Fuck Salām oder: Gangs of Germany

gang of new york

Don Alphonso schreibt in der FAZ über „Das regierungsfreundliche GibGeldDuOpfa der Medien in der Provinz“. Sehr gut, sehr lesenswert, alles ist korrekt benannt, insbesondere die Rolle der Medien. Ich stimme trotzdem nicht zu, wenn es um die Konsequenzen geht. By the way: Wie sah denn das Einwanderungsland USA früher aus? (vgl. Foto)

(Das liegt auch daran, dass ich nach einer 12-stündigen Nachtschicht in einem Problemkiez Berlins gerade aufgestanden bin und gefrühstückt haben und in einer Stunde schon zur nächsten muss. Ich habe einfach nicht so viel Zeit wie Kleinbürger und Couponschneider. Ihr dürft mich gern temporär Proletarier nennen, obwohl ich vermutlich keiner bin, aber im Gegensatz zu 95 Prozent aller Leute, die das Internet vollschreiben oder sonst was mit Medien machen, kenne ich genug waschechte Proletarier, um zu wissen, was die so denken und tun.)

Anders als Don Alphonso erkläre ich Verhalten (oder auch Religion) als versuchtes Anpassen an die Umstände. Was ist effektiv und was nicht? Warum sollte ich arbeiten, wenn es auch anders geht? Warum sollte ich mich gewaltfrei durchsetzen, wenn Gewalt viel effektiver ist? Das Kleinbürgertum kommt nie weiter als bis zur Moral und zum Lamentieren, dass jemand etwas „Falsches“ tut oder sagt. Lieber Don, es kommen keine Leute, die sich ausbilden lassen wollen (das ist die Minderheit), sondern es kommt die industrielle Reservearmee. Das ist so gewollt und nützt dem Kapital auf lange Sicht, nicht jedoch dem ländlichen Kleinbürger. Das war noch nie anders.

„Urbane Eliten“ ist übrigens für mich ein Synonym für Spießbürger, die vegan essen, wissen, was „queer“ bedeutet (meine Eltern, die noch leben, wissen das nicht), und die trotzdem, wenn es die Situation gefühlt erforderte, sehr schnell bei einer NSDAP light, revisited landen könnten, auch wenn sie sich „alternativ“ dünken. Ich traue dieser Hipster-Mischpoke nicht über den Weg. Das sehe ich noch „härter“ als Don Alphonso.

Erst kommt das Fressen, dann die Moral, sagte Brecht. Das gilt für Deutsche (die sich offenbar nicht ändern) und Einwanderer gleichermaßen.

Ich hatte gestern in der Rettungsstelle eine Libyer, der randalierte, das Personal beleidigte, herumbrüllte und laut „Fuck Merkel“ und „Fuck Deutschland“ rief, und, als ich ihn auf Arabisch grüßte, „fuck salam“ antwortet. Ich wusste dann: Der Kunde Patient war extrem schlecht gelaunt.

Ich bin mit ihm mit Mühe fertig geworden. Einer der vier Polizisten, die in Eile (Codewort für „es muss wirklich schnell gehen und bitte mit Blaulicht“) kamen, sprach Arabisch und beruhigte ihn. Auch das ist ein Service des von Don Alphonso gehassten Berlin: Polizisten, die den Übeltätern mit kosmopolitischer Attitude kommen. Die ließen sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als er sie mit „Fuck Polizei“ ansprach. War großes Theater, wofür man anderenorts Eintritt zahlen müsste. Darüber könnte man jetzt sehr viel schreiben, aber ich muss arbeiten….

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Kommentare

12 Kommentare zu “Fuck Salām oder: Gangs of Germany”

  1. Wat. am September 8th, 2016 5:42 pm

    Falls es Dich interessiert @burks:

    Bist Du bei einer kommunalen Klinik angestellt, bist Du unproduktiver Lohnarbeiter; kein Prolet(arier).
    Bist Du bei einer privaten Klinik angestellt, bist Du Prolet(arier).

    Den produktiven Lohnarbeiter (nichts anderes ist der Proletarier für das Kapital) könnten wir jetzt noch weiter ‚unterteilen‘ – in den direkt produktiven und den indirekt produktiven…
    … egal, letztendlich sind beide Proletarier.

    Nach Marx wärest Du also, vorausgesetzt die Security ist privat ‚outgesorced‘, Proletarier.
    … als Angestellter der Kommune oder eines kommunalen Trägers bist Du das nicht; auch nicht temporär.

    Sorry for this ;)

  2. admin am September 9th, 2016 4:49 am

    Ich bin bei einer Sicherheitsfirma angestellt.

  3. ... der Trittbrettschreiber am September 9th, 2016 8:28 am

    Das Leben offline hat seine Realitäten. Welche gefallen Dir besser?

    btw welche Grundhaltung hast Du in diesem Job, welches Menschenbild? Woher diese Souveränität und Ruhe? Das horrende Gehalt kann nicht der einzige Grund sein.

    Ja []
    Nein []

    …bitte ankreuzen.

  4. Wat. am September 9th, 2016 8:54 am

    … also Proletarier wie ich.

  5. andreas am September 9th, 2016 12:19 pm

    Ich weiß nicht, die Aufregerei über diverse Hanswurstigkeiten ist gut, schön, gar Tradition. Vielleicht steht mir nicht zu Deine Definitionen der verschiedenen Daseinsformen zuweilen anstrengend zu finden. Statt das jedoch endlos fortzuführen schlage ich vor Deine zahlreichen Erfahrungen mit Deiner schriftlichen Darstellungskraft zu kombinieren und hurtig ein kurzweilig, stellenweise haarsträubendes Buch über Deinen Job in einem Krankenhaus zu verfassen. Was da los ist interessiert mich brennend. Der Weg dahin, die Flucht nach Dienstende durch eine Bundeshauptstadt in der die Sonne auf oder unter geht usw.. Schröders „View from the Ground“ wär ein Kracher, da bin ich sicher.

  6. Martin Däniken am September 9th, 2016 7:08 pm

    Hauptsächlich sind wir MENSCHEN!
    Es gibt doofe,dumme und Idioten und Nervtöter.
    Es gibt kranke Gesunde und gesunde Kranke.
    Es gibt,die tun nix und wollen nur Spielen..und andere…
    Proleritarier und andere Bezeichnungen sind intelektuelles Taschenbillard!Bezeichnungen ,
    die ausserhalb gewisser Gehirnschwurbelkreis wie gelbe Telefonhäuschen wirken
    -seltsam und inhaltslos/unbelebbar…und im Gegensatz zu den Zellen erwecken diese Definitionen keinerlei positive Gefühle!

  7. ... der Trittbrettschreiber am September 10th, 2016 10:17 am

    @Martin Däniken

    … und die, die Burks‘ Küche besuchen, nach Nudeln und Erbsen und das alles gekocht – die wollen nur spülen.

  8. Michael am September 10th, 2016 2:36 pm

    Aber eins muß man den Gangs Of New York lassen: Das waren noch Zeiten, als man mit Zylinder, Jacket, elegantem Gehstock und Tweedhosen zur Massenschlägerei antrat. :)

  9. Martin Däniken am September 10th, 2016 10:15 pm

    Die Sachen waren mit Stroh gepolstert,Eisenketten wurden als Schutz in der Kleidung eingearbeitet..
    Rasierklingen am Revers als Greifprevention usw
    Also war es funktionelle Arbeitskleidung!

  10. ... der Trittbrettschreiber am September 11th, 2016 10:56 am

    @Martin Däniken

    hättest Du da auch einen Link zu einer historischen
    PPE-Norm?

    …Ketten , eingearbeitet …. kenne ich nur von westfälischen Ehemänner-Nachthemden.

  11. blu_frisbee am September 11th, 2016 5:07 pm

    Diego Fusaro über Flüchtlinge
    https://www.youtube.com/watch?v=KVwidr5g5oQ

  12. Martin Däniken am September 11th, 2016 5:32 pm

    eine Quelle ist „Gangs of New York“ selbst-die Buchvorlage,dann habe ich das ein oder andere über Liverpooler/Glasgower Thugs aufgeschnappt…Ketten waren in Jackenärmel eingearbeitet gegen Schnittwaffen,Rasierklingen unter dem Revers/Kragen um das Ergreifen derselben zuverhindern..meist Vorbereitung für Headbutt. siehe auch bei donrearic.com rumänische Strassengangs-die Länder sind anders,aber Schläger/Gangstermethoden aber eher selten!!!

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