Piratenpartei und der tendenzielle Fall der Profitrate

Das hier schrieb ich in einer Mailingliste der Piratenpartei:

Ausser den Grünen werden uns alle anderen sowieso nicht zu sehr angreifen, weil sie ohne uns eventuell befürchten müssten, von Rot-Grün abgelöst zu werden (vgl. „Schwarz-Gelb erstmals seit zwei Jahren vor Rot-Grün„).

Das „bürgerliche“ und das „rot-grüne“ Lager haben aber jeweile keine eigene Mehrheit auf Bundesebene, so dass alles auf eine grosse Koalition hinausläuft.

Die taz ist die „Parteitzeitung“ der grünen Milieus. Focus und die FAZ sind die gefühlten „Parteizeitungen“ der Rechten. Der Spiegel wird immer die FDP über Gebühr hofieren (Augstein hat ja sogar mal für die kandididert). Die Rundfunk- und wasweissich für Räte in den Anstalten sind eh fest in den Händen der Journalisten mit Parteibuch. (Und Heise online ist die Parteizeitung der Piraten SCNR.)

Es braucht keine direkten Eingriffe – Medien müssen auch ihre Leserschaft bedienen.

By the way: Wenn Lafontaine stürbe, wäre der Weg frei für eine Vereinigung von SPD und der so genannten Linken – die West-Linken stammen ja weitgehend aus der WASG, also ehemaligen SPDlern. Die Linke stirbt eh bald an Überalterung, und die jungen Linken werden entweder bei drn Grünen oder Piraten landen.

Was mir persönlich am meisten Bauchschmerzen bereitet ist die Tatsache, dass die Piraten auf absehbare Zeit keine realistischen Ideen zur Wirtschaft haben werden oder nur naives oder marktliberales Gefasel (kein Wunder bei den vielen Ex-FDPlern in der Partei).

Die Piraten müssten schon den Kapitalismus frontal angreifen bzw. in Frage stellen, um die Verarmung des unteren Drittels der Gesellschaft zu erklären und noch ein paar anderen Dinge, also Ökonomie anders interpretieren als den Wetterbericht, wie es in den Medien üblich ist (oder will hier jemand wissen, was der tendenzielle Fall der Profitrate ist? SCNR). Werden sie aber nicht tun…

Die Piratenpartei wird langfristig weiter nach „rechts“ in Richtung der hoffentlich bald ehemaligen FDP rücken. Das ist jedenfall meine Prognose.

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Kommentare

11 Kommentare zu “Piratenpartei und der tendenzielle Fall der Profitrate”

  1. Äl am April 8th, 2012 12:59 pm

    Den Verdacht habe ich auch. Vor allem, weil die Piratenpartei für den Großteil der ehemaligen Freien Demokraten zum Auffangbecken wird, sollte sich die Partei tatsächlich auflösen. Der Grundstock ist schon gelegt, betrachtet man sich Aussagen wie jene, dass die Piraten sich mit Forderungen profilierten, die eigentlich die Ursuppe der FDP seien.

  2. flatter am April 8th, 2012 1:01 pm

    „Die jungen Linken werden entweder bei d(e)n Grünen oder Piraten landen“?
    Kapriziöse Einschätzung. Links und Grün, das sind doch längst Antagonismen. Und ob Links mit den Piraten geht, das wird sehr davon abhängen, in welche Richtung sich die entwickeln.
    Lass die Piraten aber erst mal 5 Jahre ohne Implosion überstehen, vorher finde ich diese Spekulationen höchst … spekulativ ;-)
    Die abschließende Prognose würde ich sonst leider teilen.

  3. Christopher am April 8th, 2012 1:02 pm

    … man sollte sich wirklich öfter mal mit dem Thema „Paprikakoalition“ beschäftigen.

  4. yuri am April 8th, 2012 4:28 pm

    „Die Piratenpartei wird langfristig weiter nach “rechts” in Richtung der hoffentlich bald ehemaligen FDP rücken. Das ist jedenfall meine Prognose.“

    Wollen wir hoffen, dass Du recht behaelst. Dann musste nur noch lernen, dass das Gegenteil von Links nicht Rechts ist, sondern „klassisch liberal“.

    Die NPD und „Die Linke“ haben doch ein Deckungsgeleiches Wirtschaftsprogramm. Da schenken sich die roten und braunen Sozialisten nichts.

  5. phese am April 8th, 2012 4:37 pm

    die piratenpartei klaut den drei ultralinken parteien die stimmen, und das in unserem sowiesoschon linkslastigen parteienspektrum.
    den kaptalismus angreifen…wach endlich auf, anstatt an deinem ast zu sägen. oder fliegen die studentinnen immer noch auf dieses gefasel?

  6. Patrix am April 8th, 2012 10:20 pm

    Sobald die Piratenpartei merkt, dass liberale Politik die logische Fortsetzung ihrer Forderungen bezüglich Urheberrecht, Kommunikation, Privatsphäre etc. ist, wird sie sich erfolgreich als dritte Kraft etablieren können (zulasten von FDP und Grünen). Sollte sie das nicht schaffen, wird sie in wenigen Jahren wieder von der Bildfläche verschwunden sein.

  7. Jan am April 8th, 2012 11:10 pm

    Die die Kritik „keine realistischen Ideen zur Wirtschaft“ zu haben ist nicht unberechtigt, aber ich würde von den Piraten kein fertiges Alternativprogramm zu Kapitalismus erwarten – wenn es so etwas gäbe wären wir längst soweit. Glaubst du, dass sich bei den Piraten mehrheitlich tatsächlich eine Kapitalismusfreundliche Wirtschaftspolitik á la FDP durchsetzen wird? Dass das herrschende Wirtschaftsmodell aufgrund der zu hohen Produktivität nicht mehr dazu geeignet ist, die Wirtschaft unter Einbeziehung aller Menschen am Laufen zu halten, hat sich doch inzwischen selbst bis zur FAZ herumgesprochen. Bei den Piraten gibt es doch genügend, die sich mit Automatisierung auskennen. Ist der kleine Gedankenschritt, dass dadurch im jetzigen System immer weniger Menschen genügend Mehrwehrt schaffen können, tatsächlich so schwierig?

  8. admin am April 8th, 2012 11:58 pm

    Jan, ich bringe es nur gern auf den Punkt, damit sich Leute Gedanken machen…ich halte die Piraten für planlos links :-) Deswegen bin ich ja Mitglied.

  9. hartmut am April 9th, 2012 1:51 am

    „ich halte die Piraten für planlos links :-) Deswegen bin ich ja Mitglied.“

    Nun, ich halte die Linkspartei, sehr im gegensatz zu ihrem Namen, für planlos links, weswegen ich dort Mitglied bin.

    Schon vor dem ersten Erfolg der Piraten in berlin notierte ich meinen Horror:

    Merkel 33 %, FDP (wer, ist egal, die sind gesichtslos!) 5,5 %, SPD (siehe FDP) 23 %, Grüne (siehe FDP) 6 %, Linkspartei (Lafontaine) 4,9 %, Piraten 4,9 %, sonstige etcetc… Wahlbeteiligung ca 66 %, und man möge sich ausrechnen, mit welcher Minderheit Merkel dannweiterstapfen darf…

    Wenn Wahlen etwas ändern würden…jaja, ich weiß, ich bin ja nicht blöde. Und eine rot-rot-grün-piratige Koalition würde auch nicht aus der Nato austreten aka den Kapitalismus abschaffen (wer das hofft, sollte die Drogen absetzen oder zumindest seinen Dealer wechseln).

    Also: ich warte schmirgelnd ab angesichts der Piraten. Die affirmative Bürgerlichkeit ist dort m.E. noch stärker als damals bei Gründung der Grünen. burks dürfte dem ausschlußverfahren gelassen entgegen sehen. Denn Typen wie Du, burks, machen die Piratenpartei nicht gerade „regierungsfähig“…

  10. Temnitzbiber am April 9th, 2012 11:51 am

    An eine neue SED (Zusammenschluß von KPD bzw. „Linke“ und SPD) glaube ich kurzfristig nicht. Die WASG ist eine Abspaltung der SPD, erfolgt wegen Hartz IV. Erstmal müsste die SPD also der Agenda 2010 abschwören. Das werden die nicht tun. Andere Identifikationspunkte oder Alleinstellungsmerkmale der „Linken“ sind „Raus aus Afghanistan“ und „Keine Rente mit 67“. Das sind alles ganz emotionale NEIN!-„Argumente“, die stehen wie die Berliner Mauer, selbst wenn kein Bundeswehrangehöriger mehr am Hindukusch steht. Will sagen: Der Haß auf die Sozi-Führer sitzt tief, im Westen noch mehr als im Osten. Nach Lafontaines Abgang wird „Die Linke“ als Partei weitermachen und den Weg der FDP einschlagen, schon aus demografischen Gründen. Einige ihrer Ost-Vertreter mit Regierungserfahrung werden sich vielleicht der SPD anbiedern (Brandenburgs Wirtschaftsminister und Vattenfall-Lobbiist Christoffers z.B.), aber die Masse speziell im Westen wird ihren Haß auf die SPD nicht mehr los. Interessant wird nur die junge Generation. Und da werden die einen, denen es um „öko“ geht, eben zu den Grünen, die mehr spassorientierten zu den Piraten und die Karierregeilen eben zur SPD gehen – es sei denn, die SPD entwickelt mal wieder Inhalte.

  11. Wolf-Dieter am April 11th, 2012 10:48 pm

    Von der Genese her sind die Piraten liberal im Sinne von Verteidigung von Bürgerrechten bzw. bürgerlichen Freiheiten.

    Die Politische Linke lebt vom negativen Begriff der Freiheit — eher im Sinne „frei von Einkommen“.

    Vielleicht werden die Piraten auf einigen linken Themen aufreiten. Aber die Erwartung, sie seien links, ist nur absurd.

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