Like-jacking, Click-Jacking, Link-Diebstahl

link-jacking

Heise Security beschäftigt sich heute mit „Like-Jacking“, das eher als Clickjacking – zu deutsch: „Link-Diebstahl“ – bekannt ist. Ein Dau klickt auf irgendetwas, und es geschieht etwas, was er/sie nicht vermutet hat – und dann passiert etwas Böses.

Die Wired schreibt ganz richtig dazu: „Every time darkside hackers make up a new exploit, somebody’s got to make up and promulgate a new name to the security community. ‚Like-jacking.‘ You ‚like‘ something on Facebook, you get hijacked.“

Mit Leuten, die Facebook nutzen, sollte man kein Mitleid haben. Da das Datensammeln und deren -verkauf das Geschäftsmodell der sogenannten „sozialen Netzwerke“ ist, darf man sich nicht wundern. Nur wenn andere das auch tun, regt man sich offenbar auf.

Was mich immer ärgert, dass in Artikeln, die darüber berichten, so getan wird, der Nutzer sei immer und grundsätzlich total bescheuert. Nein, ist er nicht. Ich bin doch nicht so blöd und surfe mit eingeschaltetem Javascript?! Nein, ich benutze bei allen Betriebssystemen die Firefox-Erweiterung noscript und gestatte nur ganz wenigen Websites, Scripte auszuführen. Damit bin ich auf der sicheren Seite.

Warum bekommt ich also bei „Heise Security“ die Falschmeldung „Fehler Video-/Audio-Datei – Zur Wiedergabe benötigen Sie eine aktuellere Version des Adobe Flash Players, den Sie kostenlos für alle gängigen Betriebssysteme herunterladen können“? Weil sich sogar die Webdesigner dort überhaupt nicht vorstellen können, dass jemand mit einem abgeschotteten Browser surft und über die zahllosen Warnungen, was alles Böses geschehen könnte, nur schmunzelt. Klickibunti ist eben Standard, und die Nutzer werden weiter so erzogen, das als eine Art Naturkonstante anzusehen.

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Schöne Frauen sind gegen Atomkraft

anti-akw

Da das Private auch politisch ist, habe ich einen alten Liebesbrief hervorgekramt. Sogar den Umschlag hatte ich noch aufbewahrt. Meine damalige Freundin schrieb ihn mir im September 1977. Unstrittig war die schöne B. damals the most sexiest woman in Hamburg by far und musste nur mit den Augen rollen, damit die linksextremen und auch andere Herren sich im Minutentakt vorstellten. Naja, und irgendwie wusste sie das auch. Eines der beiden Bildchen, die sie auf den Umschlag geklebt hatte, war abgerissen worden, als der Brief bei mir ankam, vielleicht als Andenken vom Briefträger oder aus Ärger wegen der politischen Agitation. Ihre (und auch meine) politische Meinung ist nach 34 Jahren noch aktuell…

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Vorratsdatenspeicherung in Frankreich

Netzpolitik.org: „Neben den bereits bekannten und in der Richtlinie genannten Daten wie IP-Adressen, Telefonnummern, Email-Adressen(…) ist in letzter Sekunde die Liste der zu speichernden Daten um ‚Passwörter‘ (mots de passe) ergänzt worden. (…) Der europäische Chefdatenschützer von Google, Peter Fleischer (…) bringt die Konsequenzen gut auf den Punkt: Damit ist der Einstieg gemacht in die Vorratsdatenspeicherung von Inhalten, während es bisher ja ’nur‘ um Verbindungsdaten ging.“

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Günther Amendt ist tot

Günther Amendt ist tot. Er starb bei einem Autounfall, berichtet das Hamburger Abendblatt.

Zu seinem Buch „Sex-Front empfehle ich einen Artikel der taz vom 07.08.2007.

Wikipdia: „Mindestens zwei deutsche Gerichte stuften ein im Sex-Buch abgedrucktes Foto als ‚kinderpornografisch‘ ein. Damit könnte bereits der bloße Besitz eines der insgesamt etwa 200.000 verkauften Exemplare dieses populären Aufklärungsbuchs strafbar sein. Das Amtsgericht Mannheim ließ im Dezember 1998 beim Herausgeber einer Schülerzeitung, in der das Bild abgedruckt wurde, neben den Restexemplaren der Zeitschrift selbst auch die in seinem Besitz befindlichen Exemplare von Amendts Büchern Sexfront und Das Sex-Buch beschlagnahmen. In einem anderen Fall bezeichnete das Amtsgericht Mühldorf am Inn das Bild als ‚eindeutig kinderpornographisches Material‘ und erwirkte im November 1999 gegen eine Privatperson eine Hausdurchsuchung wegen Besitzes desselben“.

Heute würde sich keiner mehr trauen, solche Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen. O tempora, o mores…

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Miyako, Japan, 11-03-2011

Tsunami au Japon: Miyako City 11-03-2011

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Atomkraftgegner in Japan

Dazu haben ich zwei interessante Artikel gefunden.

greenpeace magazin 3.98: „Atomkraft Japan: Die Rebellen von Maki -Eine japanische Provinzstadt ist das Zentrum der wachsenden Anti-Akw-Bewegung in Japan. Mit Mafia-Methoden und kostspieligen Werbekampagnen versucht die Atomindustrie, den standhaften Bürgermeister kleinzukriegen.“

Berliner Zeitung 1996: „Japans Bevölkerung ist erheblich atomsensibler geworden. Jahrzehntelang war die Tokioter Nuklearstrompolitik kaum auf nennenswerten Widerstand gestoßen. Regierung und Industrie hatten ihren Landsleuten immer wieder klargemacht, daß eine rohstoffarme, aber high-tech-erprobte Nation nur mit Kernenergie vorankommen kann. Heute verfügt Nippon bereits über die weltweit höchste Dichte an Kernkraftwerken. (…) Endgültig hatte das Vertrauen der Japaner nach dem Störfall eines schnellen Brüters im vergangenen Dezember gelitten, bei dem die Öffentlichkeit mit manipulierten Videos und Lügen bewußt getäuscht wurde.“

Zu spät.

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Atom-Neusprech und die Darmflora des Kapitals

BZEs ist interessant zu beobachten, welche Wortwahl die Atom-Lobby mittlerweile durchgesetzt hat und welche Medien sich daran halten. Wer pro Atomernergie ist, sagt in der Regel „Kernenergie“, um etwas Sauberes zu suggerieren und weil „Kern“ irgendwie neutral klingt (wenn schon, dann „Atomkernenergie“!). Natürlich sagt man als Lobbyist, der auch über Leichen geht, nicht „Atommülllager“, sondern „Entsorgungspark“.

Die Berliner Boulevardzeitung BZ, die zu Springer gehört, gibt heute die Sprachregelung aus, wie man die Atomlobby weiter unterstützt, auch wenn in Japan alles in die Luft fliegt. Bei dem AKW Fukushima handelte es sich um einen „veralteten“ Reaktor. Damit kann die Atom-Lobby gleich im Chor rufen: „So etwas kann in Deutschland nicht passieren – wir sind hier modern! Und bei uns gibt es nur kleine Erdbeben, keine großen!“

Ich glaube nicht, dass die deutsche Atomlobby in der BZ angerufen und um diese Formulierung gebeten hat. Das machen die Medien freiwillig. Wie der Spiegel neulich über die Bild-Zeitung schrieb: „tatsächlich übernimmt sie immer wieder die Rolle einer rechtspopulistischen Partei, die im deutschen Politikbetrieb fehlt.“

Die Springer-Bouelevard-Soldateska entblödet sich auch nicht, ausgerechnet heute Michael Fuchs zu Wort kommen zu lassen. Der ist Stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und besitzt die Chuzpe, seinen Lesern erzählen zu wollen, warum Atomenergie in Deutschland unbedingt gebraucht werde. Die Zeit nennt ihn einen „Freund der Bosse“. Ein Sprechblasen-Ausschütter des Kapitals also. (Die Nebeneinkünfte des Atom-Lobbyisten Michael Fuchs beliefen sich 2010 auf mindestens 109.500 Euro.)

Wie die Springer-Boulevard-Presse selbst Atom-Katastropen für rechtspopulistische Pro-Atom-Propaganda ausnutzt, zeigen die geheimen Akten über Gorleben. Greenpeace schrieb: „Eine geologische Eignung des Endlagers Gorleben wurde nie festgestellt. Trotzdem soll der Ort im Wendland möglicherweise als Endlager für Deutschlands radioaktiven Abfall herhalten. Alles deutet darauf hin, dass politisches Kalkül und nicht wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse der ausschlaggebende Faktor war, diesen Standort festzulegen.“

Die Welt kommentierte damals: „Aus diesen Dokumenten gehe hervor, dass es keinen echten wissenschaftlichen Prüfprozess für den Standort Gorleben gegeben habe. (…) Aus Unterlagen der BGR geht den Angaben zufolge auch hervor, dass den Bürgern noch während der späteren Erkundung des Salzstocks wesentliche Informationen vorenthalten wurden.“

Die Bild hingegen publizierte im Mai 2010 die Lügenmärchen der Atom-Lobby: „Der Atom-Standort Gorleben ist nach einer Studie im Auftrag der niedersächsischen Landesregierung nach fachlichen Bewertungen ausgewählt worden.“ Die BZ lässt zwar auch kritische Stimmen zu Wort kommen, verschweigt aber, dass die Entscheidung, das Atommüllager in Gorleben anzusiedeln, nur der gewohnte Kotau der Politik vor den Bossen der Atom-Lobby war.

Mit dem Atom ist es wie mit den Textbausteinen „Drogen“ oder „Kinderpornografie im Internet“: Es wird ein irrationaler Reiz-Reaktionsmechanismus ausgelöst, der keine Argumente mehr erlaubt.

Leute wie Fuchs würden vermutlich selbst dann noch die Atomenergie fördern, wenn in Japan 10 Millionen Menschen verstrahlt werden würden. Atomkraft in Deutschland ist eben sicher und wer einmal an der Darmflora des Kapitals geschnüffelt hat, der will diesen Geruch nie wieder missen.

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Vorratsdatenspeicherung hätte Reaktorunfall in Japan verhindern können

Godzilla

Der Streit um die derzeit ausgesetzte Vorratsdatenspeicherung verschärft sich. Der Innenminister Niedersachsens, Uwe Schünemann (CDU), beklagte, seit vergangenen Sommer seien 527 Straftaten allein in seinem Bundesland deswegen nicht aufgeklärt worden. Dabei handele es sich um schwere Straftaten, unter anderem um [bitte selbst ausfüllen, drei Mal dürfen sie raten]

Nach einer Sitzung der Innenminister der unionsgeführten Länder kündigte der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) am Freitag an, in der kommenden Woche mit Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) über die umstrittene Vorratsdatenspeicherung zu sprechen [In Deutsch hieße es: sprechen zu wollen.] Auch Friedrichs Amtsvorgänger Thomas de Maizière (CDU) hatte diverse Male betont, die Vorratsdatenspeicherung müsse wieder eingeführt werden.

Daten aus besonders sensiblen Bereichen, beispielsweise dem Verfassen wissenschaftlicher Doktorarbeiten, sollen dabei nicht gespeichert werden und nur bei einem richterlichen Beschluss herausgegeben werden. Zudem soll dieses Verfahren nur bei schwerwiegenden Straftaten wie dem Betrieb von Atomkraftwerken angewendet werden.

Politiker der Unionsfraktion und von CDU und CSU geführten Bundesländern drängen seit Monaten auf die verdachtsunabhängige Vollerfassung der Kommunikationsdaten aller Internet- und Telefonnutzer in Deutschland. Das sei insbesondere vor dem Hintergrund des Reaktor-Katastrophe in Japan unumgänglich. Der Innenexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Jakob Maria Mierscheid betonte: Wäre die Vorratsdatenspeicherung in Japan angewendet worden, hätte man den Unfall im Kernkraftwerk Fukushima rechtzeitig verhindern können.

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Atomkraft ist sicher!


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Bild: „Deutschland soll wieder auf Atomkraft setzen!“ Junge Liberale Pforzheim (FDP): „Kernkraft – ja bitte!“ Katharina Reiche (CD): „Die Kernkraft ist sicher“. Focus: „Experten rechnen vor: Wenn Deutschland den Atomausstieg verschiebt, sparen Verbraucher viel Geld.“ (vgl. dazu aber Bildblog) Tagesschau: „Strenge Vorschriften sollen Japans AKW schützen“. Vattenfall: „Kernkraft ist sicher und wirtschaftlich“.

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Fukushima-Daiich: Kernschmelze in Sicht

gegen atomkraft

Deutsche Kernkraftwerke sind sicher.

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Du sollst keine Götter neben mir haben

„Ich bin das Herz und die Seele dieser Organisation, ihr Gründer, ihr Sprecher, der erste Programmierer, Organisator, Finanzier und der ganze Rest. Wenn du ein Problem damit hast, verpiss dich.“ (Julian Assange, Alleinunterhalter)

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Günter Schild ist offline

Ein Artikel von mir in der taz: „Der Chaos Computer Club hat auf erhebliche Sicherheitslücken beim Internetangebot der Bundesfinanzagentur hingewiesen. Diese ist „not amused“ und hat ihre Seite erstmal abgeschaltet.“

(Der CCC-Sprecher heisst Frank Rosenberg Rosengart, wieso steht da einmal Rosenbaum?)

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Fukushima Daini: Ausbreitung einer radioaktiven Wolke aus Japan

Fukushima Daini

NOAA HYSPLIT Modellrechnungen für die Ausbreitung eine hypothetischen Radioaktiven Wolke ausgehend vom Fukushima AKW in Japan gibt es hier, Wikipedia hat Informationen über das Atomkraftwerk Fukushima Daini.

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Der dicke Filz an der Saar

taz.de: „Sein Buch ist vielmehr ein Soziogramm der von gnadenlosen Rachefeldzügen, widerlichen Korruptionsfällen, schmieriger Ämterpatronage und grotesken Allmachtsfantasien geprägten Politik im Saarland und ein kompakter Beleg dafür, dass die Skandaldichte in diesem kleinsten Flächenland der Republik größer als irgendwo sonst ist… (…) „‚Die Jamaika-Koalition wurde zusammengekauft und ist nicht auf demokratisch legitimierte Weise zustande gekommen‘, zitiert er den Landtagsfraktionchef der Linken Saar. “

Wilfried Voigt: „Die Jamaika Clique“. Conte Verlag, Saarbrücken 2011, 204 Seiten, 14,90 Euro

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Netizen-Preis für Nawaat

Pressemitteilung von Reporter ohne Grenzen:
Das tunesische Blog „Nawaat“ wird mit dem diesjährigen „Netizen-Preis“ von Reporter ohne Grenzen (ROG) geehrt. Mit der Auszeichnung würdigt ROG die Verdienste des Blogs bei der Förderung von Meinungsfreiheit im Internet. „Nawaat“ gehörte während der Herrschaft unter Präsident Ben Ali zu den wenigen kritischen Online-Plattformen in dem nordafrikanischen Land. „Nawaat“ war zudem maßgeblich an der Berichterstattung über die politischen und sozialen Unruhen in Tunesien seit dem 17. Dezember beteiligt.

Riadh Guerfali (Bloggername: Astrubal), einer der Gründer des Blogs, wird den Preis heute Abend in Paris entgegennehmen. (…) Der international besetzten Jury zufolge steht „Nawaat“ stellvertretend für die Schlüsselfunktion, die viele Blogger und engagierte Internetnutzer im Kampf für das Recht auf Informationsverbreitung und -beschaffung im Netz innehaben. (…)

„Nawaat“ wurde von den Bloggern Astrubal und Sami Ben Gharbia im Jahr 2004 ins Leben gerufen. Sie bietet engagierten Bürgern die Möglichkeit zum Informationsaustausch. Das Blog hat in jüngster Zeit durch verschiedene Projekte auf sich aufmerksam gemacht. Besonders spektakulär war die Berichterstattung über die Unruhen in Sidi Bouzid. In der Stadt im Zentrum des Landes begannen im Dezember 2010 die tunesischen Massenproteste, über die in den ersten Wochen in den klassischen Medien nicht berichtet wurde. Auf dem Portal werden derzeit außerdem unter der Überschrift „TuniLeaks“ Enthüllungsdokumente von „WikiLeaks“ über Tunesien öffentlich zugängig gemacht. Schließlich klärt das Blog Internetuser über die Gefahren auf, online identifiziert zu werden, und gibt Tipps zur Umgehung von Internetzensur. (..)

Informationen über die weiteren Nominierten finden Sie hier.

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Suchmaschinen für Wikileaks

Cablegatesearch.net und Cable Search Beta sind Suchmaschinen, mit denen man die online verfügbaren Dokumente von Wikileaks durchsuchen kann.

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Wikileaks, Opportunismus und Geld

wikileaksIch lese gerade von Marcel Rosenbach und Holger Stark: „Staatsfeind WikiLeaks“ (Deutsche Verlags-Anstalt, Januar 2011). Wer hier nicht weiterlesen will: Das Buch ist überraschend gut und nicht so oberflächlich, wie ich es vom Spiegel erwartet hätte. Nicht unbedingt erfrischend für Nerds, aber sehr informativ für normal Sterbliche, für die Tor, VPN und asymmetrische Kryptografie auf ewig Fremdwörter bleiben werden und die unter der PrivacyBox eine Art Babyklappe vermuten.

Ein Zitat sollte reichen. Nachdem die Dokumente über Afghanistan von Wikileaks publiziert worden waren und jeder Journalist sich hätte ein realistischen Bild vom Krieg am Hindukusch machen können, kam es ganz anders:

Stattdessen sind die Tage danach ein Armutszeugnis für verschiedene Medien. Viele Journalisten reagieren nach einem simplen Muster: Die Widerworte der Regierung wiegen für sie den Wert des enthüllten Materials auf. Sie glauben lieber dem Pentagon, als dem Material selbst, das, Ironie der Geschichte, ja ebenfalls aus dem Pentagon stammt. Nur wenige Redaktionen machen sich die Mühe und arbeiten mit den Papieren(…) vor allem die konservativen Medien in den USA berichten kaum über den Inhalt der Dokumente, sondern fast ausschließlich über den bösartigen Charakter ihrer Veröffentlichung. Eine Aufarbeitung des Kriegsverlaufs mit seinen Fehlern wie Erfolgen aus konservativer Sicht, die sich aus dem Material speist und die wertvoll für die Debatte wäre, fehlt bis heute. [auch in Deutschland, B.S.]

Das weitgehende Versagen des Journalismus lässt sich auf zwei ursachen zurückführen: Opportunismus und Geld. Er ist bequem, der Linie der Regierung zu folgen, während es Courage erfordert, sich ihr entgegenzustellen. Und es ist billig, vorgefertigte Statements und Pressemitteilungen abzudrucken, aber teuer, sich tage- und wochenlag mit der Auswertung der Afghanistan-Dokumente zu beschäftigen.

Der Holger Stark ist ein guter Mann; ich habe ihn kennengelernt, als er noch für den Tagesspiegel und für die Tageszeitung Spandauer Volksblatt schrieb.

Besonders interessant war das Psychogramm Assagnes, das sich schlicht aus den Fakten seiner Biografie ergibt – die Autoren beginnen gar nicht, die Leser mit populärpsychologischen Thesen zu behelligen. Ich konnte mir auch eine Meinung über die Vergewaltigungsvorwürfe machen und wie es dazu kam. Ein gutes Buch!

By the way, Openleaks: Solange ich euch keine anonymen Nachrichten schicken kann, kriegt ihr keine von mir – obwohl ich schon etwas anzubieten hätte (vgl. Auszug unten).

geleakt

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Mit Blumen werfen

„Wenn ich ein paar Spiele verliere, lassen die Leute an den Blumen, die sie mir zuwerfen, plötzlich die Töpfe dran.“ (Otto Rehagel – Stuttgarter Zeitung Nr. 184/2008 vom 8. August 2008, S. 34)

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Big Melons

Ein Artikel von mir in der taz: „Zensur von „prallen Melonen – Der Mobilfunkanbieter O2 will etwas für einen verbesserten Jugendschutz im Internet tun. Nun rutschte die Seite eines Lebensmittelherstellers durch den Filter.“

Wenn ich die Überschrift formuliert hätte, stünde dort der Genitiv: „Zensur praller Melonen“.

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Luftschläge oder: Freie Handelswege in Libyen

Ich verstehe das Gerede über eine „Flugverbotszone“ in Libyen überhaupt nicht. Das ist doch Heuchelei. Hatten wir eine „Flugverbotszone“ in Afghanistan, Serbien, Irak, Somalia? Wenn ihr wirklich den Aufständischen helfen wolltet, dann schickt denen panzerbrechende Waffen und Boden-Luft-Raketen. Und Militärberater!

Die US-Amerikaner haben doch allen faschistischen und sonstigen Diktaturen doch auch Militärberater geschickt – ich erinnere an Nicaragua, wo sie die Schergen Somozas ausbildeten, zum Glück vergeblich. Und haben die US-Regierungen nicht die Taliban in Afghanistan massiv mit Waffen unterstützt, also es dort noch gegen den pöhsen russischen Bolschewismus ging? Also was zögert ihr bei Libyen? Oder habt ihr Angst, auf’s falsche Pferd zu setzen und dumm und trocken da zu stehen, wenn Gaddafi alle Aufständischen massakriert hat?

Der größte Dummschwätzer ist Elmar Brok (CDU, natürlich – wo züchten die diese Gestalten eigentlich?) Der sagte laut Tagesspiegel, eine Flugverbotszone müsse „in enger Zusammenarbeit mit der Arabischen Liga und den arabischen Ländern möglichst durch einen Beschluss des UN-Sicherheitsrates durchgesetzt werden sollte. Falls sich eine solche Entscheidung wegen des Einspruchs von Vetomächten wie Russland oder China nicht herbeiführen lasse, müsse eine Flugverbotszone notfalls auch ohne einen förmlichen Beschluss der Vereinten Nationen eingerichtet werden“.

Wir brauchen unseren Bundespräsidenten Köhler wieder! Der hatte doch sinngemäß gesagt: „Allerdings müsse Deutschland mit seiner Außenhandelsabhängigkeit zur Wahrung seiner Interessen im Zweifel auch zu militärischen Mitteln greifen. Als Beispiel für diese Interessen nannte Köhler ‘freie Handelswege’.“

Es geht doch nur um „freie Handelswege“ und ums Öl – wie schon im Irak-Krieg. Was die USA und andere Interessenten („Die weitgehend verstaatlichte Wirtschaft Libyens basiert auf den reichen Erdöl- und Erdgasvorkommen, durch die 2005 97 % der Exporterlöse (nach Italien 38 %, Deutschland 15 %, Spanien 9 %, Türkei 6 %, Frankreich 6 % und USA 5 %) in Höhe von 35,9 Mrd. US-$ erzielt wurden.“) am meisten fürchten, ist eine revolutionäre oder linkspopulistische Regierung (wie etwa in Venezuela oder in Bolivien), die die Ölquellen in staatlicher Hand behält, aber nicht mehr so handzahm ist wie Gadaffi, sondern die in Arabien Gruppen unterstützt, die den Kapitalismus in Frage stellen. Bevor eine linke Regierung in Libyen an die Macht käme, würde die EU auch ohne NATO-Mandat einmarschieren.

Ich habe eine Idee. Vielleicht sollte man mal die Kubaner anrufen, die haben doch mit Kriegen in Afrika Erfahrung. Oder die Chinesen – die schicken gleich mehr Militärberater als Libyen Einwohner hat.

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