Helm ab zur Beckenmontage

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Ich hasse es, Anleitungen zu lesen, vor allem dann, wenn man das zu montierende Gerät nur online gesehen hat und man sich überraschen lassen muss, wie es denn wirklich aussieht und wie man es im Detail zusammendröseln soll. Immerhin verlange das fucking manual nicht, dass ich einen Helm aufsetze. Das hiesige Publikum wird sich an die erdbebensicher verstärkte hässliche Spüle in meiner Küche erinnern, die aber jetzt – weil Billigware – vollends aus den Fugen ging.

Merkwürdig, dass bei der neuen Spüle, die jetzt schon aufgebaut ist, aber noch ohne Türen und Schubladen, alldieweil ich erst um 17 Uhr mit der Montage anfangen konnte (ich hatte zwischendurch nicht viele erschöpfende Telefonkonferenzen wie Frau Chebli, sondern nur eine, die aber so museal und retro rüberkam, dass ich, um abzuschweifen, vehement für Jitsi plädierte, was selbst der letzte rüstige Ü80-Journalisten-Rentner hinkriegen könnte, wäre der Wille vorhanden, die technischen Höhen des 12. Jahrhunderts zu erklimmen), jetzt aber noch ein Loch in das Metall gebohrt werden muss, da – o Graus! – gar keine Aussparung vorhanden ist, durch die die Wasserleitung von unten nach oben zum Wasserhahn gelänge, aber für diese Art von Geräuschen die Nachbarschaft, obzwar sehr tolerant, zu nachtschlafender Zeit nicht empfänglich ist, sondern (das ist nur meine Phantasie), falls zum Beispiel jemand auf die Idee käme, die Menschheit mit orientalischem Gedudel, was mir schwer auf das Gemüt schlägt, zu beglücken, womöglich aus dem geöffneten Fenster in meine Richtung, den Krach aus meiner Wohnung mit dem preußischen Präsentiermarsch kontern könnte, ab 120 Phon aufwärts, natürlich zuzüglich Verstärker, oder noch schlimmer mit dem Wagnerschen Ritt der Walküre, der mich in die Stimmung brächte, Polen zu überfallen, wie auch schon Woody Allen.

Interessant, dass man wahrhaft archäologische Gefühle bekommt, entdeckt man einen merkwürdig bemalten Küchenfußboden, der, umzingelt von RAL 5010, seit Jahrhunderten langer Zeit nicht mehr gestrichen wurde.

Fest gedübelt in der Erden
Steht die Form aus Span gebrannt.
Morgen muß die Spüle werden!
Frisch, den Bohrer in die Hand!
Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben;
Beinah‘ hätte ich mich verhoben!

Zum Werke, das wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt;
Den schlechten Mann muss man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist’s ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.

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Kommentare

8 Kommentare zu “Helm ab zur Beckenmontage”

  1. ... der Trittbrettschreiber am August 15th, 2020 6:08 am

    Ich bn wegen Schillers Aesthetik zu Form und Inhalt im Schwabenländle mal aus einem Job geflogen. Ein sexuell sehr mitteilsamer Kollege fragte mich lautstark, ob „isch misch denn schon mit meiner Männlischkeit auseinanderg’schetzt habe“, dass ich mich vom prompt einsetzenden Lachkrampf für immer von dieser Arbeitstelle transzendieren musste.

  2. takeshi am August 15th, 2020 7:36 am

    „…jetzt aber noch ein Loch in das Metall gebohrt werden muss…“

    Bohren ist nicht optimal, um ein Loch in eine Edelstahlspüle zu bekommen, das groß genug für den Fuß einer Spültischmischbatterie ist.
    Nimm lieber einen Lochschneider. Bei dem wird ein kleineres Loch gebohrt, die Teile des Lochschneiders von oben und unten angesetzt und dann mit einem Maul- oder Ringschlüssel ein sauberes Loch aus dem Material geschnitten.
    Einen ordentlichen Lochschneider bekommst du für 10 bis 15 Euro.
    Und körne das Bohrloch vorher an. Mit der Bohrmaschine oder dem Akkuschrauber auf dem Edelstahl hin und her zu rubbeln ist nicht empfehlenswert.

  3. Jim am August 15th, 2020 1:16 pm

    @takeshi
    Mansplaining! Steinigt ihn!!1!

  4. Chris am August 15th, 2020 1:59 pm

    Geniales Munster da auf den Dielen. Ist das original?

  5. admin am August 15th, 2020 3:04 pm

    Das habe ich beim Einzug vor 14 Jahren so übernommen.

  6. flurdab am August 16th, 2020 9:40 am

    Becken?
    Ist das nicht sexistisch?
    Und dann auch noch „bohren“.
    Müsste das nicht Hüfte, also „Wasch- Hüfte“ heißen.
    Man blickt einfach nicht mehr durch.

  7. Roland B. am August 16th, 2020 9:31 pm

    Egal ob Bohren, Lochschneiden, Sägen – auf jeden Fall ein festes Holz unterklemmen.

  8. Lochsägen und Blindstopfen : Burks' Blog – in dubio pro contra am August 18th, 2020 9:38 pm

    […] den Spülenschrank 120/60 956.8001, den ich jüngst in einem Baumarkt erstand, wie das Publikum schon erfuhr. Vorab: Das fucking manual Die Anleitung ist gut, verständlich und könnte selbst von blutigen […]

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