Unter Naivlingen oder: Ein einmaliger Erfolg der Spionageabwehr
Ich muss mein gestriges Posting über den merkwürdigen BND-„Agenten“ korrigieren. Es ist wohl doch keine Ente oder ein PR-Gag des Inlandsgeheimdienstes. Um so absurder wird die Geschichte aber. N-TV berichtet:
Nach Angaben der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ galt er unter Kollegen als „Naivling“ und als wenig qualifiziert. Allein seine technischen Fähigkeiten machten ihn für den Dienst attraktiv. Er bekam einen Posten in der Abteilung „Einsatzgebiete/Auslandsbeziehungen“, die unter anderem deutsche Soldaten im Auslandseinsatz schützt und die Zusammenarbeit mit Partnerdiensten koordiniert. Der Mann war für „technische Unterstützungsaufgaben“ zuständig. Ein Agent war er im Grunde also nicht, und damit auch kein Doppelagent.
Auch die FAZ bringt diese Details:
Da die Dokumente von einem privaten PC abgeschickt worden waren und der Mitarbeiter zu dem Zeitpunkt, als die Mail verschickt wurde, als einziger im Urlaub gewesen war, wurde er als „Maulwurf“ enttarnt. (…) Die Enttarnung des Mannes sei „ein einmaliger Erfolg der Spionageabwehr“, die der engen Zusammenarbeit von Verfassungsschutz und BND zu verdanken sei, sagte der hohe Sicherheitsbeamte. Der verhaftete Mitarbeiter, der aufgrund einer Erkrankung in der Kindheit stark geh- und sprachbehindert ist, arbeitete im Stab der Abteilung EA „Einsatzgebiete/Auslandsbeziehungen“.
Also noch mal: „In der Email, die er von einem Google-Mail-Account [!] versandte, schickte er gleich drei BND-Dokumente mit, um zu belegen, dass er von Nutzen sein kann.“ Von seinem privaten Computer aus. [!] Der Mann war für „technische Unterstützungsaufgaben“ zum Schutz deutscher Soldaten im Ausland zuständig. Jetzt würde ich doch zu gern wissen, um welche Aufgaben es sich handelt – den Nachschub von Toilettenpapier mit BND-Logo etwa?
Kommentare
8 Kommentare zu “Unter Naivlingen oder: Ein einmaliger Erfolg der Spionageabwehr”
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Wie jeder weiss, der es wissen will (www.bnd.bund.de): Die Abteilung Einsatzgebiete / Auslandsbeziehungen (EA) koordiniert übergreifend die Beziehungen des Bundesnachrichtendienstes zu ausländischen Nachrichtendiensten. Sie steuert die konkrete Zusammenarbeit mit bestimmten Partnerdiensten, unter anderem im Nato-Raum.
Darüber hinaus versorgt die Abteilung die Bundeswehr bei ihren Auslandseinsätzen mit Informationen zum Schutz deutscher und alliierter Soldaten.
Die Abteilung EA koordiniert im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten und Beschränkungen auch die Zusammenarbeit mit den inländischen Bundes- und Landesbehörden.
Ich schliesse mich Deiner Fragestellung an: Worin genau lagen nun die technischen Fähigkeiten, in der Theorie bzw. der Praxis?
Nachtrag: Kann es sein, das der vermeintlich Ertappte das mit Absicht tat, um auf eine weiter entwickelte Art des Whistleblowings aufmerksam zu machen? Um so auf die abstrakte Absurdität des Ganzen durch beredtes Schweigen hinzuweisen?
Alter, ick wees jar nüscht.
Mittlerweile gibt es Geschichten zuhauf. Die einfachste: Er war in seiner Position zuständig für das Kopieren von Dokumenten und für die Ausgabe von Funkgeräten. Iss aber Wurscht, denke ich. Weil. aufgeflogen soll er sein wegen einer Mail an das russische Generalkonsulat, per der er dem russischen Geheimdienst seine Dienste angeboten haben soll. Würde mich auch nicht wundern, wenn der Mann in nächster Zeit als eingewanderter Russe enttarnt werden sollte. Oder, dass er vor seinem Dienst beim BND aus ner Klapse verschwand . . .
Einfach mal anrufen und fragen:
Телефон доверия: (495) 224-2222 (круглосуточно)
Электронный адрес: fsb@fsb.ru
Alle russischen Geheimdienste: http://www.geheimdienste.org/russland.html
@admin
„Einfach mal anrufen und fragen:“
http://goldblogger.de/krisenmelder/ich-will-wladimir-putin-sprechen.html
…ja, warum nicht.
Ist es eigentlich sinnvoll einen inländischen Provider zu haben?
https://blog.fefe.de/?ts=ad44a2cb
Wie kann es sein, dass der Verfassungsschutz trotz „E-Mail made in germany“ (google macht TLS) in den Besitz der E-Mail kam? Hat der Provider kooperiert? Gibt es von
Ron SommerKurd GscheidleTimotheus Höttges (was für ein Name!) schon eine Stellungnahme?köstlich, besonders finde ich folgende Anmerkung aus den o.g. Artikel:
„Nach Angaben der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” galt er unter Kollegen als “Naivling” und als wenig qualifiziert. “
das liest sich wie eine Arbeitsstellenbeschreibung, ist der Job nun wieder zu haben?
lg
[…] einen PR-Gag des Verfassungsschutzes. Dass das Ganze dann wohl doch keine Ente sei, wie Schröder wenig später einräumt, macht es für ihn aber fast noch […]