Lebenszeichen oder: Ein Recht auf eine zweite Chance

„DAß eine produktion möglich ist, in der wenigstens über Banken und Großkonzerne nicht länger privatkapitalistisch verfügt werden konnte, daran hörte ich nicht auf zu glauben (…). Ich hielt fest an dem, was ich bei meinem Lehrer (..) gelernt hatte. Nämlich daß der dialektische Materialismus die Natur der Dinge selbst, beziehungsweise ihre Zusammenhänge, allein nicht erklärt. Er ist nur ein Modell, ein Arbeitsmodell, das wir uns machen, um gewisser Phänomene und Zumutungen Herr zu werden; wie die Religionen es waren, die Kirche, der Kapitalismus, das Dezimalsystem, die Kausalität. Aber eben als solches hat der Sozialismus ein Recht auf eine zweite Chance, Bedenkt man, wie viele andere Modelle immer wieder scheiterten und noch heute scheitern und trotz ihrer ungeheuren Opferzahlen immer wieder ins Geschäft gebracht wurden und werden.

Ich dachte: Es ist egal, wenn der Kapitalismus uns nach Art einen dritten Kriegs ein drittes Mal an die Wand fährt. Du wirst es nicht mehr erleben. Aber wir wurden immer weniger. (…)

’89 gaben die letzten Kommunisten, die von Hitler und Stalin am leben gelassen worden waren, ihr Experiment rechtzeitig auf. Jetzt irgendwann und nicht erst nach dem Dritten Weltkrieg würde sich die Chance ergeben, es noch einnmal und besser, damit zu versuchen. Und ein drittes Mal. Vielleicht in hundert Jahren. Daß der Kapitalismus, wenn er sich aus den ihm verdankten Massengräbern wieder erhob, immer nur wieder zum gleichen Ende kam, ungeheurer Reichtum auf der einen, wachsende Armut und Hungerlöhne auf der anderen Seite, und das selbst in den reichsten Ländern, daß sie’s am Ende doch noch begriffen, die armen Leut.'“
(Hermann Peter Piwitt: Lebenszeichen mit 14 Nothelfern, Wallstein-Verlag)

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Kommentare

One Kommentar zu “Lebenszeichen oder: Ein Recht auf eine zweite Chance”

  1. FDominicus am April 1st, 2014 10:46 am

    Sozialismus = Gewalt, Markt = Freiheit. Es ist so einfach und so unverständlich nicht wahr?

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