VKPD

paul levi
Paul Levi (1882-1930), Mitbegründer der KPD, Vorsitzender 1919-1921

Die Sektierer in der Partei Die Linke wollen deren mit riesigem Abstand populärste Politikerin (wer ist das noch mal?) nicht nach Sachsen-Anhalt einladen. Auch in Köln ist es ähnlich – Sektiererei ist beileibe kein Problem des Beitrittsgebiets. Ich schlage vor, diese Mischpoke den „Thälmann-Flügel der Linken“ zu nennen.

Das erinnert an die Geschichte der KPD und an die vermutlich unstrittige These, dass die deutsche Linke dieses finstere Kapitel nicht aufarbeitet und auch nicht willens dazu ist. Erst seit der Wiedervereinigung ist das möglich: In der DDR wurde jede Kritik an der „offiziellen“ Geschichtsschreibung niedergebügelt. Ich schrieb im Juni 2020: „Ernst Thälmann und seine Abhängigkeit von den Direktiven Stalins und der Kommunistischen Internationale waren eine Katastrophe für die KPD. Genau so muss man es sehen. Vermutlich wäre Paul Levi erfolgreicher gewesen.“

VKPD

Eine „Bildungswebsite“ auf Fratzenbuch, die vermutlich der geschätzte Kollege Daniel Kulla betreibt (vgl. auch Classless Kulla), berichtete jüngst über die Wahlerfolge der Vereinigten Kommunistischen Partei Deutschlands (VKPD) (von mir in verständliches Deutsch übersetzt):
Am 20. Februar 1921 votieren 29,8 Prozent der Wahlberechtigten (197 113 Stimmen) im Wahlkreis Merseburg für die Vereinigte Kommunistische Partei (VKPD). Der Wahlkreis umfasst in etwa das Mitteldeutsche Industrie- und Bergbaugebiet Halle-Leuna-Mansfeld. Die VKPD wird damit stärkste Partei des Wahlkreises. Sie entsendet 5 Abgeordnete in den Preußischen Landtag.

Die KPD hieß VKPD seit dem Zusammenschluss mit dem größeren Teil der USPD im Dezember 1920. Die VKPD hat mehr als 400.000 Mitglieder und wird damit zur nicht nur zur größen Partei Mitteldeutschlands, sondern auch im Ruhrgebiet und in anderen Industrieregionen. Damit ist sie eine der ersten kommunistischen Massenparteien außerhalb Sowjetrusslands. Die VKP ist zwar Teil der Komintern, verfolgt aber eine Einheitsfront-Politik. Das unterscheidet sie von der „Avantgarde“-Linie der Bolschewiki. Die deutschen Kommunisten wollen Bündnisse und gemeinsame Aktionen mit Gewerkschaften und den anderen Arbeiterparteien, vor allem deren Basis. Die Mehrheit der Arbeiterklasse soll für eine Sozialistische Rätedemokratie gewonnen werden.

Nach dem Tod Lenins und der konterrevolutionären Machtübernahme Stalins wurde Levi auf Betreiben der Mehrheit der Komintern-Führung um Grigori Sinowjew aus der KPD bzw. VKPD ausgeschlossen, da er seine Kritik an der Leitung der (V)KPD und der Komintern nicht revidieren wollte. Levi kehrte 1922 zur SPD zurück. In der stalinistischen Parteigeschichtsschreibung wurde sein Name entweder verschwiegen oder gegen ihn auf niedrigstem Niveau gehetzt. Die SPD vereinnahmt ihn bis heute für ihre antikommunistische Propaganda.

Bezeichnend: Nach Paul Levis Tod wurde im Reichstag seiner mit einer Gedenkminute gedacht, Die Abgeordneten erhoben sich. Die Mitglieder der KPD- und der NSDAP-Fraktion verließen dabei demonstrativ den Saal.

Jetzt kennt ihr meine Version.

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Kommentare

5 Kommentare zu “VKPD”

  1. flurdab am Februar 21st, 2021 2:51 pm

    Die würden auch Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ausladen.
    Zu wenig Frau, zu wenig schwul, zu wenig Hintergrund, die Pigmentierung lassen wir mal außen vor.
    Dafür zuviel Verstand und eigene Ideen. Bei der speziellen Dame zuviel Hummer.
    Ich denke mit Parteien lässt sich keine Demokratie gestalten, ein paar Jahre mag es gut gehen, dann rutscht es ins Mafiöse/ Claneske ab.
    Wie Reiner Filz, ehemaliger inoffizieller Sprecher der CxU mal sagte: „Mir san mir“.

    Habe ich eigentlich schon mal über die Zweitnutzung von ausgeraubten Salzlagerstätten referiert?

  2. flurdab am Februar 21st, 2021 3:04 pm

    Der “Thälmann-Flügel der Linken”.
    OK, jetzt muss man aber einrechnen das der Mensch als solches immer von einer Symetrie ausgeht.
    Unsere erlebbare Welt folgt der Symetrie.
    Was aber, wenn es diese in Parteien garnicht gibt?
    Gab es „Flügel“ in der NSDAP?
    Ich weiß es nicht.
    Das Gegenteil von einem Flügel ist der Spoiler. Der braucht ob seiner Funktion kein Gegenteil, es wäre sogar schädlich. Er soll ja das KFZ auf den Boden drücken.
    Ich möchte den „Thälman- Spoiler der Lnken“ in den Diskurs einführen.

  3. admin am Februar 21st, 2021 3:20 pm

    In der NSDAP gab es mehrere Flügel, Strasser und Röhm zum Beispiel.

  4. ... der Trittbrettschreiber am Februar 21st, 2021 6:35 pm

    @flurdab

    …ist die mechanistische (Marx, Feuerbach, Freud) Sichtweise politischer Verhältnisse eigentlich noch verständlich für Menschen, die längst über die systemische Sichtweise (Luhmann) der 80er hinaus sind? Vielleicht wäre das Wieder-Einnehmen der eklektischen (Cicero, Paulus, Burks) Perspektive, der auch die Parteien heute nicht widerstehen können ein Ansatz umd dann doch wieder zur Autmobil-Analogie bzw. meiner eigenen Favorisierung gemäß zur gastronomischen Variante der Pizza-Generale mit allem drauf, was
    1. süchtig macht und
    2. leicht wieder aufs Lätzchen hervorwürgbar ist.
    Damit wären wir beim Prêt-à-porter und ich gehe mir jetzt eine Prinz-Heinrich-Mütze mit einer Rabenfeder dran kaufen.

  5. flurdab am Februar 22nd, 2021 9:01 am

    @Trittbrettschreiber

    eklektisch? Lass mich mit deinem Schweinkram in Frieden.
    Prinz- Heinrich- Mütze, immer eine gute Wahl für den eleganten Auftritt.

    @admin
    waren Röhm und Strasser denn wirklich Flügel oder doch nur eine Bedrohung des Machtanspruchs des Hitler- Apparates.

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