Big Five [Update][2. Update]

trump biden

„… die Menschen urtheilen im allgemeinen mehr nach den Augen als nach den Händen, weil zu sehen jedem gegeben ist, einzusehen nur wenigen. „(Niccoló Machiavelli)

Aus machiavellischer Sicht hat Trump während der „Diskussion“ mit seinem Konkurrenten Biden alles richtig gemacht. Es geht bekanntlich nicht um Inhalte – das sehen nur Journalisten so. Und damit liegen sie komplett falsch.

Es geht um Attitude, um physische Präsenz in den Medien, um die Fähigkeit, die Interessen der herrschenden Klasse zu vertreten. Wenn Trump pöbelte, beweist er genau das. Wenn interessieren denn Lügen von Politikern? Ich erwarte doch nicht, dass so jemand mir etwas Gutes, Schönes und Wahres erzählt! Das erwarte ich noch nicht einmal von Pfaffen.

Jemand ist geeignet zu führen, wenn er fünf Kernkompetenzen beweist („Big Five“): Er muss
1. emotional stabil erscheinen,
2. er muss extrovertiert sein – kontaktfreudig, kommunikativ sein und Initiative zeigen,
3. er muss offen gegenüber neuen Situationen sein,
4. er musst kooperativ sein und Untergeordnete integrieren können, und er muss
5. seine Aufgaben verbissen und komplett erledigen.

Es geht nicht um das, was Trump ist, sondern um das, von dem die Wähler glauben, dass er sei. Trump kam schon immer viel authentischer, also glaubwürdiger rüber, gerade weil er oft Unsinn erzählt oder sich selbst widerspricht. Die Wähler honorieren das mehr als auswendig gelernte hohle Textbausteine. Es scheint mir zweifelhaft, ob Biden mehr „Big Five“ verkörpert als Trump.

Die moderne Staatsgewalt ist nur ein Ausschuss, der die gemeinschaftlichen Geschäfte der ganzen Kapitalistenklasse verwaltet.“ (Karl Marx)

Be der anstehenden Wahl des US-Präsidenten wird derjenige gewinnen, dem es gelingt, die Leute zu motivieren. Die Anhänger Bidens wollen ihn nur als kleineres Übel, nicht weil er für irgendwas stünde. Daher neige ich zu der Annahme – wie ich schon mehrfach schrieb -, dass Trump gewinnen wird.

Trump tönte vor der letzten Wahl gegen „die Eliten“ und gab damit denjenigen eine Stimme, die sich vom „System“ abgehängt fühlten, etwas, was auch die Aufgabe der deutschen Linken wäre, bei der sie aber ein Totalausfall ist. Man ist lieber politisch total k*o*r*r*r*e*k*t, angepasst und „regierungsfähig“. Damit kann man keinen Blumentopf gewinnen, nicht bei den Menschen, die am Kapitalismus verzweifeln.

Es gibt eine Unbekannte: Die Sympathisanten Bernie Sanders‘ mochten damals Hillary Clinton genausowenig wie den unterschätzten Trump. Man weiß nicht, ob diese demokratischen Wähler zu Hause bleiben oder für den uncharismatischen und langweiligen Biden stimmen, nur um Trump loszuwerden.

[Update] Trump ist positiv getestet worden. Das macht die Vorhersage leichter. Wenn die Krankheit nicht bei ihm ausbricht oder wenn er nur leichte Symptome zeigt und genest oder wenn es ihm wie Johnson und Bolnisario ergeht, wird er ohnehin die Wahl gewinnen. Wenn er aber schwer erkrankt oder gar stirbt, dann wird es interessant.

[2. Update] Dank an den edlen Spender Ch. G.!

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Kommentare

7 Kommentare zu “Big Five [Update][2. Update]”

  1. Wolf-Dieter Busch am Oktober 1st, 2020 11:24 pm

    Mögen die Trump-Gegner den Spruch von Macchiavelli auch auf Trump anwenden: mag sein Auftreten auch schauderhaft sein – er hat keinen Begrüßungskrieg vom Zaun gebrochen wie diverse Vorgänger, und er hat Wahlversprechen eingehalten anders als diverse Vorgänger. Ich denk, das Volk wird das honorieren.

    Trumps „Eliten“ dürfte der Sumpf um Clinton sein. Und das muss man ihm lassen: er hat augenscheinlich Hausmacht genug, um gegen die anzustinken. Er ist nicht gekennedyt worden.

  2. MH am Oktober 2nd, 2020 8:18 am

    Sehe ich ähnlich. Ist spannend zu sehen wie Trump das macht.
    Warum aber immer diese unpassenden marxistischen Einschübe („[…]um die Fähigkeit, die Interessen der herrschenden Klasse zu vertreten“)?
    Damit man zeigt, dass man vor mehr als 30 Jahren (grob geschätzt) ein paar Seminare dazu belegt hat und sich seitdem zwar fleißig weiterbildet (großes Latinum), aber doch ständig nur bemüht ist zu belegen, wie dumm und unwissend doch die Anderen sind?
    Wer oder was ist denn den herrschende Klasse in den USA? Sind die Medien Teil davon? Wurde Bernie Sanders nicht Kandidat weil er gegen die Interessen dieser Klasse agiert? Wie läuft das alles genau ab?

    Die Funktionsweise und Anomalien von Märkten und Institutionen zu verstehen ist kein leichtes Unterfangen, aber immerhin wird da Ross und Reiter transparent benannt und nicht mit Begrifflichkeiten eines Theoretikers aus dem 19. Jhd hantiert, die längst überholt sind. In der Naturwissenschaft argumentieren wir ja auch nicht auf Basis von Archimedes. Ich werde es nicht mehr verstehen (und wohl erst recht nicht ändern) :D

  3. flurdab am Oktober 2nd, 2020 9:04 am

    Spielt das für uns eine Rolle wer den Präsidenten in den USA darstellt?
    Und wo ist meine fucking Wahlbenachrichtigung.
    Ach ich darf gar nicht wählen?

    Ich denke auch das Trump seine zweite Amtszeit bekommt, wer wählt schon einen toten Gaul.
    Trump überfordert seine Wähler nicht, da ist nichts mit „Haltung und Moral“, er verhält sich wie ein ganz normaler Mensch der versucht in einer zunehmend seltsamer werdenden Gesellschaft durch zu kommen. Quasi Tony Soprano.

    Interessant ist ja die Frage warum die Sanders- Anhänger sich immer noch bei den Demokraten tummeln. Haben die nie Erich Kästner gelesen?

    Ansonsten verstört mich das du Söder als nächsten Bundeskanzler heran unkst.
    Da passen die von Dir aufgezählten „Skils“.

  4. ... der Trittbrettschreiber am Oktober 2nd, 2020 10:21 am

    Als Mnemotechniker für unbefriedigte FührungskräftInnen steige ich voll auf den Akronymtrend auf und proklamiere die „Big Six“:
    S = Stable (emotional too)
    C = Contactable (anytime for his/her guys m/w/d/u)
    O = Open (the world, the sun and the beach)
    N = News affiliated
    T = Target orientated
    O = den Obulus für sich selbst nicht vergessen

    SKONTO, der Begriff aus dem Zahlungsverkehr – eine Brücke nicht nur für Esel.

    Das gibt wieder goldene Lullizertifikate für das Managerbüro. Je suis SKONTO… par excellence…

  5. flurdab am Oktober 2nd, 2020 3:41 pm

    Warum sollte Trump an Covid- 19 sterben?
    Der kann seine Behandlung selbst bezahlen wesswegen das Sterberisiko durch das Anhängen an eine Beatmungsmaschine tendenziell gegen 0 geht.
    Man darf nicht vergessen das ein Beatmungsbett in den USA deutlich besser bezahlt wurde als ein Bett ohne Beatmung. Da sollen viele für den Profit der Shareholder verstorben sein.

    Ob die Schwarzen und Latinos bereits vergessen haben wer für die Verschärfung des Strafrechts unter Clinton gesorgt hat.
    Es war nicht Trump.

  6. Godwin am Oktober 3rd, 2020 8:18 am

    Test

  7. ... der Trittbrettschreiber am Oktober 4th, 2020 9:36 am

    @Godwin

    …mit Auszeichnung bestanden! So muss ein Wortbeitrag, ein Argument, eine Meinungsäußerung heute sein. Für alles andere ist einfach keine Zeit.
    Ich habe versucht, mir diesbezüglich Gedanken zu machen und möchte mich hier ausdrücklich blamieren:
    Wenn die Zeit für Worte im Jugendstil nicht mehr vorhanden ist, treten Formeln, Abkürzugen und Akronyme an die Stelle der Texte; kurze knappe Infos mit mehr oder weniger machtvoller Wirkgewalt. Es ist wie der Einsatz von Waffen, wenn das Reden, das Ringen um Erkenntnis, Wahrheit oder Konsens von „Stich“-Worten niedergemacht wird, hat der Krieg bereits einen Fuß in die Welt der Verben, der Prosa und der Reime gesetzt.

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