Unter Fädenziehenden
Ich vermute, dass auch die der Geschichte des Nahen Ostens kundigen Leser das dumpfe Gefühl haben, nicht vollständig über die Geschehnisse informiert zu werden. Nein, ich rede meine nicht die völlig indiskutablen deutschen Medien, sondern alle. Welche Deals werden da hinter den Kulissen abgeschlossen?
Ich habe mir zum Thema einen interessanten Kommentar in der Jerusalem Post von Peled Arbeli übersetzen lassen. (Auch die Jerusalem Post kann keine vernünftigen Links setzen.)
„US-Präsident Donald Trumps geplantes Treffen mit dem syrischen Präsidenten Ahmed al-Sharaa und dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmoud Abbas in Saudi-Arabien sei ein strategischer Schachzug gewesen, der von Trump selbst initiiert wurde – und nicht eine Falle, die ihm von arabischen Führern gestellt wurde, erklärte Dr. Edy Cohen, Mitarbeiter des Israel Center for Grand Strategy und Nahost-Experte, am Dienstag gegenüber Maariv.
Die Amerikaner schützen die Golfstaaten vor dem Iran. Also ist Trump der Boss.
„Wenn es eine geplante Falle gibt, dann müssen wir verstehen, dass derjenige, der sie geplant hat, Trump ist – und nicht umgekehrt“, sagte Cohen. „Die Golfstaaten erhalten Schutz von den Vereinigten Staaten. Es gibt amerikanische Stützpunkte – vor allem in Katar – und die Amerikaner schützen die Golfstaaten vor dem Iran. Also ist Trump der Boss.“
Cohen warnte zudem vor weit verbreiteter Desinformation im Zusammenhang mit den Berichten über den Besuch.
„Es gibt viel Desinformation über diesen Besuch, viele Lügen und Illusionen“, sagte er. „Einerseits behaupten Araber in den sozialen Medien, dass Trump sich abwendet – wegen des Deals, den er mit den Huthis gemacht hat und bei dem Israel außen vor blieb – und deshalb kommen sie zu dem Schluss, dass er gegen Israel ist. Diese Vorstellung ist online so verbreitet, dass einige sogar behaupten, Trump werde einen palästinensischen Staat ausrufen. Das weise ich entschieden zurück.“
Cohen beschrieb eine Atmosphäre der Hoffnung auf arabische Einheit, enthüllte jedoch auch einige der Dynamiken hinter den Kulissen.
„Eine weitere Erzählung, die sich online verbreitet, spricht von einem Treffen ähnlich den Abraham-Abkommen – nur ohne Israel – unter Beteiligung des Präsidenten des Libanon, des Präsidenten Syriens und einem Schritt in Richtung arabischer Versöhnung“, sagte er. „Ich habe keine Antworten darauf, ob so etwas tatsächlich passieren wird, aber das ist derzeit die Stimmung. Es wird behauptet, Trump werde die arabische Versöhnung sicherstellen.“
Cohen fügte hinzu, dass Trumps Beweggründe wahrscheinlich nicht ideologischer Natur seien.
„Meiner Meinung nach macht Trump das nicht umsonst. Niemand liebt die Kataris einfach so. Sie kaufen sich alles mit ihrem Geld“, sagte er. „Wenn Trump sich entscheidet, so etwas zu tun, dann deshalb, weil er hineingezogen wurde. Katar will überall mitmischen. Es ist klar, dass sie dominieren und die Führung in der arabischen Welt anstelle von Ägypten übernehmen wollen. Die Kataris haben den Ägyptern bereits die Führungsrolle abgenommen. Die Weltmeisterschaft war in Katar, und Al Jazeera dominiert die arabische Welt.“
Israel muss Katars Einfluss auf Trump und die arabische Welt verringern
Cohen rief Israel dazu auf, entschlossene diplomatische Schritte als Reaktion auf Katars wachsenden Einfluss zu unternehmen.
„Israel muss jetzt entschieden auf Katars wachsende Macht reagieren“, sagte er. „Beziehungen abbrechen, Katar als Terrorstaat oder Terrorunterstützer einstufen – dann ist es möglich, ihr ganzes Prestige zu zerstören. Ihr Ansehen in der arabischen Welt ist nur deshalb gestiegen, weil sie für uns vermittelt haben. Wir haben ihnen das gegeben.“
Cohen schloss mit einer Warnung und einer hoffnungsvollen Botschaft:
„Die israelische Diplomatie muss aktiver werden. Wir müssen keinen Streit mit Trump anfangen, aber wir müssen ihm die ganze Wahrheit sagen“, sagte er. „Und ich hoffe, dass das den Plan gegen den Iran nicht beeinträchtigt. Ich glaube, Israel und die USA haben gute Beziehungen, und wir greifen effektiv im Jemen an – aber trotzdem bleibt das Gefühl, dass er uns diesmal übergangen hat.““
Kommentare
One Kommentar zu “Unter Fädenziehenden”
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1.) Desinformation
das ist m.E. so gewollt
je mehr die Medien und damit die „Öffentlichkeit“ spekuliert, desto besser
2.) Die Amerikaner schützen die Golfstaaten vor dem Iran. Also ist Trump der Boss.
jaaaaa – ähnlich wie überall
nun bliebe aber die Frage, ob Trumpel aufgrund vorgefundener Strukturen „Macht“ hat
(m.E. definitiv ja)
und ob diese Macht noch andere Quellen (z.B. eigenes Talent) besitzt
(m.E. sehr spekulativ – siehe oben Desinformation)
für mich sieht es nach wie vor so aus, dass Trumpel ein gewieftes erpresserisches Spiel treibt, bei dem er in der Lage bleibt, jeden gegen jeden auszuspielen.
liebt m.E. aber weniger an seiner Schläue als an der Dummheit und Abhängigkeit der anderen.
irgendwo las ich, dass Trumpel auch China nun in die Defensive getrieben habe…
gewagte These
aber zeigt halt auch, dass der Yankee auch anders wahrgenommen wird