Du sagen, ich fahren

taxi

Das Ende ist nahe. Taxifahrer brauchen keine Ortskenntnisse mehr. Der Bundestag hat eine Reform des Personenbeförderungsgesetzes beschlossen.

Der Unterschied zwischen Taxi und Fahrdienst beschränkt sich künftig auf einen Unterschied: Taxis dürfen nach wie vor überall Kunden einsteigen lassen. Fahrdienstleister müssen dagegen telefonisch oder per App vorab gebucht werden.

Das bedeutet: Uber ist jetzt legalisiert und darf den kleinen Unternehmen die Aufträge wegschnappen. Taxifahrer werden nur noch Mindestlohn beziehen oder noch weniger, wenn sie Kleinunternehmer sind. Oder auch: Die Kleinbourgeoisie wird zerquetscht. Je ein Kapitalist schlägt viele tot, habe ich irgendwo gelesen.

Ich hatte meinen Taxischein 1977 gemacht, ab 1979 war ich Unternehmer, mit anderen zusammen, bis ca. 1997. Damals war rund die Hälfte der Fahrer Studenten, der Rest die so genannten „Alleinfahrer“. Ich habe meine Reisen nach Südamerika damit finanziert: Drei Monate wie ein Idiot schuften, 14-Stunden-Schichten (was auch damals illegal war, aber niemand kontrollierte, wenn man sein eigener Chef war). Mit dem Geld konnte man ein halbes Jahr verreisen.

Das gibt es nicht mehr. Heute muss ein Tourist in Berlin froh sein, wenn er einen Fahrer erwischt, der Englisch kann – Türkisch und Arabisch ist aber kein Problem. So ist ist sie, die Weltstadt Berlin.

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Kommentare

5 Kommentare zu “Du sagen, ich fahren”

  1. Juri Nello am April 6th, 2021 8:02 pm

    Da hätte man sich vorher informieren können, was Weltstadt heißt. Globalisierung ist immer die Einbindung des niedrigsten Levels, unabhängig vom Ort und Geschehen. Sie war, ist und wird immer so sein.

  2. Corsin am April 6th, 2021 8:10 pm

    Eigentlich wollte ich von meiner letzten Taxifahrt in Berlin vor über zehn Jahren berichten, — habe den launigen Text dann aber wieder gelöscht, um keinen Rassismus-Verdacht aufkommen zu lassen.

    Daher nur die sachliche Kurzfassung: Der Fahrer fuhr unsicherer als ich es mit meinen reichlichen Promillen getan hätte (touchierte unter anderem mehrere Bordsteinkanten) und fragte mich unablässig nach dem Weg. — Seitdem verzichte ich auf die Dienste des Berliner Taxigewerbes.

  3. ... der Trittbrettschreiber am April 6th, 2021 11:17 pm

    Na da kommt aber von tief unten Schadensfreude auf.
    Gerade die deutschen Touristen lieben doch das Gefeilsche im entwicklungsbedürftigen Ausland, in dem es sich so gut bestechen lässt, nicht nur im Taxisektor. So gesehen, und mit der üblichen Prise Verblödung, scheint man tatsächtlich zu ernten, was man so herumsät. Richtig amüsant ist das Heranwinken und das Buchen. Auf sowas kann man wirklich nur als Jurist oder als Abgeordneter kommen, wobei heutzutage da ja kein Unterschied mehr zu erkennen ist. Was bleibt, ist der Untergrund, auch für den sicheren Transport, ohne vom Mindestlohnfahrer(sternchenhagelvoll_innen) zugelullt zuwerden und am Ende wegen des zu geringen Trinkgeldes seine Verachtung mit auf den Weg zu bekommen.
    Verflixt, der Bus ist weg… Taaaaaaxiiiii….

  4. ... der Trittbrettschreiber am April 7th, 2021 10:37 am

    @Corsin

    ;-) … so könnte es klappen, auch mit den Sternchen an der Wortendin. Ismen können auch Spaß machen, vor allem unter Isten.

  5. flurdab am April 7th, 2021 12:40 pm

    Das ist doch nur eine Übergangslösung auf dem Weg zur Brückentechnologie.
    Wird alles obsolet nach der Einführung der selbststeuernden Lufttaxis bzw. der Eselskarren.
    Je nachdem was was die „Wissenschaft“ gerade als ultimative „Lösung“ präsentiert.

    Brücke, Brücke, Brücke- war da nicht was?

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