Radikaler Hallscher Konstuktivismus

Neu in meiner Bibliothek: Stuart Hall: Ideologie, Identität, Repräsentation. Argument Verlag 2004.

Stuart Hall war Professor für Soziologie an der britischen Open University und ist einer der wichtigsten Theoretiker über Medien und deren Wirkung. Er ist Marxist, was garantiert, dass er in Deutschland nicht rezipiert wird, und dass auch das hiesige Feuilleton ihn weitgehend ignoriert.

Jemand wie Stuart Hall wäre in Deutschland auch nie Professor geworden. Dafür sorgt schon die freiwillige politische Selbstkontrolle das natürliche weltanschauliche Ausleseverfahren an deutschen Universitäten.

Halls Studien über die Ursachen von Rassismus für das Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS) sind ebenfalls bahnbrechend, auch diese sind in Deutschland, wo der Volksmund und die Mainstream-Medien stattdessen über „Ausländerfeindlichkeit“ reden, weitgehend unbekannt.

Man kann sich Hall nähern, wenn man sich mit dem radikalen Konstuktivismus beschäftigt: „Die Kernaussage des radikalen Konstruktivismus ist, dass eine Wahrnehmung kein Abbild einer bewusstseinsunabhängigen Realität liefert, sondern dass Realität für jedes Individuum immer eine Konstruktion aus Sinnesreizen und Gedächtnisleistung darstellt.“

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Kommentare

5 Kommentare zu “Radikaler Hallscher Konstuktivismus”

  1. LordPiccolo am Dezember 3rd, 2014 12:08 am

    Großartig ist auch die Analyse von Hall bezüglich des autoritären Populismus – speziell des Thathcherismus – der schon einige Analysen vorweg nahm:

    http://www.thenorthstar.info/?p=9079

  2. Heiner am Dezember 4th, 2014 3:13 pm

    … na dann wollen wir mal… gerade bestellt (mit der Hoffnung dass es bei mir intellektuell reicht), damits nicht zu freundlich wird, bei Amazon.. verdi möge verzeihen.. aber das mit dem Boykott ist ja eh so eine Sache

  3. Detlef Borchers am Dezember 4th, 2014 10:18 pm

    1.) er wurde in Deutschland rezipiert. Siehe die CCCS-Bücher im Syndikat-Verlag. Dann sprang das Argument aufs Thema an (also Wolfgang Haug vor allem)

    2.) es gab zwei Angebote zur Gastprofessur (aber in diesen neumodischen Unis Osnabrück und Oldenburg), die Stuart ablehnte. Sein Biograph wird die Gründe darstellen.

    3.) das absolut beste — und für mich damals sehr wichtige Buch des CCCS — ist „Policing the Crisis“ über Mugger und den Mediendiskurs.

    Nuff said, –Detlef

  4. admin am Dezember 4th, 2014 10:32 pm

    Dann habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich kenne Hall vor allem durch „Ethnizität und Migration“ http://de.wikipedia.org/wiki/Kien_Nghi_Ha

    Aber das ist auch nicht wirklich Mainstream :)

  5. Operation Socialist oder: Verschlüsselung funktioniert : Burks' Blog am Dezember 14th, 2014 12:02 pm

    […] dann nur die vier oder fünf Aufsichtsbeamten durch Leute von uns ersetzen.” (Stuart Hall: Ideologie, Identität, Repräsentation – Ausgewählte Schriften 4, Argument Verlag Hamburg 2004, S. […]

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