See schreit, dass der künstliche Graben so verschlammt ist, dass noch nicht einmal genug Wasser für den See hindurchkommt.

Das obige Foto zeigt den „Eingang“ – kein Loch, nirgends. Eine superschöne MILF Blondine in einem himmelblauen Bikini hatte unweit meiner Paddel ihren supergeformten Allerwertesten auf das Heck eines superteuren Motorboots platziert, ließ ihre superlangen Beine elegant ins Wasser baumeln, las ein vermutlich superspannendes Buch, und gab auf meine superfreundliche Frage, ob ein Durchkommen zum See sei, die superfreundliche Antwort: „nein“. Zu mehr Konversation reichte es nicht, da ich jeden Moment mit dem Auftauchen eines superwaschbrettbäuchigen Ehemannes rechnete, mit dessen supergoldenen Kreditkarte ich ohnehin nicht konkurrieren vermochte. ⊗himmelblaue Bikinis.

Havel

By the way: Ich habe noch nie so hohe Wellen auf der Havel gesehen, obwohl kaum eine Wolke am Himmel war. Eine steife Brise vom Feinsten, die mir manchmal das Wasser ins Boot schlagen ließ. Wo sich der Wannsee in die Havel ergießt, treibt einen die Strömung irgendwo hin und zurück, und man muss richtig ackern, um in der „Bahn“ zu bleiben. In der Nähe der Pfaueninsel sah ich von fern einen gefühlt 100 Meter langen motorisierten Treidelkahn (Foto oben), der mit Müll beladen und der in Richtung Hafen Spandau unterwegs war. Auch die Fähre Wannsee-Kladow begegnete mir, ohne mich umzufahren.

Havel

Treten Wind und Wasser und Sonne gleichzeitig auf, kann man in Berlin (West) damit rechnen, dass alles segelt, was segeln kann und alles, was Segel hat, auf der Havel ist. Ich begrüßte es sehr, schon kurz noch Mittag auf dem Rückweg zu sein, denn mir kamen unzählige Schiffe entgegen, mit erfahrenen Steuerleuten und auch welchen, denen ich zutraute, mich unter Wasser gedrückt zu haben, wäre ich nicht per Muskelkraft a priori weit ausgewichen. Bei den Wellen und nach schon fünf Stunden Paddelei muss man mit den Kräften haushalten, zumal ich noch nicht wirklich so fit wie vor zwei Jahren bin, als ich nach neun Stunden noch nicht einmal Muskelkater bekam.

HavelHavelHavel

Ich bin schon oft am Schildhorn vorbeigepaddelt, ohne mir Gedanken über die Sage zu machen, die jeder Preußenromantiker (vgl. das Denkmal auf dem Foto unten) vermutlich kennt.

Grot Wendenfürst, dorch Dine Mut
Es hier dat Denkmal obgebut,
doch hite geft kin Fersten mehr,
De drever swemmt mit Schild und Speer.

Die Rede ist vom slawischen Warlord Jacza von Köpenick (auch Jaxa oder Jaksa von Miechów). „Slawisch“ ist so eine Sache: Gern berufen sich Nationalisten heutiger Couleur auf vermeintliche Vorfahren, um ihre aktuellen Herrschaftsansprüche möglichst weit in die Vergangenheit zu prolongieren (nein, hier und heute keine einfache Sprache, nur über meine Leiche). Berlin war also mal slawisch. So what? Königsberg war auch mal preußisch. Und das heutige Polen hat mit Jacza so viel zu tun wie Kaiser Nero mit dem Lord of All the Beasts of the Earth and Fishes of the Seas and Conqueror of the British Empire in Africa in General and Uganda in Particular.

Jacza regierte Köpenick ungefähr zu der Zeit, als das Nibelungenlied gedichtet wurde, tiefster (oder höchster) Feudalismus also. Auch in der so genannten Spätantike gab es slawisch sprechende Völker in, um und um Berlin herum. Sie siedelten dort, wo sich die Germanen im Zuge der Völkerwanderung nach Süden aus dem Staub gemacht hatten.

Schildhorn Jaxa

Apropos: Wenn man sich da reinliest, wird es interessant: „Völker“, die noch im Stadium der Urgesellschaft sind, also Bauern ohne etablierte Klassenstruktur, aber mit Ansätzen einer Krieger-Elite, wehren sich dagegen, dass Warlords aus dem Westen sie unterjochen wollen. Das zu der Zeit, als sich in Zentraleuropa der Feudalismus schon etabliert hatte. Aber hallo, die Abodriten haben sogar Hamburg geplündert! Heute würde man „Kolonialkrieg“ sagen. ⊗Urgesellschaft

altstadt Spandauburks

Da ich mit dem Niu unterwegs war, machte ich noch einen Abstecher zur Altstadt Spandau und zum Kolk, welchselbigen ich noch aus der Zeit kannte, als ich mir das Geld mit Taxifahren erarbeitete (und in Südamerika wieder verballerte). Und dann – ziemlich platt, muss ich zugeben – gönnte ich mir noch ein Mahl und ein kühles Bier am Richardplatz, dort, wo man nur bar bezahlen kann – ein hübscher Anachronismus, und Chinesen kommen da eh nicht hin. ⊗kühles Bier

Su Nuraghe

By the way. Ich bin anderer Ansicht als Fefe. Das Bundesverfassungsgericht hat eine Verfassungsbeschwerde abgelehnt, die sich mit der gesetzlichen Befugnis des Staates befaßte, die Bürger virtuell auszuspionieren („staatliche Nutzung von IT-Sicherheitslücken“). Ich habe das Urteil gelesen. Wie üblich, ist der Text juristischer Jargon vom Feinsten und verschachtelt wie Doktor Faustus. Aber das Gericht urteilte – wie ich das nicht anders erwartete – nur über Formalia und mitnichten über das Grundrecht auf Gewährleistung der Vertraulichkeit und Integrität informationstechnischer Systeme. Sehr oft kommt vor: „die Beschwerdeführenden haben nicht hinreichend dargelegt“, was immer heißt: Drückt Euch gefälligst präzise aus und argumentiert logisch. ⊗Bundesverfassungsgericht

Habe ich was vergessen?

Blaue Bagger, faule Spree und noch mehr

spree
Die Spree bei Sophienwerder, nach Osten fotografiert

Die Weltläufte und dergleichen: Irgendwie passiert nichts von Belang.

Jemand fordert einen Gesinnungstest für Journalisten der ARD. Bin ich klar dafür. Wer nicht mindestens eine halbe Stunde frei über das „Kapital“ von Marx referieren kann, darf kein Journalist werden oder sein. Ersatzweise geht auch „Lohn, Preis und Profit„.

spree strelow
Industrieruine in Strelow, an der Mündung der Spree in die Havel

Die Hölle friert ein In der Taz finden wir etwas über „Symbolkämpfe in der Sackgasse“: „Die Idee, mit dem Gendersternchen eine diskriminierungsfreie Gesellschaft zu erzwingen, ist gescheitert. Die Gendersprache schließt zu viele aus.“

Das wird die linksidentitären Sprachesoterikerglottisschlaginnen aber nicht erschüttern. „Gegenderte“ Sprache ist nur ein Vorwand, um sich „nach unten“ abzugrenzen und sich moralisch besser zu fühlen – ohne Rücksicht auf Verluste. Aber das sagte ich vermutlich schon. „Dazu passt, dass die treibenden Kräfte vor allem an Universitäten und in Behörden zu finden sind. Sie geben Leitfäden zur geschlechtergerechten, diskriminierungsfreien Sprache heraus, die einen angemessenen Umgang empfehlen, in der Konsequenz aber aufgrund ihrer Vormachtstellung anordnen…“ Es geht um die Macht der Mittelklassen.

spree
Da bewegt sich doch was?

Sachlich und sehr informativ auf Telepolis: „Man sollte die Fähigkeiten der KP Chinas nicht unterschätzen“. De facto eine Vorschau, was wir hier (Tonfall: drohend) noch diskutieren müssen.

„Offiziell heißt es heute in den Geschichtsbüchern, dass China vor 1949 ein „halbfeudales“ und „halbkoloniales“ Land war.“ Das bedeutet: Sie wissen es nicht und drücken sich vor der Analyse. Damals hat die KP Chinas einfach den Unsinn und das schablonenhafte Geschichtsbild übernommen, den Stalin allen aufgezwungen hatte. Wenn ich keine Ahnung habe, wie ein Ding oder ein Etwas zu definieren sei, sagte ich einfach irgendetwas und setze „halb“ davor. Dann ist es halb wahr oder halb falsch.

spree
Der Bagger bzw. Kran gehört vermutlich zum Heizkraftwerk Reuter West

Schöne Schlagzeile im Guardian: „Why most people who now die with Covid in England have had a vaccination“. Das Deutsche kann ein Wort dafür zusammenstückeln: aufmerksamkeitsheischend.

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Heizkraftwerk Reuter

Lieder hinter der Paywall der Welt – ein Interview mit dem „Risikoforscher“ Gerd Gigerenzer (warum schreiben die nicht einfach „Psychologe“?). „Gigerenzer arbeitet über begrenzte Rationalität, Heuristiken und effiziente Entscheidungsbäume, das heißt über die Frage, wie man rationale Entscheidungen treffen kann, wenn Zeit und Information begrenzt und die Zukunft ungewiss ist (siehe auch Entscheidung unter Ungewissheit).“ Hört sich spannend an. Zu Beginn der aktuellen Pandemie lag er total falsch und hat seine Meinung geändert.

Gigerenzer: Man vertraut beispielsweise in das, was aus dem eigenen Land kommt. Eine Umfrage zeigte, dass die meisten Deutschen das größte Vertrauen in den Impfstoff von Biontech haben und weit dahinter in Moderna, das ja aus den USA kommt. Die meisten Amerikaner haben das größte Vertrauen in Moderna und Pfizer und die Briten in das Vakzin von AstraZeneca, das in Oxford entwickelt wurde. Und die Franzosen haben am wenigsten Vertrauen in alle diese Impfstoffe.

spree
Abrissarbeiten auf Sophienwerder

Ukrainische Soldatinnen [sic] sehen jetzt furchterregend aus. Putin schlottert schon.

spree
Faule Spree, ein Landschaftsschutzgebiet

RBB: „Betrügerische Netzwerke in der privaten Sicherheitsbranche verdienen bei der Bewachung von Berliner Flüchtlingsunterkünften viel Geld. Die Spuren führen in die organisierte Kriminalität und ins Clanmilieu.“

Das wundert niemanden, der sich in der Branche auskennt. Man sollte eher fragen, warum die so genannte öffentliche Hand dann immer die billigsten Angebote bei Ausschreibungen nehmen muss, statt auf Qualität zu achten? Anspruchsvolle Auftraggeber verlangen inoffiziell schon, dass die Sicherheitsfirma keine „Schwarzköpfe“ (Original-Zitat) schickt, sie wollen also weder türkischstämmige Sicherheitsmitarbeiter und auch keine Araber. Deren Arbeits“ethos“ in oft ganz anders. Ganz einfache Statistik, da hilft auch kein Drumherumreden oder Verschweigen.

Rudolf-Wissell-Brücke
Die Rudolf-Wissell-Brücke, die abgerissen werden soll, kurz vor der Schleuse Charlottenburg, bei der ich kehrtmachte und zurückpaddelte.

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