Helfen Sie Politik und Wirtschaft!

vda broschüre
Screenshots: Jahresbericht 2018 VDA

Wer möchte wissen, wo in naher Zukunft Kriege ausbrechen und geführt werden, wo Invasionen zu erwarten sind, wo rechte Putsche, wo Umstürze von Regierungen? Oder besser: Wer sollte das wissen? Wer denkt, es sei naheliegend, die Geheimdienste zu nennen, irrt. Die handeln im Auftrag. Wer aber beauftragt die Auftraggeber?

Fragen wir doch das Kapital. Das besteht aus diversen Interessengruppen, die untereinander nicht immer einig sind, wie schon in der Weimarerer Republik, die aber immer zusammenhalten – man hat den richtigen Klasseninstinkt -, wenn es um den langfristigen Profit geht. Fragen wir also, wo die Rohstoffe sind, die den Gewinn der Zukunft garantieren.

[In der aktuellen „Konkret“ las ich einen Artikel von Peter Schadt „Ein Blick in Gegenwart und Zukunft der deutschen Automobilindustrie“. Schadt ist Gewerkschaftsfunktionär, argumentiert seriös marxistisch und kennt sich mit der Autoindustrie aus.]

Ich habe mir im Zuge des Quellenstudiums den interessanten Jahresbericht 2018 des Verbandes der deutschen Automobilindustrie (VDA) durchgelesen (der schon 1901 gegründet wurde, also auch die Zeit des Nationalsozialismus gut überstanden hat). Ab Seite 35 wird es spannend.

vda broschüre

Das ist erfreulich klar und eindeutig.

Kobalt: Die wichtigsten Erzlagerstätten sind in der Demokratischen Republik Kongo und in Sambia, außerdem in Kanada, Marokko, Kuba, Russland, Australien und den USA.
– Die Demokratischen Republik Kongo ist eines der ärmsten und korruptesten Länder der Welt – es herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Invasion oder ein Putsch nicht nötig, korrupte Warlords reichen aus. Sambia enthält „Entwicklungshilfe“ von Deutschland, orientiert sich aber zusehends nach China. (Die Chinesen haben gewöhnlich einen Plan und wissen, was sie tun.)

Lithium: Die größten Lithium-Vorkommen sind im sogenannten „Lithium-Dreieck“ zwischen Bolivien, Argentinien und Chile.
– In Bolivien hat ein rechter Putsch schon stattgefunden, u.a. weil die linke Regierung unter Morales den Lithium-Abbau selbst in die Hand nehmen wollte. Argentinien steht kurz vor dem Staatsbankrott und wird sich jedem Diktat des internationalen Kapitals und des IWF beugen. In Chile ist schon ein neoliberaler Präsident an der Macht, der selbst Milliardär ist, ein Putsch ist nicht mehr nötig.

Nickel: Die wichtigsten Vorkommen finden sich in Kanada (Sudbury-Becken), Neukaledonien, Russland (Norilsk und Halbinsel Kola), Australien (Queensland) und Kuba.
– Kuba ist also in Gefahr wegen der Kobalt- und Lithium-Vorkommen. Das Land wird entweder ausgehungert werden oder sich irgendwann an China wenden – und dafür einen hohen Preis zahlen.

Graphit: Abgebaut wird Graphit vor allem in der Volksrepublik China, Korea, Madagaskar, Simbabwe, Brasilien und Indien.
– Madagaskar ist ein failed state. Die Verschuldung ist mittlerweile bei rund der Hälfte der Wirtschaftsleistung. Simbabwe ist eines der ärmsten Länder der Welt, 2017 gab es einen Militärputsch. Die Junta hat gute und langfristige Verbindungen zu China. (Ceterum censeo: Die Chinesen haben gewöhnlich einen Plan und wissen, was sie tun.)

Seltene Erden: Die größten Vorkommen befinden sich in China in der Inneren Mongolei – China hat fast das Monopol. Das bislang größte bekannte Vorkommen außerhalb Chinas mit mindestens 1,4 Millionen verwertbaren Tonnen ist Mount Weld in West-Australien.

Fazit: Die VR China sitzt am längeren Hebel. Da kann die deutsche Autoindustrie noch und nöcher dazu aufrufen, „Politik und Wirtschaft“ zu helfen – das wird nicht viel nützen. Ich ahne nur, dass die Propaganda in deutschen Medien gegen China genauso zunehmen wird wie der Bedarf der oben erwähnten Rohstoffe.

image_pdfimage_print

Kommentare

9 Kommentare zu “Helfen Sie Politik und Wirtschaft!”

  1. flurdab am August 30th, 2020 11:37 am

    Habe ich schon auf die ARTE- Doku- Reihe hingewiesen, mit dem Titel:
    Pures Silber- wie China zur Weltmacht wurde

    Da kann man eine Menge über das Selbstverständnis der Kinesen lernen.

    https://www.youtube.com/watch?v=PmJcmDYeRxk

    Man stelle sich vor man hätte eine 30000 jährige Kultur, da erscheint unsere Geschichte als Eintagsfliege.

  2. Roland B. am August 30th, 2020 1:13 pm

    Wenn China eine 30000-jährige Kultur angerechnet wird, dann haben wir die aber auch! Schließlich wurden die ersten Musikinstrumente so ungefähr damals von einem Proto-Schwaben geschnitzt.

    Oder hat sich da eine Null eingeschlichen?

    Mit Vergleichen, die deutsche Geschichte und irgendetwas mit Fliegen enthalten, sollte man allerdings vorsichtig sein, da hat sich doch mal Herr Gauland bös vergriffen :-)

  3. Godwin am August 30th, 2020 1:59 pm

    bester Artikel seit langem

    Da die kommende Inflation ja auch eine Enteignug der sog. (Klein-)Sparer bedeutet, wäre also die Frage, worin man seinen Notgroschen investieren sollte, um in 10-20 Jahren nicht völlig von der Hand in den Mund leben zu müssen?
    Revolution und Grundeinkommen wird es mit den aktuellen Parteien in Deutschland nicht geben

  4. bentux am August 30th, 2020 2:44 pm

    Wie? Jetzt schon? Sie wollen Elektromobilität und selbst fahrende TJV’s? Nun? Die Helden unserer Autoindustrie? https://www.presseportal.de/pm/135256/4688211
    Der Zug ist abgefahren, die Elektroautos kommen uns genauso teuer wie das andere Geraffel. https://www.greenpeace.org/international/story/13968/we-dont-just-need-electric-cars-we-need-fewer-cars/
    Umdenken ist angesagt. :-)
    Die Beschäftigungstherapie ist vorbei!

  5. bentux am August 30th, 2020 2:49 pm

    Das mit den 30000 Jahren legt sich auch wieder. Ein paar Jahre Mao und die Sache ist gegessen. Einfach mal die Klötzchenbauer aus Afrika anschauen. Mit den Pyramiden und dem nachgemachten Wackeldackel, mit der kaputten Nase. Was da nun Phantastisches draus geworden ist. Dann Babylon, Maya, Perser, Azteken. Kultur ist auch nicht alles. Bei China von Kultur zu sprechen und dann die Wirtschaft dazu zu nehmen ist ein bisschen … naiv.
    Die sind nun auf einen neuen Trip und wollen auch jeder sein Häuschen im Grünen, einen Wagen plus das Smarte Dingensda. Dazu muss China noch etwas anderes aufholen: https://www.globalfirepower.com/defense-spending-budget.asp Seine Provinzen auf die Parteilinie bringen und Taiwan wieder Heim ins Reich holen. Das Geraffel muss natürlich alles finanziert und gesichert werden. https://youtu.be/Xz42BrlkBD8 Die Chinesen scheinen sich nun etwas mehr Ihre(rm) Wert(e) bewusst zu werden und der sparsame Rest der Welt hat das nun mal gerne so mitgenommen. Nur leider gibt es so etwas wie einen freien Lunch, nicht. Wir werden die Rechnung präsentiert bekommen. Aber es sollte nicht so das Problem sein, die ganzen Sachen wieder selbst zu bauen. Wenn es in China zu teuer oder nicht mehr politisch opportun wird. Wir haben ja das ganze Wissen und dank unserer Elite Unies wird das kein Problem sein.

  6. Keinkölner am August 31st, 2020 7:44 am

    China sitzt am längerem Hebel, weil dort langfristig gedacht und Politik zum eigenem Nutzen gemacht wird.
    Das ist in der westlichen Welt, speziell in der BRD, scheinbar nicht mehr gewollt.
    Europa hat schon lange fertig und wird mittels irgendwelcher „Krisen“, aktuell einer Art Grippe, durch das Drucken von bedrucktem Papier am Leben gehalten.
    Mutti zahlt und „Wir“ schämen uns alle für alles und retten die Welt!
    Elektroautos wird es ohnehin nur für „Reiche“ geben.
    „Wir“ fahren mehr Rad, wie früher die Chinesen…

  7. Jim am August 31st, 2020 7:45 pm

    @Düsseldorfer
    Du nennst Angela Merkel „Mutti“? Echt jetzt?

  8. flurdab am September 1st, 2020 7:30 am

    OK, ist tatsächlich eine 0 zuviel.
    Aber auch mit nur 3000 Jahren ununterbrochener Kultur halten sich die Kinesen für den Mittelpunkt der Welt.
    Da hat auch Mao nichts dran geändert.
    Der Kinese verlagert gerade Teile der einfachen Produktion nach Afrika, ist billiger.

  9. Viva la izquierda boliviana! : Burks' Blog – in dubio pro contra am Oktober 20th, 2020 5:15 pm

    […] Zum Erinnern: Die größten Lithium-Vorkommen sind im sogenannten “Lithium-Dreieck” zwischen Bolivien, Argentinien und Chile. Mal sehen, ob die Nachfolger des Präsidenten Morales das bolivianisch-deutsche Joint Venture zur Lithium-Gewinnung wiederaufnehmen. Das deutsche Kapital bekäme damit einen Zugang zu dem Rohstoff, der u.a. für Batterien gebraucht wird. […]

Schreibe einen Kommentar