Im Griebnitzkanal und drumherum

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Hehe, Google Maps kennt den Griebnitzkanal nicht, sondern verweist irrig auf den Prinz-Friedrich-Leopold-Kanal. Wieso muss man Gewässer immer nach irrelevanten Vertretern der herrschenden Klasse benennen? Wäre doch schön, wenn die Reichen und Schönen in Wannsee in ihren Villen auf den Georg-Elser-Kanal blicken oder im Artur-Harris-Kanal planschen müssten?

Es begab sich aber zu der Zeit, dass die Temperaturen die 40 Grad erreichen wollten, dass alle Welt zum nächstgelegenden Wasser strebte (ausser der arbeitenden Klasse). Und diese Temperatur war nicht die allererste und geschah zu der Zeit, da Merkel Kanzlerin von Deutschland war. Und jedermann schwamm, paddelte oder motorbootete, dass das Wasser nur so spritzte, ein jeglicher in seine Stadt.

Da machte sich auch auf Burks aus Neukölln, aus der Stadt Berlin, in das reiche Land im Westen, das da heißt Spandau, auf dass er seine körperlichen Grenzen kennenlerne. Und als er daselbst auf dem Großen Wannsee war, kam die Zeit, da er in den Griebnitzkanal einbiegen musste. Und er hob das Paddel und sprach: Wohlan, lasset uns die Wassergrundstücke der Reichen und Privilegierten von nahem beobachten!

Alsbald paddelte er durch den Pohlesee, sah das Wehrhorn, sinnierte bei diesem Anlass, dass die Umerziehung im dortigen Reeducation Center wohl nicht viel gebracht oder nicht lange genug gedauert habe, paddelte alsbald in den Stölpchensee, der juristisch dem Teltowkanal untergeordnet ist (die spinnen, die…), gelangte dann unbeschadet in das Beitrittsgebiet, wo zunächst am Griebnitzsee das einseitige Fehlen von Villen und die am Ufer verlaufene Karl-Marx-Straße angenehm auffielen, wonach sich mehrere kleine Brücken hervortaten, die sich aber weigerten, den nötigen Schatten zu spenden, so dass dem Paddelnden die Hitze arg zu schaffen machte, woran auch das Dampfmaschinenhaus für Sanssouci naturgemäß nichts ändern konnte, bis endlich die Glienicker Lake in Sicht kam, genau auf der Grenze zwischen Berlin und Brandenburg, und mit ihr ein sanftes Lüftchen, das bis zum Erreichen der Glienicker Brücke und einem kleinen Picknick darunter Linderung brachte.

Ich bin neun Stunden gepaddelt, zurück vorbei an der Pfaueninsel und Schwanenwerder bis nach Tiefwerder zum Bootshaus. Viel mehr würde ich nicht schaffen; ich war völlig platt.

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Kommentare

7 Kommentare zu “Im Griebnitzkanal und drumherum”

  1. Spätburgunder am Juni 29th, 2019 7:53 pm

    Respekt. Und eine gute, sinnvolle Nutzung der Heißzeit.

  2. andreas am Juni 29th, 2019 10:39 pm

    Sehr geil.

  3. ... der Trittbretsschreiber am Juni 30th, 2019 9:33 am

    Chapeau!

    Macht es für dich einen Unterschied, Burks, allein oder in Begleitung zu paddeln?

  4. admin am Juni 30th, 2019 3:44 pm

    Ich paddel lieber allein, außer ein interessanter Mensch mit Menstruationshintergrund ist dabei.

  5. ... der Trittbretsschreiber am Juni 30th, 2019 4:05 pm

    @admin

    Zement mal, ist das nicht pfauenfeindlich oder gar auslenzend?

    https://de.wikipedia.org/wiki/Lenzen_(Wasser)

  6. w3rwolf am Juli 1st, 2019 5:29 pm

    @admin
    „Ich paddel lieber allein, außer ein interessanter Mensch mit Menstruationshintergrund ist dabei.“
    Wie kann man nur einem Menschen trauen, der jeden Monat eine Woche lang blutet und daran nicht stirbt?

  7. Jaxa am Schildhorn und mehr : Burks' Blog – in dubio pro contra am Juli 25th, 2021 10:51 pm

    […] fünf Stunden Paddelei muss man mit den Kräften haushalten, zumal ich noch nicht wirklich so fit wie vor zwei Jahren bin, als ich nach neun Stunden noch nicht einmal Muskelkater […]

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