Harte Linie und die ersten Maßnahmen

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Die grüne Partei ist, was ihre Führung angeht, also Habeck, Frau Baerbock, vor allen Dingen auch Frau Göring-Eckardt, das ist eine neokonservative Partei, das muss man wissen. (Gerhard Sch.)

Ja, meine Rede, aber die „Linke“ hat das noch nicht gemerkt. Sie sollte ideologisch auf Distanz gehen.

Was Sahra Wagenknecht sagt, ist auch nicht neu: „Statt um soziale Ungleichheit, Armutslöhne und niedrige Renten drehen sich linke Debatten heute oft um Sprachsensibilitäten, Gendersternchen und Lifestyle-Fragen. (…) Von Arbeitern und Arbeitslosen werden linke Parteien kaum noch gewählt.“

[Passiv ist schwerer zu verstehen als aktives Tun. Als Linkspopulist und Sprachspartaner empfehle ich: Arbeiter (sic) und Arbeitslose wählen heute kaum noch linke Parteien.]

Es sei auch nicht rechts, anzusprechen, dass es kaum möglich sei, eine Schulklasse zu unterrichten, in der über die Hälfte der Kinder kein Deutsch spricht, „oder dass wir auch in Deutschland ein Problem mit dem radikalen Islamismus haben“. Wenn Linke das alles ausblenden, müsse man sich nicht wundern, dass viele Bürger zur AfD überlaufen.“

Was tun? Ich fürchte, „Die Linke“ ist nur noch durch einen parteiinternen Putsch vom Weg in den Abgrund aufzuhalten. Wäre ich 20 Jahre jünger und Mitglied, böte ich mich als Strippenzieher an – eine Frau müsste aber die Revolte führen.

Erste Maßnahme: Das Wort „Klima“ wird gestrichen. Klima, Öko, Bio gehören nicht zur corporate identity einer linken Partei Das ist kleinbürgerlicher Lifestyle und Feuilleton. Man kann sich um die verirrten Seelen, die nur das wichtig finden, kümmern, aber dieses Thema gehört nicht vorn in die Agenda. (Das Wort „nachhaltig“ wird auch verboten.)

„Eine sozial gerechte Energiewende und ökologische Produktion ist dringend notwendig.“ „Sozial gerecht“ im Kapitalismus? Das ist reformistischer, ja reaktionärer Unfug und mitnichten „links“. Da erwarte ich doch gleich „gerechte Löhne“ und „gerechten Handel“. Es kommt aber noch schlimmer: Die „Linke“ kämpft „für faire Produktionsverhältnisse“. Habt ihr noch alle Tassen im Schrank? Euch sollte man ein in Schweinsleder gebundenes „Kommunistisches Manifest“ um die Ohren hauen, am besten die Prachtausgabe mit Metallbeschlägen. Klassenkampf! Und am besten so unfair wie möglich gegen das Kapital!

Das Gesagte gilt auch für „Flüchtlinge“. Schon der Begriff zeigt die suggestive und die hierzulande paternalistisch gemeinte Absicht. Das Wort „Einwanderer“ hört sich für die urbanen Mittelschichten offenbar viel zu einfach an, wäre aber ehrlicher, weil man sich nicht erdreisten sollte, aus der bloßen Tatsache, dass jemand irgendwie nach Deutschland kommt, auf die Motive schließen zu können. Viele flüchten unstrittig vor dem Elend und den Kriegen, darunter sind aber auch Glücksritter, religiöse Fanatiker, Kriminelle und andere Gestalten, mit denen man nicht ernsthaft etwas zu tun haben möchte. Wenn man sich die Sprechblasen und mantraförmigen Textbausteine der „Linken“ ansieht, könnte man meinen, Einwanderer seien ihnen wichtiger als das Elend in deutschen Pflegeheimen.

„Wir fordern ein Bleiberecht für alle Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus, spätestens, wenn sie fünf Jahren in Deutschland leben.“ Damit kann man beim Pfarrer punkten, und gut gemeint ist es wohl, aber so sollte man das nicht verkaufen. In Deutschland gibt es 187.000 Menschen, die ausreisen sollen, das aber nicht tun (können). Für die möchte die „Linke“ ein Bleiberecht? Oder was? Nicht? Dann sagt es genauer. Oder haltet einfach das Maul bei diesem Thema. Als Linker kann man dazu ohnehin nichts Vernünftiges sagen oder nur moralinsauer herumschwallen. Das würde niemand übelnehmen.

Ich habe kein Problem damit, beim Thema „innere Sicherheit“ eine harte Linie zu fordern von der linken Partei, die ich wählen würde. Mehr Mittel und höhere Löhne für die Polizei: bin ich dabei. Es gibt ähnliche viele „linke“ Polizisten wie in der Gesamtbevölkerung. Wenn die Bewerber aber der Abschaum sind, weil kaum noch jemand einen Beruf wählt, der stressig ist und mies bezahlt wird, kann auch eine Ausbildung nichts daran ändern, dass sich bei der Polizei Leute tummeln, die dort nichts zu suchen haben.

[Tagtraum: Wenn es eine Revolution gegeben hätte (wie in Griechenland, als ein Linksbündnis plötzlich und unerwartet die Macht errang), würde ich zuerst die Polizei und das Militär auf meine Seite ziehen und denen notfalls das Blaue vom Himmel versprechen. Besuch bei der GSG 9 mit Fototermin und Pralinen. Wäre auch eine hübsche Botschaft an die Feinde. Die politische Macht kommt aus den Gewehrläufen, sagte mal jemand. Dann würde ich eine Nachtsitzung mit dem Bundesverfassungsgericht ansetzen und versichern, dass das Grundgesetz unverändert gälte, aber bekanntlich den Kapitalismus nicht vorschreibe. Am frühen Morgen würde ich alle Banken besetzen lassen. Mehr braucht man nicht, um zu gewinnen. Tagtraum Ende.]

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Kommentare

14 Kommentare zu “Harte Linie und die ersten Maßnahmen”

  1. ... der Trittbrettschreiber am Oktober 29th, 2020 10:55 am

    Deine Tagträume sind aus dem Schablonenarchiv einer längst vergangenen Zeit – der Zukunft.

    PS: eine Revolution die geführt wird, ist keine mehr.

    PPS: Die Farbe grün hält manchmal, was sie verspricht:
    https://tinyurl.com/yxlna5gt

  2. flurdab am Oktober 29th, 2020 11:52 am

    Aber Burks, das kannst du von der „linken Partei Bourgeoisie“ nicht erwarten.
    Ca.1/3 der möglichen Wähler haben das Wählen als Einflussnahme aufgegeben.
    Das sind die Grindigen, Bucklige, Schwieligen, Armen. Die als Wähler zu akzeptieren oder gar aktiv anzusprechen, nee, das geht nicht. Man macht sich doch nicht mit Leuten gemein die man zumindest ablehnt, wenn nicht sogar verachtet.
    „Im Kapitalismus kann es jeder schaffen, wer versagt hat sich nur nicht genug angestrengt“.

    Quasi:“Ich mag keinem Club angehören, der mich als Mitglied aufnimmt.“ Groucho Marx

  3. Jim am Oktober 29th, 2020 12:00 pm

    @Trittbrettschneider
    Du Schlingel! ;-)

    @Burks
    Jo bin dabei. Man muss den Ordnungskräften natürlich darlegen, für wen sie zu sein haben. Für die Menschen und nicht das Kapital. Wer sich benutzen lässt sich einem unsichtbaren Investor anzudienen, tanzt bloß nach der falschen Pfeife..

  4. Jorg am Oktober 29th, 2020 1:13 pm

    Wäre dabei. Sehr schöne Grundsätze.

  5. Zitat des tages | Schwerdtfegr (beta) am Oktober 29th, 2020 3:00 pm

    […] Burkhard Schröder […]

  6. blu_frisbee am Oktober 29th, 2020 3:13 pm

    Wer den gerechten Kapitalismus fordert hält den idealistisch für eine sittliche Kooperation (zwischen „Sozialpartnern“) in dem das gute Sollen vom bösen Sein blamiert wird.

    Der Kummer mit kulturfremden Migranten ist, daß Europa eine mehrhundertjährige Zurichtung des psychischen Apparats seiner Bewohner hinter sich hat. Es ist eine Sache der Erziehung, aber viele Migranten können sich nicht vom Gelernten befreien.
    http://murat-kayman.de/2020/10/20/das-hat-was-mit-uns-muslimen-zu-tun/
    https://www.zeit.de/gesellschaft/2020-10/samuel-paty-mord-islamismus-islam/komplettansicht
    https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/olivier-roy-es-ist-eine-generation-im-zeichen-der-de-kulturalisierung-des-islam-90082030.html

    Aktuell ist grad ein deutscher Film für den Oscar nominiert in der sich eine G’Studierte vorstellt alle Menschen wären wie sie. Weltreisende wissen wenigstens daß die Arschlöcher auch anderswo vorkommen, jedes Land hat seine Nazis.

  7. Godwin am Oktober 29th, 2020 3:22 pm

    Amen.
    *zustimmundtrotzdemwidersprech*

    Marx war selber durch und durch bürgerlich.

    Die in edles Leder gebundene Prachtausgabe mit Metallbeschlägen war aber „Mein Kampf“ von einem anderen Revolutionär…

    Es gibt schon Leute in der Linken, die das wissen. Schon lange.
    Aber sollten die sich abspalten?
    Der Erfolg der linken so far besteht darin überhaupt noch zu existieren.
    Piraten etc. verschwanden schnell wieder.
    In der Partei funktionieren viele Dinge von Anfang an nicht.
    Aber das wäre ein Aufsatz für sich.

  8. flurdab am Oktober 29th, 2020 4:34 pm

    @ Godwin,
    Danke an die Erinnerung, Karl Marx hat ja das Lumpenproletariat definiert. Ich glaube der wollte mit denen auch nicht viel zu zun haben, vermutlich wegen der „Bildungsferne“.

  9. Alreech am Oktober 29th, 2020 9:42 pm

    Zu Marxs Zeiten ging es der Linken darum der Arbeiterklasse den gerechten Anteil an ihrer Arbeit zu verschaffen.
    Heute sorgt die Linke dafür das Alle ihren gerechten Anteil an der Arbeit der Arbeiterklasse erhalten, auch die neu Hinzugekommen und die Nichtarbeitenden.

    Früher wollte nur der Kapitalist und ein relativ schlanker Staat den Arbeiter ausbeuten, heute muß er viel mehr Mehrwert erwirtschaften den dann ein viel größeres Beamtenheer gerecht verteilen kann.
    Wer Bilanzen lesen kann stellt dann überrascht fest wie viel dann schließlich beim Kapitalisten landet.

    Gerade weil die Arbeiterklasse die Linken aus unerklärlichen Gründen nicht mehr wählt ist Zuwanderung nötig.
    Bleiberecht nach 5 Jahren Aufenthalt, Recht auf Einbürgerung nach 8, Wahlrecht ab 16.
    Neben dem Proletariat gibt es schließlich auch ein Subproletariat das auch leben will, und vom kleinen Glück in der Shisha Bar, der Villa am Wannsee und dem 3er BMW oder AMG SLK nicht nur träumt, sondern teilweise auch lebt.

  10. Alreech am Oktober 29th, 2020 9:44 pm

    Und dieses Subproletariat ist die neue Wählerschaft die entwurzelt und formbar ist, und die man mit Wohlfahrtsleistungen ködern kann.

  11. GrooveX am Oktober 30th, 2020 6:11 am

    was ist nochmal der unterschied zwischen links und reaktionär?

  12. bentux am Oktober 30th, 2020 7:26 am

    >GSG 9 mit Fototermin und Pralinen.
    Wie die Zeiten sich ändern. Es geht also mehr so nach dieser Satire: https://youtu.be/RSUq4VfWfjE
    Wundert mich nicht das Sie dann auf der suche nach Ihren Waffen sind: https://unsere-waffen.de/
    (Etwas falscher Tonfall, ansonsten ganz gut gemacht von der Künstlergruppe.)

  13. Wolf-Dieter Busch am Oktober 31st, 2020 10:23 am

    @Trittbrettschreiber am Oktober 29th, 2020 10:55 am

    Thema Bier siehe hier:

    https://wolf-busch.lima-city.de/html/Tagebuch/2017/Pionierbier.htm

  14. BEX am November 1st, 2020 9:57 pm

    Hallo Burks,

    in deinen Beiträgen die Ablehnung des Begriffs „Klima“ immer wieder mal als Motiv auf. Auch im Zusammenhang mit Greta Thunberg hattest du dich mal ähnlich geäußert, wenn ich mich recht erinnere. Bist du der Auffassung, dass die Linke sich nicht dazu äußern sollte, weil es nicht ihr Kerngeschäft sei, oder weil der Klimawandel generell kein Problem darstelle? Vielleicht auch ganz andere Gründe? Vielen Dank und schöne Grüße nach Berlin.

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